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09 Juni 2012
Nicht (gut) fürn Arsch
Ein Wochenende in Berlin. Dr. K., immer für originelle Vorschläge gut, regt eine Tandemfahrt durch Kreuz- und Schöneberg an.
Zunächst müssen wir zwei Sechsjährige auf einem Kindergeburtstag abliefern und packen sie in den Anhänger. „Ihr werdet wirken wie ein schwules Paar mit Adoptivkindern“, schmunzelt Frau Dr. K. But so what?
Das pseudoschwule Pseudotandemfamilienidyll scheitert allerdings schon nach wenigen Kilometern an einem kapitalen Nagel, der den rechten Anhängerreifen zerfetzt und uns zum Laufen zwingt. Wir liefern die Mädchen ab, lassen den invaliden Anhänger an eine Stange gekettet zurück und radeln weiter.
Tandemfahren ist für Novizen etwas gewöhnungsbedürftig, auch als Beifahrer. Wenn ich mich auf den starren Handgriffen abstütze, sehe ich von der Gegend kaum mehr als den breiten Rücken eines Solarforschers. Und wenn ich mich zwecks besserer Aussicht freihändig aufrichte, leidet recht bald der Glutaeus maximus unter unschönen Verschleißerscheinungen.
Die Lösung: häufige Pausen. Espressotrinken. Eisessen. Über Flohmärkte schlendern. Auf einem davon die ersten beiden „Seinfeld“-Staffeln für 2,50 € erwischen und aus lauter schlechtem Schnäppchengewissen 50 Cent Trinkgeld drauflegen.
Nachts sitzen wir auf dem Balkon und sehen träge ein Ufo über den Himmel ziehen, während sich in der Ferne der Mercedesstern auf dem Europacenter dreht wie immer seit „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.
Von drei Solarlampen in den Blumenkästen funktioniert nur eine – was wir beide als untolerables Manko im Haushalt eines Solarforschers einstufen. Mir tut dafür der Hintern weh. Ein Tribut ans Tandem. Ein lohnenswertes.
06 Juni 2012
Niemand hat den Kopf verloren
Heute verbrachte ich den ganzen Abend auf der Frau Hedi, was außerhalb Hamburgs wahrscheinlich anzüglicher klingt als innerhalb, denn die Frau Hedi ist – wie Stammleser wissen – eine hochanständige Barkasse.
Sie tuckerte heute Abend drei Stunden lang kreuz und quer durch den Hafen, und nicht nur ich war an Bord, sondern auch zwei Bands, die sogenannte Showcases spielen sollten. Das sind Konzerte speziell für Journalisten, damit sie warm werden mit den Künstlern und vielleicht geneigter sind, ein Interview zu führen. Die Konkurrenz um die raren Artikelplätze ist schließlich groß.
Einer der Künstler war Stefan Dettl, der bayerische Frontmann von La Brass Banda, der vehement eine Solokarriere anstrebt. Wie so vielen vor ihm war ihm aber die Spezifik eines Showcases nicht ganz klar. Ich zum Beispiel gehöre zu jenen spezifisch gestrickten Menschen, die sich von Aufforderungen, mitzuklatschen oder gar zu -singen, gänzlich unbeeindruckt zeigen. Sie sind mir sogar zuwider.
Schließlich bin ich nicht automatisch Fan, sondern im Dienst, warum also sollte ich Euphorie heucheln? Er tat jedenfalls alles, der Dettl, und das ist wirklich viel, doch die Journaille inklusive mir verließ nie das Terrain der höflichen Akklamation, und das war auch gut so.
In der Kloschlange bekam ich Kontakt zu einer Frau, die sich als frühere Produktmanagerin der Toten Hosen herausstellte. Eine gute Gelegenheit, um ihr Vorhaltungen zu machen. Sie konnte sich ja nicht wehren, wir standen in der Kloschlange.
„Sie sind also dafür mitverantwortlich“, schimpfte ich, „dass die Toten Hosen zwar immer um Rezensionen gebettelt, aber ihr Label innerhalb von 20 Jahren niemals eine einzige Anzeige in den Medien geschaltet haben, für die ich arbeite.“
Sie verkrampfte, das war deutlich zu sehen, doch noch ehe sie zur Verteidigungsrede ansetzen konnte, fuhr ich die zweite Angriffswelle. „Tickten alle so wie die Toten Hosen“, erläuterte ich ihr mit bitterem Hohnlächeln, „dann wären wir längst Pleite – und ich arbeitslos.“
Immerhin stünden wir dann jetzt nicht in der gleichen Kloschlange, schoss mir durch den Kopf; das Ganze hätte also auch Vorteile. „Ich war ja immer nur die Botin mit der schlechten Nachricht“, piepste sie verunsichert. Dann ging zu ihrer (doppelten) Erleichterung die Toilettentür auf, was sie zur Flucht nutzte.
In absolutistischen Zeiten, fiel mir ein, hat man Boten, die schlechte Nachrichten überbrachten, geköpft. Ob das auch für Botinnen galt, weiß ich allerdings nicht.
Mal Google fragen.
05 Juni 2012
Und nun zu etwas ganz anderem
03 Juni 2012
02 Juni 2012
Die doppelbedeutende Wurst
Passant (unterwegs mit Bratwurst auf der kommunikativen Seite der Davidstraße): isst
Hure (tritt ihm in den Weg): Hallo Süßer, darf ich mal in deine Wurst beissen?
Passant (hält ihr die Wurst hin): Gerne – hier, bitte sehr.
Hure: So war das aber nicht gemeint ...
Erlebt vom Einheitskanzler, als er noch neu war in Hamburg.
PS: Er war übrigens der Passant.
31 Mai 2012
„Ahhhhhhh!“
An der Endoklinik (Foto von 2008), wo St. Pauli friedfertig an Altona grenzt, ist schon seit langem eine Großbaustelle. Wir Radler müssen uns den Radweg seither mit den Fußgängern teilen, was immer wieder zu Konflikten führt.
Gestern auf dem feierabendlichen Heimweg passierte ich dort einen älteren Zausel, den ich nicht mal wegklingeln musste, weil er mir entgegenkam und mich heranrollen sah, als der urplötzlich auf mich zusprang, die Arme ausbreitete wie die Jesusstatue über Rio und „Ahhhhhhh!“ brüllte.
Dieses überraschend atavistische Verhalten hatte binnen einer Hundertstelsekunde eine fatale Wirkung auf meine Körperchemie. In meiner vollkommenen Arglosigkeit erschreckte ich mich derart, dass ich beinah rechts in den Bauzaun gebrettert wäre, und ich wette, der Zausel hat genau das beabsichtigt. Nach kurzem Schlingern vermochte ich mich allerdings auf dem Rad zu halten.
Ganz ohne das Zutun meiner Ratio, die sicherlich korrigierend eingegriffen hätte, murmelte ich im Weiterfahren übrigens ein unflätiges Wort aus der Sphäre des Fäkalen, für das ich mich als zivilisierter Mensch ordnungsgemäß schäme.
Falls der Primat hier mitliest: WAS IN DREITEUFELSNAMEN SOLLTE DAS?
29 Mai 2012
Ein weißer Schimmel
Bei Aldi im Gemüsefach gibt es nur noch eine einzige Packung Strauchtomaten, und die ist großflächig verschimmelt.
Da ich zwar einen Einkaufswagen dabeihabe, aber nichts weiter einkaufen möchte, also sowieso den Weg durch den Kassengang wählen muss, um den Laden wieder verlassen zu können, nehme ich die Tomaten mit und reihe mich in die Schlange ein.
Die Schimmeltomaten ruckeln gelassen übers Band Richtung Kasse. Währenddessen überlege ich, was ich zur Kassiererin sagen soll. Immerhin behauptet Aldi, bei niedrigsten Preisen höchste Qualität anzubieten. Allerdings kommt es dafür doch etwas zu oft zu Schimmelbefall. Schon einmal trug ich eine verdorbene Tomatenschale zur Kasse, wo sie ein junger Mann mit den fröhlichen Worten „Ach, die waren auf dem Lieferwagen schon verschimmelt!“ entgegennahm und wegschmiss.
Jedenfalls plane ich den Satz: „Diese Tomaten sind verschimmelt, lassen Sie sie mir etwas billiger?“ Ein guter Satz. Ein sarkastischer, provokanter Satz. Und ein schwer zu sagender, wenn man so sehr auf Konfliktvermeidung getrimmt ist wie ich.
Als ich dran komme mit meinem leeren Einkaufswagen und dem in weißliche Fäden gehüllten Gemüse, überfällt mich die übliche Feigheit, und ich sage: „Diese Tomaten sind verschimmelt. Ich möchte Sie Ihnen gerne zwecks Entsorgung zurückgeben.“
Die Verkäuferin stutzt nur einen winzigen Moment, dann nimmt sie wortlos die Packung und wirft sie neben sich in einen Mülleimer.
„Sonst habe ich nichts“, ergänze ich entschuldigend, weil ich meinen leeren Wagen einfach durchschiebe und nicht einen Cent Aldi-Umsatz generiere. Sie sagt noch immer kein Wort. Keins des Bedauerns, keins der Entschuldigung, einfach nichts. Sie scheint Routine in so etwas zu haben, und das sagt ja letztlich genug.
Die ersatzweise besorgten Rispentomaten von Edeka (Foto) sahen übrigens toll aus. Vielleicht eine Spur zu makel- und schimmellos, aber ich will nicht kleinlich sein.
27 Mai 2012
Pareidolie (43–44)
Nicht nur Wasserhähne können gucken wie Pferde, auch Lederhandtaschen.
Entdeckt in Breitscheid-Medenbach (Hessen) und Hamburg.
PS: Eine ganze Pareidoliegalerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.
24 Mai 2012
Wir haben alle unsere Negerpuppe im Keller
Nichts zu sagen ist allerdings gegen meinen Mohrenkopf. Ein riesiges Lockspeisenungetüm, ganze acht Zentimeter purer, unschuldiger Rassismus mit einem obszön großen Überzug, der so schwarz ist, dass er praktisch kein Licht spiegelt und dem Mohrenkopf so permanent einen ergreifend niedergeschlagenen Eindruck verleiht.
Als wäre das nicht schon entsetzlich genug, wird das Ganze noch von einer furchterregend süßen, zähen Füllung getoppt. Vollkommen undenkbar, dass so etwas heute noch verkauft würde …
Ja, in meiner Kindheit ging es ähnlich unerhört zu wie bei Frau Kuttner. Und jetzt verklagen Sie mich endlich, nachdem Sie das damals schon versäumt hatten.
Foto: Rainer Zenz (Creative-Commons-Lizenz)
Als wäre das nicht schon entsetzlich genug, wird das Ganze noch von einer furchterregend süßen, zähen Füllung getoppt. Vollkommen undenkbar, dass so etwas heute noch verkauft würde …
Ja, in meiner Kindheit ging es ähnlich unerhört zu wie bei Frau Kuttner. Und jetzt verklagen Sie mich endlich, nachdem Sie das damals schon versäumt hatten.
Foto: Rainer Zenz (Creative-Commons-Lizenz)
23 Mai 2012
Im Eroscenter
Khatia Buniatishvili trägt ein hauchdünnes chiffonartiges Kleid mit Spaghettiträgern.
Immer, wenn Liszt, Chopin oder Strawinsky einen dynamischen Part in ihre Sonaten und Scherzi eingebaut haben, stürzt sich die Georgierin mit solcher Vehemenz auf den Steinway, dass sie hochhüpft vom Hocker und die Erschütterungswellen der Tastenanschläge sich in ihrem Körper fortpflanzen bis in tiefere Regionen, wo sie ihren aparten südlichen Speck zum Wallen bringen …
Beobachtungen wie diese, dass beim Klavierkonzert der akustischen eine adäquate visuelle Attraktion zur Seite gestellt wird, hätte man noch zu den großen Zeiten einer Martha Argerich in keinem Konzertsaal der Welt notieren können. Doch seit Vanessa „Ms. Wet Shirt“ Mae wird man auch in den heiligen Hallen der Hochkultur wie selbstverständlich mit sündiger Ästhetik verwöhnt.
Kurz: Wir hätten heute Abend den Kiez eigentlich gar nicht gen Laeiszhalle zu verlassen brauchen.
PS: Die Schreibweise des Namens Khatia Buniatishvili sieht auf Georgisch übrigens genauso kurvig aus wie die Frau selbst: ხატია ბუნიათიშვილი.
20 Mai 2012
Die Verrohung des Viertels nimmt überhand
Wir haben hier auf dem Kiez schon alles gesehen oder zumindest davon gehört:
Massenschlägereien, marodierende Hooligans, Bandenkriege, Drogentote, den ein oder anderen Mord, ja sogar hemmungsarme Harleyfahrer und einmal jährlich den Eurovision Song Contest auf dem Spielbudenplatz.
Doch das hier überschreitet eine Grenze. Das geht wirklich zu weit und deshalb gar nicht: ein umgeworfener Blumenkübel. Der entsetzliche Anblick bot sich uns heute ausgerechnet vorm Yogazentrum in der Otzenstraße.
Das ist nicht mehr unser Viertel, vielleicht sollten wir doch wegziehen.
19 Mai 2012
Pareidolie (42)
Speziell zum Champions-League-Finale heute Abend: Mario Gomez’ nachvollziehbar angespannt dreinblickender Sixpack. (Erinnert mich übrigens an Kiefer Sutherlands Lippenskyline, aber das nur nebenbei.)
PS: Eine volle Pareidoliedröhnung gibt es hier.
18 Mai 2012
17 Mai 2012
Ein bisschen aufgesetzt
An einem Tag wie diesem wagt man sich am besten nur vorsichtig aus dem Haus.
Sie nennen diesen Tag Vatertag, und jene Leute, die sich sonst immer erst am Wochenende einen Vorwand zum Saufen auf dem Kiez zurechtreimen, finden ihn nun bereits am Donnerstag.
Unterm Balkon sammeln sie all ihre Kräfte und Alkoholvorräte, über die Hauptstraßen cruisen im Schneckentempo Bierbikes. Ich husche zwischen zwei Regengüssen hinüber in die Schanze zum Flohmarkt und entnehme einer Kostenloskiste eine sozirote Schirmmütze mit der Aufschrift „IG-Metall“. Kann man immer gebrauchen, so was.
„Und, steht sie mir?“, frage ich Ms. Columbo zu Hause, nachdem ich all die Bierbikes und grölenden Suffköppe mit ihren Astrawägelchen unfallfrei umslalomt habe. „Na ja“, sagt sie, „sieht ein bisschen aufgesetzt aus.“
Ich bin halt einfach kein Gewerkschaftstyp.
15 Mai 2012
Pareidolie (41)
Mancher Pareidolie begegnet man überraschend sogar im Liegestuhl. Es hätte aber nicht unbedingt der vom Zahnarzt sein müssen.
PS: Eine ganze Galerie an Pareidolien gibt es bei der Pareidolie-Tante.
14 Mai 2012
Eine kiezspezifische Gefahr
Unten auf der Straße wieder mal großes Geschrei. Vom Balkon aus sehe ich einen Jungen flüchten vor zwei anderen, von denen der eine sich benimmt wie ein Pavian.
Er springt mit gereckter Brust auf der Stelle und brüllt irgendetwas auf Türkdeutsch, während er dabei die Arme ausbreitet. Möglicherweise handelt es sich dabei um Dominanzgesten, ich weiß es nicht.
Sein kleinerer Kumpel trägt eine Basecap und markiert derweil sein Revier: Er stellt sich vor eine hölzerne Haustür, um dagegen zu pinkeln.
Ja, er strullt nicht etwa gegen die steinerne Wand dieses bedauernswerten Wohnhauses, was kiezweit durch unzählige Wiederholungen längst den Rang eines Gewohnheitsrechtes gewonnen hat, sondern gegen die Haustür.
Versuchte also ausgerechnet jetzt ein Bewohner das Haus zu verlassen, sähe er sich unversehens konfrontiert mit dem hereinpladdernden lauwarmen Strahl eines Basecapträgers und einem hinter ihm herumhüpfenden Brüllpavian.
Deswegen fiele er zwar bestimmt nicht aus allen Wolken. Doch sich umziehen zu müssen, nur weil man die Straße betreten wollte: Das wäre schon unschön, sogar auf St. Pauli.
11 Mai 2012
10 Mai 2012
Zurück aus der Zukunft
Erstaunlich, welche Subkulturen so alles im Verborgenen vor sich hin existieren. Unlängst war ich zu einem Konzert ins Grünspan (Große Freiheit) eingeladen und fand überraschenderweise vor:
Mädchen in Petticoats, die lustig ihre Lederhandtaschen schwangen und die Köpfchen schieflegten; Jungs mit pomadisierten Ententollen und ausrasierten Schläfen, die Sonnenbrillen trugen und kaugummikauend versuchten, coole Blicke zu simulieren.
Ich fühlte mich wie Marty McFly in „Zurück in die Zukunft“, nur dass die verkleideten Menschen im Grünspan bereits wussten, wer das Gitarrenriff von „Johnny B. Goode“ geschrieben hatte. Zum Glück war das Völkchen so höflich, diesen komischen Cargohosentyp mit seiner fleecegefütterten Wetterjacke (wasser- und winddicht sowie kälteresistent bis minus 25 Grad) zu ignorieren.
Was ich sagen will: Es gibt harmlos aussehende Menschen in unserer Mitte, die zu bestimmten Zeiten so tun, als hätten wir 1958. Gleichwohl erfreute mich ein kleiner Veranstaltungsflyer auf der Theke mehr als die ganze gefakte Halbstarkenästhetik um mich herum.
Dort warb nämlich ein „Horst with no Name“ für seinen Auftritt – und verdammt, das nenne ich mal einen Künstlernamen! Wo dieser so grobschlächtig wie verblüffend daherkommende Kalauer seinen Ursprung hat, hätte ich den Petticoathupfdohlen natürlich bei Bedarf erklären können, aber sie haben mich nicht gefragt, diese Hühner.
Mit Horst with no Name, der „international one man band“, kann man übrigens am 17. Mai durch den Hafen tuckern. Klingt nach einem Plan.
08 Mai 2012
Fundstücke (161)
06 Mai 2012
Saisonende mit Naki-Moment
Der schönste Moment heute Nachmittag im Stadion war der, als einer brüllte: „Duisburg führt vierzwo! VIERZWOOOO!“ Und der unschönste, als sich das als frei erfundene Fehlinformation entpuppte.
Trotz neutralem Becher fegte der FC St. Pauli Paderborn am Ende mit 5:0 aus dem Stadion. Die Bechertheorie ist also ungefähr so plausibel wie Ufosichtungen, Bachblütentherapie, Feng Shui oder Nazis auf der Rückseite des Mondes.
Amüsant, aber durchaus auch bestürzend fand ich jene Stimmen, die mich seit Einführung dieses kleinen Serienspaßes im vergangenen Sommer als Esoteriker glaubten brandmarken zu müssen. Es gibt halt immer welche, die den Schuss nicht hören.
Der rührendste Moment heute Nachmittag im Stadion war der, als ich das abgebildete, allem Anschein nach von einem gerade so des Schreibens mächtigen Deniz-Naki-Fan gekrakelte Schild* auf dem Boden entdeckte. Und der schmerzhafteste, als mir beim Fotografieren desselben ein Einsneunzigtrumm mit Schmackes in den Rücken sprang.
Er hatte gerade ohne Rücksicht auf Verluste (und herumstehende Blogger) das Trikot eines Spielers gefangen. Wahrscheinlich das von Naki.
*Text: „Naki kriege ich bitte dein Triko / bitte bitte bitte / ich bin dein größter Fen! / bitte, bitte“
Völlig sinnlos
Mein 1. FC Köln ist abgestiegen. „Vielleicht“, sage ich auf dem Weg zum Holsten-Brauereifest zu Ms. Columbo, „sollte ich mich heute einfach sinnlos betrinken.“
„Das klingt nach einem tollen Plan“, antwortet sie. Der Anblick des oben zu sehenden Deppenapostrophs lieferte mir weitere starke Argumente, diesen Plan unverzüglich in die Tat umzusetzen.
Gleichwohl muss ich explizit betonen, dass ich nur für einen Teil der unten abgebildeten Gebrauchtbecher verantwortlich bin.
Retten kann das Wochenende nun morgen Mittag nur noch der FC St. Pauli. Ich setze auch euch, Jungs. Hurra.
05 Mai 2012
Ein IQ von 38
Ich bin ein Idiot. Mindestens.
Obwohl ich mich normalerweise vorm Erwerb immer rückversichere, wie teuer ein Produkt oder eine Dienstleistung ist, habe ich das heute nicht getan. Es ging ja nur um ein paar lächerliche Kopien im Copyoffice in der Clemens-Schultz-Straße, und ich kam nicht mal auf die Idee, den Preis dafür zu erfragen, sondern überreichte der jungen Frau einfach den USB-Stick mit dem 19-seitigen PDF-Dokument.
Sie sollte es zweimal farbig ausdrucken. Das dauerte keine zwei Minuten. Ich packte die Seiten ein und stellte mich arglos an die Kasse. Die junge Frau schlug in der Preisliste nach und sagte: „Macht 38 Cent.“
Das war auch ungefähr das, was ich mir vorgestellt hatte. Na gut, es kam mir spontan schon ein bisschen wenig vor. 3,80 € zum Beispiel wären durchaus ebenfalls plausibel gewesen. Ich kramte jedenfalls nach Kleingeld, als ihr Kollege herbeistürzte.
„Nein“, rief er, „38 Euro!“
Der Satz hallte in mir nach, als hätte er mir mitgeteilt, der Papst habe sich soeben erfolgreich um einen Job als Koberer vorm Lady Lynn in der Großen Freiheit beworben. „Wie bitte …?“, machte ich daher – und muss dabei ausgesehen haben wie ein verdutzter Karpfen, dem man gerade erklärt hat, was hinter der Bezeichnung „Weihnachtskarpfen“ steckt.
„Stimmt“, sekundierte nun die junge Frau und zeigte beweiskräftig auf den entsprechenden Posten in der Preisliste. Dort stand in der Tat: „Farbkopien pro Stück: 1 Euro“.
Ich starrte stumm auf das surrealistische Blatt. 38 Euro. Dafür hätte ich mir bei Amazon den Canon-PIXMA-iP2700-Tintenstrahldrucker kaufen können, inklusive einem Set Farbpatronen. Oder den Kyocera-Mita-FS-1030D-Laserdrucker, dessen Toner für 3600 Seiten reicht (na gut: nicht in Farbe).
Ich war wie betäubt, wusste in diesem Betäubtsein aber augenblicklich und mit höchstmöglicher Klarheit, welcher Idiot vollumfänglich für dieses Desaster verantwortlich war.
Und ich meine nicht das Copyoffice in der Clemens-Schultz-Straße.
Obwohl ich mich normalerweise vorm Erwerb immer rückversichere, wie teuer ein Produkt oder eine Dienstleistung ist, habe ich das heute nicht getan. Es ging ja nur um ein paar lächerliche Kopien im Copyoffice in der Clemens-Schultz-Straße, und ich kam nicht mal auf die Idee, den Preis dafür zu erfragen, sondern überreichte der jungen Frau einfach den USB-Stick mit dem 19-seitigen PDF-Dokument.
Sie sollte es zweimal farbig ausdrucken. Das dauerte keine zwei Minuten. Ich packte die Seiten ein und stellte mich arglos an die Kasse. Die junge Frau schlug in der Preisliste nach und sagte: „Macht 38 Cent.“
Das war auch ungefähr das, was ich mir vorgestellt hatte. Na gut, es kam mir spontan schon ein bisschen wenig vor. 3,80 € zum Beispiel wären durchaus ebenfalls plausibel gewesen. Ich kramte jedenfalls nach Kleingeld, als ihr Kollege herbeistürzte.
„Nein“, rief er, „38 Euro!“
Der Satz hallte in mir nach, als hätte er mir mitgeteilt, der Papst habe sich soeben erfolgreich um einen Job als Koberer vorm Lady Lynn in der Großen Freiheit beworben. „Wie bitte …?“, machte ich daher – und muss dabei ausgesehen haben wie ein verdutzter Karpfen, dem man gerade erklärt hat, was hinter der Bezeichnung „Weihnachtskarpfen“ steckt.
„Stimmt“, sekundierte nun die junge Frau und zeigte beweiskräftig auf den entsprechenden Posten in der Preisliste. Dort stand in der Tat: „Farbkopien pro Stück: 1 Euro“.
Ich starrte stumm auf das surrealistische Blatt. 38 Euro. Dafür hätte ich mir bei Amazon den Canon-PIXMA-iP2700-Tintenstrahldrucker kaufen können, inklusive einem Set Farbpatronen. Oder den Kyocera-Mita-FS-1030D-Laserdrucker, dessen Toner für 3600 Seiten reicht (na gut: nicht in Farbe).
Ich war wie betäubt, wusste in diesem Betäubtsein aber augenblicklich und mit höchstmöglicher Klarheit, welcher Idiot vollumfänglich für dieses Desaster verantwortlich war.
Und ich meine nicht das Copyoffice in der Clemens-Schultz-Straße.
04 Mai 2012
Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (70)
Wie auch immer die Saison für den FC St. Pauli ausgeht (Sonntagabend mehr): Es war schön auf der Haupttribüne. Und zwar aus Gründen.
Einer davon war mein Sitznachbar, der honorige Herr Tüsselmann. Er war stets vor mir da und sicherte seit dem dritten Spieltag immer eine Stadionzeitung für mich mit, weil ich Schussel sie jedesmal abzugreifen vergaß (und irgendwann im Vertrauen auf Herrn Tüsselmanns zuverlässige Fürsorglichkeit auch gar nicht mehr zu beschaffen versuchte).
Der im verblüffend hitzezähen Thermoplastikbecher servierte Espresso vom Kaffeewagen war weitaus besser als in den meisten Cafés dieser espressotechnisch – zumindest im Vergleich zu Rom – armseligen Stadt. Und dafür zum Ausgleich auch billiger.
In den großzügig bemessenen Toiletten, nach denen sich die Fans im Stadion an der Müllverbrennungsanlage (verzeihen Sie das nach bestem Wissen und Gewissen unappetitlich schiefe Bild) alle zehn Finger lecken würden, musste ich niemals Schlange stehen. Was zugegebenerweise auch damit zu tun hatte, dass ich diese Räumlichkeiten sicherheitshalber immer schon in der 40. Spielminute aufsuchte – und trotzdem bisher kein einziges Tor verpasste.
Ja, es war schön auf und unter der Haupttribüne – und diesen Satz schreibe ich mit letzter Tinte, denn ob ich je noch mal zu den wenigen Auserwählten gehören werde, die sabbernd vor Dankbarkeit 640 Euro für den Kauf einer Saisonkarte hinzublättern bereit sind: Wer weiß das schon.
Hier also eine kleine Fotohommage an einen der gemütlichsten Orte weltweit, wenn nicht von ganz St. Pauli: das Millerntorstadion.
Einer davon war mein Sitznachbar, der honorige Herr Tüsselmann. Er war stets vor mir da und sicherte seit dem dritten Spieltag immer eine Stadionzeitung für mich mit, weil ich Schussel sie jedesmal abzugreifen vergaß (und irgendwann im Vertrauen auf Herrn Tüsselmanns zuverlässige Fürsorglichkeit auch gar nicht mehr zu beschaffen versuchte).
Der im verblüffend hitzezähen Thermoplastikbecher servierte Espresso vom Kaffeewagen war weitaus besser als in den meisten Cafés dieser espressotechnisch – zumindest im Vergleich zu Rom – armseligen Stadt. Und dafür zum Ausgleich auch billiger.
In den großzügig bemessenen Toiletten, nach denen sich die Fans im Stadion an der Müllverbrennungsanlage (verzeihen Sie das nach bestem Wissen und Gewissen unappetitlich schiefe Bild) alle zehn Finger lecken würden, musste ich niemals Schlange stehen. Was zugegebenerweise auch damit zu tun hatte, dass ich diese Räumlichkeiten sicherheitshalber immer schon in der 40. Spielminute aufsuchte – und trotzdem bisher kein einziges Tor verpasste.
Ja, es war schön auf und unter der Haupttribüne – und diesen Satz schreibe ich mit letzter Tinte, denn ob ich je noch mal zu den wenigen Auserwählten gehören werde, die sabbernd vor Dankbarkeit 640 Euro für den Kauf einer Saisonkarte hinzublättern bereit sind: Wer weiß das schon.
Hier also eine kleine Fotohommage an einen der gemütlichsten Orte weltweit, wenn nicht von ganz St. Pauli: das Millerntorstadion.
03 Mai 2012
Eine Hommage
Wäre der junge Schäfer Diego F. nicht anno 1962 aus seiner sardischen Heimat gen Norden aufgebrochen und in Wolfsburg zunächst bei VW und wenig später bei einem einheimischen Backfisch gelandet, und hätte Diego F. keine zwei prachtvollen deutsch-sardischen Töchter gezeugt, von denen mir 1989 zum Glück eine zufällig in Marburg über den Weg lief –…
… ja, dann hätten wir am vergangenen Montagabend nicht nur alle gemeinsam keine 50 Jahre alte Flasche Barolo dekantiert, sondern dann lebte ich wahrscheinlich nicht einmal auf St. Pauli, und Ms. Columbo erst recht nicht.
So hängt alles mit allem zusammen; die eine Entscheidung beeinflusst tausend andere, was sich über die Jahre gleichsam unendlich und global potenziert, und ich mag mir gar nicht ausmalen, wie nicht nur meine, sondern die ganze Welt beschaffen wäre, hätte der junge Schäfer Diego F. 1962 nicht die (folgen)schwere Entscheidung getroffen, seine sardische Heimat gen Norden zu verlassen.
Der altehrwürdige Barolo, dieses weingewordene Sonnengold von anno 62, war übrigens schon ein ganz klein wenig klapprig. Aber besser der als Diego F.!
01 Mai 2012
Fundstücke (160): Kann man so stehen lassen
29 April 2012
Alles hat ein Ende bzw. zwei
Millionenfache Anfragen bewegen mich nun doch, das unlängst an dieser Stelle in den Himmel gelobte Mandelhörnchen des Café Möller fotografisch zu dokumentieren.
Hier sehen Sie also eins in seiner ganzen Herrlich-, Knusprig- und Saftigkeit – und wundern sich wahrscheinlich, warum es in (ungefähr) zwei Hälften zerteilt wurde. Nun, der Täter war ich höchstselbst, und zwar aus nur einem guten Grund: weil ich ein Optimist bin.
Wie Sie wissen, hat alles ein Ende, doch nicht nur die Wurst hat zwei, sondern auch ein Mandelhörnchen. Und dort an seinen beiden Enden wartet jeweils das Paradies auf den Süßschnabel: der Schokoladenüberzug.
Als Optimist hebe ich mir natürlich beide für den Abschluss des Mahles auf, da ich zu Beginn naturgemäß frohgemut erwarte, mich in der Zeitspanne, die der Verzehr eines Mandelhörnchens braucht, auch bis zu den Schokoenden vorarbeiten zu können, ohne dass zwischendurch die Welt untergeht.
Die vorbereitende Halbierung des Mandelhörnchens erlaubt es dabei auf denkbar einfachste Weise, in der Mitte zu beginnen und mich sodann Bissen für Bissen an die beiden Höhepunkte heranzuessen.
Ein Pessimist hingegen würde notgedrungen beide Schokoenden zuerst essen; schließlich kann in den kommenden Minuten alles Mögliche passieren – arbeitet nicht Ahmadinedschad an der Atombombe, was ist mit den Sonnenflecken, auch die Nordsee kann Tsunamis; und ein Herzinfarkt kommt ja meist auch eher überraschend.
Wahrscheinlich denken Sie jetzt, ich hätte wohl sonst keine Sorgen, als an einer Typologie – nein: Philosophie! – des Mandelhörnchenverschnabulierens zu tüfteln, und wissen Sie was? Damit liegen Sie verdammt richtig.
27 April 2012
Meint er sie oder mich?
Es ist erst früher Nachmittag, doch aus der Kneipe Blauer Peter taumelt bereits ein stoppelgesichtiger Grauschopf in verbeulten Jeans. Er schaut uns trübe an im Vorübergehen und lallt:
„Wiesiehs’du’n’ausss?“
Weder ich noch Ms. Columbo fühlen uns entscheidend angesprochen, weshalb wir das mit dieser Frage zweifellos verbundene Gesprächsangebot nicht annehmen. Im Nachhinein denke ich allerdings, wir hätten ein halbes Dutzend Gründe gehabt, den zerbeulten Grauschopf das Gleiche zurückzufragen.
Aber wen von uns beiden hat er jetzt bloß gemeint – und aus welchem Anlass?
Bei manchen Fragen – gerade den hirnrissigen – wäre ich recht dankbar, wenn sie mich nicht tagelang verfolgten, echt.
25 April 2012
Pareidolie (40)
Keine Ahnung, wie dieser Mann von vorne aussieht, aber allzu groß kann der Unterschied zu hinten nicht sein.
Entdeckt auf der Haupttribüne des Millerntorstadions.
PS: Eine ganze Galerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.
23 April 2012
Es war gar nicht die Currywurst
Dass wir wunderbarerweise 3:0 gegen Rostock gewannen, obwohl mir das obligate Millerntorbier empörenderweise schon wieder nicht in einem Namensbecher serviert wurde, widerlegt zunächst einmal nur eins, nämlich die vor zwei Wochen provisorisch aufgestellte Currywurstthese.
Ich hatte natürlich absichtlich und bei vollem Bewusstsein diesmal keine bestellt, um die gewagte These seriös zu überprüfen (und nicht etwa nur deshalb, weil ich mittags um eins nach ausgiebigem Brunch mit Ms. Columbo nun mal nullkommanull Appetit habe).
Was aber ermöglichte dann den Heimsieg, wenn nicht die Currywurst? Okay, die 2000 St.-Pauli-Ultras waren nicht im Stadion, weil sie während der Partie lieber mit Rostocker Rechten gegen die polizeiliche Anordnung demonstrierten, den Gästefans keine Eintrittskarten verkaufen zu dürfen.
Ist also generell ohne Ultras der Heimsieg sicher, wenn ich keinen Namensbecher erwische? Eine zugegeben höchst dünnbrüstige Hypothese, die nur dann verifiziert werden könnte, wenn die Ultras auch dem nächsten Spiel freiwillig fernblieben. Wenn ich Sie also darum bitten dürfte, im Interesse des Vereins und der Wissenschaft?
Noch vielversprechender ist allerdings die Vermutung, die Konstellation aus namenlosem Becher und parallel stattfindendem Dom kreiere den Humus, auf dem die jüngsten Erfolge gediehen. Diese Kombi herrschte nämlich auch beim letzten Heimspiel; außerdem schoss beide Male Bartels das Abschlusstor der Partie.
Wie auch immer: Nach dem Saisonfinale gegen Paderborn am 6. Mai wird sich alles geklärt haben. Alles!
22 April 2012
Hauptsache nicht lila. Oder rosa.
Der Franke will sich eine Fitnessmatte anschaffen. Sein durch dekadenlange Fatal- und Fehlernährung (1. Fleisch, 2. Fleisch, 3. Wurst) erodierter Körper besteht anscheinend immer nachdrücklicher darauf, mal wieder auf Vordermann gebracht zu werden.
Das soll beim Franken zu Hause geschehen, mit Hilfe besagter Fitnessmatte. Zufällig hat Penny welche vorrätig, wie wir bei einer routinemäßigen Mittagspausenflanage feststellen. Allerdings sind die Matten lila. Eigentlich kein Problem im 21. Jahrhundert, doch: „Das ist eine Frauenfarbe!“, erregt sich der Franke, „ich laufe doch nicht mit einer lila Fitnessmatte durch die Stadt!“
„Warum denn nicht?“, gebe ich mich tolerant, „Ronaldo spielt sogar in rosa Fußballschuhen.“
Der Franke mustert mich, als hätte ich ihm gerade eine heimliche Vorliebe fürs Walzertanzen im Baströckchen gestanden. Denn gerade Ronaldo taugt ihm ganz und gar nicht als Rollenvorbild – unter anderem auch deshalb, weil zu befürchten steht, dass der Portugiese am Mittwoch gegen seinen FC Bayern in eben diesen rosa Fußballschuhen ein Tor erzielen wird. Oder zwei.
„Pah, Ronaldo!“, macht der Franke. „Bedenke“, höre ich mich plötzlich mit verdoppelter Verve Partei ergreifen für lila Fitnessmatten, „wichtig ist nicht, was die Welt über dich denkt, sondern was du über die Welt denkst.“
Dieser intelligent wirkende Satz – obzwar er gerade meinem eigenen Mund entfloh – erstaunt mich bass, habe ich doch kiezweit einen geradezu legendären Ruf als Pointenversemmler und Aphorismenverbasler. Außerdem gehe ich ganz stark davon aus, dass dieser Satz überhaupt nicht spontan von mir ersonnen, sondern lediglich reproduziert wurde. Doch wenn nicht, dann bin ich hiermit ganz schön beeindruckt von mir.
Wie auch immer: Wenn selbst ein solch tiefgreifender Appell ans fränkische Selbstbewusstsein nicht zum monstranzartigen Durch-die-Stadt-Tragen einer lila Fitnessmatte führt, dann bin ich mit meinem Latein am Ende.
Tja, und genauso ist es dann auch gekommen.
21 April 2012
Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (69)
Früher war das Café Möller an der Reeperbahn ein typischer Kaffeekränzchenladen, den man so auch in Olpe, Soest und Sigmaringen hätte antreffen können, und im Grunde ist er das auch heute noch.
Seit aber der Platz, an dem es liegt, in Beatles-Platz umgetauft wurde, tragen die kulinarischen Angebote Namen wie „Yellow Submarine“, und ein supersüßer Plastikfisch, in den Sie sich nach Betrachten des neunsekündigen Videos unsterblich verlieben werden, belüftet das Aquarium. (Vielleicht war er damals, vor dieser Sache mit dem Beatles-Platz, auch schon dergestalt aktiv, aber ich kann mich nicht erinnern.)
Diese Entwicklung jedenfalls hat nichts daran geändert, dass es keinen unhipperen Laden auf dem ganzen Kiez gibt als das Café Möller, und wäre das anders, dann würde ich auch nicht mehr hingehen. Es sei denn, die voluminösen, innen saftigen und außen knusprigen Mandelhörnchen hätten weiterhin dieses unglaubliche Niveau.
Verdammt, jetzt habe ich mir mit einem eigenen Blogeintrag den Mund wässrig gemacht. Die Konsequenz dürfte klar sein.
18 April 2012
Der Euro informiert über sein Ende
Viele glauben ja immer noch an die Rettung des Euro, dabei haben die offiziellen Stellen die Hoffnung längst aufgegeben.
Das zumindest entnehme ich der Prägung auf dem neuen 2-Euro-Stück, welches mir unlängst als Wechselgeld in die Hände fiel. Dort wird mehr plump als subtil und auf jeden Fall vorauseilend über die Gesamtlebensdauer unserer Währung informiert: 2002–2012. Genauso gibt man Lebensdaten auf Grabsteinen an.
Aber warum pumpen sie trotzdem noch Geld nach Griechenland? Nun, das ist eben das Widersprüchliche an Politik. Hinhaltetaktik bis zum bitteren Ende.
Ich jedenfalls kenne jetzt die Wahrheit. Und Sie auch.
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