Sehr geehrter Herr German Psycho,heute habe ich ein zugegeben ungewöhnliches Anliegen an Sie, doch es ist sehr wichtig. So wichtig, dass ich gar die Form eines offenen Briefes wähle. Eingedenk der Befürchtung, mein Appell könnte Ihnen nicht behagen, ja sogar Ihren Ekel erregen, setze ich auf den öffentlichen Druck, den ein offener Brief gemeinhin auszulösen imstande ist. Und natürlich auf Ihre Vernunft und Einsichtsfähigkeit.
Hiermit also appelliere ich inständig an Sie: Wählen Sie heute bei der Hamburger Bürgerschaftswahl die FDP!
Wahrscheinlich verwundert Sie dieses Anliegen im höchsten Maße, war ich Ihnen doch bisher noch nie als Anhänger eines Westerwelle oder gar einer Suding aufgefallen. Und in der Tat, das ist auch weiterhin so. Doch manchmal muss man taktisch denken, und heute ist so ein Tag.
Denn nur, verehrter Herr German Psycho, wenn die Liberalen die 5-Prozent-Marke schnackeln, wird die Gefahr einer Alleinherrschaft von Olaf Scholz’ SPD sicher zu bannen sein – und bei diesem Unterfangen setze ich ganz und gar auf Sie.
Das liegt, wie Ihnen sicherlich bereits dämmert, an Ihrer staatsbürgerlichen Vergangenheit. Denn Sie haben bereits mehrfach bewiesen, im Bedarfsfall sowohl psychisch als auch physisch in der Lage zu sein, FDP zu wählen. Und deshalb erwarte ich nun diesen Dienst am hanseatischen Volk von Ihnen.
Klar, Sie sind, wie ich weiß, bitter enttäuscht von Schwarz-Gelb auf Bundesebene und wollten eigentlich keinesfalls mehr die Gelben wählen, auch nicht bei einer Landtagswahl. Wer könnte das besser verstehen als ich, und doch müssen Sie!
Wahrscheinlich wundern Sie sich nun, warum ich nicht selbst bereit bin, dieses beträchtliche Opfer zu bringen. Das will ich Ihnen gerne sagen: Ich kann nicht. Ich bin dazu schlicht nicht in der Lage. Meine Finger würden es in der Wahlkabine nicht schaffen, den Stift in Richtung der entsprechenden Felder zu führen. Ich habe es testweise auf dem Musterwahlzettel einmal ausprobiert, aber es geht einfach nicht, echt nicht.
Und das ist der Grund, sehr geehrter Herr German Psycho, weshalb Sie es tun müssen, nur einmal noch, bitte. Pro bono, contra Olaf, verstehen Sie?
Und jetzt tun Sie’s, verdammte Hacke!
Mit freundlichen Grüßen
Matt



































