„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
30 März 2011
Geigenzähler bei Mogwai
Wer von einem Tinnitus geheilt werden möchte, sollte ein Mogwai-Konzert besser meiden. Die Schotten gelten als lauteste Band der Welt, doch am Montagabend im Grünspan schafften sie es letztlich nicht, unseren Ohrschutz komplett zu zerlegen.
Der Schalldruck in der Halle war dennoch – sofern man religiösen Metaphern zuneigt – entweder göttlich oder infernalisch, je nach Sichtweise, und nach dem Konzert lag eine gewisse Patina auf den Gehörgängen.
Vor uns an der Balustrade hielt sich eine junge Irre, die niemand aufgeklärt hatte, mit bloßen Fingern die Ohren zu. Ich merkte, wie ich kopfschüttelnd lächelte.
Wir, der Einheitskanzler und ich, sahen zwar fast nichts von der Band, da wir auf dem Balkon in der zweiten Reihe standen, doch ich erhaschte einen Blick auf einen kurzzeitig anwesenden Musiker mit Geige.
„Hast du den Geiger gesehen?“, brüllte ich dem Einheitskanzler zu.
„Nein“, brüllte er zurück, „momentan denke ich sowieso nur an Geigerzähler!“
„Ich habe nachgezählt“, schrie ich ihn nach Kräften an, „es war nur einer.“
Und so gelang es uns, auch diesem brachialen Abend, der ansonsten von heiligem Ernst geprägt war, eine gewisse heitere Note zu verleihen.
Grund für nicht nur ein Prösterchen mit Plastikbechern.
28 März 2011
27 März 2011
Was sind das bloß für Menschen?
Es ist für mich außerordentlich schwer vorstellbar, dass es wirklich und wahrhaftig Menschen gibt, die für die Möglichkeit, einen Kühlschrank (1) zu betreiben, die jahrtausendelange Unbewohnbarkeit ganzer Landstriche in Kauf nehmen. Und genau das wäre nun mal unweigerlich die Konsequenz, wenn es in einem Atomkraftwerk zu einem Super-GAU käme.
Ginge zum Beispiel Brunsbüttel in die Luft, müsste man Hamburg aufgeben, für alle Zeiten. Und geht Fukushima noch in die Luft, könnte es durchaus sein, dass man Tokio aufgeben muss, einen Ballungsraum von 35 Millionen Enwohnern. Die wirtschaftlich nutzbare Fläche Japans sänke um zehn Prozent, das Weltwirtschaftswachstum ginge in der Folge um ein Prozent zurück.
Und das alles wegen eines einzigen popeligen AKWs am Meer.
Es gibt dummerweise weltweit Hunderte solcher Kraftwerke, jedes einzelne davon in der Lage, einen Ballungsraum von der Größe Tokios zu gefährden. Das alles ist bekannt und belegt; der Super-GAU von Tschernobyl hat solche Szenarien nur bestätigt.
Trotzdem gibt es erstaunlicherweise Menschen, die eine derart apokalyptische Technologie allen Ernstes für tolerabel halten. Und nicht nur das: Sie stellen sogar die überragende Mehrheit in unserem Land. Sonst hätten in den vergangenen Jahrzehnten wohl kaum immer wieder genau solche Parteien die Macht übertragen bekommen, die ebenfalls von Herzen gern das Risiko jahrtausendelanger Unbewohnbarkeit ganzer Landstriche in Kauf nehmen.
Aber was sind das für Menschen? Wissen sie nicht, oder wollen sie nicht wissen? Belügen sie sich selbst, oder lassen sie sich nur zu gern belügen?
Wie auch immer: Heute war eine Viertelmillion anderer Menschen auf der Straße. Jene nämlich, die es verantwortungslos und wahnsinnig finden, für das Betreiben eines Kühlschrankes dieses Risiko zu tragen.
Ms. Columbo und ich liefen auch mit, wir sahen Plakate, auf denen „Merkel in die Asse“ oder „Fuckushima“ stand, und wir sahen gelbe Fahnen, die – symbolträchtig – in der Sonne glänzten. Aber wir und die anderen sind nur eine verschwindend kleine Minderheit. Eine Viertelmillion zwar, aber viel zu wenige.
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden heute wieder mehrheitlich jene gewählt werden, die seit Jahrzehnten die Unbewohnbarkeit ganzer Landstriche in Kauf nehmen.
Für einen Kühlschrank.
(1) Achtung: Metapher!
26 März 2011
Keine Karten, nirgends
Schon wieder ging eine Saison dahin, die von dauerhaftem Misserfolg geprägt war. Obzwar seit Jahren Mitglied des FC St. Pauli, gelang es mir erneut kein einziges Mal, eine Karte für ein Heimspiel zu ergattern. Heute auch wieder nicht.
Für die letzten beiden Partien gegen Bremen und Bayern lief ab 10 Uhr morgens der sogenannte „Vorverkauf“, wie der FC St. Pauli dieses Procedere bezeichnet. Der „Vorverkauf“ besteht im Wesentlichen aus einer besetzten Telefonleitung und einer nicht funktionierenden Onlinepräsenz.
Auch die Webseite „Mitgliederverkauf“ half mir nicht weiter: Ich hätte mich zwar schon liebend gerne verkauft, aber dort gab es nur keine Karten. Dabei hatte zu Saisonbeginn alles recht hoffnungsvoll angefangen. Letzten Sommer erzählte mir nämlich ein Fitnesskollege, er kenne da einen, der einen kennte, der Dauerkarten besorgen könne. Ich war elektrisiert.
Als ich Wochen später noch mal aufgeregt nachfragte, klang das allerdings schon erheblich vager. Irgendwann schien es ihm sogar unangenehm zu sein, mit seiner Aussage vom Sommer behelligt zu werden. Auch er selbst vermochte es anscheinend nie, sich Einlass ins Millerntorstadion zu verschaffen.
Vielversprechender erschien mir da schon die Mail eines treuen Bloglesers. Er deutete Kontakte zur Führungsetage von Hertha BSC an, dort können man möglicherweise was für mich tun. „Hertha BSC?“, fragte ich zurück. „Was um alles in der Welt haben die mit dem FC St. Pauli zu tun? Wie kann mir ein Zweitligist eine St.-Pauli-Dauerkarte beschaffen?“
Nun, von Chefetage zu Chefetage, raunte der Informant, rede man eben ganz anders miteinander, vertrauter, ja geradezu ermöglichender. Ich signalisierte höchstes Interesse, ja präventive Begeisterung. Doch der Kontakt riss ab, und das lag keineswegs an mir. Das Verstummen dieses Menschen signalisierte jedenfalls eine gewisse Beschämung.
Der Effekt wieder mal: keine Dauerkarte. Als größten Erfolg der Saison muss ich daher nun verbuchen, dass mir die Mitgliederzeitschrift des FC St. Pauli zum Geburtstag gratuliert hat. Außerdem erwarb ich frustriert – das nennt man wohl Sublimation oder so – mehrere Karten für HSV-Heimspiele. Einfach so – eingeloggt, ausgewählt, bezahlt, und gut war.
Aber das muss unbedingt unter uns bleiben.
24 März 2011
Fundstücke (128)
Eins der betrüblichen Probleme, die durchs Kiffen entstehen, ist nachlassende Artikulationsfähigkeit. Jedenfalls dürfte sich kein zufällig vorbeilaufender Politiker von diesem verunglückten Imperativ zu einer Gesetzesinitiative angespornt fühlen.
Zur Strafe muss der unbekannte Hanffan, der gern Teil einer Jugendbewegung wäre und diesen Spruch an eine Wand in Klein-Flottbek sprühte, auch weiterhin zehnmal so viel für seinen Joint zahlen, als wenn das Kraut legal wäre.
23 März 2011
Eine kleine Hafenstraßenfotoschau
Wir kennen die ganze Geschichte ja nur vom Hörensagen. Damals in den 80ern muss es gewaltig gekracht haben in der Hafenstraße. Besetzte Häuser, Räumkommandos, Steine, Knüppel, Blut auf dem Bürgersteig: das ganze Programm.
Die Häuser stehen immer noch, die einstigen Besetzer sind längst Mieter, jetzt gibt es Cafés in der Hafenstraße und sogar Spitzenrestaurants – wie das Schauermann. Obwohl wir dachten, uns den Kiez kulinarisch weitgehend erschlossen zu haben (was, wie ich zugeben muss, keine Herkulesaufgabe ist), gelang es diesem Restaurant über Jahre, sich vor uns gleichsam wegzuducken. Doch heute war es dran.
Wenn man drin sitzt in Gesellschaft von weißen Kerzen und dicken Stoffservietten, dann zeigt der Blick durchs Fenster die in Dock 10 (Foto) dümpelnde Aida Cara und der auf den Teller Doradenfilet auf Artischocken-Fenchelragout. Das Leben kann so schön sein (wenn man nicht als Dorade geboren wurde. Oder Fenchel.).
An vielen Nachbarhäusern des Schauermann aber sind die Spuren der Kämpfe von einst noch immer sichtbar – und vor allem die weiterhin widerständige Gesinnung der längst etablierten Bewohner.
Die Dialektik des Kiez tritt kaum irgendwo deutlicher zutage als hier, in einer der besten Wohnlagen der Innenstadt. Eine kleine Hafenstraßenfotoschau wird das nun beweisen, kommentarlos.
22 März 2011
21 März 2011
Fundstücke (127)
1. Es ist beruhigend, dass die Öffentlich-Rechtlichen bei der Besetzung von Talkshowjobs weiterhin auf Sachkompetenz setzen und auf nichts anderes.
2. Nach den oben genannten Kriterien wäre natürlich auch gegen den Popstar Iz („What a wonderful world“) als Talkmaster nichts zu sagen, aber leider ist er schon tot.
3. Mensch, 3. Liga, jetzt reiß dich aber mal zusammen. Fünfmal Nullnull an einem Spieltag: Das sind genau die italienischen Verhältnisse, die wir hier nicht haben wollen. Dann lieber Bunga-Bunga.
4. Viel zu negativ ginge es hier zu, immer würde gemäkelt, moniert, in offenen Wunden gebohrt, bessergewusst und herumkritikastert: Das sind so Vorwürfe an dieses Blog, die mir zum Glück noch niemand gemacht hat. Dennoch folgt hier und jetzt nun präventiv ein Lobpreis. Und zwar an den Fußbodenschleifmaschinenverleih in der Grindelallee für die multiple Vermeidung von Deppenbindestrichen.
20 März 2011
Moraltest mit Sitzkissen
Wenn man bei überschaubaren neun Grad Außentemperatur die Bundesligapartie Hamburger Sportverein gegen den 1. FC Köln besuchen will, sollte man unbedingt ein Sitzkissen mitnehmen. Die Plastikschalen im Stadion sind nämlich kälter als Eisbärschnauzen, sogar im Sommer.
Zum Glück stehen mir standardmäßig zwei entsprechende Polsterunterlagen zur Verfügung: eine mit dem Emblem des FC St. Pauli drauf (= taktisch womöglich unklug) und eine von der WM 2006 (= perfekt).
In der S-Bahn stelle ich allerdings fest, keine der beiden eingesteckt zu haben.
Eine Erkenntnis, die mir liebend gern den Nachmittag vergällen möchte; allerdings weiß ich da noch nicht, dass mich droben in Stellingen noch erheblich Vergällenderes erwarten wird. Doch dazu später.
Als ich im Stadion sitzkissenlos und missmutig Richtung Block 21B unterwegs bin, fällt plötzlich einer eislutschenden Frau vor mir etwas runter, ohne dass sie es bemerkt.
Es ist – ungelogen, vallah! – ein Sitzkissen.
Das Prachtexemplar seiner Art ist zwar mit allen Insignien des HSV versehen, doch andererseits auch verführerische fünf Zentimeter dick und anscheinend aufs Funktionalste gepolstert und gedämmt – von so etwas, sagen wir es rundheraus, träumt bei neun Grad Außentemperatur jeder Arsch.
Und es liegt vor meinen Füßen. Ich brauche es nur aufzuheben.
Das Spiel entwickelt sich sehr schnell sehr unschön. Die Kölner Spieler scheinen alle spontan an Narkolepsie erkrankt zu sein. Sie wachen erst auf, als sie 0:4 hinten liegen. Immerhin geht das zerschmetternde 2:6 als torreichstes Livespiel meiner Bundesligakarriere in die Geschichte ein. Na super.
Das verlorene Sitzkissen hatte ich übrigens dann doch der Frau hinterhergetragen. Zwei Stunden lang ein kalter Hintern: Das muss einem das Karma schon wert sein.
(Verdammt.)
19 März 2011
Keinesfalls ein Biber
Normalerweise jagt die Polizei auf St. Pauli Schläger und Messerstecher, manchmal auch Diebe, Mörder oder Hurenlohnpreller. Heute aber mal nicht, sondern einen kapitalen Nager.
Das Tier flitzte in der Seilerstraße über den Bürgersteig, entwischte zwischen Bänkenbeinen, brachte Frauen zum Kreischen und beschäftigte so summa summarum ein Dutzend Menschen.
Gleich mehrere Polizisten waren darunter, auch Passanten halfen. Irgendwann war das Tier im Käfig, und die Beamten wurden belobigend abgeklatscht – eine auf dem obrigkeitsskeptischen Kiez eher seltene Szene.
Doch um was für einen Faunavertreter handelte es sich bloß? „Ein Biber“, vermutete Ms. Columbo, die Stadtpflanze. Allerdings fehlte der charakteristische abgeplattete Schuppenschwanz.
Irgendeiner der Schaulustigen warf ein inkompetentes „Iltis!“ in die Runde, doch auch das war grundfalsch, denn ein Iltis endet (laut Google-Bildersuche) enorm buschig. Dieses praktisch hühnergroße pelzige Etwas, welches das ganze Tohuwabohu mit geradezu Dalai-Lama-esker Gelassenheit ertrug, begnügte sich indes mit einem langen dünnen Schwanz.
War es vielleicht eine Beutelratte? Eine Rüsselmaus? Ein dank Brokdorf mutierter Hamster gar? Die Sache blieb letztlich ungeklärt. Und die Polizisten zogen zufrieden und käfigschwenkend ab, um sich hinfort wieder den angestammten Tätigkeiten zu widmen – nämlich der Jagd auf Schläger und Messerstecher, Diebe, Mörder oder Hurenlohnpreller.
18 März 2011
Ein Griff ins Klo
Manchmal schäme ich mich schon ein wenig für die Stadt, in der ich lebe. Zum Beispiel neulich, als wir am abgebildeten Straßenschild vorbeikamen.
Irgendwann muss irgendjemand im Hamburger Senat gesagt haben: Gut, dieser Hahnemann hatte zwar die klapsmühlenkompatible Idee, Wasser habe eine Erinnerung, was ja bedeuten würde, dass alles, was jemals die Toilette runtergespült wurde, in jedem Tropfen, den wir trinken, nachwirkt; aber lasst uns diesem Volksverdummer trotzdem einen Straßennamen widmen.
Natürlich hätte man diesen Senator einfach auslachen können oder ihn alternativ belobigen für diesen gelungenen Witz. Doch der Senat tat nichts dergleichen, sondern sagte: klar, machen wir.
Und so kam es, dass ich mich wieder mal ein bisschen schämen muss für die Stadt, in der ich lebe. Aber das ist ja nicht in Stein gemeißelt, sondern nur in Emaille; es kann korrigiert werden. Hiermit möchte ich daher eine Blamageneliminierungskampagne anregen, die Peinlichkeiten aus dem Stadtbild entfernt.
Olaf, wie wär’s?
17 März 2011
Duo wider Willen
Ich hatte mein Fahrrad an einen bereits von einem weiteren Fahrrad benutzten Pfosten vorm Mercado angeschlossen. Als ich zurückkam, war meins plötzlich ans Nachbarrad angekettet, und ich konnte nicht mehr weg.
Noch ehe ich empört zu Maßnahmen greifen konnte, die ich später gewiss bereut hätte, stand unversehens ein massiger Mann vor mir, dessen körperliche Fülle durch babyhaft weiche, wenngleich grobporige Gesichtszüge noch unterstrichen wurde. Zudem umspielte exakt jenes bittere Lächeln seine Mundwinkel, welches weniger von Amüsiertheit als mühsam unterdrücktem Ärger herrührte.
„Sie haben mein Fahrrad an Ihres angeschlossen“, sagte er überraschend genau jenen Satz, der mir ebenfalls auf der Zunge lag und mir nun ein beschämend defensives „Wie bitte?“ aufzwang.
Zweifellos, vor mir stand der Fremdfahrradlenker, mein unbekannter Nachbar am Pfosten. Und in der Tat hatte ich, wie eine für mich wenig schmeichelhafte Beweisaufnahme ergab, versehentlich mein Kettenschloss durch jenen Halbkreis geführt, den sein überdünner, quasi unsichtbarer Bremszug in die Luft zwischen Lenker und Vorderrad malte. Das alles lag auf der Hand, auch jetzt noch, es war die berühmte smoking gun, und dadurch geriet ich natürlich sofort entscheidend in die Defensive.
Nachdem der Mann jedenfalls bei seiner Rückkehr das Malheur entdeckt hatte, beschloss er, den Spieß umzudrehen und mein Fahrrad nun auch mit seinem zu verbinden. Doppelt hält halt besser; jeder zufällig vorüberflanierende Gelegenheitsfahrraddieb hätte verzweifelt von diesem aneinandergeschmiedeten Drahteselduo abgelassen.
Anschließend hatte sich der zum Verweilen verdammte Mann verärgert ins Bistro gegenüber ans Fenster gesetzt und die Lage im Blick behalten, bis ich auftauchte. Nun, da er mich in flagranti gestellt hatte, war eine für mich durchaus peinliche Situation entstanden, von der ich sofort wusste, dass sie heute Abend – also jetzt – verbloggt und mit dem Etikett „Panne“ versehen werden würde.
Ich entschuldigte mich wortreich und versuchte abschließend, mit einem mitfühlenden „Haben Sie lange gewartet?“ sein bitteres Lächeln in ein nachsichtiges zu verwandeln. Was allerdings nur unzulänglich gelang.
„Ich habe einen Kaffee getrunken“, antwortete er so schmallippig, wie es seinem übergroßen Babymund möglich war, während er sein Fahrrad abschnallte und ich meins. „Darf ich Ihnen den bezahlen?“, charmierte ich. „Gut“, sagte er.
Und so kam es, dass ich mitten auf der Straße einem Wildfremden eine Zwei-Euro-Münze in die Hand drückte, ohne dass der Mann ein Bettler war.
Wahrscheinlich muss ich nicht erwähnen, dass der Franke sich im Hintergrund beömmelte bis an den Rand des Schließmuskelversagens.
Und deshalb tu ich’s auch nicht.
PS: Das abgebildete Rad zeigt natürlich nicht meins, sondern ein ganz anderes, dem es erheblich schlechter ergangen ist, als nur aus detektivischen Gründen angekettet zu werden. Man muss schließlich immer die Relationen sehen.
16 März 2011
Ha(a)r, ha(a)r
15 März 2011
13 März 2011
Oskar und KT haben was gemeinsam
Klar, wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung, und wer andern eine Grube gräbt, ist selbst ein Schwein – trotzdem würde ich mich als Verantwortlicher des Stellenanzeigenblattes JOBS-KOMPAKT NORD nicht wundern, wenn das Testimonial auf der aktuellen Titelseite wenig amüsiert wäre über seinen unfreiwiligen Einsatz als Coverboy.
Vielleicht setzt Herausgeber Sven Wolter-Rousseaux auch darauf, von Exminister Guttenberg belangt zu werden, was dem Blättchen sicher einen erheblichen Bekanntheitszuwachs einbrächte. Und die Chancen von JOBS-KOMPAKT NORD, damit vor Gericht durchzukommen, wären nicht schlecht, wenn man den Fall Lafontaine gegen Sixt zugrunde legt.
Der damals (1999) ebenfalls gerade zurückgetretene Minister war vom Autoverleiher ohne Genehmigung parodistisch als Werbefigur missbraucht worden und klagte auf 100 000 Euro Schadenersatz, weil er seine Persönlichkeitsrechte verletzt sah. In der zweiten Instanz verlor er, weil das Gericht das Ganze unter Meinungsfreiheit verbuchte.
Guttenberg und seinen Fans allerdings ist wahrscheinlich eh längst alles wurst, Hauptsache, es wächst ENDLICH Gras über die Sache. Und mit einer Klage würde KT ja gleichsam den Rasenmäher anwerfen.
Prognose: Sie kommen damit durch.
PS: Jaja, ich weiß, die Guttbye-Frequenz ist hier noch immer hoch. Aber sie wird sinken, versprochen. Wie sein Stern.
12 März 2011
Warum Guttenberg „Smoke on the Water“ wählte
Alle möglichen klugen Köpfe haben sich diese Woche dieselben darüber zerbrochen, warum wohl Karl-Theodor zu Guttenberg sich als Soundtrack zum Rausschmiss ausgerechnet den uralten Deep-Purple-Song „Smoke on the Water“ vorspielen ließ.
Natürlich, als Heimstatt des totgerittensten Gitarrenriffs aller Zeiten hat das Stück bereits mehrere Schnittmengen mit Guttenberg: Jeder kennt es (wie ihn), und man hat es selbst als Gitarrennovize schon nach 30 Minuten drauf (wie er einen x-beliebigen Ministerjob).
Doch das wahre Geheimnis dieser Songwahl liegt in einigen beziehungsreichen Textzeilen, und mit denen hat sich bis jetzt keiner aus der Journaille beschäftigt. Dabei beginnt der Song schon mit einem Knaller:
Hier nämlich lässt Guttenberg überdeutlich Assoziationen ans Schicksal eines seiner politischen Vorgänger aufscheinen. Hauchte denn nicht Uwe Barschel (CDU) nach einem die Republik auf ähnliche Weise erschütternden Skandal in einem Genfer Hotel sein Leben aus?
Mit dieser Zeile watscht Guttenberg seine Kritiker aufs Heftigste ab. Sein kaum verhohlener Vorwurf: Die Meute habe ihn in eine existenzielle Notlage gehetzt, quasi bis an den Rand der Badewanne. Der Begriff „Genf“ wird hier im Rahmen des Zapfenstreiches mit perfider Raffinesse umgedeutet zur Möglichkeit eines in der Tat finalen Ausgangs dieser Affäre, die weit über einen Rücktritt hätte hinausgehen können.
Der Song beginnt also mit der schaurigen Ahnung eines letalen Endes, doch Guttenberg wäre nicht Guttenberg, wenn er mit Hilfe Deep Purples nicht weitere kaum verschlüsselte Botschaften an seine Fantastilliarden Fans übermittelt hätte. Nehmen wir die Zeile
Dann wird es versöhnlicher, Guttenberg blickt nach vorne, in die Zukunft:
An Kampfeslust jedenfalls, auch das lässt der Baron durch den Song verkünden, mangelt es ihm nicht:
„Niemals vergessen“ wird er also, was ihm zugefügt wurde – gleichsam wie ein Elefant, der auch nach Jahrzehnten noch jenen identifiziert, der ihm Leid zufügte, und ihn genüsslich mit seinem Rüssel erwürgt. Okay, das ist jetzt vielleicht keine so gute Allegorie, weil wir nichts wissen (wollen) über Guttenbergs Rüssel, aber es ist ja wohl glasklar, was gemeint ist: Der Tag seiner Rache wird kommen, und dann wird er Würsten wie Fischer-Lescano, der Journaille, Bloggern und Twitterern schon zeigen, wo der Adel den Most holt.
Übrigens wurde Guttenberg am 5. 12. 1971 geboren – am Tag nach dem Brand, den Deep Purple in „Smoke on the Water“ so poetisch wie prophetisch verewigten. Eine letzte feinsinnige Hommage an ein Lied, das schier platzt vor geradezu nostradamischen Anspielungen auf Guttenbergs Schicksal.
Der Mann wusste eben genau, was er tat, als er sich diesen Song zum Zapfenstreich wünschte. Und ja, wir haben verstanden.
Foto: www.zuguttenberg.de. Mit freundlicher Genehmigung des Dingens.
Natürlich, als Heimstatt des totgerittensten Gitarrenriffs aller Zeiten hat das Stück bereits mehrere Schnittmengen mit Guttenberg: Jeder kennt es (wie ihn), und man hat es selbst als Gitarrennovize schon nach 30 Minuten drauf (wie er einen x-beliebigen Ministerjob).
Doch das wahre Geheimnis dieser Songwahl liegt in einigen beziehungsreichen Textzeilen, und mit denen hat sich bis jetzt keiner aus der Journaille beschäftigt. Dabei beginnt der Song schon mit einem Knaller:
„We all came out to Montreuxsingt Ian Gillan, und bei der Erwähnung des Genfer Sees müsste es eigentlich auch beim belämmertsten Spiegel-Praktikanten klingeling in der Birne machen.
on the Lake Geneva shoreline“,
Hier nämlich lässt Guttenberg überdeutlich Assoziationen ans Schicksal eines seiner politischen Vorgänger aufscheinen. Hauchte denn nicht Uwe Barschel (CDU) nach einem die Republik auf ähnliche Weise erschütternden Skandal in einem Genfer Hotel sein Leben aus?
Mit dieser Zeile watscht Guttenberg seine Kritiker aufs Heftigste ab. Sein kaum verhohlener Vorwurf: Die Meute habe ihn in eine existenzielle Notlage gehetzt, quasi bis an den Rand der Badewanne. Der Begriff „Genf“ wird hier im Rahmen des Zapfenstreiches mit perfider Raffinesse umgedeutet zur Möglichkeit eines in der Tat finalen Ausgangs dieser Affäre, die weit über einen Rücktritt hätte hinausgehen können.
Der Song beginnt also mit der schaurigen Ahnung eines letalen Endes, doch Guttenberg wäre nicht Guttenberg, wenn er mit Hilfe Deep Purples nicht weitere kaum verschlüsselte Botschaften an seine Fantastilliarden Fans übermittelt hätte. Nehmen wir die Zeile
„But some stupid with a flare gunEin Vollhorst mit Leuchtpistole hat also alles niedergebrannt. Ganz klar: Damit ist der Bremer Völkerrechtler Andreas Fischer-Lescano gemeint, der mit seiner Rezension von Guttenbergs Doktorarbeit die Tricksereien des Freiherrn grell ausleuchtete und so dessen Karriere in Schutt und Asche legte. Wenn wir diesen feinen Vers aus „Smoke on the Water“ richtig deuten, ist nach Guttenbergs Gusto also „stupid“ Fischer-Lescano schuld an allem; ohne den wäre alles immer noch supi, und darauf darf man im Rahmen eines Zapfenstreichs ja schon mal hinweisen.
burned the place to the ground“.
Dann wird es versöhnlicher, Guttenberg blickt nach vorne, in die Zukunft:
„When it was all overEr wird also nicht aufgeben, im Gegenteil, er wird zurückkommen, es gibt auch für Guttenberg wieder einen Platz in dieser Gesellschaft, er muss ihn nur finden, und deshalb sucht er schon mal.
we had to find another place“.
An Kampfeslust jedenfalls, auch das lässt der Baron durch den Song verkünden, mangelt es ihm nicht:
„No matter what we get out of this“, heißt es nämlich am Ende, „I know, I know we’ll never forget“.Zum einen gelingt es Guttenberg hier aufs Eleganteste, das eher volkstümliche „Ich“ wie nebenbei mit dem royalen Plural („We“) zu verbinden. Zum andern stößt er mit dem letzten Satz eine kaum verhohlene Drohung aus.
„Niemals vergessen“ wird er also, was ihm zugefügt wurde – gleichsam wie ein Elefant, der auch nach Jahrzehnten noch jenen identifiziert, der ihm Leid zufügte, und ihn genüsslich mit seinem Rüssel erwürgt. Okay, das ist jetzt vielleicht keine so gute Allegorie, weil wir nichts wissen (wollen) über Guttenbergs Rüssel, aber es ist ja wohl glasklar, was gemeint ist: Der Tag seiner Rache wird kommen, und dann wird er Würsten wie Fischer-Lescano, der Journaille, Bloggern und Twitterern schon zeigen, wo der Adel den Most holt.
Übrigens wurde Guttenberg am 5. 12. 1971 geboren – am Tag nach dem Brand, den Deep Purple in „Smoke on the Water“ so poetisch wie prophetisch verewigten. Eine letzte feinsinnige Hommage an ein Lied, das schier platzt vor geradezu nostradamischen Anspielungen auf Guttenbergs Schicksal.
Der Mann wusste eben genau, was er tat, als er sich diesen Song zum Zapfenstreich wünschte. Und ja, wir haben verstanden.
Foto: www.zuguttenberg.de. Mit freundlicher Genehmigung des Dingens.
11 März 2011
10 März 2011
Die revolutionäre Schlaf- und Fressdiät
Der Franke will abnehmen. Sieben Kilo trennen ihn von seinem Kampfgewicht mit 20, da will er wieder hin.
Zur Erinnerung: Der Mann wurde in ganz Ottensen weltberühmt dank seiner unübertrefflichen Verzehrmengen pro Sekunde, eine Fähigkeit, welche ihn zum Schrecken der lokalen Büffetgastronomie machte.
Er steht nur deshalb bis heute nicht im Guinness-Buch der Rekorde, weil die Prüfer den Verdacht nicht loswurden, der Franke arbeite mit illegalen Tricks. Mit den Naturgesetzen war sein Essverhalten jedenfalls noch nie kompatibel, aber nur scheinbar.
Und jetzt erzählt der Mann mir plötzlich irgendwelche Sachen von schnellen und langsamen Kohlehydraten. Und wenn man ihm Glauben schenken darf (was ich niemals auch nur als Gedankenspiel in Erwägung zöge), dann gehört zu einer erfolgsversprechenden Diät auch etwas völlig Skurriles: ausgiebiges Schlafen.
Neulich, erzählte er mir heute stolz, will er im Schlaf mal eben anderthalb Kilo abgenommen haben. „Franke“, weise ich ihn seufzend zurecht, „du schwitzt im Schlaf. Was du verlierst, ist alles Wasser. Und hättest du einen stinknormalen Metabolismus wie der Rest der Menschheit, dann müsstest du im Schlaf mindestens zwei bis drei Kilo abnehmen und nicht lediglich anderthalb. Nur durch schwitzen.“
Aber nein, beharrt er, es sei keinesfalls Schweiß, der ihm nächtens abhanden komme, sondern echte Körpersubstanz. Sie bilde sich im komatösen Zustand automatisch zurück, im besten Falle handele es sich dabei um Fett. Meines Erachtens aber sind bei längerer Verweildauer in Matratzien allenfalls Muskeln von Schwund betroffen, aber was weiß ich schon.
Der Franke jedenfalls will jetzt viel mehr und länger schlafen und in den seltenen Wachphasen nur noch schnelle Kohlehydrate essen, keine langsamen. Und natürlich mehr Fleisch (Foto).
Hat er wirklich mehr Fleisch gesagt? Meine Güte, der Typ steht nur deshalb bis heute nicht im Guinness-Buch der Rekorde für Fleischverzehr pro Sekunde in Kilo, weil die Prüfer dachten, er arbeite mit einer geschickt versteckten Vertilgungsmaschine. Und jetzt will er mehr Fleisch essen, um abzunehmen?
Meinen Rat, das doch am besten als Schlafwandler zu tun, werde ich lieber nicht anbringen; am Ende versteht er die Ironie nicht und setzt ihn noch um.
09 März 2011
Im Sushikoma
Nirgends in Hamburg liefert Fischers Fritze frischere Fische ab als an der Großen Elbstraße, die vom Fischmarkt aus nach Westen führt.
Dort reiht sich ein Verarbeitungsbetrieb an den nächsten, und die Lücken dazwischen füllen unzählige maritim orientierte Bistros und Restaurants. Ein Biotop für das beste Sushi diesseits von Yokohama.
Zum Beispiel im Buddha’s Kitchen, wo es heute Abend Sushi satt gab für 30 Euro pro Nase, und wer war mittendrin? Ms. Columbo und meine Wenigkeit. Man lieferte zum Auftakt erst einmal eine Sushiplatte mit ungefähr 30 Röllchen, welche der Orientierung über die Vielfalt des Angebots dienen sollte.
Als sie behaglich verputzt war, waren wir bereits satt – der Kellner aber schon mit der nächsten Platte im Anmarsch, die einen weiteren hochinteressanten Einblick ins Sushispektrum von Buddha’s Kitchen erlaubte.
Wir schafften auch das. Danach aber waren wir derart geschwächt, dass wir uns nicht mehr mit der nötigen Vehemenz gegen die Lieferung einer dritten Platte zu wehren vermochten. Irgendwie war es mir allerdings gelungen, den Kellner dazu zu bewegen, sie nur halb zu bestücken. Von dieser Hälfte schafften wir – inzwischen dreiviertel komatös – immerhin noch die Hälfte. Eine Energieleistung, die nur zu schätzen weiß, wer dabei war.
Als der Kellner abräumte, fand er zwei müde abwinkende, schwer atmende Gestalten vor, deren Kommunikationsfähigkeit praktisch aufs Vegetative heruntergedimmt war. „Ach“, lächelte der Kellner, „wir hatten hier auch schon Gäste, die haben sechs Platten geschafft.“ „Zu viert?“, fragte Ms. Columbo matt.
„Nein“, sagte der Kellner, „zu zweit. Wie Sie.“
Der abschließende Grappa aufs Haus verschlechterte die Gesamtlage dann noch mal deutlich, was ich allerdings erst zu Hause in seiner ganzen Tragweite feststellen musste, leider.
08 März 2011
Abonnieren
Posts (Atom)