23 April 2008

„Sie sind seltsam!“

Schon wieder einmal (neudeutsch: „einmal mehr“) habe ich mich aufgeregt. Das Ergebnis meiner Schnappatmung schlug sich umgehend hier nieder.

Auch Kramer regte sich gestern Abend auf, und zwar in einer Kneipe namens Goldfischglas. Das 2,60 Euro teure Bier wird dort in Gläsern serviert, auf denen lediglich der Kneipenname „Goldfischglas“ steht, aber nicht die Biermarke.

Kramer fragte deshalb nach der Sorte und erhielt als Antwort: „Oettinger.“ Das brachte den sowieso zum Extremismus neigenden Halsbartzausel völlig aus der Fassung. Noch heute im Büro war der arme Mann auf 180+.

„Oettinger? Diese Pisse aus dem Supermarkt? Für 2,60??? Ich will ein Becks!“, will er der Bedienung, einem Mann fernöstlicher Herkunft, hocherregt entgegengeschleudert haben.

Großartig war allerdings die Reaktion des stellvertretend beschimpften Asiaten. Zunächst entzog er Kramer das Bier. Dann sagte er: „Ich bediene Sie nicht mehl. Sie sind seltsam!“

Das freilich hätte ich dem Mann auch vorher sagen können.

19 Kommentare:

  1. Herr Matt,

    vielleicht sollten Sie auch mal mit Ihrem Arbeitgeber sprechen.

    Zitat:

    „@xyzxyz Freut uns sehr, dass du dich für ein Abo interessierst. Seit der Februarausgabe haben wir einen Copypreis von 2,50 Euro, daher hat sich auch der Abopreis von 20,- auf 25,- erhöht. Es ist übrigens ganz egal, ob du online oder im Heft das Abo bestellst. Nachbestellungen nehmen wir in Barzahlung per Post an. Pro U_mag werden 2,- fällig, hinzu kommt einmalig das Porto in Höhe von 1,50 Euro. Weitere Fragen? Dann melde dich einfach.“


    „Online“ mag ja inzwischen üblich sein aber „Copypreis“?
    Und „Abo bestellst“? Eine Bestellung bestellen? Wäre es nicht besser ein Produkt oder eine Leistung zu bestellen oder zu abonnieren?
    Aber schön ist auch oben rechts in Ihrem Artikel fast direkt neben: „Danke, ich bin fein!“ die Schaltfläche: „send-a-friend“. Wieso zum Henker sollte ich Ihnen einen Freund senden? Ginge stattdessen nicht vielleicht auch ein Enemy?

    Ich finde auch einige Dinge seltsam. ;-)

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  2. Da sind wir schon zwei … ;-)

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  3. … was sich auf Corax bezog. Danke für die Gratulation, Herr Opa. Aber es ist eigentlich ganz einfach, bei Google der einzige Treffer zu sein. Zum Beispiel, indem man dieses schöne Wort erfindet: Qopehahsgdiasheiurgauzdfg.

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  4. Das ist wirklich ein schönes Wort, mein lieber Herr Matt. Also Qopehahsgdiasheiurgauzdfg meine ich jetzt. Daß Sie sich abermals über den Sprachverlust jüngerer Generationen ereifern, gibt mir Mut.

    Was halten Sie denn übrigens von der, auch in der Presse immer wieder gern genommenen Floskel, die aus Artikel, beliebigem Superlativ und Substantiv gefolgt von "aller Zeiten" besteht? So wie, "die größten Technikärgernisse aller Zeiten". Wenn ich solcherlei lese, und ich lese es leider oft, und mir, so gut es eben geht, die GröFaZ-Assoziation verbeiße, dann frage ich mich, ob denn das Ende aller Zeiten bereits dräut.

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  5. Oettinger wird in Kneipen und Bars ausgeschenkt? Ach nee, doch nicht. Das sogenannte Goldfischglas ist ja gar keine Bar, sondern einfach nur ein Spackenladen. Ich habe ja immer vermutet, dass dort Cocktails direkt aus dem Tetrapack ausgeschenkt werden, aber dass die sich trauen Oettinger für teuer Geld zu verticken, hätte ich selbst denen nicht zugetraut.

    Andererseits: habe mal gehört, dass die für den Laden um die 8000,- EUR Miete zahlen sollen - irgendwie muss das ja wieder reinkommen. Und den meisten Gästen dort dürfte das mit dem Bier eh nicht auffallen ...

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  6. Es ist schön zu sehen, einmal mehr haben Sie gezeigt, daß am Ende des Tages die Verblödung nicht mehr aufzuhalten ist. Danke für das! Ich erinnere in der Tat keinen Artikel, der so dediziert Sinn gemacht hat. Was wir tun müssen, ist, hier eine Linie im Sand zu ziehen.

    Oettinger ist aber eine derartig ungenießbare Plörre, daß ich die an sich wohlklingende Antwort des Asiaten nur noch für eine Frechheit halten muß.

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  7. "Danke, ich bin fein."
    Danke, Sie haben mir den Tag gemacht!
    Ich werde den Spruch bei Gelegenheit erinnern und anbringen.
    Voll cool.
    Und erst das Gegenteil:
    "Gerne, ich bin nicht mehr fein."
    Das hat was.
    Das macht mal wirklich Sinn!
    Anna

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  8. Der Name Oettinger hat was. Ganz im Gegenteil zu Qopehahsgdiasheiurgauzdfg - das meint sogar Google.

    Ich gratuliere nie dem Einzig Artigen, stets nur dem Besten.

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  9. Frau Anna,
    es heißt richtig: "Ich werde mich an den Spruch erinnern...", wie ich vor einiger Zeit von berufener Seite vermittelt bekommen habe ;-)

    Und Herr Matt,
    "Qopehahsgdiasheiurgauzdfg" habe ich bei Google nicht finden können.

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  10. Demnach habe ich schon vor vierzig Jahren «einmal mehr» Neudeutsch geschrieben. Und diese Formulierung hatte ich – wie's einem eben so ergeht als Spracheleve – aus einem Vokabularium, das nicht unbedingt einem Wörterbuch für zukünftiges Deutsch entstammte, sondern eher als Altdeutsch zu bezeichnen wäre.

    Was Ihren an sich begrüßenswerten Dummdeutsch-Text betrifft: Thomas Hoof hat's versucht, das Laubacher Feuilleton sich mit ‹Germslang› seit 1992 bemüht (und viele andere danach auch) – genutzt hat es nichts. Es wurde alles noch viel, viel schlimmer. Aber vielleicht ändert «Danke, ich bin fein» endlich was? Voll cool wär's ja. Aber ob's «Sinn macht»?

    http://schmoll-et-copains.typepad.com/laubacher/2008/04/cups-im-cupboar.html

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  11. Ohne hier eine Diskussion starten zu wollen (denn im Prinzip bin ich ja bei Ih ... äh ... geb ich Ihnen ja recht) möchte ich jedem die Lektüre dieses Blogs nahelegen - insbesondere den Fünfteiler "Sinnesfreuden":

    http://www.iaas.uni-bremen.de/sprachblog/favoriten/

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  12. Ich sehe das alles nicht so verkniffen. Da haben wir ganz andere Probleme:

    "Man over board" muss auch gerufen werden, wenn eine Frau ins Wasser gefallen ist.

    Was glauben Sie, was los ist, wenn das Frau Schwarzer erfährt ...

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  13. Herr Fellow Passenger, keinesfalls gilt meine Empörung (nur) der jungen Generationen – sondern jenen, die den Jungen Quatsch erzählen und tatenlos zusehen, wie der nachgeplappert wird.

    Der Gebrauch des Superlativs „aller Zeiten“ hingegen, das erläuterte ich heute bereits Herrn GP, der also jetzt weghören darf, zeugt von nichts anderem als gesundem Selbstvertrauen. Wenn ich Bob Dylan für den größten Songwriter aller Zeiten halte, dann gehe ich ex cathedra davon aus, dass nie mehr ein größerer kommen wird. Und Sie werden mir das Gegenteil nicht beweisen können!

    Anna, ich verehre Sie. Habe ich das eigentlich schon mal abtropfen lassen? Und den Olaf ignorieren Sie einfach mal, der hat Sie einfach nicht verstanden.

    Opa, Sie schmeicheln mir, aber das nehme ich einfach mal hin. Tut auch mal gut. In Sachen Qopehahsgdiasheiurgauzdfg: Spätestens morgen dürfte es ergoogelbar sein. Wer hält dagegen?

    Ramses, danke für den interessanten Hinweis, obzwar mir die Tatsache der Existenz des Bremer Sprachblogs bereits vorher nicht verborgen geblieben war. Ein schöner Tummelplatz für Kontroversen.

    Herr Seeblogger, vielleicht liegt es an der Bedeutung „Mensch“ für „man“ – aber das wissen Sie natürlich selbst. Sie wollen ja nur provozieren.

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  14. moin
    also ich finde oettinger-malz schmeckt sehr lecker.

    blondyonly

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  15. auch auf die gefahr hin, dass sie jetzt wieder schnappatmung bekommen: die biermarke, welche kramer präferiert heisst tatsächlich "Beck's" und nicht "Becks". aber der inflationäre gebrauch falscher apostrophs ist sicher thema für einen eigenen blog...

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  16. T(O)mmY, das mag vielleicht sein, doch Kramer hat das Wort ganz klar ohne Apostroph ausgesprochen. Das habe ich genau gehört.

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  17. Nein, Sie haben mir noch keine derartige Linie abtropfen lassen!
    Umso erfreuter bin ich über dieses Kompliment, auch wenn ich nicht für dieses gefischt habe.
    Ich verehre Sie natürlich zurück!

    Dass Olaf mich nicht versteht, ist eindeutig ein Nicht-Geh. Wenn nicht sogar ein Desaster!

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  18. Oettinger schmeckt wie Astra. Astra ist bloß durch sein Marketing so beliebt.
    Was kann denn der Barkeeper (spielt es eine Rolle woher er kommt?) dafür, was wo ausgeschenkt wird. Einfach mal besser benehmen und einfach ganz normal nach einem Becks bitten, Herr Kramer!

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