23 Juli 2008

Keilriemen statt Spaghetti

Bei Penny an der Reeperbahn (Foto).

Die Frau in der Schlange vor mir legt nur zwei Produkte aufs Laufband: diverse Packungen Spaghetti und einige Liter Milch. Nach dem Nudelscan ruft sie plötzlich: „Halt!“.

Sie will lieber erst mal schauen, ob überhaupt ihr Geld reicht. Eindringlich und umständlich investigiert sie ihre Börse. „Ich habe zehn Euro“, sagt sie dann zur Kassenfrau. „Und einen im Wagen.“

Nicht nur das exakte Wissen über ihr im Auto deponiertes Vermögen erstaunt. Entweder sie hat nur zufällig nicht mehr dabei als volle elf Euro; oder sie ist zwar zum Auffüllen der Nahrungsvorräte zu abgebrannt, fährt aber aus Gründen wohlgesetzter Priorität noch immer trotzig Auto – Motoren- statt Olivenöl, Keilriemen statt Spaghetti.

Allerdings bleibt das letztlich ungeklärt. Nudeln und Milch kosten sie am Ende genau 9,92 Euro. Sie muss nicht mal raus zum Handschuhfach.

Übrigens darf beim momentanen Spritpreis derjenige am höchsten frohlocken, der sich gar kein Auto leisten kann.


12 Kommentare:

  1. …und einen im Einkaufswagen!

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  2. Ja, den hat sie glatt mitzuzählen vergessen. Die Lage war also gar nicht bedrohlich.

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  3. Oute ich mich jetzt als komplette Besserwisserin und Spielverderberin, wenn ich darauf hinweise, dass vermutlich ein Einkaufswagen gemeint ist? Oder war das der Witz?

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  4. Nein, kein Witz: Ich Schneckendenker habe einfach die ganze Geschichte komplett missverstanden und muss Ihnen fürs Aufdiesprüngehelfen ausdrücklich danken!

    Die Frau fährt gar kein Auto, sondern nur Einkaufswagen – und gehört somit zu den Glücklichen, die sich keins leisten können.

    Und ich schäme mich.

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  5. Also ich Unglücklicher werde derzeit entweder im Daimler oder im Audi transportiert.

    In beiden Ablagen habe ich jeweils 1 € deponiert und zwar explizit für den Einkaufswagen.

    Möglicherweise sind wir nicht die Einzigen mit dieser Vorgehensweise.

    Schämen Sie sich aber ruhig trotzdem, vermutlich befand sich das Kapital zum Beobachtungszeitraum tatsächlich im EW.

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  6. Das Rätsel war leicht zu lösen. Frauen sagen immer "Auto", wenn sie den Wagen meinen.

    Außer in jenem Falle, wenn sie möchten, daß der Wagen vorgefahren wird. Dann erinnern sie sich an "Harry" und erwähnen das.

    Mit "Wagen" ist immer ein Kinder- oder Einkaufswagen gemeint. Wobei Ersterer auch schon mal laps "Karre" genannt wird. Jedenfalls bei Frauen. :)

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  7. Opa, ich danke für den Tröstungsversuch. Auch wenn Sie mir am Ende doch wieder einen auf den Deckel geben.

    cekado, Ihre Lebensweisheit werde ich fest im Langzeitgedächtnis verankern – und hoffe, sie irgendwann noch mal zu brauchen.

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  8. Ich wollte hier noch besonders schlau erwähnen, daß es sich bestimmt um den Einkaufswagen handelte, aber das Thema ist auch schon wieder ausgelutscht. Auf der Suche nach einem weiteren Grund für einen Kommentar bin ich noch nicht wesentlich weiter gekommen, weiß aber, daß ich in den nächsten zwei Minuten zum Kunden aufbrechen muß, somit die Zeit knapp wird, um diesem Text noch irgendeinen Sinn zu geben.

    Ne.

    Ich nenn das einfach: einen dadaistsichen Kommentar.

    Salu.

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  9. das "vermögen" im einkaufswagen muss ich in meine überlegungen immer gar nicht mehr einfließen lassen, da ich für den zweck nach wie vor ein gutes altes deutschmarkstück benutze...

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  10. Wie schön, diese Erinnerungen ;)
    Das war doch die große Stärke der Aldi-Kassiererinnen. Wenn man die gebeten hat, bitte in der Nähe von 20 Mark Bescheid zu geben, dann haben die das aus dem Kopf gemacht.

    Man hat dann die wichtigsten Produkte zuvorderst gelegt und die weniger wichtigen nach hinten.

    Wenn es mal ganz klamm war, bestand dann der Einkauf aus eben 10 Packungen von Aldis Miraculi-Ersatz.

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  11. GP, wie Sie wissen, sind mir Ihre Kommentare lieb und wert, gerade die besonders sinnlosen.

    ring2, ich war immer derjenige, der im Gang stand und persönlich zusammenrechnete und mit dem Bestand verglich. Hätte ich doch nur damals von diesen formidablen Aldiverkäuferinnen gewusst. Ach, vorbei, vorbei …

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  12. Auch diesen wunderbaren Kopfrechnerinnen sind nun von ener permanent Zwischensumme bildenden Piepselektronik abgelöst.

    Ach wie schön war doch damals noch Tante Emma. Ich habe sie geliebt. Oder hieß sie Marion?

    Egal, heute wäre elider alles, was zum Verweilen einlädt, nicht mehr angesagt. Hektik allerortens und die sinnierende Romantik des Einkaufens gibt es nur noch im Schnelldurchlauf bei Matt Wagner zu erfassen.

    Was ich damit sagen wollte? Mir gefällt der dadaistische Kommentar weiter oben.

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