12 März 2012

Ein Tag auf der Internorga



„Du weißt schon, dass uns heute Abend speiübel sein wird, oder?“, sagte ich zwischen englisch-indischen Pakoras und einer Kugel Black-Mamba-Eis aus Schwarzvanille zu Ms. Columbo. „Bis dahin“, antwortete sie und nahm eine Probe Schupfnudeln mit Sauerkraut ins Visier, „ist es noch lange hin.“

Eine solche Szene kann sich praktisch nur auf der Gastronomiemesse Internorga abspielen, wo wir heute einen halben Tag lang mit dem Verzehr von Happen, Pröbchen und Schlückchen beschäftigt waren. Hier stößt man auf alles, was uns Konsumenten demnächst konvenieren soll. Also Sachen wie gezapfte Automatensuppe, Würstchen aus dem Toaster (das Ding hat Röhren statt Schlitze!), Kuchen am Stiel sowie Tofu, das so verzweifelt wie vergeblich ein Schnitzel zu simulieren versucht.

Es gibt kalten Latte Macchiato in Einwegdosen und – o Wunder! – sogar Tomaten, die mal nicht schmecken wie schnittfestes Wasser. Sie heißen „Honigtomaten“ und kommen aus Holland. Warum sie außen allerdings nach überhaupt nichts riechen, weiß wahrscheinlich nur Jean-Baptiste Grenouille. Oder der Genetiker, der diese neueste Paradiesapfelvariante zusammengemixt hat.

Neben der bisweilen kuriosen kulinarischen Auswahl begeisterten mich übrigens besonders die Kalauer. Überall auf der Messe versuchten Anbieter, ihren Produkten mit Sprachspielereien den besonderen Kick zu verleihen. „Cup & Cino“ ist ja schon lange von der Kette gelassen worden, aber ein Teigmaschinenhersteller, der in seinem Slogan „Dough-how“ unterbringt, hat augenblicklich meinen Respekt.

Auch die Wohltäter von „ChariTea“ beweisen kalauertechnisch höchste Treffsicherheit. Nicht aber die voll auf Nüsse setzenden Leute von „Well Nuss“; das kann man einfach nicht richtig aussprechen – je nach voreingestelltem phonetischen Sprachmodus scheitert man entweder am W oder am u.

Die Firma „Tussi on Tour“ hingegen kalauert überhaupt nicht, sondern alliteriert nur. Sie gibt sich aber viel zu pink, um nicht zur Illustration des heutigen Blogeintrags missbraucht zu werden. Was sie eigentlich herstellt, weiß ich allerdings auch nicht. Tussis?


9 Kommentare:

  1. Habe letztes Jahr Tussi on Tour Schnapsglässchen verschenkt. Tussi on Tour kommt gut an bei Frau um Mitte 30 bis Anfang 40.
    Prost Tussi Anja

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  2. Neben Schnaps und passenden Gläsern (den übrigens auch in einer Flasche in Form eines Pumps) gibt's von Tussi On Tour so einiges an Kram, den frau eigentlich nicht braucht: Schlafmasekn, Würfel für den Rückspiegel, Lenkradbezuüge (auf denen steht, wo links und recht ist), Täschchen, Handtücher, Accesoires, etc pp.
    Selbstverständlich alles pink. :-)
    Herzliche Grüße,
    JayMom

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  3. Lenkradbezüge.... Grossartig muss ich haben.
    Wenn ich dann endlich weiss wo links und rechts ist, kann vorher auch mal tiefer in das Tussi on Tour Schnapsglas gucken.
    Pinke Grüße Tussi Anja

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  4. Internorga - hört sich irgendwie eklig an..

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  5. Ah, dank an alle Kommentierenden. Ich wollte mich schon, sehr neugierig geworden, beschweren, dass Sie Tussi on Tour in den Raum stellen ohne zu erläutern. Jetzt weiß ich, dank Ihrer Leserschaft, Bescheid.

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  6. Das war ja gerade der Kern meiner Botschaft, inchtomania: Ich hatte keine Ahnung, was „Tussi on Tour“ anbietet. Aber jetzt sind wir ja alle schlauer.

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  7. Herr Wagner *räusper* Sie wagen sich in spannende Themengebiete, sehen Sie selbst:
    http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=Tussi+on+tour&x=14&y=16 ... Schätze, da müssen zusätzliche Standgebühren geflossen sein ... Weiter mutige Berichterstattung, gute Besserung
    Robin L.

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  8. Jetzt habe ich einen Pinkschock, nur wegen Ihnen.

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  9. Dann doch lieber Shocking Blue ... Gegen Pink hilft grün: Grüne Sonnenbrille - ausgepinkt und eingegraut ;-)

    Versuch macht gluch ...
    Robin L.

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