
Meine Kommentatoren sind mir heilig, selbst die, die sich nicht heraustrauen aus dem Dunkel der Anonymität.
Deshalb folgten wir heute dem Rat eines ortskundigen Lesers und begaben uns in Palma zur Bar Bosch auf dem Placa Rei Joan Carles, wo man angeblich deutsche Landsleute mit dämlichen Strohhüten ihren Café con leche schlürfen sieht und sie dabei aufs Trefflichste belauschen kann.
Meinen eigenen dämlichen Strohhut hatte ich leider auf dem Schiff zurückgelassen; jetzt hätte er mir beim Eintauchen in diese fremde und seltsame Welt gute Incognitodienste leisten können. Na ja, es musste auch so gehen.
Bereits der erste schweifende Blick über den Außenbereich der rappelvollen Bar Bosch zeigte in der Tat eine beträchtliche Zahl stiernackiger Männer mit dämlichen Strohhüten, von denen ich sofort einen als prototypisch einzustufen vermochte und in aller Heimlichkeit ablichtete (siehe oben).
Alsdann wollte ich ihren Gesprächen lauschen, wollte herausfinden, wie sie die BILD-Themen des Tages stammtischmäßig ventilierten – doch das klappte nicht: Die Strohhüte unterhielten sich durchweg auf Spanisch …
Vorher, in der Mittagszeit, hatten wir uns in eine Seitengasse geschlagen auf der Suche nach einer wirklich authentischen Tapasbar und fanden eine in der C. Pelaires. Die Bedienung beherrschte weder Englisch noch Deutsch, was uns begeisterte. Hier waren wir richtig.
Wir orderten jeweils einen gemischten Tapasteller – und erhielten grandios matschige, in großzügigen Öllachen ertrunkene Komponenten von bestürzender Qualität. So fanden wir beide etwa die Häute von Knoblauchzehen in der Tunke vor; bei mir war sogar irgendwie ein sorgsam abgenagter Knochen undefinierbarer Herkunft in die Komposition hineingeraten. „Vielleicht ein bisschen zu authentisch“, fand Ms. Columbo. Ja, vielleicht.
Vorm Mittagessen waren wir in einer Cafeteria am Pl. Espanya gewesen, wo es freies WLAN gab. Wie Ausgehungerte fingerten wir die iPhones hervor und loggten uns mit zittrigen Fingern ein. Ich setzte sogar einen Tweet ab!
Dieses Erlebnis sorgte für eine höchst gehobene Stimmung, und vielleicht war sie es auch, welche sogar später noch die Matschtapas in der Pelaires ins milde Licht der Versöhnung tunkte.
Wie ich uns kenne, hält sie vor bis Barcelona.