04 Mai 2008

Wie man zeitgemäß Schluss macht

Manchmal meint man es mit Irren zu tun zu haben, doch sie telefonieren nur öffentlich mit Headset.

Die scheinbar mit sich selbst plappernde Frau in der Friedensallee halte ich denn auch zunächst für komplett plemplem, als ich sie mit geradezu breitärschigem deutschen Akzent auf Englisch sagen höre: „Dound lai tu mii! Stopp itt!“

Ich schaue mich um, doch nur wir beide halten uns im kommunikationsrelevanten Radius auf; mich kann sie aber nicht meinen. Und das tut sie auch nicht: Sie telefoniert nur, halt mit weitgehend unsichtbaren Utensilien.

Die Frau ist eine rustikale Blondine im grünen Parka, und jetzt nimmt sie gut hörbar ihrem fernen Gegenüber jede Hoffnung auf Versöhnung: „Ei dount wonn’tu sey guttbai!“, ruft sie erregt ins Nirgendwo, „ju nou sätt!“

Das alles absolviert sie im gemütlichen Schlendermodus und mit lässig vorm Mund schwebendem Mikro. Keine Irre also. Einfach nur eine rustikale Blondine im Parka, die gerade öffentlich Schluss macht – endgültig, unwiderruflich und mithilfe zeitgemäßer Technik.

Schon komisch, dieses 21. Jahrhundert.

PS: Das heutige Foto hat natürlich nicht das Geringste mit der Geschichte zu tun. Es zeigt ein blauäugiges Finkenwerder Hausgesicht, das uns heute kackfrech angrinste. Erinnert mich an Bernd das Brot.


12 Kommentare:

  1. was für ein wort!

    KACKFRECH

    super! tag gerettet. danke.

    blondyonly

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  2. ungemütlich wird es erst dann, wenn die aufgebrachtverzweifelte Person mit dem Freisprechgerät an der Bahnsteigkante steht, das eine Auge die dritte S-Bahnschiene visierend, das andere die einfahrende Bahn.

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  3. Foto ist echt gut.

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  4. Ja, das Foto ist wirklich drollig.
    Echt gelungen. Nur das mit den Clips von Konzerten muß noch besser werden (grins).

    Ansonsten sind beziehungsgestaltende Eingriffe per Telefon oder SMS doch zeitgemäß, was Übles über diese Zeiten schlußfolgern läßt (wahrscheinlich war das wieder kein gramattikalkorrektes "Deutsch").
    Wie auch immer.

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  5. grammatikalkorrektes "Deutsch"
    Sigh.

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  6. Klarer Fall, das ist Horst das Haus, liebevoll umarmt von Regina der Regenrinne.
    Wenn das Schorsch der Schornstein herausbekommt!
    Dann greift er auch zum Handy und macht Schluss. Aber englisch kann er keins...
    Wenn doch, dann nur rußimentär.
    [Kalauer müssen manchmal sein!]

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  7. Sehr geehrter Herr Matt,

    ich habe vorhin eine ausführliche Drohung hierhingeschrieben, doch kurz vor'm posten ist mir mein Browser abgestürzt.
    Ich fasse mich deshalb kurz, nehmen Sie bitte Einfluß auf Ihre offenbar illegal Beschäftigte (weil über keinen entsprechenden Gesellenbrief verfügende) Bloggärtnerin bezüglich Ihrer höchst unangemessenen Fußballtrainervergleiche oder ...

    Mit der Bitte um Kenntnisnahme verbleibe ich
    MfG

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  8. Als Praktikantin, Herr Denunziant, braucht man in meinem Bloggarten keinen Gesellinnenbrief. Wobei ich die vorzügliche Arbeit von Frau Nuehm aber keineswegs unter Meisterinnenniveau angesiedelt wissen will. Und was sie anderswo treibt, das hat mich nicht zu interessieren. Selbst wenn es um Fußball geht.

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  9. Herr Matt,

    ich hab grad erst Ihren neuesten Eintrag gelesen. Vergessen Sie bitte den dilettantischen Erpressungsversuch, ich bin zu ehrlich um erfolgreich kriminell zu sein.
    Was sagen Sie aber zu der neuen NIN Offerte?

    Ich bin erst zweimal im Leben geflogen, dienstlich von D´dorf nach Berlin und zurück, in Arbeitskleidung, Erster Klasse in Arbeitsjeans, mein AG bekam keine anderen Plätze mehr, 1994 war das.
    Ich hatte jedenfalls einen enormen Schlüsselbund mit über 20 Schlüsseln (für diverse Baumaschinen, incl eines Schweizer Taschenmessers)an einer Kette in meiner rechten vorderen Hosentasche, und der Flughafenmensch peilt da mit dem Ding in 20cm Abstand drüber, das Ding gibt irgendweche Geräusche von sich und er fragt mich: „Schweizer Messer?“ ich nicke - und er winkt mich einfach durch.
    Oh tempora oh mores.

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  10. Und ich sitze hier und grüble, warum bei "Bernd das Brot" nach Bernd kein Komma folgt.

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  11. Weil es sich um einen Eigennamen, einen festen Begriff handelt. Nur deshalb.

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  12. Danke für die Erklärung ... ich bin tatsächlich dumm, wie Brot.

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