29 Oktober 2006

Hauen und Stechen

Das war ja klar: St. Pauli ist erneut der brutalste Stadtteil Hamburgs. Die Zahl der Gewaltdelikte rund um Reeperbahn und Seilerstraße liegt um satte 69.600 Prozent über der des Stadtteils Nienstedten! Dort nämlich gab es im Lauf der letzten zwölf Monate nur einen, hier hingegen 697 aktenkundige Tatbestände.

Allerdings haben sich wahrscheinlich auch nur elf Leute nach Nienstedten verirrt, nach St. Pauli aber grob geschätzte zehn Millionen. Und nur 697 davon polierten Fressen oder (später zu Hause) ihre Messer. Klingt doch gar nicht mehr so schlimm.

Sicherlich hat der Kiez dieses gute Ergebnis auch der deeskalierenden Klassik zu verdanken, die im U-Bahnhof St. Pauli läuft. Heute erklang dort die hochliebliche Melodie von „Greensleeves“ in der sinfonischen Adaption von Ralph Vaughan Williams, und ich stellte mich in Lautsprechernähe, um diesem Stück friedlich hinterherzusinnieren, als mich das abgebildete Warnschild wieder brutalstmöglich in die Realität zurückzerrte.

Gefahr droht offenbar überall und immer, und mir fiel ein Vorfall wieder ein, den ich neulich bei Aldi erlebte:


Verkäuferin: rangiert mit Getöse eine Art Gabelstapler durch den Gang
Kunde säuerlich: „Sie sind aber laut.“

Verkäuferin, rot vor Wut: „Man muss doch hören, dass ich arbeite!“


Abends hat diese Frau möglicherweise – zuungunsten ihres Mannes – die Gewaltdelikte Nienstedtens verdoppelt, was das Verhältnis zu St. Pauli schlagartig auf 39.800 Prozent halbiert hätte.

Insofern wäre das sehr wünschenswert gewesen.

13 Kommentare:

  1. Ich korrigiere das Verhältnis postwendend. Mir wurde gestern mein Handy erpresserisch abgenommen :(
    Und das 15m vor der Haustür

    Später mehr

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  2. Man sollte nach Nienstedten und dort Gewaltdelikte begehen, das hilft vielleicht dem Verhältnis...
    Also der Zahlen jetzt, nicht der Stadtteile.

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  3. Daiko, das klingt beunruhigend ernst. Etwa ein echter Überfall? Hoffentlich geht es dir gut, auch mental.

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  4. Gut, ich weiß, dass es nähere und entferntere Nachbarn gibt. Aber Nienstedten ist als Elbvorort so weit von St. Pauli entfernt wie (für Ortsfremde) das Frankfurter Bahnhofsviertel und der Bad Homburger Milliardärshügel. Oder der Stuttgarter Killesberg und Häßlach. Oder ... ich schweife ab. Auf jeden Fall: Die direkte Nachbarschaft St. Paulis (wie z.B. Altona-Altstadt) ist auch nicht ohne. Zumindest nicht so ohne wie Nienstedten, was, wie gesagt, recht weit weg ist.

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  5. Da hat mir wohl der Romurlaub die Entfernungsmaßstäbe beschädigt. Abgeändert, danke.

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  6. In Bad Homburg gibt es aber keinen Milliardärshügel. Den findet man im benachbarten Königstein oder Kronberg. Glauben Sie mir - in der Gegend kenne ich mich (leider) aus.

    Matt: Ich verstehe Ihre Rechnung nicht. Wie kommen Sie denn auf zigtausende Prozent? Oder sind Sie etwa doch... aber Sie? Nein. Es muß meine Rechenschwäche sein.

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  7. Nun, wenn der eine Delikt in Nienstedten die Grundlage bildet, also 100 Prozent entspricht, und in St. Pauli 697-mal so viele Delikte anfallen, dann beträgt die prozentuale Differenz nach meiner Rechnung 100 x 697 (= 69.700) minus 100. Ergibt 69.600 Prozent. Aus Sicht von Nienstedten.

    Aber ich lasse mich natürlich gerne verbessern, wie es auch Zahnwart bereits gelungen ist. Also her mit den Fakten!

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  8. letzten Sonntag (Tatort Penny Reeperbahn) wurde ich durch Dokumentarfilmer (ich bin da sehr sicher ... es waren wirklich welche!) laufend daran gehindert die "neuen" Penny-Brötchen (Pane-Rustico) zu erwerben. Immer wenn ich in die Auslage greifen wollte musste ich dem Kamera-Team weichen, welches rückwärtslaufend die "Bäckerin" filmte.
    Ich stand bereits länger "vorfreudig" vor dem leeren Fach und erblickte die rückwärtslaufene Uhr am Backautomaten, als das - wie gesagt ebenfalls rückwärtslaufende - Kamerateam mir beinahe mein Frühstück (um 12 Uhr mittags) verwehrte. Achja, immer diese Presse ... :-)

    Hatten die ein Glück ... hungrige Frauen um die 40, die ihre Brötchen nicht bekommen, können ganz schön gefährlich werden!

    Ich hätte beinahe einen Pressemenschen angefallen!

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  9. Hätten Sie's doch nur getan! Die Geschichte hätte noch deutlich an Dramatik zugelegt. Und wir gieren doch alle nach Action.

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  10. Sie haben recht. Und ich eine Rechenschwäche.

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  11. Die sollte ich gelegentlich ausnutzen, wenn es ums Begleichen gemeinsamer Zechen geht.

    Seien Sie auf der Hut!

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  12. Greifen's mal nem nackten Mann in die Tosch'n!

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  13. Gut, die nächste Gelegenheit wird sich bald ergeben ...

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