05 Juni 2013

Ohne Gaddafi wär das alles nicht passiert


Als Treibgut der Weltpolitik sind kürzlich ein paar Hundert Flüchtlinge aus Libyen in Hamburg gelandet. Irgendwie hatten sie es nach Italien geschafft. Dort drückte man ihnen 500 Euro in die Hand und expedierte sie zu uns.

Jetzt sind sie hier, und keiner weiß was mit ihnen anzufangen. Sie treiben halt- und hilflos durch die Stadt, und der Senat blamiert sich mit Schulterzucken – kein offizieller Status, kein offizielles Handeln.

Etwa 70 Afrikaner sind allerdings jetzt hier auf dem Kiez untergekommen. Genauer: in der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg. Dort können sie erst mal übernachten, bis die Politik sich bequemt, eine Lösung zu finden. Aber es fehlt ihnen an vielen Dingen des täglichen Lebens.

Der zuständige Pastor Sieghard Wilm hat heute eine Liste an hochwillkommenen Sachspenden rundgemailt:

– intakte Männerschuhe ab Größe 42
– gefütterte oder wasserabweisende Jacken
– originalverpackte Socken und Unterwäsche
– Rucksäcke und Taschen
– Schlafsäcke, Isomatten, Klappmatratzen
– Schreibmaterial und z. B. Wörterbücher
– Einmalgeschirr
– Hygieneartikel wie Duschzeug, Einwegrasierer, Rasierschaum, Zahnbürsten, Zahnpasta

Auch selbstgebackener Kuchen und Spenden (St. Pauli Kirche, Konto 1206 123 331; Haspa, BLZ 200 505 50, Stichwort: Afrikaner) werden freudig entgegengenommen. Als Anlaufstelle fungiert eine frisch eröffnete „Botschaft der Hoffnung“ im Kirchgarten.

Auch ehrenamtliche MItarbeit ist erforderlich. „Wer macht Frühstück? Wer macht Abendimbiss? Wer bleibt über Nacht, um die Gäste zu schützen?“, fragt Wilm völlig zu recht und bittet Interessenten, morgens um 8 Uhr oder abends um 21 Uhr in die Kirche kommen und sich dann zu verpflichten.

Also: Es gibt noch mehr Probleme auf der Welt als Hochwasser. Und zwar direkt an den Plastikpalmen von St. Pauli.

6 Kommentare:

  1. Lieber Herr Matt -

    haben Sie herzlichsten Dank für diesen Post (heißt das eigentlich so ?).
    Liebe Leser - bitte helft ein wenig mit, die Leute und der Pastor Wilm sind sehr freundlich und dankbar für Unterstützung. Man muß auch nicht "christlich" sein, einfach nur menschlich, das reicht schon.
    Ich war jetzt zum zweiten Mal dort und habe Klamotten, Schreibsachen hingebracht und morgen kommen ca. 10 Frotteehandtücher (die trocknen gerade auf dem Balkon) dazu. Dann habe ich erst einmal kein "Pulver" mehr.

    Olaf HH

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  2. "Ohne Gaddafi wär das alles nicht passiert" - Was hat der damit zu tun, der ist fast zwei Jahre tot.
    "Es gibt noch mehr Probleme auf der Welt als Hochwasser." - das sagen Sie mal den Deggendorfern.

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  3. Lijbosz Nek06.06.13, 11:04

    Och, Anonym...

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  4. Anonym, ich dachte, das sei allgemein bekannt, aber dann eben noch mal für Uninformierte: Gaddafi hatte einst Gastarbeiter aus Ghana, Togo und anderen „schwarz“afrikanischen Ländern nach Libyen geholt. Diese Leute (die teils auch in seine Armee integriert worden waren) wurden nach Gaddafis Sturz mit seiner Herrschaft assoziiert und massiv bedroht. Viele mussten fliehen und irren seit zwei Jahren durch die Welt – mit Folgen, die nun auch den Kiez erreicht haben.

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  5. der weltbeste verein hat auch bereits geholfen: http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article116861561/FC-St-Pauli-hilft-Fluechtlingen-aus-Libyen.html

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  6. dann erlaube ich mir auch noch an dieser stelle auf diese petition hinzuweisen:
    https://www.openpetition.de/petition/online/aufschub-fuer-libyen-fluechtlinge-hamburger-moratorium-jetzt-spd-muss-humanitaere-loesung-zulassen

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