10 Oktober 2007

Bald ist Deember und dann Jauar

Jeden Abend schauen Millionen von Menschen die Sendung heute im ZDF, und der Sender gibt sich viel Mühe, dieses immense Interesse mit Qualität abzugelten.

Der Moderator ist auf lockere Art seriös, die Optik modern, und wenn
heute hin und her schaltet vom Berlinkorrespondenten zu dem in Afghanistan, dann klappt das in der Regel verblüffend flüssig, und der Bildschirm ist dann sinnig segmentiert.

Ja, das ZDF steckt richtig Geld in die
heute-Sendung. Nur nicht in die Schlusskorrektur. Keine Ahnung, ob eine Fernsehredaktion so etwas überhaupt hat, vielleicht glaubt sie auch, das bekäme sie nebenbei schon selber hin, schließlich steht da doch irgendwo hinter der Yuccapalme das Regal mit dem Duden rum.

Und wenn irgendein Praktikantendödel mal Tippfehler in einen Einblender reinhaut, dann fällt das bestimmt noch jemand auf, und sei es dem Moderator persönlich. Ja, das wäre schön. Doch leider stimmt das nicht.

Heute Abend nämlich erfand
heute ganz nebenbei einen neuen Monat: den „Okober“. Zunächst war mir die Datumsangabe oben im Bild gar nicht aufgefallen, ich wähnte mich geborgen im Oktober. Doch Ms. Columbo, von Beruf Lektorin und Schlusskorrektorin, wies mich darauf hin. Was fatal war. Denn von da an starrte ich eine quälende Viertelstunde lang wie hypnotisiert auf den Okober, und Millionen Zuschauer wahrscheinlich auch.

Ob die Bahn streikt, eine Geisel freigelassen oder entführt wurde, ob morgen der Hahn kräht auf dem Mist oder das Wetter bleibt, wie’s ist: Ich habe keinen leichenblassen Schimmer. Der doofe Okober musste nicht mal mein traditionell schwaches Kurzzeitgedächtnis löschen, er hat einfach von vorneherein dessen Befüllung verhindert – mit einem einzigen fehlenden t.

Mal schauen, welche Monate das ZDF demnächst erfinden wird. Noember, Deember, Jauar: Das wären doch alles mal nette Varianten. Selbst die übelsten News machten uns dann nichts mehr aus – weil sie einfach nicht mehr durchdrängen zu uns.

Online hat das ZDF die Datumsangabe übrigens einfach weggelassen. Auch eine Lösung.


PS: Manchmal macht es richtig Spaß, den Korinthenkacker zu spielen. Vor allem, wenn sonst nix passiert ist.

9 Kommentare:

  1. Lieber Matt, so einfach geht's ;-)

    Die ZDF-Redaktion unterschlägt ein klitzekleines t , und deswegen überhörst Du die unangenehmsten Meldungen.
    Dieses Muster funktioniert übrigens immer und ist eine probate Technik die in vielen Mentaltrainings angewendet wird.
    Genau so einfach lassen sich unangenehme Gefühle (z.B.Ängste) überwinden, indem man den Focus (Blickwinkel) auf etwas völlig anderes richtet.

    Insofern hat Dir (und vielleicht auch noch vielen anderen) heute eine kostenlose Lektion in Focussing angedeihen lassen. Ist doch nett, nicht?
    Besser und besser, Gaba

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  2. Schon … Aber könnte man dann nicht auch einfach die Sendung abschaffen? Der Effekt wäre der gleiche: keine unangenehmen Meldungen …

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  3. Erinnert schwer an die Spaziergansforschung..

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  4. Ich mach das jetzt auch mal so, ich fokussier mich auf die angenehmen Dinge, die da wären... äh..äh...äh..
    Heute ist Dostag, morgen Fretag und das im Okober, ist da nich chön.

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  5. Ja, die Spaziergansforschung, jenes Stiefkind der Zoologie … Ein echtes Orchideenach.

    Anna, ich freue mich über Ihren Mitmacheifer. Wollen Sie nicht mal einen Roman in diesem Stil verfassen? Vielleicht würde ich ihn sogar lesen.

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  6. Otober,Noember,Deember, Remember,
    das wäre doch die Lösung !
    Wir schaffen einen 13. Moat :
    Remember. Ausreichend Platz auf dem
    Pirelli um versustes nach zu tragen.
    Pirelli ist übrigens kein Softpono sondern Knst.
    jo

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  7. Matt, ich schreib doch keine 700 Seiten für ein "vielleicht"!
    Da müssten Sie schon mal versprechen, dass Sie es lesen. Und kaufen. Und verlegen.
    Dann ja... vielleicht...
    :-)

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  8. auf einem plakat wurde mal für eine veranstaltung im monata 'okotber' geworben - die flehentliche anrufung eines orthografisch falschen, dessen ungeachtet mit bemerkenswertem metabolismus ausgestatteten waldbewohner?

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