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25 März 2013

Pareidolie (58)

Man kann hinfahren, wohin man will: Sie sind immer schon da. Auch in Portofino an der ligurischen Küste.

Dort beobachtete uns ein turmartiger Bau derart aufmerksam, dass mir das Fotografieren beinah peinlich war.

Aber was tut man nicht alles für diese Rubrik.

PS: Eine ganze Pareidoliegalerie gibt es bei der Pareidolie-Tante. Und hier die Sammlung aller hiesigen Beispiele.


23 März 2013

An die Heimatfront (4)



Nach der Weinprobe im Gut Poggio Allore mit Käse, Olivenöl, Salami und Blick auf die Skyline des mittelalterlichen Städtchens San Gimignano (ioben) karriolten wir fröhlich mit dem Bus durch die toskanischen Hügel, begleitet von Verdi-Arien.

Was mir vorher noch nicht so ganz klar war: Serpentinen sind geradezu perfekt, wenn man besoffen hinterm Steuer sitzt – dann fällt Letzteres nämlich überhaupt nicht mehr auf, selbst den Carabinieri nicht, die, wie ich erfuhr, gar keine Polizisten sind, sondern Soldaten.

Mit der Serpentinenbemerkung möchte ich natürlich nicht andeuten, dass auch unser Busfahrer mitgezecht hätte. Aber man gewinnt halt so seine Erkenntnisse, wenn man sanft angetütert zwischen Olivenhainen, Weinbergen und ockerfarbenen Steinvillen dahinschwebt.

Bevor wir zurückkehren auf den Kiez, möchte ich übrigens dringend darum bitten, dort ein akklimatisierungsfreundliches Wetter vorzubereiten. Schnee, Eis und Sturm sind dabei strikt untersagt. Wir würden uns auf maximal 13 Grad bei leichter Schleierbewölung runterhandeln lassen.

Wäre das machbar? Entzückend. Dann bis morgen.

21 März 2013

An die Heimatfront (3)

Das Ausmaß an Zorn, Neid und Missgunst, welches mir entgegenschlägt, seit ich das arktische Hamburg gen Italien verließ und nun vom ausbrechenden Frühling ebendort berichte, ist sehr wohltuend.

Allerdings hilft es mir kaum weiter bei der Frage, wie ich mit dem Sonnenbrand umgehen soll, den ich mir heute in La Spezia (wolkenlos, 20 Grad) zugezogen habe. Oder ob ich die Hose noch mal anziehen soll, die untenrum nass wurde, als ich am Strand von Monterosso (wolkenlos, 17 Grad) erstmals im Leben in die Riviera stieg.

Dort, in Monterosso, liegen übrigens herrlich flache, an den Ecken kongenial gerundete Steine im Sand, die bei entsprechender Wurftechnik ausgelassen übers silbrig glitzernde Meer hüpfen.

Aber all das interessiert Sie bestimmt kein bisschen. Deshalb mach ich an dieser Stelle auch Schluss.

Zumindest für heute.

20 März 2013

An die Heimatfront (2)

Heute Regen in Portofino!

Aus Protest fallen die Mandarinen von den Bäumen, und die bis dato begeistert vor sich hin blühenden Kirsch- und Mandelbäume sind auch nicht amüsiert.

Gleichwohl bleibt die Stimmung bei uns blendend – vor allem, weil wir herausgefunden haben, wie sie hierzulande die Schlümpfe nennen: „i Puffi“.

Erinnert mich irgendwie an den Kiez, weiß auch nicht warum.

19 März 2013

An die Heimatfront (1)

Erster Statusbericht der Kiezaußenstelle Toskana, Station Forte dei Marmi:

17 Grad, wolkenarmer Himmel, Pinien im Gegenlicht. Meer sehr bewegt, die linde Luft satt vor frühlingshaften Nadelbaumaromen. In der Ferne leuchtet Carraramarmor.

Werde die Lage weiter beobachten; Balkon bietet beste Voraussetzungen. Rauschen der Brandung verfälscht Erkenntnisse nur unwesentlich.

Und bei Ihnen so?


26 September 2012

Öffentliche Selbstkritik

Ich muss ja eine hämische Genugtuung eingestehen, wenn Leute, die oberschlau dem denglischen Zeitgeist nach dem Mund reden wollen, orthografisch – und in der Folge auch semantisch – voll gegen die Wand fahren.

Dafür findet man natürlich überall Beispiele („Back Shop“ etc.), aber selten so schöne wie heute in Westerland auf Sylt. Der gute Jan Schwarze, der möglicherweise gar nicht mal schlecht darin ist, Sanitäreinrichtungen zu entwerfen, hat nämlich mit seinem „Bad Design“ ein wunderbares Eigentor geschossen.

Jeder Kunde aus dem englischen Sprachraum wird über so viel öffentlich demonstrierte Selbstkritik erstaunt sein und sich lieber einen Baddesigner suchen, der sein Handwerk auch versteht.

Und wer der deutschen Rechtschreibung halbwegs mächtig ist, wird dem guten Herrn Schwarze raten, sich künftig (nein: am besten gestern) vor Deppenleerzeichen tunlichst zu hüten.

Wie hiermit geschehen.


25 September 2012

Sylt unter

Hey, Ms. Columbo, sagte ich irgendwann im Juli sinngemäß zu Ms. Columbo, lass uns Ende September ein paar Tage auf Sylt verbringen. Spätsommer am Meer, verstehst du, mit Strand, Sonnenöl und Waffeleis, das wird ein Fest!

„Morgen“, sagt Ms. Columbo gerade in der Westerländer Ferienwohnung zu mir, wo wir tolle Filme auf DVD gucken, „soll laut Wetterbericht nur die Hälfte an Regen runterkommen.“

Das wird ein Fest!


31 Juli 2012

Mal rein theoretisch



Auf einen Deutschen in Paris wirkt es durchaus befremdlich (aber auch irgendwie logisch), dass sich Stalingrad ausgerechnet mit einem Friedhof den Hinweispfosten teilen muss. Und seltsam ist es auch, während einer Metrofahrt in Stalingrad einzufahren.

Paris erinnert damit an die kriegswendende Schlacht von 1942, die eine der wichtigsten Ursachen dafür war, weshalb uns die Weltherrschaft der Nazis erspart geblieben ist. In Deutschland hingegen gibt es, soweit ich weiß, weder Platz noch Straße noch Haltestelle mit diesem Namen.

Habe übrigens ein Kaugummi ins Hafenbecken von Honfleur gespuckt und eins an der Pont Jeanne d’Arc in die Seine. So kontaminiere ich Frankreich punktuell mit DNS. Ein aus nicht näher zu erklärbaren Gründen befriedigendes Gefühl.

Apropos: Auch die Asche von Jeanne d'Arc wurde 1431 der Seine überantwortet. Wo befinden sich die Moleküle dieser Ascheteilchen wohl jetzt, in genau dieser Sekunde? Eine interdisziplinäre (also am besten geologisch-chemisch-physikalische) Theorie dazu würde ich sehr begrüßen. Am besten in den Kommentaren.

29 Juli 2012

Paris makaber



Im tropischen Paris muss man zweimal täglich duschen. Der kurze Regenguss, der zwischendurch wie Manna vom Himmel fiel, war viel zu warm, um der Luft die dumpfheiße Seifigkeit auszuwaschen.

Wir schleppten uns also schwerfällig über die Pflaster von Père Lachaise Richtung sechste Abteilung, um Jim Morrison den obligaten Besuch abzustatten. Ein Sperrgitter steht vor seinem Grab (Bildmitte), auf dessen Stein seine Eltern „καтὰ тὸν δαίμονα ἑαυτοῦ“ eingravieren ließen.

Wortwörtlich bedeutet das „Gemäß seinen Dämonen“; im übertragenen Sinne und etwas böswillig könnte man die Inschrift auch mit „Das hast du nun davon“ übersetzen. Vielleicht ein Generationskonflikt ad infinitum, wer weiß.

Auf den steinernen und einem gänzlich Unbeteiligten zugeordneten Gedenkbau davor haben Morrison-Fans ihre Liebeserklärungen gekritzelt, die selten über einzelne Songfetzen („When the music’s over/turn out the light“) oder Tiefsinniges wie „Jiiiiiiiiiiiiiiiiiimmy“ hinausreichen. Als Morrisons ewiger Nachbar würde ich mich bedanken, echt.

Danach ab in die Avenue Montaigne Nummer 12, wo Marlene Dietrich die letzten Jahre ihres Lebens im vierten Stock im Bett lag. Ein überraschend schmuckloses Haus in einer Straße, die in den Erdgeschossen praktisch ausschließlich Modeedelmarken beherbergt, darunter viele Stammhäuser, von denen aus dann Chanel, Dior, Armani etc. die Welt eroberten. Marlene verdämmerte übrigens direkt über Prada.

Da wir in Rouen bereits den Platz aufgesucht hatten, wo Jeanne d’Arc verbrannt wurde, und in Paris den Ort, an dem Marie Antoinette ihren Kopf verlor, kristallisiert sich allmählich ein etwas morbides Motto dieser Reise heraus, was durch meine Lektüre („Rosemarys Baby“, Ira Levin) nicht gerade konterkariert wird.

Eine Grundstimmung, die auch morgen dokumentiert werden wird, das kündige ich schon mal an.


27 Juli 2012

Leine los



Durch die Fußgängerzone von Rouen schlurft ein älterer Herr, der eine Hundeleine hinter sich herzieht. Doch es hängt kein Hund dran. Die Leine hoppelt einfach nutzlos übers Pflaster.

Ein merkwürdiger Anblick, der nur wenige Meter weiter mit einem noch merkwürdigeren Anblick zu korrespondieren scheint. Am Straßenrand nämlich liegt ein leinenloser schlafender Hund – und an ihn kuschelt sich schutzsuchend ein Kaninchen.

Die spinnen, die Gallier.

26 Juli 2012

Cold turkey



In den Shops französischer Autobahnraststätten vergeht einem Hören und Sehen. Für eine 400-Gramm-Tafel Toblerone Gold ruft man dort 15,85 Euro auf, das ergibt einen Kilopreis, der doppelt so hoch liegt wie der von norwegischem Lachs.

Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Sonderanfertigung für französische Raststätten, welche die Sortenbezeichnung „Gold“ wortwörtlich meint und nicht nur als Metapher für beigefügten Honig.

Ich nahm jedenfalls Abstand, auch vom ersatzweisen Erwerb einer „Ritter Sport Dunkle Voll-Nuss“ für 2,80. Dann lieber darben – und abends im entzückenden normannischen Küstenstädtchen Honfleur zum Trost einen Cidre ordern.

Mit unserer Ankunft dort hatten sich alle Wolken nach Norden verzogen, was einen weiteren Beleg liefert für die Belastbarkeit einer alten These von mir: Wo wir hinfahren, juchzt die Sonne vor Freude, und sei es Herbst in Helsinki.

Mit der Ankunft in Honfleur brach übrigens die erste internetlose Phase seit Jahren an. Ein Schock. Und dennoch: „Du zitterst gar nicht“, konstatierte Ms. Columbo nach eingehender Untersuchung meines Gesamtzustandes. Die Stille unzugänglicher WLANs: ein Gefühl wie in den 80er Jahren.

Auf dem Flussschiff, das uns majestätisch uneilig gen Paris schaukelt, ist das ebenso. Mal schauen, wie lange ich das Zittern unter Kontrolle halten kann.

PS: Sollten Sie sich mal in Honfleur aufhalten und die Welt verfluchen, weil Sie vom Internet abgeschnitten sind, so suchen Sie doch den Place Hamelin in der Altstadt auf. Dort hat ein freundlicher Naivling sein Livebox-WLAN nicht verschlüsselt. Mehr sage ich nicht, compris?

19 Juli 2012

Es bediente uns Herr Kuss



Wir – also die Menschen – schafften es bis auf den Mond und können sogar das Higgs-Boson-Teilchen nachweisen, vermögen es aber nicht zu verhindern, dass Zugtoiletten ausfallen, wenn wir ein Papiertaschentuch hineinwerfen – hallo …?

Immer, wenn ich die Toiletten der Bahn mit meiner Anwesenheit behellige, stellt sich mir zwangsläufig diese Frage. Seit Jahrzehnten schon, deshalb hätte ich gern endlich eine Antwort.

Sie kam zwar auch heute nicht, doch dafür stimmte mich die Rechnung im Speisewagen versöhnlich, trotz ihrer unverhältnismäßigen Höhe. Drauf stand nämlich: „Es bediente Sie: Herr Kuss“. Leider weckte dieser Satz auch unschöne Erinnerungen an vergangene Nacht.

Gegen halb 3 Uhr früh nämlich weckte uns ein rhythmisches Geräusch aus einer Nachbarwohnung. Zunächst dachte ich, jemand übte Seilspringen, doch die Gesamtkonzeption der Geräusche, das Juckeln und Quietschen und die Beifügung weiblicher Ächzlaute legten eher eine Betätigung nahe, wie sie im Film „Delicatessen“ (s. Video) auf sehr vergleichbare Weise hörbar gemacht wurde.

Das beruhigte mich. Denn in dieser Intensität wäre Seilspringen erheblich länger durchzuhalten als die „Delicatessen“-Variante. Und so kam es dann auch. Wham, bam, thank you, Ma’am.

Inzwischen sind wir in Saarbrücken gelandet, um morgen nach Frankreich weiterzureisen. Auf meinen Tweet „Was kann man eigentlich in Saarbrücken so unternehmen?“ erntete ich trotz einer erklecklichen Followerzahl nur Schweigen. „Beredtes Schweigen“, korrigierte mich Ms. Columbo.

Dann also gute Nacht, jetzt schon.


20 November 2011

Schwer benebelt



Küstennebel mit 21,8 Umdrehungen wäre uns natürlich lieber gewesen als diese seit Tagen überm Nordseestrand hängende trübe Suppe.

Immerhin war das Meer zumindest akustisch präsent. Und es hat sogar seine ästhetischen Reize, jeglicher Weitsicht beraubt zu sein, wie das Foto hoffentlich ein wenig verdeutlicht.

Den Durchblick verschaffen wir uns dann ab morgen wieder auf dem Kiez. Selbst der dickste Nebel kann dort nicht den Weg zur nächsten Kneipe verbergen; dazu ist sie einfach zu nah.

Und das Stöffchen mit den 21,8 Umdrehungen gibt’s garantiert in jeder.

18 November 2011

Vom Dürfen und Müssen



Sogar die Einwohner von St. Peter-Ording selbst sind sich nicht ganz sicher, wie man ihren Ortsnamen überhaupt richtig schreibt.

Auf Verkehrsschildern, Autobeschriftungen und Reklametafeln sieht man diverse Varianten – mal mit und mal ohne Leerzeichen hinterm Punkt, mal mit und mal ohne Bindestrich zwischen Peter und Ording.

Alles ein bisschen verwirrend für Hamburger auf Nordseetour – aber egal: Viel wichtiger ist das freie (!) WLAN hier im Hotel, und wer jetzt sagt, aber gestern haben Sie doch noch von „Internetmist“ und so gesprochen, dem halte ich entgegen, dass ich auch von einer „Anwandlung“ gesprochen habe und keineswegs vom endgültigen Abschiednehmen.

Jedenfalls kann man sich hier im Hotel umsonst ins Web einloggen, und das tun durchaus einige der Gäste, wie mir der Inhalt des Ordners Freigaben unverblümt verrät. Erstaunlicherweise sind auch jetzt, im Jahr 2011 n. Chr., noch immer sonnige Gemüter darunter, die ihren Rechner ohne jeden Zugangsschutz betreiben.

Diese Nachlässigkeit würde es jedem moralisch ungefestigten Naseweis erlauben, ungestört auf ihren Festplatten herumzuschnüffeln, sich von dort Musik zu stibitzen, spaßeshalber Ordner zu löschen oder in Fotosammlungen herumzustöbern, die vielleicht doch eher privat hätten bleiben sollten, aber so was von …

Wer weiß, vielleicht gibt es hier im Hotel sogar einen solchen moralisch ungefestigten Naseweis, der diese Gelegenheit gerade schamlos ausnutzt, und wenn ja, sollte das unbedingt angeprangert werden.

Draußen am Strand hingegen gibt es kein WLAN, sondern nur das gute alte schneckige Edge – und jenseits der Salzwiesen eine Strandlandschaft von derart ungezügelter Breite, Weite und Langgestrecktheit, dass man sich schon bang fragen muss, was wohl passieren würde, wenn man jetzt mal sehr dringend wohin müsste.

Aber das ist eine andere Geschichte, die – sofern sie stattgefunden hätte – eher in die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Dummy gehörte als hierher.


19 September 2011

Pareidolie (20): Pompeij



Eine Frau an unserem Tisch sieht aus wie die Schwester von Howard Carpendale, und ich erwarte zwischen Vorspeise und Hauptgang sekündlich, dass sie aufsteht und anfängt, „Deine Spuren im Sand“ zu singen.

Obwohl sie das bisher nicht getan hat, habe ich den Song seit nunmehr zwei Tagen als Wurm im Ohr. Vielleicht erklärt das die gewisse aufgekratzte Lockerheit, mit der ich nach Pompeij fuhr.

Nicht nur hirnrissige Kalauer fielen mir angesichts der uralten Mauern ein (z. B. „EiaPOMPEIJa“ und „Aber HeidschiPOMPEIJtschi“), sondern auch Pareidolien darauf auf (Foto 1). Selbst später, an den überteuerten Nippesständen für tumbe Touristen, vermochte ich diesen Blick nicht abzustellen (Foto 2).

Abends saßen wir dann wieder neben Howard Carpendales Schwester, mit den bekannten Folgen. Morgen geht es nach Sizilien, auf den Ätna. Ob erstarrte Lava sich ebenfalls um Pareidolien bemüht?

Ich habe fast die Befürchtung.

18 September 2011

Die Moleküle des Mittelmeers



Zu neunt über die Alpen – das klingt nach Expedition und Abenteuer, hat seine Ursache aber nur in einem extrem dünnbesiedelten Reisebus (Foto: die obere Etage).

Auf dem Schiff beginnt das Schicksal umstandslos damit, uns härteste Prüfungen aufzuerlegen. Aus einem Prospekt nämlich erfahren wir von der Existenz eines SCHOKOLADENBRUNNENS.

„Ich habe Angst davor“, gestehe ich Ms. Columbo.
„Ich habe auch Angst“, erwidert sie.

Noch ist nichts passiert. Aber wir wissen inzwischen, wo er steht, der Brunnen. Und ich habe eine Frau gesehen, die von dort kam, mit einer Tasse schwarzbrauner Schokolade in der einen und einem Croissant in der anderen Hand.


Übrigens wüsste ich gerne, wie viel Prozent der Moleküle des Mittelmeerwassers heute noch identisch sind mit denen von vor tausend Jahren (aus Gründen übrigens, die damit zu tun haben, nachts in seidenmilder Luft auf dem Schiffsbalkon zu liegen).


Plausible Theorien bitte in den Kommentaren.


15 September 2011

Nur noch 4762 Kreuzfahrten



Die liebe Freundin R., eine zweifache Mutter entzückender Töchter, kritisierte heute meine Vorliebe für Kreuzfahrten mit einem Link auf diese Seite.

Dort werden Kreuzfahrtschiffe völlig zu Recht als Dreckschleudern diskreditiert, die den Klimawandel vorantreiben. Das liegt nicht in erster Linie an der Nachfrage, die ich und Ms. Columbo anmelden, sondern vor allem an der Gesetzeslage, die Schiffen das Verbrennen von Schwerölen erlaubt, die an Land als Sondermüll entsorgt werden müssten.

Ich bin selbstverständlich dafür, dass Schiffe – auch Kreuzfahrtschiffe – endlich verpflichtet werden, umweltverträglichere Treibstoffe zu verfeuern. Macht mal hin, ihr Gesetzgeber! Von der Privatwirtschaft, den Reedereien, wäre Freiwilligkeit einfach zu viel verlangt, so was tun Unternehmen nicht, das mindert ja den Gewinn. Jedenfalls werde ich nach Verabschiedung der entsprechenden Emissionsgesetze ein noch größerer Fan von Kreuzfahrten, versprochen.

Als R. mir diesen Link mailte, führte ich zur Entschuldigung erst mal unser Alltagsleben außerhalb von Kreuzfahrten ins Feld, denn das kann sich sehen lassen. Wir haben weder Auto noch Motorrad, sondern fahren immer Fahrrad oder Zug, wir fliegen nie – und bei einem so klimafreundlichen, mobilitätstechnisch geradezu vorbildlich asketischen Leben dürfen wir ja wohl ab und zu auch mal auf ein Schiff, verdammte Hacke.

Bis auf die verdammte Hacke schrieb ich ihr das praktisch genauso und schloss zudem mit einem passgenauen Adorno-Zitat („Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“). All das war schon mal nicht schlecht, doch ein weiteres Argument fiel mir erst im Nachhinein ein. Es ist in mehrerlei Hinsicht ein Killerargument.

Jeder Mensch in Deutschland verbraucht nämlich pro Jahr elf Tonnen Treibhausgase. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren macht das also satte 880 Tonnen. Und da ich bis dato – im Gegensatz zu R. – keine zwei entzückenden Töchter in die Welt gesetzt habe, müssen mir auf meinem Weltzerstörungskonto von vorneherein schon mal minus 1760 Tonnen Treibhausgase gutgeschrieben werden, jawohl.

Dann habe ich mich hingesetzt und meinen persönlichen Treibhausgasverbrauch für die bevorstehende Mittelmeerkreuzfahrt ausgerechnet. Laut Greenpeace verbrauche ich pro 100 Kilometer auf dem Meer 1,31 Liter klimaschädlichen Treibstoff. Bei der anstehenden Reise komme ich somit auf knapp 42 Liter, also rund 0,042 Tonnen.

Seien wir generös und nehmen Ms. Columbos Verbrauch noch dazu, macht also 0,084 Tonnen. Da ich – wie oben ausgeführt – durch den ebenso vorausschauenden wie selbstlosen Verzicht auf klimaschädliche Reproduktion 1760 Tonnen im Plus bin, kommen wir
also von der Kreuzfahrt mit einem weiterhin satten Guthaben von 1759,92 Tonnen zurück nach St. Pauli.

Selbst wenn man nur den transportbezogenen Klimaschaden der beiden Töchter zugrunde legte (2,5 Tonnen pro Jahr x 2 x 80 = 400), könnten Ms. Columbo und ich noch 4762-mal auf Kreuzfahrten gehen, ehe wir das ausgeglichen hätten.

Aber keine Sorge: Das haben wir nicht vor.

21 April 2011

Home, sweet home



Vergangene Nacht, während wir noch auf Mosel und Rhein kreuzten, brannten auf St. Pauli acht Autos. Wer da gezündelt hat, scheint nicht gerade ein Umweltfreund zu sein, denn den missliebigen Klimawandel beschleunigt so was eher.

Das Motiv des Täters (ja, liebe Besserwisser, es kann auch eine Täterin gewesen sein. Oder drei.) liegt jedenfalls im Dunkeln – ähnlich wie der Anlass, der zum sorgsamen Beschriften des abgebildeten Zettels geführt haben könnte. Vielleicht hängt ja sogar beides zusammen, die brennenden Autos am Wohlers Park und der „Vorsicht Digger!“-Wisch heute Nachmittag in der Hein-Hoyer-Straße.

Das sind so Gedanken, die man sich an Rhein und Mosel wahrscheinlich niemals machen muss.



19 April 2011

Was man in Koblenz ungestraft mit Köchen machen kann



Wie kontrastreich doch das Leben sein kann.

In Cochem baten wir um Leitungswasser zum Espresso, und die Bedienung sagte: „Das dürfen wir nicht herausgeben.“ Weltweit stellen sie Leitungswasser zum Espresso, von Rio bis Reykjavik, aber in Cochem an der Mosel ist das untersagt.

Aufs alternativ für drei Euro angebotene Mineralwasser verzichteten wir daraufhin dankend, zumal der Espresso – eine ungenießbar dünne, cremalose Plörre von empörender Indifferenz – bereits mit sagenhaften 2,95 das Tässchen zu Buche schlug.

Es handelte sich um den überteuertsten Espresso unseres Lebens, und er bekam nicht mal Geleitschutz von Leitungswasser. Welch ein Schicksal.

Wir schipperten also weiter nach Alkem und kehrten abends in die Straußwirtschaft Rindsfüßer ein, wo wir mit einer ganz und gar gegenteiligen Philosophie konfrontiert wurden. Dabei schien es zunächst, als parodierte Frau Rindsfüßer die unhaltbaren Cochemer Zustände.

Meine Schwester nämlich – trotz ihres sinnenfrohen Bruders mit Abstinenz geschlagen – bestellte ein stilles Wasser. „Hawwe mer net“, blaffte Frau Rindsfüßer, „awwer mer wolle ma gugge, was mer tun könne.“

Und dann servierte sie ein fröhlich sprudelndes Mineralwasser zusammen mit einem batteriebetriebenen Milchaufschäumer. Sie nahm das Gerät, warf es an und tauchte es ins Glas, woraufhin die Kohlensäure unter allen Anzeichen von Panik die Flucht ergriff.

Binnen kurzem verfügte meine Schwester so über das gewünschte stille Wasser. Am Tisch stieß diese unkonventionelle Methode auf lauthalse Begeisterung, was nicht unwesentlich dazu beitrug, dass der nichtabstinente Rest der Gesellschaft den Abend über ordentlich bei Frau Rindsfüßer nachorderte.

Bei 80 Cent fürs 0,1er Glas Hauswein war das keine große Leistung, gebe ich zu, doch so schmeckte das preiswerte Tröpfchen auch, was allerdings durch die alternative 2007er Rieslingspätlese nachhaltig wieder wettgemacht wurde.

Am nächsten Tag auf der Bundesgartenschau in Koblenz entdeckte ich dann das abgebildete Schild. Es besagt ganz offensichtlich, dass es erlaubt ist, Köche zu köpfen, und zwar mit handelsüblichen Baseballschlägern.


Warum als Erklärung aber was ganz anderes obendrüber steht, verstehe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht.