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23 März 2009
Fundstücke (45)
Die Wörter „Feinschmecker“ und „Darmspüllösung“ gemeinsam in einer Anzeige unterzubringen und sodann auf einen Besucheransturm bei der entsprechenden Veranstaltung zu hoffen: Das definiert geradezu den Begriff Optimismus neu – Respekt.
(Gefunden im Hamburger Abendblatt vom 21. 3.)
Wir leben mitten auf dem Kiez, aber oftmals beschleicht uns das Gefühl, manche Menschen in unserer Nachbarschaft haben ein erheblich aufregenderes Leben als wir. Im Guten wie im Bösen.
(Gefunden in der Mopo, 21. 3.)
22 März 2009
Locked-in-Syndrom
Weil sein Kofferraum hakte, musste Stephen Burch alias The Great Park sein Konzert in der Hasenschaukel auf einer wildfremden Gitarre spielen. Und er konnte keine CDs verkaufen, die lagen ebenfalls im Kofferraum.
Doch auf seiner Webseite kriegt man einige Alben sowie kostenlose Livekonzerte zum Runterladen, und warum sich das lohnt, zeigt nicht nur der kleine Clip aus der Hasenschaukel, sondern hoffentlich auch meine Rezension seines jüngsten Albums „The Great Park“:
Stephen Burch soll uns als „irischer Johnny Cash“ angedient werden. Lachhaft. Burch ist ein großartiger Künstler, der Vollbart trägt und Pullunder und manchmal eine Pfeife im Mund und der auf kargestmögliche Weise Einblicke ins zerrüttete Gefühlsleben eines einsamen Menschen gibt. Aber mit Cash hat er so viel zu tun wie das Pantheon mit einem Paternoster. Sehr viel näher ist er der brüchigen Welt eines Conor Oberst; mit dem Amerikaner teilt er sogar die schwachbrüstige helle Stimme, die immer wieder ins Zittern gerät vor Bedeutung und Schmerz. Der Ire verkörpert mit seinen Songs die Isolation des westlichen Individuums in einer Welt, die dich zur normierten Integration zwingt. Doch immer wieder fällt er raus aus dem System. Ein verzweifelterer Songanfang als „My mother called and she asked how I was/I said: she's gone, mama, she's gone“ ist kaum denkbar, und die Zeile „I'm counting friends on one hand“ stimmt auch nicht froher. Burch zupft Akustikgitarre zu kleinen tragischen Balladen, manchmal darf ein Gast Klavier, Harmonika oder E-Gitarre spielen, doch wenn man dieses Album gehört hat, haftet der Eindruck einer übergroßen Einsamkeit noch lange auf der Retina der Erinnerung. Ein kleiner Großkünstler, der seine Kunst der Tristesse abtrotzt. Und das, immerhin, hat auch Cash gemacht, manchmal. (mw) Quelle: kulturnews.de
Live ist der Ire übrigens ungemein witzig und aufgeräumt. Das scheint bei den meisten großen Melancholikern so zu sein – und bei einer Bevölkerungsgruppe besonders gut anzukommen: Frauen um die 20. Die Hasenschaukel war proppevoll davon; sie drängten gen Bühne wie die Küken zur Glucke.
Versteh einer die Frauen.
21 März 2009
Der endlose Einkauf
Im Gemüseladen. Meine strategische Position ist heute – im Gegensatz zu vielen anderen Freitagen – sehr günstig: Nur zwei Leute sind vor mir dran, und die gehören auch noch zusammen.
Allerdings hat das Paar einen recht langen Einkaufszettel dabei, und der wird Frucht für Frucht, Staude für Staude, Pilz für Pilz abgearbeitet. Stand ich zunächst als einziger hinter den beiden in der Schlange, so ist sie inzwischen zu beträchtlicher Länge angewachsen.
Wie immer hier im Gemüseladen nimmt die Kundschaft das Warten mit kieztypischer Stoik hin; die Qualität der Ware und der Charme des Chefs dämpfen jeden Gedanken an Rebellion.
Das Paar vor mir will jetzt auch noch Champignons. Und Schalotten. Aber bitte nur mittelgroße.
„So, das war’s“, sagt die Frau dann und kramt nach ihrer Börse. „Ach, eine Birne – zwei!“, fällt ihr noch ein, und Thorsten, der Gemüsemann, kramt erfreut nach den Birnen. Die Schlange schweigt ergeben. Erneut startet das Paar den Bezahlvorgang.
„Avocado“, sagt der Mann unversehens. Ach ja, die Avocado. Natürlich. Thorsten holt eine, die Rechnung wird ergänzt, endlich kommt die Börse zum entscheidenden Einsatz. Ich traue dem Frieden noch immer nicht, doch das Paar ist schon beim Einpacken, jetzt verabschiedet es sich sogar wortreich, quetscht sich an der Schlange vorbei, öffnet die Tür, und ich sage zu Thorsten: „Zwei Bund Rauke, bitte.“
Thorsten lächelt wissend, es ist die übliche Order. Danach, das wissen wir beide, kommt es unerbittlich zum Feldsalat. Er greift nach der Rauke.
„FENCHEL!“, kreischt es plötzlich panisch vom Ausgang her, „wir haben den Fenchel vergessen!“
Alle schauen sich um. Das Paar müht sich aufgeregt an der Schlange vorbei. Sie kommen zurück, etwas hat überlebt, es ist noch nicht vorbei.
Thorsten wendet sich an mich und fragt: „Ist das okay? Oder sollen sie sich wieder hinten anstellen?“ Ich knirsche vernehmlich mit den Stirnfalten – und beschließe dann, meinen sardonischen Tag ein andermal zu nehmen.
Fenchel ist es einfach nicht wert.
PS: Das heutige Raukenfoto darf übrigens gerne unter Quellenangabe und Verlinkung für nichtkommerzielle Zwecke verwendet werden, und zwar weltallweit. Schließlich ist heute Feiertag – und für mich gar ein inneres Missionsfest.
Allerdings hat das Paar einen recht langen Einkaufszettel dabei, und der wird Frucht für Frucht, Staude für Staude, Pilz für Pilz abgearbeitet. Stand ich zunächst als einziger hinter den beiden in der Schlange, so ist sie inzwischen zu beträchtlicher Länge angewachsen.
Wie immer hier im Gemüseladen nimmt die Kundschaft das Warten mit kieztypischer Stoik hin; die Qualität der Ware und der Charme des Chefs dämpfen jeden Gedanken an Rebellion.
Das Paar vor mir will jetzt auch noch Champignons. Und Schalotten. Aber bitte nur mittelgroße.
„So, das war’s“, sagt die Frau dann und kramt nach ihrer Börse. „Ach, eine Birne – zwei!“, fällt ihr noch ein, und Thorsten, der Gemüsemann, kramt erfreut nach den Birnen. Die Schlange schweigt ergeben. Erneut startet das Paar den Bezahlvorgang.
„Avocado“, sagt der Mann unversehens. Ach ja, die Avocado. Natürlich. Thorsten holt eine, die Rechnung wird ergänzt, endlich kommt die Börse zum entscheidenden Einsatz. Ich traue dem Frieden noch immer nicht, doch das Paar ist schon beim Einpacken, jetzt verabschiedet es sich sogar wortreich, quetscht sich an der Schlange vorbei, öffnet die Tür, und ich sage zu Thorsten: „Zwei Bund Rauke, bitte.“
Thorsten lächelt wissend, es ist die übliche Order. Danach, das wissen wir beide, kommt es unerbittlich zum Feldsalat. Er greift nach der Rauke.
„FENCHEL!“, kreischt es plötzlich panisch vom Ausgang her, „wir haben den Fenchel vergessen!“
Alle schauen sich um. Das Paar müht sich aufgeregt an der Schlange vorbei. Sie kommen zurück, etwas hat überlebt, es ist noch nicht vorbei.
Thorsten wendet sich an mich und fragt: „Ist das okay? Oder sollen sie sich wieder hinten anstellen?“ Ich knirsche vernehmlich mit den Stirnfalten – und beschließe dann, meinen sardonischen Tag ein andermal zu nehmen.
Fenchel ist es einfach nicht wert.
PS: Das heutige Raukenfoto darf übrigens gerne unter Quellenangabe und Verlinkung für nichtkommerzielle Zwecke verwendet werden, und zwar weltallweit. Schließlich ist heute Feiertag – und für mich gar ein inneres Missionsfest.
20 März 2009
Gesichtszwillinge (20)
Charles Manson (r., Foto: Spon) lieferte 1970 die physiognomische Prognose für Reinhold Messners Aussehen heute (Foto: Wkipedia).
Was das für die weitere Zukunft des Südtirolers bedeutet, darf man sich gar nicht ausmalen.
19 März 2009
Wir stehen auf dem Schlauch
„Was soll das?“, sagt der Syrer zu mir. „Versteh ich nicht.“
Wir stehen gemeinsam vor diesem tanzfeindlichen Schild, das vom Rückspiegel eines parkenden Autos baumelt, und ich verstehe den Witz auch nicht.
Semantisch ähnliche Schilder gab es hierzulande schon mal, aber das ist länger her. Jedenfalls verstehen wir es nicht. Erst recht nicht das gartenzwerghafte Männchen auf der Ablage, das offenbar unter Strom gesetzt werden kann.
Verstört gehen wir zum Inder, um alle Irritationen einfach wegzuessen.
Es klappt.
Wir stehen gemeinsam vor diesem tanzfeindlichen Schild, das vom Rückspiegel eines parkenden Autos baumelt, und ich verstehe den Witz auch nicht.
Semantisch ähnliche Schilder gab es hierzulande schon mal, aber das ist länger her. Jedenfalls verstehen wir es nicht. Erst recht nicht das gartenzwerghafte Männchen auf der Ablage, das offenbar unter Strom gesetzt werden kann.
Verstört gehen wir zum Inder, um alle Irritationen einfach wegzuessen.
Es klappt.
17 März 2009
Lachhaft galore
Das Publikum beim Konzert von Annett Louisan in der prachtvollen Laeiszhalle (Foto) besteht im wesentlichen aus Paaren aller Altersstufen und Sexualpräferenzen. Ob die Frau hinter uns auch jemand dabei hat, ist ungewiss; sie lacht jedenfalls alleine, und das über jeden Scheiß.
Die Frau hat das fleischige Lachen der Dicken. Ich stelle sie mir mit aufgedrehten Locken vor und einem unerotischen Busen, auf dem man eine Teekanne abstellen kann.
Als Vorprogramm tritt der kanadische Songwriter und aktuelle Louisan-Lover Martin Gallop auf. Herr Gallop sagt, Frau Louisan sei noch in der Schminke, sie sehe zwar seiner Meinung nach bereits toll aus, doch Louisan selber meine, da sei noch Luft nach oben.
Die Frau hinter uns juchzt los wie ein Lachsack unter Starkstrom.
Herr Gallop holt eine Frau aus dem Publikum auf die Bühne und sagt, er empfände etwas für sie. Hinter uns explodiert eine Lachbombe mit der Wucht von hundert Kilo. Oder mehr.
Herr Gallop stellt eine Maschine auf die Bühne, die sitarhafte Töne macht, und sagt, das sei sein Inder. Und die Frau hinter uns wiehert los wie eine Lipizzanerstute, der man die Euter tätschelt.
Ein dankbareres Publikum als sie findst du nicht auf Erden, ihr Humorlevel liegt tiefer als das tote Meer, du könntest ihr ein monochromes Mondrian-Quadrat vor die Schnüss halten, und sie würde kreischend mit Lachtränenbächen ihren Busen fluten, bis die Teekanne wegschwämme.
Und wir? Grinsen schief, hängen verkniffen im Sitz und gehen in der Pause.
Irgendwie beneide ich diese Frau. Doch das darf niemand je erfahren.
Gesichtszwillinge (19)
Diese beiden Fotos dokumentieren einen klaren Fall von interkontinentaler Reinkarnation – wäre nicht Buster Keaton schon 1966 gestorben und Mesut Özil erst 1988 geboren.
Aber vielleicht hat sich die betroffene Seele dazwischen einfach mal 22 Jahre Ruhe gegönnt. Unsterblichkeit ist schließlich ein harter Job.
(Mit Dank an J. D.)
15 März 2009
Ein Schnäppchen
14 März 2009
Die große Freiheit der Talstraße
Gegen 20.30 Uhr stehe ich beim Telefonieren in der Talstraße unversehens vor der Bar Freedom. Der Name spielt möglicherweise auf Dinge an, die in der Welt stinknormaler Missionarsstellungsbevorzuger Stirnrunzeln hervorrufen könnten.
Am Ohr habe ich die Stimme Ms. Columbos, im Auge die große Scheibe der Bar. Man sieht, wie sich drinnen die Riege der Animierdamen und -herren für den Einsatz rüstet, fürs friday night fever.
Eine mit Hornbrille und kläglich versagendem Pushup-BH trägt ein schwarzes Negligé. Sie sieht aus wie meine Tante vor 25 Jahren (die damals auch schon auf die 50 zuging) und kratzt sich mit der Hand, mit der sie nicht raucht, in der Poritze. Trotzdem kostet das Bier laut Aushang nur 3 Euro.
Jetzt tritt eine passable Blonde in Lederhotpants und Spaghettitop in die Kälte und rennt mich fast um. Wo will sie hin? Sie wird sich noch erkälten.
An Telefonieren ist inzwischen kaum noch zu denken, weil ein vollbärtiger Schrat mit halb offenem Hosenlatz mich umkreist und raubauzig vor sich hin ramentert. Als ich auflege, nimmt er das sogleich zum Anlass, mir Splitter seiner Weltsicht darzulegen.
„Ha, das Internet, hä?“, ruft er zusammenhanglos, vielleicht inspiriert von meinem Handy, „gar nicht nett, hehehe.“
Ich grinse schief, wie ich schemenhaft in der Scheibe der Bar Freedom erkennen kann, durch die mich die Poritzendame dumpf anstarrt. Die Blonde huscht zurück in die Bar; es ist Zeit, nach Hause zu radeln.
An der Simon-von-Utrecht-Straße liegt ein Mann schlafend auf einem Gitter, durch das warme Abluft hochsteigt. Er trägt Turnschuhe von Adidas.
13 März 2009
Nur noch Wurst und Knochen
War heute mittags und abends mit dem Franken bei Holli & Toddi, um jeweils eine Currywurst mit Bratkartoffeln zu verspeisen.
Die Strafe folgte auf dem Heimweg: Mitten auf dem Bahnsteig in Altona lag ein riesiger abgenagter Knochen von gewiss 30 Zentimetern Länge. Er war nicht sofort einem Tier zuzuordnen, wenn überhaupt.
Alle Menschen schauten entsetzt und machten einen Bogen drumherum. Dann kam zum Glück die S-Bahn.
Vegetarismus wird mir immer sympathischer.
Die Strafe folgte auf dem Heimweg: Mitten auf dem Bahnsteig in Altona lag ein riesiger abgenagter Knochen von gewiss 30 Zentimetern Länge. Er war nicht sofort einem Tier zuzuordnen, wenn überhaupt.
Alle Menschen schauten entsetzt und machten einen Bogen drumherum. Dann kam zum Glück die S-Bahn.
Vegetarismus wird mir immer sympathischer.
12 März 2009
Krnlos
Preisschilder von türkischen Gemüseläden auf St. Pauli sind mir ein steter Quell der Freude; die hier abgebildeten Beispiele stammen samt und sonders von einem in der Wohlwillstraße ansässigen.
Ungetrübt von jeder Rechtschreibregel, ja sogar alle sowieso trübsinnigen Reformen der vergangenen Dekaden souverän beiseite wischend wie eine lästige Wespe, die im Sommer über seinen Abfällsihnen schwebt, schreibt dieser sympathische Mitbürger vom Bosporus das ganze Sprachzeugs schlicht so hin, wie es ihm in den Ohren klingelt.
Oder wie er glaubt, dass es es ihm in den Ohren klingelt. Denn wer von uns sagt schon „Zitraune“? Allerdings muss ich zugeben: Das hört sich deutlich saurer und somit kongenialer an als die phonetisch doch recht lieblich gestaltete „Zitrone“.
Und das schmeichlerisch weiche d in „Granad apfel“ entmilitarisiert das Wort geradezu; es klingt plötzlich kaum noch nach der bis dato unschön mitschwingenden Granate.
Wie der gute Mann allerdings auf die krnlosen Weintrauben kommt, ist mir rätselhaft. Vielleicht ist er ja gar kein Türke, sondern Kroate – und kommt von der Insel Krk.
11 März 2009
Gesichtszwillinge (18)
Wahrscheinlich bin ich wieder mal der Einzige, der die optische Verwandschaft sieht, doch mal ehrlich:
Sehen der Kannibale von Rohtenburg, Armin Meiwes (l.), und der Gigolo der Klatten, Helg Sgarbi, nicht ein bisschen so aus, als seien sie dereinst aus derselben Mutter geschlüpft?
Wenn nicht, dann nehme ich alles zurück.
10 März 2009
Der Schuft
Damals, als Udo Lindenbergs Stern ins Pflaster der Reeperbahn eingelassen wurde, residierte der Quatsch Comedy Club noch ein paar Meter weiter im Imperialtheater.
Später zog Thomas Hermanns Lachveranstaltung ins Café Keese an der Reeperbahn. Genau vor der Eingangstür ist Udos Stern angebracht. Und jetzt gibt es dort einen semantischen Akkord, der dem Echo-Gewinner Lindenberg nicht sonderlich schmecken dürfte.
Er sollte sich trösten mit dem klassischen Motto des Café Keese, das auch den Einzug des Quatsch Comedy Club bislang schadlos überstanden hat: „Honi soit qui mal y pense“ – übersetzt: ein Schuft, der Böses dabei denkt.
Ich weiß auch, wen das Keese damit meint.
09 März 2009
Lost in desorientation 2?
Wollte auf dem Flohmarkt im Real-Parkhaus (Foto) eine Festplatte mit einem Terabyte Speicher für sagenhaft günstige 50 Euro kaufen, doch ich hatte zu wenig Geld dabei.
Nachdem ich durchs ganze Schanzenviertel geirrt war, ehe ich endlich am Schulterblatt einen Bankautomaten entdeckte, musste ich nach meiner Rückkehr zu Real feststellen, dass der Verkäufer längst seinen Tisch abgebaut und sich ins Wochenende empfohlen hatte.
Eine andere mögliche Erklärung lautet: Ich habe schlicht seinen Stand nicht mehr gefunden.
Die ist aber extrem unplausibel.
Nachdem ich durchs ganze Schanzenviertel geirrt war, ehe ich endlich am Schulterblatt einen Bankautomaten entdeckte, musste ich nach meiner Rückkehr zu Real feststellen, dass der Verkäufer längst seinen Tisch abgebaut und sich ins Wochenende empfohlen hatte.
Eine andere mögliche Erklärung lautet: Ich habe schlicht seinen Stand nicht mehr gefunden.
Die ist aber extrem unplausibel.
08 März 2009
Die letzte Reise ist rosa
Eine herzförmige rosa Urne mit gleichfarbiger Schleife drumrum.
Darin wird Domenica, die barocke Exkönigin der Herbertstraße, am Mittwochmorgen der Hamburger Erde überantwortet.
Nichts weniger als: kongenial.
(Foto mit freundlicher Genehmigung von Günter Zint)
Darin wird Domenica, die barocke Exkönigin der Herbertstraße, am Mittwochmorgen der Hamburger Erde überantwortet.
Nichts weniger als: kongenial.
(Foto mit freundlicher Genehmigung von Günter Zint)
07 März 2009
Und dann passiert – fast nichts
Gegen 18 Uhr, eine Stunde vorm Spiel, hatte der Kiez allmählich begonnen, die Bürgersteige hochzuklappen.
Denn St. Pauli gegen Rostock, das bedeutet: ein Haufen Ostnazis aus Meck-Pomm läuft durch ein Viertel, das von der Antifa dominiert wird. Nazis, Linke, dazwischen die Polizei: eine Mischung wie Nitro, Dynamit und Glyzerin.
Aber alle wollen auch ihr Geschäft machen. Sogar die kreuzbürgerlichen Thekenmatronen von Feinkost Schnalke in der Clemens-Schultz-Straße haben einen Klapptisch vor den Laden gewuchtet, und jetzt steht da eine Kiste Astra Rotlicht drauf. Das Vorglühen für die Schlacht wird einem heute Abend leicht gemacht.
Wir gehen noch schnell vorm Anpfiff einkaufen. Im Hintergrund, aus Richtung Stadion, singen schon die Polizeisirenen ihr dissonantes Lied von Drama und Schmerz.
Dann Anpfiff. Und Abpfiff. St. Pauli gewinnt 3:2 nach 0:2 Rückstand; aus Sicht der Polizei und der Meck-Pomm-Nazis wären sicherlich deeskalierendere Ergebnisse denkbar gewesen.
Und dann passiert – fast nichts.
Die Seilerstraße liegt verträumt im Nieselregen, das Balkonkino fällt aus, warum auch immer. Erst nach Mitternacht brandet Heidenlärm auf, allerdings auf Türkisch. Vor der Disco schräg gegenüber wollen sich halbnackte Testosteronendlager die Nasen einschlagen.
Nervös blinkende Autos stehen quer, Taxis kommen nicht durch, verzweifelte Miniplihupfdohlen hängen kreischend an den Bizeps ihrer Macker. Blaulicht, Streifenwagen, dunkel gekleidete Männer springen heraus.
Na also. Endlich ist alles wieder normal. Man kann beruhigt schlafen gehen.
06 März 2009
05 März 2009
Thresen, wir kommen!
Keine Ahnung, wann man zuletzt Tresen mit th schrieb; das muss circa zu Goethes Zeiten gewesen sein.
Damals schrieb man wahrscheinlich auch Thelephon noch mit th, Therabythefesthplaththe ebenfalls und Thriebthäther sowieso.
Jedenfalls klingt es schön alt, und deshalb trägt die altehrwürdige Kneipe in der Talstraße bauernschlau ein th im Tresen.
Für die allwochenendlich hier einfallende Partycrowd dürfte das allerdings nicht gerade das Killerargument dafür sein, Susis Show Bar zu verschmähen. Irmgard Kruses vererbte Kneipe scheint demnach eher Kiezbewohner als Zielpublikum im Auge zu haben.
Also mich. Demnächst werde ich daher Andreas und A. mal hinschleppen, denen ich eh noch je ein Bier schulde.
Hoffentlich ist es auch phrisch.
03 März 2009
Wichtiges Memo!
Erst war ich kurz im Schmidt-Theater (Foto), wo eine Geigerin mitten in der Bar via Monitor von Simone Young dirigiert wurde, die auf dem Turm des Michel stand (es gab noch 99 weitere Musiker in der ganzen Stadt, denen es ähnlich erging). Danach schlurfte ich hinüber zur Prinzenbar, wo Rachael Yamagata konzertierte.
Summa summarum veranlasst mich beides nun zu folgendem Memo, das ich hinfort zu beherzigen gelobe:
Geh niemals auf ein Konzert, wenn du erkältet bist und zudem Zahnschmerzen hast. Du glaubst, den Künstler zu hassen, dabei hasst du nur deinen eigenen Zustand.
Und wenn auch noch die Luft so dick ist wie nasse Watte, dann geh nach Hause, spül den Zahn mit Trester und guck schnuffelnd eine Folge „Lost“.
Amen.
Summa summarum veranlasst mich beides nun zu folgendem Memo, das ich hinfort zu beherzigen gelobe:
Geh niemals auf ein Konzert, wenn du erkältet bist und zudem Zahnschmerzen hast. Du glaubst, den Künstler zu hassen, dabei hasst du nur deinen eigenen Zustand.
Und wenn auch noch die Luft so dick ist wie nasse Watte, dann geh nach Hause, spül den Zahn mit Trester und guck schnuffelnd eine Folge „Lost“.
Amen.
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