„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
05 Februar 2011
Wo der Kiez im Kitsch ersäuft
Für einen Sänger wie Nathaniel Rateliff ist die Prinzenbar um die Ecke des Spielbudenplatzes ein Traumort der Widersprüche.
Ein kleiner Raum, der mit großem, komplett unpassendem und natürlich nicht ernstgemeintem Kitsch prunkt.
Ein Folksänger zwischen Stuckengeln. Americana in der Ästhetik des Feudalen. Hier passt nichts zusammen – und deshalb ist alles perfekt.
Zumindest wenn man von diesem Besoffenen absieht, der sich mit dem Ellenbogen auf meiner Schulter abstützt, als ich an der Theke ein Bier bestelle, und – als ich mich vorwurfsvoll schauend umdrehe – grinsend „Oh, schulligung!“ lallt.
Neulich bei Aldi gab es übrigens Spalthämmer im Sonderangebot.
Fällt mir nur gerade ein.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Zum perfekten Abend fehlten leider noch einige andere Dinge.
AntwortenLöschenErstens hätte der besoffene Schreihals von Anfang an seine Klappe halten sollen. Nachdem er dann von demjenigen, der die Vorband gegeben hat und später an den Tasten war aufgefordert wurde, ruhig zu sein, beleidigt war und nur noch zwischen den Liedern auf sich aufmerksam gemacht hat, ging es einigermaßen.
Zweitens hat die größere Gruppe genervt, die meinte mit Bier anstoßen zu müssen. Natürlich jeder mit jedem. Zu hören auf dem Video ab 0:55. Sowas kann man in seiner kleinen verschimmelten Wohnung in Barmbek-Nord machen, denn da stört man nur die Nachbarn und die merken in solchen Gegenden sowieso nichts mehr, aber nicht während der Lieder eines relativ ruhigen Konzerts, so dass es das komplette Publikum mitbekommt.
Drittens das Kamerateam, welches alle 5 Minuten seinen Platz wechseln musste und keinerlei Rücksicht auf natürlich gewachsene Wege innerhalb des Publikums genommen hat.
Viertens die unsäglichen Dauerquatscher. Sie reden immer und wenn die Musik lauter wird, reden sie eben lauter. Geld ausgeben um sich mit musikalischer Untermalung zu unterhalten.
Würde ich nicht um Ihre fehlende Haarpracht wissen, würde ich vermuten, dass Sie für mindestens einen meiner angemahnten Punkte verantwortlich sind, denn wie sonst kann man trotz derartiger Mängel den Abend als perfekt bezeichnen? Oder sind Sie vollkommen abgestumpft durch Ihren Wohnort?
Verbitterte Grüße,
Tregis
Das Adjektiv „perfekt“ verband ich keineswegs mit dem Abend als solchen, verehrter Herr Tregis, sondern mit den Widersprüchen zwischen Musikstil und Architektur. Die Krakeeler, Bierflaschenanstoßer und Aufstützer habe ich genauso gehasst wie sie; beachten Sie bitte die Spalthammerassoziation.
AntwortenLöschenIhre Unterstellung jedenfalls, ich könnte einer jener Proleten gewesen sein, ist höchst betrüblich und wird mir das ganze Wochenende verderben.
…die Prinzenbar is nich die Musikhalle.
AntwortenLöschenNun, dann muss ich auch sagen, dass mir, als ich heute las, dass Sie auch da waren, ein kurzer und wohliger Schauer über den Rücken lief.
AntwortenLöschenIhre Assoziation habe ich falsch gedeutet und möchte mich dafür entschuldigen.
Mein erster (Beiss)Reflex ging in die Richtung: "Wie kann ein solch gestörter Abend perfekt gewesen sein? Der muss dazugehören!"
Vielleicht gehen wir einmal gemeinsam mit unseren Hämmern auf derartige Veranstaltungen.
… und den Herrn German Psycho sollte man ebenfalls dabeihaben. Von dem können wir beide noch was lernen, diesbezüglich.
AntwortenLöschenMatt, ich hätte da mal eine Frage! Wie groß (klein) sind Sie eigentlich? Ich meine nur....äh...weil man sich mit den Ellenbogen auf ihrer Schulter aufstützen kann?
AntwortenLöschenLiebes Frl. Krise, eine normal funktionierende Anatomie vorausgesetzt, schaffen selbst Sie es, Ihren Ellenbogen bis auf Kopfhöhe anzuheben – und denselben jedem, der Sie nicht um Haupteslänge überragt, auf die Schulter zu legen. Probieren Sie es ruhig einmal aus; Sie werden sehen: Es ist eine sehr bequeme Stehposition.
AntwortenLöschen