Die Diskussion um das von der Schauspielerin Hannah Herzsprung verhunzte Interview, welches das U_mag mit geschwärzten Stellen veröffentlichte, hat Wikipedia erreicht.
Irgendwer versucht nämlich dort weiterzumachen, wo die Streichorgie im U_mag aufhörte. Der letzte Woche auf Herzsprungs Wikipedia-Seite eingetragene Verweis auf das Interview war schon nach einem Tag wieder weg (Begründung: „U_mag irrelevant!“), tauchte dann aber kurze Zeit später wieder auf („keineswegs irrelevant“ – und ich war das nicht!).
Heute nun wurde die unstrittig wahrheitsgemäße Passage schon wieder entfernt. Rechtfertigung:
„Ich halte den Text für biografisch irrelevant. Außer auf dem verlinkten Blogeintrag ist diese überaus merkwürdige Art von Journalismus, mit der sich U Mag bestimmt keine neuen Freunde macht, kein Thema in den Medien. 16:17, 5. Feb. 2007 (CET)“.
Nun, gut recherchiert war das nicht. So war das geschwärzte Interview z. B. gestern der Welt einen sympathisierenden Verweis wert. Und das erfreuliche Feedback von vielen neuen Freunden, das die Redaktion zurzeit erreicht, ähnelt dem Eintrag im Betonblog, wenngleich es in der Regel weniger drastisch formuliert ist …
Mit der gleichen Strategie, mit der das Interview gerupft wurde, fuhrwerkt man also jetzt bei Wikipedia herum – und glaubt, der jungen Schauspielerin damit einen Gefallen zu tun.
Ich glaube, das ist ein Irrtum.
PS: Nur für den Fall, dass der fleißige Radierer nachhaltigen Erfolg haben sollte, folgt hier die von mir modifizierte Passage im Wikipedia-Eintrag, die ihm so unerträglich ist:
„Im Januar 2007 ließ Hannah Herzsprung einen Interviewtext des U_mag, der ihr zur Autorisierung vorgelegt wurde, stark zusammenstreichen. Das Magazin entschloss sich daraufhin, das Interview inklusive der von Herzsprung geschwärzten Stellen abzudrucken.“
Empörend, nicht?
wie war das mit dem reissack schnell nochmal?
AntwortenLöschenDas war so: Wo immer einer umgestoßen wird, stell ihn wieder auf.
AntwortenLöschenfeigling: in china, in china ist das mit dem reissack der fall. der hier ist uns direkt vor die füsse gefallen und daher von ausserordentlichem interesse.
AntwortenLöschenIch weiß ja nicht, ich weiß ja nicht. Sicher war die Streichwut ein wenig übertrieben und sicher darf eine Redaktion ihren Unmut darüber äußern.
AntwortenLöschenAber ist es "biografisch relevant" für eine junge Schauspielerin, dass ihr Management sich unprofessionell verhält? Wobei "unprofessionell" auch noch relativ ist - gestrichen und redigiert wird im nachhinein schließlich immer. Wie viel wäre denn ok gewesen?
Blogs als Pranger und Ausdruck persönlichen (!) Unmutes - schön und gut. Aber was soll der geänderte Eintrag auf wikipedia bewirken? Zumal die hier zitierte Passage doch stark den Eindruck hinterlässt, dass es sich bei dem Zusammenstreichen des Interviewys um einen empörenden Einzelfall handeln würde. Was ja nun wirklich nicht der Fall ist.
In diesem Ausmaß schon.
AntwortenLöschenDeshalb meine Frage: Wie viel wäre denn ok gewesen? Und müssen Management-Entscheidungen in einem Biografie-Eintrag der Schauspielerin erscheinen? Meiner Meinung nach nicht. zumal der Eintrag auch noch die unschöne Färbung aufweist: "hat für Aufsehen gesorgt". Sorry, aber "für Aufsehen sorgen" ist nun wirklich soi was von subjektiv.
AntwortenLöschenOk, mittlerweile sieht der Eintrag ja schon etwas sachlicher aus ;-) Jetzt muss eigentlich nur noch klargestellt werden, ob das Streichkonzert (höhö) von ihr selbst oder vom Management veranstaltet worden ist.
AntwortenLöschenAlles in allem ist die ganze Aktion aber wieder einmal ein Zeichen dafür, dass Wikipedia mit Vorsicht zu genießen ist.
moin,
AntwortenLöschenwer ist denn bitte hannah herzsprung, dass man hier so ein gewese um die tante macht?
ich verstehe ja die empörung des aufrechten journalisten ob der schwachsinnigkeit erst interviews zu geben um sein gequatsche dann wieder zusammenzustreichen, aber die relevanz ist damit immer noch nicht gegeben und schon dreimal nicht für einen eintrag in einer ENZYKLOPÄDIE.
ich leg' mich wieder hin...
Lächeln muss ich beim Anblick des Radiergummis. Denn genau DAS ist ein wichtiges und völlig normales Instrument bei Wikipedia, das hilft, Artikel zu verbessern, Diskussionen zu ermöglichen und somit einen Konsens über Inhalte zu erzeugen. Ich habe mich zum einen ein wenig gefragt, wenn so etwas doch dauernd in deutschen Redaktionen passiert, warum man durch solche Aktionen ausgerechnet bei einer Newcomerin zuschlägt. Zum anderen haben die betreffenden Journalisten ihren Job offenbar nicht begriffen; eine der obersten Regeln sollte sein, Respekt vor der Person und auch vor sich ändernden Meinungen zu bewahren. Das ist hier nicht gegeben. Ansonsten schließe ich mich gerne Ramses und Alex an, aber überlasse den Eintrag nun anderen. Die "Relevanz" klärt sich sowieso mit der Zeit und einem hoffentlich qualitativ wachsenden Artikel.
AntwortenLöschenMehrlicht: Die Journalisten haben evidenterweise ihren Job sehr wohl begriffen. Und zwar genau richtig: Zensur gehört angeprangert. Egal, ob es sich bei der zensierenden Stelle um die Stasi, die NSA oder nur eine sympathische Schauspielerin handelt.
AntwortenLöschenOb nun die Relevanz in bezug auf ihren Lebenslauf bei Wikipedia gegeben ist, ist durchaus eine andere Frage. Da muß ich auch gestehen, daß ich die Streichung als legitim erachte: Eine solche Verfehlung muß nicht unbedingt in einen Lexikonartikel.
Es ist allerhöchstens Selbstzensur (und überdies begrüßenswert, denn Selbstkritik bzw. Überdenken des eigenen Standpunktes respektive Bildes in der Öffentlichkeit ist doch völlig ok), wenn eine Schauspielerin nachträglich ihre eigenen geäußerten Sätze revidiert. Es wäre das Normalste von der Welt gewesen, die neue Fassung abzudrucken, schon allein aus Respekt vor der Person.
AntwortenLöschenMehrlicht, das ist naiv. Meist steckt hinter dem Autorisierungswunsch schlicht der Versuch des Managements, das Image seines Schützlings penibel zu steuern und alles, was über ihn veröffentlicht wird, bis ins letzte zu kontrollieren. Dabei kommen normierte, nach allen Seiten abgesicherte Texte heraus, die kein Mensch lesen will, weil sie sich von PR nicht mehr unterscheiden - und bei denen man natürlich nichts mehr über einen Künstler erfährt, sondern nur etwas über stinklangweiliges Imagedesign.
AntwortenLöschenZum Glück sind solche Ambitionen noch immer die Ausnahme, wie ich hier einmal klarstellen muss. Musiker zum Beispiel suchen so gut wie nie den Kampf mit Redaktionen, um Autorisierungen zu erreichen. Anders bei Schauspielern: Dort ist der Virus voll ausgebrochen, dank panischer Managements.
Übrigens haben wir ja die neue Fassung abgedruckt ...! Sie können doch genau das lesen, was die Mimin noch übriggelassen hat. Was der Abdruck in dieser Form leistet, ist eine Zusatzinformation für das Publikum. Er erlaubt einen Einblick in Usancen, die den Lesern gemeinhin verborgen bleiben. Und das kann durchaus nützlich sein bei der Beurteilung von Artikeln, finden Sie nicht?
Wenn ich einen Roman lese, will ich nicht wissen, mit wievielen Streichungen, Verwerfungen und Überwerfungen mit Verlagen und Lektoren der Roman entstanden ist. Ich will als Leser das Endprodukt, den Roman, lesen. Und der Verlag hat den Auftrag, selbigen zu veröffentlichen und nicht das "Drumherum". "Nützlich" ist die Veröffentlichung von U_mag höchstens für Medien- oder Kommunikationswissenschaftler, für Otto Normalleser kommt nicht mehr als dummer Aktionismus heraus.
AntwortenLöschenIm übrigen: eine gute Agentur arbeitet sehr eng mit dem Schützling zusammen. Und genau für das Image und die Vermarktung ist sie ja auch da. Warum also gegen Windmühlen kämpfen, die ja durchaus ihren Sinn haben!?
Journalisten sind aber nicht die devoten Erfüllungsgehilfen einer Agentur, sondern im Auftrag ihres Publikums unterwegs. Und das findet die Reklame üblicherweise neben den Artikeln – und nicht mittendrin.
AntwortenLöschenMehrlicht, glaube mir: Ich als absoluter Normal-Leser fand das Interview in der abgedruckten Form, also mit der Zusatzinformation über die Entstehungsgeschichte, etwa 100 Mal interessanter als es die gekürzte (und unendlich lahne) Endfassung gewesen wäre.
AntwortenLöschenIch muss alerdings sagen, dass mir die gute Hannah Herzsprung langsam etwas Leid tut. Ich würde deshalb vorschlagen, dass SIE ihrem Management mal so richtig den Kopf wäscht, sich zudem für die Zukunft mehr Mut vornimmt und dass WIR alle dafür den Vorfall einfach vergessen.
Einen kleinen Trost habe ich immerhin noch für die Gebeutelte: Durch die Interview-Aktion und Matts Blog-Eintrag bin ich derartig nachhaltig auf ihren Namen aufmerksam gemacht worden, dass er mir nun auch an anderer Stelle auffällt, was ohne den (schon fast vergessenen ...) Vorfall sicherlich nicht der Fall gewesen wäre. Und siehe an: Sie soll ja eine wirklich tolle Schauspielerin sein!
Ich dann auch noch mal. Ich frinde die Reaktion des U_Mag ja im Prinzip gut und bemerkenswert.
AntwortenLöschenDie Sache hat nur eben einen faden bis bitteren Beigeschmack. Bis jetzt wurde nicht geklärt (und wenn, wird es im einleitenden Text nicht erwähnt, was die Sache nicht besser machen würde): Hat Herzsprung das Interview redigiert oder ihr Management? Ich tippe auf letzteres. Und das ist der Unterschied. Wir reden hier nicht von einem Götz George, sondern von einer Jungschauspielerin, die mit Sicherheit noch nicht gelernt hat, auf dem Drahtseil "Medien" zu balancieren.
Wie auch immer. Das U_Mag hat sich entschlossen, Frau Herzsprung zu zeigen: Wir lassen nicht alles mit uns machen. Schön und gut, kommen wir nun zu wikipedia. An welcher Stelle erwartet der geneigte (und der Logik zugeneigte) Leser die Erwähnung, dass das U_mag im Januar ein Herzsprung-Interview geschwärzt gedruckt hat? Genau. Im Wikipedia-Eintrag zum U_Mag. Den zu schreiben war aber offensichtlkich zu viel Arbeit, also landet der Hinweis im Herzsprung-Eintrag. Für miich nicht nachvollziehbar, aber darum soll es jetzt mal nicht gehen.
Als unbedarfter Nutzer auf der Suche nach Informationen über die Schauspielerin stoße ich jetzt auf den Eintrag und lese, was da steht. Was denke ich dann? Ich denke: "Achgottachgott, arme gebeutelte Schreiberseele, dem Herrn wurde Unrecht angetan und nun muss er es rauslassen, sonst zerbricht er."
Der Eintrag, so wie er ist, stellt das U_Mag als Mimose dar. Stark zusammengestrichen? Was ist denn stark? es muss doch der Eindruck entstehen, der Interviewer ist erbost darüber, dass im Nachhinein einige seiner ach so intelligenten Fragen einfach nicht gewürdigt wurden. Gekränkte Eitelkeit statt Einsatz für die Souveränität der Presse - das ist es, was dabei hängen bleibt. Der Ersteller verlässt sich zwar darauf, dass der interessierte Nutzer auch die Quellenlinks anklickt. Das tun aber die wenigsten.
Mensch, das ist ja die Tochter des in meiner Jugend beliebten TV-Serien-Schauspielers Bernd Herzsprung! Schon wieder was über die Dame dazu gelernt - und alles nur wegen des geschwärzten Interviews!
AntwortenLöschenNaja. Autorisierungen sind eine gute und wichtige Sache. Denn andersrum wird ja auch ein Schuh draus: Ich gebe ein Interview und finde grob entstellte Aussagen gedruckt vor. Sowas passiert ja auch, oder nicht?
AntwortenLöschenDass der PR-Wahn diesen Arbeitsschritt erfaßt hat, ist bedauerlich. Das gilt ja nicht nur für Schauspieler, sondern auch und in besonderem Maße für Politker. Ich denke, es gibt für die Redaktion nur eines. An Stelle eines Interviews gibt es eine Geschichte, die autorisierte Passagen verwendet und darauf hinweist, das ein eigentlich geführtes Interview nicht abgedruckt wurde, weil es vom Interviewten bis zur Unkenntlichkeit gestrichen wurde.
Oder aber man läßt es ganz. Das finde ich die schönere Alternative, denn Sternchen wie die nun Betroffene Schauspielerin sind ja dringend auf eine große Öffentlichkeit angewiesen. Und die PR-Wichtigen lernen schnell.
Schwärzen kann man natürlich auch mal machen. Ich finde aber so etwas ist angebrachter, wenn es sich um tatsächlich Prominente handelt. Möglicherweise sollte sich das U-Mag mal um ein Gespräch mit dem Herrn Stoiber bemühen. Kostet aber Aufpreis bei der Druckerei. Für die viele schwarze Extrafarbe.
Eine Tageszeitung in Ostdeutschland (Gedächtnis = Sieb) hat vor zwei, drei Jahren mal einen großen leeren Kasten gedruckt. Dort hätte das Interview stehen sollen - wäre es nicht vom Politiker komplett umredigiert worden.
AntwortenLöschenLeider denken die meisten Zeitungsleser ja immer noch, ein Interview sei etwas, bei dem sich Journalist und Befragter "gegenübersaßen" (haha), ein Gespräch führten und dies quasi als "Protokoll" ohne "Ähs" und "Öhs" in der Zeitung veröffentlichen. Dabei gibt es wohl kaum etwas so künstlich Zusammengeklaubtes wie diese Textform. Gerne auch: die Fragen vieler Kollegen auf großen Pressekonferenzen mitsamt den Antworten als Frage-und-Antwort-Text zusammenstellen und als "eigenes" Interview drucken.
Dem Leser ab und an diese Mechanismen auch deutlich zu machen, halte ich für ziemlich richtig.
Herzlichen Glueckwunsch Hannah Herzsprung zu Deinem Management. PR ist PR! Und natürlich danke auch an das U_mag. PR ist PR ;-)
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