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21 Februar 2011
Where is my vote, Wahlleiter?
Gestern Mittag saßen wir angespannt in den Wahlkabinen im Ortsamt St. Pauli und studierten das Quartett der umfangreichen Broschüren, zu denen der gute, alte Stimmzettel in Hamburg inzwischen geworden ist (wahrscheinlich durch unkontrollierte Zellteilung).
Die vier verschiedenfarbigen Broschüren – es handelte sich parallel um eine Landtags- und eine Kommunalwahl – wirkten wie Mutationen. Statt dem bewährten Prinzip „Ein Mensch, eine Stimme“ weiter treu zu bleiben, konnten wir diesmal gleich 20 Stimmen vergeben, fünf in jeder dieser Broschüren. Und diese Stimmen durften wir beliebig aufteilen, auch querbeet.
Anfangs kam mir das vor wie eine bürokratische Blähung, doch jetzt, nach der (hoffentlich) unfallfreien Bewältigung des Parcours, sehe ich auch die Vorteile dieses Verfahrens. Immerhin kann ich nun erstmals in meiner Wahlgeschichte persönliche Koalitionswünsche signalisieren, indem ich zum Beispiel der Partei X drei Stimmen gebe und Partei Y zwei.
Die üblichen Statements in den Elefantenrunden à la „Der Wähler will Rot-Grün!“, nur weil das beliebige Zusammenzählen verschiedener Prozentzahlen eine parlamentarische Mehrheit ergäbe, war aus statistischer Sicht immer sinnlos, weil austauschbar. Beweis? Seit 1949 hätte man (mit Ausnahme von 1957) nach jeder Bundestagswahl unwiderlegbar argumentieren können, „der Wähler“ wünsche sich am innigsten eine Große Koalition – denn CDU und SPD waren stets die stärksten Parteien.
Doch was wir Kreuzchenmacher wirklich wollen, lässt sich erst mit dem neuen Hamburger Wahlsystem herausfinden. Ich hoffe, die Auswertung erfolgt denn auch derart detailliert, dass dies nachvollziehbar zutage tritt.
Eine solche Feinanalyse würde ich unter der Rubrik Trostpflaster verbuchen – nachdem sich all meine 20 mühsam aufgeteilten Stimmen gleichsam in Luft aufgelöst haben.
Dafür danke auch, lieber Scholzomat.
PS: Das Foto zeigt ein Graffito an einer Hausfassade in St. Pauli und hat keinerlei Bezug zum heutigen Blogtext. Echt nicht.
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Ich hoffe, Sie haben keine ernsthaften Schäden vom 'kreuzeln' ..... weil wenn zu Rücken und Knie und Hand nun auch noch Sehnenscheidenentzündung kommt, dann - ja dann - das Alter.
AntwortenLöschenFrau-Irgendwas-ist-immer
Ach, es geht schon. Und bis zur nächsten Wahl wäre die Sehnenscheidenentzündung auch wieder ausgeheilt – zumal diesmal keine Koalition platzen kann, die uns vorzeitig an die Urnen zwingen könnte.
AntwortenLöschenWir zählen seit gestern diesen Wust an Stimmen, den wir übrigens nicht irgendwelchen Politikern zu verdanken haben, sondern die die Umsetzung eines Volksentscheides sind.
AntwortenLöschenUnd man kann damit auch endlich mal die Listen der Parteien aushebeln, wo immer die gleichen Parteisoldaten mit sicheren Listenplätzen geehrt werden. Auch wenn ich gerade angesichts der Zählerei etwas am Ende bin, finde ich das gar nicht so schlecht.
Ihre Stimme, Herr Wagner, ist in Ihrem Kopf (Doppelbedeutung, ick lass Dir trapsen... ääh: trampeln).
AntwortenLöschenFrau Momos Erklärung ist auch meine, zudem: Es wirkt kompliziert - aber die Welt ist eben nicht einfach, alles bisher war Listenschieberei.
Die Hamburg-Wahl 2011 ist wegen der Einseitigkeit des Wählerwillens noch kein besonders schönes Exemplar des Stimmensplittings geworden - aber das wird sich, meine Prognose, noch deutlich ändern.
Und wenn es soweit ist, Herr Wagner, wird "Ihre" Stimme im Parlament sprechen! (Doppelbedeutung... und so, siehe oben.)
Ich empfehle mich für heute abend in ein hoffentlich besser werdendes Hamburg.
Diese Hoffnung teile ich, wenngleich mit Skepsis.
AntwortenLöschenIst eigentlich sonst noch jemanden aufgefallen, daß Helmut Schmidt im Zuge der HH-Wahl gar nicht über die Mattscheiben flimmert? Normalerweise hat man ihn doch immer irgendwelche Kommentare und/oder Glückwünsche o.ä. in Kameras sprechen lassen.
AntwortenLöschenUnd nun gewinnt "seine" Partei in "seiner" Stadt und nix ist zu hören? Was'n losda?
Gruß Paddy
Ich sage nur: Loki.
AntwortenLöschenWobei diese 10 Stimmen pro Wahl schon ein gehöriges Täuschungsapotential haben.
AntwortenLöschenDenn, liebe Frau Momo, dieses Wahlverfahren entsprach eben genau nicht dem Volksentscheid von 2004!
Schon 2006 wurde durch die Bürgerschaft ein neues Wahlrecht beschlossen. Damit wurde der Volksentscheid von 2004 genau ins Gegenteil verkehrt!
Ursprünglich hatte der Volksentscheid von 2004 zum Ziel, dass Parteienmonopol bei der Sitzverteilung in der Bürgerschaft aufzuheben. 2006 wurde dieses Wahlrecht durch das jetzt gültige ersetzt. Siehe dazu auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Wahlrecht_%28Hamburg%29
Liebe Fr. Momo, wenn Sie sich erinnern; bei der Stimmenauszählung wurden zuerst die gesamten Stimmen aus dem gelben Stimmzettelheft -das fetteste von den 4 Heftchen- gezählt.
Das Verhältnis dieser Stimmen bestimmt die Sitzverteilung in der Bürgerschaft. Nur diese Stimmen wurden am Wahltag gezählt, damit das vorläufige Wahlergebniss noch am Wahltag verkündet werden konnte.
Am nächsten Tag, in der zweiten Zählung des gelben Stimmzettelheftes wurden dann die einzelnen Stimmen für die Kandidaten gezählt und nur noch entsprechend gewichtet. Dann wurde das rosa Stimmzettelheft ausgezählt.
Für die Bezirksversammlungswahl gilt gleiches Verfahren.
Eine reine Augewischerei. Die Vormachtstellung der Parteien wird durch dieses Wahlrecht nur zementiert.