Auf dem Fußweg zur Zeltshow The Rock’n’Roll Circus performs Sgt. Pepper’s lonely Heart’s Club Band auf dem Heiligengeistfeld stelle ich fest: Ich habe meine Ohrstöpsel vergessen.
„Mist!“, informiere ich Ms. Columbo, „ich habe meine Ohrstöpsel vergessen. Hast du vielleicht Papiertaschentücher dabei?“ Hat sie nicht.
Denn auf meinen Rat hin hatte sie alles Frauenwichtige in den Innentaschen ihres Arktisparkas verstaut, um ihre Handtasche, in der sich immer und unter allen Umständen Taschentücher befinden, zu Hause lassen zu können.
„Nimm doch Stoffservietten“, rekurriert sie ironisch auf jüngste Ereignisse, obwohl sie genau weiß, dass ich natürlich alles Mögliche dabei habe (sogar den Mittagstischermäßigungswisch vom Inder in Ottensen), aber gewiss keine Stoffservietten.
Und selbst wenn es so wäre, weise ich sie messerscharf zurecht, sähe es eventuell unmöglich aus, wenn mir der Schallschutz bis auf die Schultern aus den Ohren hinge.
„Wie Dumbo!“, kichert sie.
Im Zelt ist es – wie befürchtet – verdammt laut. Bill Wyman, Ex-Rolling-Stones-Bassist, hat sich für wahrscheinlich teuer Geld als Vorprogramm buchen lassen, und jetzt lässt der gewiss längst dreivierteltaube Rockveteran seine Rhythm Kings von der Leine.
Fahrig krame ich in allen denkbaren Taschen und entdecke schließlich in irgendeinem Stoffwinkel eine Papierserviette. Sie ist gebraucht, aber dennoch die Rettung. Auch wenn mir der Abend eher etwas dumpf in Erinnerung bleiben wird.
Was ich mit dieser ganzen Geschichte eigentlich erzählen wollte, ist mir inzwischen entfallen. Vielleicht wollte ich einfach nur ein bisschen über einen echten Rolling Stone herziehen.
PS: Damit das hier nicht als Suchbildaufgabe missverstanden wird: Das Foto zeigt keineswegs die Rhythm Kings um Bill Wyman, sondern die Showband des Abends.
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
23 Januar 2009
22 Januar 2009
Die hatten ja einen Knall
In der Mittagspause flanierte ich durch eine Ottenser Buchhandlung und begann in einem Buch des Berliner Originals Heinrich Zille zu blättern.
Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.
Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.
Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“
Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.
PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.
PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.
Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.
Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.
Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“
Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.
PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.
PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.
20 Januar 2009
Fundstücke (44)
Ein heißer Kinotipp für Kostenbewusste, denen es generell nicht so sehr darauf ankommt, wie ein Film ausgeht.
Das Abaton-Kino macht dieses selbstbewusste Angebot zu Clint Eastwoods Film „Der fremde Sohn““.
Selbstjustiz ist eine Option
Dieses empörende Bild bietet sich in der Talstraße, welche die Reeperbahn mit der Simon-von-Utrecht-Straße verbindet.
Ein ganz normales Wohnhaus, wie es scheint – und dann das. Ich kann so etwas einfach nicht verknusen, da bin ich fast geneigt, die Davidwache zu alarmieren, die Bürgerwehr, die Schwarzen Sheriffs oder Schill.
Nein, das macht man einfach nicht, das zerstört unser ganzes Viertel. Es schadet dem Image von St. Pauli, es besudelt den Kiez. So kann das wirklich nicht bleiben. Was sollen die Touristen denken?
Müssen die uns St. Paulianer nicht allesamt für ordinäre, ungebildete Unholde halten, wenn wir so etwas widerstandslos zulassen? Und werden sie nicht auch mich und Ms. Columbo automatisch in Sippenhaft nehmen für diese widerliche Entgleisung?
Nein, bei so etwas Ekelerregendem kokettiere sogar ich – obwohl gemeinhin die Friedenstaube in Person – mit Selbstjustiz, tut mir Leid.
Und deshalb muss er einfach weg, besser gestern als gleich – dieser unerträgliche Deppenbindestrich in „Sex-Kino“.
Ein ganz normales Wohnhaus, wie es scheint – und dann das. Ich kann so etwas einfach nicht verknusen, da bin ich fast geneigt, die Davidwache zu alarmieren, die Bürgerwehr, die Schwarzen Sheriffs oder Schill.
Nein, das macht man einfach nicht, das zerstört unser ganzes Viertel. Es schadet dem Image von St. Pauli, es besudelt den Kiez. So kann das wirklich nicht bleiben. Was sollen die Touristen denken?
Müssen die uns St. Paulianer nicht allesamt für ordinäre, ungebildete Unholde halten, wenn wir so etwas widerstandslos zulassen? Und werden sie nicht auch mich und Ms. Columbo automatisch in Sippenhaft nehmen für diese widerliche Entgleisung?
Nein, bei so etwas Ekelerregendem kokettiere sogar ich – obwohl gemeinhin die Friedenstaube in Person – mit Selbstjustiz, tut mir Leid.
Und deshalb muss er einfach weg, besser gestern als gleich – dieser unerträgliche Deppenbindestrich in „Sex-Kino“.
19 Januar 2009
Gutes Stöffche
Merkwürdig: Wenn ich beim Schlendern über den Flohmarkt Ohrhörer aufsetze und Musik höre, sehe ich schlechter. Andererseits höre ich besser, wenn ich mir die Augen zuhalte.
Unübersehbar war gleichwohl die Puppendame mit Bauchlücke, der ich auf dem Messehallenflohmarkt bei meiner ruhelosen Suche nach Stoffservietten begegnete. Denn heute war ein historischer Tag: Er brachte den endgültigen Abschied von der Einwegserviette. Warum bloß waren wir dieser empörenden Erfindung über Jahre treu? Ms. Columbo weiß es auch nicht.
Jedenfalls verfügen wir nun über anderthalb Dutzend grundsolider Baumwollservietten in dunklen Farben, damit die unauswaschbaren Kürbiskernölflecken, die unweigerlich in Bälde dem Tuch zusetzen werden, nicht gar zu deutlich sichtbar sind.
Wäre mir solche Weitsicht auch in Entscheidungssituationen eigen, die gravierendere Folgen haben als nur die Aufstockung des Stoffserviettenbestandes, ich hätte es gewiss weiter gebracht im Leben.
Übrigens steigt an jedem Wochenende die Motivation, banalsten Unsinn zu bloggen, weil eh keiner mitliest.
Unübersehbar war gleichwohl die Puppendame mit Bauchlücke, der ich auf dem Messehallenflohmarkt bei meiner ruhelosen Suche nach Stoffservietten begegnete. Denn heute war ein historischer Tag: Er brachte den endgültigen Abschied von der Einwegserviette. Warum bloß waren wir dieser empörenden Erfindung über Jahre treu? Ms. Columbo weiß es auch nicht.
Jedenfalls verfügen wir nun über anderthalb Dutzend grundsolider Baumwollservietten in dunklen Farben, damit die unauswaschbaren Kürbiskernölflecken, die unweigerlich in Bälde dem Tuch zusetzen werden, nicht gar zu deutlich sichtbar sind.
Wäre mir solche Weitsicht auch in Entscheidungssituationen eigen, die gravierendere Folgen haben als nur die Aufstockung des Stoffserviettenbestandes, ich hätte es gewiss weiter gebracht im Leben.
Übrigens steigt an jedem Wochenende die Motivation, banalsten Unsinn zu bloggen, weil eh keiner mitliest.
18 Januar 2009
17 Januar 2009
Achtung: nicht lesen, totaler Quatsch!
Dieser Westentaschenwolf, der mit höchster Wahrscheinlichkeit von seinem Frauchen (sic!) „Susi“ gerufen wird, guckt exakt so, als hätte er höchstselbst den Trolley umgeworfen, den er nun zu bewachen vorgibt.
Und wahrscheinlich ist das auch die reine Wahrheit – Schuld und Susi …
Mit dieser kleinen Inszenierung schaffte es jedenfalls heute der Edekaladen in der Paul-Roosen-Straße, dass ich kurzzeitig an Dostojewski denken musste.
Verstehe einer die Verschaltung der Synapsen!
16 Januar 2009
Sex sells(?)
46 902 wird wohl die Webzahl des Jahres.
Für diesen beschämenden Eurobetrag ging das Basic-Thinking-Blog bei Ebay über den Ladentisch, dabei hatte es doch die Berechnungsseite „How much is my blog worth?“ als zwölfmal so wertvoll taxiert. Macht einen Versteigerungsverlust von einer halben Million Euro.
Bei „How much …?“ kommt dieses Blog hier übrigens nur auf eine Bewertung von 14 676 Euro, und das trotz meines unverhohlenen Sex-Schwerpunkts und viel schönerer Fotos (Foto).
Ein Schnäppchen also! Möchte wer?
15 Januar 2009
Das Gästelistenbabe
Lange Schlange vorm Eingang der Reeperbahndisco Moon Doo, wo ich heute Abend zu einem Showcase eingeladen bin.
Zeit also, mir das mindestens einsachtzig große superblonde Gästelistenbabe näher anzuschauen, das damals auf dem Gymnasium – Entschuldigung: Realschule; korrigiere … ach, egal … – bestimmt der Klassenschwarm war, aber nur den Basketballbesten rangelassen hat, wenn überhaupt.
Es hat Haare wie Sarah Jessica Parker; sie fallen vom Mittelscheitel in sanften Wellen abwärts und treffen ab Schulterhöhe auf eine schwarzweiße Kunstfelljacke, was sehr apart aussieht.
Untenrum trägt das modelförmige Gästelistenbabe eine enge schwarze Hose, die auf raffiniert nahtlose Weise in ebenso schwarze Highheels übergeht, mit deren zwölf Zentimeter langen Absätzen man einen Faden durchs Nadelöhr flutschen lassen könnte, aber in nullkommanix. Ja, das Gästelistenbabe könnte jederzeit im benachbarten Eros-Laufhaus anfangen, rein optisch gesehen.
Die Schlange rückt vor, ich bin dran und nenne meinen Namen. „Wagner, hm?“, sagt das Gästelistenbabe - und zwar überraschenderweise mit einer Stimme, die nur knapp über der Frequenz von Günther Kaufmann liegt.
Meine innerlich zusammengestrickte Gästelistenbabebiografie fällt in sich zusammen wie ein angestochenes Omelett; augenblicklich verschwunden ist sogar der Basketballbeste.
Voilá: ein Transvestit.
Aus der Nähe fällt nun auch die etwas zu starke Kinnpartie auf, und die Wangenknochen wölben sich ebenfalls auf leicht männliche Weise. Wie auch immer: Er lässt mich rein, ich warte anderthalb Stunden lang vergeblich auf die Band und ziehe dann dampfend ab.
Keine Frage: Das Konto, auf dem die Qualität individueller Lebenszeit verbucht wird, ist heute Abend ins Soll gerutscht.
Nur (Ent)Täuschungen.
Zeit also, mir das mindestens einsachtzig große superblonde Gästelistenbabe näher anzuschauen, das damals auf dem Gymnasium – Entschuldigung: Realschule; korrigiere … ach, egal … – bestimmt der Klassenschwarm war, aber nur den Basketballbesten rangelassen hat, wenn überhaupt.
Es hat Haare wie Sarah Jessica Parker; sie fallen vom Mittelscheitel in sanften Wellen abwärts und treffen ab Schulterhöhe auf eine schwarzweiße Kunstfelljacke, was sehr apart aussieht.
Untenrum trägt das modelförmige Gästelistenbabe eine enge schwarze Hose, die auf raffiniert nahtlose Weise in ebenso schwarze Highheels übergeht, mit deren zwölf Zentimeter langen Absätzen man einen Faden durchs Nadelöhr flutschen lassen könnte, aber in nullkommanix. Ja, das Gästelistenbabe könnte jederzeit im benachbarten Eros-Laufhaus anfangen, rein optisch gesehen.
Die Schlange rückt vor, ich bin dran und nenne meinen Namen. „Wagner, hm?“, sagt das Gästelistenbabe - und zwar überraschenderweise mit einer Stimme, die nur knapp über der Frequenz von Günther Kaufmann liegt.
Meine innerlich zusammengestrickte Gästelistenbabebiografie fällt in sich zusammen wie ein angestochenes Omelett; augenblicklich verschwunden ist sogar der Basketballbeste.
Voilá: ein Transvestit.
Aus der Nähe fällt nun auch die etwas zu starke Kinnpartie auf, und die Wangenknochen wölben sich ebenfalls auf leicht männliche Weise. Wie auch immer: Er lässt mich rein, ich warte anderthalb Stunden lang vergeblich auf die Band und ziehe dann dampfend ab.
Keine Frage: Das Konto, auf dem die Qualität individueller Lebenszeit verbucht wird, ist heute Abend ins Soll gerutscht.
Nur (Ent)Täuschungen.
14 Januar 2009
Kungelchamp
Morgens erhielt ich eine Spammail mit dem verblüffenden Betreff: „So Billig Wie Noch Nie - Teure Uhren“. Eine Suchabfrage, die heute auf meine Seite führte, hieß: „iche will gehen hamburg nah stockholm mit u-bahn“.
Und die neue Band Bakkushan, von der wir alle bestimmt noch viel hören werden, begrüßte uns Montagabend im Knust mit den Worten: „Seid ihr mit uns?“
Ja, ja, jeder darf furzfröhlich rumrumpeln mit der Sprache, nur ich muss mir eine hübsche Idee verkneifen, die mir beim Fernsehgucken kam.
Denn gar zu gern schriebe ich jetzt und sofort, Nico Schwanz sei der Kungelchamp vom Dschungelcamp, doch dazu müsste der kreuzbrave Thüringer Friseur auch endlich mal damit anfangen, Intrigen zu spinnen.
Dem ist nicht so. Deshalb muss ich diesen weltmeisterlichen Wortdreher in der Schublade lassen, und kein Mensch wird je davon erfahren.
Foto: RTL/Stefan Gregorowius
Und die neue Band Bakkushan, von der wir alle bestimmt noch viel hören werden, begrüßte uns Montagabend im Knust mit den Worten: „Seid ihr mit uns?“
Ja, ja, jeder darf furzfröhlich rumrumpeln mit der Sprache, nur ich muss mir eine hübsche Idee verkneifen, die mir beim Fernsehgucken kam.
Denn gar zu gern schriebe ich jetzt und sofort, Nico Schwanz sei der Kungelchamp vom Dschungelcamp, doch dazu müsste der kreuzbrave Thüringer Friseur auch endlich mal damit anfangen, Intrigen zu spinnen.
Dem ist nicht so. Deshalb muss ich diesen weltmeisterlichen Wortdreher in der Schublade lassen, und kein Mensch wird je davon erfahren.
Foto: RTL/Stefan Gregorowius
13 Januar 2009
Fundstücke (43): Im Bann des Reduziermuffennippels
1. Am Wochenende waren wir stundenlang brachial lauten Darbietungen in einer Thai-Karaokebar auf der Großen Freiheit ausgesetzt. Sie entsprachen auf verblüffend exakte Weise der Illuminierung der Bühne (Foto). Thais sind gemeinhin großartige Menschen, und sie verstehen unglaublich viel von der Welt der Kulinarik. In anderen Geschmacksfragen hingegen würde ich ihnen nicht bedingungslos vertrauen.
2. Manche Sachen möchte man gar nicht wissen. Doch schon verhakt sich der Blick in der Schlagzeile, und es ist zu spät:
3. Aus einer Verkaufsanzeige für eine vermietete Eigentumswohnung:
4. Weiß nicht mehr, wie und warum, doch heute stieß ich auf das abgebildete Objekt. Es handelt sich um einen – ta-da! – Reduziermuffennippel:
5. Papa war im Krieg. Nach einer Verwundung wurde er zum Junkie, und das ganze verpfuschte Leben seiner Familie kulminiert in diesem Satz: „There’s a hole in daddy’s arm where all the money goes.“ Entdeckt in John Prines erschütterndem Song „Sam Stone“.
2. Manche Sachen möchte man gar nicht wissen. Doch schon verhakt sich der Blick in der Schlagzeile, und es ist zu spät:
3. Aus einer Verkaufsanzeige für eine vermietete Eigentumswohnung:
4. Weiß nicht mehr, wie und warum, doch heute stieß ich auf das abgebildete Objekt. Es handelt sich um einen – ta-da! – Reduziermuffennippel:
5. Papa war im Krieg. Nach einer Verwundung wurde er zum Junkie, und das ganze verpfuschte Leben seiner Familie kulminiert in diesem Satz: „There’s a hole in daddy’s arm where all the money goes.“ Entdeckt in John Prines erschütterndem Song „Sam Stone“.
12 Januar 2009
Hoffnungslos
In der Hein-Hoyer-Straße gibt es eine neue Kneipe, die sich an der Quadratur des Kreises versucht: gemeinsame Anlaufstelle zu werden für Fans des HSV und des FC St. Pauli.
Ein zutiefst hoffnungsloses Konzept. Warum knöpft sie sich nicht erst einmal – zum Aufwärmen sozusagen – ein paar leichtere Aufgaben vor, zum Beispiel Israel und die Hamas, Bush und Bin Laden oder Laurel und Hardy?
So wird diese Kneipe in der Hein-Hoyer-Straße schlicht dazu beitragen, dass noch mehr von dem auf den Kiezstraßen herumliegt, was wir heute beim Spazierengehen wieder einmal sorgfältigst umgehen mussten:
Pisse, Kotze, Blut und Scherben.
Ein zutiefst hoffnungsloses Konzept. Warum knöpft sie sich nicht erst einmal – zum Aufwärmen sozusagen – ein paar leichtere Aufgaben vor, zum Beispiel Israel und die Hamas, Bush und Bin Laden oder Laurel und Hardy?
So wird diese Kneipe in der Hein-Hoyer-Straße schlicht dazu beitragen, dass noch mehr von dem auf den Kiezstraßen herumliegt, was wir heute beim Spazierengehen wieder einmal sorgfältigst umgehen mussten:
Pisse, Kotze, Blut und Scherben.
10 Januar 2009
Unter Null
Wenn man (wie ich) Anfang Januar feierlich die Fahrradsaison für eröffnet erklärt, dann sollte man unbedingt darauf achten, einen mittleren Gang eingelegt zu haben, bevor die Schaltung einfriert.
Passiert das nämlich im ersten, juckelst du über den Kiez wie ein Frettchen auf Speed; ist der siebte drin, erinnert dein Bewegungsablauf an einen gestrandeten Pottwal.
Kurz: Es ist frisch auf St. Pauli. Träge Eisschollen reiben sich an der Cap San Diego wie der Eber am Nadelholz. Und ich komme im vierten Gang noch ganz passabel die Helgoländer Allee hoch, ohne wie ein Volldepp auszusehen.
Hoffe ich mal.
09 Januar 2009
08 Januar 2009
Pauls Bewerbung
Y., ein Gast aus meinem Heimatdorf, erlebt auf der Reeperbahn gleich mal echtes Hardcorekobern.
Ein Animierbursche ruft einer etwa 12-köpfigen Gruppe junger Männer zu: „Hey, wer von euch ist Paul?“ Einer der Jungs meldet sich leicht verwirrt: „Äh, ich …?“
„Na, dann komm her“, ruft der Koberer, „du hast dich doch als Bühnenficker beworben!“
Effekt: betretenes, schiefes Grinsen bei Paul, hämisches Feixen bei allen Nicht-Pauls.
Gemeinsam mit Y. analysiere ich später die Vorgehensweise des Koberers und wundere mich über seine Namenswahl. Warum versuchte er es ausgerechnet mit „Paul“? Ist dieser altehrwürdige Name etwa wieder hoch in den Hitlisten?
Egal, die Wahrheit ist aufm Platz, und der Erfolg gab dem Koberer Recht.
In der Ferne wurde derweil der Fernsehturm vom Hochnebel geköpft.
Ein Animierbursche ruft einer etwa 12-köpfigen Gruppe junger Männer zu: „Hey, wer von euch ist Paul?“ Einer der Jungs meldet sich leicht verwirrt: „Äh, ich …?“
„Na, dann komm her“, ruft der Koberer, „du hast dich doch als Bühnenficker beworben!“
Effekt: betretenes, schiefes Grinsen bei Paul, hämisches Feixen bei allen Nicht-Pauls.
Gemeinsam mit Y. analysiere ich später die Vorgehensweise des Koberers und wundere mich über seine Namenswahl. Warum versuchte er es ausgerechnet mit „Paul“? Ist dieser altehrwürdige Name etwa wieder hoch in den Hitlisten?
Egal, die Wahrheit ist aufm Platz, und der Erfolg gab dem Koberer Recht.
In der Ferne wurde derweil der Fernsehturm vom Hochnebel geköpft.
07 Januar 2009
Guano galore
Heute erreichte ich eine neue Stufe der Verzweiflung und bewarf eine unserer Balkontauben mit einer Kartoffel der Sorte Princess aus kontrolliert ökologischem Anbau (ohne zu treffen).
Nun fühle ich mich beschmutzt und beschämt.
Was mich tröstet, ist einzig die Tatsache, dass die Hausverwaltung bis dato unsere fünfprozentige Mietminderung wegen des Taubenterrors kommentarlos hingenommen hat. Die Richtung scheint also zu stimmen.
Aber die Biokartoffel: Die ist unwiederbringlich perdu. Und zwar ohne den geringsten Eindruck bei der Balkontaube zu hinterlassen, wie ich mit stoischem Fatalismus den neuesten Guanospuren entnehmen kann.
06 Januar 2009
Fernsehtipp
Die praktisch immer geöffnete Pennyfiliale an der Reeperbahn kommt hier im Blog öfter vor.
Warum das notwendigerweise so sein muss, zeigt die Spiegel-TV-Reportage „Auf der Reeperbahn nachts um 11 – Ein Supermarkt in Hamburg St. Pauli“ recht anschaulich.
Der erste Teil läuft heute Abend um 23:10 Uhr (wieder mal) auf Vox.
Foto: Spiegel TV
Warum das notwendigerweise so sein muss, zeigt die Spiegel-TV-Reportage „Auf der Reeperbahn nachts um 11 – Ein Supermarkt in Hamburg St. Pauli“ recht anschaulich.
Der erste Teil läuft heute Abend um 23:10 Uhr (wieder mal) auf Vox.
Foto: Spiegel TV
Der Müllwühler
Menschen, die in Mülleimern wühlen, kann ich nicht ansehen. Es ist mir peinlich, ihnen die Peinlichkeit zuzumuten, beim Wühlen im Müll beobachtet zu werden. Wenn sie herschauen, schaue ich weg.
So ging es mir auch heute an der Haltestelle Friedensallee, wo ich gottergeben auf den sogenannten Schnellbus wartete. Ein Radler näherte sich über den Gehweg. Er trug zu üblicher Winterkleidung einen Wollschal, Handschuhe – und eine am Kopf befestigte Grubenlampe.
Die Lampe leuchtete. Der Mann stoppte und hielt sich am Mast der Fußgängerampel fest, ohne abzusteigen. Noch immer schaute ich nicht weg, denn er wirkte keinesfalls wie einer, der nun den Kopf senken und mit der Grubenlampe den am Mast befestigten Mülleimer ausleuchten würde.
Doch genau das tat er; seine Ausrüstung war dafür optimiert. Hier hatten wir einen Profimüllwühler. Schnell schaute ich weg; sein sportlich-bürgerliches Outfit und seine noch keineswegs fortgeschrittene Entwürdigung schienen das Peinlichkeitspotenzial der Situation zu verdoppeln.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit dem linken Arm tief im Schlund des Mülleimers herumfuhrwerkte. Irgendwann zog er eine Zeitung heraus. Und dann lehnte er sich gemütlich an den Ampelmast und studierte die wichtigsten Texte des Tages.
Keiner, der ihn nicht aus den Augenwinkeln beobachtet hätte, wäre in diesem Moment auf den Gedanken gekommen, es könnte sich um einen Müllwühler handeln. Dann steckte er die Zeitung ein und radelte weiter. 20 Meter weiter stand der nächste Mülleimer. Er hielt an.
Und dann senkte er wieder den Kopf. Ich schaute schnell weg.
So ging es mir auch heute an der Haltestelle Friedensallee, wo ich gottergeben auf den sogenannten Schnellbus wartete. Ein Radler näherte sich über den Gehweg. Er trug zu üblicher Winterkleidung einen Wollschal, Handschuhe – und eine am Kopf befestigte Grubenlampe.
Die Lampe leuchtete. Der Mann stoppte und hielt sich am Mast der Fußgängerampel fest, ohne abzusteigen. Noch immer schaute ich nicht weg, denn er wirkte keinesfalls wie einer, der nun den Kopf senken und mit der Grubenlampe den am Mast befestigten Mülleimer ausleuchten würde.
Doch genau das tat er; seine Ausrüstung war dafür optimiert. Hier hatten wir einen Profimüllwühler. Schnell schaute ich weg; sein sportlich-bürgerliches Outfit und seine noch keineswegs fortgeschrittene Entwürdigung schienen das Peinlichkeitspotenzial der Situation zu verdoppeln.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit dem linken Arm tief im Schlund des Mülleimers herumfuhrwerkte. Irgendwann zog er eine Zeitung heraus. Und dann lehnte er sich gemütlich an den Ampelmast und studierte die wichtigsten Texte des Tages.
Keiner, der ihn nicht aus den Augenwinkeln beobachtet hätte, wäre in diesem Moment auf den Gedanken gekommen, es könnte sich um einen Müllwühler handeln. Dann steckte er die Zeitung ein und radelte weiter. 20 Meter weiter stand der nächste Mülleimer. Er hielt an.
Und dann senkte er wieder den Kopf. Ich schaute schnell weg.
Labels:
bus,
gefühle,
obdachlose,
ottensen,
typen
05 Januar 2009
Ave!
Wie bereits vor mehr als drei Jahren an dieser Stelle überzeugend erläutert wurde, gibt nicht jeder Name Anlass zum Jubeln.
Die damals erwähnten Betroffenen vom Zuschnitt einer Hildegard Krüpfganz-Kräck waren allerdings selber schuld an ihrer Misere. Schließlich zwingt einen niemand dazu, a) zu heiraten und b) im Falle, dass dies doch passiert, einen Doppelnamen anzunehmen.
Ganz und gar unschuldig an seinem Schicksal aber ist der abgebildete CDU-Bundestagsabgeordnete Cajus Julius Cäsar. Hier muss eindeutig die Vorgängergeneration zur Rechenschaft gezogen werden.
Und wer jetzt sagt: „Aber schau doch, was aus dem kleinen Cajus Julius Cäsar aus Rinteln/Westfalen geworden ist – ein Bundestagsabgeordneter!“, dem muss man entgegenhalten dürfen, was aus dem kleinen Cajus Julius Cäsar ohne diesen Namen hätte werden können, vielleicht sogar Bundeskanzler.
Ich wüsste übrigens gerne, wie der Rezeptionist eines römischen Hotels kuckt, wenn CJC sich ins Gästebuch einträgt. Dass der Rintelner Diplomforstwirt am Ende doch noch vor Schuld nur so strotzt, liegt an seiner Schnapsidee, den Namen an seinen Sohn weiterzuvererben. In der Psychologie gibt es bestimmt einen schönen Fachbegriff dafür, etwas Ähnliches wie „Sublimationsrache“ vielleicht, denn sein Vater hieß auch schon so.
Als wir neulich durch Farmsen schlenderten, kamen wir übrigens an einem italienischen Restaurant vorbei, dessen Besitzer nennt sich Roberto Diamanti. Das ist mal ein amtlicher Name!
Und jetzt wird es höchste Zeit, mal wieder Johnny Cashs „A boy named Sue“ zu hören.
Die damals erwähnten Betroffenen vom Zuschnitt einer Hildegard Krüpfganz-Kräck waren allerdings selber schuld an ihrer Misere. Schließlich zwingt einen niemand dazu, a) zu heiraten und b) im Falle, dass dies doch passiert, einen Doppelnamen anzunehmen.
Ganz und gar unschuldig an seinem Schicksal aber ist der abgebildete CDU-Bundestagsabgeordnete Cajus Julius Cäsar. Hier muss eindeutig die Vorgängergeneration zur Rechenschaft gezogen werden.
Und wer jetzt sagt: „Aber schau doch, was aus dem kleinen Cajus Julius Cäsar aus Rinteln/Westfalen geworden ist – ein Bundestagsabgeordneter!“, dem muss man entgegenhalten dürfen, was aus dem kleinen Cajus Julius Cäsar ohne diesen Namen hätte werden können, vielleicht sogar Bundeskanzler.
Ich wüsste übrigens gerne, wie der Rezeptionist eines römischen Hotels kuckt, wenn CJC sich ins Gästebuch einträgt. Dass der Rintelner Diplomforstwirt am Ende doch noch vor Schuld nur so strotzt, liegt an seiner Schnapsidee, den Namen an seinen Sohn weiterzuvererben. In der Psychologie gibt es bestimmt einen schönen Fachbegriff dafür, etwas Ähnliches wie „Sublimationsrache“ vielleicht, denn sein Vater hieß auch schon so.
Als wir neulich durch Farmsen schlenderten, kamen wir übrigens an einem italienischen Restaurant vorbei, dessen Besitzer nennt sich Roberto Diamanti. Das ist mal ein amtlicher Name!
Und jetzt wird es höchste Zeit, mal wieder Johnny Cashs „A boy named Sue“ zu hören.
03 Januar 2009
Kegel-GAU
Der Pudel ist ein armer Hund. In seiner Entfernung vom evolutionären Ausgangspunkt, dem Wolf, wird er allenfalls vom Pekinesen oder Chihuahua übertroffen.
Der Pudel sieht vollkommen lächerlich aus, mit diesen Locken überall, außerdem scheint er Kopfhörer zu tragen! Und seine Haartolle ist spätestens seit Eddie Cochran aus der Mode; das war 1960.
Kurz: Der Pudel ist ein mieser Witz auf vier Beinen. Die Karikatur eines Hundes, vom Wolf ganz zu schweigen. Zu nichts nütze, als sich über ihn zu belustigen.
Und deshalb wird der GAU beim Kegeln – also das torkelige Treffen der Auslaufrinne – treffsicher „Pudel“ genannt. Mir gelang das heute Abend in Franks Kegeleck zweimal, genau einmal öfter als alle Neune.
Gut, dass es zum Trost Bockwürste und Frikadellen gab. Und reichlich Jever vom Fass.
Foto: Wikipedia
Der Pudel sieht vollkommen lächerlich aus, mit diesen Locken überall, außerdem scheint er Kopfhörer zu tragen! Und seine Haartolle ist spätestens seit Eddie Cochran aus der Mode; das war 1960.
Kurz: Der Pudel ist ein mieser Witz auf vier Beinen. Die Karikatur eines Hundes, vom Wolf ganz zu schweigen. Zu nichts nütze, als sich über ihn zu belustigen.
Und deshalb wird der GAU beim Kegeln – also das torkelige Treffen der Auslaufrinne – treffsicher „Pudel“ genannt. Mir gelang das heute Abend in Franks Kegeleck zweimal, genau einmal öfter als alle Neune.
Gut, dass es zum Trost Bockwürste und Frikadellen gab. Und reichlich Jever vom Fass.
Foto: Wikipedia
Auf der sündigen Mail
Dieser sehr hübsche Fauxpas findet sich auf der Seite magnus.de.
Er zeigt unfreiwillig eindrucksvoll, wie umfassend sich das Web und sein ganzes Drumherum bereits in unser Unterbewusstsein eingeschlichen haben.
So, und jetzt ins Bett; draußen twittern schon fast die Vögel.
01 Januar 2009
Alles beim Alten
Wir trauen uns mittags raus, zum ersten Mal in diesem Jahr.
Die Sonne lacht optimistisch den überall herumliegenden Feuerwerksmüll aus, doch die übriggebliebenen Teenager an der Reeperbahn schert das nicht: Sie prügeln sich.
Kurz durchzuckt mich schmerzvoll ein Pflichtgefühl, das mir weiszumachen versucht, es sei opportun, sich zwischen zwei volltrunkene 18-Jährige zu werfen. Doch auch im Freundeskreis waltet noch Restvernunft; ihre Kumpels gehen dazwischen, die Lage scheint im Griff.
Wir überqueren die Reeperbahn, durchstreifen das Brauquartier, bewundern die Kräne im Gegenlicht, laufen über den Fischmarkt, steigen die Treppen hoch zu den Kunstpalmen, wo eine kleine Armee leerer Flaschen stumm Wache steht im lichtdurchfluteten Neujahrsdunst.
Durch die Silbersackstraße geht es zurück zur Reeperbahn. Im Eingangsbereich von World of Sex steht schwankend ein glatzköpfiger Bär mit Kippe im Mundwinkel, der vergeblich versucht, sein Gemächt rechtzeitig ins Freie zu zerren. Wir sehen es munter aus seinem Latz hervorsprudeln. Seine Hosenbeine verfärben sich großflächig dunkel.
Es wäre völlig vergeblich, ihn auf die generelle Möglichkeit einer Nutzung der öffentlichen Toilette ganz in der Nähe hinzuweisen. Nein, hier ist alles vergeblich, nicht nur im sanitären Bereich.
Der Kiez hat sich also in bewährter Manier hinübergerettet ins neue Jahr, ohne Schaden zu nehmen, ohne sich neu auszurichten. Alles ist beim Alten geblieben.
Irgendwie beruhigend.
31 Dezember 2008
Offener Brief zu Silvester (3)
Ich weiß, ich weiß: Das habe ich alles vergangenes Jahr und sogar vorvergangenes Jahr schon einmal gesagt. Doch nie hat es etwas genützt.
Deshalb versuche ich es noch einmal (oder – wie man seit einiger Zeit in neudeutschem Gammelsprech zu sagen pflegt – „einmal mehr“).
Bitte lest also diesen Beitrag, solange ihr noch Augen habt.
Erneut erwarte ich für diese guten Tipps keinen Dank; eure geretteten Gliedmaßen sind mir Lohn genug, obwohl ich von ihrer Rettung nie erfahren werde.
Einen guten Rutsch also. Möge am Neujahrsmorgen noch alles an euch dran sein. Und zwar an den richtigen Stellen.
Cheers!
Foto: anschlaege.de
Deshalb versuche ich es noch einmal (oder – wie man seit einiger Zeit in neudeutschem Gammelsprech zu sagen pflegt – „einmal mehr“).
Bitte lest also diesen Beitrag, solange ihr noch Augen habt.
Erneut erwarte ich für diese guten Tipps keinen Dank; eure geretteten Gliedmaßen sind mir Lohn genug, obwohl ich von ihrer Rettung nie erfahren werde.
Einen guten Rutsch also. Möge am Neujahrsmorgen noch alles an euch dran sein. Und zwar an den richtigen Stellen.
Cheers!
Foto: anschlaege.de
Persönliche Bilanz
Eine Evaluierung meiner Tugendhaftigkeit ergab folgendes Ergebnis: Von den sieben klassischen Hauptlastern, aus denen alle Sünden entstehen, verfüge ich nur über eines nicht.
Inklusive des fehlenden Lasters umfasst die Liste folgende:
* Superbia: Hochmut
* Avaritia: Geiz
* Luxuria: Genusssucht, Ausschweifung
* Ira: Zorn
* Gula: Völlerei
* Invidia: Neid
* Acedia: Trägheit des Herzens oder des Geistes.
Ms. Columbo weiß, wo ich noch nachlegen muss.
Anlass für diese besinnlichen Gedanken war Hermes Phettbergs Twittern. Beim Lesen seiner Einträge wurde mir klar, dass Perversion und Prüderie im gleichen geschwisterlichen Verhältnis zueinander stehen wie Sado und Maso, Katholizismus und Exzess.
Und mit diesem kleinen Schlenker sind wir auf gar nicht mal unelegante Weise wieder geschmeidig auf die Reeperbahn eingebogen.
Inklusive des fehlenden Lasters umfasst die Liste folgende:
* Superbia: Hochmut
* Avaritia: Geiz
* Luxuria: Genusssucht, Ausschweifung
* Ira: Zorn
* Gula: Völlerei
* Invidia: Neid
* Acedia: Trägheit des Herzens oder des Geistes.
Ms. Columbo weiß, wo ich noch nachlegen muss.
Anlass für diese besinnlichen Gedanken war Hermes Phettbergs Twittern. Beim Lesen seiner Einträge wurde mir klar, dass Perversion und Prüderie im gleichen geschwisterlichen Verhältnis zueinander stehen wie Sado und Maso, Katholizismus und Exzess.
Und mit diesem kleinen Schlenker sind wir auf gar nicht mal unelegante Weise wieder geschmeidig auf die Reeperbahn eingebogen.
30 Dezember 2008
Auf dem Fleischklopsflughafen
Zu Besuch auf dem neugestalteten Flughafen in Fuhlsbüttel, wo man neuerdings auch mit der S-Bahn hinkommt. Eine Errungenschaft übrigens, die andere deutsche Städte schon seit einem halben Jahrhundert vorweisen können.
Die S-Bahnstation heißt merkwürdigerweise „Hamburg Airport (Flughafen)“. Also nicht „Flughafen“ und dann in Klammern „(Airport)“, sondern genau umgekehrt. Sigmund Freud könnte sicherlich erklären, was für ein Monster von Minderwertigkeitskomplex darin versteckt liegt, ich kann es nicht.
Das in der Abfertigungshalle ausliegende Magazin trägt den Namen „ham.airport“, übersetzt also ungefähr „Fleischklopsflughafen“. Das soll wohl subtil anspielen auf die trotz der himmelsstrebenden Verkehrstechnik überhaupt nicht abgehobene kulinarische Kost, die hier angeboten wird.
Am Rand der Halle haben Leihwagenfirmen ihre Filialen. Der Arbeitsplatz von Sixt wird vollorange beflutet und wirkt mit hoher Sicherheit bewusstseinsverändernd, wie Ms. Columbo schaudernd feststellt.
Direkt gegenüber residiert Europcar in konkurrierendem Giftgrün; für Angestellte, die dort nach einem Achtstundentag raustaumeln, schimmert die Restwelt mit Sicherheit in komplementärem Rot. Bis auf echtes Rot natürlich, das dadurch schwarz aussieht – ein Effekt, der jener Gruppe von Europcarrieristen entgegenkommt, die nach Feierabend als Serienmörder Entspannung suchen, aber kein Blut sehen können.
Wüsste übrigens gern, ob ein Sixtmann mit einer Europcarfrau (oder andersrum) glücklich werden könnte und welche Tapetenfarbe bei ihnen im gemeinsamen Wohnzimmer hinge. Erfahrungsberichte gern in den Kommentaren.
Die S-Bahnstation heißt merkwürdigerweise „Hamburg Airport (Flughafen)“. Also nicht „Flughafen“ und dann in Klammern „(Airport)“, sondern genau umgekehrt. Sigmund Freud könnte sicherlich erklären, was für ein Monster von Minderwertigkeitskomplex darin versteckt liegt, ich kann es nicht.
Das in der Abfertigungshalle ausliegende Magazin trägt den Namen „ham.airport“, übersetzt also ungefähr „Fleischklopsflughafen“. Das soll wohl subtil anspielen auf die trotz der himmelsstrebenden Verkehrstechnik überhaupt nicht abgehobene kulinarische Kost, die hier angeboten wird.
Am Rand der Halle haben Leihwagenfirmen ihre Filialen. Der Arbeitsplatz von Sixt wird vollorange beflutet und wirkt mit hoher Sicherheit bewusstseinsverändernd, wie Ms. Columbo schaudernd feststellt.
Direkt gegenüber residiert Europcar in konkurrierendem Giftgrün; für Angestellte, die dort nach einem Achtstundentag raustaumeln, schimmert die Restwelt mit Sicherheit in komplementärem Rot. Bis auf echtes Rot natürlich, das dadurch schwarz aussieht – ein Effekt, der jener Gruppe von Europcarrieristen entgegenkommt, die nach Feierabend als Serienmörder Entspannung suchen, aber kein Blut sehen können.
Wüsste übrigens gern, ob ein Sixtmann mit einer Europcarfrau (oder andersrum) glücklich werden könnte und welche Tapetenfarbe bei ihnen im gemeinsamen Wohnzimmer hinge. Erfahrungsberichte gern in den Kommentaren.
29 Dezember 2008
Arschkarte
Setze mich im Bus der berüchtigten Linie 37 hin und schnelle sofort wieder hoch, mit klitschnasser linker Pobacke.
Irgendjemand hat irgendetwas auf diesen Sitz gekippt oder gekübelt, weiß Gott was. Noch während ich entsetzt zur Reihe gegenüber fliehe, sehe ich im Augenwinkel, wie sich eine ältere Frau samt erwachsener Kinder in Richtung nassen Sitz bewegt.
Warne sie!, schießt es mir durch den Kopf, doch schon ist es zu spät. Sie sitzen. Die Frau hat die – ähem – Arschkarte gezogen. Jetzt, wo sie schon mal Platz genommen hat, interessiert mich natürlich ihre Reaktion. Meine kenne ich ja bereits, jetzt muss sie nur noch durch Mehrheitsentscheidung verifiziert werden.
Doch nichts geschieht. Lächelnd parliert die Dame mit ihrem Nachwuchs, mit keiner mimischen Regung verweist sie darauf, dass sich gerade eine unbekannte Flüssigkeit durch die Schichten ihrer Kleidung suppt, bis sie ihr den Podex benetzt.
Die Frau ist anscheinend unempfänglich für südliche Empfindungen. Erst zu Hause werden die Signale wohl zu ihr durchdringen; sie wird erschreckt auf beginnende Inkontinenz tippen, und das wird ihr Leben verändern.
Oder auch nicht – denn vielleicht habe ich ja in einer einzigen Sekunde die komplette Flüssigkeit vom Sitz gesogen. Verstohlen schiebe ich die Finger unter meine linke Pobacke und schnuppere vorsichtig daran. Man riecht nichts. Inständig versuche ich mich davon zu überzeugen, es handele sich nur um Wasser. Scheitere kläglich.
Mit so etwas hätte das Jahr nicht unbedingt zu Ende gehen müssen, echt nicht.
Irgendjemand hat irgendetwas auf diesen Sitz gekippt oder gekübelt, weiß Gott was. Noch während ich entsetzt zur Reihe gegenüber fliehe, sehe ich im Augenwinkel, wie sich eine ältere Frau samt erwachsener Kinder in Richtung nassen Sitz bewegt.
Warne sie!, schießt es mir durch den Kopf, doch schon ist es zu spät. Sie sitzen. Die Frau hat die – ähem – Arschkarte gezogen. Jetzt, wo sie schon mal Platz genommen hat, interessiert mich natürlich ihre Reaktion. Meine kenne ich ja bereits, jetzt muss sie nur noch durch Mehrheitsentscheidung verifiziert werden.
Doch nichts geschieht. Lächelnd parliert die Dame mit ihrem Nachwuchs, mit keiner mimischen Regung verweist sie darauf, dass sich gerade eine unbekannte Flüssigkeit durch die Schichten ihrer Kleidung suppt, bis sie ihr den Podex benetzt.
Die Frau ist anscheinend unempfänglich für südliche Empfindungen. Erst zu Hause werden die Signale wohl zu ihr durchdringen; sie wird erschreckt auf beginnende Inkontinenz tippen, und das wird ihr Leben verändern.
Oder auch nicht – denn vielleicht habe ich ja in einer einzigen Sekunde die komplette Flüssigkeit vom Sitz gesogen. Verstohlen schiebe ich die Finger unter meine linke Pobacke und schnuppere vorsichtig daran. Man riecht nichts. Inständig versuche ich mich davon zu überzeugen, es handele sich nur um Wasser. Scheitere kläglich.
Mit so etwas hätte das Jahr nicht unbedingt zu Ende gehen müssen, echt nicht.
27 Dezember 2008
Fremde Welten
Teste interessehalber Muxlim Pal, das Second Life für Moslems. Wähle als Avatar eine Frau mit Pferdeschwanz. Automatische Grundausstattung: ein Gebetsteppich. Dürftig.
Angebotene Handlungsoptionen: „Pray“ und „Cancel“. Wähle sinnvollerweise „Pray“. Haken: Trage plötzlich Kopftuch. Nicht ablegbar. Gebetsteppich aber nützlich: Verbeuge mich darauf mehrfach gen Mekka.
Fortgesetztes Verbeugen. Stört allmählich. Gehe auf „Cancel“. Vergeblich. Kann Gebetsmodus nicht beenden. Nu is aber gut. Nervöses, fahriges Klicken auf „Cancel“.
Endlich: Verbeugen hört auf.
Kopftuch plötzlich wieder verschwunden. Versuche, dem Kleiderschrank mit dem Befehl „Pick up“ Klamotten zu entnehmen. Effekt: Schrank pötzlich verschwunden.
Verlasse entnervt den Raum. Betrete das Beach Café. Anwesend: drei Männer, sehr bärtig. Werde mit „Salam“ begrüßt. Grüße zurück. Mein Pferdeschwanz wird nicht thematisiert. Schade.
Beschließe, testweise und sofern verfügbar Bikini zu pickuppen, sobald Schrank wieder auftaucht. Stringtanga wohl illusorisch.
Fazit: Religionen werden generell überschätzt. Abschaffung dringend geboten.
Angebotene Handlungsoptionen: „Pray“ und „Cancel“. Wähle sinnvollerweise „Pray“. Haken: Trage plötzlich Kopftuch. Nicht ablegbar. Gebetsteppich aber nützlich: Verbeuge mich darauf mehrfach gen Mekka.
Fortgesetztes Verbeugen. Stört allmählich. Gehe auf „Cancel“. Vergeblich. Kann Gebetsmodus nicht beenden. Nu is aber gut. Nervöses, fahriges Klicken auf „Cancel“.
Endlich: Verbeugen hört auf.
Kopftuch plötzlich wieder verschwunden. Versuche, dem Kleiderschrank mit dem Befehl „Pick up“ Klamotten zu entnehmen. Effekt: Schrank pötzlich verschwunden.
Verlasse entnervt den Raum. Betrete das Beach Café. Anwesend: drei Männer, sehr bärtig. Werde mit „Salam“ begrüßt. Grüße zurück. Mein Pferdeschwanz wird nicht thematisiert. Schade.
Beschließe, testweise und sofern verfügbar Bikini zu pickuppen, sobald Schrank wieder auftaucht. Stringtanga wohl illusorisch.
Fazit: Religionen werden generell überschätzt. Abschaffung dringend geboten.
Abonnieren
Posts (Atom)