Ein Ausflug zu einer Taufe nach Wolfsburg (Foto: der Schillerteich) erinnerte mich mal wieder daran, wie mich einst die evangelische Kirche irreparabel aus ihrer Mitte vertrieben hatte: mit sämtlichen Spielarten zermürbender Langeweile.
Die Pastoren, scheint mir, haben über die Jahrzehnte immer das gleiche Alter, wenngleich wechselnde Gesichter. Die Gemeindemitglieder hingegen welkten unterm wattigen Nieselschnee der Sprüche und Storys dahin, zerrieben von der Tristesse der Liedertafeln (118, 1+4-5), dem Leiern der Predigt (ich musste an einen Mr.-Bean-Sketch in der Kirche denken, in dem das sedierende Kanzelgemurmel buchstäblich bewusstlos macht) und einer vollkommen abwesenden Dramaturgie und Dynamik. Auf ein Lied folgt ein Gebet, aufs Gebet das nächste Lied, und immer ist es von Paul Gerhardt.
Offenbar liegt dem Ganzen das Motto zugrunde: Eines geht noch, eines geht noch rein.
Unter dem stillen, ewigen Terror dieses Ablaufs, der höchstens mal – wie heute – durch die Attraktion einer Taufe, Hochzeit oder Beerdigung aufgebrochen wird, wurden die Gemüter der dahinwelkenden Gläubigen duldsam, taub und stumpf; entweder durch Verhärtung oder Aufweichung, wer kann das sagen. Über allem schwebt derweil die Atmosphäre des Morbiden, Hoffnungslosen. Diese Kirche weiß, dass ihre Zeit vorbei ist; ihre Mutlosigkeit ist greifbar. Sie hat es selbst versaut: mit sämtlichen Spielarten zermürbender Langeweile.
Die Katholiken sind mir inhaltlich genauso fremd. Doch wenn man sieht, wie sie ihr in 2000 Jahren verfeinertes Marketingknowhow auch in der Webära immer noch in Massenentertainment umsetzen, mit Glitzer und Glamour, Schurken und Helden, mit komischen Klamotten, klasse Kulissen und völlig bescheuerten Thesen, die genau deshalb global diskutiert werden, weil sie so bescheuert sind, dann muss ich sagen: Respekt.
Kein Wunder, dass der aktuelle Papst an Ökumene wenig Interesse zeigt. Bayern München erwägt ja auch keine Spielgemeinschaft mit Kickers Emden.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Bibelbezug
1. „The story of Isaac“ von Leonard Cohen
2. „Highway 61 revisited“ von Bob Dylan
3. „Samson and Delilah“ von Middle Of The Road
Mmmmh... das Wort zu Ostern? ;-) Das schmeckt nach Ketzerei - schliesslich sind wir Papst... Damit wäre der angefangene Tag erst einmal gerettet.
AntwortenLöschenDas erinnert mich irgendwie an verstaubte Talare und ungelüftete Sakristeien, damals, im Jahre des Herrn 1980 n.C.
Erstaunlich, aber nicht zu leugnen: die Katholische Kirche ist tatsächlich die einzige Dikatur, die seit über 2000 Jahren nicht gestürzt wurde.
Luther hat ihr zumindest was abgeknapst – aber was dabei herauskam, habe ich ja hier beschrieben … ;-)
AntwortenLöschenProbier's mal mit FSM :-).
AntwortenLöschenDanke, Uwe, bin natürlich längst Jünger …
AntwortenLöschenDarf ich der recht stillen, aber überaus gemeingefährlichen Gemeinde der humanistisch geprägten Atheisten ein neues Mitglied vorstellen?
AntwortenLöschenDanke – aber ich fühle mich eher der Gemeinschaft der Agnostiker zugehörig. Humanistisch geprägt: stimmt.
AntwortenLöschenauch schön anzusehen!
AntwortenLöschenselbst gebannt?
(errötend) Ja …
AntwortenLöschenwarum wirst Du da rot. es ging doch "lediglich" um das pic, nicht um Dich (war´n Scherz!!! ;-))
AntwortenLöschenIch kann mit Komplimenten einfach nicht umgehen. War schon immer eine Schwäche von mir. Zum Glück bekomme ich nicht so viele! ;-)
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