Seit Jahren wird die Welt immer sexualisierter. Schon 12-Jährige gehen auf Gangbangs, jede C-Promi-Tusse lässt unaufgefordert die Glocken baumeln, und wenn wirklich noch kein Blowjob von dir auf Youporn zu sehen ist, bist du von gestern oder prüde.
Doch ausgerechnet der Kiez stemmt sich gegen diesen Trend – zumindest legt das renovierte Mauerbild an der Reeperbahn/Ecke Hein-Hoyer-Straße das nahe.
Erstmals fotografierte ich das Motiv 2006 (links). Gerade wurde es generalüberholt, nicht nur farblich, und siehe da: An pikanter Stelle tat sich äußerst Signifikantes. Ob bei der Dame noch alles fit im Schritt ist, vermag man neuerdings nicht mehr zu beurteilen, dafür fehlt jetzt die phänomenologische Basis.
Wird also ausgerechnet das Rotlichtviertel allmählich zu jener Tabuzone, die der Rest der Welt längst nicht mehr ist? Und was kommt als nächstes: Wickelhosen für die gespreizten Beine am Eingang der Ritze? Zuhälter, die „Was guckst du?“ blaffen, wenn man ihr Personal mustert? Huren, die mit dir für 50 Euro nur noch über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan diskutieren wollen?
Ich werde das weiter beobachten, und zwar mit Sorge und Bestürzung.