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05 Mai 2011
Fundstücke (132)
Fragen Sie mich bitte nicht, warum dieser Schirm …
a) … auf einen Bauzaun in der Seilerstraße geklemmt wurde und
b) … die Aufschrift „Es regnet Kaviar“ trägt.
Schön wär’s ja (sofern Beluga).
04 Mai 2011
Sehr Sade
Vier Gitarren, schleppendes Massive-Attack-Flair, Grooves und Balladen perfekt austariert, poetische Bühnenbilder und Einspielfilme, ein gazehaft transparenter Sound, den sogar meine kleine Digicam einzufangen in der Lage war …:
… Verdammt, es gibt wirklich überhaupt nix zu meckern an Sades Auftritt gestern Abend in der Hamburger o2-World-Arena.
Deshalb ersetzt dieser kleine Mitschnitt jedes weitere Geschwafel, und das ist auch gut so.
03 Mai 2011
Fundstücke (131)
Ein Gehweg ist also kein Hundeklo – aber die eigene Haustür anscheinend das geeignete Medium für ernste Ermahnungen. Manche Menschen verstehe ich einfach nicht.
(Was natürlich nur dann gilt, wenn Herr oder Frau Koch selbst für den Spruch auf ihrer Haustür verantwortlich sind. Sonst nehme ich alles zurück und bestätige, dass ich manche Menschen doch verstehe.)
Entdeckt in der Kastanienallee.
02 Mai 2011
Gut ausgelüftet
Da hat sich wohl jemand gedacht: Den mühseligen Weg zum nächsten Altkleidercontainer spar ich mir. Und dann hat er oder sie die ollsten Klamotten des Bestandes einfach an den Gitterzaun vorm neuen Astraturm gehängt.
Den Zaun hat übrigens der Eigentümer der Immobilie aufgestellt, damit Leute, für die großflächige Büroturmscheiben eine schier unbezwingbare Einschmeißverlockung darstellen, nicht mehr ganz so nah rankommen an den neuen Astraturm.
Allerdings fliegen routiniert geworfene Pflastersteine auch schon mal weiter als die paar Meter, die der Zaun an Distanzierung leistet, doch wem sag ich das.
Zurück zur originellen Altkleiderentsorgung. Um diese Methode ein wenig zu verschleiern und nicht sofort Vermutungen wie Faulheit und Bewegungsscheu aufkommen zu lassen, hat der oder die Verantwortliche wenige Meter weiter das Ganze auf dem Pflaster zum „Umsonstladen“ beschönigt.
Die treffsichere Allegorie „Fiese Hecke“ für den Gitterzaun verdient übrigens Respekt und Anerkennung.
01 Mai 2011
„Ganz Hamburg hasst die Polizei“
Was ist eigentlich dieses „Regen“, von dem man ab und zu im Wetterbericht hört? In Hamburg jedenfalls liegt das Phänomen gefühlt ungefähr so lange zurück wie die letzten 1.-Mai-Krawalle.
Weil das besagte Datum heute wieder dräute, wurde das traditionelle Spielfeld – also Schanze und St. Pauli – behördlicherseits vorsorglich zum „Gefahrengebiet“ erklärt. Bedeutet: Man hatte bei Bedarf der Polizei auch anlasslos Rede und Antwort zu stehen.
Insgesamt sorgte das alles für eine bedrohliche Aura überm sonnentrunkenen Kiez, und aufgrund einer insistierenden Bitte von Ms. Columbo musste ich sogar mein Fahrrad hoch in die Wohnung schleppen, obwohl mich kurz zuvor Chris, der Schlächter, im Fitnesskurs gestriezt hatte bis zur Schnappatmung.
Ms. Columbos Bitte allerdings war wie immer weise, denn wenig später zog bereits die erste Demo durchs Viertel. Darunter waren viele schwarzgekleidete Kapuzenträger mit vollverspiegelten Greta-Garbo-Sonnenbrillen. Sie trugen ein blaues Plakat mit sich herum, auf dem stand: „Ganz Hamburg hasst die Polizei“, was ein recht betrübliches Licht auf ihre Realitätswahrnehmung warf.
Wenn all ihre Analysen so leicht empirisch zu widerlegen sind wie diese, dann gute Nacht, liebe Linke. Irgendwann fing es irgendwo dann an zu krachen, Sirenen juchzten, und wenn sie nicht gestorben sind, dann prügeln sie sich heute noch.
Es dürfte übrigens gerne mal wieder „regnen“, oder wie das heißt.
30 April 2011
Bekenntnisse eines nearly adopters
Bloggen ist inzwischen so uncool geworden, dass man sofort damit anfangen müsste, wenn man es nicht längst schon täte. Ähniiches gilt allmählich fürs Twittern.
Denn mal ehrlich: Nichts ist schlimmer, als auf fahrende Züge aufzuspringen – wie ich es damals tat, als Bloggen noch halbwegs cool war.
Inzwischen erregt Coolness in mir großes Mitleid. Ebenso die Coolnessträger, also Trendsetter, Auskenner, Herdenführer – und ganz besonders die so innig umschwärmten early adopter. Denn was ist schon ein early adopter? Doch nichts weiter als die arme Wurst, die den Herstellern von unausgegorenem Müll als erste auf den Leim geht.
Derweil wartet der Uncoole ab, bis das Zeugs endlich funktioniert – und trotzdem nur noch halb so viel kostet.
Ich bin allerdings nicht nur kein early adopter, sondern ein für die Unterhaltungsindustrie extrem nerviger Sonderfall, nämlich ein nearly adopter.
Ist zwar nur ein Buchstabe mehr, aber ein himmelweiter Unterschied. Als nearly adopter habe ich nämlich ein gutes, altes Prinzip transformiert, welches sich auch hier auf St. Pauli schon immer als höchst probates Mittel erwiesen hat, keinen Ärger zu bekommen: nur gucken, nicht anfassen.
Das bedeutet, ich bin meist gut informiert über den neusten heißen Scheiß, aber bis ich mir wirklich einen HiTec-Brillen-gestützten 4-D-LED-LCD-USB-DVBT-HDMI-plus-Ultraflachbildfernseher mit Internetzugang, Timeshift, Beamfunktion und WLAN-programmierbarer Mikrowelle kaufe, muss schon die 6-D-Glotze auf dem Markt sein. Mindestens.
Mein sehr verehrter neuster heißer Scheiß, denkt der nearly adopter in mir, während er unbeeindruckt an den Glimmerflimmerwänden im Mediamarkt entlangschlendert, werd du Krücke erst mal deine Kinderkrankheiten los, dann lass uns noch mal reden.
Na ja, lange Rede, ganz kurzer Sinn: Ich gehöre seit kurzem zu den letzten Nachzüglern, die sich nun doch noch das zugelegt haben, was der Rest der Welt schon drei Generationen lang sein eigen nennt: ein iPhone.
Natürlich kein Vierer – viel zu riskant.
Denn mal ehrlich: Nichts ist schlimmer, als auf fahrende Züge aufzuspringen – wie ich es damals tat, als Bloggen noch halbwegs cool war.
Inzwischen erregt Coolness in mir großes Mitleid. Ebenso die Coolnessträger, also Trendsetter, Auskenner, Herdenführer – und ganz besonders die so innig umschwärmten early adopter. Denn was ist schon ein early adopter? Doch nichts weiter als die arme Wurst, die den Herstellern von unausgegorenem Müll als erste auf den Leim geht.
Derweil wartet der Uncoole ab, bis das Zeugs endlich funktioniert – und trotzdem nur noch halb so viel kostet.
Ich bin allerdings nicht nur kein early adopter, sondern ein für die Unterhaltungsindustrie extrem nerviger Sonderfall, nämlich ein nearly adopter.
Ist zwar nur ein Buchstabe mehr, aber ein himmelweiter Unterschied. Als nearly adopter habe ich nämlich ein gutes, altes Prinzip transformiert, welches sich auch hier auf St. Pauli schon immer als höchst probates Mittel erwiesen hat, keinen Ärger zu bekommen: nur gucken, nicht anfassen.
Das bedeutet, ich bin meist gut informiert über den neusten heißen Scheiß, aber bis ich mir wirklich einen HiTec-Brillen-gestützten 4-D-LED-LCD-USB-DVBT-HDMI-plus-Ultraflachbildfernseher mit Internetzugang, Timeshift, Beamfunktion und WLAN-programmierbarer Mikrowelle kaufe, muss schon die 6-D-Glotze auf dem Markt sein. Mindestens.
Mein sehr verehrter neuster heißer Scheiß, denkt der nearly adopter in mir, während er unbeeindruckt an den Glimmerflimmerwänden im Mediamarkt entlangschlendert, werd du Krücke erst mal deine Kinderkrankheiten los, dann lass uns noch mal reden.
Na ja, lange Rede, ganz kurzer Sinn: Ich gehöre seit kurzem zu den letzten Nachzüglern, die sich nun doch noch das zugelegt haben, was der Rest der Welt schon drei Generationen lang sein eigen nennt: ein iPhone.
Natürlich kein Vierer – viel zu riskant.
29 April 2011
28 April 2011
Dr. House praktiziert auf dem Kiez
Da waren sie nun, die ganzen „Dr. House“-Fans. Im aus allen Nähten platzenden Café Keese an der Reeperbahn trat nämlich heute Abend Hugh Laurie auf, der in der TV-Erfolgsserie einen muffeligen Doktor spielt – aber hier, im Keese, den Blues.
Irgendwie passte da was nicht zusammen. Doch die Fans – darunter viele hippe Groupies im Alter potenzieller Laurie-Töchter – mussten da durch, denn hey: Das war er höchstpersönlich! House himself! Auf der Bühne! Live und wahrhaftig! Aber wo war sein Krückstock? Und wieso parlierte dieser Knurrhahn plötzlich so charmant?
Immerhin: Dass er seltsame Uraltsongs von Jelly Roll Morton (1889–1941), Huddie Ledbetter (1889–1949) oder Mahalia Jackson (1911–1972) sang, ließ sich trefflich mit Herumquatschen während des Vortrags sowie euphorischem Juchzen in Einschaltquotenhöhe zwischen den Stücken übertünchen.
„Laurie ist so alt wie wir“, raunte ich dem Franken zwischendurch zu. „Die goldene Generation, Franke!“ Er schaute mich an, als hätte ich eine despektierliche Bemerkung über seine Wampe gemacht, deshalb sparte ich mir die weitere Beweisführung (Madonna, Michael Jackson) und süffelte weiter an meinem Grauburgunder, während Laurie am Klavier eine sehr schöne Version von Louis Armstrongs „St. James Infirmary“ anstimmte.
„Vorm Konzert habe ich gesagt“, sagte Laurie plötzlich, „wenn man uns nach dem dritten Song noch nicht weggesperrt hat, dann gönne ich mir was.“ Euphorisches Juchzen der House-Fans.
Und dann hielt Hugh Laurie plötzlich eine Maß Bier – also einen ganzen Liter – in der Hand. Und nippte. Statt es in kräftigen Zügen mindestens zur Hälfte wegzupumpen und sich einen weißen Bart von der Blume zu holen, nippte dieser Fernsehweichling nur daran.
Engländer wissen einfach nicht, wie man mit Bier umgeht. Das war die wichtigste Erkenntnis des Abends. Und manche von ihnen lieben den Blues so sehr, dass es ihnen wurschtegal ist, nur über die Stimme eines Privatpartysängers zu verfügen.
Ich glaube, ich muss mir diese Fernsehserie mal anschauen.
27 April 2011
Der Edgar-Wallace-Effekt
Auf dem Flohmarkt am alten Real-Gelände stießen wir auf einen schlauchförmigen Verhau mit Lebensmitteln am Rande des Ablaufdatums und klar darüberhinaus.
Der Höker hatte alles da: Wurst, Käse, Schinken, alles irgendwie graumeliert und eingeschweißt in Plastikfolie, die vor Erschöpfung zu seufzen schien. Wir wollten schon weiter, denn hier gab es nichts zu sehen – bis auf die knallblauen Einkaufskörbe mit dem gelben „Geklaut“-Aufkleber.
Angesichts der Armseligkeit des Sortiments fragte ich mich gleich, ob das ein vorauseilender Sarkasmus war, der all jenen prophylaktisch zugerufen wurde, die erwogen, den knallblauen Einkaufskorb zu entwenden – oder ob der Standbetreiber selbst die Teile en gros bei „Pauli’s Schnäppchenoase“ in 33775 Versmold geklaut hatte und dies nun einfach nassforsch öffentlich bekanntgab.
Denn wie wir alle aus alten Edgar-Wallace-Schinken wissen, ist der Täter niemals der, auf den der erste und plumpeste Verdacht fällt; und vielleicht setzte der Mindesthaltbarkeitsdatumsaustester auf dem Flohmarkt am alten Real-Gelände auf genau diesen Effekt.
Egal, wir werden es nie erfahren, denn wir flohen wurst-, käse-, schinken- und einkaufskorblos von dannen.
Mit angemessen entsetztem Blick, versteht sich.
26 April 2011
Fehlentwicklung Individualverkehr
Ein Abend auf dem Balkon. Alles ist vorbereitet, das Arrangement perfekt: Ms. Columbo, eine Flasche Rieslingtrester, Amaretti mit Schokoladenfüllung von Andronaco und dazu als Soundtrack aus dem Wohnzimmer Beethovens siebte Sinfonie.
Der zweite Satz – Beethoven gab als Tempo „Allegretto“ vor – ist zweifellos das schönste Stück Musik, das je geschrieben wurde, und ich würde mich auf Mozarts Komponiertisch stellen und diesen Satz wiederholen.
Einziges Problem aber: die Großstadt.
Während der knapp acht Allegrettominuten beeinträchtigten den Hörgenuss folgende Störfaktoren: ein Dutzend Autos, ein Motorrad, ein Propellerflugzeug, ein ADAC-Hubschrauber, ein Krakeeler per pedes sowie zwei von der Reeperbahn herüberwehende Polizeisirenen. Am Schlimmsten aber war diese envervierend behäbig vorüberknatternde Vespa während der leisesten Passage.
Wäre ich Beethoven, ich hielte den Individualverkehr für eine krasse Fehlentwicklung. Wäre ich ich, ebenfalls.
Der zweite Satz – Beethoven gab als Tempo „Allegretto“ vor – ist zweifellos das schönste Stück Musik, das je geschrieben wurde, und ich würde mich auf Mozarts Komponiertisch stellen und diesen Satz wiederholen.
Einziges Problem aber: die Großstadt.
Während der knapp acht Allegrettominuten beeinträchtigten den Hörgenuss folgende Störfaktoren: ein Dutzend Autos, ein Motorrad, ein Propellerflugzeug, ein ADAC-Hubschrauber, ein Krakeeler per pedes sowie zwei von der Reeperbahn herüberwehende Polizeisirenen. Am Schlimmsten aber war diese envervierend behäbig vorüberknatternde Vespa während der leisesten Passage.
Wäre ich Beethoven, ich hielte den Individualverkehr für eine krasse Fehlentwicklung. Wäre ich ich, ebenfalls.
25 April 2011
Das Hier und Jetzt
Aller Erfahrung nach – und ich verfüge bereits über mehrere Jahrzehnte davon – werden wir dieses Traumostern noch bitter bezahlen.
Mit Hagel im Mai.
Mit Dauerregen im Juni.
Mit einer vierwöchigen Nebelbank im Juli.
Und dem frühesten Wintereinbruch der Welt am 1. August.
Doch das ist alles Zukunftsmusik. Noch ist Ostern. Noch lassen sich hanseatische Paschas im Glitzer der Frühsommersonne von willigen Blondinen über die Fleete ruden.
Und noch stehen zufällig Blogger am Brückengeländer und dokumentieren das.
24 April 2011
23 April 2011
Really umgehaun
Hugo Egon Balder ist ja eine ziemlich coole Socke, ungefähr so eine wie Rolf Zacher. Bei Balder sieht man das schon daran, dass er mit seinem Geburtsnamen „Egon Hugo Balder“ derart unzufrieden war, dass er sich den Künstlernamen „Hugo Egon Balder“ gab.
Er und Zacher: Das sind jedenfalls zwei über jeden Zweifel erhabene Typen, die es immer geschafft haben, zwischen Drama, Trash und Komik ihr Ding durchzuziehen.
Gestern Abend waren wir ins Zwick an der Reeperbahn eingeladen, wo Balder sein neues Album live spielen wollte. Natürlich mussten wir hin. Wir wären ja auch zu Rolf Zacher gegangen.
Balders Begleitband waren Rudolf Rock & Die Schocker, eine routinierte Kombo nah am Rentenalter, was einige Bandmitglieder allerdings nicht davon abhielt, Karottenfrisuren wie Rod Stewart anno 72 vorzuführen, nur in Eisgrau. Die betagten Elbletten bei uns am Tisch teilten wohl insgeheim diese Haarfarbe, hätten sie sich nicht einer Wasserstoffperoxidbehandlung unterzogen. Ihr Pseudoblond kontrastierte mit Lippenstiftfarben, die selbst dem Regisseur von „Hostel“ zu grell gewesen wären.
Noch während Ms. Columbo und ich über diese Damen giggelten, kam der Franke krank vor Hunger angehetzt und flehte die Bedienung um ein Schnitzel mit Pommes an. Ihre Antwort – „Erst nach dem Konzert wieder, tut mir Leid“ – stürzte ihn in eine Existenzkrise, doch drei Blechdosen mit gesalzenen Erdnüssen, die er wegsaugte wie ein Walhai den Krillschwarm, milderten die allerärgste Not.
Derweil begann Balder zu singen, und zwar Sachen wie „You are the hottest girl in town, you have me really umgehaun“ oder so ähnlich. Manifeste eines Berufsjugendlichen. Während wir halb unter den Tisch krochen vor Fremdscham und Karl Dall spontan auch noch sein linkes Auge auf Halbmast flaggte, nässten sich die Elbletten vor Lachen fast ein.
Wahrscheinlich hofften sie so ihre Chance auf eine persönliche Aftershow mit Hugo Egon resp. Egon Hugo zu verbessern, denn der Mann ist auch mit 61 noch eine Schnitte, trotz allmählich wachsendem Rundbuckel.
Inzwischen sang er „Der frühe Vogel kann uns mal“, ein wie von Twitter geklauter Satz. Und kurz nachdem er mit stets geblecktem Gebiss die wirklich gute Zeile „Wir sind übern Berg, von nun an geht’s bergab“ rausgeröhrt hatte, packten wir den Franken und schoben ihn en passant ins Texas Bar-B-Q an der Reeperbahn, wo er augenblicklich ein formidables Burgermassaker anrichtete, wie uns später zu Ohren kam.
Das alles geschah natürlich bereits am Donnerstag, denn gestern – wie wir alle wissen – hätte selbst eine coole Socke wie Hugo Egon Balder nicht singen dürfen, vom hottest girl in town schon mal gar nicht.
22 April 2011
Alles verboten
Weil die Kirche es irgendwie geschafft hat, dem ganzen Land am Karfreitag das Singen, Tanzen und Spielen zu untersagen, herrscht auch auf dem Kiez heute tote Hose. Selbst zum Luftgitarrensolo in der Friedrichstraße wird es garantiert nicht kommen.
Und da ich unsicher bin, ob die Kirche es nicht auch irgendwie geschafft hat, am Karfreitag das Bloggen zu untersagen, mache ich hier vorsichtshalber Schluss.
Und da ich unsicher bin, ob die Kirche es nicht auch irgendwie geschafft hat, am Karfreitag das Bloggen zu untersagen, mache ich hier vorsichtshalber Schluss.
21 April 2011
Home, sweet home
Vergangene Nacht, während wir noch auf Mosel und Rhein kreuzten, brannten auf St. Pauli acht Autos. Wer da gezündelt hat, scheint nicht gerade ein Umweltfreund zu sein, denn den missliebigen Klimawandel beschleunigt so was eher.
Das Motiv des Täters (ja, liebe Besserwisser, es kann auch eine Täterin gewesen sein. Oder drei.) liegt jedenfalls im Dunkeln – ähnlich wie der Anlass, der zum sorgsamen Beschriften des abgebildeten Zettels geführt haben könnte. Vielleicht hängt ja sogar beides zusammen, die brennenden Autos am Wohlers Park und der „Vorsicht Digger!“-Wisch heute Nachmittag in der Hein-Hoyer-Straße.
Das sind so Gedanken, die man sich an Rhein und Mosel wahrscheinlich niemals machen muss.
19 April 2011
Was man in Koblenz ungestraft mit Köchen machen kann
Wie kontrastreich doch das Leben sein kann.
In Cochem baten wir um Leitungswasser zum Espresso, und die Bedienung sagte: „Das dürfen wir nicht herausgeben.“ Weltweit stellen sie Leitungswasser zum Espresso, von Rio bis Reykjavik, aber in Cochem an der Mosel ist das untersagt.
Aufs alternativ für drei Euro angebotene Mineralwasser verzichteten wir daraufhin dankend, zumal der Espresso – eine ungenießbar dünne, cremalose Plörre von empörender Indifferenz – bereits mit sagenhaften 2,95 das Tässchen zu Buche schlug.
Es handelte sich um den überteuertsten Espresso unseres Lebens, und er bekam nicht mal Geleitschutz von Leitungswasser. Welch ein Schicksal.
Wir schipperten also weiter nach Alkem und kehrten abends in die Straußwirtschaft Rindsfüßer ein, wo wir mit einer ganz und gar gegenteiligen Philosophie konfrontiert wurden. Dabei schien es zunächst, als parodierte Frau Rindsfüßer die unhaltbaren Cochemer Zustände.
Meine Schwester nämlich – trotz ihres sinnenfrohen Bruders mit Abstinenz geschlagen – bestellte ein stilles Wasser. „Hawwe mer net“, blaffte Frau Rindsfüßer, „awwer mer wolle ma gugge, was mer tun könne.“
Und dann servierte sie ein fröhlich sprudelndes Mineralwasser zusammen mit einem batteriebetriebenen Milchaufschäumer. Sie nahm das Gerät, warf es an und tauchte es ins Glas, woraufhin die Kohlensäure unter allen Anzeichen von Panik die Flucht ergriff.
Binnen kurzem verfügte meine Schwester so über das gewünschte stille Wasser. Am Tisch stieß diese unkonventionelle Methode auf lauthalse Begeisterung, was nicht unwesentlich dazu beitrug, dass der nichtabstinente Rest der Gesellschaft den Abend über ordentlich bei Frau Rindsfüßer nachorderte.
Bei 80 Cent fürs 0,1er Glas Hauswein war das keine große Leistung, gebe ich zu, doch so schmeckte das preiswerte Tröpfchen auch, was allerdings durch die alternative 2007er Rieslingspätlese nachhaltig wieder wettgemacht wurde.
Am nächsten Tag auf der Bundesgartenschau in Koblenz entdeckte ich dann das abgebildete Schild. Es besagt ganz offensichtlich, dass es erlaubt ist, Köche zu köpfen, und zwar mit handelsüblichen Baseballschlägern.
Warum als Erklärung aber was ganz anderes obendrüber steht, verstehe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht.
18 April 2011
Balanceakt
17 April 2011
Da hilft nur Stadionverbot
Noch niemals in meiner dekadenlangen Fankarriere habe ich den 1. FC Köln öfter in einer Saison live gesehen als in dieser, nämlich bereits dreimal.
Im Januar spielte er in Eiseskälte beim FC St. Pauli. Ich bibberte auf der Gegengerade und sah die Kölner mit 0:3 untergehen. Wenigstens gingen die Punkte an St. Pauli, das milderte den Schmerz.
Im März fuhr ich ins HSV-Stadion, wo ein lustloser 1. FC mit 2:6 abgefackelt wurde. Ich redete mir den Nachmittag mit der Torquote schön. Na ja, ich versuchte es wenigstens. Ein bisschen. Okay, eigentlich gar nicht.
Ganz klar, um mein Team siegen zu sehen, musste ich mir ein Heimspiel anschauen, in Köln. Das würde den Fluch brechen, zumal das Team sieben Spiele in Folge zu Hause gewonnen hatte. Das war Vereinsrekord, der durch einen achten Triumph noch ausgebaut werden würde.
Heute Nachmittag war ich also erwartungsfroh im Rhein-Energie-Stadion und schaute mir die Partie gegen den VfB Stuttgart an. Effekt: Köln ergab sich vollkommen widerstandslos einer 1:3-Klatsche. Wenigstens erwischte ich einen ziemlich inoffiziellen, aber passgenau hybriden Schal, der mein Herz erwärmte.
Meine Livebilanz in dieser Saison lautet also: 0 Punkte und 3:12 Tore.
Beim 1. FC Köln rätseln sie nach diesen Niederlagen immer, wie die unerklärliche Kraftlosigkeit zustande kommt, dieses Fehlpassfestival, die Unfähigkeit zu kämpfen, diese bleierne Demotivation.
Nun, ich kenne den Grund: Weil ich im Stadion bin. Auf mein Team wirke ich wie Kryptonit auf Superman.
Es gibt daher nur eine Lösung: Ich beantrage hiermit für mich ein bundesweites Stadionverbot. Sie soll für alle Partien gelten, an denen der 1. FC Köln beteiligt ist. Wo immer sie auch stattfinden.
Am liebsten wäre es mir übrigens, wenn Wolfang Overath diese Anweisung unterzeichnete. Um der alten Zeiten willen.
16 April 2011
15 April 2011
Eine Überraschung zwischen Wasserschlangen
Was hier mitten auf St. Pauli alles um die Ecke ist (also in maximal zwei Fußminuten Entfernung; assoziative Reihenfolge):
Kneipen, Postfiliale, Disco, Theater, Musicalhaus, Kneipen, Banken, Tankstelle, Sexshops, Pornokinos (alle Fachrichtungen), Kneipen, Bordelle, Daddelhallen, Museen, Galerien, Supermärkte, Kneipen, Fußballstadion, Restaurants, Fahrradladen, Kneipen, Blumenladen, Fußpflegestudio, Schuster (stopp: hat gerade dichtgemacht), Bäckereien, Kneipen, Fischgeschäft, Boutiqen, Geschäft für Tiernahrung, Jahrmarkt, Apotheken, Reisebüro, Ärzte, Kneipen, Straßenstrich, Burger-/Döner-/Hot-Dog-/Currywurstbräter, Kentucky Fried Chicken, Hotels, Bars, Kneipen, Nippesläden, Spielplätze, Schulen, Eisdielen, Cafés, Wochenmarkt, Kneipen, Gemüseläden, Liveclubs, U-Bahn, S-Bahn, Bushaltestellen, Zeitungskioske, Ortsamt, Polizeiwache, Kneipen und …
… ein Hallenbad.
Als ich neulich vormittags dort meine Runden drehte, musste ich mir das Becken teilen mit einem exorbitant sich breit machenden Wassergymnastikkurs. Er wurde gebildet von größtenteils adipösen älteren Menschen, deren Wasserschlangen mir immer wieder frech in die Bahn ragten.
Doch das war weit weniger verdrießlich, als ich erwartet hätte, denn ein außergewöhnliches Phänomen milderte jeden anderen Missstand: Es lief saugute Musik. Normalerweise rechnet man ja vormittags im von Strampelrentnern bevölkerten Hallenbad mit Udo Jürgens oder Marianne & Michael, aber nein:
Meine baffen Ohren vernahmen Songs von MARK LANEGAN, von dem ein Kollege mal schrieb: „Seine Songs sind von depressiver Schönheit, sein Gesang ist ein Flüstern. Wenn er erzählt, klingt es, als betete er.“ Und von dem ich mal das hier behauptet habe.
Lanegan also im Hallenbad von St. Pauli. Vor Menschen, zwischen deren stämmigen Schenkeln Wasserschlangen ein wenig beneidenswertes Dasein fristeten.
Ich paddelte hinüber zum Bademeister, einem ebenfalls recht stattlichen Mann, dessen beeindruckende Physis von einem Kinn- und Backenbart unterstrichen wurde. Ich hievte mich halb auf den Beckenrand und fragte: „Sagen Sie mal, wer ist eigentlich für die Musik verantwortlich?“
Der Bademeister wurde sofort durchzuckt von einem natürlichen Abwehrreflex, fing sich aber recht rasch wieder. „Der Kursleiter der Wassergymnastik“, antwortete er mit deutlichen Anzeichen der Erleichterung darüber, dass er jemand verantwortlich machen konnte. „Jeder bringt seine eigene Musik mit.“
„Tolle Auswahl“, sagte ich, „bitte übermitteln Sie ihm meine Hochachtung.“
Der Mann wirkte verdattert, doch allmählich keimte Freude über die unverhoffte Wendung der Dinge. Ich wandte mich wieder dem Becken zu und schwamm weiter. Und ich werde wiederkommen.
Sind ja nur maximal zwei Fußminuten.
PS: Habe ich eigentlich Kneipen erwähnt?
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