26 Juli 2010

Indianerbier fürs Wegsteckhuhn

Wieder mal ein Sonnensonntag, den wir zum fröhlichen Kreuzen auf der Elbe nutzten.

Auf der Fähre von Finkenwerder zum Fischmarkt telefonierte eine Touristin im späten Teenageralter mit Mama, während der steife Westwind ihr fast die total coole Riesenretrosonnenbrille vom Näschen riss, die offenbar gerade auch auf dem Westerwald total cool ist (die Brille, nicht das Näschen).

Denn dort schien mir die junge Frau herzukommen; so klang jedenfalls ihr Dialekt (und mit dem kenne ich mich ganz gut aus).

Gestern Nacht war sie mit Freunden erstmals in ihrem Leben durch die Clubs und Spelunken der Großen Freiheit
(Foto) gezogen, das war total aufregend, und davon musste sie Mama jetzt berichten.

„Ich hätt drei Handynummänn krieche kenne“, erzählte sie nicht unstolz. „Han ich awwer net gemacht.“

Braves Mädchen.

Auf der Großen Freiheit hätte sie neben Handynummänn aber auch viele Kiezvokabeln aufschnappen können. Zum Beispiel „Indianerbier“: Das wurde aus lauter Resten zusammengeschüttet. Oder „Frikadellenpuff“. So nennt man auf St. Pauli eine Pommesbude, zumindest in Kreisen.

Ich weiß so was übrigens nicht von einschlägigen Bekannten, die solcherart Sprech als Umgangston pflegen, sondern aus Günter Zints legendärem Buch „Die weiße Taube flog für immer davon“ (1984), woraus neulich im Silbersack gelesen wurde.

Der Touristin aus dem Westerwald wäre manches davon aber doch vielleicht eine Spur zu derbe gewesen, nehme ich mal an. Zum Beispiel „Wegsteckhuhn“:

So nennt der lakonische Lude eine Hure, die es wirklich macht.


10 Kommentare:

  1. Aha, verstehe. Und im Frikadellenpuff gibts ausschließlich Wegsteckfritten oder auch Fritten, die nur so tun, als ob man sie isst?
    Wenn doch, wäre ich jetzt ziemlich entsetzt. Dafür bezahle ich schließlich nicht mein teuer verdientes Geld!

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  2. Sie verdienen Geld teuer? Das schaffen ja nicht mal die Wegsteckhühner in der Herbertstraße!

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  3. Jawohl, teuer!
    Und es war mir von Anfang an klar, dass Sie zu den Wegsteckfritten keinerlei Stellung beziehen würden!

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  4. über ein wegsteckhuhn freuen sich die freier...
    und der lude...
    falleschiebende huren haben öfter streit mit ihren freiern...
    und ärger mit ihrem luden, wegen dem theater...

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  5. Ach, was würde ich dafür geben, Sonntags fröhlich auf der Elbe zu kreuzen. Dieses kann ich lediglich bei meinen regelmäßigen Hamburg-Besuchen. Ja, und Wien liegt ja nicht gleich mal ums Eck.
    Und bei der Gelegenheit: Ich habe selten, oder gar nie, jemanden so wundervoll seine Stadt portraitieren sehen - oder lesen. oder wie auch immer.
    Lassen Sie mir die Elbe schön grüßen und trinken Sie bei Rach schön mal ein Bier auf mich. Aber mit selber zahlen.

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  6. Herr Klaus, Ihr sehnlicher Wunsch, sonntags auf der Elbe zu kreuzen, ist durch einen simplen Umzug recht einfach zu verwirklichen.

    Zum Biertrinken ist Rachs Tafelhaus allerdings der falsche Ort, da kenne ich auf St. Pauli bessere (und dennoch billigere) Kaschemmen.

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  7. Nun da ich aus Bad Marienberg komme, was in Hamburg kein Schwein kennt, und auch mit dem Westerwälder Dialekt seit Kindertagen vertraut bin, frage ich mich nach der Lektüre dieser Geschichte: Woher kommst Du denn ursprünglich? Hui Wäller? Christian Meyer

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  8. In der Tat. Trotzdem bevorzuge ich das Siezen, wenn es genehm ist.

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