13 Oktober 2005

Die verschwenderischen Zapfer

Mein Freund Gunnar, ein Profifotograf, hat sich die Bilder in diesem Blog mal angeschaut und kam zu dem fachkundigen Schluss, ich sei eindeutig ein „Stilllifer“.

Abgesehen davon, dass ein Wort, welches mit fünf strikt vertikal gebauten Buchstaben in Folge glänzt, nur Bewunderung verdient (selbst wenn es ein Anglizismus ist), so stimmt das absolut. Ich kann nur das halbwegs, was sich nicht bewegt.


Als neuerlicher Beweis mag das heutige Foto dienen, unlängst am Museum der Arbeit in Barmbek aufgenommen - obwohl der Kondensstreifen sich genau genommen schon irgendwie bewegt. Aber er atmet nicht, das ist wichtig.

Übrigens ist es auch meiner fotografischen Menschenscheu zu schulden und den grundsätzlichen Problemen, die es aufwirft, wenn man Fremde ohne ihr Einverständnis ablichtet, dass ich die folgende kleine Geschichte nicht bebildere.


Vor einigen Tagen sah ich am Rande des Heilggeistfeldes zwei abgerissene ältere Männer auf einer Bank sitzen. Sie beugten sich zueinander, als konzentrierten sie sich auf etwas. Im Vorübergehen sah ich, was es war.

Sie hatten ein Fünfliterfässchen Warsteiner zwischen sich auf der Bank stehen, und einer von ihnen versuchte das durch den Zapfhahn fließende Bier in eine leere Flasche zu füllen. Da der Strahl aber breiter war als die Halsöffnung, floß ein Gutteil davon auf den Bürgersteig. Wahrscheinlich hatten die beiden extra lange ihr Erbetteltes angespart, um sich eine preisgünstigere Großpackung leisten zu können - und dann das: keine Gläser. Das Leben ist kompliziert.


Ab heute gibt es an dieser Stelle übrigens immer die Songs des Tages. Nur zur Selbstvergewisserung. Und für die, die es interessiert. Heute also floß folgende große Musik durch meinen iPod: „Big Louise“ von Scott Walker, „Cripple Crow“ von Devendra Banhart und „Animal“ von Orenda Fink.

Natürlich noch viel mehr, denn ich war im Fitnessstudio, wo übrigens - o Wunder! - die Musik diesmal nicht ganz so schrecklich war wie im Eintrag „Das Fitnessstudio“
beschrieben (siehe September); und außerdem war sie auch etwas leiser, so dass ich die oben beschriebene große Musik sogar hören konnte, ohne meinen Hypotalamus persönlich mit den Ohrstöpseln bekannt machen zu müssen.

Sollte diese erfreuliche Entwicklung etwa daran liegen, dass ich bei der Bundeszentrale des Betreibers dezent auf den Blog-Eintrag „Das Fitnessstudio“ aufmerksam gemacht habe? Wenn ja, dann ist das der Beweis: Man kann die Welt ändern.

ICH kann die Welt ändern.


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