Zwei Dinge im Zusammenhang mit dem Eintrag von vorgestern sind geradezu erschütternd. Zum einen der abgebildete echte Haushaltstipp, der in der aktuellen Ausgabe der „Frau von Heute“ auf der gleichen Seite steht wie mein gefälschter.
Wenn so etwas als ernsthafter Vorschlag unzensiert abgedruckt wird, brauchen wir uns um Fakes nicht mehr zu bemühen. Mit saurer Milch Kacheln putzen! Und danach nur noch mit Nasenklammer durch die Wohnung stromern, oder was?
Ja, das hat mich erschüttert. Und der Anruf bei meiner Mutter auch. Ich erzählte ihr fairerweise von meinem kleinen Scherz in ihrem Namen (Düngen mit Salatabtropfwasser, haha!), zumal sie ja die bald eingehenden zehn Euro Honorar richtig einstufen soll, und was antwortete sie? „Na hör mal, das mache ich schon immer so!“ Ich bin zerschmettert.
Nach diesen beiden Erschütterungen halte ich es jetzt auch für denkbar, bei der „Frau von Heute“ mit Boschs hintersinnigem Vorschlag aus den Kommentaren zum letzten Beitrag durchzukommen:
„Spinat schmeckt übrigens wesentlich besser, wenn man ihn kurz vor dem Servieren durch frittierte Pommes ersetzt.“
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
10 März 2007
09 März 2007
Birnen zu Eierbechern!
Haushaltstipps von Leserinnen für Leserinnen sind eine feste Rubrik in billigen Yellow-Press-Blättern. Da erzählen etwa mit allen Abwaschwassern gespülte Frauen, sie würfen Butterpapier nie weg, weil man die dran klebenden Fettreste ja immer noch dazu verwenden könne, ein Backblech einzuschmieren. Toll!
Und fantasieanregend. Vor einigen Wochen entschloss ich mich zu einem kleinen Scherz, der folgende Anforderungen zu erfüllen hatte:
a) Mein Haushaltstipp (den ich natürlich im Namen meiner Mutter einzureichen gedachte) musste angemessen absurd sein.
b) … aber nicht so absurd, dass er gar keine Chance auf Veröffentlichung hätte.
c) Der Ton des Briefes musste dem Duktus und Weltbild des Zielpublikums entsprechen; ich schlüpfte also mental in den Kopf einer Hausfrau jenseits der 50.
d) Das Schreiben durfte keinesfalls perfekt sein; gezielt eingeschmuggelte Eigenwilligkeiten der Wortwahl sowie kleine Rechtschreibfehler und komische Zeichensetzung sollten die Glaubwürdigkeit steigern.
Nach einigen Überlegungen schickte ich folgendes Schreiben an die Springer-Zeitschrift „Frau von Heute“:
Ich war nach dem Abschicken auch nicht mehr überzeugt. Stark fand ich dagegen weiterhin die kreischigen Ausrufezeichen an einigen Stellen, vor allem die verdoppelten. Auch auf die falsch eingesetzten Anführungsstriche war ich stolz.
Und das „LeserInnen“ am Ende schien mir eine ideale Schmeichelei für die „Frau von Heute“-Lesertipp-Redaktion zu sein, die in ihrem Frauenbild ja gewiss schon in den späten 70ern angelangt war, als das große, vermeintlich geschlechternivellierende I seinen unheilvollen Siegeszug durch Soziologiereferate, „Emma“-Texte und schließlich „taz“-Artikel anzutreten begann. Wobei man zuungunsten der Redaktion anmerken muss, dass die Rubrik „Lesertipps“ heißt und nicht etwa „Leserintipps“ oder gar „LeserInnentipps“.
Jedenfalls ging das Schreiben so raus. Dann geschah lange nichts. Bis heute – ich erhielt nämlich folgende Mail von „Frau von Heute“:
Also: Wem fallen schön bizarre Haushaltstipps ein, die trotz ihrer kaum verhohlenen Hirnrissigkeit die Firewalls der Yellow Press passieren und es wirklich bis zur Drucklegung schaffen? Übrigens haben alle einschlägigen Frauenzeitschriften aus dem Billigsegment diese Rubrik, es muss also nicht unbedingt die „Frau von Heute“ sein.
Bitte setzt mich bei jeder einschlägigen Mail auf BCC. Jede erfolgreich (am besten per Link) nachgewiesene Veröffentlichung belohne ich dann mit einer der legendär sagenhaften CDs aus meinem reichen Bestand.
Und nun auf, ihr tapferen Anarchisten des Web – zeigt ihnen, wie man aus kaputten Glühbirnen noch passable Eierbecher machen kann!
PS: Mein Tipp ist in der „Frau von Heute“-Datenbank noch nicht zu finden, aber lange kann’s ja nicht mehr dauern.
Und fantasieanregend. Vor einigen Wochen entschloss ich mich zu einem kleinen Scherz, der folgende Anforderungen zu erfüllen hatte:
a) Mein Haushaltstipp (den ich natürlich im Namen meiner Mutter einzureichen gedachte) musste angemessen absurd sein.
b) … aber nicht so absurd, dass er gar keine Chance auf Veröffentlichung hätte.
c) Der Ton des Briefes musste dem Duktus und Weltbild des Zielpublikums entsprechen; ich schlüpfte also mental in den Kopf einer Hausfrau jenseits der 50.
d) Das Schreiben durfte keinesfalls perfekt sein; gezielt eingeschmuggelte Eigenwilligkeiten der Wortwahl sowie kleine Rechtschreibfehler und komische Zeichensetzung sollten die Glaubwürdigkeit steigern.
Nach einigen Überlegungen schickte ich folgendes Schreiben an die Springer-Zeitschrift „Frau von Heute“:
Liebe Lesertipp-Redaktion,Ms. Columbo war nach der Lektüre skeptisch. Meine Rucola-Erörterung fand sie verräterisch, einfach zu starken Tobak. Reflektierte die „Frau von Heute“-Leserin jenseits der 50 wirklich über Sprachmoden?
abends mache ich meinem Mann und den Kindern oft einen Salat, meistens Rauke ("Rukola" ist mir zu "NEUMODISCH"!!). Jetzt mein Tipp: Ich nehme das Abtropfwasser aus der Salatschleuder als Gießwasser für die Blumen! Und zwar nicht nur deswegen, weil das Wasser sonst einfach weggeschüttet wird, sondern auch wegen der Nährstoffe, die beim Salatwaschen ins Wasser gespült werden, sie wirken wie Dünger!! Meine Blumen wachsen seitdem wunderbar! Allein was ich an Phosphat spare ist imens. Hoffentlich ist dieser Tipp nützlich für alle „FRAU VON HEUTE“-LeserInnen.
Ich war nach dem Abschicken auch nicht mehr überzeugt. Stark fand ich dagegen weiterhin die kreischigen Ausrufezeichen an einigen Stellen, vor allem die verdoppelten. Auch auf die falsch eingesetzten Anführungsstriche war ich stolz.
Und das „LeserInnen“ am Ende schien mir eine ideale Schmeichelei für die „Frau von Heute“-Lesertipp-Redaktion zu sein, die in ihrem Frauenbild ja gewiss schon in den späten 70ern angelangt war, als das große, vermeintlich geschlechternivellierende I seinen unheilvollen Siegeszug durch Soziologiereferate, „Emma“-Texte und schließlich „taz“-Artikel anzutreten begann. Wobei man zuungunsten der Redaktion anmerken muss, dass die Rubrik „Lesertipps“ heißt und nicht etwa „Leserintipps“ oder gar „LeserInnentipps“.
Jedenfalls ging das Schreiben so raus. Dann geschah lange nichts. Bis heute – ich erhielt nämlich folgende Mail von „Frau von Heute“:
Sehr geehrte Frau Wagner,Tja – bingo! Es ist ein gutes Gefühl, meine Mutter um zehn Euro reicher gemacht zu haben. Aus dieser Aktion würde ich nun gerne ein blogosphäreweites Stöckchen machen.
vielen Dank für die Zusendung Ihres Lesertipps!
Der Tipp zum Thema Salatwasser hat uns so gut gefallen, daß wir ihn in der FRAU VON HEUTE Ausgabe 11 vom 9. März 2007 auf S. 37 veröffentlicht haben.
Ihre Bankverbindung hatten Sie uns ja bereits genannt, aber unsere Buchhaltung benötigt noch Ihre Postanschrift. Es kann dann bis zu vier Wochen dauern, bis Sie den Betrag über 10,- Euro erhalten. Wir möchten Sie daher um Verständnis und etwas Geduld bitten.
Mit den besten Grüßen aus Hamburg
Also: Wem fallen schön bizarre Haushaltstipps ein, die trotz ihrer kaum verhohlenen Hirnrissigkeit die Firewalls der Yellow Press passieren und es wirklich bis zur Drucklegung schaffen? Übrigens haben alle einschlägigen Frauenzeitschriften aus dem Billigsegment diese Rubrik, es muss also nicht unbedingt die „Frau von Heute“ sein.
Bitte setzt mich bei jeder einschlägigen Mail auf BCC. Jede erfolgreich (am besten per Link) nachgewiesene Veröffentlichung belohne ich dann mit einer der legendär sagenhaften CDs aus meinem reichen Bestand.
Und nun auf, ihr tapferen Anarchisten des Web – zeigt ihnen, wie man aus kaputten Glühbirnen noch passable Eierbecher machen kann!
PS: Mein Tipp ist in der „Frau von Heute“-Datenbank noch nicht zu finden, aber lange kann’s ja nicht mehr dauern.
08 März 2007
Vom Handeln mit Rezessionen
Promoterin: „Hallo, ich habe dir das neue Album von The Dingenskirchens geschickt. Planst du eine Rezession?“
Matt: „Du meinst wahrscheinlich eine Rezension.“
Promoterin: „Versteh ich jetzt nicht.“
Matt: „Eine Rezession ist ein wirtschaftlicher Abschwung.“
Promoterin (aufgeregt): „Genau das meine ich!“
Gut: Ich stelle mir also mal vor, wie es sein könnte, Rezessionen zu planen. Darin liegt, bei genauer Betrachtung, eine geniale Geschäftsidee: Ich könnte einen Im- und Exportservice aufmachen, mit Rezessionen. Man könnte sie ganz unkompliziert bei mir bestellen, und ich würde sie zeitnah liefern, sofern gerade eine geeignete auf Halde läge.
Aber wer wäre mein Zielpublikum, wer sollte mir welche abkaufen? Bin Laden vielleicht, die Taliban natürlich. Oder Hedgefonds, die prall und aufgeblasen sind vor lauter Put-Optionen.
Ich glaube, ich würde mich gleichwohl lieber teuer dafür bezahlen lassen, keine Rezessionen zu verkaufen. Ich würde mich fürs Stillhalten, fürs Wegschließen und Deponieren, vielleicht sogar fürs Entsorgen von Rezessionen bezahlen lassen, und zwar fürstlich. Von Leuten, die prall und aufgeblasen sind vor lauter Call-Optionen. Oder von Franz Müntefering.
Jau, ich glaube, so mache ich’s.
Matt: „Du meinst wahrscheinlich eine Rezension.“
Promoterin: „Versteh ich jetzt nicht.“
Matt: „Eine Rezession ist ein wirtschaftlicher Abschwung.“
Promoterin (aufgeregt): „Genau das meine ich!“
Gut: Ich stelle mir also mal vor, wie es sein könnte, Rezessionen zu planen. Darin liegt, bei genauer Betrachtung, eine geniale Geschäftsidee: Ich könnte einen Im- und Exportservice aufmachen, mit Rezessionen. Man könnte sie ganz unkompliziert bei mir bestellen, und ich würde sie zeitnah liefern, sofern gerade eine geeignete auf Halde läge.
Aber wer wäre mein Zielpublikum, wer sollte mir welche abkaufen? Bin Laden vielleicht, die Taliban natürlich. Oder Hedgefonds, die prall und aufgeblasen sind vor lauter Put-Optionen.
Ich glaube, ich würde mich gleichwohl lieber teuer dafür bezahlen lassen, keine Rezessionen zu verkaufen. Ich würde mich fürs Stillhalten, fürs Wegschließen und Deponieren, vielleicht sogar fürs Entsorgen von Rezessionen bezahlen lassen, und zwar fürstlich. Von Leuten, die prall und aufgeblasen sind vor lauter Call-Optionen. Oder von Franz Müntefering.
Jau, ich glaube, so mache ich’s.
07 März 2007
Feuchte Träume
Kim Wilde war in den 80ern der feuchte Traum einer ganzen Generation, und heute Abend steht eine Teilmenge dieser Generation in der Großen Freiheit, um den feuchten Traum von einst zu feiern. Der steht in Leder und wasserstoffblond und etwas kräftiger als damals auf der Bühne, doch auch die Generation Kim vermochte den Jahren, die ins Land zogen, keinen entscheidenden Widerstand entgegenzusetzen.
Vor mir steht ein massiger Typ mit zeltartigem T-Shirt, dessen Arme schlaff herabhängen, während sein Körper sich rhythmisch schüttelt zu „Kids in America“. Erstaunlich finde ich die Haltung seiner Hände: Ihre Flächen weisen nach hinten, wie das Foto beweist. Ein Selbsttest ergibt bei mir eine andere, wie ich finde: logischere Handhaltung, nämlich mit der Fläche zum Oberschenkel.
Ich frage mich, ob seine Variante generell zusammenhängt mit einer adipösen Grunddisposition, und halte das für sehr plausibel, ohne einen genauen Ursache/Wirkung-Zusammenhang herleiten zu können.
Als dann auch noch ein mir vom Sehen bekannter Fotograf vorbeiläuft, dessen fast kahl rasierter Schädel zahlreiche blutende oder zumindest suppende Wunden aufweist, scheint der Abend eine leicht psychedelische Grundfärbung anzunehmen.
Vorher war ich am Gästelistenschalter Mark begegnet, und wie immer gerieten wir beim Smalltalk sofort auf seltsame Seitenpfade; heute Abend ging es aus mir nicht mehr erinnerlichen Gründen um die bald bevorstehende amerikanische Präsidentschaftswahl, also um die Frage: Obama oder Clinton.
Weder der eine noch die andere, meinte Mark, und plötzlich landeten wir bei Funny van Dannens Anti-PC-Song, der ungefähr diese Essenz hat: Man muss auch eine lesbische schwarze Behinderte, die scheiße ist, scheiße nennen dürfen.
Kim Wilde übrigens war ziemlich exakt das Gegenteil von all dem, zumindest heute Abend.
Vor mir steht ein massiger Typ mit zeltartigem T-Shirt, dessen Arme schlaff herabhängen, während sein Körper sich rhythmisch schüttelt zu „Kids in America“. Erstaunlich finde ich die Haltung seiner Hände: Ihre Flächen weisen nach hinten, wie das Foto beweist. Ein Selbsttest ergibt bei mir eine andere, wie ich finde: logischere Handhaltung, nämlich mit der Fläche zum Oberschenkel.
Ich frage mich, ob seine Variante generell zusammenhängt mit einer adipösen Grunddisposition, und halte das für sehr plausibel, ohne einen genauen Ursache/Wirkung-Zusammenhang herleiten zu können.
Als dann auch noch ein mir vom Sehen bekannter Fotograf vorbeiläuft, dessen fast kahl rasierter Schädel zahlreiche blutende oder zumindest suppende Wunden aufweist, scheint der Abend eine leicht psychedelische Grundfärbung anzunehmen.
Vorher war ich am Gästelistenschalter Mark begegnet, und wie immer gerieten wir beim Smalltalk sofort auf seltsame Seitenpfade; heute Abend ging es aus mir nicht mehr erinnerlichen Gründen um die bald bevorstehende amerikanische Präsidentschaftswahl, also um die Frage: Obama oder Clinton.
Weder der eine noch die andere, meinte Mark, und plötzlich landeten wir bei Funny van Dannens Anti-PC-Song, der ungefähr diese Essenz hat: Man muss auch eine lesbische schwarze Behinderte, die scheiße ist, scheiße nennen dürfen.
Kim Wilde übrigens war ziemlich exakt das Gegenteil von all dem, zumindest heute Abend.
06 März 2007
Mars ist schuld
Alle Welt will die Welt retten, keiner kauft mehr Glühbirnen, auf Flughäfen huschen vermummte Gestalten mit vor schlechtem Gewissen gesenkten Köpfen Richtung Rampe und werden in wenigen Minuten auf einem Interkontinentalflug für sechs Tonnen CO2 zusätzlich verantwortlich sein, und was sehe ich derweil im Fernsehen, mitten im ersten „Stromberg“-Werbeblock?
Den aktuellen Spot für den Schokoriegel Mars.
Da marschiert ein junger Hipster viertagebärtig und selbstzufrieden mümmelnd durch die Gegend, und überall, wo er vorbeikommt, passiert etwas ganz Furchtbares: Alle Lichter gehen an, und es sind keine Energiesparlampen! Sogar ein Karussell erstrahlt explosionsartig auf eine obszöne Weise, die der Welt mindestens acht Monate Restlebenszeit stiehlt, und alles nur wegen dieses verantwortungslosen Schokoriegelvernichters.
Ich finde, dieser Spot setzt völlig falsche, geradezu empörende Signale angesichts des Uno-Klimaschutzberichtes, und ich schwöre, ich werde dieser verantwortungslosen Firma eine Mail schicken mit der Aufforderung, SOFORT damit aufzuhören.
Alles Weitere folgt, wenn sie geantwortet hat.
05 März 2007
Neuer Schmuddelkram für St. Pauli
Wieder hat es ein Großkonzern geschafft, willige Mietmäuler aus der Blogosphäre zum Missbrauch ihrer eigenen Blogs zu bewegen – mit simpler Bestechung auf Eurobasis.
Zu dieser neuen PR-Form haben einst, als Opel sie erstmals einsetzte, Poodle und Don Alphonso alles Wichtige gesagt, deshalb hier nichts Grundsätzliches mehr dazu. Nur Persönliches.
Diesmal ist es Playstation-Hersteller Sony, der drei Blogger ab 8. März vier Tage lang dafür bezahlt, sich in ein Hausboot zu setzen, wo sie an der PSP daddeln und dann darüber bloggen sollen. Ich könnte jetzt sagen: Das ist so schmierig und eklig, das liest eh keiner, der ein reinlicher Mensch ist, und gut is.
Könnte ich – aber es gibt einen Haken: Das Hausboot nämlich liegt unweit der abgebildeten Stelle, in meinem St. Pauli, in meinem Hafen, die Sonyflittchen verschandeln mein Viertel! Ab Donnerstag steht mir, verdammt noch mal, ein vier Tage langes Fremdschämen bevor, und das sind sehr unschöne Aussichten.
Ich meine: Wir haben hier wirklich Erfahrung mit Schmuddelkram, aber so was hat der Kiez nicht verdient. Warum konnte Sony die drei (Nerdcore, Nilzenburger und der extrem eklige, auch schon mal über seine Ausscheidungen bloggende MC Winkel) nicht woanders wegsperren als ausgerechnet im Hafen von St. Pauli? Zum Beispiel in Bitterfeld, Darfur oder der Reaktorruine von Tschernobyl?
Na ja, es ist ja noch nicht zu spät.
Zu dieser neuen PR-Form haben einst, als Opel sie erstmals einsetzte, Poodle und Don Alphonso alles Wichtige gesagt, deshalb hier nichts Grundsätzliches mehr dazu. Nur Persönliches.
Diesmal ist es Playstation-Hersteller Sony, der drei Blogger ab 8. März vier Tage lang dafür bezahlt, sich in ein Hausboot zu setzen, wo sie an der PSP daddeln und dann darüber bloggen sollen. Ich könnte jetzt sagen: Das ist so schmierig und eklig, das liest eh keiner, der ein reinlicher Mensch ist, und gut is.
Könnte ich – aber es gibt einen Haken: Das Hausboot nämlich liegt unweit der abgebildeten Stelle, in meinem St. Pauli, in meinem Hafen, die Sonyflittchen verschandeln mein Viertel! Ab Donnerstag steht mir, verdammt noch mal, ein vier Tage langes Fremdschämen bevor, und das sind sehr unschöne Aussichten.
Ich meine: Wir haben hier wirklich Erfahrung mit Schmuddelkram, aber so was hat der Kiez nicht verdient. Warum konnte Sony die drei (Nerdcore, Nilzenburger und der extrem eklige, auch schon mal über seine Ausscheidungen bloggende MC Winkel) nicht woanders wegsperren als ausgerechnet im Hafen von St. Pauli? Zum Beispiel in Bitterfeld, Darfur oder der Reaktorruine von Tschernobyl?
Na ja, es ist ja noch nicht zu spät.
04 März 2007
Raute gegen Wölfe
Braucht noch jemand eine sehr gute Sitzplatzkarte (Lage s. roten Pfeil rechts) für das Knallerspiel des klaren Uefacup-Kandidaten HSV gegen den Marcelinho-Club VfL Wolfsburg?
Anpfiff ist am Sonntag, 1. April, um 17 Uhr.
Wer das Westtribünenticket zum Selbstkostenpreis plus Porto von mir haben möchte, sollte jetzt aufstehen oder für immer schweigen – wer zuerst mailt, kauft zuerst.
(Wenn man’s sich recht überlegt, ist so ein Blogdings besser als Ebay; man spart Einstellgebühr und Verkaufsprovision. Hm.)
Anpfiff ist am Sonntag, 1. April, um 17 Uhr.
Wer das Westtribünenticket zum Selbstkostenpreis plus Porto von mir haben möchte, sollte jetzt aufstehen oder für immer schweigen – wer zuerst mailt, kauft zuerst.
(Wenn man’s sich recht überlegt, ist so ein Blogdings besser als Ebay; man spart Einstellgebühr und Verkaufsprovision. Hm.)
03 März 2007
Fundamental verwirrt (2)
Die in Aussicht gestellte Fortsetzung folgte prompt. Nachdem die erste Antwort auf meine Petition zum Urheberrecht acht Monate auf sich warten ließt, waren es nach der Veröffentlichung im Blog nun kaum acht Stunden. Darin erregt sich der Bundestagsabgeordnete Niels Annen (SPD) ziemlich über meinen Eintrag von gestern.
Dass ich ihn öffentlich zitiert habe, findet er gar nicht gut – es habe sich doch gleichsam um ein Privatgespräch zwischen uns beiden gehandelt. Und wenn er gewusst hätte, dass es sich um eine journalistische Anfrage gehandelt habe (was gar nicht der Fall war) und diese dann auch noch in einem Weblog nachzulesen sei – also wirklich.
Diese Interpretation eines Mailverkehrs zwischen Wahlberechtigtem und MdB, in dem es um eine die Allgemeinheit betreffende Gesetzesänderung geht, finde ich sehr merkwürdig. Annens Mail möchte ich nun der Fairness halber ohne seine Erlaubnis nicht mehr zitieren (obwohl ich es aus Gründen der Diskussionsbalance gern täte – Nachtrag v. 6. 3.: Annens Brief findet sich mit seiner Erlaubnis jetzt in den Kommentaren), doch aus meiner Erwiderung gehen die wichtigsten Punkte hoffentlich hervor. Hier ist sie:
Sehr geehrter Herr Annen,
vielen Dank für Ihre zeitnahe Antwort.
Mich überrascht es sehr, dass Sie unsere Konversation als privat eingestuft haben. … Meine Petition jedenfalls ging Ihnen nur deshalb zu, weil Sie Bundestagsabgeordneter sind, also ein Vertreter des Volkes und somit auch meiner Wenigkeit. Eine Korrespondenz in dieser Funktion kann wohl kaum privat sein in dem Sinne, wie Sie ihn nahelegen.
Außerdem ist Ihre Antwort für Millionen von Bürgern und Bürgerinnen interessant und somit von großem öffentlichem Interesse. Ich nehme zudem an, dass Ihr Schreiben inhaltlich in jedem Fall gleich ausgefallen wäre, unabhängig vom Adressaten. Alles andere ist ja gar nicht denkbar.
Dennoch möchte ich betonen, dass ich keineswegs als Journalist zum Petenten wurde, sondern als jemand, der seine Schwester mit guter Musik versorgen möchte - und nebenbei ein rein privates Weblog mit Inhalt füllt.
Nun zum Inhaltlichen. Danke für Ihre Erläuterungen; ich verstehe den Sachverhalt jetzt ein wenig besser. Wobei mich die Paradoxie, im Ausnahmefall etwas Illegales tun zu dürfen, was im Generellen strafbewehrt ist, noch immer amüsiert. Im Grunde bedeutet das doch, dass alle, die sich mit Computern und Technik nicht gut auskennen, keine Chance mehr haben, ihr gesetzlich verbrieftes Recht auf Privat- und Sicherheitskopie in Anspruch zu nehmen. Das dürfte die Mehrheit der Bevölkerung sein.
Diese Millionen benachteiligter Menschen müssen sich also nach dem Willen des Urheberrechtes künftig unbedingt mit illegalen Praktiken vertraut machen oder die Hilfe von Experten suchen, die das Knacken eines Kopierschutzes beherrschen – und all das nur, um ihre Schwester mit inspirierender Kunst erfreuen zu können!
Am besten wäre es natürlich, niemand kaufte mehr kopiergeschützte Musik. Könnten Sie sich nicht dafür einsetzen, analog zu Zigarettenpackungen einen unmissverständlichen Warnhinweis auf entsprechenden Produkten anzubringen – vielleicht mit einem solchen Text:
„Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie diese kopiergeschützte CD knacken möchten: Hacker & Co, Telefon/Adresse/Webadresse. Am besten verzichten Sie von vorneherein auf den Kauf.“
Dafür wäre ich Ihnen ein weiteres Mal sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Wagner
Foto: nielsannen.de
(Ich werde das Bild sofort entfernen, wenn irgendwelche Urheberrechte geltend gemacht werden sollten, versprochen!)
Dass ich ihn öffentlich zitiert habe, findet er gar nicht gut – es habe sich doch gleichsam um ein Privatgespräch zwischen uns beiden gehandelt. Und wenn er gewusst hätte, dass es sich um eine journalistische Anfrage gehandelt habe (was gar nicht der Fall war) und diese dann auch noch in einem Weblog nachzulesen sei – also wirklich.
Diese Interpretation eines Mailverkehrs zwischen Wahlberechtigtem und MdB, in dem es um eine die Allgemeinheit betreffende Gesetzesänderung geht, finde ich sehr merkwürdig. Annens Mail möchte ich nun der Fairness halber ohne seine Erlaubnis nicht mehr zitieren (obwohl ich es aus Gründen der Diskussionsbalance gern täte – Nachtrag v. 6. 3.: Annens Brief findet sich mit seiner Erlaubnis jetzt in den Kommentaren), doch aus meiner Erwiderung gehen die wichtigsten Punkte hoffentlich hervor. Hier ist sie:
Sehr geehrter Herr Annen,
vielen Dank für Ihre zeitnahe Antwort.
Mich überrascht es sehr, dass Sie unsere Konversation als privat eingestuft haben. … Meine Petition jedenfalls ging Ihnen nur deshalb zu, weil Sie Bundestagsabgeordneter sind, also ein Vertreter des Volkes und somit auch meiner Wenigkeit. Eine Korrespondenz in dieser Funktion kann wohl kaum privat sein in dem Sinne, wie Sie ihn nahelegen.
Außerdem ist Ihre Antwort für Millionen von Bürgern und Bürgerinnen interessant und somit von großem öffentlichem Interesse. Ich nehme zudem an, dass Ihr Schreiben inhaltlich in jedem Fall gleich ausgefallen wäre, unabhängig vom Adressaten. Alles andere ist ja gar nicht denkbar.
Dennoch möchte ich betonen, dass ich keineswegs als Journalist zum Petenten wurde, sondern als jemand, der seine Schwester mit guter Musik versorgen möchte - und nebenbei ein rein privates Weblog mit Inhalt füllt.
Nun zum Inhaltlichen. Danke für Ihre Erläuterungen; ich verstehe den Sachverhalt jetzt ein wenig besser. Wobei mich die Paradoxie, im Ausnahmefall etwas Illegales tun zu dürfen, was im Generellen strafbewehrt ist, noch immer amüsiert. Im Grunde bedeutet das doch, dass alle, die sich mit Computern und Technik nicht gut auskennen, keine Chance mehr haben, ihr gesetzlich verbrieftes Recht auf Privat- und Sicherheitskopie in Anspruch zu nehmen. Das dürfte die Mehrheit der Bevölkerung sein.
Diese Millionen benachteiligter Menschen müssen sich also nach dem Willen des Urheberrechtes künftig unbedingt mit illegalen Praktiken vertraut machen oder die Hilfe von Experten suchen, die das Knacken eines Kopierschutzes beherrschen – und all das nur, um ihre Schwester mit inspirierender Kunst erfreuen zu können!
Am besten wäre es natürlich, niemand kaufte mehr kopiergeschützte Musik. Könnten Sie sich nicht dafür einsetzen, analog zu Zigarettenpackungen einen unmissverständlichen Warnhinweis auf entsprechenden Produkten anzubringen – vielleicht mit einem solchen Text:
„Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie diese kopiergeschützte CD knacken möchten: Hacker & Co, Telefon/Adresse/Webadresse. Am besten verzichten Sie von vorneherein auf den Kauf.“
Dafür wäre ich Ihnen ein weiteres Mal sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Wagner
Foto: nielsannen.de
(Ich werde das Bild sofort entfernen, wenn irgendwelche Urheberrechte geltend gemacht werden sollten, versprochen!)
01 März 2007
Fundamental verwirrt
Im Juni letzten Jahren beteiligte ich mich an einer Protestaktion gegen das neue Urheberrecht, das zum einen die Kreativen schlechter stellte, zum andern tiefe Eingriffe in den privaten Gebrauch erworbener Kulturprodukte vorsah.
Damals versandte ich parteiübergreifend Mails an Hamburger Abgeordnete im Bundestag. Heute nun, nach ziemlich exakt acht Monaten, erhielt ich eine Antwort des SPD-Mannes Niels Annen.
Doch ehrlich gesagt: Sie befriedigt mich nicht. Deshalb habe ich noch einige Nachfragen. Hier sind sie:
Sehr geehrter Herr Annen,
vielen Dank für Ihre ausführlichen Erläuterungen zum Urheberrecht. Allerdings habe ich zwei Passagen entdeckt, die Sie mir bitte noch einmal näher erklären müssen.
Einerseits schreiben Sie:
„Außerdem ist die Herstellung einer Privatkopie dann nicht erlaubt, wenn hierfür ein wirksamer technischer Kopierschutz umgangen werden muss.“So weit, so schlecht. Plötzlich aber heißt es nur wenige Absätze später:
„Im Übrigen ist auch die Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen, wenn dies ausschließlich zum eigenen Gebrauch oder für persönlich verbundene Personen (Freunde, Verwandte) erfolgt, nicht strafbar.“
Ja, was denn nun? Stehe ich nun mit einem Bein im Gefängnis, wenn ich meiner Schwester eine kopiergeschützte CD mithilfe geeigneter Software kopiere oder nicht? Ihre beiden Aussagen widersprechen sich diametral, und das bestätigt meine Auffassung: Das neue Urheberrecht trägt mehr zur Verunsicherung der Bürger bei als zur Klärung der Rechtslage.
Es war ja schon widersprüchlich genug, einerseits die Privatkopie weiterhin zu gestatten, zugleich aber Schutzmaßnahmen zu erlauben, deren Umgehung zum Zweck einer Privatkopie strafbar ist. Und jetzt erklären Sie mir auch noch innerhalb weniger Absätze, dass die Umgehung des Kopierschutzes zwar illegal sei, aber schließlich doch nicht strafbar?!
Sie verstehen sicherlich meine fundamentale Verwirrung. Daher bin ich sehr gespannt auf Ihre klärenden Worte.
Vielen Dank für die Mühe.
Mit besten Grüßen
Matthias Wagner
Fortsetzung folgt. Hoffentlich. Denn ich will nicht ins Gefängnis.
Damals versandte ich parteiübergreifend Mails an Hamburger Abgeordnete im Bundestag. Heute nun, nach ziemlich exakt acht Monaten, erhielt ich eine Antwort des SPD-Mannes Niels Annen.
Doch ehrlich gesagt: Sie befriedigt mich nicht. Deshalb habe ich noch einige Nachfragen. Hier sind sie:
Sehr geehrter Herr Annen,
vielen Dank für Ihre ausführlichen Erläuterungen zum Urheberrecht. Allerdings habe ich zwei Passagen entdeckt, die Sie mir bitte noch einmal näher erklären müssen.
Einerseits schreiben Sie:
„Außerdem ist die Herstellung einer Privatkopie dann nicht erlaubt, wenn hierfür ein wirksamer technischer Kopierschutz umgangen werden muss.“So weit, so schlecht. Plötzlich aber heißt es nur wenige Absätze später:
„Im Übrigen ist auch die Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen, wenn dies ausschließlich zum eigenen Gebrauch oder für persönlich verbundene Personen (Freunde, Verwandte) erfolgt, nicht strafbar.“
Ja, was denn nun? Stehe ich nun mit einem Bein im Gefängnis, wenn ich meiner Schwester eine kopiergeschützte CD mithilfe geeigneter Software kopiere oder nicht? Ihre beiden Aussagen widersprechen sich diametral, und das bestätigt meine Auffassung: Das neue Urheberrecht trägt mehr zur Verunsicherung der Bürger bei als zur Klärung der Rechtslage.
Es war ja schon widersprüchlich genug, einerseits die Privatkopie weiterhin zu gestatten, zugleich aber Schutzmaßnahmen zu erlauben, deren Umgehung zum Zweck einer Privatkopie strafbar ist. Und jetzt erklären Sie mir auch noch innerhalb weniger Absätze, dass die Umgehung des Kopierschutzes zwar illegal sei, aber schließlich doch nicht strafbar?!
Sie verstehen sicherlich meine fundamentale Verwirrung. Daher bin ich sehr gespannt auf Ihre klärenden Worte.
Vielen Dank für die Mühe.
Mit besten Grüßen
Matthias Wagner
Fortsetzung folgt. Hoffentlich. Denn ich will nicht ins Gefängnis.
28 Februar 2007
Nie mehr verreisen
Ms. Columbo hat sich bis zum Jahresende etwas sehr Ehrgeiziges vorgenommen: Sie will einen Liegestütz schaffen.
„Sehr schön! Aber warum verdoppeln wir nicht gleich das Ziel auf zwei Liegestütze?“, versuche ich mich in der Rolle des personal trainer, der ja immer einen Ort jenseits des vorhandenen Potenzials anpeilen muss.
„Nein“, sagt Ms. Columbo bestimmt, „ich setze mir nur realistische Ziele.“
Der diesjährige Winter tat das auch, und sein wichtigstes hat er schon erreicht: der wärmste aller Zeiten zu werden. Auf dem Spielbudenplatz spiegeln sich die Lichtspiele in nassem Beton statt im Schnee, und ich ertappte mich heute dabei, bereits ohne schützende Mütze durch Ottensen zu laufen.
Ja, fast ist er schon wahr, dieser schöne Satz aus Sibylle Bergs letztem Brief: „Draußen ist Frühling“, schreibt sie, „und das Gute am Rest des Lebens könnte sein, dass wir nie mehr verreisen müssen.“
„Sehr schön! Aber warum verdoppeln wir nicht gleich das Ziel auf zwei Liegestütze?“, versuche ich mich in der Rolle des personal trainer, der ja immer einen Ort jenseits des vorhandenen Potenzials anpeilen muss.
„Nein“, sagt Ms. Columbo bestimmt, „ich setze mir nur realistische Ziele.“
Der diesjährige Winter tat das auch, und sein wichtigstes hat er schon erreicht: der wärmste aller Zeiten zu werden. Auf dem Spielbudenplatz spiegeln sich die Lichtspiele in nassem Beton statt im Schnee, und ich ertappte mich heute dabei, bereits ohne schützende Mütze durch Ottensen zu laufen.
Ja, fast ist er schon wahr, dieser schöne Satz aus Sibylle Bergs letztem Brief: „Draußen ist Frühling“, schreibt sie, „und das Gute am Rest des Lebens könnte sein, dass wir nie mehr verreisen müssen.“
27 Februar 2007
Esoterik und Klassenkampf
Am 2. April 1968 zündeten Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Horst Söhnlein und Thorwald Proll in Frankfurter Kaufhäusern antikapitalistische Brandsätze – gleichsam der Urknall der RAF. Proll führt heute einen Buchladen in unserer Nachbarschaft, was Ms. Columbo und mich zu spinnerten Ideen animiert.
Ihr Vorschlag, testweise einen Brandsatz in seinem Laden zu zünden („Er müsste ja Verständnis dafür haben!“), wird wegen der eindeutigen Rechtslage rasch wieder verworfen. Ich liebäugle nun mit der Idee, demnächst mal beim freien Unternehmer Proll vorbeizuschauen und mit Unschuldsmiene rechte Literatur bei ihm zu ordern, zum Beispiel ein Buch seines einstigen Genossen Horst Mahler, der zum Neonazi mutierte und inzwischen Bücher verfasst mit Titeln wie „Schluss mit deutschem Selbsthass“.
Was würde Proll in diesem Fall tun – mich umstandslos rausschmeißen? In Diskussionen verwickeln? Seinen Geschäftssinn über die Ideologie stellen? Die wichtigste Frage aber lautet: Soll ich wirklich einen Ex-Terroristen reizen?
Im Schaufenster stehen übrigens die oben abgebildeteten Bücher. Sie handeln von chinesischen Kraftsuppen, der wundervollen Kraft des Finger-Yoga und Prolls altem Kumpel Andreas Baader. Esoterik und Klassenkampf: die Dialektik der späten Jahre.
Ihr Vorschlag, testweise einen Brandsatz in seinem Laden zu zünden („Er müsste ja Verständnis dafür haben!“), wird wegen der eindeutigen Rechtslage rasch wieder verworfen. Ich liebäugle nun mit der Idee, demnächst mal beim freien Unternehmer Proll vorbeizuschauen und mit Unschuldsmiene rechte Literatur bei ihm zu ordern, zum Beispiel ein Buch seines einstigen Genossen Horst Mahler, der zum Neonazi mutierte und inzwischen Bücher verfasst mit Titeln wie „Schluss mit deutschem Selbsthass“.
Was würde Proll in diesem Fall tun – mich umstandslos rausschmeißen? In Diskussionen verwickeln? Seinen Geschäftssinn über die Ideologie stellen? Die wichtigste Frage aber lautet: Soll ich wirklich einen Ex-Terroristen reizen?
Im Schaufenster stehen übrigens die oben abgebildeteten Bücher. Sie handeln von chinesischen Kraftsuppen, der wundervollen Kraft des Finger-Yoga und Prolls altem Kumpel Andreas Baader. Esoterik und Klassenkampf: die Dialektik der späten Jahre.
26 Februar 2007
Die Schnatterschnepfen
Heute Abend waren wir in der Kantine des Spiegel, wo die Veröffentlichung des ganz ausgezeichnet kompilierten Samplers „Kulturkantine“ gefeiert wurde. Der Songzyklus ist wirklich zum Zungeschnalzen.
Die auftretende Band Lucky Jim sah sich allerdings mit einer Unzahl von Leuten konfrontiert, die sich nicht um die Musik kümmerten, sondern nur um ihren Smalltalk. Journalisten!
Mir platzt da traditionell leicht der Rollkragen, und irgendwann wandte ich mich an die Schnatterschnepfen hinter mir: „Entschuldigen Sie“, sagte ich mit jener gespielten Freundlichkeit, die gerne und zurecht als Vorstufe deutlich bedrohlicherer Sanktionen wahrgenommen wird, „da vorn wird wunderschöne Musik gespielt, möchten Sie nicht lieber zuhören?“
„Oh“, zuckte eine der beiden, die auch noch rauchte, furchtsam zusammen, „sind wir zu laut?“ Ich nickte schmerzlich und verwies auf den weitaus geeigneteren Nachbarraum, in dem zwar genau derselbe psychedelische Spiegel-Kantinenfarbterror das Hirn zum Flirren brachte wie hier, sich aber immerhin keine aparte Indiefolkband das Herz aus dem Leib spielte, um Schnatterschnepfen zum Schweigen zu bringen.
Ich werde nie verstehen, was solche Menschen auf Veranstaltungen wie diese zieht. Geht es ihnen nur um kostenlose Grünkohllasagne in Kräutersoße? Gebratene Scampi auf Pilz-Rucola-Risotto in Safransauce? Geht es nur darum – um Lachstatar auf Reibekuchen mit Kaviarschmand? Quarkklöße mit Pflaumenröster als Nachspeise? Oder den 2005er Tariquet Sauvignon?
Offenbar ja, ja, ja, denn die beiden machten trotz meiner Ansprache genau dort weiter, wo ich sie unterbrochen hatte, wenngleich leiser.
Überall gab es diese summenden Smalltalknester, und ich sah die Vergeblichkeit meiner Bemühungen ein, war aber froh, meinen Frust wenigstens in eine schneidend freundliche Zurechtweisung sublimiert zu haben. Man muss sich Lucky Jim heute Abend als unglückliche Band vorstellen.
In der Spiegel-Kantine hängen übrigens gefühlte zweitausend orange Lampen von der Decke, doch alle – und damit sind wir bei einer sehr aktuellen Diskussion – verfügen bereits über Energiesparbirnen.
Wenn der Spiegel in dieser Sache demnächst mal Position ergreift, weiß ich das jetzt einzuordnen. Insofern doch ein lehrreicher Abend.
Die auftretende Band Lucky Jim sah sich allerdings mit einer Unzahl von Leuten konfrontiert, die sich nicht um die Musik kümmerten, sondern nur um ihren Smalltalk. Journalisten!
Mir platzt da traditionell leicht der Rollkragen, und irgendwann wandte ich mich an die Schnatterschnepfen hinter mir: „Entschuldigen Sie“, sagte ich mit jener gespielten Freundlichkeit, die gerne und zurecht als Vorstufe deutlich bedrohlicherer Sanktionen wahrgenommen wird, „da vorn wird wunderschöne Musik gespielt, möchten Sie nicht lieber zuhören?“
„Oh“, zuckte eine der beiden, die auch noch rauchte, furchtsam zusammen, „sind wir zu laut?“ Ich nickte schmerzlich und verwies auf den weitaus geeigneteren Nachbarraum, in dem zwar genau derselbe psychedelische Spiegel-Kantinenfarbterror das Hirn zum Flirren brachte wie hier, sich aber immerhin keine aparte Indiefolkband das Herz aus dem Leib spielte, um Schnatterschnepfen zum Schweigen zu bringen.
Ich werde nie verstehen, was solche Menschen auf Veranstaltungen wie diese zieht. Geht es ihnen nur um kostenlose Grünkohllasagne in Kräutersoße? Gebratene Scampi auf Pilz-Rucola-Risotto in Safransauce? Geht es nur darum – um Lachstatar auf Reibekuchen mit Kaviarschmand? Quarkklöße mit Pflaumenröster als Nachspeise? Oder den 2005er Tariquet Sauvignon?
Offenbar ja, ja, ja, denn die beiden machten trotz meiner Ansprache genau dort weiter, wo ich sie unterbrochen hatte, wenngleich leiser.
Überall gab es diese summenden Smalltalknester, und ich sah die Vergeblichkeit meiner Bemühungen ein, war aber froh, meinen Frust wenigstens in eine schneidend freundliche Zurechtweisung sublimiert zu haben. Man muss sich Lucky Jim heute Abend als unglückliche Band vorstellen.
In der Spiegel-Kantine hängen übrigens gefühlte zweitausend orange Lampen von der Decke, doch alle – und damit sind wir bei einer sehr aktuellen Diskussion – verfügen bereits über Energiesparbirnen.
Wenn der Spiegel in dieser Sache demnächst mal Position ergreift, weiß ich das jetzt einzuordnen. Insofern doch ein lehrreicher Abend.
25 Februar 2007
Für rektale Anwendung
Plötzlich liegt diese Tube auf meiner Bank in der Umkleidekabine, direkt neben meinem Handtuch. Bevor ich duschen gegangen bin, war sie noch nicht da. Jetzt aber liegt sie hier und fordert mich stumm auf, Verantwortung für sie zu übernehmen.
Allerdings enthält sie laut Aufschrift eine Salbe gegen Analerkrankungen („für rektale Anwendung“), und das verleiht dem Fall eine gewisse Pikanterie.
Mir wird plötzlich klar, dass ich die Tube in der Hand halte und die ganzen anderen nackten Männer sehen können, wie ich ihre Aufschrift studiere. Rasch schaue ich mich um – mit jenem Blick, der „Diese Tube gehört mir nicht, echt!“ ausdrücken soll. Hoffentlich stoße ich nicht auf Gegenblicke, die man als „Schon klar, du Hämorriden-Heini!“ interpretieren muss.
Doch alle tun so, als hätten sie nichts gesehen, und vielleicht stimmt das ja auch. Schnell lege ich die Tube wieder auf die Bank, ganz an den Rand, fern von meinem Handtuch.
Sie oben an der Rezeption abgeben, kommt übrigens nicht in Frage, schon aus Eigenschutz. Wenn, dann sucht sie der wahre Besitzer sowieso hier, in der Umkleidekabine, aber er wird den Teufel tun und an der Rezeption fragen, ob möglicherweise eine Salbe gegen Analerkrankungen für rektale Anwendung abgegeben worden sei.
Es sei denn, er ist ein Geizhals Dagobert Duck’schen Zuschnitts – denn sie ist haltbar bis 2009.
PS: Die Salbe hat verblüffenderweise eine eigene Website.
Allerdings enthält sie laut Aufschrift eine Salbe gegen Analerkrankungen („für rektale Anwendung“), und das verleiht dem Fall eine gewisse Pikanterie.
Mir wird plötzlich klar, dass ich die Tube in der Hand halte und die ganzen anderen nackten Männer sehen können, wie ich ihre Aufschrift studiere. Rasch schaue ich mich um – mit jenem Blick, der „Diese Tube gehört mir nicht, echt!“ ausdrücken soll. Hoffentlich stoße ich nicht auf Gegenblicke, die man als „Schon klar, du Hämorriden-Heini!“ interpretieren muss.
Doch alle tun so, als hätten sie nichts gesehen, und vielleicht stimmt das ja auch. Schnell lege ich die Tube wieder auf die Bank, ganz an den Rand, fern von meinem Handtuch.
Sie oben an der Rezeption abgeben, kommt übrigens nicht in Frage, schon aus Eigenschutz. Wenn, dann sucht sie der wahre Besitzer sowieso hier, in der Umkleidekabine, aber er wird den Teufel tun und an der Rezeption fragen, ob möglicherweise eine Salbe gegen Analerkrankungen für rektale Anwendung abgegeben worden sei.
Es sei denn, er ist ein Geizhals Dagobert Duck’schen Zuschnitts – denn sie ist haltbar bis 2009.
PS: Die Salbe hat verblüffenderweise eine eigene Website.
24 Februar 2007
Ein Cyborg fliegt auf
In meiner Stammdrogerie in der Clemens-Schulz-Straße beschäftigen sie statt echten Menschen neuerdings Cyborgs, die natürlich exakt wie echte Menschen aussehen. Vielleicht sind es auch Androiden wie in Ridley Scotts „Alien“, das kann man von außen natürlich nicht letztgültig beantworten.
Man merkt es nur an Kleinigkeiten – und auch nur dann, wenn der normale Ablauf gestört wird. Als ich zuletzt da war, bezahlte ich mit EC-Karte. Der Cyborg – ein Mauerblümchen mit Weitsichtigenbrille, über die es lächelnd mit geneigtem Kopf drüberlinste, wie es auch weitsichtige Menschen tun würden – schob mir das Kartenlesegerät mit den Worten rüber: „Bitte Geheimzahl eingeben und bestätigen bitte.“
Alles ganz normal also, die geschickt eingebaute „Bitte“-Dopplung war natürlich ein Trick, der den robotischen Kern des Mauerblümchens vertuschen sollte. Ich tat wie geheißen, die „Verkäuferin“ zog meine Karte aus dem Lesegerät, überreichte mir die Quittung und sagte: „Auf Wiedersehen – und vielen Dank, dass Sie bei uns waren.“ Was man Cyborgs oder Androiden halt so einprogrammiert, wenn sie in Kiezdrogerien als Verkäuferinnen durchgehen sollen.
Doch dann kam die Störung im Ablauf: Ich hatte vergessen, die mitgebrachte leere Kohlensäurepatrone gegen eine neue einzutauschen. Sie hatte sich bereits der Kundin hinter mir zugewandt, musste ihren normalen Ablaufmodus also unterbrechen und sich erneut mir widmen, einem Kunden also, der eigentlich längst abgefertigt war.
Und jetzt drang allmählich ihr Cyborgsein durch. Denn sie linste lächelnd mit geneigtem Kopf über ihre Weitsichtigenbrille, wie es auch weitsichtige Menschen tun würden, und schob mir das Kartenlesegerät mit den Worten rüber: „Bitte Geheimzahl eingeben und bestätigen bitte.“
Das war exakt dieselbe Floskel wie vor einer Minute. Ein echter Mensch aber hätte an dieser Stelle eine Variation eingebaut, da er davon ausgegangen wäre, der Kunde könne sich noch an den unmittelbar zurückliegenden Ablauf erinnern, wüsste also Bescheid, was zu tun sei. Zum Beispiel hätte sie, wäre sie kein Cyborg gewesen, lächelnd und mit geneigtem Kopf sagen können: „Na, Sie wissen ja, wie das geht, nicht wahr?“
Ein erster Verdacht keimte in mir auf, doch ich ließ mir nichts anmerken, sondern tippte erneut meine Geheimnummer ein. Die Buchung erfolgte, sie zog meine Karte aus dem Lesegerät, überreichte mir die Quittung und sagte: „Und einsneunundachtzig zurück. Auf Wiedersehen – und vielen Dank, dass Sie bei uns waren.“
Ich schaute auf die Quittung wie ein grenzdebiler Bonobo und dann sehr verblüfft zu ihr hoch, dann noch mal auf die Quittung. Dort war die Kartenzahlung ausgewiesen. Also nix mit Wechselgeld. Ich schaute wieder hoch, doch sie hatte sich bereits der Kundin hinter mir zugewandt.
Sowieso war ich von der Tatsache, gerade der Selbstenttarnung eines Budnikowsky-Cyborgs beigewohnt zu haben, viel zu frappiert, um das einzig Logische zu tun: auf reale Auszahlung der fiktiven einsneunundachtzig zu bestehen.
Man merkt es nur an Kleinigkeiten – und auch nur dann, wenn der normale Ablauf gestört wird. Als ich zuletzt da war, bezahlte ich mit EC-Karte. Der Cyborg – ein Mauerblümchen mit Weitsichtigenbrille, über die es lächelnd mit geneigtem Kopf drüberlinste, wie es auch weitsichtige Menschen tun würden – schob mir das Kartenlesegerät mit den Worten rüber: „Bitte Geheimzahl eingeben und bestätigen bitte.“
Alles ganz normal also, die geschickt eingebaute „Bitte“-Dopplung war natürlich ein Trick, der den robotischen Kern des Mauerblümchens vertuschen sollte. Ich tat wie geheißen, die „Verkäuferin“ zog meine Karte aus dem Lesegerät, überreichte mir die Quittung und sagte: „Auf Wiedersehen – und vielen Dank, dass Sie bei uns waren.“ Was man Cyborgs oder Androiden halt so einprogrammiert, wenn sie in Kiezdrogerien als Verkäuferinnen durchgehen sollen.
Doch dann kam die Störung im Ablauf: Ich hatte vergessen, die mitgebrachte leere Kohlensäurepatrone gegen eine neue einzutauschen. Sie hatte sich bereits der Kundin hinter mir zugewandt, musste ihren normalen Ablaufmodus also unterbrechen und sich erneut mir widmen, einem Kunden also, der eigentlich längst abgefertigt war.
Und jetzt drang allmählich ihr Cyborgsein durch. Denn sie linste lächelnd mit geneigtem Kopf über ihre Weitsichtigenbrille, wie es auch weitsichtige Menschen tun würden, und schob mir das Kartenlesegerät mit den Worten rüber: „Bitte Geheimzahl eingeben und bestätigen bitte.“
Das war exakt dieselbe Floskel wie vor einer Minute. Ein echter Mensch aber hätte an dieser Stelle eine Variation eingebaut, da er davon ausgegangen wäre, der Kunde könne sich noch an den unmittelbar zurückliegenden Ablauf erinnern, wüsste also Bescheid, was zu tun sei. Zum Beispiel hätte sie, wäre sie kein Cyborg gewesen, lächelnd und mit geneigtem Kopf sagen können: „Na, Sie wissen ja, wie das geht, nicht wahr?“
Ein erster Verdacht keimte in mir auf, doch ich ließ mir nichts anmerken, sondern tippte erneut meine Geheimnummer ein. Die Buchung erfolgte, sie zog meine Karte aus dem Lesegerät, überreichte mir die Quittung und sagte: „Und einsneunundachtzig zurück. Auf Wiedersehen – und vielen Dank, dass Sie bei uns waren.“
Ich schaute auf die Quittung wie ein grenzdebiler Bonobo und dann sehr verblüfft zu ihr hoch, dann noch mal auf die Quittung. Dort war die Kartenzahlung ausgewiesen. Also nix mit Wechselgeld. Ich schaute wieder hoch, doch sie hatte sich bereits der Kundin hinter mir zugewandt.
Sowieso war ich von der Tatsache, gerade der Selbstenttarnung eines Budnikowsky-Cyborgs beigewohnt zu haben, viel zu frappiert, um das einzig Logische zu tun: auf reale Auszahlung der fiktiven einsneunundachtzig zu bestehen.
23 Februar 2007
Lauter pointenlose Belanglosigkeiten
Manche Arztpraxen öffnen irrsinnigerweise morgens um 7. Und mancher Volldepp von Patient lässt sich um diese Zeit einen Termin aufschwatzen.
Heute morgen also klingelt mein Wecker um 6.14 Uhr, oder besser: Er traktiert mich mit seinem üblichen Ätherrauschen aus Wort- und Musikfetzen, denn seine Antenne ist wirklich mies – ein plastikummantelter Draht, der schlaff im Nichts baumelt und nur widerwillig Funkwellen einfängt, die er noch widerwilliger in beliebige Geräusche übersetzt. Egal: Er weckt.
Um diese Jahreszeit ist es morgens um kurz vor 7 noch dunkel auf dem Kiez, und ich hege die morbid romantische Hoffnung, über leere Straßen nach Altona radeln zu können, ja, ich hoffe insgeheim sogar auf die postnukleare Aura eines Films wie „Quiet Earth“, wo die verschonten letzten Menschen durch entvölkerte Städte ziehen, Tankstellen und Supermärkte plündern und vergnügt falsch herum durch Einbahnstraßen brettern.
Doch die Hoffnung zerstiebt schnell, ich bin keineswegs allein: Die fleißigen Lieschen der Stadtreinigung kurven lärmend und stinkend überall herum, vor allem auf den Radwegen, es ist verdammt noch mal gefährlicher als zur Rushhour. Von wegen Quiet Earth.
Wenn man morgens um 7.15 Uhr einen Arzt aufsucht, der gerade mal eine Viertelstunde vorher seine Praxis aufschloss, erwartet man zügig bedient zu werden, denn wo um alles in der Welt kann der Doktor zwischen 7 und 7.15 Uhr schon viel Zeit verlieren, hm? Nun, meiner schafft das. Erst um viertel vor 8 bin ich dran, nach einer Minute Gedankenaustausch mit ihm muss ich in ein anderes Zimmer, wo die Arzthelferin von neulich (heute ist ihr String weiß!) mich seltsamen Tests unterzieht, in denen Schwachstrom und ein Elektrodentrio wichtige Rollen spielen.
Danach darf ich mich wieder vorm ersten Behandlungsraum platzieren. Ein privilegiertes Gefühl gegenüber den armen Wartezimmerwürsten, die heute noch gar nicht vorgelassen wurden zum Weißkittel, während ich bereits auf meinen zweiten Termin warte, ha!, und das im gedimmten Licht des Vorraums, wo ich mich in eine ähnliche Situation hineindämmere wie einst Kafkas verlorener Held vor der Tür des Gesetzes. Allerdings drohe ich unablässig wegzunicken, was Kafka nicht gerecht wird.
Später geschieht zu Hause Denkwürdiges. Als ich die Wasserflasche zum Trinken ansetze, entgleitet mir der Drehverschluss und fällt zu Boden, wo er polternd herumhoppelt. Doch anstatt in die hinterste Ecke zu kullern, also durch den schmalen Gang zwischen LP-Phalanx und schwer verschiebbarem Weinklimaschrank bis zu jener Stelle, wo eine kleine Lücke unter der Altbaufußleiste klafft, in die er, der Drehverschluss, mit ein wenig Trickserei auf Nimmerwiedersehen hineingepasst hätte; statt also genau das zu tun, was herunterfallenden Drehverschlüssen genetisch imprägniert ist, liegt er nach all seinen Rumgetänzel direkt unterm Stuhl, zwischen meinen Füßen.
Ich kann ihn einfach so aufheben, im Sitzen.
Ein irrer Tag.
Heute morgen also klingelt mein Wecker um 6.14 Uhr, oder besser: Er traktiert mich mit seinem üblichen Ätherrauschen aus Wort- und Musikfetzen, denn seine Antenne ist wirklich mies – ein plastikummantelter Draht, der schlaff im Nichts baumelt und nur widerwillig Funkwellen einfängt, die er noch widerwilliger in beliebige Geräusche übersetzt. Egal: Er weckt.
Um diese Jahreszeit ist es morgens um kurz vor 7 noch dunkel auf dem Kiez, und ich hege die morbid romantische Hoffnung, über leere Straßen nach Altona radeln zu können, ja, ich hoffe insgeheim sogar auf die postnukleare Aura eines Films wie „Quiet Earth“, wo die verschonten letzten Menschen durch entvölkerte Städte ziehen, Tankstellen und Supermärkte plündern und vergnügt falsch herum durch Einbahnstraßen brettern.
Doch die Hoffnung zerstiebt schnell, ich bin keineswegs allein: Die fleißigen Lieschen der Stadtreinigung kurven lärmend und stinkend überall herum, vor allem auf den Radwegen, es ist verdammt noch mal gefährlicher als zur Rushhour. Von wegen Quiet Earth.
Wenn man morgens um 7.15 Uhr einen Arzt aufsucht, der gerade mal eine Viertelstunde vorher seine Praxis aufschloss, erwartet man zügig bedient zu werden, denn wo um alles in der Welt kann der Doktor zwischen 7 und 7.15 Uhr schon viel Zeit verlieren, hm? Nun, meiner schafft das. Erst um viertel vor 8 bin ich dran, nach einer Minute Gedankenaustausch mit ihm muss ich in ein anderes Zimmer, wo die Arzthelferin von neulich (heute ist ihr String weiß!) mich seltsamen Tests unterzieht, in denen Schwachstrom und ein Elektrodentrio wichtige Rollen spielen.
Danach darf ich mich wieder vorm ersten Behandlungsraum platzieren. Ein privilegiertes Gefühl gegenüber den armen Wartezimmerwürsten, die heute noch gar nicht vorgelassen wurden zum Weißkittel, während ich bereits auf meinen zweiten Termin warte, ha!, und das im gedimmten Licht des Vorraums, wo ich mich in eine ähnliche Situation hineindämmere wie einst Kafkas verlorener Held vor der Tür des Gesetzes. Allerdings drohe ich unablässig wegzunicken, was Kafka nicht gerecht wird.
Später geschieht zu Hause Denkwürdiges. Als ich die Wasserflasche zum Trinken ansetze, entgleitet mir der Drehverschluss und fällt zu Boden, wo er polternd herumhoppelt. Doch anstatt in die hinterste Ecke zu kullern, also durch den schmalen Gang zwischen LP-Phalanx und schwer verschiebbarem Weinklimaschrank bis zu jener Stelle, wo eine kleine Lücke unter der Altbaufußleiste klafft, in die er, der Drehverschluss, mit ein wenig Trickserei auf Nimmerwiedersehen hineingepasst hätte; statt also genau das zu tun, was herunterfallenden Drehverschlüssen genetisch imprägniert ist, liegt er nach all seinen Rumgetänzel direkt unterm Stuhl, zwischen meinen Füßen.
Ich kann ihn einfach so aufheben, im Sitzen.
Ein irrer Tag.
Fundstücke (33)
1. Der Promoter und Musikjournalist Ralph Buchbender sagt Wahres und Witziges über die Musikbranche: „Nach eingehender Betrachtung aller Aspekte bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es im Grunde keine Entschuldigung für Popmusik gibt. Popmusik zahlt sich monetär kaum noch aus, ist in der Herstellung zu teuer und verkündet meist unpraktikable Lebenskonzepte. Doch das beste Argument für ein generelles Verbot ist die Tatsache, dass die meiste Popmusik schlicht schlecht ist. Niemand stellt tausend Tonnen Erdbeermarmelade her, nur weil er erwartet, dass fünf Tonnen davon essbar sind. Die Popindustrie indes tut genau dies.“
2. „irgendwann merkt man dann, dass man copyrights nicht essen kann“, sagt Felix zum gleichen Themenkomplex.
3. Bela B. von den Ärzten enthüllt in einem Interview mit Zeit.de Bestürzendes über den FC St. Pauli, der als linker alternativer Stadtteilverein eigentlich sein natürlicher Verbündeter sein müsste – und es lange Jahre auch war. Seit einiger Zeit aber laufen Belas Songs nicht mehr im Stadion, und er glaubt zu wissen, dass „einer der Stadionsprecher Die Ärzte hasst. Er steht auf Die Böhsen Onkelz, da sind wir Feindbild. Das hat er mir selbst so erzählt.“ Ein Böhse-Onkelz-Fan – ein Quasinazi also – am Millerntormikro? Bela irrt sich, er muss sich irren.
4. Ich hätte nicht gedacht, dass Bogota (Entfernung: 9198 km) weiter weg liegt von der Reeperbahn als Tokio (8970 km) oder das südafrikanische Houghton Estate (9027 km). Apropos Houghton Estate: Ich hege die schmeichelhafte Vorstellung, es sei Nelson Mandela gewesen, der von dort aus meine Website angesurft habe, er kommt nämlich von dort. Mandela wäre der kleine weiße Punkt in der Bildmitte unten, über dem antarktischen Packeis. Ja, Bloggen bildet, gerade geografisch.
Alle bisherigen Fundstücke: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, Oh, my Google!
2. „irgendwann merkt man dann, dass man copyrights nicht essen kann“, sagt Felix zum gleichen Themenkomplex.
3. Bela B. von den Ärzten enthüllt in einem Interview mit Zeit.de Bestürzendes über den FC St. Pauli, der als linker alternativer Stadtteilverein eigentlich sein natürlicher Verbündeter sein müsste – und es lange Jahre auch war. Seit einiger Zeit aber laufen Belas Songs nicht mehr im Stadion, und er glaubt zu wissen, dass „einer der Stadionsprecher Die Ärzte hasst. Er steht auf Die Böhsen Onkelz, da sind wir Feindbild. Das hat er mir selbst so erzählt.“ Ein Böhse-Onkelz-Fan – ein Quasinazi also – am Millerntormikro? Bela irrt sich, er muss sich irren.
4. Ich hätte nicht gedacht, dass Bogota (Entfernung: 9198 km) weiter weg liegt von der Reeperbahn als Tokio (8970 km) oder das südafrikanische Houghton Estate (9027 km). Apropos Houghton Estate: Ich hege die schmeichelhafte Vorstellung, es sei Nelson Mandela gewesen, der von dort aus meine Website angesurft habe, er kommt nämlich von dort. Mandela wäre der kleine weiße Punkt in der Bildmitte unten, über dem antarktischen Packeis. Ja, Bloggen bildet, gerade geografisch.
Alle bisherigen Fundstücke: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, Oh, my Google!
21 Februar 2007
Bald knallt’s
Das Laufhaus an der Reeperbahn ist – nach allem, was ich weiß – eine Art Supermarkt des Sex’.
Man flaniert durch die Gänge, inspiziert die Auslage, und wenn einem etwas gefällt, dann kauft man es – Sex und hopp. Man muss es allerdings sofort benutzen und darf es nicht mitnehmen.
Das Laufhaus ist – nach allem, was ich weiß – das größte Bordell auf dem Kiez, und es wird seit der Megarazzia vom November 2005, als der damalige Bosslude samt Entourage hopsgenommen wurde, von den Hells Angels kontrolliert. Vorgestern tauchte ein Typ mit einer Waffe im Laufhaus auf, ballerte herum und traf einen Hells Angel ins Bein.
Seither hält der Kiez die Luft an. Man weiß genau, wie die Angels solche Fälle regeln – ein Revancheschuss ins Bein gilt ihnen keinesfalls als adäquat, nicht mal annähernd. Es wird also bald knallen. Aber wo?
Einer hat jedenfalls einen Logenplatz.
Man flaniert durch die Gänge, inspiziert die Auslage, und wenn einem etwas gefällt, dann kauft man es – Sex und hopp. Man muss es allerdings sofort benutzen und darf es nicht mitnehmen.
Das Laufhaus ist – nach allem, was ich weiß – das größte Bordell auf dem Kiez, und es wird seit der Megarazzia vom November 2005, als der damalige Bosslude samt Entourage hopsgenommen wurde, von den Hells Angels kontrolliert. Vorgestern tauchte ein Typ mit einer Waffe im Laufhaus auf, ballerte herum und traf einen Hells Angel ins Bein.
Seither hält der Kiez die Luft an. Man weiß genau, wie die Angels solche Fälle regeln – ein Revancheschuss ins Bein gilt ihnen keinesfalls als adäquat, nicht mal annähernd. Es wird also bald knallen. Aber wo?
Einer hat jedenfalls einen Logenplatz.
Streit um den Pornobalken
Während der Fußballübertragung Madrid gegen Bayern streite ich mich mit meinem Begleiter A. über die genaue Ausformung jenes Bartes, den man gemeinhin als „Pornobalken“ bezeichnet. Für mich ist das etwas Buschiges, Horizontales, welches eine scharfe Begrenzung zwischen Nase und Oberlippe bezeichnet, wobei es den Verlauf der Letzteren recht exakt nachzeichnet, sie aber keineswegs umschließt (links).
A. allerdings beharrt störrisch auf etwas Kuranyihaftem (rechts), also auf einem Bartverlauf, der auch das Kinn umrandet. Noch während ich mich echauffiere über diese ungeheuerliche Behauptung, reklamiert A. eine Kernkompetenz für sich, die aus gewissen beruflichen Erfahrungen herrührt.
Er habe nämlich, führt er aus, einst in dem Film „Trommelfeuer aus der Sackkanone“ den plötzlich versagenden Hauptdarsteller würdig vertreten, und zwar zur Zufriedenheit aller, vor allem der Hauptdarstellerin. Daher wisse er sehr genau, was unter einem Pornobalken zu verstehen sei, jawohl.
Von soviel Sack- … äh, Sachkenntnis überwältigt, erwäge ich einen Augenblick lang, klein beizugeben, doch das ist einfach nicht meine Art. So steht es in Ermangelung einer objektiven neutralen Instanz am Ende Remis. Zu Hause muss ich natürlich trotzdem zwanghaft googeln nach dem „Trommelfeuer aus der Sackkanone“ – vor allem um herauszufinden, unter welchem Pseudonym A. damals den Hauptdarsteller gedoubelt hat. Dirk Diggler? Bud Naked? Benny Behind?
Allerdings stoße ich nur auf Seiten, die lustige Filmtitel auflisten, darunter „Der Greis ist heiß“, „Kuck mal, wer da schluckt“, „Vegetarierinnen zur Fleischeslust gezwungen“ oder „Kung Fu Fisting“. All das hilft mir natürlich nicht entscheidend weiter. Ich muss wohl das Remis akzeptieren. Wikipedia allerdings gibt mir qua Beschreibung recht, obwohl auch dort die „smoking gun“, also die Abbildung, fehlt.
Ich muss jetzt unbedingt diesen Film auftreiben, aus diversen Gründen.
A. allerdings beharrt störrisch auf etwas Kuranyihaftem (rechts), also auf einem Bartverlauf, der auch das Kinn umrandet. Noch während ich mich echauffiere über diese ungeheuerliche Behauptung, reklamiert A. eine Kernkompetenz für sich, die aus gewissen beruflichen Erfahrungen herrührt.
Er habe nämlich, führt er aus, einst in dem Film „Trommelfeuer aus der Sackkanone“ den plötzlich versagenden Hauptdarsteller würdig vertreten, und zwar zur Zufriedenheit aller, vor allem der Hauptdarstellerin. Daher wisse er sehr genau, was unter einem Pornobalken zu verstehen sei, jawohl.
Von soviel Sack- … äh, Sachkenntnis überwältigt, erwäge ich einen Augenblick lang, klein beizugeben, doch das ist einfach nicht meine Art. So steht es in Ermangelung einer objektiven neutralen Instanz am Ende Remis. Zu Hause muss ich natürlich trotzdem zwanghaft googeln nach dem „Trommelfeuer aus der Sackkanone“ – vor allem um herauszufinden, unter welchem Pseudonym A. damals den Hauptdarsteller gedoubelt hat. Dirk Diggler? Bud Naked? Benny Behind?
Allerdings stoße ich nur auf Seiten, die lustige Filmtitel auflisten, darunter „Der Greis ist heiß“, „Kuck mal, wer da schluckt“, „Vegetarierinnen zur Fleischeslust gezwungen“ oder „Kung Fu Fisting“. All das hilft mir natürlich nicht entscheidend weiter. Ich muss wohl das Remis akzeptieren. Wikipedia allerdings gibt mir qua Beschreibung recht, obwohl auch dort die „smoking gun“, also die Abbildung, fehlt.
Ich muss jetzt unbedingt diesen Film auftreiben, aus diversen Gründen.
19 Februar 2007
Die sixtinische Hölle
Tagein, tagaus steht eine Frau am Tresen der Sixt-Filiale an der Reeperbahn. Ganz links, halb hinter dem Palmwedel: Dort ist sie zu sehen.
Unablässig getunkt und getaucht in orangerotes Kunstlicht fristet sie dort ein tristes Dasein, welches die wärmende Farbe kaum lindern dürfte. Sie sieht nie die Sonne und ich nie einen Kunden am Tresen.
Die eingefärbte Einsamkeit der Frau in ihrer sixtinischen Hölle scheint umfassend, ihre Isolation komplett – eine Art Guantanamo Bay mitten auf dem Kiez, nur ohne Verhöre. (Aber nicht ohne Folter.)
Und während sie gefesselt ist an den verfluchten Tresen und sich nicht bewegen darf, weil doch mal ein Kunde kommen könnte oder wenigstens eine versprengte Saufnase, steht hinten rechts der Slogan: „the spirit of mobility“.
Wer immer sich diese Kombination aus Internierung einer Frau und einem die Bewegungsfreiheit preisenden Spruch ausgedacht hat: Sein zweiter Vorname ist Hohn und sein dritter Spott.
Der Kurs der Sixt-Aktie ist übrigens auf dem höchsten Stand seit siebeneinhalb Jahren.
Unablässig getunkt und getaucht in orangerotes Kunstlicht fristet sie dort ein tristes Dasein, welches die wärmende Farbe kaum lindern dürfte. Sie sieht nie die Sonne und ich nie einen Kunden am Tresen.
Die eingefärbte Einsamkeit der Frau in ihrer sixtinischen Hölle scheint umfassend, ihre Isolation komplett – eine Art Guantanamo Bay mitten auf dem Kiez, nur ohne Verhöre. (Aber nicht ohne Folter.)
Und während sie gefesselt ist an den verfluchten Tresen und sich nicht bewegen darf, weil doch mal ein Kunde kommen könnte oder wenigstens eine versprengte Saufnase, steht hinten rechts der Slogan: „the spirit of mobility“.
Wer immer sich diese Kombination aus Internierung einer Frau und einem die Bewegungsfreiheit preisenden Spruch ausgedacht hat: Sein zweiter Vorname ist Hohn und sein dritter Spott.
Der Kurs der Sixt-Aktie ist übrigens auf dem höchsten Stand seit siebeneinhalb Jahren.
18 Februar 2007
Die meisten Unfälle passieren zu Hause (2)
Nichtsahnend stehe ich in der Küche und schneide selbstgebackenes Brot. Plötzlich höre ich rechts von mir einen Knall, kein Augenzwinkern später zischt mir ein unbekanntes Flugobjekt millimeterknapp über den Resthaarflaum, klatscht links von mir an die Wand, ditscht dumpf auf die Anrichte und stürzt von dort auf den Linoleumboden, wo es eiernd austrudelt.
Direkt vor den Füßen von Ms. Columbo übrigens.
Ich fühle mich irgendwas zwischen verdutzt, schockiert und froh, überlebt zu haben. „Oh“, sagt Ms. Columbo. Und sie hat allen Grund dazu. Denn wie sich herausstellt, ist sie die Ursache.
Sie hat versucht, aus zwei Metern Entfernung einen Avocadokern durch die offene Balkontür zu feuern. Dabei ist sie so zielsicher vorgegangen wie einst Naohiro Takahara, als er noch für den HSV spielte, und hat statt des riesenhaft gähnenden Schlundes der Tür das kleine geschlossene Kippfenster darüber getroffen. Der Rest ist bekannt.
Wieso sie überhaupt, frage ich, noch immer zitternd und um Fassung ringend, einen Avocadokern in den Garten statt in den Mülleimer habe befördern wollen. „Ein Avocadokern ist doch natürlich“, sagt sie. „Wie ein Apfelgriebsch.“
Und so kam es, dass anno 2019 doch kein jugendlicher Avocadobaum an jener Stelle unseren Garten verzierte, wo man einst das Mordopfer ausgegraben hatte.
(Hier geht es zu Teil 1.)
Direkt vor den Füßen von Ms. Columbo übrigens.
Ich fühle mich irgendwas zwischen verdutzt, schockiert und froh, überlebt zu haben. „Oh“, sagt Ms. Columbo. Und sie hat allen Grund dazu. Denn wie sich herausstellt, ist sie die Ursache.
Sie hat versucht, aus zwei Metern Entfernung einen Avocadokern durch die offene Balkontür zu feuern. Dabei ist sie so zielsicher vorgegangen wie einst Naohiro Takahara, als er noch für den HSV spielte, und hat statt des riesenhaft gähnenden Schlundes der Tür das kleine geschlossene Kippfenster darüber getroffen. Der Rest ist bekannt.
Wieso sie überhaupt, frage ich, noch immer zitternd und um Fassung ringend, einen Avocadokern in den Garten statt in den Mülleimer habe befördern wollen. „Ein Avocadokern ist doch natürlich“, sagt sie. „Wie ein Apfelgriebsch.“
Und so kam es, dass anno 2019 doch kein jugendlicher Avocadobaum an jener Stelle unseren Garten verzierte, wo man einst das Mordopfer ausgegraben hatte.
(Hier geht es zu Teil 1.)
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