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04 März 2007

Raute gegen Wölfe

Braucht noch jemand eine sehr gute Sitzplatzkarte (Lage s. roten Pfeil rechts) für das Knallerspiel des klaren Uefacup-Kandidaten HSV gegen den Marcelinho-Club VfL Wolfsburg?

Anpfiff ist am Sonntag, 1. April, um 17 Uhr.

Wer das Westtribünenticket zum Selbstkostenpreis plus Porto von mir haben möchte, sollte jetzt aufstehen oder für immer schweigen – wer zuerst mailt, kauft zuerst.

(Wenn man’s sich recht überlegt, ist so ein Blogdings besser als Ebay; man spart Einstellgebühr und Verkaufsprovision. Hm.)

28 Februar 2007

Nie mehr verreisen

Ms. Columbo hat sich bis zum Jahresende etwas sehr Ehrgeiziges vorgenommen: Sie will einen Liegestütz schaffen.

„Sehr schön! Aber warum verdoppeln wir nicht gleich das Ziel auf zwei Liegestütze?“, versuche ich mich in der Rolle des personal trainer, der ja immer einen Ort jenseits des vorhandenen Potenzials anpeilen muss.

„Nein“, sagt Ms. Columbo bestimmt, „ich setze mir nur realistische Ziele.“

Der diesjährige Winter tat das auch, und sein wichtigstes hat er schon erreicht: der wärmste aller Zeiten zu werden. Auf dem Spielbudenplatz spiegeln sich die Lichtspiele in nassem Beton statt im Schnee, und ich ertappte mich heute dabei, bereits ohne schützende Mütze durch Ottensen zu laufen.

Ja, fast ist er schon wahr, dieser schöne Satz aus Sibylle Bergs letztem Brief: „Draußen ist Frühling“, schreibt sie, „und das Gute am Rest des Lebens könnte sein, dass wir nie mehr verreisen müssen.“

16 Februar 2007

Axel Schulz hatte wirklich ein Problem

Heute enthüllte der 38-jährige Boxerimitator Axel Schulz etwas Unfassliches: einen Schlaganfall.

In diesem Blog kamen schon im November, nach seiner fürchterlichen Ringblamage, bestimmte Verdachtsmomente auf, und zwar anhand der Fernsehbilder.

Natürlich gelang mir keine korrekte Diagnose, ich bin ja kein Arzt. Die Fehlstellung seiner rechten Hand aber erinnerte mich damals an Gicht oder Rheuma. Doch es war, wie sich heute herausstellte, noch viel schlimmer: ein Apoplex.

Vielleicht sollte ich umsatteln – vom Bloggen zur Ferndiagnose.

Ist auch viel lukrativer.

07 Januar 2007

biker bleit biker

„Warum eigentlich“, fragt Ms. Columbo während eines Fernsehberichts über die Vierschanzentournee, dem weltweit bedeutendsten Sportereignis für magersüchtige Männer, „gibt es diese Sportart nicht auch für Frauen?“ Weiß ich auch nicht genau. Ich gehe aber von aerodynamischen Gründen aus.

Neuerdings bin ich übrigens bei ICQ, einem Netzwerk zum Chatten. Was tut man nicht alles für seine 13-jährige Nichte. Heute erhielt ich allerdings keine Nachricht von ihr, sondern unverlangt die eines gewissen Dominik aus dem hessischen Städtchen Lich.

Wie jedes ICQ-Mitglied hat auch Dominik eine Kurzbiografie hinterlegt. Mit folgenden Worten möchte er global punkten:

„hi ich gürse alle biker und denn tobi marcel sven michi tom nobel lucky tobi:k des waren alle biker bleit biker weil bier senn cool gürse meine klasse SIX CROSS:“

Auch für den überraschenden Doppelpunkt am Ende seiner bemerkenswerten Selbstdarstellung ist Dominik übrigens selbst verantwortlich.

Seine Nachricht habe ich dann doch lieber ignoriert – und stattdessen auf dem blauen Oberdeck des Hafenrundfahrtsschiffs River Star meine winterlich befleckten Stiefel fotografiert.

25 Dezember 2006

Wirklich worldwide, das Web

Manchmal spiele ich online Backgammon. Man kann sich dabei mit Gegnern oder Zuschauern unterhalten, die mit am „Tisch“ sitzen.

Das Bildschirmfoto zeigt den Ausschnitt eines solchen Dialogs – und erinnert an etwas, was wir längst vergessen haben:

Welch ungeheuerliche Erfindung das Internet ist.

13 Dezember 2006

1000 Federn weich

Meine Lieblingswörter zurzeit sind „Zuglufttiere“ (Foto) und „Tonnentaschenfederkernmatratze“. So eine haben wir gerade bestellt.

Dank eines Crashkurses bei Wikipedia direkt vorm Beratungsgespräch konnte ich den Verkäufer mit scheinkompetenten Fachfragen triezen – zu Punktelastizität, Schimmelanfälligkeit von Latex, der problematischen Wärmeentwicklung viskoelastischer Modelle und Aspekten der Vertikalbelüftung durch Noppenstrukturen.

Am Ende lief dann alles auf eine Tonnentaschenfederkernmatratze hinaus. Ich empfehle übrigens nach mehrfachem Testliegen nicht die mit 2000 Federn, obgleich es sich dabei um eine deutlich höherpreisige, aber eben auch zu weiche Ausführung handelt, was vor allem Ms. Columbo monierte.


Nein, 1000 Federn sind genug. Denn entscheidend ist das Ziel: erquickender, lebensdauerfördernder Schlaf. Auch wer regelmäßig in die Kirche geht, lebt übrigens laut Spon im Schnitt länger, und zwar zwei bis drei Jahre. Körperliche Betätigung bringt sogar drei bis fünf.

Am besten ist es also, statt zum Gottesdienst Joggen zu gehen – und sich danach den punktelastischen, von Noppen vertikalbelüfteten 1000 Federn einer Tonnentaschenfederkernmatratze anzuvertrauen.

Ich glaube, wir machen so ziemlich alles richtig.


PS: Anhand meines Lieblingswortes
„Tonnentaschenfederkernmatratze“ werden mir mal wieder die reizenden Vorzüge der Copy&Paste-Funktion vor Augen geführt.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs übers Schlafen
1. „Big sleeper" von Eskobar
2. „Sleepless" von Marconi Union
3. alles von Sleepy Jackson

27 November 2006

Die Fundstücke des Tages (30)

1. Nur 14 Monate Bloggen haben gereicht: Beim Suchwort „Reeperbahn“ liefert Google weltweit rund 1,3 Millionen Suchergebnisse – und führt dieses Blog auf Rang 3! Bin baff. Höher werde ich allerdings zu Recht nicht kommen, denn www.reeperbahn.de und Wikipedia sind natürlich unschnackelbar.

2. Vorgestern war jemand hier, der absolvierte in 178 Sekunden 29 Seitenaufrufe. Wie geht das? Diese Leistung erinnert mich an den 16-jährigen SMS-Weltrekordler, der in gut 41 Sekunden eine Nachricht von 160 Zeichen Länge in sein Handy gehackt hat. Vielleicht war er das ja mit den 29 Seitenaufrufen – Ang Chuang Yang, warst du das?

3. Schöner Verschreiber in einer Filmbeschreibung bei Amango: „Hautrolle“ … Leider war nicht die Rede von einem Nacktmodell, sondern vom großartigen William H. Macy. Sonst hätte es auch eine Spur zu plump gewirkt.

4. Das gestrige Foto von Axel Schulz birgt ein merkwürdiges Detail, auf das ich im Beitrag – aus Angst, mich zu verzetteln – nicht näher eingehen mochte: seine merkwürdig gichtig verbogene Hand, die auch beim Mützenhochschieben starr blieb, wie ich dank eigener Inaugenscheinnahme bezeugen kann. Kam das vom Kampf? Hat Schulz Rheuma? Hier kann möglicherweise ein Fachmann wider Willen weiterhelfen.

Alle bisherigen Fundstücke des Tages:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10,
11, 12, 13,
14, 15, 16, 17, 18, 19, 20,
21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, Oh, my Google!

25 November 2006

We can only lose

Klar, Axel Schulz ist ein tapsiger Bär mit Berliner Zungenschlag, und man mag den Burschen gern. Aber er sollte nicht boxen.

Und wenn er schon ein Jahr lang trainiert, um doch wieder zu boxen, obwohl alle Welt sich vor den Kopf schlägt und sagt: Axel, tu das nicht, dann sollte Axel keinesfalls zu einer akustischen Latinsoulversion des Doors-Songs „Light my fire“ einmarschieren.

Klar, er gilt als „weicher Riese“, weil er entscheidende Kämpfe immer verliert, und die weiche Version eines Riesenhits passt da gut ins Bild. Aber warum um alles in der Welt sucht sich ein Boxer, der immer verliert, einen Song aus, in dem es klipp und klar heißt: „We can only lose“ …?

Auch das restliche Umfeld stimmte hinten und vorne nicht, vom Kirmessender RTL mal ganz abgesehen. Schulzens Interviewer nämlich war Kai Ebel, und der hat vielleicht Ahnung von der Formel 1, aber vom Faustkampf so viel wie ein Nacktmull von Quantenphysik.

Und obwohl alle Welt sich vor den Kopf schlägt und sagt: Kai, tu das nicht, interviewt der Kai Boxer, die nicht boxen sollten, und dann kommen Fragen dabei heraus wie diese: „Axel, wie geht's jetzt weiter? Was denken Sie: Erst mal in der Nacht schlafen?“

Nein, die Doors hatten Recht.
Wir konnten nur verlieren heute Abend.

Ex cathedra: Die Top 3 der Doors-Songs
1. „Love street“
2. „Love her madly“
3. „L. A. Woman“

13 November 2006

Auf Landpartie

Ein Wochenende im ländlichen Hessen, genauer gesagt in meinem 1200-Seelen-Heimatdorf. Dort konnte ich als Zuschauer beim Bezirksligaspiel folgenden Dialog belauschen:

„Siechhard, sache mol, ärbbst dau da immer noch off’m Sozialamd?“
„Ach woss, ajch sei doch schu seit zwansich Juhr bei dor Carridas!“


In punkto Informationsfluss und Mobilität ist das Heimatdorf ganz offensichtlich noch immer jeder urbanen Hektik abhold. Ansonsten aber ist man voll ausgestattet, sogar mit Alkis und Junkies, mindestens vier Religionsgemeinschaften und einer Atemluft, für die man in Rom töten würde. St. Pauli liegt olfaktorisch übrigens irgendwo dazwischen.

Acht Kilometer vom Heimatdorf entfernt, in der nächstgrößeren Kleinstadt mit Bahnhof, entdeckte ich übrigens das abgebildete Parkschild, welches kaum verhohlen von leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit kündet.

Auch Sarkasmus also gehört inzwischen wie selbstverständlich zur Möblierung der Provinz, zumindest in Hessen.

09 November 2006

Kurz an der Macht

Heute musste Fitnesstrainer Awed während des Bauchkurses mal kurz weg, und beim Rausgehen bat er mich – MICH! –, die bereits laufende Übung zu Ende zu moderieren. „Zähl bis 20 hoch“, raunte er konspirativ und verließ zügig den Raum.

Ich fühlte mich wie damals während meiner überschaubar langen Zeit als stellvertretender Schulsprecher, obwohl das Amt mich wenig gefordert hatte. Genauer gesagt ist mir keine einzige Handlung als stellvertretender Schulsprecher in Erinnerung geblieben, die ähnlich bedeutsam gewesen wäre wie den Bauchkurs heute auf 20 Crunches hochzupuschen. Vielleicht lag es daran, dass der amtierende Schulsprecher damals nie krank oder sonstwie verhindert war – im Gegensatz zu Awed.


Beim Hochzählen während der Übung spürte ich, wie unangebracht es wäre, auch nur im Geringsten außer Atem zu geraten, weshalb ich mich um haarscharfe Artikulation bemühte. Schließlich durfte ich die neugewonnene Autorität, die ja weder auf charismatischer Herrschaft noch auf demokratischer Wahl beruhte, sondern auf bloßer autokratischer Ernennung, nicht gleich wieder aufs Spiel setzen – selbst wenn diese 20 Crunches wohl die einzige Amtshandlung während meiner Machtübernahme bleiben würden.

So absolvierte ich die Aufgabe mit Würde, Eleganz und überspielter Kurzatmigkeit. In die Geschichtsbücher werde ich damit wohl nicht eingehen, aber das kenne ich ja schon aus meiner Amtszeit als stellvertretender Schulsprecher.


(Foto: Rubner)

24 Oktober 2006

Letzte Geheimnisse: Das Herrenklo (3)

Ja, auch römische Männer pinklen an Hauswände. Beim recht häufigen Anblick der eingetrockneten Rinnen versuche ich die unweigerlich aufkeimende Kiezheimeligkeit zu unterdrücken. Vergeblich.

Apropos pinkeln:
Armin Hary könnte 1960 die gleiche Toilette im römischen Olympiastadion benutzt haben wie ich. Ob vor oder nach seiner Goldmedaille im 4x100m-Rennen, bleibt aber unklar.

Wahrscheinlicher allerdings ist: voher. Denn er lief bestimmt nur deswegen wie ein Windhund über die Bahn, weil er unbedingt recht bald im Hotel eine Nachreinigung gewisser anatomischer Regionen vornehmen wollte. Papier gibt es nämlich bis heute keins im Olympiastadion zu Rom, und nicht nur das: Man hält so etwas auch offenbar für völlig unnötig - es ist nicht einmal eine Halterung dafür vorgesehen.

Das abgebildete Etwas an der Decke hingegen scheint seine Unabdingbarkeit einsichtig nachgewiesen zu haben, denn es hängt in jeder Kabine. Aber um was handelt es sich dabei bloß? Es ist jedenfalls keine Lampe. Ein Sprinkler auch nicht (glaube ich).

Eine Art Megafon?

Armin Hary weiß es vielleicht.

23 Oktober 2006

Beim Fußball

Nachdem wir eine Stunde durch die Stadt gegurkt sind, um an der Piazza Colonna Tickets für das Seria-A-Fußballspiel AS Roma gegen Chievo Verona zu kaufen, entdecken wir zwei Tage später nur 15 Meter von unserem Pensionseingang entfernt einen Roma-Fanladen. Super.

Als Weltmeister Francesco Totti in der zweiten Halbzeit endlich den Ausgleich schießt, geht meine Nachbarin, eine äußerst kregle rothaarige 60-jährige im orangen Strickpulli, vollends in die Luft – und haut mir unter indianischem Kriegsgeschrei („Franci! Franci! Franciiiii!!!“) mehrmals derart enthemmt auf die Schulter, dass ich wünschte, Totti hätte erst in den letzten fünf Minuten getroffen.

Da hatte die Frau nämlich das Stadion schon verlassen.

09 August 2006

Hamburger Chaostage

Zurzeit arbeite ich hart an meinem Diplom als Blödmannsgehilfe. Sehr hart. Im Fitnessclub ließ ich meinen Spind unverschlossen und dazu auch noch die Tür gähnendweit offen. Als ich zurückkam, sah ich bestürzt die Bescherung – und meine zuvor in der Hose versteckte Geldbörse auf der Sporttasche liegen.

Allerdings war noch alles drin. Was soll das? Ein anständiger Diebstahl hätte mich wahrscheinlich weniger beunruhigt. Denn es ist erstaunlich, was so eine Börse dem Interessierten alles an Informationen bereitstellt: Scheckkartennummern, Krankenkasse, wie ich mit 19 aussah (der Führerschein!), wie Ms. Columbo heute aussieht (toll!), wo wir wohnen … WO WIR WOHNEN!

Tja, und gestern habe ich mir auch noch beinah die Zungenspitze abgebissen, und zwar kurz vor Abschluss des Abendessens, als ich schon längst satt war. Gier und wilder, ungezügelter Hunger gehören gemeinhin zu den häufigsten Ursachen für Zungenspitzenabbisse; beides traf zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr zu. Warum also dennoch? Ich weiß es nicht.

Als der groteske Schmerz (der durch das heutige Foto treffend illustriert wird) leicht nachließ, tat der beschädigte Teil der Zunge so, als klebe ein gummiartiger Sticker drauf, und die unwillkürlichen und hochvorsichtigen Versuche, das imaginäre Geklebsel loszuwerden, bestärkten die Blutung nicht gerade darin, endlich aufzuhören.

Minutenlang kühlte ich die Stelle zu Betäubungszwecken mit einem sehr empfehlenswerten 2005er Riesling Kabinett vom Moselwinzer Kallfelz. Der Wein indes erwärmte sich recht rasch, und ich musste mehrfach nachgießen.

Am Ende saß ich blutend und bedüdelt im Sessel und wusste: Ich hab das Diplom.
Als Blödmannsgehilfe.



Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über dummes Verhalten
1. „Ooops … I did it again" von Britney Spears
2. „Living next door to Alice" von Smokie
3. „One piece at a time" von Johnny Cash

20 Juli 2006

Hitzewelle

38 Grad im Schatten. Der heißeste Tag in Hamburg seit dem Urknall oder wenigstens seit Domenica ihre Karriere beendet hat. Die Hitze macht die Menschen zu Irren. An der Schmuckstraße steht ein älterer Herr mitten auf dem Fußgängerweg und dirigiert ein imaginäres Orchester. Sein Blick geht in eine beängstigende Ferne, von der ich nicht mal wissen möchte, dass sie existiert. 

Im Bus sehe ich einen Mann mit struppigen Koteletten bis zum Kinn. Er ist kugelig wie Helmut Kohl, aber einen halben Meter kleiner. Das Erstaunlichste an ihm aber ist seine Kleidung. Während ich dasitze und versuche, möglichst flach zu atmen, um jede schweißtreibende Bewegung zu minimieren, trägt dieser Mann einen gestrickten Wollpullover. Langärmlig. Allein vom Hinsehen geraten meine Schweißdrüsen in Panik. Als ich aufgestanden bin und auf die nächste Haltestelle warte, sehe ich noch Unfasslicheres: Unter seinem Wollpullover lugt ein roter Kragen hervor, offenbar von einem Polohemd oder etwas Ähnlichem. Trotzdem ist auf seinem gurkendicken Nackenwulst kein Schweißtropfen zu sehen. Plötzlich aber rieche ich es. Ihn umgibt ein dumpfer Geruch wie von fauligem Stroh oder alten feuchtgewordenen Kartoffelsäcken, mit unsagbaren Molekülen angereichert von seiner viellagigen Kleidung. Er schwitzt offenbar doch. Nur nicht am Nacken. 

Abends taumele ich nah am Hitzschlag durch Ottensen, als ich überm Eingang von Photo Dose den Kasten einer eifrig brummenden Klimaanlage erblicke. Sofort betrete ich bedürfnislos den Laden. Eine erquickende Kühle umstreichelt mich wie der Fächerwind von hundert Geishas, und ich widme mich ausführlich dem Betrachten billiger Bilderrahmen. Auch das aufmerksame Studium der Funktionsweise eines Digitalbilddruckers beschäftigt mich minutenlang. Die Geishas sind unermüdlich. Sie scheinen mir zuzulächeln. Als kein anderer Kunde mehr im Laden ist, verwickle ich den Mann hinterm Tresen in ein sinnloses Gespräch über die Preisunterschiede zwischen Postern, die vom Digitalbild gezogen werden, und jenen, die aus Filmnegativen entspringen. Der Mann weiß rein nichts darüber, er habe die Preise nicht gemacht, erklärt er, aber ich lasse nicht locker und hoffe, unterm Einfluss der Klimaanlagengeishas nicht allzu debil zu grinsen. „Klären Sie das?“, frage ich ihn abschließend, „ich komme wieder und frage noch mal nach.“ Verwirrt bejaht er. Hauptsache, ich gehe, scheint er zu denken. 

Und das tue ich auch, beschwingt und gestärkt. Doch nichts vergisst man so schnell wie Hitze, der man entflohen ist, und kaum stehe ich vor der Tür, bereue ich es, den Mann hinterm Tresen nicht auch noch nach Schumis Chancen gegen Alonso und vor allem zu Lösungsansätzen im Nahostkonflikt befragt zu haben. Na, beim nächsten Mal. Nur ein eissatter Caipirinha im Aurel kann die Lage jetzt wieder verbessern. Zum Glück erwarte ich dort German Psycho – bei seinem Anblick gefriert einem ja stets das Blut in den Adern. Ein grandioser Effekt bei 38 Grad im Schatten. 

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Hitze 
1. „Heatwave" von The Blue Nile 
2. „Long hot summer" von The Style Council 
3. „The big heat" von Stan Ridgway


13 Juli 2006

Du Denkschnecke!

Der Fall Zidane lässt mir keine Ruhe. Musste der algerische Dickschädel wirklich mit körperlicher Roheit reagieren? Vielleicht hat Zidane ja einfach der Wortschatz gefehlt, und sein Kopfstoß war Ausdruck artikulativer Hilflosigkeit.

Hier bieten mein Kollege Kramer und ich unsere Hilfe an. Um für ähnliche Fälle gewappnet zu sein, möchten wir dem besten Fußballer der Welt ein paar persönlich erprobte Beleidigungen an die Hand geben, die vielleicht auch einen Materazzi zum Klappehalten gebracht hätten.

Wir achten bei unseren Disputen übrigens stets darauf, nicht in die Phrasenfalle zu tappen. Eine von Generationen hochroter Streithähne totgebrüllte Beleidigung wie „Hornochse!“ ist natürlich unter unserem Niveau. Nein, es muss schon etwas origineller sein.

Und genau das – eine originelle und dennoch treffsichere Beleidigung – hätte vielleicht dem WM-Finale eine andere Richtung gegeben. Also, Zidane, aufgepasst, fürs nächste Mal:


mw: Du Merkbefreiter!

K.: Datenbankstreber! Problemredakteur!

mw: Blindie! Schlamper!

K.: Hohlspiegeldauergast!

mw: Glatzenschlumpf!

K.: Leck misch!

mw: Lieber nicht – mir fällt keine geeignete Stelle ein.

K.: Bloody Banause!

mw: Nasenbär!

K.: Lutscher!

mw: Tuckentröster!

K.: Hosenhuster!

mw: Nasenhaarvokuhila! Knautschsackfresse!

K.: Zitzenzieher!

mw: Hundehaufenbedufter!

K.: Nassauer!

mw: Gibt es Rabatt für Leute, die das Schicksal damit bestraft hat, dich lose zu kennen?

K.: Schnauze, du Mundschleimhautbakterienzüchter!

mw: Die zweite gute Tat heute wird sein, dir den Mümmeltrichter zu polieren!

K.: Wurzelsepp!

mw: Du Elendszecke! Geografielegastheniker!

K.: Weißweinsammelbesteller, Autoverkäufer!

mw: Hey, ich bestehe auf Beleidigungen, du Faktenaufzähler!

K.: Rap-Rüpel! Fliegenlandebahnkopf! Basmatireisumstülper!

mw: Standspurdenker! Bratwurst! Neidhammel! Missgönner! Glatzenkandidat!!!

K.: Du siehst aus wie ein Kilo Gehacktes!

mw: Du Halbsynapse! Du Sockenschuss! Du Denkschnecke!

K.: Textverhunzer!

mw: Alphabetschänder! Wortvermüller! Dudendilettant!

K.: Du Schüsselsprung! Du Flugangsttier!

mw: Noch ein Wort, und ich schiebe dir diese CD-Box so tief in den Enddarm, dass du kuckst wie ein adipöser Karpfen.

K.: Krämersfrau!

mw: Intelligenzamöbe! Denkvakuum!

K.: Blödmannsgehilfe!


Und so weiter. Das Foto zeigt zum Ausgleich den Vollmond von gestern Nacht, wie er einen Kran hinter der Reeperbahn umschmeichelt. Wenigstens die zwei mögen sich.

12 Juli 2006

Reine Kopfsache

Ein gewisser Torsten aus Berlin, der seinen Beruf mit „Callboy“ angibt, verklagt zurzeit Blogger, weil sie ihn angeblich beleidigt oder auch einfach nur verlinkt haben. Auf seiner Website listet er alle auf, die er sich demnächst vorknöpfen will. Darunter auch mich.

Als Grund reicht ihm offenbar mein Eintrag vom 26. Mai, in dem ich ihn auf seine Rechtschreibwäche aufmerksam mache. Statt sich allerdings für die kostenlose Korrektur zu bedanken und an seinen Defiziten zugunsten einer weniger blamablen Zukunft zu arbeiten, droht er nun mit einer Anzeige. Bin sehr gespannt, wie er die begründen wird.

Wer sich für die Ab- und Hintergründe des Falls Callboy Torsten interessiert, findet im Blog Krambox eine Zusammenfassung.

Eines muss man dem radebrechend durchs Web marodierenden Torsten allerdings zugutehalten: Er gebraucht seinen Kopf nicht wie dieser Herr hier – zumindest noch nicht …



(Maus bewegen, Kopfstoß per Klick)


Falls es nicht funktioniert, bitte hier klicken.

10 Juli 2006

Die Selbstmordsekunde

Ein Denkmal kann sich selber köpfen.
Vorher wussten wir das nicht.

Und es ist erschütternd.

14 Mai 2006

Cottbus und die Formel 1

Nein, ich bin wirklich kein Fußballjunkie. Bundesliga, Champions League und Länderspiele: Da komme ich allerdings nicht dran vorbei. An der zweiten Liga aber schon. Doch am letzten Spieltag, wenn es um die Dramatik von Ab- und Aufstieg geht, dann darf es auch mal eine als Konferenz aufgezogene Zusammenfassung beim DSF sein. Natürlich weiß ich keine Ergebnisse, schließlich will ich mir die Spannung erhalten.

Kaum habe ich mich indes in den Freischwinger gefläzt und fiebere den Entscheidungen entgegen, kommt Ms. Columbo herein, verbreitet sich elegant auf der Couch, schaut zwei Minuten zu und sagt: „Ich finde es doof, dass Cottbus aufgestiegen ist.“

Super. Resigniert schalte ich den Fernseher aus, checke online die Ergebnisse und führe Ms. Columbo zum Sushi aus, eine Stunde früher als geplant.


Überhaupt war es ein Sonntag der problematischen Aussagen. Nachmittags im Fitnessclub verfolgte ich während des Trainings die Formel-1-Übertragung aus Barcelona. Und was erzählten mir verblüffenderweise die RTL-Reporter Heiko Waßer und Christian Danner? Dass die Formel 1 eine ziemlich öde Veranstaltung sei. Die Wagen, winkten sie müde ab, führen doch eh nur noch hintereinander her, ohne dass auch nur irgendeiner überholen könne oder wolle. Ja, der ganze Sport sei zum schematischen Schachspiel verkommen, Rennen würden nur noch per Boxenstrategie entschieden, und trotzdem wolle Bernie Ecclestone immer mehr Geld.

Erstaunlich! Selten hat man im deutschen Fernsehen – zumal im privaten – zwei Reporter ihr eigenens Produkt derart madig machen gehört. Heiko Waßer und Christian Danner übten sich in Mäkelei, während die Wagen fein hintereinander her fuhren, das Geschehen an ein schematisches Schachspiel erinnerte und alles durch die Boxenstrategie entschieden wurde, zugunsten von Fernando Alonso. Ob Bernie Ecclestone auch heute wieder mehr Geld wollte, war die einzige Info von Waßer und Danner, die nicht unmittelbar verifizierbar war.

Die beiden hatten natürlich in allem Recht, was sie sagten. Aber es war ungefähr so, als hielte der Präsident des WM-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer, öffentlich das Vergabesystem der Tickets für hirnrissig, die Sicherheit in den Stadien für unterirdisch und die Fans in ihrer Mehrzahl für grenzdebile Suffköppe.

Natürlich: All das stimmt höchstwahrscheinlich. Doch Beckenbauers Produkt ist die WM; da müsste er schon so tun, als sei das Ticketing gottgesandt, die Stadien unbrennbar und die Fans Shakespeare-Leser mit Gandhi-Buttons am Fanschal.

Ich wüsste gern, wie RTL-Werbekunden die Übertragung so gefunden haben. Tolle Leistung jedenfalls vor
Waßer und Danner. Bei Ms. Columbo überlege ich noch.

Allerdings finde ich es, ehrlich gesagt, auch doof, dass Cottbus aufgestiegen ist.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs übers Fahren
1. „Let’s get some drugs and drive around“ von Michael Hall
2. „Cadillac walk“ von Mink de Ville
3. „Me and Bobbie McGhee“ von Kris Kristofferson