Ewig nicht mehr genutzte Badezimmer im elterlichen Haus bergen manch seltsamen Fund. Zumindest wenn man ewig nicht mehr genutzte Wandschränkchen öffnet.
Unvorbereitet stieß ich so auf eine Gugelhupfplatte mit Haube. Auch ein „Schokoladen-Fondue Schleckermäulchen“ (für vier bis sechs Erwachsene) geriet mir ins Blickfeld. Fasziniert betrachtete ich zudem ein Töpfchen mit der hochmerkwürdigen Inhaltsangabe „Beinwurzsalbe“. Und dann war da auch noch das „Universal-Anti-Beschlagmittel“ VAPEX.
Dessen Herstellerfirma sitzt laut Aufschrift in einer Stadt mit vierstelliger Postleitzahl – das nur zur Verdeutlichung, wie lange dieses Wandschränkchen bereits die bittere Last des Linksliegengelassenwerdens schultern muss.
Das Antibeschlagmittel jedenfalls hat – sofern es überhaupt noch über eine auftragbare Konsistenz verfügt (was ich NICHT überprüft habe!) – inzwischen wohl eher zementierende Grundeigenschaften.
Am vermutlich prähistorischsten aber war ein braunes Fläschchen mit einem Rest essigsaurer Tonerde. Die ausgebende Apotheke hatte ebenfalls ihre Adresse draufgedruckt und gab einen Landkreis an, der unter diesem Namen seit der hessischen Gebietsreform nicht mehr existiert. Und die war 1976.
Von den ganzen Sachen habe ich übrigens nichts weggeworfen, nicht mal die Beinwurzsalbe. Ohne Einzelfallprüfung gemeinsam mit den rechtmäßigen Eigentümern wäre das unethisch gewesen. Oder doch eher verantwortungsvoll?
Eine Gewissensfrage, die ich vor der Rückreise nach Hamburg nicht mehr zufriedenstellend beantworten konnte. Doch sie läuft ja nicht weg, diese Frage.
Garantiert nicht.
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
28 Dezember 2007
26 Dezember 2007
Bumm, bumm, bumm
Wenn Herr Mehdorn den Lokführern schon nicht mehr bezahlen will, so sollte er ihnen zumindest Englischkurse finanzieren. Auf der ICE-Fahrt nach Hessen wurde uns diese Notwendigkeit mal wieder schmerzlich bewusst.
Als Lautsprecherdurchsage erlebten wir zum Beispiel ein „Ereiwel on dreck nammber twölf“. Lustiger war aber noch der ältere Herr, der plötzlich mit wichtiger Miene und Fahrkarte in der Hand vor meinem Sitz stand und fragte: „Sitzen Sie auf Nummer 26?“
Ich bejahte das. „Wie weit fahren Sie denn?“, schob er interessiert nach. „Bis Kassel.“ „Ah gut“, atmete er auf, „ich habe ab Kassel reserviert. Aber bleiben Sie ruhig sitzen.“
„Natürlich“, sagte ich. „Ich habe bis Kassel reserviert.“
„Wie gesagt, gar kein Problem“, sagte er, „bleiben Sie sitzen.“
Nun, das blieb ich auch. Trotz des Kindes schräg hinter mir. Zwischen Harburg und Göttingen sang es mit bedingungsloser Konsequenz, die man sich eigentlich nur als Überlebenstechnik in pakistanischer Einzelhaft aneignen kann, unablässig eine einzige Liedzeile.
Sie lautete: „Und die Trommel und die Trommel, sie macht bumm, bumm, bumm.“
Ich war nicht wenig erleichtert, als die Fahrt vorbei war und ich endlich einen einsamen Baum fotografieren konnte, der bedingungslos konsequent das Maul hielt.
25 Dezember 2007
Undank ist der Welt Lohn
Es kommt kein Auto, also will ich schnell über die Simon-von-Utrecht-Straße huschen, trotz der roten Fußgängerampel.
Doch in diesem Moment fährt gegenüber eine junge Mutter vor; ihr etwa dreijähriges Kind sitzt vorn im Fahrradkorb und schaut interessiert hinein in die Welt. Mama flüstert ihm etwas zu, wahrscheinlich vom Unterschied zwischen Rot und grün und Leben und Tod.
Jedenfalls fühle ich mich ausgebremst und bleibe ungeduldig stehen. Wer weiß, ob nicht das künftige Seelen- und Knochenheil dieses hoffnungsfrohen Menschleins von meiner Mitgestaltung dieser einen Minute abhängt; von mir und meinem guten Beispiel.
Jetzt wird die Ampel grün. Stolz schreite ich aus, bereit, die wärmende Dankbarkeit und Verehrung wenn auch nicht des Kindes, so doch seiner Mutter huldvoll entgegenzunehmen, und zwar mitten auf der Simon-von-Utrecht-Straße, genau dort, wo wir uns in diesem Augenblick begegnen.
Und genau das geschieht … nicht. Die stoffelige Tante schiebt ihr Rad samt Blag an mir vorbei, ohne mich auch nur anzusehen. Dabei habe ich ihrem Kind das Leben gerettet.
Gute Taten zählen halt nicht mehr im 21. Jahrhundert, nicht mal an Weihnachten. Na, dann ist ja eh alles egal.
Doch in diesem Moment fährt gegenüber eine junge Mutter vor; ihr etwa dreijähriges Kind sitzt vorn im Fahrradkorb und schaut interessiert hinein in die Welt. Mama flüstert ihm etwas zu, wahrscheinlich vom Unterschied zwischen Rot und grün und Leben und Tod.
Jedenfalls fühle ich mich ausgebremst und bleibe ungeduldig stehen. Wer weiß, ob nicht das künftige Seelen- und Knochenheil dieses hoffnungsfrohen Menschleins von meiner Mitgestaltung dieser einen Minute abhängt; von mir und meinem guten Beispiel.
Jetzt wird die Ampel grün. Stolz schreite ich aus, bereit, die wärmende Dankbarkeit und Verehrung wenn auch nicht des Kindes, so doch seiner Mutter huldvoll entgegenzunehmen, und zwar mitten auf der Simon-von-Utrecht-Straße, genau dort, wo wir uns in diesem Augenblick begegnen.
Und genau das geschieht … nicht. Die stoffelige Tante schiebt ihr Rad samt Blag an mir vorbei, ohne mich auch nur anzusehen. Dabei habe ich ihrem Kind das Leben gerettet.
Gute Taten zählen halt nicht mehr im 21. Jahrhundert, nicht mal an Weihnachten. Na, dann ist ja eh alles egal.
23 Dezember 2007
Roger Cicero rehabilitiert Blondinen
Beim Konzert von Roger Cicero im Mandarin Kasino, wo voluminöse Papierlampen über der Theke schweben, fällt mir eine frappierende Blondinenquote auf. Ob dick, ob dünn, ob kugeligklein oder Bohnenstange: Die meisten ciceroaffinen Frauen sind unglaublich blond.
Dabei legt der statistische Durchschnitt eigentlich eine erheblich niedrigere Anzahl nahe. Das widerlegt verspätet jene Flut an Witzen, die einst eine sich in Blondheit manifestierende genetische Beschränktheit nahelegte.
Damals zog man den gleichsam agrarischen Rückschluss, strohblond sei gleich strohdumm. Doch wer den cleveren Jazz von Cicero schätzt, das wird mir zwischen zwei Saxofonsoli klar, kann unmöglich ein Dummerchen sein.
(Edit für Ms. Columbo: Das bedeutet freilich keineswegs, dass jene, die Ciceros Jazz nicht schätzen, automatisch Dummerchen sind, selbst wenn sie braunes Haar haben. Nein, das bedeutet es nicht. Nein! Echt nicht!)
Dabei legt der statistische Durchschnitt eigentlich eine erheblich niedrigere Anzahl nahe. Das widerlegt verspätet jene Flut an Witzen, die einst eine sich in Blondheit manifestierende genetische Beschränktheit nahelegte.
Damals zog man den gleichsam agrarischen Rückschluss, strohblond sei gleich strohdumm. Doch wer den cleveren Jazz von Cicero schätzt, das wird mir zwischen zwei Saxofonsoli klar, kann unmöglich ein Dummerchen sein.
(Edit für Ms. Columbo: Das bedeutet freilich keineswegs, dass jene, die Ciceros Jazz nicht schätzen, automatisch Dummerchen sind, selbst wenn sie braunes Haar haben. Nein, das bedeutet es nicht. Nein! Echt nicht!)
22 Dezember 2007
Ich verstehe den Kapitalismus nicht mehr
Unablässig rieseln Informationen auf uns nieder. Wir ziehen daraus ständig unsere Schlüsse, ob bewusst oder unbewusst.
Neulich zum Beispiel erfuhr ich, die Post sei zurzeit bis zum Zusammenklapp überlastet, sie kumuliere daher vor lauter Erschöpfung die Sendungen und stelle sie nur noch alle zwei Tage gesammelt zu.
Unter anderem diese Meldung war es, die mich heute bewog, meine beiden Päckchen lieber bei Hermes abzugeben. Wenn die Post am Ende ist, so meine eigentlich logische Überlegung, muss das ja nicht automatisch auch für die Konkurrenz gelten; vielleicht schafft wenigstens die das übliche Tempo.
Doch just als ich durch die schneeüberzuckerte Seilerstraße (Foto) zum Hermesshop wollte, kam der Postbote und überreichte mir vor der Haustür ein Päckchen, worauf erstaunlicherweise ein … Hermeszettel pappte.
„Warum“, fragte ich baff den Postler, „überreichen Sie mir denn ein Hermespäckchen, wo Sie doch von der Post sind?“ „Ach“, sagte er, während er mir sein elektronisches Dingens zum Unterschreiben reichte (dessen blöder sarkastischer Stift mich zum viermaligen Autogrammgeben zwang), „wir helfen aus.“
Aha …? Die Post, obzwar bis zum Kumulierungszwang überlastet, hilft also bei Hermes aus, dem größten postunabhängigen Logistikdienstleister.
Sollte sie, die Post, diese abgezweigte Manpower nicht besser in den Abbau der eigenen Überlastung stecken? Wahrscheinlich muss sie doch nur deshalb ihre eigenen Sendungen tagelang kumulieren, weil sie auch noch die ganzen Hermespäckchen am Hals hat.
Ich informationsberieselter Rückschlusszieher dachte übrigens wirklich, die beiden seien Konkurrenten. Versteh einer den Kapitalismus.
Neulich zum Beispiel erfuhr ich, die Post sei zurzeit bis zum Zusammenklapp überlastet, sie kumuliere daher vor lauter Erschöpfung die Sendungen und stelle sie nur noch alle zwei Tage gesammelt zu.
Unter anderem diese Meldung war es, die mich heute bewog, meine beiden Päckchen lieber bei Hermes abzugeben. Wenn die Post am Ende ist, so meine eigentlich logische Überlegung, muss das ja nicht automatisch auch für die Konkurrenz gelten; vielleicht schafft wenigstens die das übliche Tempo.
Doch just als ich durch die schneeüberzuckerte Seilerstraße (Foto) zum Hermesshop wollte, kam der Postbote und überreichte mir vor der Haustür ein Päckchen, worauf erstaunlicherweise ein … Hermeszettel pappte.
„Warum“, fragte ich baff den Postler, „überreichen Sie mir denn ein Hermespäckchen, wo Sie doch von der Post sind?“ „Ach“, sagte er, während er mir sein elektronisches Dingens zum Unterschreiben reichte (dessen blöder sarkastischer Stift mich zum viermaligen Autogrammgeben zwang), „wir helfen aus.“
Aha …? Die Post, obzwar bis zum Kumulierungszwang überlastet, hilft also bei Hermes aus, dem größten postunabhängigen Logistikdienstleister.
Sollte sie, die Post, diese abgezweigte Manpower nicht besser in den Abbau der eigenen Überlastung stecken? Wahrscheinlich muss sie doch nur deshalb ihre eigenen Sendungen tagelang kumulieren, weil sie auch noch die ganzen Hermespäckchen am Hals hat.
Ich informationsberieselter Rückschlusszieher dachte übrigens wirklich, die beiden seien Konkurrenten. Versteh einer den Kapitalismus.
Endlich haben wir auch mal Glück (2)
Von: MattWagner@xxx.xx
Betreff: Unglaublich - schon wieder eine Kreuzfahrt!
Datum: 17. Dezember 2007 22:45:17 MEZ
An: info@planet49.com
Liebe Leute von Planet49,
es ist wirklich geradezu unfassbar, aber ich habe schon wieder eine Kreuzfahrt von Ihnen gewonnen! Bereits am 9. Dezember ereilte mich dieses Wahnsinnsglück und ich sandte Ihnen daraufhin eine Mail, in der ich Sie um Klärung aller Modalitäten bat (Außenkabine: wichtig!!).
Leider erhielt ich bisher noch keine Antwort von Ihnen; wahrscheinlich der Vorweihnachtsstress, das ist verständlich. Doch wie sich nun herausstellt, ist das gar nicht so schlimm, denn jetzt können wir einfach beide Reisen auf einmal festklopfen!
Wir würden am liebsten ein paar Freunde mitnehmen. Die Reise ist doch gewiss übertragbar, und sicherlich ist es möglich, in Nachbarkabinen untergebracht zu werden, oder?
Wie auch immer: Bitte melden Sie sich bald. Wir müssen generell möglichst früh im Jahr die Urlaubsplanungen mit unseren Redaktionen abstimmen, da hülfe eine baldige Terminierung der beiden Kreuzfahrten immens.
Mit hellauf begeisterten Grüßen
Matthias Wagner, Hamburg
Von: info@planet49.com
Betreff: Re: [Ticket#20071218100044XX] Unglaublich - schon [...]
Datum: 18. Dezember 2007 17:58:35 MEZ
An: MattWagner@xxx.xx
Sehr geehrte Kundin,
sehr geehrter Kunde,
vielen Dank für Ihre Nachricht!
Wir sind bemüht Ihre Anfrage schnellstmöglich zu bearbeiten.
Eine Bearbeitungs-Nummer zur Verfolgung Ihrer Anfrage wurde generiert, sie lautet:
20071218100044XX
Bitte nutzen Sie bei Rückfragen immer die "Antwort-Funktion" Ihres Mailprogramms, um eine eindeutige Zuordnung im System zu gewährleisten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihr Planet49 Service Team
19 Dezember 2007
Dinge zwischen Himmel und Erde
Auf die neue SIM-Karte soll demnächst meine gewohnte Handynummer portiert werden. Die Karte habe ich im alten Telefon deponiert; so weiß ich immer, wo sie ist.
Kein Mensch kennt die Nummer dieser neuen SIM-Karte. Trotzdem klingelte heute das Telefon. Dreimal. Als ich rangehen wollte, hörte es auf.
Ich sah mir die Nummer im Speicher an. Hamburger Vorwahl, aber unbekannt. Bang wählte ich sie. Besetzt. Zehn Minuten später versuchte ich es erneut. Immer noch besetzt.
Wer kennt die Nummer meiner neuen SIM-Karte, die selbst ich nicht auswendig weiß? Und woher?
Diese Frage beschäftigte mich noch immer, als ich wenig später die Simon-von-Utrecht-Straße entlangging. Als ich an der Hausnummer 21 (Foto) vorbeikam, summte plötzlich der Türöffner.
Doch niemand hatte geklingelt, kein Mensch stand vorm Haus. Nur ich ging gerade vorbei.
Schon sehr komisch, diese Weihnachtszeit.
Kein Mensch kennt die Nummer dieser neuen SIM-Karte. Trotzdem klingelte heute das Telefon. Dreimal. Als ich rangehen wollte, hörte es auf.
Ich sah mir die Nummer im Speicher an. Hamburger Vorwahl, aber unbekannt. Bang wählte ich sie. Besetzt. Zehn Minuten später versuchte ich es erneut. Immer noch besetzt.
Wer kennt die Nummer meiner neuen SIM-Karte, die selbst ich nicht auswendig weiß? Und woher?
Diese Frage beschäftigte mich noch immer, als ich wenig später die Simon-von-Utrecht-Straße entlangging. Als ich an der Hausnummer 21 (Foto) vorbeikam, summte plötzlich der Türöffner.
Doch niemand hatte geklingelt, kein Mensch stand vorm Haus. Nur ich ging gerade vorbei.
Schon sehr komisch, diese Weihnachtszeit.
17 Dezember 2007
Warum nicht amputieren?
Kaum fantasiere ich davon, die Kiezpolizei gesetzeskonform zu entwaffnen, fällt für zwei Tage mein Server aus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Jedenfalls herrscht um uns herum seit neuestem Waffenverbot. Wer künftig friedlich auf der Reeperbahn Baseball spielen will, bekommt den Schläger abgenommen und 200 Euro Strafe aufgebrummt. Ebenso ergeht es jenen, die ihren Apfel mit einem Taschenmesser schälen oder die Taubenpest per Pistole oder Pfefferspray eindämmen wollen.
Etwas Entscheidendes aber ist weiterhin erlaubt: die lockeren Fäuste der testosteronprallen „Was guckst du?“-Hirnis. Eine temporäre Amputation vorm Kiezbesuch sollte obligatorisch werden; kann man ja alles im Morgengrauen wieder annähen, schließlich haben wir eine Uniklinik.
Doch Spaß beiseite: Das Waffenverbot ist toll. Niemand kann mir plausibel erklären, wozu er Knarren, Prügel oder K.O-Spray braucht, wenn er doch nur zum Picheln und Pimpern herkommt. Das geht auch ohne, meine Damen und Herren!
Zumindest nehme ich das an.
Jedenfalls herrscht um uns herum seit neuestem Waffenverbot. Wer künftig friedlich auf der Reeperbahn Baseball spielen will, bekommt den Schläger abgenommen und 200 Euro Strafe aufgebrummt. Ebenso ergeht es jenen, die ihren Apfel mit einem Taschenmesser schälen oder die Taubenpest per Pistole oder Pfefferspray eindämmen wollen.
Etwas Entscheidendes aber ist weiterhin erlaubt: die lockeren Fäuste der testosteronprallen „Was guckst du?“-Hirnis. Eine temporäre Amputation vorm Kiezbesuch sollte obligatorisch werden; kann man ja alles im Morgengrauen wieder annähen, schließlich haben wir eine Uniklinik.
Doch Spaß beiseite: Das Waffenverbot ist toll. Niemand kann mir plausibel erklären, wozu er Knarren, Prügel oder K.O-Spray braucht, wenn er doch nur zum Picheln und Pimpern herkommt. Das geht auch ohne, meine Damen und Herren!
Zumindest nehme ich das an.
15 Dezember 2007
Das Waffenverbot wird ignoriert
Auf dem Weg zum Einkauf gerate ich am Schulterblatt in kleinere Scharmützel zwischen Polizei und versprengten Demonstranten.
Ich weiß nicht genau, wie sie provoziert wurde, doch in Rage ist die Ordnungsmacht nicht gerade. Lustlos traben die staatlich Vermummten ein bisschen hinter den privat Vermummten her, stoppen dann ab und schlurfen wieder zurück zur Phalanx der Kollegen. Alles nur Spielereien, Finten, Rituale. „Samstags frei für die Polizei!“, höhnen die Gejagten den Jägern lachend hinterher.
Im Demozug hält einer einen Papppfeil mit der Aufschrift „Sehr verdächtig!“ einem Polizisten an die Schulter und geht konsequent hinter ihm her. Der erträgt das mit allenfalls innerem Groll. Auf der Budapester Straße sitzt ein Demonstrant und stützt sich mit blanken Händen auf den eisigen Asphalt – gegen Schäuble, gegen den Überwachungsstaat.
Um ihn herum stehen unzählige Polizisten, hochgerüstet, gepanzert, vollausgestattet. Sie haben wohl einfach noch nichts gehört vom neuen Waffenverbot auf dem Kiez.
Es scheint mir allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, sie darauf hinzuweisen.
13 Dezember 2007
Von Berg und Bauern
Müsste ich einen Artikel schreiben über den TV-Smash-Hit „Bauer sucht Frau“, so betitelte ich ihn aus lauter Spaß an der Freud mit dieser Zeile: „Zurück in die Kuhzunft“.
Doch leider schreibe ich keinen Artikel darüber, und deshalb wird auch diese Überschrift niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Schade drum.
Ans Licht zerre ich ersatzweise ein Zitat der hochverehrten Dichterin Sibylle Berg, deren Newsletter zu empfangen ich die monatliche Ehre habe, wie Stammleser wissen.
„Zürich ist unbedingt eine Reise wert“, schreibt sie. „Es ist so angenehm teuer, dass man hier kaum betrunkene Kegelreisende trifft.“ Damit liefert Frau Berg eine fantastisch treffsichere Definition des Gegenteils von unserer hiesigen Wohnumgebung.
Man muss „Kegelreisende“ nur ersetzen durch „Dombesucher“, „Freier“, „Pinneberger“. Oder „Bauern auf Frauensuche“.
Doch leider schreibe ich keinen Artikel darüber, und deshalb wird auch diese Überschrift niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Schade drum.
Ans Licht zerre ich ersatzweise ein Zitat der hochverehrten Dichterin Sibylle Berg, deren Newsletter zu empfangen ich die monatliche Ehre habe, wie Stammleser wissen.
„Zürich ist unbedingt eine Reise wert“, schreibt sie. „Es ist so angenehm teuer, dass man hier kaum betrunkene Kegelreisende trifft.“ Damit liefert Frau Berg eine fantastisch treffsichere Definition des Gegenteils von unserer hiesigen Wohnumgebung.
Man muss „Kegelreisende“ nur ersetzen durch „Dombesucher“, „Freier“, „Pinneberger“. Oder „Bauern auf Frauensuche“.
Ziemlich zebraesk
Dank eines noch halb traumumflorten Griffs in den Kleiderschrank erlitt ich heute zufällig eine merkwürdige Klamottenkombination.
Mein weißes T-Shirt hatte Längs-, die gleichfarbige Haushose Querstreifen, und zwar jeweils schwarze. Wahrscheinlich fragen sich jetzt einige Stilisten, was eine derartige Hose überhaupt in meinem Kleiderschrank verloren hat.
Nun, das kann ich erklären. Tu ich aber nicht.
Jedenfalls ergab diese Kombi eine selbst für mich verwirrende Zebraoptik. Ich musste sie gleich Ms. Columbo vorführen. „Schau mal“, strahlte ich sie an, „mit diesem Outfit würde ich in der Savanne jedem Löwen entkommen. Er bekäme Augenflimmern, und weg wäre ich.“
Ms. Columbo schaute auf, und ihre Augen weiteten sich in namenlosem Schrecken. Es dauerte quälende Sekunden, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. „Nein“, sagte sie dann, „er bekäme sogar einen epileptischen Anfall.“
Wäre mir auch recht. Und allein das rechtfertigt bereits den Besitz dieser Hose.
Bei der nächsten Safari ist sie an Bord, definitiv.
Mein weißes T-Shirt hatte Längs-, die gleichfarbige Haushose Querstreifen, und zwar jeweils schwarze. Wahrscheinlich fragen sich jetzt einige Stilisten, was eine derartige Hose überhaupt in meinem Kleiderschrank verloren hat.
Nun, das kann ich erklären. Tu ich aber nicht.
Jedenfalls ergab diese Kombi eine selbst für mich verwirrende Zebraoptik. Ich musste sie gleich Ms. Columbo vorführen. „Schau mal“, strahlte ich sie an, „mit diesem Outfit würde ich in der Savanne jedem Löwen entkommen. Er bekäme Augenflimmern, und weg wäre ich.“
Ms. Columbo schaute auf, und ihre Augen weiteten sich in namenlosem Schrecken. Es dauerte quälende Sekunden, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. „Nein“, sagte sie dann, „er bekäme sogar einen epileptischen Anfall.“
Wäre mir auch recht. Und allein das rechtfertigt bereits den Besitz dieser Hose.
Bei der nächsten Safari ist sie an Bord, definitiv.
12 Dezember 2007
Klingelstreich
Natürlich: Das Wesen des Vandalismus, sein Kern, sein innerstes Ich liegt in der sinnlosen Zerstörung. Danach strebt er, das befriedigt ihn.
Dennoch wäre es mir auf eine mir selbst rätselhafte Weise lieber, ich wüsste genau, warum jemand nur die Kuppel einer Klingel klaut, statt sie komplett von meinem Fahrradlenker abzuschrauben und sich hinfort selbst ihrer tadellosen Funktionsfähigkeit zu erfreuen.
Was bloß will der Vandale mit dem Blechdeckel alleine? Er wird ihn über kurz oder lang frustriert entsorgen müssen, und ich meinerseits bleibe auf dem Rest einer Klingel sitzen, die nun so viel wert ist wie ein Schuh ohne Sohle oder Kopf ohne Hirn.
Wem nützt das also? Keinem von uns beiden. Doch vielleicht liegt es ja an mir, an meinem verkrampften Bedürfnis nach Kausalität, nach Ursache und Wirkung, Sinn und Zweck, Diebstahl und Nutzen, dass mir das Wesen des Vandalismus, sein Kern, sein innerstes Ich erschreckend fremd bleibt.
Tatsache bleibt: Ich kann zurzeit nichts und niemand vom Fahrradweg klingeln. Ich muss „Achtung!“ rufen, und das ist auf eine mir selbst unverständliche Weise ein Stück weit entwürdigend.
Es bleibt wohl kein anderer Ausweg: Eine neue Klingel muss her. Oder gibt es irgendwo den Deckel gesondert zu kaufen? Wenn man ihn überhaupt so nennt.
Dennoch wäre es mir auf eine mir selbst rätselhafte Weise lieber, ich wüsste genau, warum jemand nur die Kuppel einer Klingel klaut, statt sie komplett von meinem Fahrradlenker abzuschrauben und sich hinfort selbst ihrer tadellosen Funktionsfähigkeit zu erfreuen.
Was bloß will der Vandale mit dem Blechdeckel alleine? Er wird ihn über kurz oder lang frustriert entsorgen müssen, und ich meinerseits bleibe auf dem Rest einer Klingel sitzen, die nun so viel wert ist wie ein Schuh ohne Sohle oder Kopf ohne Hirn.
Wem nützt das also? Keinem von uns beiden. Doch vielleicht liegt es ja an mir, an meinem verkrampften Bedürfnis nach Kausalität, nach Ursache und Wirkung, Sinn und Zweck, Diebstahl und Nutzen, dass mir das Wesen des Vandalismus, sein Kern, sein innerstes Ich erschreckend fremd bleibt.
Tatsache bleibt: Ich kann zurzeit nichts und niemand vom Fahrradweg klingeln. Ich muss „Achtung!“ rufen, und das ist auf eine mir selbst unverständliche Weise ein Stück weit entwürdigend.
Es bleibt wohl kein anderer Ausweg: Eine neue Klingel muss her. Oder gibt es irgendwo den Deckel gesondert zu kaufen? Wenn man ihn überhaupt so nennt.
11 Dezember 2007
Neuigkeiten zum Zusammenbrechen
Auf einem der Fernseher im Fitnessclub läuft n-tv. Aus der Ferne sehe ich: Das Laufband leuchtet rot, und das verweist auf sensationelle Neuigkeiten.
Was also mag passiert sein? Ist der Yellowstonevulkan endlich ausgebrochen? Die Kanzlerin zurückgetreten? Rollt ein Tsnunami auf Hamburg zu? Kehrt Michael Schumacher in die Formel 1 zurück? Hat Stoiber Nacktfotos im Playboy zugestimmt?
Neugierig eile ich hin. „BREAKING NEWS“ schreit mich das Laufband alarmistsch an; der Begriff „Eilmeldung“ ist n-tv wohl zu popelig. Aber das ist mir egal, solange die Sensation nur groß genug ist für ein ROTES LAUFBAND.
Und dann erfahre ich sie, die unfassbare breaking news, die Neuigkeit zum Zusammenbrechen: Das Spaceshuttle Atlantis startet NICHT. Sondern erst im Januar.
Muss manchmal echt hart sein, das Leben als Nachrichtensender.
(Natürlich werde ich den Teufel tun und nach den neusten Erfahrungen hier das Logo von n-tv oder etwas Ähnlichem abbilden – sondern lieber ein selbstgeschossenes unscharfes Foto von einem Spiegel, der im Fitnessclub hängt.)
Was also mag passiert sein? Ist der Yellowstonevulkan endlich ausgebrochen? Die Kanzlerin zurückgetreten? Rollt ein Tsnunami auf Hamburg zu? Kehrt Michael Schumacher in die Formel 1 zurück? Hat Stoiber Nacktfotos im Playboy zugestimmt?
Neugierig eile ich hin. „BREAKING NEWS“ schreit mich das Laufband alarmistsch an; der Begriff „Eilmeldung“ ist n-tv wohl zu popelig. Aber das ist mir egal, solange die Sensation nur groß genug ist für ein ROTES LAUFBAND.
Und dann erfahre ich sie, die unfassbare breaking news, die Neuigkeit zum Zusammenbrechen: Das Spaceshuttle Atlantis startet NICHT. Sondern erst im Januar.
Muss manchmal echt hart sein, das Leben als Nachrichtensender.
(Natürlich werde ich den Teufel tun und nach den neusten Erfahrungen hier das Logo von n-tv oder etwas Ähnlichem abbilden – sondern lieber ein selbstgeschossenes unscharfes Foto von einem Spiegel, der im Fitnessclub hängt.)
09 Dezember 2007
Endlich haben wir auch mal Glück
Von: MattWagner|web.de
Betreff: Yippiee: Kreuzfahrt!!!
Datum: 9. Dezember 2007 21:47:29 MEZ
An: info@planet49.com
Liebe Leute von Planet 49.com,
ich freue mich wie Bolle über den Gewinn der 4-Sterne-Nil-Kreuzfahrt, den Sie mir über die Webseite www.kicktipp.de mitgeteilt haben! Das finde ich ganz und gar großartig, denn das Jahr 2007 war hart genug!
Jetzt würde ich gerne zeitnah mit Ihnen über die Details reden. Zum Beispiel hätten ich und meine Frau am liebsten eine Außenkabine. Können Sie uns sagen, ob das ohne Aufpreis möglich ist? Wenn nicht, dann schlage ich vor, wir verrechnen das einfach mit dem 50-Euro-Gutschein, den ich ja auch noch gewonnen habe.
Wichtig ist natürlich auch der Termin. Am liebsten wäre uns der Zeitraum vor oder nach Juni nächsten Jahres. Während der Europameisterschaft können wir nämlich leider nicht. Oder gibt es die Chance, die Spiele an Bord zu verfolgen, vielleicht sogar auf einem Fernseher in der Außenkabine?
Fragen über Fragen, die unser Glück natürlich nicht trüben! :))
Falls wir terminlich nicht auf einen Nenner kommen, wären wir auch mit einer Barauszahlung einverstanden. Die Kontonummer kann ich Ihnen bei Bedarf nennen, kein Problem. Um welche Höhe handelt es sich denn? Mit etwa 3000 Euro können wir doch rechnen, oder? Wahnsinn!
Prall vor Glück:
Matt
08 Dezember 2007
Der Entkalkungsversuch
Die Espressomaschine musste entkalkt werden, schon seit Monaten. Alle 600 Tassen muss man das tun, sagt die Anleitung. Wir waren schon mindestens hundert drüber.
Endlich raffte ich mich auf. Der Beutel mit dem Entkalker war bedruckt mit allerlei bedrückenden Warnhinweisen. Am Ende, als es um Kinder ging und ihre Neigung, alles in den Mund zu stecken, nahmen sie einen geradezu panischen Grundton an.
Trotzdem schnitt ich den Beutel auf. Sofort entwich ihm ein entsetzlicher Gestank, und ich beeilte mich, die Flüssigkeit in den halb mit Wasser gefüllten Tank zu schütten und das Gebräu sofort durch die Maschine zu jagen.
Danach mit klarem Wasser nachspülen, und schon würden wir uns wieder an duftendem Espresso erfreuen können – sagte die Theorie. Die Praxis wich davon ab. Denn der Maschine entstieg auch nach dem Spülen noch immer die bösartige Karikatur eines Geruchs.
Also jagte ich einen weiteren Tank mit Wasser durch den Apparat, ohne Wirkung. Noch ein Tank. Und noch einer. Und noch drei. Keine Chance: Es miefte. Einen Testespresso, an dem ich trotz allem nippte, kippte ich in den Ausguss.
Die Frau von der Hotline hatte von so etwas noch nie gehört. „Nach dem Spülen“, sagte sie, „müsste alles sein wie vorher.“ Hätte, müsste, könnte. Sie versprach einen Kontakt mit der Technik plus Rückruf. Der erfolgte sogar.
Die Technik hatte von so etwas noch nie gehört. „Nach dem Spülen“, sagte sie, „dürfte eigentlich nichts mehr riechen.“ Eigentlich. Ich solle spülen, hieß es, immer weiterspülen.
Das war vor drei Tagen. Seither habe ich gespült und gespült. Und ganz allmählich – Tank für Tank, Liter für Liter – wurde der Gestank in mikrospkopisch kleinen Schritten kleiner. Er kämpfte tapfer, doch dem Tsunami meines immer manischere Züge annehmenden Spülens musste er sich letztlich geschlagen geben.
Ich habe bei dieser Aktion mindestens 600 Tassen durch die Maschine gejagt. Eigentlich müsste ich sie wieder entkalken.
Endlich raffte ich mich auf. Der Beutel mit dem Entkalker war bedruckt mit allerlei bedrückenden Warnhinweisen. Am Ende, als es um Kinder ging und ihre Neigung, alles in den Mund zu stecken, nahmen sie einen geradezu panischen Grundton an.
Trotzdem schnitt ich den Beutel auf. Sofort entwich ihm ein entsetzlicher Gestank, und ich beeilte mich, die Flüssigkeit in den halb mit Wasser gefüllten Tank zu schütten und das Gebräu sofort durch die Maschine zu jagen.
Danach mit klarem Wasser nachspülen, und schon würden wir uns wieder an duftendem Espresso erfreuen können – sagte die Theorie. Die Praxis wich davon ab. Denn der Maschine entstieg auch nach dem Spülen noch immer die bösartige Karikatur eines Geruchs.
Also jagte ich einen weiteren Tank mit Wasser durch den Apparat, ohne Wirkung. Noch ein Tank. Und noch einer. Und noch drei. Keine Chance: Es miefte. Einen Testespresso, an dem ich trotz allem nippte, kippte ich in den Ausguss.
Die Frau von der Hotline hatte von so etwas noch nie gehört. „Nach dem Spülen“, sagte sie, „müsste alles sein wie vorher.“ Hätte, müsste, könnte. Sie versprach einen Kontakt mit der Technik plus Rückruf. Der erfolgte sogar.
Die Technik hatte von so etwas noch nie gehört. „Nach dem Spülen“, sagte sie, „dürfte eigentlich nichts mehr riechen.“ Eigentlich. Ich solle spülen, hieß es, immer weiterspülen.
Das war vor drei Tagen. Seither habe ich gespült und gespült. Und ganz allmählich – Tank für Tank, Liter für Liter – wurde der Gestank in mikrospkopisch kleinen Schritten kleiner. Er kämpfte tapfer, doch dem Tsunami meines immer manischere Züge annehmenden Spülens musste er sich letztlich geschlagen geben.
Ich habe bei dieser Aktion mindestens 600 Tassen durch die Maschine gejagt. Eigentlich müsste ich sie wieder entkalken.
Pflock ins Herz!
Der notorische Indieschluffi C. sang heute plötzlich wie aus dem Nichts „Ich war noch niemals in New York“ vor sich hin. Und ein paar Stunden später einen Song von Nena.
Normalerweise singt er NIE, nicht mal einen Song von Bloc Party. Wir waren tief besorgt. Als er nachmittags den Raum zum Rauchen verließ, fingen wir an, über ihn zu tuscheln.
Meine wahrscheinlich mit hektischen roten Flecken auf den Wangen vorgebrachte Theorie erwies sich in der Diskussion als die plausibelste: C. wurde ausgetauscht, wie in „Die Dämonischen („Invasion of the body snatchers“)“.
Dabei war IHNEN allerdings ein Fehler unterlaufen, und jetzt summte der Indieschluffi völlig wesensfremd Udo Jürgens. Auch die Austauschfabriken im All können halt immer noch besser werden.
Egal: C. war jedenfalls ausgetauscht worden. Er war in Wahrheit nicht mehr C., aber immer noch rauchend auf der Balustrade. Was also tun? Wie sollten wir adäquat reagieren auf seine Rückkehr? Immerhin ahnte er nichts von seiner Enttarnung; das war unser Vorteil. Alle Trümpfe lagen bei uns.
Ich schlug flüsternd das probateste aller Mittel vor: Pflock ins Herz. Meine Kollegin war sofort einverstanden. Doch wer sollte es tun? Schließlich ist niemand von uns als van Helsing geboren.
Zum Glück kam plötzlich der Cleaner reingeschneit, und damit war die Sache rasch erledigt. Zumindest auf leicht variierte Weise.
PS: Das Foto zeigt C. vor dem Austausch. Natürlich habe ich ihn, klüger geworden durch jüngste Vorfälle, unkenntlich gemacht.
Normalerweise singt er NIE, nicht mal einen Song von Bloc Party. Wir waren tief besorgt. Als er nachmittags den Raum zum Rauchen verließ, fingen wir an, über ihn zu tuscheln.
Meine wahrscheinlich mit hektischen roten Flecken auf den Wangen vorgebrachte Theorie erwies sich in der Diskussion als die plausibelste: C. wurde ausgetauscht, wie in „Die Dämonischen („Invasion of the body snatchers“)“.
Dabei war IHNEN allerdings ein Fehler unterlaufen, und jetzt summte der Indieschluffi völlig wesensfremd Udo Jürgens. Auch die Austauschfabriken im All können halt immer noch besser werden.
Egal: C. war jedenfalls ausgetauscht worden. Er war in Wahrheit nicht mehr C., aber immer noch rauchend auf der Balustrade. Was also tun? Wie sollten wir adäquat reagieren auf seine Rückkehr? Immerhin ahnte er nichts von seiner Enttarnung; das war unser Vorteil. Alle Trümpfe lagen bei uns.
Ich schlug flüsternd das probateste aller Mittel vor: Pflock ins Herz. Meine Kollegin war sofort einverstanden. Doch wer sollte es tun? Schließlich ist niemand von uns als van Helsing geboren.
Zum Glück kam plötzlich der Cleaner reingeschneit, und damit war die Sache rasch erledigt. Zumindest auf leicht variierte Weise.
PS: Das Foto zeigt C. vor dem Austausch. Natürlich habe ich ihn, klüger geworden durch jüngste Vorfälle, unkenntlich gemacht.
07 Dezember 2007
Mich hat's bös erwischt
Am 6. Mai diesen Jahres tat ich etwas, was ich gewöhnlich vermeide: Ich illustrierte einen Blogeintrag mit einem Foto, das ich über Google entdeckt hatte.
Im Text ging es u. a. um Nudeln, und wahrscheinlich war ich einfach zu faul, mich nur wegen eines Fotos an den Herd zu stellen und Nudeln zu kochen. Das hätte ich aber mal tun sollen – wäre jedenfalls billiger gewesen als
747,50 Euro.
Soviel soll ich nämlich bezahlen, wie ich heute per Abmahnungsschreiben erfuhr. Absender: ein Hamburger Anwalt, der die notorische Webseite Marions Kochbuch vertritt (die hier natürlich nicht verlinkt wird, das will die ja nur). Von dort nämlich soll das Nudelbildchen stammen, und deshalb hält man es für angemessen, mir das Monatseinkommen eines Hartz-IV-Empfängers abzuknöpfen.
Eine kleine Recherche ergab, was man so denkt im Web über die berüchtigte Kochbuchseite: Die Betreiber sollen ihre Fotos angeblich ähnlich verlockend bereitlegen, wie man Käse in einer Mausefalle drapiert – zubeißen leicht gemacht, damit der Abmahnwahn in Gang kommen könne. Prozesse, heißt es, führe man tunlichst immer in Hamburg, weil das dortige Landesgericht gleichsam williger Vollstrecker dieser Methode sei.
Doch all das ist nur Bloggergeraune. Ich glaube nicht daran. Man kann charakterlich nicht so tief sinken, seine ganze berufliche Existenz auf eine so schäbige Basis zu stellen.
Doch wie auch immer: Ich war – um im fiktiven Bild zu bleiben – offensichtlich blöd genug, nach dem Happen zu schnappen. Jetzt muss auch ich mir einen Anwalt nehmen; er kennt Marion gut.
Je nachdem, wie das Ganze ausgeht, bekommt Ms. Columbo eben nix zu Weihnachten.
Im Text ging es u. a. um Nudeln, und wahrscheinlich war ich einfach zu faul, mich nur wegen eines Fotos an den Herd zu stellen und Nudeln zu kochen. Das hätte ich aber mal tun sollen – wäre jedenfalls billiger gewesen als
747,50 Euro.
Soviel soll ich nämlich bezahlen, wie ich heute per Abmahnungsschreiben erfuhr. Absender: ein Hamburger Anwalt, der die notorische Webseite Marions Kochbuch vertritt (die hier natürlich nicht verlinkt wird, das will die ja nur). Von dort nämlich soll das Nudelbildchen stammen, und deshalb hält man es für angemessen, mir das Monatseinkommen eines Hartz-IV-Empfängers abzuknöpfen.
Eine kleine Recherche ergab, was man so denkt im Web über die berüchtigte Kochbuchseite: Die Betreiber sollen ihre Fotos angeblich ähnlich verlockend bereitlegen, wie man Käse in einer Mausefalle drapiert – zubeißen leicht gemacht, damit der Abmahnwahn in Gang kommen könne. Prozesse, heißt es, führe man tunlichst immer in Hamburg, weil das dortige Landesgericht gleichsam williger Vollstrecker dieser Methode sei.
Doch all das ist nur Bloggergeraune. Ich glaube nicht daran. Man kann charakterlich nicht so tief sinken, seine ganze berufliche Existenz auf eine so schäbige Basis zu stellen.
Doch wie auch immer: Ich war – um im fiktiven Bild zu bleiben – offensichtlich blöd genug, nach dem Happen zu schnappen. Jetzt muss auch ich mir einen Anwalt nehmen; er kennt Marion gut.
Je nachdem, wie das Ganze ausgeht, bekommt Ms. Columbo eben nix zu Weihnachten.
06 Dezember 2007
Ich werde immer beliebter
Über Kunst zu sprechen, ist wie über Architektur zu tanzen – sagt man nicht so?
Der Leiter der Kasseler Kunstschau documenta, Roger Martin Buergel, gilt jedenfalls als besonders begnadeter Schwurbler und Schwaller, und pfiffige Phrasenentlarver haben im Internet die Buergelmaschine programmiert: Man lädt ein beliebiges Bild hoch, und der virtuelle Buergel legt los mit gelehrt klingendem Phrasendreschen, das so hohl ist, als wäre es wirklich echt.
Mein Bloglogo habe ich daraufhin „Selbstporträt als Flurlampe“ getauft, es der Buergelmaschine hingehalten – und prompt bestätigt bekommen, meine Kunst sei motivisch durchdrungen von einer Ethik des Miteinanders.
Das tut gut – und wird bestätigt vom heute veröffentlichten Ranking der beliebtesten und somit auch unbeliebtesten Berufe, das ein unsensibler Pressedienst mir per Mail als gebrüllte Schlagzeile vor den Latz knallte: „JOURNALISTEN JETZT BELIEBTER ALS SPARKASSENMITARBEITER!“
Klingt komisch für einen, der Sparkassenmitarbeiter war, ehe er Journalist wurde. Doch nach langen Jahren am Tabellenende, so stellt sich heraus, habe ich mich inzwischen ins Mittelfeld hochgehangelt. Jetzt rangiere ich plötzlich weit vor den neuen Parias unserer Zeit, Telekomleuten und Versicherungsvertretern.
Liegt bestimmt alles nur am Bloggen, das fördert unheimlich die Ethik des Miteinanders.
05 Dezember 2007
Im rechten Winkel
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