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20 Oktober 2011
Der Bürgermeister von Ottensen
Der Franke hat nicht nur ein neues Smartphone, sondern auch das standortbezogene soziale Netzwerk Foursquare entdeckt.
Jeden Ort, den er seither aufsucht, ob Bäckerei, Bordell oder Bierbar (wobei ein Element dieser Aufzählung nur aus alliterierenden Gründen aufgenommen wurde), meldet er jetzt seinem Foursquare-Freundeskreis und informiert so über seinen aktuellen Aufenthaltsort. Dafür kriegt er Punkte, und dort, wo er am häufigsten eincheckt, wird er von Foursquare zum Mayor erklärt, also zum Bürgermeister – wofür er noch mal Punkte bekommt.
Zur Klarstellung: Es handelt sich dabei um genau den gleichen Franken, der damals in den 80ern die Volkszählung boykottierte, um nicht zum gläsernen Franken zu werden. Kritische Nachfragen in diese Richtung wischt er allerdings unwirsch mit „Ach, ist doch nur eine Spielerei“ beiseite und checkt via Smartphone wieder irgendwo ein.
Währenddessen murmelt er Sachen wie „Ha, jetzt bin ich hier Mayor!“ oder „C. hat gerade in Nürnberg im Zeit & Raum eingecheckt, seinen Punktevorsprung hole ich nie mehr auf.“ Nur zu den Essenszeiten herrschen weiterhin ganz andere Prioritäten, außer zwischen zwei Bissen natürlich.
Neulich hat der erwähnte C., sein Hauptkonkurrent um den Punkterekord der Woche, das Büro des Franken in dessen Abwesenheit heimtückisch als neuen Foursquare-Ort angelegt, sofort eingecheckt und war dort plötzlich selbst Mayor. In des Franken hocheigenem Büro! C.!!!
Ein Affront, den der Spross eines traditionell auf Krawall gebürsteten Volksstamms als ernste Kampfansage interpretierte. „C. will Krieg? C. bekommt Krieg!“, rief der Franke aus und fing wieder hektisch an zu fingern. Inzwischen hat er sein Büro handstreichartig von C. zurückerobert, ebenso wie ein, zwei weitere Bürgermeisterposten im Raum Ottensen.
Ich habe mich jetzt auch mal bei Foursquare angemeldet, aus psychologischen Motiven. Die Frankenseele lässt sich schließlich nicht nur qua Außenschau ergründen. Genau hundert Punkte habe ich schon. Und in unserem Wohnzimmer bin ich unangefochten der Mayor, ob das Ms. Columbo nun passt oder nicht.
Seit gestern hat sie allerdings auch einen Account.
Sie will also Krieg? Sie bekommt Krieg!
PS: Das Foto zeigt einen der Orte auf St. Pauli, wo ich hinfort aus elementarem Eigeninteresse stets einchecken muss, wenn ich ihn betrete: die Herbertstraße.
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Und während Sie sich noch um das Wohnzimmer sorgen, ist Ms. Columbo sicher schon Mayor des Schlafgemaches. Aua.
AntwortenLöschenUnd redet Ihr, also Mr. Columbo und Du, noch miteinander? Oder reicht es via Smartphone zu kommunizieren?
AntwortenLöschenZaphod, ich wüsste nicht, was dagegen zu sagen wäre.
AntwortenLöscheninchtomania, wieso duzen Sie uns? Und was genau ist „reden“?
Haben Sie den Artikel damals schon geschrieben, sozusagen als Vorlage? Also damals, als Foursquare noch... ach... i sok nix.
AntwortenLöschenSie meinen damals in den 80ern?
AntwortenLöschenVerdammt, was hat mich verraten?
Checken sie doch mal im Torrefaktum ein, das gibt für uns beide Punkte! :-)
AntwortenLöschenAlso, der Begriff aus der Aufzählung, der nicht zum Franken passt ist eindeutig die Bierbar. Was'n das? Kneipe, Wödschafd, Biergaddn, Trinkhalle, ok, aber Bierbar?
AntwortenLöschenUnd wenn Sie weiterhin meinen, wir Franken sind "auf Krawall gebürstet", na, dann können Sie was erleben, das gibt Ärger, gell! Gerade wir sind zurückhaltend, friedliebend und können keine Fliege töten - ohne sie vorher zu quälen.
Immer diese Vorurteile - tststs!
Äh tschuldigung. Also Reden ist eine Form der Kommunikattion. Wenn als SIE und Ms Columbo sich gegenüberstehen, vorzugsweise ansehen und mit Lippen, Kehlkopf und Zunge Worte formen, die der andere versteht. Themen könnten dabei dieselben sein, die SIE auch via Smartphone, Chat, Email usw kommunizieren.
AntwortenLöschenEin(e ?) C. hängt bei mir in der Will-mein-Freund-sein-Warteschleife bei Foursquare. Avatarbild ist Ihr Buchtitel, zumindest als Ausschnitt. Hat das irgendwas mit dem Beitrag hier zu tun?
AntwortenLöschenOui, oui, c’est moi!
AntwortenLöschenHätte nicht gedacht, dass Sie mich so lange hängenlassen.
Pubertierende Jungs, mein Gott nee.....
AntwortenLöschen:-)
Ich dachte, es gibt nichts Liebenswerteres.
AntwortenLöschen@Matt: Ihr Nutzername hat mir einfach nichts gesagt. Da hätte ja jeder kommen können.
AntwortenLöschenZsweifellos. Gut, dass Sie verglichen haben.
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