12 März 2009

Krnlos



Preisschilder von türkischen Gemüseläden auf St. Pauli sind mir ein steter Quell der Freude; die hier abgebildeten Beispiele stammen samt und sonders von einem in der Wohlwillstraße ansässigen.

Ungetrübt von jeder Rechtschreibregel, ja sogar alle sowieso trübsinnigen Reformen der vergangenen Dekaden souverän beiseite wischend wie eine lästige Wespe, die im Sommer über seinen Abfällsihnen schwebt, schreibt dieser sympathische Mitbürger vom Bosporus das ganze Sprachzeugs schlicht so hin, wie es ihm in den Ohren klingelt.

Oder wie er glaubt, dass es es ihm in den Ohren klingelt. Denn wer von uns sagt schon „Zitraune“? Allerdings muss ich zugeben: Das hört sich deutlich saurer und somit kongenialer an als die phonetisch doch recht lieblich gestaltete „Zitrone“.

Und das schmeichlerisch weiche d in „Granad apfel“ entmilitarisiert das Wort geradezu; es klingt plötzlich kaum noch nach der bis dato unschön mitschwingenden Granate.

Wie der gute Mann allerdings auf die krnlosen Weintrauben kommt, ist mir rätselhaft. Vielleicht ist er ja gar kein Türke, sondern Kroate – und kommt von der Insel Krk.

5 Kommentare:

  1. Ich hatte genau den selben Gedanken...daß "Zitraune" deutlich saurer klingt...
    Kann das jemand erklären?
    Herr Matt, Sie können doch so gut mit Sprache. Könnten Sie nicht dazu eine Sprachwissenschaftliche Abhandlung (bitte kurz halten) verfassen?

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  2. Hey, nicht mal da sind die so oft zitierten Deppenstriche. Wo kommen die also sonst her, wenn nicht von verfehlter Integrationspolitik?

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  3. Ich tippe mal ins Blaue und sage:
    ZitrAUne
    SAUer
    Eine unverkennbare Parallele.
    Außedem ist es eine wesentlich größere Mundbewegung, wenn man Zitraune sagt. So wie die Grimassen, die man zieht, wenn man etwas saures schmeckt. Niemand formt den Mund bei etwas saurem zu einem "o", wie in Zitrone.
    Nein? Ja? ich fühle mich grade sehr schlau.

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  4. Danke Wogi...das ist zumindest ein Ansatz. Danach wäre "Zitriene" noch saurer...und...fühlt sich wirklich saurer an, oder?

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  5. Auf den Gleichklang der beiden „au“-Diphtonge als Grund für den saureren Klang der Zitraune hätte ich auch getippt. Gehe also konform mit Wogi.

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