(Foto via FHS Holztechnik)
Von Zeit zu Zeit gibt es hier kleine gruselige Einblicke in den Alltag eines Musikjournalisten. Denn ich werde nicht nur mit immer neuen grottigen Bandnamen behelligt, die einem das Messer in der Tasche aufgehen lassen (z. B. „Monsters of Liedermaching“ oder „Hasenscheisse“), sondern auch mit grässlich verunglücktem Promosprech, das dir sogar die Klappsense in der Tasche aufgehen lässt.
Neulich zum Beispiel sprach einer von „vauöhen“, obwohl er „releasen“ meinte – das geht doch nicht!
Diese Serie trägt den Namen ihres ersten Eintrags (nämlich „Tannenzapfenzupfen“) und soll hier und heute fortgesetzt werden, da auf dem Kiez gerade nichts Wesentliches passiert ist. Zumindest mir nicht.
Wie immer gilt dabei das bewährte Motto: Ohren zu und durch.
1. „Gerne attache ich Ihnen die Short Infos“, „toller typ, womanizer, charmeur, handsome looks“, „Den dritten Floor hosten die Onlinecommunity VIRTUAL NIGHTS und das Musikdownloadportal DJtunes.com“ – alltägliche Beispiele für eigentlich kriminelles Denglishkauderwelsch; aber fast schon so normal, dass der Brechreiz allmählich nachlässt. Nein, eigentlich doch noch nicht – bläärch …
2. „Wie ein würdiger, bedachtsamer, in einer Höhle gereifter Käse riechen THE FREEKS auch nach wahrer Klasse und verheißen einen verdrehten Höhepunkt des Geschmacks. … Als sich schließlich alle diese Zutaten spontan vermischten, stand am Ende ein bizarres, stark riechendes Milchprodukt, das die Geschmacksnerven zu verzücken weiß. Schon die großen Köche sind sich seit langem darüber einig, dass Dinge, die so verdächtig riechen, als seien sie bereits schlecht geworden, meist genau die Dinge sind, die perfekt schmecken. THE FREEKS haben dieses Konzept noch ein wenig weiter getrieben und Geschmacksnerven durch Trommelfelle ersetzt. Wenn Ohren nur ansatzweise einen in Trüffeln gerollten Boschetto schmecken könnten, dann würden sie den stinkig-coolen Sound der FREEKS vernehmen.“ Selten begnet einem eine solche Armada schiefer und zugleich ekelerregender, uns geradezu olfaktorisch belästigender Sprachbilder. Aber wenn, dann muss man sie unbedingt verewigen; vielleicht hat man ja nie wieder so ein Glück.
3. „Wir trauern um den ehemaligen Schlagzeuger der Band One Foot In The Grave, Gino Costa, der im Alter von 91 Jahren in Arizona gestorben ist.“ So traurig das auch ist, so ist es doch auch lustig. Ja, tut mir Leid.
4. „Denn uns ist immer noch eine zweitklassige Black Flag Kopie aus Moers lieber, die in ihrem Ort was reißt, als eine Band, die für astronomische Gagen einmal im Jahr rüber kommt und hier auf Koks Star macht! Dieser Newsletter entsteht unter extrem lauter Anhörung der Eating Glass Platte von den Spermbirds - zweifels ohne ihre Beste!“ Der bisherige Deppenleerzeichenrekord des Jahres. Aber da kommt noch was, ich hab es im U Rin.
Zum Schluss ein Bonustrack aus einer verwandten Sphäre, der ergiebigen Gammelsprechquelle namens Spammail:
5. „Ich suche Ihre Zusammenarbeit, um Sie meiner firmer als die folgende von der Verwandtschaft/Begünstigten meinem Verstorben-Kunden zu präsentieren, der im Flugzeugabsturz mit seiner Familie vor seinem Tod starb, er lässt eine firmer mit meiner firmer zur Melodie (von 18.5 Millionen $), verstorbenem Dr George Brumley, einer Amerikanischen Staatsbürgerschaft, einem Unternehmer erwägen, der am Flugzeugabsturz zusammen mit seiner Familie einschloß.“ Ruhe sanft. Und möglichst lange.
Was bisher geschah: 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
17 Februar 2009
16 Februar 2009
Domenicas traurige Augen
Bitter auf Twitter: Lance Armstrong beklagt sich über den Klau seines Fahrrads (ein Gefühl, das ich sehr gut kenne). Zugleich lobt er eine Belohnung in unbekannter Höhe für die Wiederbeschaffung aus; das heutige Foto soll unterstützend wirken.
Meine vertiefend gemeinte Frage, ob die Diebe außer dem Fahrrad vielleicht auch noch seine … ähm … Medizin mitgenommen hätten, ließ Lance bislang unbeantwortet.
Der Kiez hat gewichtigere Probleme als Armstrong, so viel steht fest. Momentan trauert er um Domenica. Die berühmteste Ex-Domina Deutschlands hieß übrigens wirklich so und lebte nach einem Intermezzo in der Eifel zuletzt wieder in der Talstraße. Von ihrer Loggia aus konnte sie, wie es in der Boulevardpresse heißt, den Transenstrich sehen.
Ich bin Domenica nur ein einziges Mal begegnet, und zwar auf dem Postamt gegenüber unserer Wohnung. Am auffälligsten an ihr waren keineswegs die voluminösen Wölbungen an ihrer Vorderseite, obwohl sie zweifellos den Status eines Naturwunders beanspruchen konnten, sondern Domenicas traurige Augen.
Zur Beerdigung werden sie alle kommen: Promis und Luden, Politiker und Freier, wahrscheinlich der halbe Kiez. Denn hier schämt man sich seiner Huren nicht, im Gegenteil.
Meine vertiefend gemeinte Frage, ob die Diebe außer dem Fahrrad vielleicht auch noch seine … ähm … Medizin mitgenommen hätten, ließ Lance bislang unbeantwortet.
Der Kiez hat gewichtigere Probleme als Armstrong, so viel steht fest. Momentan trauert er um Domenica. Die berühmteste Ex-Domina Deutschlands hieß übrigens wirklich so und lebte nach einem Intermezzo in der Eifel zuletzt wieder in der Talstraße. Von ihrer Loggia aus konnte sie, wie es in der Boulevardpresse heißt, den Transenstrich sehen.
Ich bin Domenica nur ein einziges Mal begegnet, und zwar auf dem Postamt gegenüber unserer Wohnung. Am auffälligsten an ihr waren keineswegs die voluminösen Wölbungen an ihrer Vorderseite, obwohl sie zweifellos den Status eines Naturwunders beanspruchen konnten, sondern Domenicas traurige Augen.
Zur Beerdigung werden sie alle kommen: Promis und Luden, Politiker und Freier, wahrscheinlich der halbe Kiez. Denn hier schämt man sich seiner Huren nicht, im Gegenteil.
14 Februar 2009
Aus Liebe Zwiebeln
Manchmal erfährt man unverhofft etwas über seine Nachbarschaft.
Zum Beispiel glaube ich seit heute Nachmittag, dass hinter dem Hauseingang (r.), den „Sabrina“ flächendeckend mit einem Liebesbrief (l.) zugepflastert hat, welcher in der fragwürdigen Drohung „FÜR DICH ESS ICH ZWIEBELN“ gipfelt, ein gewisser Christian wohnt.
Gut zu wissen. Wenn ich auch nicht weiß, wofür.
13 Februar 2009
Ich, Muse der Dichter
Schon komisch, in einem Roman plötzlich auf sich selbst zu stoßen. Besser gesagt: auf eine Figur, die genauso heißt wie man selbst, sogar mit Doppel-t und h.
In Daniel Kehlmanns Roman „Ruhm“ passiert es. Dort stolpere ich auf Seite 84 unversehens über einen „Matthias Wagner“.
Na gut, eigentlich ist es nicht mal eine Figur, sondern nur das Pseudonym einer Figur. Trotzdem ändert das nichts an der Leseverblüffung – ein Gefühl, das ich allerdings schon kenne.
Als Jugendlicher nämlich war ich, wie mir dank Kehlmann wieder einfällt, bereits in einem Karl-May-Roman auf mich gestoßen. Damals eine irgendwie schmeichelhafte Sache für einen pubertierenden Hosenscheißer.
Ich glaubte bislang, May hätte mich in der „Winnetou“-Trilogie untergebracht, doch der Hort meines Namens befindet sich – wie mir das Internet folgsam meldet – in „Die Sklavenkarawane“.
Ähnlich wie der feine Herr Kehlmann gestand mir allerdings auch der Radebeuler keine tragende Rolle zu, ganz im Gegenteil. Lediglich Gegenstand eines Gespräch bin ich, man erinnert sich meiner als Ungar aus dem „Eisenstädter Komitat“ (wtf?), der immerhin über einen Diener verfügte, bisweilen mit Straußenfedern handelte und schließlich im Ostsudan seiner Lebendigkeit abhanden kam.
Kehlmann hätte diese doch recht enttäuschende Ausgestaltung durch May endlich wieder wettmachen können, ja müssen, doch nein: Ich bin ihm nichts mehr als ein Pseudonym. Der zweite Genickschlag für mich in der Literaturgeschichte.
Immerhin passt das zu diesem Autor, der auch sonst recht schludrig ist. Eine der anderen Figuren in „Ruhm“ arbeitet nämlich mitten im YouTube-Zeitalter bei Mannesmann, einer Firma, die schon doppelt so lange tot ist wie YouTube lebendig. Und ausgerechnet ein Techniker, der es viel besser wissen müsste, glaubt bei Kehlmann noch immer an die Schimäre aggressiver Handystrahlen, die einem angeblich das Hirn wegkochen.
Wer so liederlich recherchiert, sollte mich auch keinesfalls vom Pseudonym zur Figur aufwerten, das möchte ich gar nicht. Zur Ehrenrettung meines Namens muss ich daher wohl irgendwann anfangen, meine Autobiografie zu schreiben.
Jetzt muss mir nur noch was Berichtenswertes passieren.
PS: Die Domain www.danielkehlmann.de ist übrigens noch frei. Jemand sollte sie sich sichern und dem Autor teuer weiterverkaufen. Meinen Segen habt ihr.
In Daniel Kehlmanns Roman „Ruhm“ passiert es. Dort stolpere ich auf Seite 84 unversehens über einen „Matthias Wagner“.
Na gut, eigentlich ist es nicht mal eine Figur, sondern nur das Pseudonym einer Figur. Trotzdem ändert das nichts an der Leseverblüffung – ein Gefühl, das ich allerdings schon kenne.
Als Jugendlicher nämlich war ich, wie mir dank Kehlmann wieder einfällt, bereits in einem Karl-May-Roman auf mich gestoßen. Damals eine irgendwie schmeichelhafte Sache für einen pubertierenden Hosenscheißer.
Ich glaubte bislang, May hätte mich in der „Winnetou“-Trilogie untergebracht, doch der Hort meines Namens befindet sich – wie mir das Internet folgsam meldet – in „Die Sklavenkarawane“.
Ähnlich wie der feine Herr Kehlmann gestand mir allerdings auch der Radebeuler keine tragende Rolle zu, ganz im Gegenteil. Lediglich Gegenstand eines Gespräch bin ich, man erinnert sich meiner als Ungar aus dem „Eisenstädter Komitat“ (wtf?), der immerhin über einen Diener verfügte, bisweilen mit Straußenfedern handelte und schließlich im Ostsudan seiner Lebendigkeit abhanden kam.
Kehlmann hätte diese doch recht enttäuschende Ausgestaltung durch May endlich wieder wettmachen können, ja müssen, doch nein: Ich bin ihm nichts mehr als ein Pseudonym. Der zweite Genickschlag für mich in der Literaturgeschichte.
Immerhin passt das zu diesem Autor, der auch sonst recht schludrig ist. Eine der anderen Figuren in „Ruhm“ arbeitet nämlich mitten im YouTube-Zeitalter bei Mannesmann, einer Firma, die schon doppelt so lange tot ist wie YouTube lebendig. Und ausgerechnet ein Techniker, der es viel besser wissen müsste, glaubt bei Kehlmann noch immer an die Schimäre aggressiver Handystrahlen, die einem angeblich das Hirn wegkochen.
Wer so liederlich recherchiert, sollte mich auch keinesfalls vom Pseudonym zur Figur aufwerten, das möchte ich gar nicht. Zur Ehrenrettung meines Namens muss ich daher wohl irgendwann anfangen, meine Autobiografie zu schreiben.
Jetzt muss mir nur noch was Berichtenswertes passieren.
PS: Die Domain www.danielkehlmann.de ist übrigens noch frei. Jemand sollte sie sich sichern und dem Autor teuer weiterverkaufen. Meinen Segen habt ihr.
12 Februar 2009
10 Februar 2009
Der düpierte Sternmull
Esstechnisch gehören meine Begleiter – der Franke und der Syrer – zu den bizarrsten Lebewesen, die je diesen Erdball bevölkerten.
Der Franke ist, wie geplagte Leser dieses Blogs seit langem wissen, einer der schnellsten Vertilger im Weltall, allenfalls noch überboten vom Sternmull.
Für den Syrer hingegen sind 99 Prozent aller weltweit zur Verfügung stehenden Lebensmittel völlig ungeeignet. Entweder ist er allergisch dagegen, oder er mag sie nicht.
Als fatale Erschwernis negiert er auch noch sein Wesen als Raubtier und besteht auf pflanzlicher Kost. Aber hat man je von einem Vegetarier gehört, der weder Rohkost noch Tofu verknusen kann …? Ich hoffe, das verdeutlicht die Lage, mit der ich mich alltäglich beim Lunch konfrontiert sehe.
Beim Franken kommt zum Essrasertum noch eine spezielle Eigenart hinzu: Mengenmäßig gibt es für ihn praktisch keine Deckelung. Wenn in den Hamburger Hafen die komplette Stadt Köln passt, dann passt in seinen Magen der komplette Hamburger Hafen – und zusätzlich der Rotterdamer.
Diese Nährstoffvernichtungsmaschinerie auf zwei Beinen bewegt sich auf einer nach oben offenen Frankenskala, die nur für ihn erfunden wurde. Daran mag es auch liegen, dass er heute bei Holli und Toddi (Foto: Bertucio/Qype) meine Anregung, doch die offerierten Hühnerbeinchen zu präferieren, mit den Worten zurückwies: „Das ,chen’ schreckt mich ab.“
Jede Verniedlichung wertet er eben als Gefahr kommenden Unterversorgtseins und daher als Affront. Schließlich entscheidet er sich für Kasseler mit Püree und Sauerkraut – was er schneller aufsaugt, als ein Sternmull „Hmpf“ machen kann.
Mein Essen hingegen glänzt mit unvereinbaren Komponenten. Spinat mit Spiegelei, Kartoffeln und Fischstäbchen – wer denkt sich so etwas aus? Für den Syrer indes schnurrt alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammen, einen mit Rauke belegten Flammkuchen. Allerdings ist da auch Quark drauf, und morgen feiert er mit Sicherheit krank.
Manchmal – und nicht nur im Darwinjahr – frage ich mich schon, wie der Mensch derart passabel evolvieren konnte.
Der Franke ist, wie geplagte Leser dieses Blogs seit langem wissen, einer der schnellsten Vertilger im Weltall, allenfalls noch überboten vom Sternmull.
Für den Syrer hingegen sind 99 Prozent aller weltweit zur Verfügung stehenden Lebensmittel völlig ungeeignet. Entweder ist er allergisch dagegen, oder er mag sie nicht.
Als fatale Erschwernis negiert er auch noch sein Wesen als Raubtier und besteht auf pflanzlicher Kost. Aber hat man je von einem Vegetarier gehört, der weder Rohkost noch Tofu verknusen kann …? Ich hoffe, das verdeutlicht die Lage, mit der ich mich alltäglich beim Lunch konfrontiert sehe.
Beim Franken kommt zum Essrasertum noch eine spezielle Eigenart hinzu: Mengenmäßig gibt es für ihn praktisch keine Deckelung. Wenn in den Hamburger Hafen die komplette Stadt Köln passt, dann passt in seinen Magen der komplette Hamburger Hafen – und zusätzlich der Rotterdamer.
Diese Nährstoffvernichtungsmaschinerie auf zwei Beinen bewegt sich auf einer nach oben offenen Frankenskala, die nur für ihn erfunden wurde. Daran mag es auch liegen, dass er heute bei Holli und Toddi (Foto: Bertucio/Qype) meine Anregung, doch die offerierten Hühnerbeinchen zu präferieren, mit den Worten zurückwies: „Das ,chen’ schreckt mich ab.“
Jede Verniedlichung wertet er eben als Gefahr kommenden Unterversorgtseins und daher als Affront. Schließlich entscheidet er sich für Kasseler mit Püree und Sauerkraut – was er schneller aufsaugt, als ein Sternmull „Hmpf“ machen kann.
Mein Essen hingegen glänzt mit unvereinbaren Komponenten. Spinat mit Spiegelei, Kartoffeln und Fischstäbchen – wer denkt sich so etwas aus? Für den Syrer indes schnurrt alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammen, einen mit Rauke belegten Flammkuchen. Allerdings ist da auch Quark drauf, und morgen feiert er mit Sicherheit krank.
Manchmal – und nicht nur im Darwinjahr – frage ich mich schon, wie der Mensch derart passabel evolvieren konnte.
Uns geht’s gut, aber so was von
Im Gemüseladen meines bedingungslosen Vertrauens in der Paul-Roosen-Straße (Foto) herrscht mal wieder Bombenstimmung.
Während ich in der Schlange warte und versonnen den Blick schweifen lasse von Kräutersaitlingen über sizilianische Kirschtomaten bis hin zum Biosauerkrauteimer, entspinnt sich vor mir ein Dialog, der meine Aufmerksamkeit schlagartig vom Obst und Gemüse abzieht.
Kundin: Wie geht es euch eigentlich?
Gemüsehändler: Uns geht's gut.
Kundin: Find ich gut.
Gemüsehändler: Find ich auch gut! (lacht schallend über seinen großartigen Witz) Und wie geht es dir?
Kundin: Mir geht es auch gut.
Gemüsehändler: Sehr gut!
Kundin (ernst): Finde ich auch.
Hier auf St. Pauli sind wir eben alle eine große kuschelige Familie – und substituieren Substanz manchmal durch brutalstmögliche Herzlichkeit.
Jetzt bitte zwei Bund Rauke und 160 Gramm Feldsalat.
Dann geht’s mir auch gut, aber so was von.
Während ich in der Schlange warte und versonnen den Blick schweifen lasse von Kräutersaitlingen über sizilianische Kirschtomaten bis hin zum Biosauerkrauteimer, entspinnt sich vor mir ein Dialog, der meine Aufmerksamkeit schlagartig vom Obst und Gemüse abzieht.
Kundin: Wie geht es euch eigentlich?
Gemüsehändler: Uns geht's gut.
Kundin: Find ich gut.
Gemüsehändler: Find ich auch gut! (lacht schallend über seinen großartigen Witz) Und wie geht es dir?
Kundin: Mir geht es auch gut.
Gemüsehändler: Sehr gut!
Kundin (ernst): Finde ich auch.
Hier auf St. Pauli sind wir eben alle eine große kuschelige Familie – und substituieren Substanz manchmal durch brutalstmögliche Herzlichkeit.
Jetzt bitte zwei Bund Rauke und 160 Gramm Feldsalat.
Dann geht’s mir auch gut, aber so was von.
08 Februar 2009
Leder, Lack und Labradudel
Ein sehr lehrreiches Wochenende. Ich erfuhr zunächst von einem mir bisher unbekannten Hundemix namens Labradudel (Labrador vs. Pudel).
Später überraschte ich mich selbst, indem es mir in einer Diskussion mit Ms. Columbo gelang, unversehens meine aktuelle politische Grundorientierung herauszuarbeiten.
Ich bin nämlich, wie sich herausstellte, ein undogmatischer linksliberal-skeptischer Ökohedonist.
Insofern betrachte ich den Lacklederanzug mit Gasmaske im Schaufenster der Boutique Bizarre auf der Reeperbahn mit nachsichtiger Neugierde. Selbst wenn ich der Funktion des Schlauches, der von einer zweiten Gasmaske ausgehend im Schritt des Ledermanns verschwindet, noch immer nicht ganz auf die Schliche gekommen bin.
Irgendwer wird’s mir aber bestimmt erklären können. Fetischisten, wo seid ihr?
07 Februar 2009
06 Februar 2009
Der Euro ist uns zu neumodisch
05 Februar 2009
Galgenhumor bei der Bahn
Wie man weiß, hat die Deutsche Bahn mindestens 173 000 Mitarbeiter samt Angehörige überwachen lassen. Wahrscheinlich waren es sogar alle, also ungefähr eine Viertelmillion.
Somit auch die Zugbegleiterin, die heute auf der Fahrt nach Berlin meine Fahrkarte kontrollierte. Die gute Frau war darob bester Stimmung, und es entspann sich folgender Dialog.
Zugbegleiterin: „So, Herr … (mustert meine Bahncard) … Wagner, dann wollen wir das mal alles überprüfen.“
Matt: „Tja, muss wohl sein.“
Zugbegleiterin (süffisant): „Sie werden jetzt komplett durchleuchtet.“
Matt (schlagfertig): „Und dann gehen die Daten direkt an Schäuble, nicht wahr?“
Zugbegleiterin: „Genau. Und alles wird zehn Jahre lang gespeichert.“
Matt: „Angemessen.“
Zugbegleiterin: „Ja, dann wissen wir immer, wo Sie hingefahren sind.“
Wie man sieht, hat sich Bahnboss Mehdorns Stasimaßnahme enorm motivierend auf seine Schäfchen ausgewirkt.
Und ich muss sagen: Sarkasmus passt perfekt zu blauen Uniformen.
Somit auch die Zugbegleiterin, die heute auf der Fahrt nach Berlin meine Fahrkarte kontrollierte. Die gute Frau war darob bester Stimmung, und es entspann sich folgender Dialog.
Zugbegleiterin: „So, Herr … (mustert meine Bahncard) … Wagner, dann wollen wir das mal alles überprüfen.“
Matt: „Tja, muss wohl sein.“
Zugbegleiterin (süffisant): „Sie werden jetzt komplett durchleuchtet.“
Matt (schlagfertig): „Und dann gehen die Daten direkt an Schäuble, nicht wahr?“
Zugbegleiterin: „Genau. Und alles wird zehn Jahre lang gespeichert.“
Matt: „Angemessen.“
Zugbegleiterin: „Ja, dann wissen wir immer, wo Sie hingefahren sind.“
Wie man sieht, hat sich Bahnboss Mehdorns Stasimaßnahme enorm motivierend auf seine Schäfchen ausgewirkt.
Und ich muss sagen: Sarkasmus passt perfekt zu blauen Uniformen.
No go area
Gleich das erste Tragen meines „THERE'S PROBABLY NO GOD“-Hemdchens ist ein großer Erfolg.
Nicht nur, dass man darin tadellos trainieren kann; später im Duschraum spricht mich auch noch ein Mann darauf an.
Er sagt mit dem offenen, herzlichen Lächeln des Co-Agnostikers: „Cooles T-Shirt“. Dabei bin ich splitternackt – tja, das Wunder des menschlichen Erinnerungsvermögens.
Die Schrift auf dem Hemd zieht sich übrigens derart breit über die Brust, dass man bei einer bestimmten ungünstigen Körper- und Armhaltung einen ganz anderen Slogan erzeugt, nämlich:
„HERE'S PROBABLY NO GO“.
Vielleicht hat Gott diese textile Blasphemie deshalb nicht verhindert: Weil er Humor hat.
03 Februar 2009
Die verpasste Engtanzchance
Wir sind in der Fabrik beim Konzert der Poplegende 10cc. Natürlich warte ich den ganzen Abend auf „I’m not in Love“, um Ms. Columbo mit einem spontanen Engtanzwunsch überfallen zu können.
Doch zunächst einmal muss ich „für kleine Königstiger“, wie Mark seit Jahren im Bedarfsfall zu sagen pflegt; auch heute sagt er es wieder, und warum auch nicht.
Als ich die Örtlichkeit betrete, steht am Pissoir ein gepflegter Glatzkopf mit (schätzungsweise) Kaschmirmantel und -schal. Er parliert auf italiano. In der rechten Hand hält er sein Handy, in der linken … nun ja … etwas anderes.
Wie Leser dieses Blogs wissen, ist mein Ort auf dem Örtchen stets die Kabine, und als ich sie wieder verlasse, hat sich an der Szenerie nichts geändert. Maestro spricht und pieselt parallel; bei ihm handelt es sich wohl um einen großen Königstiger.
Ich begebe mich zurück zu Ms. Columbo und warte auf „I’m not in Love“. Wenig später taucht auch Signore wieder auf. Er telefoniert immer noch. Irgendetwas sagt mir, dass er sein Gespräch seit unserer ersten Begegnung nicht unterbrochen hat, mit allen Konsequenzen für seine Körperhygiene.
10cc haben inzwischen „Art for Art’s sake“ genauso gespielt wie „Dreadlock Holiday“, doch „I’m not in Love“ noch immer nicht. Ms. Columbo sagt: „Ich hol mir mal ein Wasser.“
Kaum ist sie weg, spielen 10cc „I’m not in Love“.
Das Stück ist von 1975. Da sieht man, wie lange ich eventuell auf die nächste Engtanzchance warten muss.
Kleidung auf Abwegen
Als ich gerade ein an die Wand getackertes Promo-T-Shirt in der Prinzenbar anschaue, löst sich die Befestigung am linken Ärmel und das Hemd sackt weg.
Ein merkwürdiges Gefühl: unmittelbarer Zeuge des Zufalls zu sein.
Am nächsten Tag mustere ich auch die beiden Turnschuhpaare an der Straßenlampe in der Detlev-Bremer-Straße mit dem bewährten Prinzenbarblick, doch sie bleiben eisern hängen.
Und ich weiß nicht mal, wie sie dort hingekommen sind.
02 Februar 2009
Kunst am Wau
In unserem von vielen Attraktionen geprägten Viertel stoßen wir auch immer wieder auf interessante Skulpturen, die Gehwege oder Einfahrten verschönern und den Blick wohlwollend verweilen lassen. Zum Beispiel im Schmidt-Rottluff-Weg.
Bei der Konzeption dieser Werke hat sich der Künstler deutlich an einer bestimmten Naturästhetik orientiert: der von Hundehaufen. Eine kongeniale Herangehensweise, die man als Hommage an ein prägendes Kiezdetail ebenso deuten kann wie als sublime Forderung nach mehr Toleranz gegenüber Hundehaltern.
Denn liegt nicht wirklich eine gewisse Schönheit in der kühnen Spiraligkeit von Hundekacke? Reagieren wir nicht oftmals viel zu ungehalten gegenüber diesem biologisch komplett abbaubaren Straßenschmuck?
Und zerstören wir diese kleinen, in vielerlei Braunschattierungen schimmernden Fäzespyramiden nicht häufig unbedacht blinden, groben Schrittes?
Ja, hinterher fluchen wir, wenn wir die Ritzen unserer Sohlen mit der Zahnbürste säubern müssen, doch hätten wir nicht lange vorher viel sensibler, bewusster, achtsamer das Viertel durchwandern müssen, mit mehr Gespür für die Schönheit des von Canis lupus familiaris in aufopferungsvoller Unermüdlichkeit kunstvoll geformten Verdauungsbreis?
Skulpturen wie diese lassen uns jedenfalls innehalten. Und das mache ich jetzt auch für den Rest der Nacht.
01 Februar 2009
Nichts klappt
Bevor mir Freitagnacht die Lichterwand auf dem Spielbudenplatz heimleuchtete, war ich in der Kiezspelunke Windjammer, wo ich schon nmal mächtig ausgenommen wurde.
Gegen halb 3 umarmte mich dort ein Mann unter übriggebliebenen Silvestergirlanden und machte mir einen Heiratsantrag.
Mehrerlei sprach jedoch dagegen, ihn anzunehmen: Ich bin bereits aktenkundig liiert, und der Mann war sturzbesoffen.
Samstagabend erfuhr ich via Twitter leider zu spät von einem Flashmob: nach der letzten gezogenen Lottozahl auf den Balkon gehen und laut schreien. Habe aber auch draußen nix gehört.
Bin gespannt, ob an diesem Wochenende auch noch irgendetwas klappt.
Gegen halb 3 umarmte mich dort ein Mann unter übriggebliebenen Silvestergirlanden und machte mir einen Heiratsantrag.
Mehrerlei sprach jedoch dagegen, ihn anzunehmen: Ich bin bereits aktenkundig liiert, und der Mann war sturzbesoffen.
Samstagabend erfuhr ich via Twitter leider zu spät von einem Flashmob: nach der letzten gezogenen Lottozahl auf den Balkon gehen und laut schreien. Habe aber auch draußen nix gehört.
Bin gespannt, ob an diesem Wochenende auch noch irgendetwas klappt.
31 Januar 2009
29 Januar 2009
Ciao, Edi (2)
Seinen letzten Kommentar hat er vor fünf Tagen hier abgegeben. Hätte ich die Hoffnung, ihn je wiederzusehen, würde ich sagen: Ich freue mich auf dich, Edi.
Wer mag, kann hier kondolieren.
Ich lese jetzt noch mal die Geschichte von der Opaverschwörung, die indirekt schuld daran war, dass er Hamburg verließ und zu seiner Familie nach Kempten zog.
So traurig ich das damals fand: Es war gut so. Der Nuttenturm auf der Reeperbahn wäre einfach nicht der richtige Ort gewesen zum Sterben.
Wer mag, kann hier kondolieren.
Ich lese jetzt noch mal die Geschichte von der Opaverschwörung, die indirekt schuld daran war, dass er Hamburg verließ und zu seiner Familie nach Kempten zog.
So traurig ich das damals fand: Es war gut so. Der Nuttenturm auf der Reeperbahn wäre einfach nicht der richtige Ort gewesen zum Sterben.
Der rührende Fall des Benjamin Button
Die leicht futuristische Wippschaukel im Brauquartier erinnert mich jedes mal an ein Hündchen, das den Mond anschmachtet.
Und genauso saß ich neulich im Kino, als ich mir „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ angeschaut habe.
Meine Herren! Das ist mal ein Film, der sogar mir – einem abgebrühten, hartherzigen, zynischen, sarkastischen Allesschongesehenhaber – dahin ging, wo andere Menschen das Herz haben.
Und danach habe ich sogar was darüber geschrieben.
Und genauso saß ich neulich im Kino, als ich mir „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ angeschaut habe.
Meine Herren! Das ist mal ein Film, der sogar mir – einem abgebrühten, hartherzigen, zynischen, sarkastischen Allesschongesehenhaber – dahin ging, wo andere Menschen das Herz haben.
Und danach habe ich sogar was darüber geschrieben.
27 Januar 2009
Die Kritik der kleinen Vernunft
Normalerweise zeichnet sich ja offizielles Schildersprech durch spröde Sachlichkeit aus. Gestanzte, schnörkellose Klarheit: Das sind Schilder, wie ich sie kenne. Und mag.
Nur selten hingegen begegnet man in diesem so eng abgesteckten Metier Formulierungen, die ihr Anliegen mit Raffinesse und Hintersinn zu vermitteln versuchen. Das muss sich ändern, beschloss irgendwann das Bezirksamt Altona – und entwickelte das abgebildete Schild für eine Elbtreppe in Neumühlen. Text: „Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“
Zumindest eins erreicht das Prachtstück mühelos: Man bleibt davor stehen und versucht aufzudröseln, welche der angesprochenen und abgebildeten Bevölkerungsgruppen nun was darf und wenn ja, warum nicht.
Auch Radfahrer steigen zunächst sinnierend ab, ehe sie kopfkratzend weiterradeln – und durch den Rückseitentext erneut semantisch desorientiert werden. Denn was meint das Bezirksamt Altona denn nun auch noch mit den ironisierenden Anführungsstrichen?
Nach einigem Herumrätseln sind wir schnell weitergeeilt – auch wenn wir diese Treppe ohne Fahrrad und Mutter mit Kind in der Hosentasche wahrscheinlich gar nicht hätten benutzen dürfen.
Nur selten hingegen begegnet man in diesem so eng abgesteckten Metier Formulierungen, die ihr Anliegen mit Raffinesse und Hintersinn zu vermitteln versuchen. Das muss sich ändern, beschloss irgendwann das Bezirksamt Altona – und entwickelte das abgebildete Schild für eine Elbtreppe in Neumühlen. Text: „Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“
Zumindest eins erreicht das Prachtstück mühelos: Man bleibt davor stehen und versucht aufzudröseln, welche der angesprochenen und abgebildeten Bevölkerungsgruppen nun was darf und wenn ja, warum nicht.
Auch Radfahrer steigen zunächst sinnierend ab, ehe sie kopfkratzend weiterradeln – und durch den Rückseitentext erneut semantisch desorientiert werden. Denn was meint das Bezirksamt Altona denn nun auch noch mit den ironisierenden Anführungsstrichen?
Nach einigem Herumrätseln sind wir schnell weitergeeilt – auch wenn wir diese Treppe ohne Fahrrad und Mutter mit Kind in der Hosentasche wahrscheinlich gar nicht hätten benutzen dürfen.
26 Januar 2009
Der letzte Byte
Heute Abend um 23 (!) Uhr gibt es die nächste (und leider letzte) von mir zusammengestellte Sendung auf Byte.fm.
Ein wenig mehr dazu – allerdings ohne zu viel zu verraten – kann man hier nachlesen.
Für Kritik und Lob steht unten eine Kommentarfunktion zur freien Verfügung, deren fleißiger Gebrauch mich sehr erfreuen würde.
Ein wenig mehr dazu – allerdings ohne zu viel zu verraten – kann man hier nachlesen.
Für Kritik und Lob steht unten eine Kommentarfunktion zur freien Verfügung, deren fleißiger Gebrauch mich sehr erfreuen würde.
25 Januar 2009
Grünlicher Gammelsprech
Von: matt
Betreff: z. Hdn. Robert Heinrich, Leiter Öffentlichkeitsarbeit; „EUROPA KLAR MACHEN“
Datum: 25. Januar 2009 17:52:39 MEZ
An: redaktion@gruene.de
Lieber Herr Heinrich,
leider ist Ihr Bundesparteitagsslogan „EUROPA KLAR MACHEN“ unverständlich.
Wahrscheinlich fehlen ihm einfach ein paar Satzzeichen. Zum Beispiel ergäbe die Frage/Antwort-Variante „EUROPA? KLAR: MACHEN!“ so etwas wie Sinn. Zumindest wenn man sich das sprechende Subjekt „wir“ am Ende dazudächte. Meinen Sie das mit Ihrem Slogan?
Sollten Sie sich hingegen am Imperativ versucht haben, gelang das leider nur unzulänglich, Sie kleines Stümperchen. Richtig nämlich müsste es heißen: „EUROPA, KLAR: MACHEN!“ Meinen Sie damit vielleicht Christian Klar, der nach seinem gescheiterten Praktikum in Berlin nun bei Ihnen eine neue Aufgabe finden soll, und zwar gleich auf EU-Ebene? Allerdings würde mich an Klars Stelle der Kommisston doch stören. Aber vielleicht bin ich da einfach empfindlicher als ein Ex-Terrorist.
Eine dritte Möglichkeit, Ihren Slogan zu deuten, ergäbe sich, wenn man das Leerzeichen zwischen „KLAR“ und „MACHEN“ einfach löschte. „EUROPA KLARMACHEN“: Ja, das wäre semantisch eine verständliche Ansage. Wir haben zwar früher immer nur „Alte klargemacht“ (zwinker), aber Ihnen als Partei gelingt das sicherlich auch mit der alten Dame Europa. Sie haben da ja ganz andere Mittel.
Wie auch immer: War es das eventuell, was Sie uns sagen wollten mit Ihrem Parteitagsslogan?
Klären Sie mich doch bitte auf. Vielleicht lagert tief darin versteckt ja ein überzeugendes Argument, Sie zu wählen.
Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen,
Matt
Foto: www.gruene.de
Betreff: Produktenttäuschung
Hallo Ferrero,
beiliegendes Raffaello-Tütchen entpuppte sich als unversehrt, doch leider auch leer.
Darin befand sich kein Raffaello, sondern lediglich Luft (und nicht mal heiße).
Der Preis für dieses Tütchen erscheint mir daher unangemessen. Ich möchte Sie um Ersatz bitten.
Mit freundlichen Grüßen
Matt
(Fortsetzung folgt. Hoffentlich.)
beiliegendes Raffaello-Tütchen entpuppte sich als unversehrt, doch leider auch leer.
Darin befand sich kein Raffaello, sondern lediglich Luft (und nicht mal heiße).
Der Preis für dieses Tütchen erscheint mir daher unangemessen. Ich möchte Sie um Ersatz bitten.
Mit freundlichen Grüßen
Matt
(Fortsetzung folgt. Hoffentlich.)
24 Januar 2009
Gesichtszwillinge (17)
Gut, Claude-Oliver Rudolph müsste noch etwas ab- oder Mickey Rourke ein wenig zunehmen – und schon wären die beiden sich nicht nur zwillinghaft ähnlich, sondern hochverwechselbar.
Dass der eine (Rudolph) nun den anderen (Rourke) synchronisiert, und zwar im Film „The Wrestler“, ist also nur konsequent.
Allerdings ist es eine neue Entwicklung, dass Filmstudios die Synchronstimmen nach äußerer Ähnlichkeit auswählen. Bei Sarah Jessica Parker (l.) und ihrer deutschen Stimme Irina von Bentheim spielte das zumindest kaum eine Rolle.
(Foto: Warner)
23 Januar 2009
Beinah Dumbo
Auf dem Fußweg zur Zeltshow The Rock’n’Roll Circus performs Sgt. Pepper’s lonely Heart’s Club Band auf dem Heiligengeistfeld stelle ich fest: Ich habe meine Ohrstöpsel vergessen.
„Mist!“, informiere ich Ms. Columbo, „ich habe meine Ohrstöpsel vergessen. Hast du vielleicht Papiertaschentücher dabei?“ Hat sie nicht.
Denn auf meinen Rat hin hatte sie alles Frauenwichtige in den Innentaschen ihres Arktisparkas verstaut, um ihre Handtasche, in der sich immer und unter allen Umständen Taschentücher befinden, zu Hause lassen zu können.
„Nimm doch Stoffservietten“, rekurriert sie ironisch auf jüngste Ereignisse, obwohl sie genau weiß, dass ich natürlich alles Mögliche dabei habe (sogar den Mittagstischermäßigungswisch vom Inder in Ottensen), aber gewiss keine Stoffservietten.
Und selbst wenn es so wäre, weise ich sie messerscharf zurecht, sähe es eventuell unmöglich aus, wenn mir der Schallschutz bis auf die Schultern aus den Ohren hinge.
„Wie Dumbo!“, kichert sie.
Im Zelt ist es – wie befürchtet – verdammt laut. Bill Wyman, Ex-Rolling-Stones-Bassist, hat sich für wahrscheinlich teuer Geld als Vorprogramm buchen lassen, und jetzt lässt der gewiss längst dreivierteltaube Rockveteran seine Rhythm Kings von der Leine.
Fahrig krame ich in allen denkbaren Taschen und entdecke schließlich in irgendeinem Stoffwinkel eine Papierserviette. Sie ist gebraucht, aber dennoch die Rettung. Auch wenn mir der Abend eher etwas dumpf in Erinnerung bleiben wird.
Was ich mit dieser ganzen Geschichte eigentlich erzählen wollte, ist mir inzwischen entfallen. Vielleicht wollte ich einfach nur ein bisschen über einen echten Rolling Stone herziehen.
PS: Damit das hier nicht als Suchbildaufgabe missverstanden wird: Das Foto zeigt keineswegs die Rhythm Kings um Bill Wyman, sondern die Showband des Abends.
„Mist!“, informiere ich Ms. Columbo, „ich habe meine Ohrstöpsel vergessen. Hast du vielleicht Papiertaschentücher dabei?“ Hat sie nicht.
Denn auf meinen Rat hin hatte sie alles Frauenwichtige in den Innentaschen ihres Arktisparkas verstaut, um ihre Handtasche, in der sich immer und unter allen Umständen Taschentücher befinden, zu Hause lassen zu können.
„Nimm doch Stoffservietten“, rekurriert sie ironisch auf jüngste Ereignisse, obwohl sie genau weiß, dass ich natürlich alles Mögliche dabei habe (sogar den Mittagstischermäßigungswisch vom Inder in Ottensen), aber gewiss keine Stoffservietten.
Und selbst wenn es so wäre, weise ich sie messerscharf zurecht, sähe es eventuell unmöglich aus, wenn mir der Schallschutz bis auf die Schultern aus den Ohren hinge.
„Wie Dumbo!“, kichert sie.
Im Zelt ist es – wie befürchtet – verdammt laut. Bill Wyman, Ex-Rolling-Stones-Bassist, hat sich für wahrscheinlich teuer Geld als Vorprogramm buchen lassen, und jetzt lässt der gewiss längst dreivierteltaube Rockveteran seine Rhythm Kings von der Leine.
Fahrig krame ich in allen denkbaren Taschen und entdecke schließlich in irgendeinem Stoffwinkel eine Papierserviette. Sie ist gebraucht, aber dennoch die Rettung. Auch wenn mir der Abend eher etwas dumpf in Erinnerung bleiben wird.
Was ich mit dieser ganzen Geschichte eigentlich erzählen wollte, ist mir inzwischen entfallen. Vielleicht wollte ich einfach nur ein bisschen über einen echten Rolling Stone herziehen.
PS: Damit das hier nicht als Suchbildaufgabe missverstanden wird: Das Foto zeigt keineswegs die Rhythm Kings um Bill Wyman, sondern die Showband des Abends.
22 Januar 2009
Die hatten ja einen Knall
In der Mittagspause flanierte ich durch eine Ottenser Buchhandlung und begann in einem Buch des Berliner Originals Heinrich Zille zu blättern.
Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.
Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.
Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“
Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.
PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.
PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.
Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.
Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.
Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“
Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.
PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.
PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.
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