02 Juli 2013

Bettenbattle auf St. Pauli

Wie im April hier im Blog mit Befremden vermerkt, hat jemand Befugtes, wahrscheinlich die Stadt, überm Abluftschacht an der Simon-von-Utrecht-Straße einen großen Blechkasten platziert.

Damit sollten Obdachlose vergrämt werden, was auch ausgezeichnet gelang. Nun hatten zwei unbekannte Jungs eine hübsche, von zivilem Ungehorsam und sozialem Engagement gleichermaßen inspirierte Idee. Sie hebelten, wie in einem Bekennervideo zu sehen ist, die Frontseite des Kastens ab (Sachbeschädigung! Diebstahl!) und bauten zwei fabrikneue Betten rein (illegale Sperrmüllentsorgung!).

Allerdings waren die Betten nicht lange dort. Irgendwer hat sie inzwischen wieder mitgenommen, vielleicht die Stadt. Wenn ja, hätte sie aber bestimmt auch das Frontblech wieder angeschraubt, so dass alles wieder von vorne hätte losgehen können.

Jedenfalls: Seit der Kasten offen und damit das Warmluftgitter erneut zugänglich ist, sitzen jetzt manchmal auch wieder Obdachlose drin. Nur die Querstangen knapp überm Boden stören.


Eine Eisensäge könnte hier Wunder wirken.

6 Kommentare:

  1. Das ist mal eine wirklich gute Idee, da hat jemand mitgedacht. Sollte es öfter geben. Zu schade, daß die Betten bereits wieder entfernt wurden, aber das war ja anders kaum zu erwarten... Ohne Ihren Text wäre ich gar nicht darauf aufmerksam geworden, dankeschön also dafür!

    (Und auch Dank für Ihren Aufruf, für die libyschen Flüchtlinge in der St.-Pauli-Kirche, den ich leider erst am WE entdeckt habe. Habe direkt ein paar Dinge zusammen gesucht, werde schnellstmöglich hin fahren und hoffe, ich kann damit helfen.)

    Ich wünsche Ihnen eine schöne Restwoche, Grüße aus Barmbek-Nord nach St. Pauli :)

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    1. "...für die lybischen Flüchtlinge [...], ZU SPENDEN".

      Da hab ich leider zwei Worte vergessen, Entschuldigung dafür!

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    2. Hallo ThorgeFaehrlich -

      Sie werden bestimmt helfen können, wenn Sie dort einige passende Dinge vorbeibringen. Sie können sich am Kaffee, Saft oder Mineralwasser bedienen und die Leute im Kirchengarten sind alle sehr freundlich und dankbar. Sie haben zum Teil sehr derbe Geschichten zu erzählen, wenn sie sie noch erzählen wollen (weil sie es schon so oft gemacht haben bzw. es sicherlich oft auch schmerzlich ist - das ganze auf englisch oder französisch). Jedenfalls finde ich es nach wie vor klasse, daß die Paulikirche und der Kiez drumherum und dann auch Bewohner anderer Stadtteile das mitmenschlich dringend Notwendige Anfang Juni 2013 innerhalb von drei Tagen auf die Beine gestellt haben, während der Hamburger Senat und die Mehrheit der Bürgerschaft noch immer dem Rechtspositivismus huldigt. Mittlerweile ist es wohl recht gut organisiert - Hilfe wird dennoch weiterhin gebraucht. Sachspenden sind natürlich weiterhin willkommen (klar), Geldspenden allerdings besser zu handlen ([:händeln:]).
      Herr Matt, wenn Sie erlauben, verlinke ich hier noch einmal Ihren Post zum Thema:

      http://rueckseitereeperbahn.blogspot.de/2013/06/ohne-gaddafi-war-das-alles-nicht.html

      und weise auf die Petition an den Hamburger Senat hin. Wer mag.
      Der Kirchgarten ist bei Sonnenschein übrigens sehr schön, erst recht, wenn dann noch ein paar Kinder dort spielen.

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  2. Coole Aktion. Auch wenn es Sachbeschädigung ist. Interessant finde ich wie akribisch die Vorbereitung gewesen sein muss.

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  3. Tja - es scheint eine kleine Stadtteilguerilla hier zu geben. Sehr schön.

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  4. Saugeil! Schön auch die selbstgezimmerten Arbeiterwesten.

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