Posts mit dem Label fitness werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label fitness werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

01 Juli 2010

Esprit nur in der Fantasie

Im Bauch-/Rückenkurs, unter der Knute von Drillinstructor Chris.

Muskelberg (keuchend): „Ah, bitte nicht das Fenster aufmachen! Ich bin verschwitzt, dann habe ich morgen einen steifen Nacken.“
Matt: „Ach, Sie schwitzen …?“

Tja, leider ist dieser kleine Dialog nur semidokumentarisch. In Wahrheit war der Muskelberg eine feingliedrige Blondine, in Wahrheit sagte ich keuchend „Klar doch“ und schloss espritlos das Fenster, in Wahrheit schwitzte ich genauso wie sie.

Das Leben ist eben kein Wunschkonzert. Erst recht nicht an fußballfreien Tagen.


PS: Für das Foto gibt es einen verblüffend logischen Grund: Es entstand in der U-Bahnstation Rödingsmarkt – also in unmittelbarer Nähe des Fitnessclubs. So fügt sich eins zum andern, und zwar auf beglückend harmonische Weise.

11 Juni 2010

Healthy dying



Vor gut drei Jahren signalisierte der von mir exklusiv entdeckte und statistisch frappierend signifikante Fitnessclubindikator das baldige Ende der Zeitschrift „Healthy living“.

Doch erst heute gab der Verlag das Dahinscheiden des Magazins bekannt – „healthy dying“ sozusagen. Mit seiner Mischung aus Gesundheitstipps (= clever) und Geistheilerinnenporträts (= bescheuert) konnte es am Ende selbst Eppendorfer Esotanten nicht mehr aus ihrem zweiten Wohnzimmer locken, dem Demeterladen.

Bin gespannt, welches Medium als nächstes im Fitnessclub ausliegt und so unweigerlich die Ankündigung seines baldigen Endes in die Welt hinausschreit. Ich werde sie, die Welt, jedenfalls auf dem Laufenden halten.

Genauso wie über die Situation auf dem Kiez natürlich, wo neuerdings auf empörende Weise behördlich aufgestellte Einbahnstraßenschilder verunziert werden.

--> Die beliebtesten Tags: Brief | Bus | Einzelhandel | Franke | Fußball | Obdachlose | Panne | Reeperbahn | Sex | Skurriles | Sprache | St. Pauli| Typen

13 April 2010

Männer, die auf Liegen brüllen



Ein skrotumerschütterndes Gebrüll erfüllt den ganzen Fitnessclub.

Es ist eindeutig die Stimme von Inkasso-Henry, und ebenso eindeutig wird ihm gerade bei lebendigem Leib die Milz entfernt oder wenigstens die Schambehaarung per Flammenwerfer.

Also stürze ich hin, um zu helfen, doch er liegt nur auf der Bank und stemmt ein paar Gewichte. Das allgemeine Grinsen der über den Club verstreuten Besucher hätte mich stutzig machen müssen, doch mein schon oftmals verfluchter Mutter-Teresa-Impuls lenkt mich immer wieder in die Irre.

Abends dann das Konzert von Daniel Johnston in der Fabrik. Der Mann ist ganz offensichtlich ein größeres Wrack, als es Inkasso-Henry je werden wird, und genau deshalb ist das, was er singt und wie er es tut, ungeheuer berührend.


All seine Extremitäten wackeln vor Nervosität, sein gewaltiger Bauch ruht ihm wie ein Schutzwall vorm Restkörper, und wenn er hochfrequent jault und durch die Verse eiert, scheint sich das ganze Elend der menschlichen Existenz zu Schall zu formen.

Dass mich das – genauso wie Inkasso-Henrys Gebrüll – ausgesprochen positiv stimmt, will ich jetzt lieber nicht weiter hinterfragen.

>> Die beliebtesten Tags: Brief | Bus | Einzelhandel, Franke | Fußball | Obdachlose | Panne | Reeperbahn | Sex | Sprache | St. Pauli

11 März 2010

Wieder mal ein Beitrag von seltener Hirnrissigkeit

Oh-oh. Das Ende ist nah. Grund für diese suboptimistische Einschätzung ist ein Satz, bei dem ich mich unlängst ertappte, als ich Ms. Columbo telefonisch über meinen Standort informieren wollte.

Der Satz lautet: „Ich bin jetzt Landungsbrücken.“

Selbst mir gehen also neuerdings peu à peu Präpositionen verloren – eine erschütternde Erkenntnis. Von hier aus ist es nun nicht mehr weit bis „Ich geh Arbeit“ oder gar „Ey, Digga, was geht ab?“. Die verbale Infantilisierung des Matt. Dagegen ist sogar der „Nette Versuch“ von neulich harmlos.

Um von dieser betrüblichen Entwicklung abzulenken, zitiere ich nun einen Kurzdialog, den ich heute in der Umkleidekabine mithören konnte. Anblaffer: „Du solltest dich mal wieder rasieren, ey!“ Angeblaffter: „Und wo?“

Warum bin ich eigentlich nie so schlagfertig?


Das Foto heute ist mal wieder komplett aus dem Zusammenhang gerissen und zeigt Matts Grill (ohne Apostroph!) in New York City, wo ich wahrscheinlich mein Lebtag nicht hinkommen werde – vor allem nicht, wenn mir weiter peu à peu Präpositionen verlorengehen, obwohl das eine mit dem anderen nicht das Geringste zu tun hat.

PS: Irgendwer hat mir dieses Foto gemailt. Wer bloß? Würde gern die Quellenangabe nachreichen.


29 Dezember 2009

Keine Traute

Vom Weihnachtsbesuch im elterlichen Heimatdorf (Detailfoto) mit unverändertem Körpergewicht zurückzukehren, ist eigentlich kein Anlass, um gleich montags wieder im Fitnessstudio einzukehren.

Dort saß ein Typ Marke Hell’s-Angels-Türsteher am Bizepstrainer: Glatze bis zum Stammhirn, schwarzes Muskelshirt mit Runenzeichen und tätowiert bis zur Poritze. Sein Nachbar am Adduktorengerät, ein deutlich schmaleres Hemd, fragte den Trumm: „Machst du Zirkel?“

„Nee“, antwortete der (mit einer erstaunlich dünnen Stimme, ähnlich der von Hänschen Rosenthal, falls sich an den noch jemand erinnert). „Das ist gut“, atmete der Schmale hörbar auf, „ich will nämlich zwischen unseren beiden Geräten wechseln.“

„Kein Problem“, kam es zurück. Allerdings blieb der Brocken dessen ungeachtet weiter sitzen. Ab und zu wuppte er ein paar Züge (natürlich einarmig), dann ruhte er wieder in sich wie ein Buddha des Bösen, und zwischendurch schnackte er mit Inkasso-Henry, der ihm pumpend und ächzend gegenüber saß.

Der Schmale trippelte derweil unruhig hin und her, setzte sich mal links und mal rechts neben den Tätowierten, stellte sich in die Nähe an den Tisch, tat, als müsste er was trinken, lief auf und ab – und traute sich bis zu seinem frustrierten Abgang nicht mehr, den Muskelmann an seine Zusage zu erinnern.

Zu Hause vertrimmt er wahrscheinlich ersatzweise seinen Hamster.

27 Oktober 2009

Das Strichfrauchen

Sie ist blond, trägt im Bauch-Rücken-Kurs immer ein hautenges rosa Shirt zu Wurstpellenleggings und gehört zu jenem Typ Frau, den die Brigitte nicht mehr im Heft haben will.

Nur eins an ihr sieht nicht nach Sahelzone aus: die außergewöhliche Doppelwölbung am Oberkörper.

Wenn sie auf Kommando ins „Brett“ geht, sich also auf Ellbogen und Fußspitzen stützt und den Rumpf in der Schwebe durchstreckt, eilen die Fitnesstrainer auffällig oft herbei, fassen ihr links und rechts zart an die Rippen (mehr ist da nämlich nicht als Rippen) und korrigieren ihre Haltung.

Andere Kursteilnehmer können in ihrer Übungsausführung noch so sehr an Hängebauchschweine (Foto: HAH) erinnern, das ist den Trainern egal. Sie kümmern sich nur um die Körperspannung des Strichfrauchens.

Und das, liebe Brigitte et. al., heißt nichts anderes als: Eure ganzen Kampagnen gegen Magermodels werden ins Leere laufen. Das sagt der amtliche Fitnesstrainerlackmustest, der hiermit offiziell in der Welt ist.

Verifikationsanfragen bitte an Karl Lagerfeld.



26 Oktober 2009

Der designierte Containerkanzler

Heute dämmerte mir zu meiner nicht geringen Bestürzung, dass erstmals in der Geschichte der Menschheit ein Mann, der eine Zeit im „Big Brother“-Container in Köln-Ossendorf verbracht hat, demnächst nur noch eine Zyankalikapsel weit davon entfernt sein wird, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden:

Guido Westerwelle.

Auf den Trichter brachte mich eine unverhoffte Begegnung im Fitnessstudio. Neben mir mühte sich nämlich ein einstiger „Big Brother“-Insasse. Es war jedoch nicht Westerwelle, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit „Mark“ aus Staffel 5.

Ja, verdammt: Ich habe Staffel 5 gesehen – und erwarte nun demütigst das umstandslose Geteert- und Gefedertwerden, doch ohne diesen Fernsehfauxpas wäre zweifellos die oben artikulierte Erkenntniskette (Guido, Zyankali, Kanzler) nicht zustande gekommen.

So hat selbst „Big Brother“ noch sein Gutes.


Foto: Wikipedia

26 Juni 2009

Gewebeproben

„Und jetzt“, schreit mich die Trainerin während des Bauch-Rücken-Kurses an, „das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein richtig einsaugen!“

Das hab ich aber dann doch lieber nicht gemacht. Obwohl meine Stimmung durchaus mit kannibalistisch nicht schlecht beschrieben war, denn vorher war ich in der Clemens-Schultz-Straße von einer nun auch in unserem Viertel grassierenden Kalaueritis unter Friseuren belästigt worden („Haarlichkeit“).

So was hat es früher auf St. Pauli nicht gegeben, und vielleicht ist die Gentrifizierung doch schon weiter fortgeschritten, als ich Naivling neulich noch dachte.

Früher hatten Kiezfriseure übrigens auch keine Webadressen und warben auch nicht mit afrogelockten Totenschädeln. Und früher hat mich im Fitnessclub niemand aufgefordert, das Gewebe zwischen Bauchmuskeln und Schambein einzusaugen.

Am Wochenende sollte es dringend mal wieder Hähnchen von Freddy geben, denke ich.


01 Mai 2009

Einmal Paralleluniversum, bitte



Stehe im Fitnessclub neben zwei jungen Burschen von muskulöser Statur unter der Dusche.


„Wenn ich Schule blau mach, Alder“, sagt der eine, während er sich die Eier einseift, „dann lieg ich morgens im Bett und guck Teleshopping, Alder.“

Ein erschütterndes Bekenntnis. So ziemlich alles andere Denkbare wäre eine Rechtfertigung fürs Schuleschwänzen gewesen, aber Teleshoppinggucken …?

Wenn ich früher blaumachte, setzte ich mich in ein Café und schrieb ostentativ Gedichte, um die hübsche Bedienung auf mich aufmerksam zu machen. Gut, das klappte nie, obwohl ich irgendwann sogar dazu überging, Gedichte ÜBER sie zu schreiben.

Doch selbst wenn es damals schon Teleshopping gegeben hätte: Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, das Verticken von Tupperschüsseln gegen das bittersüße Bohèmedasein eines Caféhausmöchtegernliteraten einzutauschen.

„Die ham da Messer, Alder“, sagt er eine, während er sich die Poritze rubbelt, „die bleiben ewig scharf, Alder.“

Wo gibt es noch mal Fahrkarten ins Paralleluniversum?
Ich hab auch eine Bahncard 50.


PS: Da ich aus nachvollziehbaren Gründen keine geeignete
Illustration anfertigen konnte, kann ich genausogut die inzwischen abgebaute Domachterbahn abbilden.


23 April 2009

Das Hinternargument

Der Franke will zu Kieser. Ich bin entsetzt.

Immerhin: Dass Mr. Wachsende Wampe überhaupt anfängt, körperliche Ertüchtigung als Option zu erwägen, gehört zu den größten Sensationen seit Entdeckung des Turiner Grabtuchs.

Gleichwohl liebäugelt er mit dem falschen Anbieter – und das auch nur aus Bequemlichkeit, weil nämlich eins dieser monothematischen (Rücken!) Quälstudios bei ihm in Eimsbüttel um die Ecke liegt.

„Geh da nicht hin!“, beschwöre ich ihn. „Qual, Askese und Selbstkasteiung erwarten dich dort!“ Stichhaltige Argumente, die selbst ein Franke kognitiv verarbeiten können müsste, doch er bleibt seltsam still.

Plötzlich fällt mir ein, dass er ja als Katholik sozialisiert wurde, also gewissermaßen zu den Miterfindern der Selbstgeißelung gehört. Vielleicht erweckt Kieser einfach bittersüße Kindheitserinnerungen in ihm.

„In meinem Fitnessclub“, locke ich ihn gleichwohl, „kannst du schönen Frauen auf den Hintern starren und danach gepflegt saunieren, und zwar gemischt! Na?“ Außerdem sehen die Flaschenregale dort schön aus (Foto).

Richtig überzeugt ihn das alles aber noch immer nicht. Er stopft sich weiter wortlos löffelweise lavaheiße Lasagne in den Schlund, während die Option Kieser über ihm schwebt wie ein Damoklesschwert, das er für ein Origamiflorett hält.

„Da kann man dreimal kostenlos trainieren“, nuschelt er zwischen Blattnudeln und Hackfleischbrocken. „Mensch, Franke, Probetraining besorge ich dir auch!“, weise ich ihn erbarmungslos zurecht.

Doch alles vergeblich: Der Standortvorteil ist für ihn ein Killerargument. Läge die Hölle in Eimsbüttel und böte Hanteltraining mit gleichzeitigem Gegrilltwerden: Er unterschriebe sofort den Vertrag, Hauptsache, er hätte es von dort nur zwei Minuten nach Hause.

Vielleicht sollte ich ihm also die Sache mit der körperlichen Ertüchtigung einfach komplett ausreden. Denn so wie er isst, verbraucht er schon genug Kalorien. Und Muskelaufbau ist bei seiner spezifischen Art der Messer- und Gabelhandhabung ebenfalls eine gleichsam beiläufige Nebenwirkung.

Nur an den Hintern schöner Frauen mangelt es in seiner Welt. Vielleicht ein Ansatzpunkt, den ich noch mal vertiefen sollte, als letzte Rettung vor Kieser.


03 April 2009

Auch noch feige

Keine Ahnung, warum immer mir so was passiert. Aber gestern ächzte neben mir auf der Matte im Fitnessstudio einer, der original nach Hühnermist roch.

Am autoolfaktorischen Design müssen manche Menschen echt noch schrauben. Das Problem aber ist: Sie wissen nichts davon, weil sich keiner traut, es ihnen zu sagen.

Und wenn’s ihnen keiner sagt, dann riechen sie zeitlebens nach Hühnermist, finden deshalb keine Freundin, weshalb ihnen erst recht niemand sagen kann, dass sie nach Hühnermist riechen und deshalb keine Freundin finden.

Es ist eine Krux.

Im Grunde sind Männer wie der Ächzer neben mir auf halbseidene Angebote aus dem Internet angewiesen. Solche wie das folgende, das mir gerade als Beziehungsbewerbungsspam ins Postfach flatterte.

Eine gewisse „Sonja“ schreibt: „Ich lebe das einzigartige Mädchen aus Russland, jetzt ich in der Regelung - Sowjetisch. Mein Alter 27. Ich war ein erregter August, 1982.


Lauter Killerargumente.

Übrigens habe auch ich mich nicht getraut, dem Menschen neben mir von seinen Duftdefiziten zu erzählen. Ich habe nur meine Matte ein wenig weiter weggerückt.

Die Welt ist schlecht – und das Foto von heute völlig unpassend: Der Fernsehturm ist nicht mal in der Nähe des Fitnessclubs.

26 Februar 2009

Typenparade, draußen wie drinnen

Auf dem Weg ins Fitnessstudio begegnete mir heute ein Fahrradfahrer, der beim Fahren einen Schirm aufgespannt hielt. Ist so etwas nun so rührend wie lächerlich – oder doch eher umgekehrt?

Immerhin darf der Mann dank dieser Manie nicht schneller als Schritttempo fahren, sonst führe ihm der Fahrtwind derart gewaltig ins stoffbespannte Gestänge, dass es ihn vom Fahrrad fegte.

Warum also geht er nicht gleich zu Fuß, anstatt die Unbequemlichkeit des einhändigen Fahrens mit dem muskelzermürbenden Krampfgriff um den Schirmstiel aufs Lästigste zu kombinieren?

Oberschlaue könnten jetzt einwenden, er sei halt schlichtweg Optimist und setze auf ein baldiges Regenende, sodass er den Schirm einklappen und hinfort beidhändig und trocken die Stadt beradeln könne.

Doch dafür war dieser zwischen Niesel und Faden angesiedelte Regen heute einfach nicht prädestiniert; das war jedem halbwegs intakten Hanseaten pipiklar. Wahrscheinlich handelte es sich daher bei diesem merkwürdigen Menschen um einen Frischzugereisten, der sich erst noch akklimatisieren muss.

Auch im Fitnessclub begegnete ich einem Typen, auf den Ähnliches zutraf. Er lag im Bauch-/Rückenkurs neben mir auf der Matte und erzählte, ohne dass ich ihn im Geringsten ermuntert hätte, er habe „seit 20 Jahren keinen solchen Kurs mehr besucht“. Dabei sah er mit seinen großflächigen Tätowierungen, dem Muskelshirt und der Baseballkappe (!) aus, als seien diese Räume hier sein Zuhause.

Das Schlimmste an ihm war aber nicht die Baseballkappe, sondern die Tatsache, dass er aus dem Mund überdeutlich nach Teer roch.

Und da er 20 Jahre lang keinen solchen Kurs mehr besucht hatte, geriet er alsbald in eine mit Keuchen, Ächzen, Röcheln und Fiepen angereicherte Schnappatmung, die seinen Teeratem schubartig im Raum verteilte. Wer neben ihm lag, litt besonders, und das war ich. Aber Kurs ist Kurs, da kenne ich nix.

Meine Hoffnung nun: Dank 20-jähriger Trainingsabstinenz sucht ihn ein derartiger Muskelkater heim, dass er spontan ein weiteres Kursmoratorium von zwei Dekaden Dauer verhängt.

Wenn nicht, schmuggel ich ihm einen Abzug des heutigen Fotos in die Sporttasche.

PS: Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass dieser Blogeintrag gleich zwei Wörter enthält, die mit je drei aufeinanderfolgenden gleichen Konsonanten glänzen. Das war aber Zufall.

PPS: Motiv entdeckt im Berliner Restaurant Grill Royal in der Friedrichstraße.



05 Februar 2009

No go area



Gleich das erste Tragen meines „THERE'S PROBABLY NO GOD“
-Hemdchens ist ein großer Erfolg.

Nicht nur, dass man darin tadellos trainieren kann; später im Duschraum spricht mich auch noch ein Mann darauf an.

Er sagt mit dem offenen, herzlichen Lächeln des Co-Agnostikers: „Cooles T-Shirt“. Dabei bin ich splitternackt – tja, das Wunder des menschlichen Erinnerungsvermögens.

Die Schrift auf dem Hemd zieht sich übrigens derart breit über die Brust, dass man bei einer bestimmten ungünstigen Körper- und Armhaltung einen ganz anderen Slogan erzeugt, nämlich:

„HERE'S PROBABLY NO GO“.

Vielleicht hat Gott diese textile Blasphemie deshalb nicht verhindert: Weil er Humor hat.


17 Dezember 2008

Im Folterkeller



„So“, sagt mein Fitnesstrainer, „jetzt setzen wir uns alle mal hin. Auf den Po.“ Na, wohin denn sonst, du Pleonast, du Tautologe, du Doppelmoppler!?

Das denke ich zumindest murrend und setze mich hin, auf den Po – um mich Sekunden später in einer Übungstortur wiederzufinden, die im Mittelalter nur von der Inquisition unter Einsatz von Brustreißer, Daumenschraube, Mundsperre, Streckbank oder Spreizbirne (Foto: Wiki) hätte erzwungen werden können.


Und wir im 21. Jahrhundert machen das alles freiwillig. Wüsste gern, ob wir damit vor der Geschichte bestehen können.

Nach dem Kurs gehe ich hoch in den Cardiobereich, denn GP hat mir versprochen, dort eine schwitzende Asiatin vorzufinden. Und genauso ist es auch.

19 November 2008

Henrys halbe Erdnussschale

Seinen Kampfnamen erhielt Inkasso-Henry nicht während seiner Zeit als Lude auf dem Kiez. Nein, das geschah erst später, nachdem er umgesattelt hatte und nun für andere Luden Schulden eintrieb.

Seit 40 Jahren jobbt Henry hier. Inzwischen steht er als Koberer entschieden monumental vor einem Table-Dance-Schuppen auf der Reeperbahn. Fast jeden Abend komme ich an ihm vorbei, doch meist spricht er mich nicht an – ich wirke wohl gut versorgt.



Gestern Abend war Inkasso-Henry im Fernsehen. Die neue fünfteilige Dokusoap „Echt Reeperbahn“ (dienstags um 21 Uhr) schildert unter anderem seinen schillernden Alltag, und es ist schon merkwürdig, ihm am Tag danach im Fitnessstudio zu begegnen, wo er ächzend die Brustpresse beackert wie sonst nur säumige Ludenschuldner.


Der Mann ist eine Art bebrillter Grizzlybär mit Glatze, der jedoch nach meiner bescheidenen Meinung eher etwas gegen seine Wampe als für seine Brust tun sollte. Doch ich werde den Teufel tun und ihm diesen Ratschlag flüstern.
Ich fand es eh interessanter herauszufinden, wie viele Kilo einer wie Inkasso-Henry eigentlich auflegt an der Brustpresse. Also schlich ich unauffällig durch den Zirkeltrainingtrakt und versuchte einen Blick aufs Gerät zu erhaschen, wo er derweil weiter unverdrossen pumpte.


Bei jedem Zug beschallte der Mann den kompletten Bereich mit einem gewaltigen Gurgeln und Grunzen, das noch am Tresen zu hören gewesen sein muss. Ich nippte gleichwohl ungerührt und wie zufällig an meinem Aroniatrunk und linste verstohlen hinüber zur Brustpresse.
Aha: 37,5 Kilo. Mäßig. Weniger – hüstel – als ich. Immerhin riss er ersatzweise diverse Brustpressensätze runter, so dass er insgesamt auf eine passable Tonne Gesamtgewicht gekommen sein dürfte.


Eine halbe Stunde später schloss ich im Umkleideraum meinen Spind auf und schlüpfte in den rechten Schuh. Doch etwas lag darin und störte. Ich zog ihn wieder aus und fand etwas sehr Merkwüdiges: eine halbe Erdnussschale. Im Schuh, der die ganze Zeit im Spind eingeschlossen war, und vorhin, beim Ausziehen, noch keinerlei Fremdinhalte aufwies, erst recht keine halbe Erdnussschale.


Wahrscheinlich lag es an der Begegnung mit Inkasso-Henry von vorhin; jedenfalls interpretierte ich diese Erdnussschale augenblicklich als Pferdekopfmetapher. Und beschloss, Henrys Auflage an der Brustpresse beim Bloggen lieber etwas nach oben zu korrigieren.

Sonst spricht er mich auf der Reeperbahn vielleicht doch noch an, mit ungewissen Folgen. 


Foto: YouTube

13 November 2008

Das Gute an Gebrechen

Das Abatonkino liegt im Univiertel. Im großen Saal stinkt es, aber nicht eindeutig. Der Gestank ist ein hochkomplexer Mix, ein olfaktorischer Akkord.

Er setzt sich zusammen aus Käsefüßen, in den Ritzen verfaulter Nachoskäsesoße, einer Nuance von Schweiß sowie dem Haarfett adipöser Mittzwanziger.

Diesen Mix dünsten die Sesselfasern nun Molekül für Molekül wieder aus; der Vorrat reicht sicher für Jahrzehnte. Immerhin kann ich am Ekel, der mich im Abaton befällt, die tadellose Funktionsfähigkeit meiner Nase ablesen.

Anders hingegen verhält es sich mit meinen Augen: Sie funktionieren keineswegs mehr tadellos. Für Schwanzvergleiche in der Sauna etwa bin ich inzwischen zu kurzsichtig. Da könnte alles hängen, und ich fühlte mich nicht düpert.

So haben immerhin selbst körperliche Gebrechen ihr Gutes.

PS: Das Foto zeigt übrigens in Wahrheit gar nicht das Innere des Abaton, doch ich dachte, das merkt eh keiner außer ihm.


11 September 2008

Nur von außen

Menschen, die sich anscheinend grundlos amüsieren, verstören mich. Vor allem beim Fitnesstraining.

Im Bauch-Rücken-Kurs liegt so einer neben mir, ein quadratschädliger Muskelprotz mit Kantenkinn. Alle paar Minuten prustet er für einige Sekunden stillvergnügt in sich hinein, er kichert gar beim Liegestütz vernehmlich.

Anlässe dafür scheint es keine zu geben, im Gegenteil, der Trainer ist ein Quälgeist, und der Rest der Runde findet Ächzen die adäquatere Reaktion auf das, was gerade passiert. Doch das Kantenkinn kichert.

Ähnlich verstörend finde ich übrigens Menschen, die sorgsam kleine Papierstreifen in Form von „FUSSEL“ auf öffentliche Gehwege an der Alster kleben.

Aber vielleicht bin ja auch ich seltsam. Das könnte man letztlich nur von außen beurteilen, und da komme ich so schlecht hin.


17 Juli 2008

Fit oder Pitt?



„Schade“, sage ich zu Ms. Columbo, als wir in der Lerchenstraße an der Kampfsportschule Wan Fu vorbeikommen, „ausgerechnet Taiji-Mei-Hua-Tang-Lang-Kung-Fu ist nicht so mein Ding. Vor allem nicht die traditionelle Variante.“

Eine Chance vertan, meinen Körper weiteren Stählungsprozessen zu unterwerfen. Andererseits ist er schon jetzt einigermaßen in Form, das bestätigt mir nicht nur Ms. Columbo (allerdings selten unaufgefordert), sondern auch GP.

Gewissermaßen zumindest. Neulich, als ich mit ihm im Fitnessclub war, versuchte ich den Ertüchtigungsnovizen mit der Aussicht zu ermuntern, bei seiner Trainingsintensität bereits in einem Jahr auszusehen wie Brad Pitt. „Oder wie du!“, meinte der freche Ottenser mich piksen zu müssen.

Was mir dank meiner genetisch bedingten Schlagfertigkeitsbremse natürlich nicht einfiel, war der passable Konter: „Nein, das ist erst die übernächste Stufe.“ Stattdessen grinste ich dümmlich.

Seit heute bin ich übrigens aufgrund einer Einladung Mitglied bei MeineNachbarschaft.de. In der Begrüßungsmail stellte man gleich lautstark Forderungen an mich: „Sei stolz! Sei hilfsbereit!“ Doch auf was und wie oft: Mit solchen Fragen ließ MeineNachbarschaft.de mich alleine.

Traditionelles Taiji-Mei-Hua-Tang-Lang-Kung-Fu könnte jetzt bestimmt weiterhelfen. Ist aber nicht so mein Ding.

15 Juli 2008

Küsschen von Petrus

Flohmarkt auf dem Hein-Köllisch-Platz.

Es ist eine sehr gute Idee von Petrus, genau in der Sekunde, bevor ich die Standbesitzerin nach dem Gesamtpreis der sechs rausgepickten CDs fragen will, einen kräftigen Regenguss niederpladdern zu lassen.

„Was möchten Sie dafür haben?“, frage ich die Frau und beschirme die Schätze, indem ich sie mir vor die Brust halte und mich leicht darüber beuge.

„Hä?“, macht sie, während sie ihren Kollegen mit Kisten zum Wagen scheucht und selbst hektisch versucht, alles mit Decken zu schützen.

„Wieviel für die sechs?“, konkretisiere ich. Eine erste nervöse nasse Strähne hängt ihr in die Stirn, ihre Augen flackern.

„Sieben Euro“, hechelt sie und schaut irrlichternd über ihren zunehmend derangierten Stand.

Gebongt! – und danke, Petrus! Denn unter den CDs befand sich die legendäre dritte Ausgabe des „Comfort Zone“-Samplers von 2001 mit „Kisses“ von Bent, jene großartige Überführung des Nana-Mouskouri-Klassikers „Küsse süßer als Wein“ in die Welt des Chillout.

Das gibt es sonst auf keiner anderen Platte. Und ich hab’s jetzt doppelt – und nur ein klitzekleines schlechtes Gewissen.

Den zugunsten einer überraschend neuen Semantik versehrten Buchstaben auf dem Schild „Vorsicht Stufe“ entdeckte ich dann später im Fitnessclub.

05 Juli 2008

Im Kampf mit Zombieanwärtern

Ich komme nicht mehr nach Hause, der Weg ist versperrt. Mit Fahrrad und Sporttasche stehe ich eingangs der Reeperbahn (Pfeil oben rechts) ratlos vor abertausenden Irren in Schlaghosen, die einer Parade von Mottowagen zuprosten.

Aus den Wagen explodiert unsagbarer Schallterror, es lassen sich Wortfetzen wie „Mendocino“ identifizieren. Schlagermove! Das ist etwa so, als nähme man die Harley Days, potenzierte sie, verdoppelte das Ergebnis und wäre nicht mal nah dran.

Es ist Nachmittag, noch haben sich diese Leute nicht restlos weggeballert, noch können sie stehen, gehen und grölen, auch wenn sie bereits hunderte von Flaschen zertrümmert haben und bisweilen mit Chihuahuasandälchen durch die Scherben waten.

Diese brodelnde Wand aus inszenierter und längst komplett ironieloser Euphorie muss ich durchbrechen, denn ich komme vom Training, bin knülle und will nix weiter als nach Hause. Doch wie? Ich entschließe mich zur Methode Bulldozer: Rein ins Getümmel und stur Kurs halten.

Rechts ramme ich einem rosahemdigen Typen mit sombrerogroßer Gimmicksonnenbrille ein Pedal ins Kniegelenk, links bekommt eine Blondine, die aussieht wie Miss Piggy auf Speed, meinen Lenker in die Rippen. Doch alles nützt nichts, ich komme kaum vorwärts.

Selbst wenn ich vorstieße bis zur Straße, gälte es immer noch die „Mendocino“-brüllenden Mottowagen zu überwinden, und es gibt Dinge, die kann ein einzelner Mann mit Sporttasche nicht schaffen, dafür bräuchte er schon eine Bazooka. Was also tun?

Erst nach längerem Grübeln fällt mir die Lösung ein: Ich muss runter zur U-Bahn und durch den gegenüberliegenden Ausgang wieder raus. So kann ich die massierten feindlichen Linien subterran austricksen. Also wieder zurück und durch rammdösig grinsende Papierschlangenträger mit ausgeprägter Unlust, den Weg frei zu machen, hindurch zur Treppe.

Wie ich mich durch den übervölkerten U-Bahnhof kämpfe, wie lange es dauert und wie viele „Hossa!“ kreischende Zombieanwärter mir flaschenschlenkernd entschieden zu nahe kommen: Schwamm drüber. Es funktioniert jedenfalls, erschöpft rette ich mich in Ms. Columbos Arme.

„Was sind das bloß für Menschen?“, stöhne ich rhetorisch.
„Wahrscheinlich sind welche dabei, von denen man es nie gedacht hätte“, sagt sie.
„Ja, wie bei Serienkillern“, antworte ich.
Er hat immer so nett gegrüßt“, zitiert Ms. Columbo einschlägige Zeugenaussagen.
„Genau“, bestätige ich, „und heute torkelt er mit pinker Perücke besoffen über die Reeperbahn und brüllt beim schniedelschwingenden Wildpinkeln humpahumpatäterä. Man kann einfach nicht reinschauen in die Menschen.“

Gerade als ich das hier schreibe, schält sich ein einzelner Laut aus dem noch immer durch die offene Balkontür hereinbrandenden Schallterror aus Schreien, scheußlicher Musik und Polizeisirenen. Es ist ein Rülpser. Er bringt alles auf den Punkt.

Wie gern tauschte ich ihn ein gegen das sonore Geöttel einer Harley Davidson
.