Morgens um 10:31 Uhr versuchte mich eine Müllmail zu charmieren. Sie begann mit dem Satz „Restlos faust digge hinter den Loeffeln hat es die anmutige Aggy.“
Spätestens da wusste ich: Der Tag hat Potenzial.
Letztlich war es aber dann doch nicht so. Denn nachdem mir in einer Pressemeldung das optisch wie akustisch schönste Wort seit langem untergekommen war („Bassbalalaika“), beließ es der Tag bei nur noch einer weiteren Attraktion.
An der Reeperbahn Ecke Davidstraße war von Wahlwerbungsarchäologen ein Relikt freigelegt worden: Schröder! Ein Gespenst aus fernen Zeiten.
Vielleicht wäre die Wirkung des Plakats noch erschreckender gewesen, hätte nicht ein barmherziger Passant den Exkanzler kieztypisch aufgepeppt.
Eventuell war es ja auch die anmutige Aggy von 10:31 Uhr. Schließlich hat sie es faust digge hinter den Loeffeln – und bestimmt zufällig einen Edding dabei gehabt.
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20 November 2007
19 November 2007
Der Bierkonflikt
Auf der Bühne des Docks explodiert der Retrorock der schwedischen Hives lauthals und stilbewusst (Anzüge! Krawatten! Schwarze Hemden!), doch ein kleines Drama spielt sich nicht da vorne ab, sondern neben uns am Tresen.
Ein Teenager hat ein Bier bekommen, aber zu wenig Wechselgeld. Behauptet er. „Ich habe dir zehn gegeben“, sagt er der Bedienung. „Nein, fünf“, sagt sie.
„Ehrlich: zehn“, barmt der Junge, und er sagt es auf eine dringliche Art, bei der jedes Gericht auf einen Eid verzichten würde. Seine Aussage stimmt, auf jeden Fall. Das irrlichternde Flackern in seinen Augen rührt von Verzweiflung her, nicht von Unrechtsbewusstsein.
Die Bedienung ist gleichwohl anderer Meinung. Sie bleibt hart. Gegenüber dem Franken schildere ich meine allgemeine Problemlösungsmethode für solche und vergleichbare Fälle: Telefonnummern austauschen, und abends nach dem Kassensturz checkt das Docks, ob ein Überschuss von fünf Euro aufgelaufen ist, ruft gegebenenfalls den Burschen an, und die Sache ist erledigt.
„Ich weiß genau“, insistiert der Junge, „dass ich noch Geld für zwei Bier hatte!“ Vergeblich. Eine Welle von Mitleid überschwemmt mich. Ich überlege, ob ich ihm das nächste Bier ausgeben soll, nicht nur aus Großherzigkeit, sondern auch, um die Bedienung zu düpieren.
Doch wie käme das an: Ein Mittvierziger (zumal in Begleitung eines gleichaltrigen Franken!) spendiert einem 18-jährigen Unbekannten ein Glas Gerstensaft – wirkt das nicht irgendwie anzüglich? Und will ich das riskieren? Zehn Minuten später bin ich noch immer zu keinem Entschluss gekommen. Da sehe ich die Bedienung, wie sie ihm ein Bier rüberschiebt, kostenlos, aus Kulanz.
Eine wirklich salomonische Lösung, in mehrerer Hinsicht.
Ein Teenager hat ein Bier bekommen, aber zu wenig Wechselgeld. Behauptet er. „Ich habe dir zehn gegeben“, sagt er der Bedienung. „Nein, fünf“, sagt sie.
„Ehrlich: zehn“, barmt der Junge, und er sagt es auf eine dringliche Art, bei der jedes Gericht auf einen Eid verzichten würde. Seine Aussage stimmt, auf jeden Fall. Das irrlichternde Flackern in seinen Augen rührt von Verzweiflung her, nicht von Unrechtsbewusstsein.
Die Bedienung ist gleichwohl anderer Meinung. Sie bleibt hart. Gegenüber dem Franken schildere ich meine allgemeine Problemlösungsmethode für solche und vergleichbare Fälle: Telefonnummern austauschen, und abends nach dem Kassensturz checkt das Docks, ob ein Überschuss von fünf Euro aufgelaufen ist, ruft gegebenenfalls den Burschen an, und die Sache ist erledigt.
„Ich weiß genau“, insistiert der Junge, „dass ich noch Geld für zwei Bier hatte!“ Vergeblich. Eine Welle von Mitleid überschwemmt mich. Ich überlege, ob ich ihm das nächste Bier ausgeben soll, nicht nur aus Großherzigkeit, sondern auch, um die Bedienung zu düpieren.
Doch wie käme das an: Ein Mittvierziger (zumal in Begleitung eines gleichaltrigen Franken!) spendiert einem 18-jährigen Unbekannten ein Glas Gerstensaft – wirkt das nicht irgendwie anzüglich? Und will ich das riskieren? Zehn Minuten später bin ich noch immer zu keinem Entschluss gekommen. Da sehe ich die Bedienung, wie sie ihm ein Bier rüberschiebt, kostenlos, aus Kulanz.
Eine wirklich salomonische Lösung, in mehrerer Hinsicht.
18 November 2007
No sex, we’re british
Nachts auf dem Kiez, nicht weit vom Spielbudenplatz (Foto): Während um uns herum das Leben tobt, sitzen wir zu dritt in der beschaulichen Weinbar Traubenzauber und kriegen die Bedienung dazu, den ekligen 80er-Jahre-Pop durch Rat-Pack-Songs zu ersetzen. Sie leistet kaum Widerstand.
Als sie weg ist, kommt die Frage auf, welche Männer wir sexy fänden, wenn wir schwul wären. German Psycho erkürt (natürlich) Christian Bale zu seinem persönlichen Sexgott, zur Not akzeptiere er auch Brad Pitt.
C. pickt sich Jack Nicholson raus. Ich erbitte eine Lebensphaseneingrenzung und schlage die „Easy Rider“-Ära vor, was C. erleichtert bejaht.
Nur mir fantasielosem Hetero fällt kein Kerl ein, kein einziger. Was bedeutet das bloß, tiefenpsychologisch gesehen? Bin ich etwa – Gott bewahre – homophob?
Ohne Ergebnis wechseln wir gegen eins in den English Pub am Hans-Albers-Platz, wo plötzlich eine Prostituierte auftaucht. Sie verkörpert den orientalischen Typ mit ihren streng hinterm Kopf zusammengebundenen schwarzen Haaren, dem dunklen Teint und einer Nase, mit der man die Vorsilbe „Stups“ keineswegs assoziiert.
Durchs sorgfältig zerschnittene Blau ihrer hautengen Jeans schimmern weiße Fäden. Ihre Gürteltasche – Pflichtaccessoire aller Huren auf St. Pauli – scheint prall gefüllt. Kein Zweifel, sie will hier im English Pub klammheimlich und illegal ihr Revier erweitern.
Bald verschwindet sie mit einem jungen Türken aufs Klo. Doch die beiden haben die gewiss nicht knappe Rechnung ohne die Bedienung gemacht, die mit ihren blonden Zöpfen irgendwie zünftig und sehr entschlossen aussieht. „Heidi Stahl“ nenne ich sie insgeheim, obwohl das ein Spitzname ist, den German Psycho soeben für eine andere blonde Wuchtbrumme erfunden hat.
Heidi Stahl jedenfalls holt die beiden Geschäftspartner vom Örtchen, ihre Schimpfkanonade übertönt sogar die Musikbox. Dann schmeißt sie die Hure raus. Die wehrt sich nur der Form halber, sie weiß genau, was Sache ist und was ihr blüht, wenn sie sich mit Heidi Stahl anlegt.
Als sie sich trollt, trägt sie ihre bachtliche Nase grundlos hoch, was ihr beim Abgang zumindest den schwachen Anflug einer Siegeraura gibt.
Der frustrierte Junge hat die ganze Zeit wortlos dabeigestanden. Trotz seines offenkundigen Triebstaus lässt er keinen Kampfgeist erkennen, keinen unbedingten Willen zum Sex. Er geht ihr nicht einmal nach. Was ist nur los mit der Jugend von heute?
Amüsiert stehen wir am Tisch und kippen ein Newcastle. Es hat erstaunlich viel Schaum für ein englisches Bier, das muss ich schon sagen.
Als sie weg ist, kommt die Frage auf, welche Männer wir sexy fänden, wenn wir schwul wären. German Psycho erkürt (natürlich) Christian Bale zu seinem persönlichen Sexgott, zur Not akzeptiere er auch Brad Pitt.
C. pickt sich Jack Nicholson raus. Ich erbitte eine Lebensphaseneingrenzung und schlage die „Easy Rider“-Ära vor, was C. erleichtert bejaht.
Nur mir fantasielosem Hetero fällt kein Kerl ein, kein einziger. Was bedeutet das bloß, tiefenpsychologisch gesehen? Bin ich etwa – Gott bewahre – homophob?
Ohne Ergebnis wechseln wir gegen eins in den English Pub am Hans-Albers-Platz, wo plötzlich eine Prostituierte auftaucht. Sie verkörpert den orientalischen Typ mit ihren streng hinterm Kopf zusammengebundenen schwarzen Haaren, dem dunklen Teint und einer Nase, mit der man die Vorsilbe „Stups“ keineswegs assoziiert.
Durchs sorgfältig zerschnittene Blau ihrer hautengen Jeans schimmern weiße Fäden. Ihre Gürteltasche – Pflichtaccessoire aller Huren auf St. Pauli – scheint prall gefüllt. Kein Zweifel, sie will hier im English Pub klammheimlich und illegal ihr Revier erweitern.
Bald verschwindet sie mit einem jungen Türken aufs Klo. Doch die beiden haben die gewiss nicht knappe Rechnung ohne die Bedienung gemacht, die mit ihren blonden Zöpfen irgendwie zünftig und sehr entschlossen aussieht. „Heidi Stahl“ nenne ich sie insgeheim, obwohl das ein Spitzname ist, den German Psycho soeben für eine andere blonde Wuchtbrumme erfunden hat.
Heidi Stahl jedenfalls holt die beiden Geschäftspartner vom Örtchen, ihre Schimpfkanonade übertönt sogar die Musikbox. Dann schmeißt sie die Hure raus. Die wehrt sich nur der Form halber, sie weiß genau, was Sache ist und was ihr blüht, wenn sie sich mit Heidi Stahl anlegt.
Als sie sich trollt, trägt sie ihre bachtliche Nase grundlos hoch, was ihr beim Abgang zumindest den schwachen Anflug einer Siegeraura gibt.
Der frustrierte Junge hat die ganze Zeit wortlos dabeigestanden. Trotz seines offenkundigen Triebstaus lässt er keinen Kampfgeist erkennen, keinen unbedingten Willen zum Sex. Er geht ihr nicht einmal nach. Was ist nur los mit der Jugend von heute?
Amüsiert stehen wir am Tisch und kippen ein Newcastle. Es hat erstaunlich viel Schaum für ein englisches Bier, das muss ich schon sagen.
16 November 2007
Zwei Bar zu wenig
Der Fahrradladen in der Clemens-Schultz-Straße liegt nicht weit weg von diesem hübsch verzierten Hauseingang. Sein Chef ist von recht kompakter Gestalt. Ich schätze ihn auf ungefähr 90 Kilo. Er legt die Handkante auf meinen Vorderreifen und wuchtet seine Masse hoch, so dass die kompletten 90 Kilo über die Handkante auf den Reifen drücken.
Er quetscht ihn zusammen bis auf die Felge. Mehrfach, um den Test auch wissenschaftlich zu fundieren. „Ssu wännik Luhft!“, verkündet er dann feierlich das Ergebnis. „Sinn swei Bar. Musse aber sein vier.“
Vier Bar also, staune ich. „Ginge schwär ssu fahre?“, fragt er und zeigt jenes sanfte Lächeln des überlegenen Fachmanns, das stets ein wenig mit Spott kontaminiert ist. Ich nicke ertappt.
Meine sporadische Daumenprobe hatte nie etwas Auffälliges ergeben; stets schien mir der Reifen ausreichend prall. Und jetzt das. Mir dämmert plötzlich: Zeit meines Radlerlebens habe ich mich mit zwei Bar zu wenig über Flachstrecken gequält. Absolvierte Abfahrten, die ich als schnell in Erinnerung habe, wurden in Wahrheit gebremst, von zwei Bar zu wenig.
Darin aber steckt auch etwas Tröstliches. Denn dass ich die Berge hochkroch wie ein asthmatischer Dackel, lag dann wohl doch nicht an mangelndem Training, den falschen Drogen oder daran, dass ich die Visitenkarte von Dr. Fuentes verlegt habe.
Der Chef holt seine Pumpe, steckt sie auf, drückt den Hebel runter mit der Kraft seiner 90 Kilo. Und dann haut er mir umstandslos vier Bar rein.
Als ich draußen aufsteige und losfahre, geht gleichsam die Sonne auf. Das Rad schwebt. Es eilt entfesselt dahin, als hätte es einen eigenen Willen und Super getankt. Es gehe leich ssu fahre! Und alles nur wegen zwei Bar mehr.
Die verlorenen Jahre des Kriechens muss ich jetzt ganz schnell vergessen.
Er quetscht ihn zusammen bis auf die Felge. Mehrfach, um den Test auch wissenschaftlich zu fundieren. „Ssu wännik Luhft!“, verkündet er dann feierlich das Ergebnis. „Sinn swei Bar. Musse aber sein vier.“
Vier Bar also, staune ich. „Ginge schwär ssu fahre?“, fragt er und zeigt jenes sanfte Lächeln des überlegenen Fachmanns, das stets ein wenig mit Spott kontaminiert ist. Ich nicke ertappt.
Meine sporadische Daumenprobe hatte nie etwas Auffälliges ergeben; stets schien mir der Reifen ausreichend prall. Und jetzt das. Mir dämmert plötzlich: Zeit meines Radlerlebens habe ich mich mit zwei Bar zu wenig über Flachstrecken gequält. Absolvierte Abfahrten, die ich als schnell in Erinnerung habe, wurden in Wahrheit gebremst, von zwei Bar zu wenig.
Darin aber steckt auch etwas Tröstliches. Denn dass ich die Berge hochkroch wie ein asthmatischer Dackel, lag dann wohl doch nicht an mangelndem Training, den falschen Drogen oder daran, dass ich die Visitenkarte von Dr. Fuentes verlegt habe.
Der Chef holt seine Pumpe, steckt sie auf, drückt den Hebel runter mit der Kraft seiner 90 Kilo. Und dann haut er mir umstandslos vier Bar rein.
Als ich draußen aufsteige und losfahre, geht gleichsam die Sonne auf. Das Rad schwebt. Es eilt entfesselt dahin, als hätte es einen eigenen Willen und Super getankt. Es gehe leich ssu fahre! Und alles nur wegen zwei Bar mehr.
Die verlorenen Jahre des Kriechens muss ich jetzt ganz schnell vergessen.
Energy fur die Chefin – fast
Nach der gefühlt tausendsten Mail mit dem Betreff „Energy fur ihren Schwanz“ habe ich heute einen speziell darauf abgestimmten Spamfilter eingerichtet. Zu diesem Zweck kopiere ich die Betreffzeile in den Zwischenspeicher.
Wenig später will ich einen interessanten Spon-Artikel an die Chefin schicken. Ich markiere ihn, kopiere ihn in den Zwischenspeicher und füge ihn ins E-Mail-Textfeld ein.
Denke ich zumindest.
Denn in genau der Millisekunde, bevor ich den Sendeknopf drücke, sehe ich, was wirklich in der Mail steht: „Energy fur ihren Schwanz“.
Manchmal kann man ja eine geplante Aktion nicht mehr stoppen, obwohl sich durch hektisches Synapsenfeuer inzwischen herausgestellt hat, dass sie vollkommen bescheuert ist.
Heute nicht, zum Glück. Doch es war verdammt knapp.
Wenig später will ich einen interessanten Spon-Artikel an die Chefin schicken. Ich markiere ihn, kopiere ihn in den Zwischenspeicher und füge ihn ins E-Mail-Textfeld ein.
Denke ich zumindest.
Denn in genau der Millisekunde, bevor ich den Sendeknopf drücke, sehe ich, was wirklich in der Mail steht: „Energy fur ihren Schwanz“.
Manchmal kann man ja eine geplante Aktion nicht mehr stoppen, obwohl sich durch hektisches Synapsenfeuer inzwischen herausgestellt hat, dass sie vollkommen bescheuert ist.
Heute nicht, zum Glück. Doch es war verdammt knapp.
15 November 2007
Wie ein komatöses Krokodil
Der blöde Schnellbus 37 kommt zurzeit mal wieder jeden Morgen verlässlich zu spät. Meist stehe ich mir ab 9 Uhr rund 20 Minuten lang an der U-Bahn-Haltestelle St. Pauli die Beine in den Bauch und vertreibe mir die Zeit damit, zum Takt von Philip Glass den HVV zu verfluchen. Philipp Glass’ Musik ist übrigens sehr rhythmisch.
Die äußerst zuverlässig eintreffenden Busse der erheblich unbrauchbareren Linien 36 und 112 scheinen beim Eintreffen zu feixen. Ich habe es vorher auch nicht gewusst, aber verdammt: Busse KÖNNEN feixen, ich erlebe es jeden Morgen!
In der 37, so sie denn kommt, sitzt dann meist eine sehr blonde, sehr verlebte und deshalb sehr aufgetakelte Busfahrerin. Auch heute wieder. Das Auffälligste an ihr ist nicht ihre mimisch offen zur Schau gestellte Grundgenervtheit, sondern die Art, wie sie den Bus steuert. Nämlich einhändig.
Ihre linke Hand erledigt komplett alles, was nötig ist, um verlässliche 20 Minuten Verspätung zu erzielen, während ihre rechte wie eingeschlafen auf der Kasse ruht. Vier Finger liegen in mathematischer Akkuratesse auf dem Gerät, während der Daumen träumerisch hinter der unteren Kante des Kastens verschwindet. Selbst bei engen Kurven und schwierigen Ausweichmanövern bleibt die Blonde verbissen bei dieser manuellen Arbeitsteilung, als hätte sie eine Wette laufen.
„Wahrscheinlich“, vermutet Ms. Columbo, der ich ratlos davon erzähle, „ist die Kasse nicht verschraubt, und um den ständig drohenden Diebstahl zu verhindern, muss sie sie festhalten.“ Was Besseres fällt mir dazu ehrlich gesagt auch nicht ein.
Als wir am Bahnhof Altona eintreffen, geht es plötzlich nicht mehr weiter. Ich schaue vom Spiegel hoch und stelle fest: Niemand ist mehr im Bus außer mir. Vorne steht die Blonde neben ihrem Sitz und fuchtelt mit den Armen.
Ich nehme den Kopfhörer ab und erfahre so auch akustisch von ihrer Aufforderung, den Bus wechseln zu sollen. Hinter uns parkt ein weiterer 37er, dort sollen wir hinein aus irgendeinem Grund. Alle haben es schon kapiert, nur ich noch nicht, dank Philip Glass und Spiegellektüre.
Also wechsle auch ich den Bus, und erst unterwegs dorthin wird es mir bewusst: Ich habe doch wahrhaftig die rechte Hand der Busfahrerin bei einer anderen Tätigkeit erlebt, als auf dem Kassenkasten zu liegen wie ein komatöses Krokodil. Beim Fuchteln nämlich.
Somit ein ganz besonderer Tag. Doch morgen wird bestimmt wieder alles so sein wie immer.
PS: Wenn ich vor lauter 37er-Frust dann doch mal die 112 nehme, die mich immerhin in die Nähe meines Zieles bringt, dann führt die Route wenigstens über den Hafen, und ich kann Kräne kucken. Und schon habe ich wieder ein Kränefoto hier eingeschmuggelt. Ich bin echt ein Fuchs.
Die äußerst zuverlässig eintreffenden Busse der erheblich unbrauchbareren Linien 36 und 112 scheinen beim Eintreffen zu feixen. Ich habe es vorher auch nicht gewusst, aber verdammt: Busse KÖNNEN feixen, ich erlebe es jeden Morgen!
In der 37, so sie denn kommt, sitzt dann meist eine sehr blonde, sehr verlebte und deshalb sehr aufgetakelte Busfahrerin. Auch heute wieder. Das Auffälligste an ihr ist nicht ihre mimisch offen zur Schau gestellte Grundgenervtheit, sondern die Art, wie sie den Bus steuert. Nämlich einhändig.
Ihre linke Hand erledigt komplett alles, was nötig ist, um verlässliche 20 Minuten Verspätung zu erzielen, während ihre rechte wie eingeschlafen auf der Kasse ruht. Vier Finger liegen in mathematischer Akkuratesse auf dem Gerät, während der Daumen träumerisch hinter der unteren Kante des Kastens verschwindet. Selbst bei engen Kurven und schwierigen Ausweichmanövern bleibt die Blonde verbissen bei dieser manuellen Arbeitsteilung, als hätte sie eine Wette laufen.
„Wahrscheinlich“, vermutet Ms. Columbo, der ich ratlos davon erzähle, „ist die Kasse nicht verschraubt, und um den ständig drohenden Diebstahl zu verhindern, muss sie sie festhalten.“ Was Besseres fällt mir dazu ehrlich gesagt auch nicht ein.
Als wir am Bahnhof Altona eintreffen, geht es plötzlich nicht mehr weiter. Ich schaue vom Spiegel hoch und stelle fest: Niemand ist mehr im Bus außer mir. Vorne steht die Blonde neben ihrem Sitz und fuchtelt mit den Armen.
Ich nehme den Kopfhörer ab und erfahre so auch akustisch von ihrer Aufforderung, den Bus wechseln zu sollen. Hinter uns parkt ein weiterer 37er, dort sollen wir hinein aus irgendeinem Grund. Alle haben es schon kapiert, nur ich noch nicht, dank Philip Glass und Spiegellektüre.
Also wechsle auch ich den Bus, und erst unterwegs dorthin wird es mir bewusst: Ich habe doch wahrhaftig die rechte Hand der Busfahrerin bei einer anderen Tätigkeit erlebt, als auf dem Kassenkasten zu liegen wie ein komatöses Krokodil. Beim Fuchteln nämlich.
Somit ein ganz besonderer Tag. Doch morgen wird bestimmt wieder alles so sein wie immer.
PS: Wenn ich vor lauter 37er-Frust dann doch mal die 112 nehme, die mich immerhin in die Nähe meines Zieles bringt, dann führt die Route wenigstens über den Hafen, und ich kann Kräne kucken. Und schon habe ich wieder ein Kränefoto hier eingeschmuggelt. Ich bin echt ein Fuchs.
14 November 2007
Liwa auf Kuba
Für einen Ex-Pornodarsteller ist A. ein erstaunlich scheues Reh. Er will sich einfach nicht zu mir vor die Bühne im Hafenklang stellen, auf der die Flowerpornoes spielen.
Dort steht sonst niemand, und wenn wir da stünden, dann versperrten wir Tom Liwa & Co. wenigstens ein bisschen den Blick auf den todtraurigen Saal. Denn kaum 30 Leute verlieren sich bühnenfern und schüchtern im Halbdunkel, inklusive A.
Sollen sie doch. Ich hingegen schaue mir Liwa näher an, der sich heute Abend für ein merkwürdiges Outfit entschieden hat. Auf dem Kopf trägt er eine übergroße schlammfarbene Zipfelmütze, die mich an den Film „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ erinnert, obwohl ich ihn nie gesehen habe. Liwas Torso wird zudem umschlottert von einem weißen Nachthemd, wahrscheinlich aus dem Nachlass seiner Großmutter.
Es reicht ihm bis zu den Knien, darunter folgt nur noch nacktes Bein. Liwas Waden sind erstaunlich trainiert; die Muskulatur tritt geradezu eckig hervor. Natürlich ist der Zipfelmützenmann im Omahemd barfuß. Das ist nur konsequent.
Einmal kniet er sich hin, um ein Gitarrensolo zu spielen, der Mützenzipfel rutscht ihm ins Gesicht, er sitzt gebeugt da, und im orangen Licht des Hafenklangsaals wirkt Liwa plötzlich wie ein Häftling auf Guantanamo Bay.
Man kann sich von alldem einfach nicht mehr frei machen, nie mehr.
Dort steht sonst niemand, und wenn wir da stünden, dann versperrten wir Tom Liwa & Co. wenigstens ein bisschen den Blick auf den todtraurigen Saal. Denn kaum 30 Leute verlieren sich bühnenfern und schüchtern im Halbdunkel, inklusive A.
Sollen sie doch. Ich hingegen schaue mir Liwa näher an, der sich heute Abend für ein merkwürdiges Outfit entschieden hat. Auf dem Kopf trägt er eine übergroße schlammfarbene Zipfelmütze, die mich an den Film „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ erinnert, obwohl ich ihn nie gesehen habe. Liwas Torso wird zudem umschlottert von einem weißen Nachthemd, wahrscheinlich aus dem Nachlass seiner Großmutter.
Es reicht ihm bis zu den Knien, darunter folgt nur noch nacktes Bein. Liwas Waden sind erstaunlich trainiert; die Muskulatur tritt geradezu eckig hervor. Natürlich ist der Zipfelmützenmann im Omahemd barfuß. Das ist nur konsequent.
Einmal kniet er sich hin, um ein Gitarrensolo zu spielen, der Mützenzipfel rutscht ihm ins Gesicht, er sitzt gebeugt da, und im orangen Licht des Hafenklangsaals wirkt Liwa plötzlich wie ein Häftling auf Guantanamo Bay.
Man kann sich von alldem einfach nicht mehr frei machen, nie mehr.
12 November 2007
Cruise grinst Hitler weg
Gestern sahen wir im Kino den Trailer zum Film „Walküre“ über das Attentat auf Hitler vom Juli 1944. Hollywoodstar Tom Cruise spielt Claus Schenk Graf von Stauffenberg, also die Hauptrolle.
Eine kleine Sequenz aus diesem Trailer pflanzte mir den Stachel der Skepsis ins Hirn, und dort wird er bleiben bis nächsten Sommer, wenn „Walküre“ ins Kino kommt.
Sie geht so: Einer der Mitverschwörer spricht gegenüber Stauffenberg von der Todesgefahr, in der sie alle schweben, und Tom Cruise antwortet so was wie: „Wie werden dem Tod heute noch öfter begegnen.“ Das ginge ja vielleicht noch durch als üblicher Hollywoodsprech für pathetische Situationen, in denen die Furchtlosigkeit des Helden durchscheinen soll. Doch während Cruise das sagt, grinst er auf seine hundertfach erprobte Weise aasig sarkastisch, als wäre er ein Broker, der als nächstes die Chefsekretärin flachlegen will.
Weiter entfernt vom realen Stauffenberg können diese zwei Cruise-Sekunden einfach nicht sein, dafür umso näher am draufgängerischen Sonnyboy, der diesem schrägen Diktator jetzt mal zeigen will, was ’ne richtige Harke ist – let’s roll!
Oh Mann. Der Film wird bestimmt ganz, ganz furchtbar. Und für solche Cruise-Momente durften sie im Bendlerblock drehen.
Wahrscheinlich werden Ms. Columbo und ich uns „Walküre“ trotzdem ansehen. Aber nur, wenn parallel kein EM-Spiel läuft.
PS: Wer generell wissen will, was zurzeit im Kino sehenswert ist und was man tunlichst meiden muss, sollte sich donnerstags auf Gunnars brandneuem Kinoblog Orientierung holen. Selbst wenn er einen Film noch nicht gesehen hat: Eine Meinung dazu hat er immer, garantiert …
Eine kleine Sequenz aus diesem Trailer pflanzte mir den Stachel der Skepsis ins Hirn, und dort wird er bleiben bis nächsten Sommer, wenn „Walküre“ ins Kino kommt.
Sie geht so: Einer der Mitverschwörer spricht gegenüber Stauffenberg von der Todesgefahr, in der sie alle schweben, und Tom Cruise antwortet so was wie: „Wie werden dem Tod heute noch öfter begegnen.“ Das ginge ja vielleicht noch durch als üblicher Hollywoodsprech für pathetische Situationen, in denen die Furchtlosigkeit des Helden durchscheinen soll. Doch während Cruise das sagt, grinst er auf seine hundertfach erprobte Weise aasig sarkastisch, als wäre er ein Broker, der als nächstes die Chefsekretärin flachlegen will.
Weiter entfernt vom realen Stauffenberg können diese zwei Cruise-Sekunden einfach nicht sein, dafür umso näher am draufgängerischen Sonnyboy, der diesem schrägen Diktator jetzt mal zeigen will, was ’ne richtige Harke ist – let’s roll!
Oh Mann. Der Film wird bestimmt ganz, ganz furchtbar. Und für solche Cruise-Momente durften sie im Bendlerblock drehen.
Wahrscheinlich werden Ms. Columbo und ich uns „Walküre“ trotzdem ansehen. Aber nur, wenn parallel kein EM-Spiel läuft.
PS: Wer generell wissen will, was zurzeit im Kino sehenswert ist und was man tunlichst meiden muss, sollte sich donnerstags auf Gunnars brandneuem Kinoblog Orientierung holen. Selbst wenn er einen Film noch nicht gesehen hat: Eine Meinung dazu hat er immer, garantiert …
11 November 2007
Man trägt Damenhandtasche
In der Tankstelle am Spielbudenplatz stehe ich hinter einem älteren Herrn in der Schlange. Er trägt ein teures hellbraunes Lederjacket, dessen Farbe perfekt mit der seiner Haare harmoniert.
Auf den Tresen legt er aber nicht etwa die Financial Times Deutschland, sondern die Gala und die Bunte – und bezahlt den Kleckerbetrag mit einer goldenen American-Express-Karte. Erlebt man so etwas nur auf St. Pauli? Wahrscheinlich schon.
Genauso wie den etwa 65-jährigen Mann abends im Bus, der auf eine Weise adrett gekleidet ist, wie man es Mitte der 70er war oder Dustin Hofman in „Tod eines Handlungsreisenden“. Er brabbelt mit unstetem Blick vor sich hin, ohne dass es ihm peinlich wäre. Als wir uns der Haltestelle St. Pauli nähern, brüllt er plötzlich: „ST. PAULI! ST. PAULI!“
Auf dem Sitz neben ihm steht seine Damenhandtasche. Ms. Columbo und ich entwickeln auf dem Heimweg Theorien über diesen Mann. Dass er mit hoher Sicherheit allein lebt und sich dabei für ihn selbst unmerklich lautstarke Selbstgespräche angewöhnt hat, darüber herrscht Konsens. Nur nicht über die Damenhandtasche.
Ms. Columbo vermutet Geiz. Er streifte, so ihre These, durch Kaufhäuser und fand nur für Damenhandtaschen Grabbeltische, weshalb er sich für die leicht merkwüdige, aber preisgünstige Variante entschied.
Meine Theorie hingegen ist folgende: Die Handtasche ist in Wirklichkeit die seiner Frau, und die liegt bei ihm zu Hause in der Tiefkühltruhe.
Selbst Ms. Columbo muss meiner Theorie eine größere Interessantheit zugestehen.
Nach der Flut
Wenn die Elbe in die Stadt hineinströmt, dann strömen die Hamburger Richtung Elbe. Natürlich auch ich, Sturmflut kucken.
Am Fischmarkt war Land unter, dort zog man Autos aus den graugrünen Fluten. Oben am Pupasch hatte man Flutschutzmauern hochgezogen, man musste drübersteigen, um auf die Landungsbrücken zu gelangen.
Dort freilich sah alles aus wie immer; sie schwimmen ja, die Landungsbrücken, sie gehen seit eh und je auf und ab mit Ebbe und Flut, und man musste sich schon bewusst machen, dass man sich dreieinhalb Meter höher aufhielt als gewöhnlich, um dem Thrill der Sturmflut nachhängen zu können.
Doch wie hoch das Wasser auch stieg, wieviele Autos auch absoffen, wie durchweicht meine Turnschuhe auch waren nach dem Waten über den Fischmarktparkplatz: Die beschissene Gegenwart ist immer die gute alte Zeit von übermorgen.
Das war das Wort zum Sonntag.
10 November 2007
Nur keine Hemmungen
Tagtäglich verschlägt es mich berufsbedingt in die Zeisehallen, und ebenso oft streift mein Blick ein Gitterkonstrukt, welches hier als schwarzes Brett fungiert.
Die an dünnen Metallstreben befestigten Aushänge flattern und fleddern schon nach kurzer Zeit zerzaust vor sich hin. Es sei denn, sie sind ganz frisch, wie der abgebildete. Ein wirklich erstaunlicher Aushang. Sowohl sein Zielpublikum als auch die dahinter sich verbergende Lehre sind mir zwar völlig schleierhaft. Dennoch begann ich innerlich zu juchzen und zu jauchzen, und alles nur wegen des Textes zum Tryptichon.
Kein einziger Deppenbindestrich, trotz der prachtvoll entwickelten Komposita! Wo findet man das heutzutage noch? Ich erwog, meine Begeisterung in eine spontane Schüttelanwendung münden zu lassen, merkte aber, dass dies mit Hilfe einer Enthemmungsmusikrassel erheblich einfacher zu bewerkstelligen wäre. Doch ich hatte zufällig keine zur Hand.
Und der Obdachlose mit dem hygienisch bedenklichen Dreijahresbart, der immer hinterm Gitterzaun sitzt und mich täglich fragt, ob er mich malen dürfe, hatte nicht einmal ein geeignetes Ansprechpartnergesicht zu bieten. Im Gegenteil.
Noch Stunden danach beschäftigte mich der Zettel. Welche speziellen Hemmungen soll die Enthemmungsmusikrassel nach dem Willen des Zettelaufhängers überhaupt lösen? Eine Frage, die mich einfach nicht mehr loslässt.
09 November 2007
Sehen wir uns zum Buhen?
Am Samstagabend um 20.30 Uhr spielt mein Freund und sporadischer Bloggast Mark (r.) mit seiner komischen Musiziertruppe in der Prinzenbar. Das ist wohl so ähnlich gelaufen wie damals mit den Blues Brothers, nach dem Motto „Wir bringen die Band wieder zusammen“ oder so.
Vielleicht will Mark damit ja ebenfalls ein Waisenhaus retten. Denn obwohl der feine Herr in seinem Leben gefühlte tausendmal mit mir gemeinsam auf Gästelisten stand und sich auf diese Weise die größten Popstars der Welt für lau reingepfiffen hat, legt er bei seinem eigenen Gig keine Gästeliste aus, nicht mal die klitzekleinste, sondern der Mann will GELD. Mal wieder typisch.
Jedenfalls kostet der „Spaß“ empörende fünf Euro. Selbst ich muss zahlen. Dabei habe ich das zuletzt … Moment … 1995 bei Dave Edmunds in der Großen Freiheit gemusst. Aber ich tu’s, verdammt, weil es Mark ist und er bei mir ein eigenes Tag hat. Und nicht, weil die Band besser aussieht als die Chippendales.
Ihr müsst auch alle kommen – zum Buhen. Damit er mal sieht, wie das ist, der feine Herr Mark.
PS: Parallel dazu spielt Tish Hinojosa um 21 Uhr in Anna's Country & Western Saloon in Meiendorf. Da müssen wir natürlich auch alle hin. Hmm.
Vielleicht will Mark damit ja ebenfalls ein Waisenhaus retten. Denn obwohl der feine Herr in seinem Leben gefühlte tausendmal mit mir gemeinsam auf Gästelisten stand und sich auf diese Weise die größten Popstars der Welt für lau reingepfiffen hat, legt er bei seinem eigenen Gig keine Gästeliste aus, nicht mal die klitzekleinste, sondern der Mann will GELD. Mal wieder typisch.
Jedenfalls kostet der „Spaß“ empörende fünf Euro. Selbst ich muss zahlen. Dabei habe ich das zuletzt … Moment … 1995 bei Dave Edmunds in der Großen Freiheit gemusst. Aber ich tu’s, verdammt, weil es Mark ist und er bei mir ein eigenes Tag hat. Und nicht, weil die Band besser aussieht als die Chippendales.
Ihr müsst auch alle kommen – zum Buhen. Damit er mal sieht, wie das ist, der feine Herr Mark.
PS: Parallel dazu spielt Tish Hinojosa um 21 Uhr in Anna's Country & Western Saloon in Meiendorf. Da müssen wir natürlich auch alle hin. Hmm.
07 November 2007
Fundstücke (35)
1. Gestern lenkte ein wohlmeinender Kollege meine Aufmerksamkeit auf die Webseite von Martha Olschewski. Sie hat eine besondere Dienstleistung im Angebot, die sie auch hier auf dem Kiez in einem Ladenlokal offerieren könnte: das „Genitallesen“.
„Wie schon ihre Mutter“, erläutert die gebürtige Georgierin bereitwillig, „brachte meine Mutter mich mit 12 mit dem Genitallesen in Kontakt.“ Mit 12! Und mit Folgen: „Bis irgendwann eine gute Freundin mir vorschlug, das Genitallesen doch nebenberuflich auszuüben. Mir gefiel die Idee, und auch mein Mann meinte, dass es durchaus einen Versuch wert sei.“
Auch ihr Mann also. Heute ist die Olschewski, die wahrscheinlich mehr Schniedel in Händen hielt als Domenica und Dolly Buster zusammen, längst selbstständig. Sie liest Tausenden die Zukunft aus Pimmeln und Muschis, ob Einzelpersonen oder Unternehmen. Interessante Vorstellung übrigens: Die Firma Letzte Ruhe Bestattungs-GmbH geht geschlossen zum Genitallesen.
Jedenfalls hat Martha Olschewski eine echte Marktlücke entdeckt und geni(t)al besetzt: „Das Genitallesen“, eröffnet sie uns denn auch offen und ehrlich, „ist heute eine nur noch wenigen Menschen bekannte Technik.“
Ja, das ist eine ganz, ganz großartige Seite. Ich bitte nur darum, das Gästebuch nicht noch mehr zu versauen, als es eh schon ist. OKAY?
2. „Hundertmal werd ich’s euch sagen und tausendmal: Irrtum ist Irrtum! Ob ihn der größte Mann, ob ihn der kleinste beging.“ Sagt Friedrich Schiller. Leider hat er die Frauen vergessen.
3. „Das Internet ist so etwas wie eine offene Form der geschlossenen Anstalt. Auch von mir selbst weiß ich manchmal nicht so genau, ob ich nun Pflegekraft oder Patient bin. Aber ich bemühe mich wenigstens darum, mich nicht ganz offensichtlich wie ein Patient zu verhalten.“ Gefunden an der Blogbar.
4. „Man fühlt sich erdrückt von einer um sich greifenden öffentlichen Dummheit, der man kein korrektes Urteil in den elementarsten Dingen zutrauen kann.“ Hannah Arendt nach ihrem Besuch in Deutschland 1949 – übrigens das Jahr, in dem Martha Olschewski geboren wurde.
„Wie schon ihre Mutter“, erläutert die gebürtige Georgierin bereitwillig, „brachte meine Mutter mich mit 12 mit dem Genitallesen in Kontakt.“ Mit 12! Und mit Folgen: „Bis irgendwann eine gute Freundin mir vorschlug, das Genitallesen doch nebenberuflich auszuüben. Mir gefiel die Idee, und auch mein Mann meinte, dass es durchaus einen Versuch wert sei.“
Auch ihr Mann also. Heute ist die Olschewski, die wahrscheinlich mehr Schniedel in Händen hielt als Domenica und Dolly Buster zusammen, längst selbstständig. Sie liest Tausenden die Zukunft aus Pimmeln und Muschis, ob Einzelpersonen oder Unternehmen. Interessante Vorstellung übrigens: Die Firma Letzte Ruhe Bestattungs-GmbH geht geschlossen zum Genitallesen.
Jedenfalls hat Martha Olschewski eine echte Marktlücke entdeckt und geni(t)al besetzt: „Das Genitallesen“, eröffnet sie uns denn auch offen und ehrlich, „ist heute eine nur noch wenigen Menschen bekannte Technik.“
Ja, das ist eine ganz, ganz großartige Seite. Ich bitte nur darum, das Gästebuch nicht noch mehr zu versauen, als es eh schon ist. OKAY?
2. „Hundertmal werd ich’s euch sagen und tausendmal: Irrtum ist Irrtum! Ob ihn der größte Mann, ob ihn der kleinste beging.“ Sagt Friedrich Schiller. Leider hat er die Frauen vergessen.
3. „Das Internet ist so etwas wie eine offene Form der geschlossenen Anstalt. Auch von mir selbst weiß ich manchmal nicht so genau, ob ich nun Pflegekraft oder Patient bin. Aber ich bemühe mich wenigstens darum, mich nicht ganz offensichtlich wie ein Patient zu verhalten.“ Gefunden an der Blogbar.
4. „Man fühlt sich erdrückt von einer um sich greifenden öffentlichen Dummheit, der man kein korrektes Urteil in den elementarsten Dingen zutrauen kann.“ Hannah Arendt nach ihrem Besuch in Deutschland 1949 – übrigens das Jahr, in dem Martha Olschewski geboren wurde.
Nur ein Bier, BITTE!
Vorm Tätowierladen in der Barner Straße, den die meisten Leute, die ich kenne, seit einiger Zeit „Tättushobb“ nennen, steht ein großer Hund vor der Tür und schaut sehnsüchtig hinein.
Hunde haben einen fantastischen Geruchssinn, vielleicht riecht er Blut. Das Blut all der lustvoll gepeinigten Masochisten, die Kunden sind im Tättushobb. Oder er beobachtet sein Frauchen, das an der Theke lehnt und wahrscheinlich gerade die Modalitäten eines Arschgeweihs bespricht.
Egal, mein Bus kommt, die Sache bleibt ungeklärt. Abends beim Konzert von Lucinda Williams (Foto) in der Fabrik schleiche ich mich zwischendurch raus, um in der Pizzeria nebenan kurz die Zwischenergebnisse der Champions-League-Spiele zu erfahren. Pro Forma bestelle ich ein Bier. Doch der Ober lehnt ab: „Wir sind keine Bar.“
Zehn Minuten, barme ich, nur zehn lächerliche Minuten, dann sind die Spiele zu Ende und ich verschwinde wieder und lasse die deutschitalienische Gastronomie in Ruhe mit meinen empörenden Konsumwünschen.
Er ist gnädig, räumt aber mit deutlicher Muffigkeit die gewaltige kreidebeschriftete Tafel wieder ab, die er wie einen stummen Vorwurf auf den Stuhl gegenüber gestellt hatte. Nach dem Abpfiff gebe ich trotzdem 50 Cent Trinkgeld, aber ich hasse mich dafür.
Soviel Selbstachtung muss sein.
Hunde haben einen fantastischen Geruchssinn, vielleicht riecht er Blut. Das Blut all der lustvoll gepeinigten Masochisten, die Kunden sind im Tättushobb. Oder er beobachtet sein Frauchen, das an der Theke lehnt und wahrscheinlich gerade die Modalitäten eines Arschgeweihs bespricht.
Egal, mein Bus kommt, die Sache bleibt ungeklärt. Abends beim Konzert von Lucinda Williams (Foto) in der Fabrik schleiche ich mich zwischendurch raus, um in der Pizzeria nebenan kurz die Zwischenergebnisse der Champions-League-Spiele zu erfahren. Pro Forma bestelle ich ein Bier. Doch der Ober lehnt ab: „Wir sind keine Bar.“
Zehn Minuten, barme ich, nur zehn lächerliche Minuten, dann sind die Spiele zu Ende und ich verschwinde wieder und lasse die deutschitalienische Gastronomie in Ruhe mit meinen empörenden Konsumwünschen.
Er ist gnädig, räumt aber mit deutlicher Muffigkeit die gewaltige kreidebeschriftete Tafel wieder ab, die er wie einen stummen Vorwurf auf den Stuhl gegenüber gestellt hatte. Nach dem Abpfiff gebe ich trotzdem 50 Cent Trinkgeld, aber ich hasse mich dafür.
Soviel Selbstachtung muss sein.
05 November 2007
Von Pumpen und Ratten
Zum ersten Mal im Leben Kegeln gewesen, in „Frank’s Kegel-Eck“ in Eimsbüttel. Fazit: sehr unterhaltsam. Wenn man vom Finanziellen absieht.
Anfangs warf ich einige sogenannte Pumpen; ein erfahrener Kollege nannte diese öffentlichen Blamagen auch Ratten, wahrscheinlich um mich aufzumuntern. Das ist, wenn du die Kugel so lachhaft mies wirfst, dass sie von der Bahn abkommt und sich via Regenrinne elegant an den stumm feixenden Kegeln vorbeidrückt. Matt: zero points.
Während ich dafür mit Spott, Gejohle und einer eisig schmallippig kuckenden Teamkapitänin davonkam, erwiesen sich meine größten Erfolge als letztlich schlimmer. Sie bestanden nämlich aus zweimal alle Neune, yeah.
Dafür aber wurde jedesmal, wie die zahlreichen Experten mir eilfertig und erwartungsfroh erklärten, eine Runde Saure für alle fällig. Alle: Das waren 18 Kegler. Dennoch überwog die Freude. Ich meine: alle Neune!
Insgesamt schlug ich mich recht passabel. Nur blöd, dass ich einmal die Kugel frohgemut und vehement Richtung Kegel drosch, die putzigen Gesellen aber von der drögen Automatik noch gar nicht wieder hingestellt worden waren. Der Spielleiter, das muss ich gestehen, hatte sogar noch verzweifelt an die Scheibe hinter mir geklopft, hatte „Matt, stopp! STOPP!“ geschrien, doch im Ignorieren wohlgemeinter Ratschläge bin ich spitze.
Die Aktion zählte natürlich trotz null umgeworfener Kegel nicht als Pumpe resp. Ratte, denn die Kugel war ja 1a die Bahn entlang gerollt; nur stand halt am Ende nix rum.
Am nächsten Tag zwickte es Ms. Columbo im rechten Oberschenkel, ich verfügte über Muskelkater im linken Glutaeus maximus.
Vom Kegeln! Sachen gibt’s.
Anfangs warf ich einige sogenannte Pumpen; ein erfahrener Kollege nannte diese öffentlichen Blamagen auch Ratten, wahrscheinlich um mich aufzumuntern. Das ist, wenn du die Kugel so lachhaft mies wirfst, dass sie von der Bahn abkommt und sich via Regenrinne elegant an den stumm feixenden Kegeln vorbeidrückt. Matt: zero points.
Während ich dafür mit Spott, Gejohle und einer eisig schmallippig kuckenden Teamkapitänin davonkam, erwiesen sich meine größten Erfolge als letztlich schlimmer. Sie bestanden nämlich aus zweimal alle Neune, yeah.
Dafür aber wurde jedesmal, wie die zahlreichen Experten mir eilfertig und erwartungsfroh erklärten, eine Runde Saure für alle fällig. Alle: Das waren 18 Kegler. Dennoch überwog die Freude. Ich meine: alle Neune!
Insgesamt schlug ich mich recht passabel. Nur blöd, dass ich einmal die Kugel frohgemut und vehement Richtung Kegel drosch, die putzigen Gesellen aber von der drögen Automatik noch gar nicht wieder hingestellt worden waren. Der Spielleiter, das muss ich gestehen, hatte sogar noch verzweifelt an die Scheibe hinter mir geklopft, hatte „Matt, stopp! STOPP!“ geschrien, doch im Ignorieren wohlgemeinter Ratschläge bin ich spitze.
Die Aktion zählte natürlich trotz null umgeworfener Kegel nicht als Pumpe resp. Ratte, denn die Kugel war ja 1a die Bahn entlang gerollt; nur stand halt am Ende nix rum.
Am nächsten Tag zwickte es Ms. Columbo im rechten Oberschenkel, ich verfügte über Muskelkater im linken Glutaeus maximus.
Vom Kegeln! Sachen gibt’s.
Brat Kartoffeln, aber pronto!
Korinthenkacken ist Volkssport auf der Rückseite der Reeperbahn. Heute kriegt das die Fertigessenfirma Marena zu spüren.
Der Hersteller offerierte uns heute bei Penny eine Nahrungsmittelpackung letztlich unklaren Inhalts. Draußen drauf stand nämlich in hartem Kommisston lediglich der Befehl „Brat Kartoffeln“, wobei Marena versehentlich das Ausrufezeichen vergessen hatte und uns zudem noch unziemlich duzte.
Ja, klar briete ich mir Kartoffeln, Marena, so ich denn welche hätte! Doch woher nehmen?
Also brat sie dir doch selber – so du welche hast.
Der Hersteller offerierte uns heute bei Penny eine Nahrungsmittelpackung letztlich unklaren Inhalts. Draußen drauf stand nämlich in hartem Kommisston lediglich der Befehl „Brat Kartoffeln“, wobei Marena versehentlich das Ausrufezeichen vergessen hatte und uns zudem noch unziemlich duzte.
Ja, klar briete ich mir Kartoffeln, Marena, so ich denn welche hätte! Doch woher nehmen?
Also brat sie dir doch selber – so du welche hast.
04 November 2007
Etwas hat überlebt: das MacBook
Hinterher fiel es mir wieder ein: Ich hatte schon etwas gespürt, als ich gegen ein Uhr nachts wegen des Lärms auf den Balkon getreten war. Etwas schien mich am Kopf gestreift zu haben, etwas Leichtes, Luftiges, und ich hatte es im Dunkeln mit der Hand beiseite gewischt.
Dachte ich zumindest.
Danach ging ich zurück ins Zimmer, schloss die Tür, setzte mich wieder an den Tisch und die Kopfhörer auf. Ich war gerade dabei, einen Ordner mit Songs von Bert Jansch und John Renbourn auf den iPod zu kopieren, als mich ein leichtes Kitzeln am rechten Arm störte.
Ich schaute gedankenlos hin – und sah eine tintenschwarze, fettbeinige, fleischige Spinne auf meinem Oberarm. Ohne allzuviel Jägerlatein möchte ich ihre Größe etwa auf die eines Zweieurostücks schätzen (Foto: ähnlich). Allerdings rekonstruierte ich das erst hinterher, denn meine Reaktion war gleichsam nicht mehr menschlich, sondern beängstigend … archaisch.
Aufstöhnen, mit der linken Hand panisch das Tier vom rechten Bizeps fetzen, dabei den Körper nach links werfen, wobei ich a) fast vom Stuhl fiel und b) mit der Kopfhörerleitung das futschneue MacBook bis an die äußerste Tischkante riss: All das geschah in einer nanohaften Geschwindigkeit, die dem Willen nicht mehr unterworfen war, sondern ausschließlich irgendeinem verlässlichen Instinkt, der damals in der afrikanischen Savanne entstanden sein muss, vor x-Millionen Jahren.
Keuchend riss ich mir dann den Kopfhörer ab, sprang vom Stuhl und stierte fahrig und fiebrig auf den Boden. Dieses Tier musste raus aus der Wohnung, aber schnell.
Allerdings war es nicht mehr zu sehen, trotz seiner Ausmaße. Ich suchte alles ab, auch die Wände. Selbst zur Decke schaute ich hoch, obwohl es unrealistisch war, dass die Spinne es in der kurzen Zeit dorthin geschafft haben könnte. Doch das Insekt blieb spurlos verschwunden und mein Puls noch minutenlang auf 180.
Das MacBook hat überlebt. Das ist alles, was zählt.
Dachte ich zumindest.
Danach ging ich zurück ins Zimmer, schloss die Tür, setzte mich wieder an den Tisch und die Kopfhörer auf. Ich war gerade dabei, einen Ordner mit Songs von Bert Jansch und John Renbourn auf den iPod zu kopieren, als mich ein leichtes Kitzeln am rechten Arm störte.
Ich schaute gedankenlos hin – und sah eine tintenschwarze, fettbeinige, fleischige Spinne auf meinem Oberarm. Ohne allzuviel Jägerlatein möchte ich ihre Größe etwa auf die eines Zweieurostücks schätzen (Foto: ähnlich). Allerdings rekonstruierte ich das erst hinterher, denn meine Reaktion war gleichsam nicht mehr menschlich, sondern beängstigend … archaisch.
Aufstöhnen, mit der linken Hand panisch das Tier vom rechten Bizeps fetzen, dabei den Körper nach links werfen, wobei ich a) fast vom Stuhl fiel und b) mit der Kopfhörerleitung das futschneue MacBook bis an die äußerste Tischkante riss: All das geschah in einer nanohaften Geschwindigkeit, die dem Willen nicht mehr unterworfen war, sondern ausschließlich irgendeinem verlässlichen Instinkt, der damals in der afrikanischen Savanne entstanden sein muss, vor x-Millionen Jahren.
Keuchend riss ich mir dann den Kopfhörer ab, sprang vom Stuhl und stierte fahrig und fiebrig auf den Boden. Dieses Tier musste raus aus der Wohnung, aber schnell.
Allerdings war es nicht mehr zu sehen, trotz seiner Ausmaße. Ich suchte alles ab, auch die Wände. Selbst zur Decke schaute ich hoch, obwohl es unrealistisch war, dass die Spinne es in der kurzen Zeit dorthin geschafft haben könnte. Doch das Insekt blieb spurlos verschwunden und mein Puls noch minutenlang auf 180.
Das MacBook hat überlebt. Das ist alles, was zählt.
02 November 2007
Kein Puffzipfelchen, nirgends
Es ist fast unmöglich, auf der Reeperbahn und drumherum nicht ständig über irgendein Bordell zu stolpern, wo richtige, echte Prostituierte arbeiten.
Man könnte im Flanieren praktisch wahllos irgendetwas knipsen, und es wäre mit recht hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo ein Puffzipfelchen zu sehen. Es ist also einfach. Spiegel online gelang es heute trotzdem nicht, ein solches Foto zu produzieren.
Dabei wäre es wichtig gewesen, es nicht zu vermasseln; Spon nämlich wollte damit das dank Alice Schwarzer alle 20 Jahre wieder eregierende Thema „Prostitution in Deutschland“ illustrieren.
Doch auf dem Bild zum Artikel (Foto) ist zwar viel zu sehen, was nach Schmuddel riecht – aber nirgends ein Bordell. Sondern nur zwei handelsübliche Sexshops, die es so ähnlich bestimmt auch in Paderborn gibt, sowie das altehrwürdige Café Keese.
Ich weiß das genau, denn wir wohnen da. Im SEXES zum Beispiel führe ich manchmal anschauliche Diskussionen über Vibratoren. Aber nur mit sachkundigen Beratern und nicht mit Prostituierten – die es dort ja auch gar nicht gibt.
Man könnte im Flanieren praktisch wahllos irgendetwas knipsen, und es wäre mit recht hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo ein Puffzipfelchen zu sehen. Es ist also einfach. Spiegel online gelang es heute trotzdem nicht, ein solches Foto zu produzieren.
Dabei wäre es wichtig gewesen, es nicht zu vermasseln; Spon nämlich wollte damit das dank Alice Schwarzer alle 20 Jahre wieder eregierende Thema „Prostitution in Deutschland“ illustrieren.
Doch auf dem Bild zum Artikel (Foto) ist zwar viel zu sehen, was nach Schmuddel riecht – aber nirgends ein Bordell. Sondern nur zwei handelsübliche Sexshops, die es so ähnlich bestimmt auch in Paderborn gibt, sowie das altehrwürdige Café Keese.
Ich weiß das genau, denn wir wohnen da. Im SEXES zum Beispiel führe ich manchmal anschauliche Diskussionen über Vibratoren. Aber nur mit sachkundigen Beratern und nicht mit Prostituierten – die es dort ja auch gar nicht gibt.
01 November 2007
Harry und wer?
„Heute“, sage ich kleinlaut zu Ms. Columbo, „ist mir auf einmal nur noch einer der englischen Prinzen eingefallen. Und zwar Harry. Wie heißt noch mal der andere?“
„William“, sagt Ms. Columbo.
„Genau! William! Klar!“, schlage ich mir vor die Stirn, „aber warum ist mir dieser Name nicht mehr eingefallen? Warum?“
„Warum?“, sagt Ms. Columbo, und ich merke schon an ihrem Ton, dass sie diese Frage rhetorisch verstanden wissen will.
„Ich sage dir, warum“, fährt sie fort, „weil das farblose, langweilige Idioten sind.“
Ich schaue sie liebevoll an, und Bewunderung schwingt auch mit. „Natürlich“, geht mir ein ganzer Kron(!)leuchter auf, „du hast völlig Recht: weil das farblose, langweilige Idioten sind.“
So rettet Ms. Columbo mir mal wieder den Tag.
„William“, sagt Ms. Columbo.
„Genau! William! Klar!“, schlage ich mir vor die Stirn, „aber warum ist mir dieser Name nicht mehr eingefallen? Warum?“
„Warum?“, sagt Ms. Columbo, und ich merke schon an ihrem Ton, dass sie diese Frage rhetorisch verstanden wissen will.
„Ich sage dir, warum“, fährt sie fort, „weil das farblose, langweilige Idioten sind.“
Ich schaue sie liebevoll an, und Bewunderung schwingt auch mit. „Natürlich“, geht mir ein ganzer Kron(!)leuchter auf, „du hast völlig Recht: weil das farblose, langweilige Idioten sind.“
So rettet Ms. Columbo mir mal wieder den Tag.
Einmal Lach mit Wasser bitte
„Waaaaaa!“, schreie ich, als der Franke morgens mein Büro betritt, „du hast ja noch deine Halloweenmaske auf!“
Natürlich sieht der Franke aus wie immer, doch ich durfte diese hundertprozentige Torchance einfach nicht versemmeln. Der Sohn eines süddeutschen Bauernvolkes tut, als hätte ich gar nichts gesagt, und glaubt so Souveränität auszustrahlen.
Außerdem habe ich noch eine weitere Information für ihn. „Ich bin wieder da!“, strahle ich ihn nämlich mit ausgebreiteten Armen an, „heute Mittag gehen wir wieder essen!“
Nein, nein, erwidert der herzlose Angehörige einer grobschlächtigen Ethnie, ich sei wie einer jener armen Wichte, die nach Wochen halbverdurstet und -verhungert aus der Wüste zurückkehrten und augenblicks alles auf einmal in sich hineinschaufeln wollten, und das sei ganz schlecht.
„Du kriegst nur ein Möhrchen“, grinst der Teilhaber eines aufs Wesentliche reduzierten Genpools zufrieden, wobei seine Halloweenmaske die schauerlichsten Falten schlägt. Mit diesem Vorschlag kommt er freilich bei mir nicht durch. Barsch weise ich ihn zurecht und auf meinen freudig dem Lunch entgegenfiebernden Magen hin.
Mit Erfolg: Mittags finden wir uns im Mercado ein, und zwar am Sushistand. Dort verkaufen sie aus taktischen Gründen auch warme Gerichte. Das leckerste auf der heutigen Mittagskarte, die sich in nichts von den Mittagskarten der letzten sechs Monate unterscheidet, ist eine Lachsvariante, die auf beiden aufgestellten Tafeln als „Teriyaki-Lach“ ausgewiesen ist.
„Teriyaki-Lach“ finde ich meiner gehobenen Stimmung völlig adäquat, und ich bin fischgrätennah davor, genau so meine Bestellung aufzugeben: „Einmal Teriyaki-Lach und ein Wasser bitte.“
Allerdings sehe ich dann doch davon ab. Zu groß ist die Gefahr, die Japanerin vom Sushistand könnte dies nicht als humoristischen Ausdruck meiner Wiedergenesung, sondern als Veräppelung ihres Migrationshintergrundes auffassen. Nun, wir werden es nie erfahren.
Mein Teriyaki-Lachs ist jedenfalls vorzüglich. „Wenigstens beim Essen“, schimpfe ich behaglich mampfend den Franken, „solltest du deine Halloweenmaske abnehmen.“
Doch das Mitglied einer physiognomisch eher halbfertig konstruierten Volksgruppe denkt nur noch an sein Red Curry Chicken.
Natürlich sieht der Franke aus wie immer, doch ich durfte diese hundertprozentige Torchance einfach nicht versemmeln. Der Sohn eines süddeutschen Bauernvolkes tut, als hätte ich gar nichts gesagt, und glaubt so Souveränität auszustrahlen.
Außerdem habe ich noch eine weitere Information für ihn. „Ich bin wieder da!“, strahle ich ihn nämlich mit ausgebreiteten Armen an, „heute Mittag gehen wir wieder essen!“
Nein, nein, erwidert der herzlose Angehörige einer grobschlächtigen Ethnie, ich sei wie einer jener armen Wichte, die nach Wochen halbverdurstet und -verhungert aus der Wüste zurückkehrten und augenblicks alles auf einmal in sich hineinschaufeln wollten, und das sei ganz schlecht.
„Du kriegst nur ein Möhrchen“, grinst der Teilhaber eines aufs Wesentliche reduzierten Genpools zufrieden, wobei seine Halloweenmaske die schauerlichsten Falten schlägt. Mit diesem Vorschlag kommt er freilich bei mir nicht durch. Barsch weise ich ihn zurecht und auf meinen freudig dem Lunch entgegenfiebernden Magen hin.
Mit Erfolg: Mittags finden wir uns im Mercado ein, und zwar am Sushistand. Dort verkaufen sie aus taktischen Gründen auch warme Gerichte. Das leckerste auf der heutigen Mittagskarte, die sich in nichts von den Mittagskarten der letzten sechs Monate unterscheidet, ist eine Lachsvariante, die auf beiden aufgestellten Tafeln als „Teriyaki-Lach“ ausgewiesen ist.
„Teriyaki-Lach“ finde ich meiner gehobenen Stimmung völlig adäquat, und ich bin fischgrätennah davor, genau so meine Bestellung aufzugeben: „Einmal Teriyaki-Lach und ein Wasser bitte.“
Allerdings sehe ich dann doch davon ab. Zu groß ist die Gefahr, die Japanerin vom Sushistand könnte dies nicht als humoristischen Ausdruck meiner Wiedergenesung, sondern als Veräppelung ihres Migrationshintergrundes auffassen. Nun, wir werden es nie erfahren.
Mein Teriyaki-Lachs ist jedenfalls vorzüglich. „Wenigstens beim Essen“, schimpfe ich behaglich mampfend den Franken, „solltest du deine Halloweenmaske abnehmen.“
Doch das Mitglied einer physiognomisch eher halbfertig konstruierten Volksgruppe denkt nur noch an sein Red Curry Chicken.
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