14 Januar 2011

Schwarzes nur im Hellen



Weizen???“, blafft der Franke mich entsetzt an, als ich naiverweise fürs Fußballkucken morgen Abend ein entsprechendes Getränk in Aussicht stelle. „Hast du Weizen gesagt? Es ist nicht das Wetter für Weizen!“

Ich glotze dumm aus der Wäsche und dennoch zur Sicherheit prüfend aus dem Fenster. Was dort zu sehen ist, stimmt nicht fröhlich: Es regnet, von den kahlen Ästen der eh gebeutelten Stadtbäume tropft die Soße, Hamburg kombiniert heute Nachmittag auf wenig feinfühlige Weise Grau mit Grau.

Mir dämmert, dass der Mann aus dem Land des Veschperla ein Weizenbier offenbar mit Outdoorlichtverhältnissen konnektiert, welche die Farbe des Getränks möglichst kongenial abbilden. Beim Bier ist der Mann aus dem Land des Zwiebelblootz eben noch eigener als sonst, das hätte man sich denken können.

„Und Schwarzes trinke ich nur, wenn es hell ist!“, ruft er allerdings plötzlich emphatisch aus, ganz berauscht von seiner Methode, deren Entsprechung im modernen Fußball bereits als Philosophie durchginge. „Und Helles wahrscheinlich nur nach Sonnenuntergang?“, mutmaße ich müde. „Richtig!“, schnappt der Mann aus dem Land des Apfelkiechla, „und an regnerischen Tagen nur und ausschließlich Rauchbier!“

Ich weiß nicht mal, was das ist, Rauchbier, doch mir erschließt sich anhand der Vielzahl der Beispiele allmählich sein Prinzip: Es ist das des antizyklischen, sozusagen gekachelmannten Trinkens, auch wenn seine Weizenbiermethodik zunächst in eine andere Richtung zu weisen schien.

Fränkische Bierdialektik. Hegel wäre begeistert.

Zur Sicherheit werde ich für den Mann aus dem Land der Faulenzerklöße morgen Abend also Folgendes bereithalten: Weizen, Schwarzes, Helles und am besten auch Pils (ohne dass mir dazu spontan ein Wetter einfiele).

Damit müsste ich eigentlich sämtliche meteorologischen Bedingungen abgedeckt haben. Nur ein Wintergewitter würde mich auf dem falschen Fuß erwischen. Oder ginge Malzbier?


Ach, es ist alles nicht einfach.


14 Kommentare:

  1. Also, sie wissen schon, worauf Sie sich da eingelassen haben, oder?

    Das ist ja, wie einem Athener Eulen zu verkaufen, einem Isländer Lavasteine zu schenken, einem Australier die Zubereitung von Känguruhhoden zu erklären, einem Südafrikaner die Uveseela wegzunehmen oder einem Hamburger einen Blog zu verkau..., ach, lassen wir das.

    Wir hier in Franken haben die größte Brauereidichte der Welt und wissen Sie, warum wir diese Bierdialektik pflegen? Ja ha, weil wir es können! Und deshalb sind wir in dieser Beziehung auch etwas verwöhnt.

    Aber Pils für einen Franken? Das geht ja wohl gar nicht, selbst, wenn FC Aspirin gegen Lüdenscheid-Nord spielt.
    Und sagen Sie niemals Weissbier zu einem Franken, das gibt's nur südlich der Donau.

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  2. Aecht Schlenkerla Rauchbier sollte es im gut sortierten Handel geben, bei anhaltendem Regen würde ich es aber vorziehen zu verdursten.

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  3. @zaphod
    Kann man bei anhaltendem Regen verdursten ...

    Sehr geehrter Herr Matt,
    bei Ihnen möchte Mann/Frau gerne Gast seien, Sie sind ja fürsorglich ... hat der Franke das verdient?
    Viel Spaß zum Beginn der Rückrunde!
    Und was denken Sie so, wo landet Ihr Stadtteilverein zum Schluß?
    Es grüßt, aus der Stadt mit den zwei Zweitligavereinen, Frau-Irgendwas-ist-immer

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  4. Nach der Logik des fränkischen Herrn dürfte Altbier dann nur von Menschen unter 18 getrunken werden. Und Kölsch nur von Düsseldorfern...

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  5. Mr. Wilson, Sie haben diese „Philosophie“ auf eine Weise verinnerlicht, die mir beinah unheimlich ist.

    Frau-Irgendwas, meine Gäste werde immer 1a behandelt, selbst wenn sie schrullig sind bis zum Gehtnichtmehr. Sogar für Franken mache ich da keine Ausnahme.

    Zaphod, danke für den Tipp, doch die Vorzüge des Rauchbiers sind mir noch immer nicht deutlich. Schmeckt das nach Räucherschinken?

    blogspargel, Ihre Ausführungen bringen weiter Licht ins Dunkel fränkischen Bierverständnisses. Den Tipp mit dem Weißbier werde ich heute Abend gleich mal ausprobieren. Mal sehen, wie die Reaktion ausfällt.

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  6. @ Frau-Irgendwas-ist-immer
    Wenn man bereit ist Regenwasser zu trinken, dann nicht. Wobei das im Ernstfall immer noch die bessere Alternative zum Rauchbier wäre.

    @ Matt
    Subtrahieren Sie Schinken, addieren Sie die doppelte Menge Rauch und vergessen Sie, dass Sie es (angeblich) mit Bier zu tun haben, dann kommt es ungefähr hin.
    Um das zu genießen muss man entweder Franke sein oder spontanen Würgreflexen etwas abgewinnen können, probieren Sie es aus :)

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  7. Das sind beides keine reizvollen Optionen, ehrlich gesagt …

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  8. Flüssiger Räucherschinken würde sicher gut zu Lungenbrötchen passen. Ich glaub ich muss mal den örtlichen Getränkemarkt behelligen.

    Gruß,

    Tom

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  9. Wovor ich als Franke dringend warnen muss, ist von jeder Sorte nur ein Bier vorrätig zu halten.
    Erschtns steht ma auf am Baa ganz schlecht und zweitns: nix is schlimma, als durcherananda zu saufn.

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  10. Da ist mein Franke anderer Meinung, glaube ich. Er hat sogar schon Sixpacks mitgebracht, die durchweg aus verschiedenen Sorten bestanden. Korrekt muss Ihre Lebensregel lauten: Nix is schlimma, als gar nix zu saufn dahahm ze habbn. (Man verzeihe mir die unzulängliche Verlautschriftlichung des Fränkischen.)

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  11. Olzu, Herr Wagner, des hod a Unnagafrongg gans goud vasdandn, waider südlich nimmä sou ...

    Und Herr Zaphod, ich sehe Ihnen das mit dem Würgereflex gerne nach, für uns hier im Süden sind schliesslich Astra nur ein altes Auto, König ein Comedian, Pils wous an de Fäis und Jever lediglich a Schdadd.

    Prousd!

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  12. Ist das kompliziert...! Ich kauf immer so Bier in Plastikflaschen bei Lidl. Schmecken auch lecker.

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  13. Frl. Krise, ich weiß nicht, ob Sie sich mit diesen naiv unqualifizierten Äußerungen nicht bei den Franken hier im Kommentarbereich um Kopf und Kragen reden.

    Das war rhetorisch. Ich weiß es sogar sicher.

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  14. Also, wer Bier in Plastikflaschen abfüllt oder vertreibt oder sich in Plastikflaschen abgefülltes Bier verschafft und dem körpereigenen Genusstrakt zuführt, wird mit Florian Silbereisen nicht unter zwölf Sendungen bestraft.

    Ach Frl. Krise, das Plastikzeugs sind doch nur umetikettierte Dopingproben der Rugby-Damenmannschaft Nordkoreas von den vorletzten Asienspielen, schauen Sie mal auf die Zutatenliste.

    Was fühl' ich mich auf einmal so müde .....

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