
Von: Matt Wagner
Betreff: Wir müssen uns beide das Leben leichter machen
Datum: 17. Juni 2011 00:59:44 MESZ
An: xxxxxx@baufix24.de
Sehr geehrter Herr Schütt,
seit einigen Monaten besitze ich ein Postfach. Darin landet immer mal wieder eine unadressierte Sendung von Ihnen. Sie ist gerichtet „An die schlaue Geschäftsleitung oder die schlaue Assistentin der Geschäftsleitung“.
Nichts gegen Sie persönlich, verstehen Sie mich nicht falsch; aber mich stört es ungemein, in einem von mir bezahlten Postfach von Werbung behelligt zu werden, die zudem den verfügbaren Raum für persönliche Sendungen schmälert.
Lassen Sie mich ganz offen sprechen: Ich empfinde Ihre Wurfpost als Müll. Deshalb habe ich Sie bisher auch noch nie geöffnet, sondern immer gleich entsorgt. Aber ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich sie vorfinde. Ich ärgere mich über die Sinnlosigkeit des Ganzen: dass ein abhängig beschäftigter Postmensch Arbeits- und Lebenszeit darauf verschwendet, Papierumschläge in mein Postfach zu legen, woraufhin ich Arbeits- und Lebenszeit darauf verschwenden muss, sie wieder zu entsorgen. Könnten wir unser eh viel zu kurzes Leben nicht sinnvolleren Dingen widmen?
Jedenfalls ist Ihre Firma Baufix24 durch die geschilderten Umstände für mich zu einem roten Tuch geworden, auf das ich allmählich reagiere wie Zidane auf Materazzi. Selbst wenn ich irgendwann einmal erwogen hätte, mit Ihnen Geschäfte zu machen, so ist dies inzwischen außerhalb jeder Denkbarkeit.
Bei der Filiale, die mein Postfach beherbergt, habe ich mich jedenfalls bereits mehrfach bitterlich darüber beklagt, unadressierte Sendungen wie Ihre vorzufinden. Ich hoffte dadurch künftig von solchen Heimsuchungen verschont zu werden, doch denkste: Der zuständige Filialleiter gab sich äußerst hartleibig. Heute, bei der bisher letzten und, wie ich gestehen muss, am Rande der Sachlichkeit angesiedelten Diskussion, beschied er mir in barschem Ton zweierlei:
1. lasse sich die Post diesen Service von Leuten wie Ihnen teuer bezahlen und MÜSSE daher die Sendungen in die Fächer stopfen, und …
2. ich solle doch solche Umschläge wie Ihren einfach „in den Mülleimer werfen wie alle anderen auch“.
Darin stecken mehrere interessante Botschaften, die uns beiden nicht gefallen dürften. Die an mich lautet: Ich kann nichts dagegen tun, mein Fach zumüllen zu lassen, weil Sie die Post für eine Tätigkeit bezahlen, die „Dienstleistung“ zu nennen sich nicht nur mein Sprachempfinden sträubt.
Die Botschaft des unverblümten Filialleiters an Sie, verehrter Herr Schütt, ist allerdings noch deprimierender: Sie bezahlen teures Geld dafür, dass Ihre Drucksachen ungelesen in den Müll wandern.
Als ich weiter Unverständnis über diese Absurdität äußerte, drohte mir der Filialleiter sogar damit, mein Postfach zu kündigen. Nur weil ich keinen Müll darin vorfinden will, das muss man sich mal vorstellen!
Worauf ich mit all dem hinaus will, ist Folgendes: Ich möchte, dass wir beide, Sie und ich, uns gegenseitig das Leben leichter machen. Sie könnten viel, viel Geld sparen, wenn Sie diesen sinnlosen und geschäftsschädigenden Vertriebsweg der blinden Bestückung von Postfächern aufgäben. Und meine Tage wären erheblich heiterer, wenn es mir beim morgendlichen Postfachleeren erspart bliebe, Ihre Post „in den Mülleimer werfen zu müssen wie alle anderen auch“.
Denken Sie wenigstens einmal darüber nach? Das wäre großartig, ganz ernsthaft.
Ihrer Antwort harre ich bang, aber nicht ohne Hoffnung.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Wagner
PS: Ein abgeschwächtes Szenario, wovon allerdings nur ich etwas hätte, könnte so aussehen: Sie legen Ihrer Massensendung an meine Postfiliale ein Schreiben bei, das die Bestückung speziell meines Postfaches ausschlösse. Auch damit gäbe ich mich zufrieden. Doch am liebsten wäre mir, wenn wir beide als Sieger vom Platz gingen, glauben Sie mir.
PPS: Mein Konflikt mit der Filiale schwelt übrigens schon eine ganze Weile, wie Sie diesem Blogeintrag entnehmen können.