08 Mai 2008

Ein bisschen zynisch

Wie ich heute erstaunt erfuhr, finanziert dir die Krankenkasse nur dann ein künstliches Knie, wenn sie sehr sicher sein kann, dass du gestorben bist, ehe es kaputt gehen kann.

So ein künstliches Gelenk hält nämlich rund 15 Jahre. Bist du unter 70, dann heißt es weiterhumpeln, bis 70. Nicht, dass ich ein neues Kniegelenk bräuchte. Aber ein bisschen zynisch, liebe Krankenkasse, darf man das selbst dann finden, wenn man (noch) nicht zur Zielgruppe gehört.

Als ich vorgestern ein Hermespaket in der kleinen Frühstückskneipe an der Talstraße abgab, saßen draußen am Tisch vier Transen. Es waren Latinos, wahrscheinlich Brasilianer.

Sie waren fix und fertig von irgendwas, wohl von den Herausforderungen der vergangenen Nacht. Müde wie Maurer nach der Schicht hockten sie wortlos rauchend am Tisch, vor sich einen Kaffee und den lieben langen tristen Tag.

Es wirkte so … stinknormal. Wahrscheinlich waren sie alle krankenversichert, in irgendeiner BKK. Ich lächelte ihnen unmerklich komplizenhaft zu, doch sie starrten nur dumpf in ihren Kaffee.

Es sah so aus, als hätten sie alle tadellose Kniegelenke.

PS: Das Foto zeigt natürlich nicht die erwähnte Frühstückskneipe, sondern andere interessante Gebäude ein paar Häuser weiter.


20 Kommentare:

  1. In den letzten Monaten habe ich so einige DWTs, Transvestiten, Transsexuelle und so weiter und sofort kennengelernt. Männer in Frauenkleidung? Frauen, die mir lüsternd auf die Titten starren? Inzwischen ist das furchtbar unspektakulär....
    Nur neulich mußte ich schmunzeln. Ich war auf einer stinknormalen Webseite unterwegs, auf der ein TV-Forum angeboten wurde. Mich erstaunte dann, dass es ums Fernsehen ging...

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  2. Zynisch, dass sie auch Bilder recyclen :P

    Sonnigen Tag wünsch ich ;)

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  3. Ist das nicht sogar schon das dritte mal, dass die Heilsarmee zur Illustrierung der bizarren Verhältnisse auf St. Pauli herhalten muss?

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  4. Also ICH habe nicht mitgezählt. Sag du's mir! ;-)

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  5. Hm. Als 43jähriger Träger eines künstlichen Sprunggelenks, der dieses Ersatzteil vor sechs Jahren eingeschraubt bekam, hoffe ich mal, daß nicht in sieben Jahren das Exekutionskommando der TK vor meiner Haustüre steht. Sollte sich der Tag, den ich als meinen zweiten Geburtstag feiere als mein Todestag entwickeln ?

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  6. Herr Matt,
    Sie hätten wenigstens Latinas bzw. Brasilianerinnen schreiben können. Soviel Gelassenheit muß möglich sein.
    Und ich bin mir sicher, daß sie maximal in der AOK versichert sind, wenn überhaupt.
    Aber wie immer dürfte Ironie in Ihren Worten schlummern.

    Allen ein schönes Wochenende, Tapferkeit ist gefragt, es ist wieder Hafengeburtstag. Die ersten Hubschrauber dröhnen hier schon wieder beharrlich. Und es brummen Flugzeuge aus der Frühzeit herum. Im Kreis, der etwa von der Elbe bis zu diesem Haus reicht, in dem ich gerade hocke. Bei offener Südbalkontür.
    Auf der Reeperbahn staut es sich genervt und der Lärmpegel ist deutlich höher.
    Wie jedes Jahr zu dieser Zeit.
    Happyhappydingdong.

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  7. Bereiten Sie schon mal Ihre Flucht vor. Hier sind Sie nicht mehr sicher!

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  8. Das bezog sich auf den Tourblogger. Ihre Schilderungen, Olaf, kann ich nur bestätigen, optisch wie akustisch. Und olfaktorisch.

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  9. ich sitze im neubau auf dem bavaria-gelände und es hupt, lärmt, hubschraubert ohne ende. dafür riecht es nach gebrannten mandeln, zuckerwatte und 0,5m Fleischspießen. Aus der Ferne ist der Hafenburtstag ganz nett.

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  10. Hafengeburtstag ist, wenn das Schlepperballett (eine Hamburgensie, wenn ich mich nicht täusche) tanzt, und keiner geht hin. Zumindest keiner, der noch alle Sinne beisammen hat.

    @Ole: St. Pauli ist wie Elbchaussee und Mönckebergstrasse, nur noch veranstaltungsgeplagter und mit mehr Betrunkenen: Kein Ort zum Wohnen.

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  11. Es ist 21:42 (plus die Dauer dieses Geschreibes):
    Am Fischmarkt ist Brüllparty, am Hafenrand wird sich einer gebrannt. Bei Musik, irgendein Regionalhitsender wird die Menge von der Bühne aus mit Schall versorgen.
    Es ist leicht warm, genau richtig.
    Und in meinem Vogelhäuschen neben dem Balkon brütet seit ca. zwei Wochen ein Meisenpärchen. Hellgrau mit gelb. Habe ihnen heute eine kleine Badewanne mit Wasser hingestellt. Quasi einen swimmingpool, hoffentlich nehmen sie das an, die kleinen Gesellen. Ich bin ein humaner Vermieter. Es soll ihnen gut gehen. Und wir sind sehr deutlich unter dem Mietenspiegel.
    Und hier ist genug grünes, sie fangen reichlich kleine Würmchen und ähnliches.
    Und die Hütte ist sicher: Dritte Etage, ca. 15 Meter über dem Boden.
    Die Balkontür ist offen - irgendjemand grillt hier in der Nähe, wahrscheinlich auf einem Balkon und ich bekomme Hunger.
    Um 22:30 h gibt es auf BR (KabelTV) Günter Grünwald. Sehr zu empfehlen.
    Geben Sie bei YTube den Namen ein - grandios.

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  12. Anonym, Ihre Ausführungen sind blanker Unsinn. Würden Ms. Columbo und ich sonst seit zwölf Jahren auf St. Pauli wohnen? Denken Sie doch mal nach!

    Olaf, es ist bewundernswert, wie Sie vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen. Davon kann ich mir echt noch eine Scheibe abschneiden.

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  13. Matt: Ihr kriegs-, äh... kiezjournalistischer Ehrgeiz und Einsatz in allen Ehren: Nach St. Pauli geht der Speckgürtel zum "Saufen" und der Stadtteil dabei in großen Teilen zugrunde. Ms. Columbo zähle ich zu den "embedded journalists family members".

    Olaf und Matt: Ich schätze und liebe den Kiez, vor allem (bzw. eigentlich nur) wegen der aus "spontan", "honk", bodenständig und proletarisch oft nahtlos sich mischenden, biotopischen Stadtteilkultur jenseits von Reeperbahn und Hamburger Berg. Die lebenswerten Unterkünfte dort werden aber wohl in naher Zukunft vom unnötig liquiden Pöbel, der in der Hafencity eine Bleibe nicht mehr rechtzeitig fand, requiriert und zu Tode "stilwerkisiert" worden sein. Und dann?

    Das anzuschauen beziehungsweise zu antizipieren tut mir weh. Lesen sie meine Worte, wie wenn ich sie in 10 Jahren in nostalgisch-trüber Laune an Ort und Stelle rückblickend äußern würde - der einem Poe Ehre erweisende Schauer der Erkenntnis von prophetisch-düsterer Wahrheit auf Ihren Rücken dabei wird wohl untermalt vom Stampfen der musikalischen Zumutungen der inzwischen ortfesten Freilichtbühnen.

    NB: Ich bitte um Nachsicht für Schachtelsatzbau und sprachlichen Manierismus - ich hab schon ein paar Astra auf.

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  14. PS (bevor ich die Nacht in Richtung Schlaf verlasse): Beim Stichwort "youtube" empfehle ich immer und oft "Lego Darth Vader Canteen Incident". Und auch "Bodo Wartke" - stilbefangen, aber gut; ich mag Sprachgebrauch, der nicht nach stumpfem Presseagentursprech klingt.

    And now for something completely different . . . In diesem Sinne: Schöne Pfingsten!

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  15. Frauen












    haben






    immer





    das










    letzte








    Wort!




    :-)

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  16. Glaub
















    ich





















    nicht!


















    *kicher* (Mein Spieltrieb ist geweckt, und Herr Matt stellt die Spielwiese...)


    Allerdings: Meine Frau ruft gerade zur Nachtruhe - insofern gebe ich Recht und (durch Schiedsrichterspruch) auf.
    Gut'n Abend allerseits!

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  17. Schade, sehr schade, Herr anonym. Sie sehen, zu was das Institut der Ehe führen kann.
    Übrigens: Gegen Frau Anna N. können und werden Sie nicht bestehen.
    Und einige Astra scheinen zu beflügeln ;-), muß ich mir auch einmal kaufen.
    Es hat ja schon begonnen, was sie zum Thema Stadtteilentwicklung, Verzeihung: "Gentrifizierung" schreiben. Sigh.

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