
Mein Kindle, endlich wurde er geliefert!
Aufgeregt eile ich mit dem DHL-Abholzettel zur Nachbarin, die ihn laut Benachrichtigung entgegengenommen haben soll – doch die ist ehrlich überrascht und weiß von nichts.
Anruf bei DHL. Nach minutenlangem Dialog mit einer Computerstimme, der ich in blödsinnigem Roboterstakkato Zahlen, Jas und Neins vorsagen muss, lande ich endlich bei einem menschlichen Wesen, dem ich mein Kindlechaos schildern kann.
Wie sich rasch herausstellt, hat man bei DHL kurioserweise sogar mich persönlich als Abnehmer des Päckchens dokumentiert, nicht etwa die Nachbarin. Mein Einwand, ich sei zum fraglichen Zeitpunkt brav meinem Brotjob im Büro nachgegangen, was notwendig sei, da ich mir andernfalls keinen Kindle leisten könne, generiert am anderen Ende blanke Ratlosigkeit.
Die Callcenterdame ruft die Kopie der Empfängerunterschrift auf. „Haben Sie jemand im Haus, dessen Name mit Ga beginnt?“, fragt sie. „HABEN WIR JEMAND IM HAUS, DESSEN NAME MIT GA BEGINNT?“, rufe ich die Frage weiter in Richtung Ms. Columbo. Nein, niemand mit Ga.
„Ist es vielleicht ein Pa?“, frage ich die DHL-Dame. „Wir haben jemand mit Pa im Haus.“ Nein, keinesfalls, kopfschüttelt sie.
Wo also ist mein Kindle, DHL?! Man verspricht, sich zu kümmern, man will den Auslieferer befragen, wenn nicht gar zur Rede stellen.
Und wenn vielleicht doch die Nachbarin …?
Nein, ausgeschlossen; sag’s nicht, denk’s nicht mal.
Bestimmt hat DHL Mist gebaut. Vielleicht war es ein muffeliger Zusteller, frustriert von Leuten, die tagein, tagaus die Frechheit besitzen, nicht zu Hause zu sein, wenn er klingelt – einer, der Zettel hinterlässt wie den oben dokumentierten, den mir unlängst eine amüsierte Kollegin mailte.
Das Interessante an dieser DHL-Botschaft ist nicht nur, dass hier ein Dienstleister mal den Spieß umdreht und offensiv den Kunden anblafft, sondern die Tatsache, dass er mitten im Blaffen vom Duzen ins Siezen übergeht. „Sei doch endlich da, wenn Sie so viel bestellen“: Das ist ein Satz von vielschichtigem Reiz, auch und gerade semantisch.
Aber wo ist mein Kindle, verdammt?
Fortsetzung folgt, und am Ende wird alles gut.
Nachtrag 16:50 Uhr: Alles wurde gut. Der DHL-Wuselkopf hatte einen falschen Namen auf die Benachrichtigungskarte geschrieben, aber inzwischen ist die richtige Person identifiziert. Seit heute Mittag kindle ich schon.