In einem anderen Blog las ich unlängst, wie mulmig einem wird, wenn man direkt am Transenstrich in der Schmuckstraße wohnt und ein Elternbesuch ansteht. So ähnlich geht es mir dieses Wochenende.
Die beiden älteren Herrschaften kommen aus einem frommen hessischen Dörfchen und müssen jetzt zwischen Peepshows, Sexkinos und Betteljunkies hindurch slalomieren, um Sohn und Schwiegertochter in der Seilerstraße aufzusuchen. Wir lotsen sie möglichst um die neuralgischen Punkte herum, führen sie sogar in die beruhigend weit vom Sündenpfuhl entfernte AOL-Arena (Westtribüne, Block 16c), um den HSV gegen Hertha siegen zu sehen.
Statt heißer Ohren auf dem Kiez holen sie sich also nur kalte Füße im Stadion an der Müllverbrennungsanlage. Und müssen hinterher feststellen, dass dort nach dem Spiel genauso viele Taxis herumstehen wie in ihrem kleinen frommen hessischen Dörfchen an der Hauptstraße: nämlich null. Weltstadt Hamburg.
Also muss ich mich mit Frau und Eltern bang in die rücksichtslose Menschenmasse stürzen, die in einen der Shuttle-Busse eindringen will – und zwar alle Mann gleichzeitig, sofort und ohne Rücksicht auf Verluste oder ältere Herrschaften. Meine Mutter entpuppt sich indes als robuste Ellbogenscharfschützin, ich remple, schiebe und stoße staunend hinter ihr her.
Abends gibt es Hirschgulasch.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Cosmic trigger“ von Axiom Ambient, „Flammende Herzen“ von Michael Rother und „Clue“ von Roedelius.
Wer bloggt denn von der Schmuckstraße?
AntwortenLöschenIch bin immer intressiert an Geschichten aus unserm schönen Stadtteil.
Ich habe den Blog leider trotz ausführlicher Googelei nicht wiedergefunden, sonst hätte ich den Beitrag natürlich verlinkt. Wenn's doch noch klappt, wird das nachgeholt.
AntwortenLöschenIch staune, Sie hören noch den Michael Rother? Wirklich sehr breitbandig, Respekt.
AntwortenLöschenManchmal höre ich sogar noch den Elvis. Oder den Mozart. ;-)
AntwortenLöschenDas tun wir doch alle. Aber Flammende Herzen war 1976 auch nur ein kleiner Renner, das wissen nicht mehr viele. Ich hab die LP noch und bleibe dabei: Respekt!
AntwortenLöschenDer Herr Rother ist übrigens ein hochverehrtes Vorbild manch neokrautiger Jungbands wie die Amerikaner Secret Machines. Bei den letzten beiden Konzerten in Hamburg sprang er jeweils zu den Zugaben auf die Bühne und rockte mit ihnen sein hypnotisches „Rauf und runter". Glorios!
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