21 September 2011

Gefahren, überall



Mit nicht geringer Verwunderung traf ich in einer Caféteria unterm Gipfel des Ätna – in 2000 Metern Höhe also – eine historische Jukebox an.

Das allein hätte den Grad meiner Verwunderung allerdings kaum begründen können; dafür musste noch die Tatsache hinzukommen, dass auf dieser Jukebox was auswählbar war?

Joachim Witts „Tri Tra Trullala“.

Nur Minuten nach dieser Entdeckung verschlechterte sich das Wetter dramatisch. Bei nur noch acht Grad Celsius kam ein von peitschendem Regen begleiteter Sturm auf, der jeden goldenen Reiter aus dem Sattel gehauen hätte, und urplötzlich lachte wieder die Sonne. Der Ätna hat schon was drauf, meine Herrn.

Zurück auf dem Schiff entschloss ich mich, den vieltausendfachen Anfragen nach Details zum Schokoladenbrunnen (vgl. Eintrag v. 18. 9.) nachzugeben und ihn der Einfachheit halber zu fotografieren. Dabei setzte ich mich einer größeren Gefahr aus als mittags auf dem Ätna.

Jedenfalls ist er verführerisch dunkel, der Schokoladenbrunnen. Mit unmenschlicher Willenskraft verweigerte ich mich allerdings erneut dem Drang, beim Thekenmann eine gestrichen volle Tasse zu ordern.

Auf dem Weg zur Kabine kamen wir an einem Stand der Weight Watchers vorbei, und irgendwie löste dieser Anblick tiefe Befriedigung aus. Aber auch Zukunftsangst.

Morgen: Mallorca.

9 Kommentare:

  1. Der Schokoladenbrunnen mit diesem Hintergrunddesign - also auf diesem Foto - hat etwas sehr grimmig pareidolisches. Finden Sie nicht auch ?

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  2. Eigentlich wollte ich schreiben "pareidoloides". Es ist schon spät oder früh.

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  3. Ach was Mallorca...als langjähriger Leser dieses Blogs könnte ich mich auf meine Dachterasse begeben und Herrn Matt beim Anlanden zuschauen. Wäre übersichtlich, legen nur 3 Schiffe über den Tag an. Hätte ich vorher von diesem historischen Ereignis erfahren, hätte ich mich gerne als Local Guide angeboten. Vielleicht reicht ihnen die knapp bemessene Zeit für ein Cafe con Leche in/an der Bar Bosch,Plaza Rei Joan Carles, einfach von der Kathedrale aus den Passeig Borne nach oben laufen bis zum Ende. Setzen sie sich nicht wie die Einheimischen mit dem Rücken zur Hausfassade, platzieren sie sich inmitten der großen Aussenfläche. Der perfekte Ort um die Palmaerlebnisse der deutschen Tagestouristen zu belauschen. Geniesen sie die ganze Breite deutscher Dialekte an einem Ort. Entschleunigen sie die Wartezeit bis zu ihrer Bestellung mit den Worten "Wo bleibt denn der blöde Kellner" in dem Glauben das er dies sowieso nicht versteht. Bleibt noch eine Stunde bis zum Reboarding können sie sich auch wenige Schritte vom Hafen Richtung Porto PI Einkaufszentrum begeben und sich dort in das gegenüberliegende "Ollies Cafe" begeben und sich zwischen Philipinische Schiffsbesatzungen setzen, die dort glücklich über heimatliches Essen über ihre Laptops gebeugt laut die neuesten Nachrichten in ihre Heimat skypen. Geniesen sie das quirlige Leben eines typisch mallorquinischen Stadtteils. Sitzt dort ein etwas rundlicher Mann mit einem dämlichen Strohhut und einer viel zu großen Sonnenbrille der ständig an seinem Smartphone rumspielt, sprechen sie ihn ruhig an, er wird sie verstehen. Ansonsten empfiehlt sich, wenn es das Budget zulässt (60€) ein vierstündiger Segeltörn mit dem Zweimaster "Mercedes", ein Nachbau eines historischen Segelschiffes. Da dürfen sie sogar selbst Hand anlegen und mit die Segel hissen. Die Mercedes liegt am Muelle de San Pedro am königlichen Yachthafen (Real Club Nautico) und sticht täglich um 11h und 18h in die See. Ich wünsche ihnen und ihrer Begleitung einen schönen und ereignisreichen Aufenthalt in Palma.

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  4. Ja, da geb ich Anonym Recht. Der Schokibrunnen macht einen grimmigen Eindruck. Da traut man sich ja fats nicht zu naschen.
    Und ja, jetzt weiß ich auch, weswegen Sie am Ätna waren und nicht am Vesuv.
    Sie schippern ja!!! *vordenkopfhau*

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  5. Schokoladenbrunnen sind wie alle Brunnen essentielle Darstellungen der Emanationslehre des Philosophen Plotin (205 v.Chr. - 270 v.Chr., Begründer des Neuplatonismus). Man sollte sich angesichts dieser Tatsache vielleicht fragen, ob man lieber von der zweiten oder dritten Stufe schöpft, oder nicht lieber gleich vom Einen.

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  6. Heidewitzka, die Pareidolie hatte ich gar nicht erkannt – aber Sie haben natürlich Recht, Anonym 4:38!

    Anonym 5:18, danke für die Hinweise. Ich werde morgen darauf zurückkommen. Wenn Sie gegen 8:30 Uhr aus dem Fenster schauen, dürften Sie uns in Palma anlegen sehen.

    DesertHamburg, „Plotin“? Sie sind auch schon im Kakaodelirium, das spüre ich ganz deutlich.

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  7. Anonym 4:3821.09.11, 18:13

    Herr Matt,

    jetzt können Sie sehen, was Kreuzfahrten bewirken. Ihnen und Miss C. wünsche ich noch viel Freude im Kakaodelirium.
    Und das hier kann unabhängig vom Geschlecht passieren:

    http://www.mopo.de/panorama/jungfernstieg-feuerwehr-rettet-250-kilo-frau-aus-viertem-stock,5067140,10840810.html

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  8. Matt, Ihr Gespür trügt sie, denn es handelt sich um durchaus um eine lange kulturelle Tradition, die noch lange bis ins 19. Jahrhundert hinein lebendig war, wie hier.

    Conrad Ferdinand Meyer, Der römische Brunnen
    Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
    Er voll der Marmorschale Rund,
    Die, sich verschleiernd, überfließt
    In einer zweiten Schale Grund;
    Die zweite gibt, sie wird zu reich,
    Der dritten wallend ihre Flut,
    Und jede nimmt und gibt zugleich
    Und strömt und ruht.

    Dann jedoch kamen lyrische Waffenhändler wie Rimbaud und von der neuplatonischen Tradition blieb nur noch der nackte Rausch - und der Kater.

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  9. Anonym 4:3821.09.11, 18:18

    Ich bin es noch einmal: Viel interessanter finde ich ja, wie die da hingekommen ist. Rauf ist ja wohl schwieriger als runter...
    Aber das soll Sie auf Ihrer Kreuzfahrt nicht bedrücken - genießen Sie Mallorca.

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