„Waaaaaa!“, schreie ich, als der Franke morgens mein Büro betritt, „du hast ja noch deine Halloweenmaske auf!“
Natürlich sieht der Franke aus wie immer, doch ich durfte diese hundertprozentige Torchance einfach nicht versemmeln. Der Sohn eines süddeutschen Bauernvolkes tut, als hätte ich gar nichts gesagt, und glaubt so Souveränität auszustrahlen.
Außerdem habe ich noch eine weitere Information für ihn. „Ich bin wieder da!“, strahle ich ihn nämlich mit ausgebreiteten Armen an, „heute Mittag gehen wir wieder essen!“
Nein, nein, erwidert der herzlose Angehörige einer grobschlächtigen Ethnie, ich sei wie einer jener armen Wichte, die nach Wochen halbverdurstet und -verhungert aus der Wüste zurückkehrten und augenblicks alles auf einmal in sich hineinschaufeln wollten, und das sei ganz schlecht.
„Du kriegst nur ein Möhrchen“, grinst der Teilhaber eines aufs Wesentliche reduzierten Genpools zufrieden, wobei seine Halloweenmaske die schauerlichsten Falten schlägt. Mit diesem Vorschlag kommt er freilich bei mir nicht durch. Barsch weise ich ihn zurecht und auf meinen freudig dem Lunch entgegenfiebernden Magen hin.
Mit Erfolg: Mittags finden wir uns im Mercado ein, und zwar am Sushistand. Dort verkaufen sie aus taktischen Gründen auch warme Gerichte. Das leckerste auf der heutigen Mittagskarte, die sich in nichts von den Mittagskarten der letzten sechs Monate unterscheidet, ist eine Lachsvariante, die auf beiden aufgestellten Tafeln als „Teriyaki-Lach“ ausgewiesen ist.
„Teriyaki-Lach“ finde ich meiner gehobenen Stimmung völlig adäquat, und ich bin fischgrätennah davor, genau so meine Bestellung aufzugeben: „Einmal Teriyaki-Lach und ein Wasser bitte.“
Allerdings sehe ich dann doch davon ab. Zu groß ist die Gefahr, die Japanerin vom Sushistand könnte dies nicht als humoristischen Ausdruck meiner Wiedergenesung, sondern als Veräppelung ihres Migrationshintergrundes auffassen. Nun, wir werden es nie erfahren.
Mein Teriyaki-Lachs ist jedenfalls vorzüglich. „Wenigstens beim Essen“, schimpfe ich behaglich mampfend den Franken, „solltest du deine Halloweenmaske abnehmen.“
Doch das Mitglied einer physiognomisch eher halbfertig konstruierten Volksgruppe denkt nur noch an sein Red Curry Chicken.
Dieser Angehörige einer neoklassizistischen Hochkultur ist von beneidenswerter Sanftmut im Umgang mit barbarischen Auswüchsen kantherscher Prägung.
AntwortenLöschenofftopic:
AntwortenLöschenMüsste es nicht eigentlich heißen:
DER Rückseite der Reeperbahn?
Ich habe Sie jedenfalls in männlicher Erinnerung, irgendwie.
Ich weiß ja, dass Sie aus merkwürdigen Gründen den Franken mögen, aber sie müssen ihn ja nicht gleich glorifizieren, nur weil sie einem verwandten Volksstamm angehören!
AntwortenLöschenImmerhin hat er bei der Essensbestellung mehr Geschmack bewiesen.
AntwortenLöschenÜbrigens, ebenfalls ohne Bezug: Ashoka oder Himalaya? Welches war nochmal besser?
Ashoka ist jedenfalls großartig. Himalaya kenne ich nur als Berg.
AntwortenLöschenLachs mit Wasser?
AntwortenLöschenDas ist als würde man die
Etosha Pfanne nachsalzen.
Ich schrieb ja auch „Lach mit Wasser“. Sie müssen nur richtig lesen!
AntwortenLöschenUnd was war nun mit dem Magen. Gab es da nen Grund für oder nur das allgemeine Unwohl?
AntwortenLöschenScheint aber wirklich besser zu gehen. grins
"Drei Tage lang war er nun krank,
AntwortenLöschenjetzt lacht er wieder,
Gottseidank!"
Aus: "Das kleine Blogzitatelesebuch. Untertitel: Nützliches und Unsinniges für jetzt, hier aber auch manchmal. Menschen, Tiere, Sensationen. Wie du. Aber auch mich." Hrsg.: Anonym & Co. Aachen. Non Sense-Verlag. 2007.
Dem von mir sehr wohl verstandenen Wortwitz habe ich
AntwortenLöschennoch einen draufsetzen wollen. Ich bitte respektvollst um
Entschuldigung.
Der abgebilderte Lach ist dann wohl nicht der im vorletzten
Absatz von Ihnen als vorzüglich beschriebene Teriyaki-Lachs?
Etosha Pfanne war dann wohl nicht auf der Karte.
Dein_Koenig, es handelte sich um einen Virus, der zurzeit wohl große Teile Norddeutschlands als Freizeitpark betrachtet. Die Eintrittspreise sind offenbar zu niedrig.
AntwortenLöschenHrsg., „jetzt lachst er wieder“ hätte ich noch einen Dreh witziger gefunden. Und bestimmt auch der Herr Oldman, der weiterhin böswillig alles durcheinanderzuwerfen beliebt. Dem rufe ich nur noch eins zu: Lach muss schwimmen!
Na, Herr Matt, Sie sind ja wieder so munter wie ein Lach im Wasser.
AntwortenLöschenIn Bezug auf Ashoka: begeisterte Zustimmung.
Guten Appetit weiterhin.
jetzt lachst er wieder ist schön :-)
AntwortenLöschen- Hilft also Wein/ Alkohol nicht dagegen? Ich distanziere mich hier ausdrücklich von dem Virus! Und wehe der begreift das nicht. Explizit, your honour!
CR (Claudia Roth) ist mir jedenfalls lieber als k.u.k. (Koch und Kanther) zusammen.
AntwortenLöschenDa bekommt das Wort relachsen eine völlig neue Bedeutung und wäre dann auch kein wirkliches Denglisch...
AntwortenLöschenWie wäre es mit einer Stunde im Samadhi-Tank und zum Spielen dazu einige Lachse ?