19 Dezember 2005

Die Fundstücke des Tages

1. Die Aboverwalterin der Zeitschrift Konkret hat im Impressum keinen Vornamen, sondern heißt „Frau Gullasch“.

2. Truman Capote wurde geboren als „Truman Streckfus Persons“.


3. Unter der Webadresse www.kingkong.de verbirgt sich eine Personalberatung. Sie vermittelt aber keine Affen. Zumindest keine echten.


4. Der Hamburger Bauer-Verlag will zehn Schlussredakteure entlassen, „um die Qualität der Hefte zu steigern“ (sic!). Das ist ungefähr so, als würde Horst Seehofer seine Gammelfleischkontrolleure feuern, um die Qualität von Schweinehack zu steigern. Dazu würde mich mal die Meinung von Frau Gullasch interessieren.


Da diese vier Fundstücke nicht legal illustrierbar sind, kann ich genausogut die Spielhalle in Ottensen abbilden, an der ich heute nach der Arbeit vorbeilief.


Große Musik, die heute durch den iPod floss: „True love“ von Ed Townsend, „I put a spell on you“ von Nina Simone und „Moonshiner (live at Gaslight 1962)“ von Bob Dylan.


13 Kommentare:

  1. zu 4.)

    Die neue EU-Richtlinie macht aus echten Journalisten Weicheier. Für die 10 Schlussredakteure werden dafür maximal 2 für die käufliche Werbung/PR eingestellt.

    :-/.

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  2. Sie schaffen es tatsächlich immer wieder, selbst unglaublich hässlichen Gebäuden und Einrichtungen ein mindestens ein wenig Charme zu verleihen. Diese Spielhalle ist mir wohlbekannt und sieht mit unbewaffnetem Auge einfach nur genauso schäbig aus, wie man es erwartet. Großartig.

    Zum Inhalt des Artikels: Wissen Sie, bei dem, was ich in den heutigen Zeitungen an sprachlichem Unsinn lese, wundern mich solche Meldungen gar nicht mehr. Wie Joshua schon sagte: Lieber ein paar Anzeigenverkäufer und PR-Leute einstellen und dafür auf die Lesbarkeit verzichten.

    aber wir internädder sin ja auch selbs shUld drann wnen wir auf niox mär achden. ;-)

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  3. Was mir Angst macht: Es wachsen junge Leute nach, die kein Deutsch mehr können (Stichwort: Pisa-Generation) und denen es deshalb auch schnuppe sein wird, welches Deutsch sie von den Printmedien vorgesetzt bekommen. Blogs wie Ihrer, verehrter GP, gehören ja jetzt schon zu den Refugien ansprechender Stilistik und korrekter Grammatik. Vielleicht ist das die Aufgabe eines Teils der Blogosphäre: dem Sprachhedonismus Asyl zu gewähren. Da bin ich gerne dabei.

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  4. Ich hoffe doch sehr, dass Deine Suche nach Frau Gullasch dem Zwecke eines Aboabschlusses oder etwas Ähnlichem diente und nicht etwa dem Gegenteil. "Konkret"-Abos sollten grundsätzlich nicht gekündigt werden.

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  5. Natürlich würde ich niemals ein Konkret-Abo kündigen. Ich stieß bei einer inhaltlichen Recherche auf die Website – Frau Gullasch ist also sozusagen ein Kollateralschaden.

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  6. Ist die deutsche PISA-Generation nicht schon genug gebeutelt durch die Rechtschreibreformen?

    Ich kann den Kids keine Schuld geben. Diese Reformen schufen nur Unsicherheit, Unsicherheit auch bei den Kids, wenn es darum geht, essentielle Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Das trauen sich immer weniger.

    Warum auch, sollen sie klüger sein, wie ihre Väter, die in einer 2-sprachigen Rechtschreibung leben?

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  7. Die Rechtschreibreform ist wahrscheinlich ein eher kleines Problem. Dass deutsche Schüler so weit zurückgefallen sind im europäischen Vergleich, liegt wohl eher an fehlender vorschulischer Förderung und am mangelhaften didaktischen Niveau des Kindergartenpersonals. Wenn man da ansetzte, könnte man Welten bewegen – in den ersten Jahren lernen Kinder am schnellsten, intensivsten und nachhaltigsten. Und diese Jahre lässt man sie vertrödeln mit dem Aufeinandersetzen von Bauklötzchen. Es ist eine Tragik.

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  8. Das einzige, was Eltern machen können, ist: Zwei Kinder bekommen, möglichst rasch hintereinander. Wenn sie Glück haben, ist das zweite sehr wissbegierig und bemüht sich, während der große Bruder oder die große Schwester schon zur Schule geht, auch um das Erlernen von Buchstaben, Zahlen etc. Dann geht es sozusagen "geschwistergefördert" in die Grundschule. Und wenn man Glück hat, ist dann nur der oder die Erstgeborene ein Tölpel ...

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  9. Ich weiß nicht, Matt. Grammatik lernen, statt kreativ mit Bauklätzen zu spielen? Haben diese nicht auch ihre Daseinsberechtigung im Sinne des Aufbaus von Verständnis über Zusammenhänge?

    Ich glaube in der Tat, daß es zwei sehr schwerwiegende Gründe, aber eigentlich nur einen Hauptgrund gibt.

    Die Rechtschreibreform ist dabei eher eine Folge, sie jedenfalls führt zu Verunsicherung bei Erwachsenen und Kindern, das Gefühl, es gäbe eine Instanz (bspw. Eltern und Lehrer), die über alle sprachlichen Dinge Bescheid weiß, entfällt.

    Aber der Hauptgrund ist das mangelnde Interesse meiner Generation. Noch meine Eltern haben sehr auf korrekte Rechtschreibung geachtet. Aber mit der Generation derjenigen, die in den 70ern gebohren wurden, entstand eine „Scheißegal-“Haltung der Sprache gegenüber. Dieser Trend setzte sich verstärkt fort, denn wenn schon die Eltern (und mittlerweile sogar Lehrer!) kein Sprachgefühl mehr haben - wie sollen es die Kinder dann lernen?

    Glücklicherweise gibt es eine stärker werdende Gegenbewegung, wie immer bei solchen Angelegenheiten...

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  10. Klar, nichts gegen Bauklötze. Aber in Ländern mit guter Vorschule und späterer Ganztagsschule schneiden Schüler besser bei der Pisa-Studie ab, sie machen früher Abitur, schließen früher Studium und Promotion ab, sind somit früher und länger aktiv und produktiv. Es muss da einen Zusammenhang geben.

    Die dilettantisch durchgeführte Rechtschreibreform hierzulande tut ihr Übriges.

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  11. Aber die deutschen Schüler waren ja früher auch mal besser. Ohne Ganztagsschule. Ich bin übrigens extrem gegen eine ganztägige Staatserziehung unserer Kinder. Das muß Sache der Eltern sein. HJ und FDJ haben sich NICHT bewährt ;-)

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  12. Na, na, wir sind ja kein totalitärer Staat. In Frankreich funktioniert das zum Beispiel sehr gut – und erhöht die berufliche Flexibilität der Eltern.

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  13. War ja auch bewußt übertrieben. Ich persönlich halte einfach wenig davon, dem Staat zu früh Kontrolle über erzieherische Maßnahmen zu geben. Genaugenommen halte ich Erziehung überhaupt nicht für die Aufgabe des Staates. Sondern für die der Eltern. Der Staat hat in meinen Augen ausschließlich eine Bildungsaufgabe - und die könnte er auch ohn Ganztagsschule erreichen, wenn man sich die hervorragenden Ergebnisse unseres Bildungssystems vor 20, 30 Jahren ansieht.

    Ist ja auch immer Betrachtungsfrage und ich kann auch diejenigen verstehen, die die Aufgabe des Staates anders sehen. Ich persönlich bin nunmal in hohem Maße der Einrichtung Staat gegenüber kritisch. Dafür zu wenig bei Unternehmen ...

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