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03 Oktober 2012
02 Oktober 2012
Meine Begegnung mit dem Hulk
Nach mehr als einem Jahr des Trainierens haben sich an der Beinpresse im Fitnessstudio 170 Pfund als mein persönliches Optimum herauskristallisiert.
Die erste Übungsausführung hat es zwar jedes Mal ganz schön in sich, weil der Anfangswiderstand überwunden werden muss. Ist das aber erst einmal geschafft, ringe ich mir in der Folge rund 70 Wiederholungen ab, plus 100 kurze.
Gut, die Latte an der Beinpresse lag auch schon mal eine Zeitlang auf 190 Pfund, doch da ächzten und knirschten meine Knie derart, dass ich ihrem Gnadengesuch stattgab. Schließlich tu ich das alles nur für sie: Muskelaufbau zwecks Entlastung der verschlissenen Gelenke. Dazu sag ich an dieser Stelle nicht mehr, sonst wird es schnell unappetitlich, und Ms. Columbo liest diesen Eintrag nicht zu Ende.
Während ich am Samstag mein Programm an der Beinpresse durchzog, schnürte ein Hulk Marke Deathmetalroadie durchs Studio. Seine Wallelocken fielen ihm bis auf die Schultern, mit denen Samson den Einsturz selbst des Burj al Arab mühelos verhindert hätte.
Der Hulk trug Grungebart und Holzfällerhemd, jede seiner Waden waren praller als Claudia Roths Oberschenkel zusammen. Insgesamt gab der nicht eben hochgewachsene Mann dadurch eine erstaunlich quadratische Figur ab. Das Verhältnis Länge zu Breite war allenfalls 1,2:1, wenn überhaupt.
Er schlenderte durch den Raum, schaute sich interessiert die Geräte an, setzte sich mal hier-, mal dorthin, probierte, zog und drückte. Irgendwann saß er auch an der oben erwähnten Beinpresse.
Einen Fuß hatte er auf die Platte gestellt, den anderen auf den Boden. Und jetzt drückte er mit ungefähr jener Anstrengung, mit der eine Geisha den Fächer führt, um dir Luft zuzufächeln, die Platte vor und zurück. Hätte nur noch gefehlt, dass er sich dabei eine Büchse Bier aufmacht und in der neuen Ausgabe des Metal Hammer blättert.
Einen Blick aufs eingestellte Gewicht konnte ich leider nicht erhaschen. Dabei hätte ich schon brennend gern gewusst, was er sich da so aufgelegt hatte und warum er das Ganze ein- und nicht zweibeinig drückte.
Ich absolvierte weiter mein Programm und behielt den Trumm unauffällig im Auge. Irgendwann griff er nach seinem Handtuch und verließ das Gerät. Ich wartete kurz, damit meine Neugier nicht auffiel, und näherte mich dann wie zufällig der Beinpresse.
Zunächst fand ich den Stift gar nicht, der das Gewicht einstellt. Mein Blick wanderte nach unten, immer tiefer und tiefer, und dann sah ich es.
Hulk hatte 490 Pfund gedrückt, das Höchstgewicht. Mit einem Bein.
Ich fühlte mich ein wenig betäubt. Hochgerechnet auf beide Beine heißt das: Der Mann wäre in der Lage, an der Beinpresse, wo ich die Überwindung des Anfangswiderstands von 170 Pfund routinemäßig mit einem erbärmlichen Ächzen zwangskommentiere, ungefähr eine halbe Tonne zu drücken.
Was macht so einer beruflich – hebt er den Bandbus von Motörhead in Parklücken, die zum Rangieren zu eng sind? Übt er Speerwerfen mit Baumstämmen? Jongliert er zum Aufwärmen nicht mit Kegeln, sondern mit Otti Fischer?
170 ist eine ziemlich fade Zahl, ehrlich gesagt.
Die erste Übungsausführung hat es zwar jedes Mal ganz schön in sich, weil der Anfangswiderstand überwunden werden muss. Ist das aber erst einmal geschafft, ringe ich mir in der Folge rund 70 Wiederholungen ab, plus 100 kurze.
Gut, die Latte an der Beinpresse lag auch schon mal eine Zeitlang auf 190 Pfund, doch da ächzten und knirschten meine Knie derart, dass ich ihrem Gnadengesuch stattgab. Schließlich tu ich das alles nur für sie: Muskelaufbau zwecks Entlastung der verschlissenen Gelenke. Dazu sag ich an dieser Stelle nicht mehr, sonst wird es schnell unappetitlich, und Ms. Columbo liest diesen Eintrag nicht zu Ende.
Während ich am Samstag mein Programm an der Beinpresse durchzog, schnürte ein Hulk Marke Deathmetalroadie durchs Studio. Seine Wallelocken fielen ihm bis auf die Schultern, mit denen Samson den Einsturz selbst des Burj al Arab mühelos verhindert hätte.
Der Hulk trug Grungebart und Holzfällerhemd, jede seiner Waden waren praller als Claudia Roths Oberschenkel zusammen. Insgesamt gab der nicht eben hochgewachsene Mann dadurch eine erstaunlich quadratische Figur ab. Das Verhältnis Länge zu Breite war allenfalls 1,2:1, wenn überhaupt.
Er schlenderte durch den Raum, schaute sich interessiert die Geräte an, setzte sich mal hier-, mal dorthin, probierte, zog und drückte. Irgendwann saß er auch an der oben erwähnten Beinpresse.
Einen Fuß hatte er auf die Platte gestellt, den anderen auf den Boden. Und jetzt drückte er mit ungefähr jener Anstrengung, mit der eine Geisha den Fächer führt, um dir Luft zuzufächeln, die Platte vor und zurück. Hätte nur noch gefehlt, dass er sich dabei eine Büchse Bier aufmacht und in der neuen Ausgabe des Metal Hammer blättert.
Einen Blick aufs eingestellte Gewicht konnte ich leider nicht erhaschen. Dabei hätte ich schon brennend gern gewusst, was er sich da so aufgelegt hatte und warum er das Ganze ein- und nicht zweibeinig drückte.
Ich absolvierte weiter mein Programm und behielt den Trumm unauffällig im Auge. Irgendwann griff er nach seinem Handtuch und verließ das Gerät. Ich wartete kurz, damit meine Neugier nicht auffiel, und näherte mich dann wie zufällig der Beinpresse.
Zunächst fand ich den Stift gar nicht, der das Gewicht einstellt. Mein Blick wanderte nach unten, immer tiefer und tiefer, und dann sah ich es.
Hulk hatte 490 Pfund gedrückt, das Höchstgewicht. Mit einem Bein.
Ich fühlte mich ein wenig betäubt. Hochgerechnet auf beide Beine heißt das: Der Mann wäre in der Lage, an der Beinpresse, wo ich die Überwindung des Anfangswiderstands von 170 Pfund routinemäßig mit einem erbärmlichen Ächzen zwangskommentiere, ungefähr eine halbe Tonne zu drücken.
Was macht so einer beruflich – hebt er den Bandbus von Motörhead in Parklücken, die zum Rangieren zu eng sind? Übt er Speerwerfen mit Baumstämmen? Jongliert er zum Aufwärmen nicht mit Kegeln, sondern mit Otti Fischer?
170 ist eine ziemlich fade Zahl, ehrlich gesagt.
30 September 2012
Volksverdummung auf dem Kiez
Hier in St. Pauli stößt man zurzeit öfter auf das oben abgebildete Plakat; es wendet sich gegen die Gentrifizierung unseres Viertels. Inhaltlich kann man das ja durchaus gutheißen – doch ästhetisch ganz und gar nicht.
Wir beide, Ms. Columbo und ich, fühlten uns jedenfalls unisono an antijüdische Hetzplakate der Nazis erinnert: Ein ins Groteske übersteigertes Menschenmonster – Goebbels hätte von „Volksschädling“ gesprochen – macht sich über etwas her, das eigentlich uns allen gehört. Die Grundidee des Plakats steht verblüffend unverblümt in dieser Propagandatradition; die volksverdummende Plumpheit der Darstellung ebenso.
Hier zum Vergleich zwei historische antisemitische Beispiele (Quellen: links, rechts), von deren Überzeugungskraft sich die hiesigen Antigentrifizierer anscheinend inspirieren ließen:
Man könnte fast zum Fan der Gentrifizierung werden.
Wir beide, Ms. Columbo und ich, fühlten uns jedenfalls unisono an antijüdische Hetzplakate der Nazis erinnert: Ein ins Groteske übersteigertes Menschenmonster – Goebbels hätte von „Volksschädling“ gesprochen – macht sich über etwas her, das eigentlich uns allen gehört. Die Grundidee des Plakats steht verblüffend unverblümt in dieser Propagandatradition; die volksverdummende Plumpheit der Darstellung ebenso.
Hier zum Vergleich zwei historische antisemitische Beispiele (Quellen: links, rechts), von deren Überzeugungskraft sich die hiesigen Antigentrifizierer anscheinend inspirieren ließen:
Man könnte fast zum Fan der Gentrifizierung werden.
27 September 2012
Pareidolie (49): Die Lösung des Roswell-Rätsels
Wenn wirklich 1947 in Roswell Aliens abgestürzt sind, dann weiß ich jetzt auch, wo und wie sie von der US-Regierung schließlich um die Ecke gebracht wurden:
im Hörnumer Hafen auf Sylt, erstickt mit einem armdicken Tau.
PS: Eine ganze Galerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.
im Hörnumer Hafen auf Sylt, erstickt mit einem armdicken Tau.
PS: Eine ganze Galerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.
26 September 2012
Öffentliche Selbstkritik
Ich muss ja eine hämische Genugtuung eingestehen, wenn Leute, die oberschlau dem denglischen Zeitgeist nach dem Mund reden wollen, orthografisch – und in der Folge auch semantisch – voll gegen die Wand fahren.
Dafür findet man natürlich überall Beispiele („Back Shop“ etc.), aber selten so schöne wie heute in Westerland auf Sylt. Der gute Jan Schwarze, der möglicherweise gar nicht mal schlecht darin ist, Sanitäreinrichtungen zu entwerfen, hat nämlich mit seinem „Bad Design“ ein wunderbares Eigentor geschossen.
Jeder Kunde aus dem englischen Sprachraum wird über so viel öffentlich demonstrierte Selbstkritik erstaunt sein und sich lieber einen Baddesigner suchen, der sein Handwerk auch versteht.
Und wer der deutschen Rechtschreibung halbwegs mächtig ist, wird dem guten Herrn Schwarze raten, sich künftig (nein: am besten gestern) vor Deppenleerzeichen tunlichst zu hüten.
Wie hiermit geschehen.
Dafür findet man natürlich überall Beispiele („Back Shop“ etc.), aber selten so schöne wie heute in Westerland auf Sylt. Der gute Jan Schwarze, der möglicherweise gar nicht mal schlecht darin ist, Sanitäreinrichtungen zu entwerfen, hat nämlich mit seinem „Bad Design“ ein wunderbares Eigentor geschossen.
Jeder Kunde aus dem englischen Sprachraum wird über so viel öffentlich demonstrierte Selbstkritik erstaunt sein und sich lieber einen Baddesigner suchen, der sein Handwerk auch versteht.
Und wer der deutschen Rechtschreibung halbwegs mächtig ist, wird dem guten Herrn Schwarze raten, sich künftig (nein: am besten gestern) vor Deppenleerzeichen tunlichst zu hüten.
Wie hiermit geschehen.
25 September 2012
Sylt unter
Hey, Ms. Columbo, sagte ich irgendwann im Juli sinngemäß zu Ms. Columbo, lass uns Ende September ein paar Tage auf Sylt verbringen. Spätsommer am Meer, verstehst du, mit Strand, Sonnenöl und Waffeleis, das wird ein Fest!
„Morgen“, sagt Ms. Columbo gerade in der Westerländer Ferienwohnung zu mir, wo wir tolle Filme auf DVD gucken, „soll laut Wetterbericht nur die Hälfte an Regen runterkommen.“
Das wird ein Fest!
„Morgen“, sagt Ms. Columbo gerade in der Westerländer Ferienwohnung zu mir, wo wir tolle Filme auf DVD gucken, „soll laut Wetterbericht nur die Hälfte an Regen runterkommen.“
Das wird ein Fest!
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Standort: Hamburg
Kjerstraße, 25980 Westerland, Deutschland
24 September 2012
Sooo Billstedt
Am dritten Tag des Reeperbahnfestivals machten sich allmählich Verschleiß-, wenn nicht gar Zerfallserscheinungen bemerkbar. So vergaß ich sowohl den Zettel mit meinem Tagesprogramm als auch meinen Fotopass.
Verstört irrte ich über den Kiez, wo zum Glück jeder zweite Laden reeperbahnfestivaltechnisch bespielt wurde. In einige kam man allerdings nicht mehr rein. Und vor anderen war die Schlange lächerlich lang.
Wegen des Rappers Cro, der die schrullige Angewohnheit hat, nur mit einer Pandamaske aufzutreten, reichte sie vom Docks bis fast zur Davidwache. Ohne mich! Stattdessen holte ich mir mein persönlich längstes Konzert des Festivals ab, nämlich eine volle Stunde Okta Logue im Angie’s.
Für das kürzeste sorgte hingegen die britische Rapperin Speech Debelle (Einschub: Mein saublödes Rechtschreibprogramm verbesserte ihren Namen gerade eigenmächtig in „Debile“). Ich erwischte sie just in dem Moment, als sie den letzten Vers ihres Auftritts ins Auditorium schmetterte und dann ging.
Was nach diesen handgestoppten 34 Sekunden blieb, war der rein optische Eindruck einer stämmigen Frau in Jogginghose. Der lustigste Moment des Festivals passierte aber im Café Five an der Reeperbahn und hatte mit Musik nichts zu tun.
Zwei junge Frauen stritten sich auf dem Damenklo, wie mir aus glaubwürdiger Quelle zugetragen wurde, bis der einen der Kragen platzte. „Halt die Klappe!“, rief sie ihrer Kontrahentin zu, „du klingst sooo Billstedt!“
Bei Billstedt, das für Nichthanseaten, handelt es sich um einen sogenannten Problemstadtteil, der gewiss zu den Hauptentsendungsgebieten der hier am Wochenende regelmäßig einfallenden Prollmassen gehören dürfte. Ja, es liegen mir sogar intuitive Indizien dafür vor, dass eventuell jemand aus Billstedt den abgebildeten Mümmelmann auf der Wandtapete der Hasenschaukel verschönert hat.
Wie auch immer: In ihrem von einem innigen Abgrenzungswunsch motivierten Ausruf „Du klingst sooo Billstedt!“ schien die junge Frau eine Herkunft aus einem kultivierteren Hamburger Stadtteil nahelegen zu wollen.
Mein Eindruck vom Kiezpublikum während der drei Festivaltage war ähnlich: Hier dominierten endlich mal nicht die krakeelenden Wer-ist-schneller-hackedicht-Heinis, sondern Indiefans aller Altersgruppen. Die Sauf-, Gröl- und Pöbelfraktion ging gleichsam in der Masse der Musikinteressierten unter, sie wurde komplett absorbiert.
Das Wochenende auf den Straßen St. Paulis war demzufolge geradezu eins zum Wohlfühlen, und diesen Satz habe ich noch nie in dieser Deutlichkeit ausgesprochen.
Daher mein Appell an die Verantwortlichen: Wiederholt bitte das Reeperbahnfestival jede Woche. Egal, wer dann noch sooo Billstedt klänge: Seine Stimme wäre nur noch ein Hintergrundrauschen.
Ich finde diesen Vorschlag übrigens ziemlich großartig.
Verstört irrte ich über den Kiez, wo zum Glück jeder zweite Laden reeperbahnfestivaltechnisch bespielt wurde. In einige kam man allerdings nicht mehr rein. Und vor anderen war die Schlange lächerlich lang.
Wegen des Rappers Cro, der die schrullige Angewohnheit hat, nur mit einer Pandamaske aufzutreten, reichte sie vom Docks bis fast zur Davidwache. Ohne mich! Stattdessen holte ich mir mein persönlich längstes Konzert des Festivals ab, nämlich eine volle Stunde Okta Logue im Angie’s.
Für das kürzeste sorgte hingegen die britische Rapperin Speech Debelle (Einschub: Mein saublödes Rechtschreibprogramm verbesserte ihren Namen gerade eigenmächtig in „Debile“). Ich erwischte sie just in dem Moment, als sie den letzten Vers ihres Auftritts ins Auditorium schmetterte und dann ging.
Was nach diesen handgestoppten 34 Sekunden blieb, war der rein optische Eindruck einer stämmigen Frau in Jogginghose. Der lustigste Moment des Festivals passierte aber im Café Five an der Reeperbahn und hatte mit Musik nichts zu tun.
Zwei junge Frauen stritten sich auf dem Damenklo, wie mir aus glaubwürdiger Quelle zugetragen wurde, bis der einen der Kragen platzte. „Halt die Klappe!“, rief sie ihrer Kontrahentin zu, „du klingst sooo Billstedt!“
Bei Billstedt, das für Nichthanseaten, handelt es sich um einen sogenannten Problemstadtteil, der gewiss zu den Hauptentsendungsgebieten der hier am Wochenende regelmäßig einfallenden Prollmassen gehören dürfte. Ja, es liegen mir sogar intuitive Indizien dafür vor, dass eventuell jemand aus Billstedt den abgebildeten Mümmelmann auf der Wandtapete der Hasenschaukel verschönert hat.
Wie auch immer: In ihrem von einem innigen Abgrenzungswunsch motivierten Ausruf „Du klingst sooo Billstedt!“ schien die junge Frau eine Herkunft aus einem kultivierteren Hamburger Stadtteil nahelegen zu wollen.
Mein Eindruck vom Kiezpublikum während der drei Festivaltage war ähnlich: Hier dominierten endlich mal nicht die krakeelenden Wer-ist-schneller-hackedicht-Heinis, sondern Indiefans aller Altersgruppen. Die Sauf-, Gröl- und Pöbelfraktion ging gleichsam in der Masse der Musikinteressierten unter, sie wurde komplett absorbiert.
Das Wochenende auf den Straßen St. Paulis war demzufolge geradezu eins zum Wohlfühlen, und diesen Satz habe ich noch nie in dieser Deutlichkeit ausgesprochen.
Daher mein Appell an die Verantwortlichen: Wiederholt bitte das Reeperbahnfestival jede Woche. Egal, wer dann noch sooo Billstedt klänge: Seine Stimme wäre nur noch ein Hintergrundrauschen.
Ich finde diesen Vorschlag übrigens ziemlich großartig.
23 September 2012
21 September 2012
Das Leben kann so einfach sein
Ich war ja sooo dumm.
Seit anderthalb Jahrzehnten suche ich nach einem Bannspruch, der mich schlagartig vom Kobern der Huren befreit. Anderthalb Jahrzehnte habe ich wirkungslose Konter gesetzt wie „Nein danke, ich bin verheiratet“ (Antwort: „Das kriegt die doch nicht mit.“) oder „Ich bin schwul“ (Antwort: „Ich dreh dich um.“).
Und gestern fliegt mir der Bannspruch wie zufällig zu, eine spontane Eingebung, die so naheliegend ist, dass ich mich frage, wieso ich nicht schon von anderthalb Jahrzehnten darauf gekommen bin.
„Kommste ma mit?“, fragt die Hure in der Davidstraße. „Nö“, sage ich. „Warum nicht?“ Und dann rutscht es mir raus, knapp, klar und schnörkellos:
„Kein Geld.“
Blam! Die Hure prallt zurück wie das Elbhochwassser vor der Flutschutzwand, dreht wortlos eine Pirouette und ist weg. Kein Geld: Das Leben kann so einfach sein.
Dieser beglückende Vorfall war ein später Höhepunkt des ersten Tags des Reeperbahnfestivals, dessen Spektrum von einer Smashing-Pumpkins-artigen Band aus Singapur namens Monster Cat bis zum mitternächtlichen Gig des ESC-Sternchens Lena im Schmidts Tivoli reichte.
Kein Geld. Hoffentlich vergesse ich den Spruch nicht wieder.
PS: Lorna Thomas von der großartigen irischen Folkpunkband Skinny Lister beugte sich übrigens nur rein zufällig in dem Moment vor, als ich auf den Auslöser drückte. Dieses Dekolleté ist also reiner Zufall, ich schwör!
Seit anderthalb Jahrzehnten suche ich nach einem Bannspruch, der mich schlagartig vom Kobern der Huren befreit. Anderthalb Jahrzehnte habe ich wirkungslose Konter gesetzt wie „Nein danke, ich bin verheiratet“ (Antwort: „Das kriegt die doch nicht mit.“) oder „Ich bin schwul“ (Antwort: „Ich dreh dich um.“).
Und gestern fliegt mir der Bannspruch wie zufällig zu, eine spontane Eingebung, die so naheliegend ist, dass ich mich frage, wieso ich nicht schon von anderthalb Jahrzehnten darauf gekommen bin.
„Kommste ma mit?“, fragt die Hure in der Davidstraße. „Nö“, sage ich. „Warum nicht?“ Und dann rutscht es mir raus, knapp, klar und schnörkellos:
„Kein Geld.“
Blam! Die Hure prallt zurück wie das Elbhochwassser vor der Flutschutzwand, dreht wortlos eine Pirouette und ist weg. Kein Geld: Das Leben kann so einfach sein.
Dieser beglückende Vorfall war ein später Höhepunkt des ersten Tags des Reeperbahnfestivals, dessen Spektrum von einer Smashing-Pumpkins-artigen Band aus Singapur namens Monster Cat bis zum mitternächtlichen Gig des ESC-Sternchens Lena im Schmidts Tivoli reichte.
Kein Geld. Hoffentlich vergesse ich den Spruch nicht wieder.
PS: Lorna Thomas von der großartigen irischen Folkpunkband Skinny Lister beugte sich übrigens nur rein zufällig in dem Moment vor, als ich auf den Auslöser drückte. Dieses Dekolleté ist also reiner Zufall, ich schwör!
18 September 2012
Fundstücke (164)
2. Warum ich immer mal wieder ganz gerne Produktrezensionen auf Amazon.de lese.
3. Ein vergötternswerter Mensch aus Rendsburg hat drei Stunden auf meiner Seite verbracht und dabei 200 Einträge aufgesaugt. Das ist übrigens auch ungefähr mein Lesetempo im Internet.
4. Ein Satz, der so vieles auf den Punkt bringt. Vielleicht alles. Entdeckt in der Ufafabrik in Berlin.
16 September 2012
Der 7. Bloggeburtstag
Irgendwas ist ja immer: So hat der Webveteran Don Dahlmann seit vielen Jahren sein Blog überschrieben, und im Grunde stimmt das ja, auch hier, auf der Rückseite der Reeperbahn.
Doch immer öfter ist immer seltener was. Oder die Leistungsfähigkeit meiner Antennen lässt nach. Vielleicht laufe ich auch abgestumpfter über den Kiez als noch vergangenes Jahr. Oder ich habe mir früher selbst dann, wenn nur wenig war, etwas aus den Fingern gesogen, damit es so aussieht, als sei irgendwas ja immer, in und auf St. Pauli.
Na ja, jedenfalls hat die Blogfrequenz hier merklich nachgelassen. Das hat sicherlich etwas zu bedeuten, worüber ich mir demnächst mal ernsthaftere Gedanken machen werde. In erster Linie aber hat es (logischerweise) dazu geführt, dass auch die Besucherquote rückläufig ist.
Im Vergleich zum Jahr davor ist der Schnitt auf rund 17 000 monatliche Flaneure und rund 25 000 angeklickte Blogtexte gesunken. Das ist ein Rückgang um über 10 Prozent. Dafür blieben sie – bzw. Sie – wenigstens pro Besuch deutlich länger hier, nämlich 1:40 Minuten gegenüber 1:10 in der vergangenen Saison. Das ist allerdings noch nicht das Niveau von 2010, als die Verweildauer im Schnitt bei 1:54 Minuten lag.
Doch auch dafür gibt es Gründe. Meine Beiträge sind kürzer geworden, und das kommt Ihnen entgegen – schließlich erodiert Ihre Aufmerksamkeitsspanne unaufhaltsam. Das schließe ich zumindest rück, weil es mir selbst so geht. 700-seitige Bücher würde ich aufgrund ihrer offenkundigen literarischen Adipositas erst gar nicht mehr anfangen zu lesen, wenn ich den Kindle nicht hätte, der ihren Umfang auf segensreiche Weise erst mal verschleiert. Und wenn mir aufgeht, dass ich gerade mitten in einem Buch stecke, das in der Welt des toten Papiers so viel Luft verdrängt wie ein Backstein, dann bin ich längst angefixt.
Doch ich schweife ab. Also zurück zur Statistik. Insgesamt besuchten mich seit September 2005 knapp 1,43 Millionen Menschen und interessierten sich für 2,24 Millionen Seiten. In diesen sieben Jahren versuchte ich Ihnen mit 2318 Blogstücken eine Reaktion zu entlocken, was oftmals auch gelang: Ich erntete im Schnitt zehn Kommentare pro Beitrag, insgesamt genau 22.328.
Das gilt übrigens auch weiterhin: Hier wird nur deshalb gebloggt, weil und so lange Sie etwas dazu sagen.
Und natürlich, weil Ms. Columbo mir jedes Jahr zum Bloggeburtstag einen Kuchen backt.
14 September 2012
Das Herz von St. Pauli auf US-Tour
Der Kiezbummel gestern Abend mit Andreas endete nach allerkürzester Zeit in der „Korall Bar“. Ja, ich habe das e auch vermisst, aber den ganzen Abend nicht gefunden, auch nicht auf der Getränkekarte.
Jedenfalls blieben wir hängen in dieser netten Kneipe, die seit April an der Ecke Hein-Hoyer- und Simon-von-Utrecht-Straße derart fleißig ihr Auskommen zu finden versucht, dass sie es bisher versäumt hat, am Haus ihren Namen anzubringen. Vielleicht wüssten wir sonst sicherer, ob der Korall Bar ein e abhanden gekommen ist oder nicht.
Wir wandten uns eh bald wichtigeren Themen zu, vor allem Andreas’ mehrmonatiger Amerikareise als Roadmanager, Fahrer, Begleiter und Bespaßer seiner musizierenden Frau Tish, die er in einem grandiosen Blog verewigt hat.
Die beiden hatten bei ihrer Tour durch 42 Bundesstaaten die schrullige Idee, das US-Publikum regelmäßig mit dem auf Deutsch gesungenen Kiezgassenhauer „Das Herz von St. Pauli“ zu überraschen – siehe Video.
Ich würde mich ja so was nicht trauen: einfach auf die Bühne gehen und „Das Herz von St. Pauli“ singen. Dafür stehe ich manchmal sehr dicht vor der Bühne. Manchmal auch zu dicht.
Bei einem Solokonzert von John Cale in den 80ern stand ich mal in der ersten Reihe, als Cale mit der ihm eigenen Vehemenz „Fear is a man’s best friend“ zischte, schrie, brüllte – und spuckte.
Die Spucke des Mannes, der damals mit Andy Warhol, Lou Reed und Nico abhing, flog meterweit und fand auf meiner Wange ihr Ende.
Natürlich habe ich mich seither nie mehr geduscht.
11 September 2012
(Fast) Ohne Worte (109)
09 September 2012
Mein kleiner Sonnenschein
Seit das Kleine da ist, hat sich mein Leben, mein Alltag, einfach alles total verändert.
Das Kleine war mit 2030 Gramm ein Leichtgewicht, ganz zart und filigran. Doch seit seiner Ankunft reißt es ununterbrochen die Klappe auf und schaufelt fröhlich in sich hinein, was man ihm auch anbietet. Erstaunlicherweise nimmt es trotzdem kein Gramm zu. Aber das sei normal, sagt Ms. Columbo.
In den ersten Nächten jedenfals bekamen ich und das Kleine kaum eine Stunde Schlaf, weil es immer mehr wollte, mehr, mehr. Aber wenn es mich dann anstrahlt mit diesem gleißend hellen, intensiven und hellwachen Blick, dann kann ich ihm einfach keinen Wunsch abschlagen. Und es gibt mir so viel zurück.
Außerdem ist es unglaublich leise. Echt wahr, das Kleine ist so leise, dass man nicht mal seinen Atem hören kann, das muss man sich mal vorstellen. Und allmählich kommt es auch nachts zur Ruhe. Mittlerweile schläft es manchmal sogar schon sechs Stunden durch, traumlos, wie es scheint.
Kurz: das Kleine ist einfach hinreißend, ich bin total vernarrt. Ich umhege und umsorge es, kann es den ganzen Tag verliebt anstarren, und wenn ich mal raus muss, fühle ich mich sofort unruhig, bin grundlos besorgt und denke nur an zu Hause. Und dann beeile ich mich, zu ihm zurückzukehren, um stundenlang mit ihm herumzuspielen.
Es scheint mich sogar bereits zu erkennen, denn immer, wenn ich ins Zimmer komme und es berühre, leuchtet es augenblicklich auf und strahlt mich hellwach an.
Das Kleine ist wirklich mein kleiner Sonnenschein, ich wüsste gar nicht mehr, wie ich ohne es leben könnte – ohne mein neues MacBook Pro 15" mit 2,6 Gigahertz und 512-SSD-Flashspeicher.
Ich glaube, ich taufe es auf den Namen Retina.
08 September 2012
Pareidolie (48): Terror im Treppenviertel
Wir haben das Blankeneser Treppenviertel von jeher als Oase der Ruhe in Erinnerung.
Man läuft durch umrankte Pfade, schaut Kapitänswitwen in die Rabatten und in der Ferne dem Fluss beim Fließen zu. Und wenn man dann auch noch ein Bänkchen findet zum Sinnieren Arm in Arm, dann ist das Paradies ganz nah.
So war es zumindest in all den Jahren immer, aber diesmal nicht. Nach wenigen Minuten flog eine startende Passagiermaschine über uns hinweg, fünf Minuten später die zweite, dann die dritte und immer so fort.
War das damals auch schon so, dass Blankenese in der Einflugschneise von Fuhlsbüttel liegt? Oder bauen sie gerade da oben eine Umgehungsstraße, und die Flugzeuge fliegen eine Umleitung? Sehr irritierend jedenfalls das alles, möglicherweise sogar schädlich für die traditionell atemberaubenden Immobilienpreise hier im Treppenviertel.
Und das befürchten wohl auch die aufgeregten pareidolischen Blankeneser Schilderfüße.
PS: Eine ganze Pareidoliegalerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.
05 September 2012
Bombige Erkenntnisse
Eins ist sicher: Das nächste Mal, wenn wir mitten in der Nacht irgendwohin evakuiert werden, legen wir uns sofort auf die dort parat stehenden Pritschen.
Gestern, bei unserem Evakuierungsdebüt wegen 750 Kilo übriggebliebenem Weltkriegssprengstoff, begingen wir nämlich den Fehler, nach dem Eintreffen in der Notunterkunft erst einmal anderthalb Stunden an einen Resopaltisch rumzusitzen und zu twittern und zu lesen, ehe wir uns dann doch endlich hinlegten – und prompt nur fünf Minuten später mit der Entwarnung behelligt wurden.
Um kurz vor 3 Uhr in der Früh lagen wir wieder in unserem Bett auf St. Pauli. Den Stadtteil prägte auch bei unserer Rückkunft noch jene gespenstische Leere, wie sie sonst nur an Weihnachten herrscht und selbst dann nicht.
Es ist übrigens interessant, was man so zusammenrafft, wenn es kurz vor Mitternacht plötzlich heißt: Alle Mann raus hier, in zehn Minuten könnte das Viertel in Schutt und Asche liegen. Meine Wahl fiel auf Folgendes:
– die zum Glück stets reisefertig bestückte Toilettentasche
– eine Haushose
– die Geldbörse
– das iPhone
– den Kindle
– die externe Festplatte mit den jüngsten Time-Machine-Sicherungen
– die Digitalkamera (die ich allerdings versehentlich doch liegen ließ)
Diese Auswahl zeigt eins ganz deutlich: einen erschreckenden Hang zu Gadgets. Und wissen Sie was? Je ne regrette rien. Ich würde es wieder tun.
Obwohl sich mir der Sinn der Haushose gerade nicht mehr so recht erschließen will.
04 September 2012
Ein Königreich für einen Bunker
Typisch: Wir kriegen mal wieder ü-b-e-r-h-a-u-p-t nichts mit. Erst dank einer besorgten SMS von German Psycho aus Mallorca (!) erfahren wir soeben vom Fund zweier Weltkriegsbomben auf dem Heiligengeistfeld, das dummerweise um die Ecke liegt.
Ein Schnellcheck auf Spiegel online ergibt nichts, und just als ich eine Antwort à la „Wovon reden Sie überhaupt?“ tippen will, kommt von draußen auch schon eine polizeiliche Lautsprecherdurchsage – Inhalt: alle pronto ab nach Hause, Fenster und Türen schließen, ab Mitternacht wird zurückentschärft. „Irgendwas ist hier immer“, mault Ms. Columbo.
Seit dieser Durchsage können wir zusehen, wie der Kiez allmählich zur Ruhe kommt. Das übliche Gepöbel wird rar, kaum noch ein Auto fährt durch die Seilerstraße, nur das ewige Surren der Klimaanlage der Spielothek gegenüber hält die Stellung.
Dieses Surren übrigens wird nicht nur zwei Weltkriegsbomben auf dem Heiligengeistfeld überleben, sondern auch die Apokalypse. Wie die Kakerlaken und Chuck Norris.
Ich glaube, ich nutze diese präexplosive Stille und lege mich heute einfach mal früh schla (bummmm)
02 September 2012
Was ist schon normal?
„8 Euro 10 für ESSEN??? Spinnst du?“
Die kompakte Struwwelblonde mit Sonnenbrille fasst es einfach nicht. Ihr Freund, ein schlaksiger Softie mit Brille und Zopf, steht peinlich berührt vorm Kiezbäckertresen im Silbersack und will dem Verkäufer gerade einen Zehner rüberreichen.
„NEIN! Das! Tust! Du! Nicht!“, schreit sie, springt vor, entreißt ihm den Schein, springt zurück und bleibt kampfeslustig im Ladeneingang stehen. Der Kiezbäcker schaut ungerührt. Die Brötchentüte liegt auf dem Tresen.
Halb dreht sich der Schlaks zu seiner Herzallerliebsten um, in einer unschlüssigen Bewegung, die alles sagt über die Machtverhältnisse ihrer Beziehung. „Hör mal …“, setzt er an mit mausgrauem Stimmchen, doch sie unterbricht ihn mit einem bestechenden Argument: „8 Euro 10 für BRÖTCHEN??? Bist du BESCHEUERT?“
Er lächelt schmerzlich. „Es sind ja nicht nur Bröt…“ „NEIN!“, schreit sie, „NEIN!“ Er blickt sich entschuldigend um, doch ich erwidere seinen Blick nicht. Ich käme halt nur gerne bald dran.
Allerdings ist sonntagsmorgens beim Kiezbäcker meine Langmut groß, schon aus Sicherheitsgründen: Man weiß nie, wer von der Nacht übrigblieb und in welchem mentalen Aggregatzustand. Man weiß nie, welche Handlungsoptionen den von all dem eventuell beträchtlich geschädigten Hirnen im Eskalationsfall plausibel erscheinen.
Geduld, unbeteiligtes Herumstehen, leises „La Paloma“-Pfeifen: Das sind Strategien, um den frühmorgendlichen Brötchenkauf mit hoher Wahrscheinlichkeit unfallfrei zu absolvieren. Und live bei öffentlichen Konflitklösungsstrategien dabei zu sein, ist ja auch von wissenschaftlichem Interesse (ich hatte Soziologie im Nebenfach).
„Komm, gib mir die zehn Euro wieder“, fleht er sie leise an. „Du bist BESCHEUERT!“, ruft die Blonde aus sicherer Entfernung. Er begreift, hier ist verbal kein Weiterkommen. Erneut kramt er in seiner Börse. Dort findet er noch einen Zehner, den er dem Kiezbäcker rüberreicht.
„NEEEIIIN!“, schreit es von der Tür her. Nach Kassieren des Wechselgeldes kostet ihn die Tüte jetzt schon 18 Euro 10, denn von der Blonden kriegt er den entwendeten Zehner mit Sicherheit nicht wieder zurück, schon aus Prinzip nicht.
Der Kiezbäcker hat das alles mit der stoischen Gelassenheit eines Streetworkers bzw. Kriegsreporters verfolgt. Wahrscheinlich denkt er das Gleiche wie vergangenen Sonntag, als er die Kundenorder „Drei normale und ein Franzbrötchen“ mit der abgeklärten Gegenfrage „Was ist schon normal?“ beseufzte.
Und dann bin ich auch schon dran.
PS: Das Bild ist übrigens nur ein Symbolfoto. Der Kiezbäcker hat viel bessere Brötchen. Viel bessere!
31 August 2012
Noch eine undichte Stelle
Heute feierten die Zeitschrift Titanic sowie ihr politischer Arm, die Partei DIE PARTEI, ihren juristischen Sieg über den Papst (vgl. Blogeintrag von gestern) auf dem Gehsteig vorm Hamburger Landgericht.
Die Juliausgabe des Heftes mit dem Slogan „Die undichte Stelle ist gefunden!“ darf jetzt wieder frei verkauft und somit auch abgebildet werden (siehe oben links). Allerdings musste ich vor Ort feststellen, dass zumindest ein Mitglied der Partei DIE PARTEI dem Papst auf allzu authentische Weise nacheifert (siehe oben rechts).
Und ich meine damit nicht, dass sein Anzug beschissen sitzt.
30 August 2012
Geplatzt
Er hätte so schön werden können, mein Tag morgen im Landgericht. Minutiös war alles durchgeplant.
Zum Aufwärmen um 9:55 Uhr wäre entschieden worden, wie viel Kohle Günther Jauch dem Gong-Verlag entwringen darf. Um 10:30 dann die Unterlassungsklage der Volksmusikerin Stefanie Hertel gegen den Klambt-Verlag, ehe in der gleichen Sache um 12 Uhr erneut Günther Jauch tätig geworden wäre.
Alles natürlich nur Geplänkel vorm Hauptkampf um 13:30 Uhr: Papst Benedikt XVI. gegen die Titanic. Gut gegen Böse, Soutane gegen Satire: Das war mein Ziel, deshalb wäre ich hingegangen, hätte mich durch Jauch, Hertel & Co. gekämpft, heimlich nicht nur Hasenbrote reingeschmuggelt, sondern möglichst auch das iPhone zum Livetwittern aus dem Gerichtssaal.
Doch zu meiner namenlosen Enttäuschung ließ Gottes Stellvertreter hienieden heute Nachmittag den Prozess platzen. Er kniff den Schwanz ein, was natürlich nur im übertragenen Sinne gemeint ist.
Was mach ich jetzt morgen an meinem freien Freitag – nur Jauch und Hertel ohne Ratzinger? Immerhin bleibt mir das oben zu sehende Bild. Es zeigt die außergewöhnlich schlecht getroffene Wachsfigurenversion des Papstes und lag neulich auf der Reeperbahn, flankiert von einem toten Ast.
Was immer das zu bedeuten hat.
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