15 Juli 2011

Der schüchterne Revolverheld



Am Dienstagabend waren wir eingeladen. Unten an der Elbe, in einer kleinen, stilvoll heruntergekommenen Kneipe namens Hafenbahnhof, wollte uns Johannes Strate, Sänger der sehr erfolgreichen Deutschrockband Revolverheld, sein erstes Soloalbum vorstellen.

Wie sich das Werk namens „Die Zeichen stehen auf Sturm“ anhört, -fühlt und -schmeckt etc. pp., spielt hier nicht die kleinste Rolle; das erfahren Interessierte kostenpflichtig am 30. September. Nein, an dieser Stelle soll eine kleine Analyse des abgebildeten Schnappschusses im Mittelpunkt stehen, obgleich er technisch (grazie, iPhone) unter aller Kanone ausgefallen ist. Aber nicht psychologisch!

Links nämlich sehen wir den Sänger sitzen, und mitten im Jewelcasezuklappen schaut er sympathisch schüchtern, doch warmherzig hoch zu einer allein schon dadurch, dass sie aufrecht steht, dominant wirkenden Blondine, die ihn rechts aus dem Halbdunkel heraus auffordernd anlächelt.

Da liegt unwiderlegbar nonverbale Spannung in der Luft, entlang der diagonal gekippten Blickachse flirrt es geradezu vor Flirtpotenzial. Doch – ach! – in der Mitte, als unüberwindliche Sperre, prunkt eine Projektion von Strate höchstselbst, gleichsam sein Gewissen, welches mahnend ernst herabblickt auf die bedrohliche Szenerie.

Denn Strate, so jedenfalls darf man diese Bildkomposition in ihrer melodramatischen Gesamtheit durchaus interpretieren, ist bereits anderweitig vergeben. Er steht sich – und da würde mir selbst Sigmund Freud gewiss nicht widersprechen – buchstäblich selbst im Weg. Und der Blondine damit natürlich auch.

Wenn Sie den heutigen Eintrag übrigens erst an dieser Stelle für unsinnigen Quatsch halten (ja, es gibt auch sinnigen Quatsch), dann kann es nur daran liegen, dass Sie es mir unabgesprochen gleich getan und bereits zwei Gläser Collegium Wirtemberg Riesling Alte Rebe intus haben.

Nur so eine Theorie.

14 Juli 2011

Sss, fff und dies und das



Heute in der Umkleidekabine des Fitnessstudios belauschte ich ein Gespräch zwischen zwei Geschlechtsgenossen, das mir hinfort als Beispiel für die Definition eines Optimisten gelten wird.

Einer erzählte einem anderen, er sei am Wochenende bei einem Opelhändler gewesen, der irgendetwas zu feiern und daher eine gutbestückte Tombola veranstaltet hatte. „Ich wollte eigentlich zu Fuß gehen“, erzählte der Mann, während er sich frottierte, „für den Fall, dass ich das Auto gewinne.“

Dass er es dann doch nicht tat (und – wie sich im weiteren Verlauf der Erzählung herausstellte – auch nicht mal ein Auto als Gewinn ausgelobt worden war), ändert nichts daran: Für diesen Mann ist das Glas bestimmt immer halbvoll; er ist das Musterbeispiel eines Optimisten.

Aufmerksamen Lesern sind sicherlich die drei aufeinanderfolgenden Konsonanten im Wort „Fitnessstudio“ aufgefallen. Es gibt sogar mindestens ein Wort im Deutschen, das dieses seltene Phänomen gleich doppelt aufweist: „Flussschifffahrt“. Wer mir weitere zu nennen in der Lage ist, gewinnt jeweils einen Opel, sofern mir ausreichend viele zum Verlosen zur Verfügung gestellt werden.

Mit dem merkwürdigen Foto, welches ich in der Grindelallee anfertigte, hat das übrigens alles so viel zu tun wie FDP-Politiker mit wissenschaftlichen Standards, aber das ist ja nicht weiter schlimm.


12 Juli 2011

Grenzerfahrung in der Hafencity



Vor zwei Jahren nahm ich schon einmal das spezifische Flohmarktsortiment in der Hafencity unter die Lupe und kam zu interessanten soziologischen Erkenntnissen. Am Sonntag waren wir mal wieder da, um erneut die Anwohner von Magellanterrassen und Sandtorkai beim Ausmisten zu beobachten.

Diesmal auffällig oft vertreten: Nippes, den man von Flugreisen übrigbehält. Also Schirmmützen der Lufthansa, Rucksäcke von Condor, Einwegschlappen aus Luxushotels – sowie ein zauberhafter Strohhut mit der Banderolenaufschrift „Sheraton-Grande Lacuna Beach Phuket“, den ich augenblicks erstehen musste (aus Gründen), und zwar für faire drei Euro. Der Herr in den besten Jahren, der ihn mir verkaufte, begründete seine Entscheidung damit, sein Kopf sei mittlerweile „zu groß geworden“.

Ich fand das merkwürdig, weil gemeinhin mit dem Alter eher Körperpartien wie Bauch, Hüfte oder Oberschenkel dazu neigen, Lebensjahre kongenial in Speckzuwachs umzusetzen, doch vielleicht unterscheidet ja gerade das die Hafencitybewohner essenziell von Kiezianern oder Eimsbüttlern.

Gleichwohl verstörte mich etwas anderes weitaus mehr, nämlich das Cover der abgebildeten Vinylsingle.

Klar, die Popgeschichte ist überreich an ästhetischen Verirrungen, ja Vollkatastrophen, doch dieses Exemplar einer gewissen Claudia Phillips, die den Begriff „Brustimplantat“ auf bestürzende Weise neu interpretiert und dazu grellstens grimassiert, als schöbe man ihr gerade einen Skorpion ins Rektum, gehört in seiner Scheußlichkeit sicherlich zu den herausragenden Beispielen.

Es ist also völlig nachvollziehbar, weshalb ein Hafencitybewohner sich lieber vorgestern als übermorgen von der dreiköpfig mutierten Frau Phillips trennen möchte. Die entscheidende Frage aber lautet doch: Wie ist er überhaupt in den Besitz dieser Platte gelangt? Wurde er irgendwo auf der Welt, vielleicht im Folterkeller des Sheraton-Grande Lacuna Beach Phuket, unter Androhung roher körperlicher Gewalt zum Kauf gezwungen?

Ich habe mich nicht getraut zu fragen. Schließlich gibt es Grenzen.

11 Juli 2011

Sex sells, aber nicht immer



Die Koberer an der Reeperbahn erkennen mich immer noch nicht. Liegt es an meinem Durchschnittsgesicht oder an ihrer (berufsbedingten) Amnesie? Keine Ahnung.

„Darf ich Ihnen mal zeigen, den versauten Stall?“, umgarnt mich einer, dem ich im Lauf der Jahre schon circa achthundertmal mangelndes Interesse signalisiert habe. „Noch sindse frisch geduscht, noch riechense gut!“

Danke, trotzdem nicht. Sollte er mich demnächst mal wieder nach Mitternacht ankobern, werde ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen – und die Ablehnung seiner Offerte mit „olfaktorischer Vorsicht“ begründen.

Auf der anderen Seite der Reeperbahn muss ich an der Fußgängerampel gegenüber der Davidwache Grün abwarten und gerate in den Radar einer großen blonden Hure, die mich immerhin nicht anfasst, was ich ihr innerlich hoch anrechne.

„Was hast’n noch vor heute Abend?“, flötet sie. „Ich will jetzt nach Hause, zu meiner Frau.“ Hat sie anscheinend schon mal gehört, diese Ausrede (wobei das gar keine Ausrede ist – für den Fall, dass Ms. Columbo hier mitliest). Jedenfalls antwortet sie sofort: „Kannste doch auch noch in ner halben Stunde! Du bist halt im Verkehr steckengeblieben. 30 Euro – für’n kleinen Abstecher …?“

Verdammt, woher kennt diese Frau meine heillose Schwäche für Kalauer? „Nicht schlecht: im Verkehr steckengeblieben; Abstecher“, lobe ich sie mit kursivierter Betonung und anerkennendem Nicken, ehe ich ihr noch einen schönen Abend wünsche.

Übrigens erlischt nur eins auf dieser Welt schneller als eine Kerze im Schneesturm: das Interesse einer Reeperbahnhure, die keine Erfolgschance mehr sieht. Schlagartig vereisende Gesichtszüge, Abdrehen, Weggehen: Das ist gleichsam eine einzige homogene Aktion, deren behende Eleganz man durchaus heimlich bewundern darf.

Wer von Ihnen übrigens bereits nach der Preisangabe elektrisiert abgeschaltet hat, dem sei vorsichtshalber gesagt: 30 Euro ist nach Angaben gewöhnlich gut informierter Kreise nur ein lachhafter Lockvogelfantasiepreis, für den die gute Frau auf dem Zimmer nicht mal das T-Shirt lüftet.

Und für die unweigerlich beginnenden Nachverhandlungen auf ihrem ureigenen Territorium sind gewiss nur die wenigsten Menschen auf der Welt gerüstet. Debütierende Freier schon mal gar nicht.


PS: Das heutige Motiv aus der Talstraße hat nur lose mit den geschilderten Ereignissen zu tun, das gebe ich zu.

10 Juli 2011

Pareidolie (8): Bernds mondäne Schwester

Angesichts der meist großartigen Musik, die in der Laeiszhalle tagein, tagaus zu hören ist, erstaunt es mich schon, wie missmutig die Decke auf die Szenerie hinuntergrummelt.

Bernd, das Brot, hat anscheinend eine Schwester – und sie ist mondäner als er.

Mist.

09 Juli 2011

Fundstücke (142)



Wer in seinem türkischen Gemüseladen Milchprödukte verkauft, geht im November bestimmt auch zum Konzert von Motörhead.

Entdeckt in der Großen Bergstraße.


07 Juli 2011

Ringo und der Blowjob

Kann mir bitte mal ein Mensch plausibel erklären, wieso der Ex-Beatle Ringo Starr, der heute 71 wurde, keinen Tag älter aussieht als 45?

Früher mussten solche Leute – ich denke da an Typen wie Ahasver oder Melmoth – alle paar Jahrzehnte umziehen, weil ihre Alterlosigkeit den Nachbarn verdächtig wurde. Heute sind sie Popstars und keiner sagt was.

An den Landungsbrücken jedenfalls feierte Ringo mittags um 12 ein wenig Geburtstag, rief gutgelaunt „Peace and love!“ in die Sommerluft und war ganz generell agil wie ein Iltis. Wir sangen ihm ein kleines Geburtstagsständchen und sahen ihn abends im Stadtpark wieder, wo er „What’s my name?“ rief und auf das tausendfache „Ringo!“-Echo wartete.

Ein echt netter Kerl, der Mann, aber wie hat einer wie er, der mit 71 aussieht wie 45, eigentlich ausgesehen, als er 30 war – wie minus 15 …? Nein, irgendwas stimmt da nicht mit Ringo, was übrigens in ähnlichem Maße auch für seine Frau Barbara Bach gilt (64 <-> 44).

Auf dem Heimweg schlenderten wir über die Reeperbahn und sahen an einer Hauswand einige Obdachlose lagern. Eine Frau mit Bandanakopftuch lag halb über dem Schoß eines auf dem Gehweg sitzenden Mannes, ihr Kopf bewegte sich auf und ab.

Hm, dachte ich.

Im Vorübergehen riskierte ich einen Seitenblick – und sah, dass dem Mann etwas Fleischfarbenes aus der Hose wuchs und in ihrem Mund verschwand.

„Hast du das gesehen?“, fragte ich Ms. Columbo im Weitergehen. Selbst auf dem Kiez ist dieses Verhalten eher ungewöhnlich; normalerweise muss man für einen solchen Anblick den Gehweg verlassen. „Was denn?“, fragte sie. Ich erzählte es ihr. „Echt?“, sagte sie. „Ich sehe ja so was nie.“

Und genau deshalb habe ich ein Blog und sie nicht. Dafür hat sie aber andere ganz tolle Sachen.

Ein bisschen (viel) Schwund ist immer



Klar, die Deutsche Post ist schon lange keine Behörde mehr, doch manches Relikt aus jenen glorios seriösen Jahrzehnten steckt ihr noch immer tief in den Genen. Ich werde weiter unten auf diese These zurückkommen.

Seit der Privatisierung hat sich bei der Post, wahrscheinlich durch Lohndrückerei, eine Selbstbedienungsmentalität breit gemacht, die einst, als Schwarz-Schilling noch Postminister war, niemals denkbar gewesen wäre. Die Quote der Umschläge mit CDs und DVDs, die an unsere Redaktion adressiert sind und „verschwinden“, beträgt fünf bis zehn Prozent, mit deutlichen Spitzen in der Vorweihnachtszeit.

In der Regel verdunstet das ganze Zeug spurlos, und da es fast immer als einfache Briefsendung verschickt wird, ist die Post stets auf der sicheren Seite. Sie kann schließlich nur Einschreiben und Pakete zurückverfolgen, tja.

Enttarnt wird der Schwund meist erst durch telefonische Nachfragen der Absender bei mir. Manchmal schicken sie eine Platte dreimal, ehe die Post endlich so gnädig ist, sie bis zu uns durchzuwinken.

Doch zurück zum eingangs erwähnten Gen, welches sich als Relikt hie und da noch bemerkbar macht. Neulich war es mal wieder so weit: Ich fand das oben abgebildete Objekt in meinem Postfach. Es handelt sich dabei um einen unverhohlen grobmotorisch aufgerissenen DIN-A5-Umschlag in einer Plastikhülle.

Nachdem Herr Werauchimmer die CD entnommen hatte – und jetzt wird’s bürokratisch –, steckte er den zerstörten Umschlag in eine Klarsichttasche, verschweißte sie sorgfältig und gab dieses völlig nutzlose Ensemble dann wie zum Hohn doch noch in die Zustellung.

Mal ehrlich, Post: Dann doch lieber einfach stillschweigend einsacken. Der aufgedruckte Text – „Die Sendung wurde leider beschädigt und deshalb von der Deutschen Post mit Kunststoffhülle versehen“ – düpiert mich nämlich mehr als eine vorerst unbekannt gebliebene Mopserei. Zumal dieser Text zu allem Überfluss auch noch Dankbarkeit einfordert – für eine Fürsorge, die gar nicht nötig gewesen wäre, hätte man diesen Umschlag einfach ordnungsgemäß zugestellt, statt ihn zu flöhen.

Übrigens ist die Verzweiflung auch auf Absenderseite groß. Da die Labels sich das Porto für Einschreiben nicht leisten können (weil Sie alle, meine Damen und Herren, wild downloaden, jawohl), versuchen sie es mit bisweilen rührenden kleinen Tricks. Promo-CDs von besonders begehrten Künstlern etwa tragen immer seltener den wahren Namen. Statt Eric Clapton steht dann zum Beispiel „Ian Snodgrass“ drauf (schon erlebt), in der Hoffnung, Herr Werauchimmer kratzte sich darob ratlos am Kopf und ließe unwissentlich den Clapton passieren.

Übrigens möchte ich meine obigen Ausführungen hiermit in aller Deutlichkeit als spekulativ klassifizieren; alle angedeuteten Beschuldigungen sind lediglich stilistisch und rhetorisch motiviert.

Einschreiben und Pakete verschwinden übrigens nie. Doch dafür gibt es bestimmt eine ganz einfache Erklärung. Die mir nur gerade nicht einfällt.


Nachtrag vom 11.8.2011: Die Sendung „Kerner“ dokumentierte heute Abend einen Test mit Bargeldsendungen. Ergebnis: 30 Prozent aller Briefe werden von Postdieben geöffnet, gefleddert und teils leer weitergeschickt.

06 Juli 2011

Fundstücke (141)



Ganz schön taff, dieser Sprayer, ganz schön gefährlich. Doch was hat er bloß gegen „männliche Schwäne“ oder „gedrungene Pferde“?

Vielleicht ist er aber auch nur Allergiker, denn „cob“ hat zu allem Überfluss auch noch eine dritte Bedeutung: „Haselnuss“.

Entdeckt am Hansaplatz, St. Georg.


05 Juli 2011

Fundstücke (140)



Es hat ja schon Stil, wenn die Damen auf dem Kiez sich beim endgültigen Entsorgen ihrer Federboa von farbästhetischen Erwägungen leiten lassen.

Entdeckt vorm Reisebüro auf der Reeperbahn.

04 Juli 2011

Von Rolltreppen und anderen Defekten

Es ist der Sonntag des Halbmarathons (Foto). 15 Minuten auf der Reeperbahn zum Brötchenholen reichen mal wieder, um sich mit einer kompletten Wochenration an schrägen Typen zu versorgen.

An der S-Bahn Reeperbahn nähert sich ein ungefähr 50-jähriges Kiezoriginal – lange Haare, Schiebermütze, Schnauzbart, Lederklamotten und ein Bauch wie Otti Fischer – einem Polizistenquartett. „Wie komm ich da rübä?“, fragt der Mann zwischen zwei Zügen an der Selbstgedrehten.

Er möchte die Reeperbahn überqueren, doch die ist gesperrt, wegen des Halbmarathons. „Durch die Unterführung“, sagt einer der Polizisten. „Was, ächt?“, staunt der Schnauzbart. „Aber die Rollträbbee is doch kaputt!“ Die Polizisten zucken mit den Schultern. Sie haben andere Prioritäten.

Das Kiezoriginal sieht, dass es hier nicht weiterkommt, und stakst hinter mir die Treppe runter – unablässig
„So’n Scheiß!“ fluchend angesichts der Gewissheit, dass es drüben seine Ottifischerwampe auf unzumutbare Weise wieder auf Reeperbahnniveau hochwuchten muss, ausschließlich mit Hilfe von Willens- und Körperkraft statt einer Rollträbbee.

Drüben steht ein Mann im Kurzarmhemd schwankend auf dem Gehweg vor zwei leeren Bierflaschen. Eine willkommene Gelegenheit für das Kiezorginial, Kontakt aufzunehmen. „Na, bissdu übägeblieben von lättser Nacht, sach mal?“ Die Antwort fällt anscheinend zufriedenstellend aus, denn es entspinnt sich sofort ein trautes Zwiegespräch.

Wenige Meter weiter, am Hamburger Berg, steigt eine knapp 70-jährige Berufsjugendliche in schwarzen Lederhosen und rosa Jäckchen aus einem Taxi. Ihr blondierter Kurzhaarschnitt ist forsch, die Bierflasche in ihrer Hand halbgefüllt. „Fahr los, du Arschloch!“, ruft sie dem Fahrer zu, während sie mit Karacho die Taxitür zuschlägt. Der Fahrer beugt sich rüber und brüllt „Hau bloß ab!“ oder so ähnlich; seine Stimme dringt nur gedämpft aus dem geschlossenen Wagen.

Sie wankt davon, 70 und noch immer auf Krawall gebürstet. Als ich vom Brötchenholen zurückkomme, steht sie vor einer Stripbar an der Reeperbahn. Plötzlich springt sie behende auf ein Frauentrio zu. Alle tragen einen schwarzen Tschador, der ihre Haare verbirgt, offenbar Moslems.


„Kinderficken gut?“, ruft die Alte mit pseudodevoter Verbeugung und dem typisch schiefen Lächeln der Betrunkenen. „Ja“, sagt eine der Frauen; bedingungslose Affirmation als automatischer Abwehrreflex. Alle drei lächeln freundlich und beeilen sich, an der merkwürdigen Rentnerin vorbeizukommen. „Gut!“, jubiliert die Alte und tänzelt bierflaschenschwenkend zurück zum Eingang der Stripbar. Irgendeinem Pflegeheim in der Umgebung stehen bald lustige Zeiten bevor, das ist schon mal sicher.

An der Postfiliale ist ein multikulturelles Trüppchen unterwegs. „Sag, Achmed“, spricht ein augenscheinlich afrikanischstämmiger Brocken seinen Kumpel an, „warum du nicht auch Marathon? Du immer Arbeit, Arbeit, Arbeit!“


Achmed bleibt gelassen. „Laufe, laufe, laufe“, antwortet er, „isse auch Arbeit, Arbeit, Arbeit.“

Und dann bin ich wieder zu Hause. Sonst wäre das noch ewig so weitergegangen.

03 Juli 2011

Das Wetter spielte mit



Um den Schlachthofflohmarkt (Foto) tut’s mir natürlich Leid.


Aber bin ich eigentlich ein schlechter Mensch, wenn ich mich klammheimlich über punktgenaue Sturmböen und Dauerregen beim Schlagermove gefreut habe?

Ich frage für mein Karma.

02 Juli 2011

Justitia statt Titten



Das Nightlife in der Großen Freiheit scheint im Lauf der Jahre überaus betrübliche Erfahrungen mit seinen Gästen gemacht zu haben. Anders ist die Vielzahl an Verhaltensvorschriften, mit denen wir bereits vorm Betreten der Erotikbar konfrontiert werden, kaum zu erklären. Das klingt eher nach engem Korsett als nach großer Freiheit.

„Wir bitten Sie, bei einer Bestellung vorher unsere Getränke-Karte genau einzusehen!“, mahnt uns das Nightlife links vom Hintern der Pferdeschwanz- und Schlaghosenblondine, und es ist überdeutlich zu spüren, wie mühsam sich der Texter das Wörtchen „bitte“ abgerungen haben muss (der Deppenbindestrich fiel ihm mit Sicherheit erheblich leichter).

Darunter aber wird’s noch mal eine Runde schärfer. „Ihre Bestellung ist im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches ein Auftrag, der Sie zur Zahlung verpflichtet“, droht man bereits vor der Aufnahme jeglicher Geschäftsbeziehung mit Justitia, diesmal immerhin ohne Ausrufezeichen. Aber zur Sicherheit unten drunter auch noch mal auf Englisch.

Auf der Karte links daneben geht es ähnlich weiter. Bestellungen dürfen wir „nur persönlich beim Kellner aufgeben“, und das „Personal ist berechtigt sofort zu kassieren“. (Ein Komma hätte ich bei Bedarf übrigens noch in der Schublade.)

Mensch, da will man einfach nur mal ordentlich Titten gucken gehen, und was tut das Nightlife? Empfängt uns in einem Tonfall, der ans Grundsatzprogramm der chinesischen KP erinnert.

Derart liebreizend umworben erfreut sich wohl mancher potenzielle Gast einfach nur kurz am Wagemut der angedeuteten Doppelpenetration des Graffitos und zieht dann eingeschüchtert weiter. Zu groß das Risiko, das Bürgerliche Gesetzbuch über den Schädel gezogen zu bekommen, nur weil der Kellner bei der Bestellung statt „Red Bull“ (8 Euro) „Roederer“ (630 Euro) verstanden hat.

Und es ist ja nicht so, dass es hier keine Alternativen gäbe.

01 Juli 2011

Pareidolie (7) oder Am Hang des Ahnungslosen



Die heutige Pareidolie steuert Ms. Columbos uralter Radiorekorder bei. Er scheint zu schielen, während er aufgeregt wirres Zahlenzeug daherplappert.

Diese Einleitung taugt zwar als Fortsetzung der zuletzt etwas vernachlässigten Pareidolieserie, ist aber gleichwohl nur ein billiger Trick, um zu kaschieren, dass ich keine adäquate Bebilderung für die Geschichte parat habe, die jetzt folgt.

Sie handelt von meinem Freund C. Er lebt in der Schwalm. Das Haus, in dem er das Erdgeschoss bewohnt, liegt an einem Hang. Darauf wachsen Bäume, und je mehr Blätter sie bekommen, desto schlechter wird sein Fernsehempfang.

Das ist ein schleichender Prozess. Jetzt, mitten im Sommer, hat C. überhaupt kein Bild mehr. Nur ein Flimmern wie im Film „Poltergeist“.

Irgendwann werden sich die Bätter am Hang vor seinem Haus wieder anfangen zu verfärben und schließlich abfallen. Nach und nach wird sich aus dem weißen Rauschen seines Bildschirms wieder etwas Erkennbares herauskristallisieren. Und dann, im Winter, kann er wieder Fernsehen gucken. Vielleicht sogar schon im Spätherbst. Aber das Programm soll ja in den kalten Jahreszeiten eh besser sein.

Mein Freund C. hat übrigens auch keinen Computer, kein Smartphone, kein Internet. Er wird dadurch niemals mit kryptischen Fehlermeldungen konfrontiert. Oder mit dunkel drohenden Sätzen wie diesen (sic), mit denen mich heute Amazon vor eine Entscheidung zu stellen versuchte:

„Sind Sie sicher? Wenn Sie fortfahren, werden alle Änderungen, die Sie vornehmen, nicht übernommen. Bitte drücken Sie 'OK' um Ihre Änderungen nicht zu übernehmen. Bitte klicken Sie auf 'Abbrechen" um Ihre Änderungen abzuspeichern.“
Ich stierte auf diesen Satz und las ihn mir viermal durch, ohne zu verstehen, was ich jetzt warum nicht oder doch tun sollte. Zumal ich nicht mal irgendeine Änderung vorgenommen hatte. Manchmal beneide ich Leute ohne Fernsehen und Internet.

Vielleicht ziehen wir irgendwann in die Schwalm. Und Ms. Columbos uralten Radiorekorder nehmen wir natürlich wieder mit. Wie immer.

30 Juni 2011

Die Zwiespältigkeit von Sattelmützen



Wie Sie bereits wissen, stehe ich Menschen, die mich mit Reklame behelligen, reserviert gegenüber. Neuerdings mache ich allerdings eine Ausnahme: bei Sattelbezügen.

Mit durchaus nicht nur klammheimlicher Freude fand ich vor einigen Wochen meinen Fahrradsitz mit einer Blau.de-Mütze überzogen vor. Gegenüber meiner üblichen Methode – mit Jackenärmeln trockenwischen – schien mir das einfache Abziehen eines durchnässten Bezugs ein deutlicher Fortschritt.

Unschön blieb dennoch die Tatsache, für ein Unternehmen zu werben, welches ich mal im Streit verlassen hatte – übrigens wegen Werbe-SMS, die es mir monatlich aufs Handy schickte, was ich nach einigen unschönen Telefonaten mit einer Kündigung sanktionierte.

Egal: Meine Blau.de-Sattelmützenbiografie war eh schon nach dem ersten richtigen Regenguss wieder am Ende. Ich hatte den triefenden Schutz abgezogen und ihn, wie ich glaubte, recht sicher unter den Gepäckträger geklemmt. Doch als ich zu Hause ankam, war er verschwunden. Wo bist du, kleiner Blau.de-Sattelbezug?

Meine Trauer um dieses so nützliche Accessoire war wie weggeblasen, als vergangene Woche sämtliche Fahrradsättel der Seilerstraße in leuchtendem Rot erstrahlten, darunter auch meiner. Es handelte sich um einen weiteren Bezug für lau, den arme Lohnsklaven anscheinend in nächtlicher Friemelarbeit hundertfach übergezogen hatten. (Jetzt können sie problemlos nach Uganda gehen und dort der ländlichen Bevölkerung die Handhabung von Kondomen vorführen, ich schwör.)

Eine feine Sache, das neue Teil, doch am beworbenen Produkt habe ich seither schwer zu schlucken. Ich, der ich mir gerade sämtliche Terrence-Malick-Filme auf DVD zugelegt habe, fahre nun also Werbung für den neuen „Werner“-Film. Für Bölkstoff statt Filmkunst.

Das ist außergewöhnlich unschön, lässt sich durch ein Umdrehen des Bezugs aber halbwegs kaschieren. Der Schriftzug schimmert trotzdem noch durch, wenigstens spiegelverkehrt. Allerdings protestiert das Ding, welches sich in seiner Reklamefunktion offenbar beeinträchtigt sieht, gegen diese Behandlung, indem es an den Nähten hämisch auszufransen beginnt. Irgendwas ist halt immer.

Hiermit fordere ich daher die Werbeindustrie auf, Fahrräder auf St. Pauli grundsätzlich nur mit Sattelmützen in neutralen Farben und ohne jegliche Aufschrift zu versehen, gerne auch nächtens von Lohnsklaven, so tolerant muss man schon sein.

Mit Hilfe sozialer Netzwerke (Stichwort: virale Werbung) könnte dann ja das so beworbene Objekt enttarnt werden, vielleicht sogar in Form einer Schnitzeljagd oder ähnlichem Kinderkram, und ich wäre natürlich auch bereit, es hier an dieser Stelle zu nennen. Einmal, ganz kurz.

Übrigens pressiert es ein wenig. Die „Werner“-Mütze franst wirklich ziemlich stark.


29 Juni 2011

Es gibt noch Zeichen und Plunder

Zweifellos, die Apokalypse naht. Beispiele? Sonder Zahl.

Ein einziger Blick gen Himmel offenbarte am Sonntag gleich drei Kondensstreifenkreuze über der Elbe, und wir wissen ja alle, was das bedeutet, nicht wahr?

Nur wenige Stunden später streifte ein Meteorit quasi die Erde. Und am nächsten Tag dann erzählte mir wie zufällig der Einheitskanzler, er besäße ein T-Shirt mit der Aufschrift „333 – Half Evil“. Sörr wötzöch.

All das sind natürlich düstere Mahnungen, wie damals in „Das siebte Zeichen“, und wahrscheinlich kommt gleich Jürgen Prochnow um die Ecke und raunt irgendwas.

Die drei Kondensstreifenkreuze sahen wir übrigens von wo aus? Natürlich Teufelsbrück.


27 Juni 2011

Von Punk und Plauzen



„Mike Ness“, konstatiert der Einheitskanzler beim ersten Bier des Abends, „hat inzwischen genau so eine Plauze wie ich.“

Kein gutes Vorzeichen für ein Punkrockkonzert mit Ness’ Band Social Distortion, auf das ich mich schon seit Monaten freue und zu dem ich den Einheitskanzler als Begleitschutz engagiert habe. Doch es wird wieder mal so ein Abend, an dem ich die Welt nicht mehr verstehe, was inzwischen beunruhigend oft vorkommt.

Noch während der Vorband nämlich erklärt mir der eigentlich stockkonservative Einheitskanzler, er möge Billy Bragg. In Worten: Billy Bragg.

Klar, Herr Bragg ist nachgewiesenermaßen großartig, aber auch ein unbeirrbarer, störrischer Kommunist, und den darf ein Stahlhelmzyniker wie der Einheitskanzler niemals mögen, sonst ist heute Abend mal wieder so ein Abend, an dem ich die Welt nicht mehr verstehe.

Gleichwohl beharrt der Mann aufs Braggmögen, während er zur Bekräftigung ein Bier ums andere ordert. Selbst mein sinngemäßer Einwand, Bragg passe zu seinem Weltbild wie Senf zu Gummibärchen (eine Kombination, die Dr. K. übrigens liebt), vermag den tätowierten Vierschröter nicht zu beirren.

Eine der drei Grazien, die im Docks hinter der Theke stehen, perfektioniert diesen eh schon verstörenden Abend dann mühelos. Sie arbeitet schon seit Freitag hier, immer spielen Social Distortion mit Frank Turner als Vorband. Frank Turner, sagt sie, sei unglaublich geil, sie plane sogar dessen eigene Headlinertournee im Dezember definitiv aufzusuchen, dabei möge sie eigentlich nur R’n’B.

Frank Turner, meine Damen und Herren, spielt Folkpunk, aber so was von, da wäre sogar Billy Bragg hin und weg, und warum mag jetzt eine im Docks bedienende R’n’B-Schnepfe im Sommerkleidchen Frank Turner?

Manchmal verstehe ich einfach die Welt nicht mehr.

Mike Ness hat übrigens überhaupt nicht so eine Plauze wie der Einheitskanzler, aber vielleicht habe ich mich auch nur verguckt.


26 Juni 2011

Latte ohne Milch



Heute indignierte mich aus heiterem Himmel mein Espresso, wengleich auf irgendwie kieztypische Weise. Latte ohne Milch, sozusagen.

Dass ich dieses Getränk dennoch ohne zu Zögern und gar mit Behagen verkostete, mag tiefenpsychologisch gesehen eine Bi-Orientierung nahelegen, die mir bislang unbekannt war. Dagegen ist natürlich nichts zu sagen, zumal eine solche Disposition langweiligerweise voll im Trend liegt.

Just heute nämlich erfuhr ich aus der taz von gestern dank eines sachkundig erscheinenden Artikels, die Mehrzahl aller Geschlechtsreifen sei durchaus gewillt, sich im libidinösen Bedarfsfall geschlechtsunabhängig anderen Menschen zuzuwenden.

Vergleichbare Gefühle gegenüber einer Tasse Espresso sind allerdings weniger gut belegt.

25 Juni 2011

Fluchtreflexe, wie jedes Jahr



Eigentlich wollen wir St. Paulianer auch in den kommenden acht Tagen lediglich das tun, wonach wir das ganze Jahr über friedvoll streben: uns behaglich dem neuen Wohnkult auf dem Kiez hingeben. Doch daraus wird nichts. Definitiv nicht.

An diesem Wochenende nämlich rollt ein sonischer Tsunami namens Harley Days röchelnd und öttelnd über uns hinweg, und kommende Woche erfüllt die terroristische Hossa-Hamas ebenso zuverlässig diese Aufgabe, und zwar im Rahmen einer Veranstaltung namens Schlagermove.

Heute las ich übrigens, Osama bin Laden habe erwogen, seine Al-Qaida umzubenennen, wegen ihres „schlechten Images“. Den von mir erfundenen Namen Hossa-Hamas hätte ich ihm aber, falls er mich um Rat gefragt hätte, nicht guten Gewissens als Alternative angeraten; damit wäre das Al-Qaida-Image nämlich keinesfalls aufzupolieren gewesen.

Doch zurück zum Text: Immer, wenn ich zu Ms. Columbo wieder mal „Wie bitte?“ sagen oder die DVD zurückspulen muss, weil der entscheidende Moment, als der Name des Mörders fiel, von einem Zweitakter (= Harley) oder Zweizeller (= Schlagermoveteilnehmer) übertönt wurde, fantasiere ich kurzzeitig von einer festinstallierten Panzerfaust auf dem Balkongeländer. Dabei bin ich Kriegsdienstverweigerer.

Im Ibis-Hotel um die Ecke übrigens stiegen die Preise für ein Doppelzimmer im Verlauf der Woche um rund 50 Euro. Das spiegelt eine Nachfrageentwicklung wider, die sich reziprok proportional zu unseren Fluchtreflexen verhält.

Daraus, legte ich heute Ms. Columbo dar, sollten wir ein Geschäft machen. Das Vermieten unserer zentralst gelegenen Kiezwohnung an Höllenwochenenden müsste, wenn man die Ibis-Maßstäbe zugrundelegt, mehr bringen, als ein zweitägiges Exil an der Ostsee kosten dürfte.

Doch was würden wohl Harley-Hirnis und „Griechischer Wein“-Gröler mit unserer Bude anstellen …?

Na ja, wahrscheinlich gar nichts.

So lange sie dieses Blog nicht kennen.

23 Juni 2011

Und am Abend Morning Glory



Weil St. Pauli ein Ort und vor allem ein Hort der Gegensätze ist, hat hier auch ein Luxushotel wie das in heimelig schummriger Backsteingrobheit gestaltete East seinen Platz – übrigens schräg gegenüber einer Absackerkneipe von geradezu stereotypischer Kiezhaftigkeit.

Ich bin immer wieder gern im East und hatte mich für die sogenannte Küchenparty angemeldet. Hierbei ist den Kunden nicht nur der Gastraum des Restaurants zugänglich, sondern auch das Allerheiligste, die Küche. Man steht also dort herum zwischen Woks und Welsfilets, zwischen Spülmaschinen und Gasflammen, und stört die gleichwohl gutmütig lächelnden Köche bei der Arbeit, was sie nicht davon abhält, uns unablässig Köstlichkeiten zuzuschanzen.

Der Küchenälteste ist Julius, ein jungenhaft wirkender Thailänder von Mitte 50 und handelsüblicher Schmächtig- und Drahtigkeit, dem man irgendwann vor Urzeiten wegen akuter Unaussprechlichkeit seines Originalnamens diesen klangvollen, wellenförmig verlaufenden Dreisilber verpasst hatte. Jetzt ist er sogar auf seiner Küchenschürze eingestickt.

Während Julius Entenstreifen mit einem Gemüse namens Morning Glory kombinierte („Wächst nur in Thailand zwischen 5 und 6 Uhr abends“, erklärte Julius, was immer das bedeuten mag), erzählte er Ms. Columbo und mir von seinen 30 Jahren Küchenhopping quer durch die Republik.

Die in diesem nomadenhaft angelegten Beruf erforderliche Mobilität hielt Julius von jeder festen Bindung fern. „Ich bin Single!“, strahlte er mit der Grundzufriedenheit dessen, der nichts vermisst, so lange er tagein, tagaus Woks mit Morning Glory füllen kann.

Meine Anmeldung bei der Küchenparty bedeutete übrigens Pi mal Daumen 4000 Kalorien Unterschied. Denn eigentlich hatte mich Chris, der Schlächter, im Fitnessstudio erwartet (- 2000); stattdessen empfingen mich freudig Julius & Co. (+ 2000). Das Sushi, welches sie dort kreieren, ist, nebenbei bemerkt, nicht irgendeins, sondern circa das beste der Welt, wenn nicht von ganz St. Pauli – so weit einer wie ich das beurteilen kann, der in Japan noch keins gegessen hat.

Dazu servierten deutsche Winzer Kreszenzen von famoser Passgenauigkeit. Einer hielt gar edelsüße Köstlichkeiten bereit, deren Dessertkompatibilität natürlich unverzüglich getestet werden musste. „Für jede verpasste Trockenbeerenauslese“, ermunterte ich Ms. Columbo in Anlehnung an Harry Rowohlt, der das Ganze allerdings auf Kalauer gemünzt hatte, „wirst du dich nämlich dereinst vor deinem Schöpfer verantworten müssen.“ Immerhin brachte ich sie so zum Nippen.

Übrigens bin ich noch immer nicht in der Lage, mithilfe handelsüblicher Essstäbchen eine befriedigende Relation aus Essmengenzufuhr und Zeitaufwand zu erzielen. Das Sushi führe ich mir daher gerne manuell oder per Besteck zu – bei Gelegenheit auch unter Zuhilfenahme der hier abgebildeten Konstruktion, welche das East dankenswerterweise alternativ parat hielt.


Sie besteht aus zwei erfreulich breiten und verehrungswürdig flachen Stöckchen, die zudem auch noch am Schaft unter Spannung zusammengesteckt sind, so dass man sie bedienen kann wie eine strunzdumme Zange.

Und ehe jetzt irgendjemand glaubt, auf eine bestimmte Idee kommen zu müssen – lassen Sie sie stecken: Ich nenne diese Dinger nämlich selbst so. Deppenstäbchen.

22 Juni 2011

Die turnusmäßige Pannenbeichte



Neulich erzählte mir eine Bekannte, sie müsse dringend ein neues Fahrrad anschaffen, da ihr altes nach jahrelanger Nichtnutzung quasi im Herumstehen verrottet sei und nichts daran mehr funktioniere, weder Gangschaltung noch Bremsen.

Interessant, antwortete ich. Die entscheidende Frage sei aber doch, fuhr ich süffisant fort, warum sie ihr Fahrrad überhaupt dank jahrelanger Nichtnutzung der Verrottung anheimgegeben habe.

Weil ihr Vater, antwortete sie mit leiser Stimme und musste schwer schlucken, jahrelang im Koma gelegen und sie in jeder freien Minute mit dem Auto zum Krankenhaus am Rande der Stadt habe fahren müssen.

Nun gut: Eine solche Falltür kann man praktisch nicht erkennen, bevor man mit Karacho hineintappt, daher mache ich mir letztlich keinen Vorwurf. Und doch war mir das Ganze recht peinlich.

Immerhin bin ich in Übung, denn solche Sachen passieren mir öfter. Die Geschichte mit der schwangeren Bekannten im Winterparka etwa, die ich fragte, wann es denn so weit sei, woraufhin mir der bisher irgendwie unsichtbar danebenstehende Kindsvater vorwurfsvoll das Baby vors Gesicht hielt, ist altgedienten Mitlesern (also seit 2006) längst bekannt, die wärme ich hier also nicht mehr auf.

Eine weitere blieb allerdings bislang noch unerzählt. Sie spielt in einem Restaurant, ich wollte Smalltalk machen und fragte eine mit am Tisch sitzende Frau, die Krücken dabei hatte: „Oh, haben Sie sich verletzt?“ „Nein“, sagte sie, „ich habe nur ein Bein.“

Wenn ich mich recht entsinne, versuchte ich erst gar nicht, die Situation zu retten, sondern guckte hoffentlich einfach nur mitfühlend melancholisch. Vielleicht aber auch wie ein Stück Weißbrot.

Das alles erzähle ich eigentlich gar nicht, um mich mal wieder per Blogbeichte von den wichtigsten Pannen der vergangenen Monate reinzuwaschen, sondern vor allem, um dieses ziemlich neue Foto einer formidablen Fahrradleiche loszuwerden, womit auch der Bogen zum Anfang dieses Eintrages mit beiläufiger Eleganz geschlagen wäre.

Der Kadaver hängt übrigens unterm U-Bahnhof Rödingsmarkt rum, falls ihn jemand weiter fleddern möchte.

21 Juni 2011

Bilder aus dem Schwarzlichtviertel



Dieses Video zeigt Szenen aus St. Pauli, wohl von Mitte der 60er Jahre, wenn man Mode und Frisuren trauen darf; Cinema Noir hat mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht.

Ich war allerdings nicht vorbereitet auf die emotionale Wucht, mit der mich diese acht Minuten packen würden. Man sieht betrunkene Kiezbesucher und -bewohner, und es sind schreckliche, melancholische Bilder voller Lebensgier und Verzweiflung, unsagbar rührend in ihrem todtraurigen Witz. Das Rotlicht- als Schwarzlichtviertel, deprimierend schön gefilmt.

Wir sehen lauter Menschen, die sich nach Glück verzehren und nur eins finden: das Delirium. Die Musik von Andrew Bird passt perfekt dazu, doch sie legt auch einen dünnen distanzierenden Schleier über die Bilder. Erst die letzten stummen Minuten kaschieren nichts mehr, sie geben den Blick in den Abgrund frei.

Und er ist tief und bodenlos – und blickt in uns zurück.


20 Juni 2011

Die Neigung zur Axt



Immer, wenn ich in St. Pauli auf die Folgen einer der zahlreichen Straftaten stoße und in gedankenlosem, beiläufigen Automatismus einen Geschlechtsgenossen der Täterschaft verdächtige, ernte ich Kritik. Es könnte doch auch eine Frau gewesen sein, wird mir dann vorgehalten. Ja, ja. Ist es aber meistens nicht.


Bei dem hier dokumentierten Straftatenindiz
habe ich erneut den starken Verdacht, jemand habe der Menschheit als solcher, aber vor allem speziell meinem Geschlecht wenig Ehre gemacht. Denn das Tatwerkzeug wurde augenscheinlich mit großer Wucht geführt, was Frauen traditionell schwerer fällt, aus objektiven Gründen.

Wenn man das Loch in unserer Haustür, welches seit gestern Nacht klafft, genauer betrachtet, könnte der Täter mit einer Axt hantiert haben; eine Kugel war es jedenfalls nicht, denn das Loch hat die Form eines schmalen Schlitzes. Ausgehend von dieser erstaunlich zentral platzierten Lücke im Glas strahlen Risse in alle Richtungen durch die Scheibe. Wie erstarrte Blitze.

Rund um das Zentrum des maskulinen Hiebs ist die Haustür nach innen gewölbt, man könnte sie wahrscheinlich jetzt mit der Hand eindrücken und ihr so den Rest geben. Es muss einen gewaltigen Wumms gegeben haben, als der Irre zuschlug, doch wir haben nullkommanichts gehört. Das ist beunruhigend.

Unsere Hausfront bewirbt sich immer mal wieder erfolgreich um vandalistische Attacken, doch so geht es vielen in den Straßen rund um die Reeperbahn. Und das, ihr Lieben, die ihr erwägt, hier auf dem Kiez ein 740.000-Euro-Neubauloft zu erwerben, um einem sogenannten „neuen Wohnkult“ zu huldigen, senkt den Lebenswert auf St. Pauli erheblich. In einer verqueren Reaktion auf diese Entwicklung steigen komischerweise unablässig die Mieten, auch unsere, und zwar turnusmäßig bis zum gesetzlich möglichen Anschlag.

Wer sich darüber beklagt, bekommt von Hausverwaltungen und Eigentümern auch gerne mal gesagt: Dann ziehen Sie doch weg. Sozusagen das „Geh doch rüber“ des 21. Jahrhunderts.

Eine Entwicklung, bei der man übrigens fast die Neigung verspürt, sich an der Axt ausbilden zu lassen.

(Denkfalle, schon klar.)

18 Juni 2011

Kein Grund zum Sabbern



Wer angesichts dieses in der Großen Freiheit gefundenen Motivs schon mal vorsorglich duscht, weil er denkt, auf dem Kiez brächen gerade ganz bestimmte Preise Hartz-IV-freundlich ein, den muss ich enttäuschen.

Hier wird – dies als Tipp für Hamburgnovizen und Tagestouristen – lediglich jener berüchtigte Likör offeriert, der bereits vor vier Jahren erstmals in diesem Blog Erwähnung fand. Doch der Gag kommt von Zeit zu Zeit natürlich immer mal wieder gut, gerade als Auftakt zum Wochenende.

V
orsorgliches Duschen ist übrigens nie verkehrt.



17 Juni 2011

Betr.: Wir müssen uns beide das Leben leichter machen



Von
: Matt Wagner
Betreff: Wir müssen uns beide das Leben leichter machen
Datum: 17. Juni 2011 00:59:44 MESZ
An: xxxxxx@baufix24.de


Sehr geehrter Herr Schütt,

seit einigen Monaten besitze ich ein Postfach. Darin landet immer mal wieder eine unadressierte Sendung von Ihnen. Sie ist gerichtet „An die schlaue Geschäftsleitung oder die schlaue Assistentin der Geschäftsleitung“.

Nichts gegen Sie persönlich, verstehen Sie mich nicht falsch; aber mich stört es ungemein, in einem von mir bezahlten Postfach von Werbung behelligt zu werden, die zudem den verfügbaren Raum für persönliche Sendungen schmälert.

Lassen Sie mich ganz offen sprechen: Ich empfinde Ihre Wurfpost als Müll. Deshalb habe ich Sie bisher auch noch nie geöffnet, sondern immer gleich entsorgt. Aber ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich sie vorfinde. Ich ärgere mich über die Sinnlosigkeit des Ganzen: dass ein abhängig beschäftigter Postmensch Arbeits- und Lebenszeit darauf verschwendet, Papierumschläge in mein Postfach zu legen, woraufhin ich Arbeits- und Lebenszeit darauf verschwenden muss, sie wieder zu entsorgen. Könnten wir unser eh viel zu kurzes Leben nicht sinnvolleren Dingen widmen?

Jedenfalls ist Ihre Firma Baufix24 durch die geschilderten Umstände für mich zu einem roten Tuch geworden, auf das ich allmählich reagiere wie Zidane auf Materazzi. Selbst wenn ich irgendwann einmal erwogen hätte, mit Ihnen Geschäfte zu machen, so ist dies inzwischen außerhalb jeder Denkbarkeit.

Bei der Filiale, die mein Postfach beherbergt, habe ich mich jedenfalls bereits mehrfach bitterlich darüber beklagt, unadressierte Sendungen wie Ihre vorzufinden. Ich hoffte dadurch künftig von solchen Heimsuchungen verschont zu werden, doch denkste: Der zuständige Filialleiter gab sich äußerst hartleibig. Heute, bei der bisher letzten und, wie ich gestehen muss, am Rande der Sachlichkeit angesiedelten Diskussion, beschied er mir in barschem Ton zweierlei:

1. lasse sich die Post diesen Service von Leuten wie Ihnen teuer bezahlen und MÜSSE daher die Sendungen in die Fächer stopfen, und …

2. ich solle doch solche Umschläge wie Ihren einfach „in den Mülleimer werfen wie alle anderen auch“.

Darin stecken mehrere interessante Botschaften, die uns beiden nicht gefallen dürften. Die an mich lautet: Ich kann nichts dagegen tun, mein Fach zumüllen zu lassen, weil Sie die Post für eine Tätigkeit bezahlen, die „Dienstleistung“ zu nennen sich nicht nur mein Sprachempfinden sträubt.

Die Botschaft des unverblümten Filialleiters an Sie, verehrter Herr Schütt, ist allerdings noch deprimierender: Sie bezahlen teures Geld dafür, dass Ihre Drucksachen ungelesen in den Müll wandern.

Als ich weiter Unverständnis über diese Absurdität äußerte, drohte mir der Filialleiter sogar damit, mein Postfach zu kündigen. Nur weil ich keinen Müll darin vorfinden will, das muss man sich mal vorstellen!

Worauf ich mit all dem hinaus will, ist Folgendes: Ich möchte, dass wir beide, Sie und ich, uns gegenseitig das Leben leichter machen. Sie könnten viel, viel Geld sparen, wenn Sie diesen sinnlosen und geschäftsschädigenden Vertriebsweg der blinden Bestückung von Postfächern aufgäben. Und meine Tage wären erheblich heiterer, wenn es mir beim morgendlichen Postfachleeren erspart bliebe, Ihre Post „in den Mülleimer werfen zu müssen wie alle anderen auch“.

Denken Sie wenigstens einmal darüber nach? Das wäre großartig, ganz ernsthaft.

Ihrer Antwort harre ich bang, aber nicht ohne Hoffnung.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Wagner


PS: Ein abgeschwächtes Szenario, wovon allerdings nur ich etwas hätte, könnte so aussehen: Sie legen Ihrer Massensendung an meine Postfiliale ein Schreiben bei, das die Bestückung speziell meines Postfaches ausschlösse. Auch damit gäbe ich mich zufrieden. Doch am liebsten wäre mir, wenn wir beide als Sieger vom Platz gingen, glauben Sie mir.

PPS: Mein Konflikt mit der Filiale schwelt übrigens schon eine ganze Weile, wie Sie
diesem Blogeintrag entnehmen können.


Nachtrag 17.6.2011, 12:40 Uhr: Soeben bat mich der Filialleiter zu einem Gespräch ins Separée. Er beklagte Kommunikationsmängel meinerseits, gab sich aber sachlicher und kompromissbereiter als gestern – und stellte nun eine Lösung in Aussicht, die ich bereits mehrfach selbst vorgeschlagen hatte. Ich bezeichne sie einfach mal als Modell Klebezettel.

16 Juni 2011

Fundstücke (139)



Groupon ist auch nicht mehr das, was es mal war.


Fundstücke (138)



Diesen von Bitterkeit kontaminierten Vorwurf multipliziere ich hier gern, trotz bedenklicher Rechtschreibung. Am interessantesten ist ein Nebenaspekt: die fehlende Forderung nach Rückgabe.

Das zeugt – bei aller Empörung – von einem ungebrochenem Realitätssinn, der in dieser ausgeprägten Form wohl nur auf dem Kiez zu erwerben ist. Und zwar kostenlos.

Entdeckt an einem Bauzaun am Grünen Jäger, St. Pauli.

15 Juni 2011

Es schneit Styropor



Obwohl ich mich seit vielen Jahren redlich mühe, meine Nemesis, den
Franken, durch den Kakao (oder besser: die Bratensoße) zu ziehen, hat dieses Blog erstaunlicherweise auch geneigte Freunde in seiner Herkunftsregion gefunden. Zum Beispiel den schon oft durch so intelligente wie eloquente Kommentare aufgefallenen Herrn blogspargel.

Wahrscheinlich hat der Mann – obzwar aus Nürnberg – mit untypisch feinem Gespür erkannt, dass unter der scheinbar harten Realität des Frankendissens eine zarte, zerbrechliche Wahrheit glimmt: nämlich die der liebevollen Hommage an diesen eigensinnigen Volksstamm.

Jedenfalls ließ Herr blogspargel mir heute bereits zum wiederholten Mal ein Paket mit ausgewählten Frankenweinen zukommen, abgefüllt natürlich durchweg im Bocksbeutel, von dem die Sage geht, sein Aussehen und Name leite sich ab vom Hodensack des Ziegenbocks, doch dazu später mehr oder vielleicht auch nicht.

Nämlich nur auf den Inhalt (des Bocksbeutels!) kommt es an, und der ist oftmals vorzüglich, denn wenn der Franke eins beherrscht, so ist es das adäquate Abstellen körperlicher Mangelerscheinungen mittels Speis und Trank in Hülle und Fülle und gar nicht so selten auch mit erstaunlichem Niveau.

Als ich in der Küche blogspargels Weinkarton öffnete, sah ich zunächst nur haufenweise Styroporteilchen. Irgendeins davon löste allerdings plötzlich einen Niesreiz bei mir aus, und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich auch schon in die Kiste nieste – mit erstaunlichem Effekt.


Eine ganze Legion kecker Styroporflocken nämlich stieg in Zeitlupe auf, als illustrierten die Macher von „Sex & the City“ eine winterlich-weihnachtliche Zweisamkeitsszene in den Straßen von New York, und dann sanken sie butterweich und unter Verspottung der Schwerkraft wieder nieder – auf die Anrichte, den Toaster, das Brotschneidebrett, den Boden, eigentlich überall hin.

Eine nur im ersten Moment verwunschene Szene, denn schon bald rutschte ich fluchend auf den Knien durch die Küche, um diese erstaunlich effiziente Styroporisierung unseres Wohnraums wieder rückgängig zu machen.


Vorm Niesen zur Unzeit kann ich also nur warnen. Die Gewogenheit der Franken indes ist bedingungslos zu empfehlen.


14 Juni 2011

Das wird ihm wohl (k)eine Lehre sein



„Aus dem Weg, bitte!“ Wir spazieren gerade gemütlich durchs Karoviertel Richtung Fernsehturm (Foto), als dieser nur mäßig abgemilderte Imperativ von hinten an uns herangetragen wird, und zwar von einer Kinderstimme.

Da wir uns auf dem Gehweg verlustigen, ignorieren wir unabgesprochen beide dieses nassforsch vorgebrachte Anliegen und drehen uns lediglich um. Wir erblicken einen Jungen von etwa 14 Jahren, dessen Größe und Körpermasse allerdings den Altersdurchschnitt deutlich übersteigt. Nein, mit einem designierten Marathonolympiasieger haben wir es hier nicht zu tun, das wird augenblicklich klar.

Der Junge sitzt auf einem Fahrrad, bremst aber nun, da seine freie Fahrt von zwei unwilligen Hindernissen versperrt ist, schlingernd ab, stellt die Füße auf den Boden – und ist baff, dass Ms. Columbo ohne Umschweife damit beginnt, ihm die Leviten zu lesen.

Er gehöre auf die Straße mit seinem Rad, sagt sie, das hier sei nämlich exklusiv ein Gehweg; zwar könne er grundsätzlich natürlich dennoch an uns vorbeifahren, doch da der Ton die Musik mache, habe er sich unsere diesbezügliche Kooperation erst einmal gründlich verbaut.

Ich steuere Argumente von ähnlicher Provenienz bei, was den Jungen vollends verdattert. „Aber ich habe doch bitte gesagt“, sagt er halb jammernd, halb vorwurfsvoll. Ich wende sinngemäß ein, dieser alibihafte Abschluss heile keineswegs den substanzlos herrischen Ton des vorgeschalteten Satzes, und in einem solchen Fall müsse er nun einmal gewärtig sein, dass weder dem Imperativ noch der Bitte spontan entsprochen werden könne.

Der Junge ist augenscheinlich ratlos, wie er an einem sonnigen Pfingstmontag im Karoviertel a) überhaupt in diese Situation hineingeraten konnte und b) wieder herausfinden soll. „Entschuldigung!“, sagt er daher sicherheitshalber, schaut aber immer noch, als sei er von zwei Aliens umzingelt, die ihn mit definitiv außerirdischen Vorwürfen bedrängen.

Und wahrscheinlich hat er sogar Recht.



12 Juni 2011

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli Hamburg (47)



Bei dieser heimeligen Ecke in den Altonaer Zeisehallen handelt es sich übrigens um genau jene, wo die angestammten Wohnungslosen am liebsten ihr Geschäft verrichten. Zum Glück bisher nur ihr kleines; unten rechts ist noch der Rest einer Fließspur zu sehen.

Würde sich das entscheidend ändern, wäre es zumindest einem inzwischen piepegal: Rocko.

Wer immer das war.