Am Montagabend sehen wir uns alle im Knust. Nicht wahr?!
Die texanische Songwriterlegende Tish Hinojosa spielt dort nämlich ab 21 Uhr ein Konzert, und die Tatsache, dass sie ebenso frisch wie überraschend mit meinem Freund Andreas verheiratet ist, wird sie zu besonderen Höchstleistungen beflügeln, das wage ich mal zu behaupten.
Obwohl Tish schon mehrfach in Hamburg spielte und sie sogar von Ms. Columbo und mir schon mal zum Blumengießen verdonnert wurde, wird das kurioserweise das erste Konzert von ihr sein, das ich leibhaftig besuchen werde.
Das muss gefeiert werden. Wer mit mir ein Bier trinken möchte: An meinem Hemd sollt ihr mich erkennen.
Heute probten Tish und ihr Gitarrist Marvin Dykhuis schon mal in unserem Wohnzimmer einige Songs, darunter das hier zu hörende „Rio Grande“.
Im Hintergrund – ihr hört richtig – quiekt ab und zu ein Baby. Der Kleine ist gute vier Wochen alt und will wohl selbst mal Sänger werden. Was wahrlich kein Wunder wäre: Er gehört Senait Mehari.
Link: sevenload.com
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03 Juni 2007
02 Juni 2007
Versuch einer Busfahrt
Seit 15 Jahren schon hat der notorische CO2-Privatproduzent und Klimawandelbeschleuniger GP keinen Bus mehr bestiegen, aus diversen Gründen: weil sie ihm immer zu voll waren und zu prollig, weil die Mitfahrer stanken und ein bestürzender Mangel an rahmengenähten Schuhen ihm jede Fahrt vergällte.
Das ist im 21. Jahrhundert alles nicht mehr so, hatte ich ihn immer mal wieder zu beruhigen versucht. Gerade im Schnellbus, trumpfte ich gelegentlich auf, seien freie Platzwahl und dezente Passagiere schier an der Tagesordnung. Es handle sich bei einer solchen Unternehmung quasi um eine Stadtrundfahrt, nur viel billiger.
Als wir nun gestern Abend eine gemeinsame Party im nicht gerade fußnahen Uhlenhorst aufsuchen wollten, ließ er sich endlich einmal breitschlagen zum Busfahren, nach 15 abstinenten Jahren. Ich stieg an der Davidstraße zu, GP saß schon drin. Mir schwante sofort Übles.
Der Bus nämlich war voll wie die Reeperbahn nachts um halb eins. GP hatte zwar noch einen Platz ergattert, fuhr allerdings rückwärts und wurde von benachbarten Passagieren räumlich eingeengt. Gleichwohl versuchte der Gentleman in ihm, den ausgestrahlten Missmut nicht als Vorwurf an mich rüberkommen zu lassen.
„Was ist denn los?“, fragte ich und versuchte meinerseits, die Bestürzung, die mich sowieso bereits ergriffen hatte, mimisch als Erlebnis einer absoluten Ausnahmesituation zu codieren, so dass GP keinesfalls dem Glauben verfallen könnte, im Bus sei es immer so, wie sich die momentane Lage darstellte (was er ja sowieso 15 Jahre lang angenommen hatte).
Eine erfahrene Hanseatin im eleganten Kostüm klärte mich auf: „Die S-Bahn fährt nicht – Personenschaden. Da weiß man ja schon, was los ist.“ Sie lächelte so schmerzlich wie verschwörerisch. Ja, das weiß man in der Tat.
Ich stellte mich in den Gang und versuchte mimische Entschuldigungssignale Richtung GP auszusenden. Er sah aus dem Fenster. Zeitgleich wurde ich abgelenkt, und zwar olfaktorisch.
Neben mir nämlich stand ein grauer älterer Herr mit Pennytüte, dessen Haare seinem hellgrauem Jacketkragen einen feinen Fettschmier aufpinselten; und von ihm ging eine warme Dunstwolke aus, die mich inzwischen schmeichelnd umschloss und ihr Volumen stetig vergrößerte, und zwar in Richtung GP.
Die Dunstwolke roch nach Urin.
In diesem Augenblick zerbrach etwas in mir, vor allem meine bereits hektisch imaginierte Argumentationskette, mit der ich GP nach dem Aussteigen einen weiteren Busfahrversuch in näherer Zukunft hatte abringen wollen.
Nein, das war’s. Die Quote rahmengenähter Schuhe brauchte ich nicht mal mehr zu ermitteln. Zumal ich auch selbst keine trug.
Das ist im 21. Jahrhundert alles nicht mehr so, hatte ich ihn immer mal wieder zu beruhigen versucht. Gerade im Schnellbus, trumpfte ich gelegentlich auf, seien freie Platzwahl und dezente Passagiere schier an der Tagesordnung. Es handle sich bei einer solchen Unternehmung quasi um eine Stadtrundfahrt, nur viel billiger.
Als wir nun gestern Abend eine gemeinsame Party im nicht gerade fußnahen Uhlenhorst aufsuchen wollten, ließ er sich endlich einmal breitschlagen zum Busfahren, nach 15 abstinenten Jahren. Ich stieg an der Davidstraße zu, GP saß schon drin. Mir schwante sofort Übles.
Der Bus nämlich war voll wie die Reeperbahn nachts um halb eins. GP hatte zwar noch einen Platz ergattert, fuhr allerdings rückwärts und wurde von benachbarten Passagieren räumlich eingeengt. Gleichwohl versuchte der Gentleman in ihm, den ausgestrahlten Missmut nicht als Vorwurf an mich rüberkommen zu lassen.
„Was ist denn los?“, fragte ich und versuchte meinerseits, die Bestürzung, die mich sowieso bereits ergriffen hatte, mimisch als Erlebnis einer absoluten Ausnahmesituation zu codieren, so dass GP keinesfalls dem Glauben verfallen könnte, im Bus sei es immer so, wie sich die momentane Lage darstellte (was er ja sowieso 15 Jahre lang angenommen hatte).
Eine erfahrene Hanseatin im eleganten Kostüm klärte mich auf: „Die S-Bahn fährt nicht – Personenschaden. Da weiß man ja schon, was los ist.“ Sie lächelte so schmerzlich wie verschwörerisch. Ja, das weiß man in der Tat.
Ich stellte mich in den Gang und versuchte mimische Entschuldigungssignale Richtung GP auszusenden. Er sah aus dem Fenster. Zeitgleich wurde ich abgelenkt, und zwar olfaktorisch.
Neben mir nämlich stand ein grauer älterer Herr mit Pennytüte, dessen Haare seinem hellgrauem Jacketkragen einen feinen Fettschmier aufpinselten; und von ihm ging eine warme Dunstwolke aus, die mich inzwischen schmeichelnd umschloss und ihr Volumen stetig vergrößerte, und zwar in Richtung GP.
Die Dunstwolke roch nach Urin.
In diesem Augenblick zerbrach etwas in mir, vor allem meine bereits hektisch imaginierte Argumentationskette, mit der ich GP nach dem Aussteigen einen weiteren Busfahrversuch in näherer Zukunft hatte abringen wollen.
Nein, das war’s. Die Quote rahmengenähter Schuhe brauchte ich nicht mal mehr zu ermitteln. Zumal ich auch selbst keine trug.
01 Juni 2007
Als das Virus wiederkam (Zum Start der Open-Air-Saison)
Noch Anfang dieses Jahrtausends brach jeden Sommer eine weltweite Epidemie aus, und Millionen Infizierter wankten willenlos hinaus ins Grüne, zu Musikfestivals. Inzwischen ist die Massenerkrankung besiegt. Ein Rückblick mit Schaudern – aus dem Jahr 2054.
Aus der Sicht von heute – Sommer 2054 – wirkt das Verhalten junger Leute Anfang des Jahrtausends bizarr. Schuld war ein Virus. Immer im Sommer schlug es zu und zwang die Menschen zunächst dazu, sogenannte „Vorverkaufsstellen“ aufzusuchen.
Die von solcher Hirnvernebelung Befallenen beschlossen dann wie ferngesteuert, ein ganzes Wochenende lang alle Bequemlichkeiten der Zivilisation abzustreifen und sich in eine archaische Situation zu begeben, die ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit unbedingt abträglich war. Das Groteske: Sie bezahlten sogar dafür! Um die 100 Euro Tribut forderte das Virus pro „Open-Air-Festival“, wie man damals den Ort der Krankheitsausübung beschönigend nannte.
Die Folgen waren grausam: Wer unterm euphorisierenden Einfluss des Woodstockvirus (so sein wissenschaftlicher Name) Wald und Wiesen aufsuchte, neigte binnen kurzem dazu, sich zu entkleiden, selbst wenn ästhetische Erwägungen dagegen sprachen.
Im Furor des Virenfiebers nahmen die Enthemmten alkoholhaltige Getränke im Übermaß zu sich und verschmutzten ihre unmittelbare Umgebung alsbald mit Abfällen aller Art, darunter Körpersäfte und –stoffe. Abends krochen die Infizierten in feuchte Zelte statt ins heimische Bett, holten sich frohgemut Halsentzündungen mitten im Sommer und erlebten das gemeinsame Klobenutzen mit 80 000 Leidensgenossen irrigerweise als beglückend – und das, obwohl viele der Kranken ein virusbedingt sehr lockeres Verhältnis zur Körper- und Raumhygiene hatten.
Oftmals verwandelte Regen die weitläufigen Areale vor den Bühnen in schlammige Seen. Gesunde hätten darauf mit einer Mischung aus Ekel, Dusch- und Abreisezwang reagiert, doch seit dem erstmaligen Ausbruch des Virus 1969 gehörte es zur Symptomatik des Befalls, das meist nackige Sichsuhlen im Dreck als toll zu empfinden und sich zur Not lieber mit einem Trecker aus dem Schlamm ziehen zu lassen, als dieses vermeintliche Vergnügen panisch zu fliehen.
Am schlimmsten jedoch waren die Darbietungen selbst, zu deren Besuch das Virus die Menschen trieb. Wer heute Musik hört, die ja seit 2031 nicht mehr öffentlich, sondern nur noch privat abgespielt werden darf, kann sich kaum vorstellen, welches Inferno regelmäßig über die Virusträger hereinbrach.
Auf den gewaltigen Bühnen spielten sogenannte „Bands“: selbst Erkrankte, die spezielle Parallelsymptome (Kreativität, Exhibitionismus) dazu trieben, öffentlich im Freien zu lärmen. Und technisch waren die Menschen jener Ära wirklich in der Lage, Lärm zu machen, o ja!
Hoch aufragende Boxenwände prügelten mit Tausenden von Watt auf die Kranken vor den Bühnen ein, und unter dieser Tortur begannen sie verweifelt zu schreien, ihre schlammverkrusteten Extremitäten zuckten konvulsivisch, und ihre nicht mehr steuerbaren Hände schlugen brutal aufeinander ein, bis sich die Innenflächen röteten.
So zwang das Virus die Infizierten nicht nur willenlos in die Wildnis; dort erwartete sie auch noch eine rundum fürchterliche Situation aus bedrückender Beengtheit, null Hygiene und Schallterror. So konnte es natürlich nicht weitergehen, und schon einige Jahre bevor das weltweit letzte Großkonzert vor echten Zuschauern über die Bühne ging (Tokio Hotel, Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro, 2022), zeichnete sich das Ende der Liveära ab.
Für die vielen Kranken war es immer gefährlicher geworden, allsommerlich Festivals zu besuchen. Hörschutz aus der Sprengbranche, Schienbeinschoner und Kevlarwesten gehörten spätestens seit Hurricane 2014 zur Standardausrüstung jedes Infizierten. Die Gefahr, bei einem Kreislaufkollaps von merkbefreiten Mitpatienten totgetrampelt zu werden, ließ sich dagegen nur mit dem Ganzkörperairbag (vulgo „Festivalwurst“) abwenden.
Das pfiffige Teil kam um 2015 in Mode: Sobald ein eingebauter Sensor an der Brust „horizontale Lage“ signalisierte, pumpte es sich explosiv auf wie eine Schwimmweste und verschaffte dem Kranken zugleich eine Liegefläche von anderthalb Quadratmetern. Während der Massenpanik 2017 im dänischen Roskilde, einer der europaweit größten Versammlungsstätten Viruskranker, verhinderte die Festivalwurst das Schlimmste.
Open-Air-Besuche jedenfalls mussten irgendwann geplant werden wie Himalaya-Erstbesteigungen. Doch die Erkrankten waren wegen ihrer herabgesetzten Ratio dazu einfach nicht mehr in der Lage. Ab 2016 weigerten sich zudem alle Krankenkassen, die Behandlung von Knochenbrüchen, Gehörschäden und schlammbedingter Diarrhö zu finanzieren, wenn der Patient nicht nachweisen konnte, innerhalb des letzten Monats kein Open-Air-Konzert besucht zu haben.
Die Lage geriet allmählich außer Kontrolle, der volkswirtschaftliche Schaden ging ins Unermessliche. So entschlossen sich weltweit die Gesundheitsministerien in einer dramatischen Gesetzesinitiative, globale Massenimpfungen gegen das Woodstockvirus schon bei der Einschulung durchzusetzen. Mit Erfolg: Seit 2022 gibt es keine Freiluftfestivals mehr, in öffentlichen Innenräumen (damals: „Liveclubs“ oder einfach „Clubs“) wurde schließlich 2030 die letzte Monitorbox ausgemustert.
Heute, ein Vierteljahrhundet nach dem Scheitelpunkt der Krise, scheint die Krankheit im Griff, das Virus eingedämmt. Und wenn mal wieder ein Fall publik wird, wo sich jemand schreiend, zuckend und mit aufgedrehtem iPod in ein Schlammloch geworfen hat, um sich mitten im Sommer eine Erkältung zu holen und ein unter falschem Namen gemietetes und sorgsam verdrecktes Dixieklo zu benutzen, dann behandeln die Gesundheitsämter das sehr diskret.
Aber auch mit aller gebotenen Härte.
Dies ist die gekürzte Fassung eines Textes, den ich für das U_mag geschrieben habe. Er ist in der aktuellen Ausgabe nachzulesen, mit viel schöneren Fotos.
Aus der Sicht von heute – Sommer 2054 – wirkt das Verhalten junger Leute Anfang des Jahrtausends bizarr. Schuld war ein Virus. Immer im Sommer schlug es zu und zwang die Menschen zunächst dazu, sogenannte „Vorverkaufsstellen“ aufzusuchen.
Die von solcher Hirnvernebelung Befallenen beschlossen dann wie ferngesteuert, ein ganzes Wochenende lang alle Bequemlichkeiten der Zivilisation abzustreifen und sich in eine archaische Situation zu begeben, die ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit unbedingt abträglich war. Das Groteske: Sie bezahlten sogar dafür! Um die 100 Euro Tribut forderte das Virus pro „Open-Air-Festival“, wie man damals den Ort der Krankheitsausübung beschönigend nannte.
Die Folgen waren grausam: Wer unterm euphorisierenden Einfluss des Woodstockvirus (so sein wissenschaftlicher Name) Wald und Wiesen aufsuchte, neigte binnen kurzem dazu, sich zu entkleiden, selbst wenn ästhetische Erwägungen dagegen sprachen.
Im Furor des Virenfiebers nahmen die Enthemmten alkoholhaltige Getränke im Übermaß zu sich und verschmutzten ihre unmittelbare Umgebung alsbald mit Abfällen aller Art, darunter Körpersäfte und –stoffe. Abends krochen die Infizierten in feuchte Zelte statt ins heimische Bett, holten sich frohgemut Halsentzündungen mitten im Sommer und erlebten das gemeinsame Klobenutzen mit 80 000 Leidensgenossen irrigerweise als beglückend – und das, obwohl viele der Kranken ein virusbedingt sehr lockeres Verhältnis zur Körper- und Raumhygiene hatten.
Oftmals verwandelte Regen die weitläufigen Areale vor den Bühnen in schlammige Seen. Gesunde hätten darauf mit einer Mischung aus Ekel, Dusch- und Abreisezwang reagiert, doch seit dem erstmaligen Ausbruch des Virus 1969 gehörte es zur Symptomatik des Befalls, das meist nackige Sichsuhlen im Dreck als toll zu empfinden und sich zur Not lieber mit einem Trecker aus dem Schlamm ziehen zu lassen, als dieses vermeintliche Vergnügen panisch zu fliehen.
Am schlimmsten jedoch waren die Darbietungen selbst, zu deren Besuch das Virus die Menschen trieb. Wer heute Musik hört, die ja seit 2031 nicht mehr öffentlich, sondern nur noch privat abgespielt werden darf, kann sich kaum vorstellen, welches Inferno regelmäßig über die Virusträger hereinbrach.
Auf den gewaltigen Bühnen spielten sogenannte „Bands“: selbst Erkrankte, die spezielle Parallelsymptome (Kreativität, Exhibitionismus) dazu trieben, öffentlich im Freien zu lärmen. Und technisch waren die Menschen jener Ära wirklich in der Lage, Lärm zu machen, o ja!
Hoch aufragende Boxenwände prügelten mit Tausenden von Watt auf die Kranken vor den Bühnen ein, und unter dieser Tortur begannen sie verweifelt zu schreien, ihre schlammverkrusteten Extremitäten zuckten konvulsivisch, und ihre nicht mehr steuerbaren Hände schlugen brutal aufeinander ein, bis sich die Innenflächen röteten.
So zwang das Virus die Infizierten nicht nur willenlos in die Wildnis; dort erwartete sie auch noch eine rundum fürchterliche Situation aus bedrückender Beengtheit, null Hygiene und Schallterror. So konnte es natürlich nicht weitergehen, und schon einige Jahre bevor das weltweit letzte Großkonzert vor echten Zuschauern über die Bühne ging (Tokio Hotel, Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro, 2022), zeichnete sich das Ende der Liveära ab.
Für die vielen Kranken war es immer gefährlicher geworden, allsommerlich Festivals zu besuchen. Hörschutz aus der Sprengbranche, Schienbeinschoner und Kevlarwesten gehörten spätestens seit Hurricane 2014 zur Standardausrüstung jedes Infizierten. Die Gefahr, bei einem Kreislaufkollaps von merkbefreiten Mitpatienten totgetrampelt zu werden, ließ sich dagegen nur mit dem Ganzkörperairbag (vulgo „Festivalwurst“) abwenden.
Das pfiffige Teil kam um 2015 in Mode: Sobald ein eingebauter Sensor an der Brust „horizontale Lage“ signalisierte, pumpte es sich explosiv auf wie eine Schwimmweste und verschaffte dem Kranken zugleich eine Liegefläche von anderthalb Quadratmetern. Während der Massenpanik 2017 im dänischen Roskilde, einer der europaweit größten Versammlungsstätten Viruskranker, verhinderte die Festivalwurst das Schlimmste.
Open-Air-Besuche jedenfalls mussten irgendwann geplant werden wie Himalaya-Erstbesteigungen. Doch die Erkrankten waren wegen ihrer herabgesetzten Ratio dazu einfach nicht mehr in der Lage. Ab 2016 weigerten sich zudem alle Krankenkassen, die Behandlung von Knochenbrüchen, Gehörschäden und schlammbedingter Diarrhö zu finanzieren, wenn der Patient nicht nachweisen konnte, innerhalb des letzten Monats kein Open-Air-Konzert besucht zu haben.
Die Lage geriet allmählich außer Kontrolle, der volkswirtschaftliche Schaden ging ins Unermessliche. So entschlossen sich weltweit die Gesundheitsministerien in einer dramatischen Gesetzesinitiative, globale Massenimpfungen gegen das Woodstockvirus schon bei der Einschulung durchzusetzen. Mit Erfolg: Seit 2022 gibt es keine Freiluftfestivals mehr, in öffentlichen Innenräumen (damals: „Liveclubs“ oder einfach „Clubs“) wurde schließlich 2030 die letzte Monitorbox ausgemustert.
Heute, ein Vierteljahrhundet nach dem Scheitelpunkt der Krise, scheint die Krankheit im Griff, das Virus eingedämmt. Und wenn mal wieder ein Fall publik wird, wo sich jemand schreiend, zuckend und mit aufgedrehtem iPod in ein Schlammloch geworfen hat, um sich mitten im Sommer eine Erkältung zu holen und ein unter falschem Namen gemietetes und sorgsam verdrecktes Dixieklo zu benutzen, dann behandeln die Gesundheitsämter das sehr diskret.
Aber auch mit aller gebotenen Härte.
Dies ist die gekürzte Fassung eines Textes, den ich für das U_mag geschrieben habe. Er ist in der aktuellen Ausgabe nachzulesen, mit viel schöneren Fotos.
30 Mai 2007
Ganz schön Wunder-bar
Am 28. April besiegte der FC St. Pauli das Team aus Ahlen mit 3:0, auch wenn der kicker zwischenzeitlich etwas ganz anderes gesehen haben wollte.
Mit im Stadion war die Hamburger Band Wunder und drehte Material für ihr neues Video „Stadionlicht“, das es hier und heute taufrisch zu sehen gibt.
Die getragene, schwelgerische Ballade passt zwar nicht ganz zur gezeigten Euphorie im Stadion, doch wahrscheinlich will die Band uns damit nur sagen, dass in jeder großen Freude schon klammheimlich das Unglück keimt.
Und umgekehrt natürlich, sonst wäre das alles ja auch gar nicht zu ertragen.
Mit im Stadion war die Hamburger Band Wunder und drehte Material für ihr neues Video „Stadionlicht“, das es hier und heute taufrisch zu sehen gibt.
Die getragene, schwelgerische Ballade passt zwar nicht ganz zur gezeigten Euphorie im Stadion, doch wahrscheinlich will die Band uns damit nur sagen, dass in jeder großen Freude schon klammheimlich das Unglück keimt.
Und umgekehrt natürlich, sonst wäre das alles ja auch gar nicht zu ertragen.
Re: Ihre Nachricht auf meinem Anrufbeantworter
Sehr geehrter Herr German Psycho,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihren Hinweis auf konzeptionelle Schwächen der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ nehme ich sehr ernst.
Sie monieren korrekterweise, bisher beschränke sich die freiwillige Kooperation mit dem Bundesinnenministerium lediglich auf die gesamtdeutsche E-Mail-Korrespondenz, die wir alle seit Pfingsten aus patriotischem Pflichtgefühl automatisch an Herrn Minister Schäuble weiterleiten.
Gleichzeitig – und für diese konstruktive Kritik muss ich Sie ausdrücklich loben – schlagen Sie ein Update der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ vor: Auch Telefonate, so Ihre höchst interessante Anregung, sollten unbedingt Herrn Schäuble zur Kenntnis gebracht werden, denn erfahrungsgemäß seien auch dieser Kommunikationsform interessante und oftmals sogar sicherheitsrelevante Erkenntnisse abzugewinnen.
Was soll ich sagen? Sie sehen mich ebenso erfreut wie bestürzt – denn warum habe ich nicht selbst daran gedacht?
Doch so bestechend Ihr Vorschlag auch ist, Sie sehen bei der praktischen Umsetzung zu Recht gewisse Probleme auf die Deutschen zukommen. Man könne ja, führen Sie nachvollziehbarerweise aus, nicht bei jedem Gespräch eine Telefonkonferenz mit dem Innenminister auf die Beine stellen (wenn Sie mir diese saloppe Ausdrucksweise gestatten), zumal bei dem ein oder anderen Telefonpartner – im Gegensatz zum Innenministerium – die technischen Voraussetzungen womöglich (noch) nicht gegeben sind.
Nun, wo ein patriotischer Wille ist, da ist auch ein ebensolcher Weg, wenngleich ein etwas umständlicher: Wir alle könnten doch hinfort einfach unsere privaten Telefonate mitschneiden (z. B. mit einem handelsüblichen Diktiergerät, welches es schon für wenig Geld im Media Markt gibt). Danach könnten wir die so enstandenen Dateien ins weitverbreitete MP3-Format konvertieren und dem Herrn Bundesminister sodann per Mailanhang (an die bekannte Adresse wolfgang.schaeuble@bundestag.de) zusenden, so dass sie seinem sicherlich hocherfreuten Stab zu Analysezwecken zur Verfügung stünden.
Übrigens reicht eine Komprimierungsrate von 64 kb völlig aus; der Bundesserver sollte keinesfalls über Gebühr belastet werden. Das kostet sonst wieder unsere Steuergelder! Immer mitdenken.
Mitgeschnitten werden sollten – wie schon erwähnt – konsequenterweise alle Telefonate. Ich denke dabei ebenso wie bei den Mails auch und gerade an private und privateste Gespräche. Wie etwa solche:
„Hallo?“
„Hallo, Schatz, ich bin’s. Ich komme heute später.“
„Ha! Und wer kauft jetzt die Runkelrüben?“
„Könntest du das übernehmen? Ausnahmsweise? Ooooh, bitte …“
„Na gut.“
„Bist ein Schatz!“
„Ich weiß. Du aber auch.“
„Bussi!“
„Bussi!“
Ich hoffe sehr, wir sind nun in dieser Angelegenheit ein gutes Stück weitergekommen. Dank Ihnen, werter Herr Psycho, was ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich hervorheben möchte. Ohne Menschen wie Sie hätten wir eine andere Republik.
Für Deutschland:
Matt
--
Zur Information: Diese Mail geht in Kopie auch an Dr. Wolfgang Schäuble und das Bundesministerium des Innern, um sie in ihrem Dienst am deutschen Volk in optimaler Weise zu unterstützen. Ich zähle fest auf Ihr Verständnis. Es geht um so viel.
Näheres hier.
--
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihren Hinweis auf konzeptionelle Schwächen der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ nehme ich sehr ernst.
Sie monieren korrekterweise, bisher beschränke sich die freiwillige Kooperation mit dem Bundesinnenministerium lediglich auf die gesamtdeutsche E-Mail-Korrespondenz, die wir alle seit Pfingsten aus patriotischem Pflichtgefühl automatisch an Herrn Minister Schäuble weiterleiten.
Gleichzeitig – und für diese konstruktive Kritik muss ich Sie ausdrücklich loben – schlagen Sie ein Update der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ vor: Auch Telefonate, so Ihre höchst interessante Anregung, sollten unbedingt Herrn Schäuble zur Kenntnis gebracht werden, denn erfahrungsgemäß seien auch dieser Kommunikationsform interessante und oftmals sogar sicherheitsrelevante Erkenntnisse abzugewinnen.
Was soll ich sagen? Sie sehen mich ebenso erfreut wie bestürzt – denn warum habe ich nicht selbst daran gedacht?
Doch so bestechend Ihr Vorschlag auch ist, Sie sehen bei der praktischen Umsetzung zu Recht gewisse Probleme auf die Deutschen zukommen. Man könne ja, führen Sie nachvollziehbarerweise aus, nicht bei jedem Gespräch eine Telefonkonferenz mit dem Innenminister auf die Beine stellen (wenn Sie mir diese saloppe Ausdrucksweise gestatten), zumal bei dem ein oder anderen Telefonpartner – im Gegensatz zum Innenministerium – die technischen Voraussetzungen womöglich (noch) nicht gegeben sind.
Nun, wo ein patriotischer Wille ist, da ist auch ein ebensolcher Weg, wenngleich ein etwas umständlicher: Wir alle könnten doch hinfort einfach unsere privaten Telefonate mitschneiden (z. B. mit einem handelsüblichen Diktiergerät, welches es schon für wenig Geld im Media Markt gibt). Danach könnten wir die so enstandenen Dateien ins weitverbreitete MP3-Format konvertieren und dem Herrn Bundesminister sodann per Mailanhang (an die bekannte Adresse wolfgang.schaeuble@bundestag.de) zusenden, so dass sie seinem sicherlich hocherfreuten Stab zu Analysezwecken zur Verfügung stünden.
Übrigens reicht eine Komprimierungsrate von 64 kb völlig aus; der Bundesserver sollte keinesfalls über Gebühr belastet werden. Das kostet sonst wieder unsere Steuergelder! Immer mitdenken.
Mitgeschnitten werden sollten – wie schon erwähnt – konsequenterweise alle Telefonate. Ich denke dabei ebenso wie bei den Mails auch und gerade an private und privateste Gespräche. Wie etwa solche:
„Hallo?“
„Hallo, Schatz, ich bin’s. Ich komme heute später.“
„Ha! Und wer kauft jetzt die Runkelrüben?“
„Könntest du das übernehmen? Ausnahmsweise? Ooooh, bitte …“
„Na gut.“
„Bist ein Schatz!“
„Ich weiß. Du aber auch.“
„Bussi!“
„Bussi!“
Ich hoffe sehr, wir sind nun in dieser Angelegenheit ein gutes Stück weitergekommen. Dank Ihnen, werter Herr Psycho, was ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich hervorheben möchte. Ohne Menschen wie Sie hätten wir eine andere Republik.
Für Deutschland:
Matt
--
Zur Information: Diese Mail geht in Kopie auch an Dr. Wolfgang Schäuble und das Bundesministerium des Innern, um sie in ihrem Dienst am deutschen Volk in optimaler Weise zu unterstützen. Ich zähle fest auf Ihr Verständnis. Es geht um so viel.
Näheres hier.
--
29 Mai 2007
Grüner wird's nimmer
Hach, der Frühling! Die Herzen gehen auf und aus, alles blüht und grünt so grün! Und nie, nie, nie zuvor war die Reeperbahn grüner als heute Nachmittag.
Ehrlich gesagt dachte ich ja zunächst, die Polizisten selbst würden demonstrieren – gegen Überstunden vielleicht, für höheren Sold, schmuckere Uniformen, gegen Demos oder was weiß ich.
Aber dann kamen doch noch die echten Demonstranten.
Ergänzende Informationen dazu gibt es übrigens bei Opa Edi, in Wort und Bild.
(Dieser Eintrag passt auf eine indirekte Art recht gut zum letzten.)
Ehrlich gesagt dachte ich ja zunächst, die Polizisten selbst würden demonstrieren – gegen Überstunden vielleicht, für höheren Sold, schmuckere Uniformen, gegen Demos oder was weiß ich.
Aber dann kamen doch noch die echten Demonstranten.
Ergänzende Informationen dazu gibt es übrigens bei Opa Edi, in Wort und Bild.
(Dieser Eintrag passt auf eine indirekte Art recht gut zum letzten.)
28 Mai 2007
Rechtzeitig zum G-8-Gipfel: Blogger helfen Schäuble!
Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble hält die Empörung über seine neuesten Maßnahmen (Hunde, die dich beschnüffeln; Hacken privater Rechner; heimliches Öffnen persönlicher Post ohne konkreten Verdacht etc.) für „hysterisch“, und natürlich hat er Recht, er ist ja unser Innenminister.
Das Volk, das ihn gewählt hat, verhält sich in der Tat recht störrisch; eine systematische Schäubleunterstützung ist leider noch nirgendwo erkennbar. Das muss sich ändern.
Deshalb rufe ich diesmal – nach den beiden Aktionen „Blogger helfen BILD“ (1, 2) – zur brutalstmöglichen Kooperation mit Schäuble auf. Er und seine Generalbundesanwältin Monika Harms interessieren sich ja besonders für unsere Kommunikation, und auf diesem Feld kann jeder von uns einen wertvollen staatsbürgerlichen Beitrag leisten.
Im Rahmen der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ frage ich daher alle Einwohner Deutschlands: Wäre es nicht sinnvoll, jedwede Mail in Kopie auch an Schäuble und sein Ministerium zu schicken? Die Adressen lauten wolfgang.schaeuble@bundestag.de und poststelle@bmi.bund.de.
Wenn ich jedwede sage, meine ich übrigens in der Tat jedwede, also auch und gerade Sachen wie diese: „Schatz, komme heute später, denk DU bitte an die Runkelrüben.“ Denn mal ehrlich: Wer von uns kann schon beurteilen, was für Schäuble und somit das Wohl Deutschlands wirklich wichtig ist? Na also.
Diese gesamtdeutsche Aktion hätte mehrere große Vorzüge: Zum einen bräuchten Schäuble und Harms keine Hacker und Postkontrolleure mehr; das sparte Steuergelder und brächte Datenschützer zum Schweigen. Zum andern müssten die beiden nicht gegen die Verfassung verstoßen, was ihnen, als Verfassungsschützer, ja jedesmal recht unangenehm sein muss.
Ihnen lägen bei einem Erfolg der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ nämlich auf einen Schlag komplett alle verschickten Mails vor, was die Datenlage zum Wohle Deutschlands explosionsartig verbesserte – denn es sind Abermillionen Mails jeden Tag, oja, oje.
Ihr werdet natürlich jetzt einwenden, die Bearbeitung dieser tsunamihaften Textmassen verschlänge doch erheblich mehr Mittel, als die Freisetzung der Schäuble’schen Hunde, Hacker und Postfilzer einsparen würde, da doch hunderttausende tapferer Männer und Frauen für die unermüdliche Lektüre abgestellt werden müssten.
Na und – wenn’s der Wahrheitsfindung dient?
Wer übrigens seine Mutter nicht mit der Erkenntnis behelligen möchte, dass die Mail, die sie gerade liest, parallel auch Dr. Schäuble vorliegt, der könnte die Ministeradressen auch ins unsichtbare BCC-Feld setzen. Denn unterm staatsbürgerlichen Engagement muss das Taktgefühl ja nicht leiden.
All jene aber, die freimütig dazu stünden, den Innenminister bei seiner schweren Arbeit zu unterstützen, müssten auch mit offenen Karten spielen. Lösung: ein Disclaimer am Ende der Mail.
Er sollte alle Adressaten – also deine Mama und Schäuble – über die CC-Maßnahme informieren, zum Beispiel so:
„Zur Information: Diese Mail geht in Kopie auch an Dr. Wolfgang Schäuble und das Bundesministerium des Innern, um sie in ihrem Dienst am deutschen Volk in optimaler Weise zu unterstützen. Ich zähle fest auf dein Verständnis. Es geht um so viel. Näheres unter http://www.mattwagner.de/2007/05/rechtzeitig-zum-g8-gipfel-blogger.htm.“
PS: Selbstverständlich bin ich bereits mit gutem Beispiel vorangegangen.
PPS: Vom heutigen Fotomotiv muss sich jeder an der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ Beteiligte natürlich scharf distanzieren. Ich zuallererst.
PPPS: Im Shirtshop gibt es zu diesem ganzen Themenkomplex neue Motive – und es werden noch mehr.
Das Volk, das ihn gewählt hat, verhält sich in der Tat recht störrisch; eine systematische Schäubleunterstützung ist leider noch nirgendwo erkennbar. Das muss sich ändern.
Deshalb rufe ich diesmal – nach den beiden Aktionen „Blogger helfen BILD“ (1, 2) – zur brutalstmöglichen Kooperation mit Schäuble auf. Er und seine Generalbundesanwältin Monika Harms interessieren sich ja besonders für unsere Kommunikation, und auf diesem Feld kann jeder von uns einen wertvollen staatsbürgerlichen Beitrag leisten.
Im Rahmen der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ frage ich daher alle Einwohner Deutschlands: Wäre es nicht sinnvoll, jedwede Mail in Kopie auch an Schäuble und sein Ministerium zu schicken? Die Adressen lauten wolfgang.schaeuble@bundestag.de und poststelle@bmi.bund.de.
Wenn ich jedwede sage, meine ich übrigens in der Tat jedwede, also auch und gerade Sachen wie diese: „Schatz, komme heute später, denk DU bitte an die Runkelrüben.“ Denn mal ehrlich: Wer von uns kann schon beurteilen, was für Schäuble und somit das Wohl Deutschlands wirklich wichtig ist? Na also.
Diese gesamtdeutsche Aktion hätte mehrere große Vorzüge: Zum einen bräuchten Schäuble und Harms keine Hacker und Postkontrolleure mehr; das sparte Steuergelder und brächte Datenschützer zum Schweigen. Zum andern müssten die beiden nicht gegen die Verfassung verstoßen, was ihnen, als Verfassungsschützer, ja jedesmal recht unangenehm sein muss.
Ihnen lägen bei einem Erfolg der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ nämlich auf einen Schlag komplett alle verschickten Mails vor, was die Datenlage zum Wohle Deutschlands explosionsartig verbesserte – denn es sind Abermillionen Mails jeden Tag, oja, oje.
Ihr werdet natürlich jetzt einwenden, die Bearbeitung dieser tsunamihaften Textmassen verschlänge doch erheblich mehr Mittel, als die Freisetzung der Schäuble’schen Hunde, Hacker und Postfilzer einsparen würde, da doch hunderttausende tapferer Männer und Frauen für die unermüdliche Lektüre abgestellt werden müssten.
Na und – wenn’s der Wahrheitsfindung dient?
Wer übrigens seine Mutter nicht mit der Erkenntnis behelligen möchte, dass die Mail, die sie gerade liest, parallel auch Dr. Schäuble vorliegt, der könnte die Ministeradressen auch ins unsichtbare BCC-Feld setzen. Denn unterm staatsbürgerlichen Engagement muss das Taktgefühl ja nicht leiden.
All jene aber, die freimütig dazu stünden, den Innenminister bei seiner schweren Arbeit zu unterstützen, müssten auch mit offenen Karten spielen. Lösung: ein Disclaimer am Ende der Mail.
Er sollte alle Adressaten – also deine Mama und Schäuble – über die CC-Maßnahme informieren, zum Beispiel so:
„Zur Information: Diese Mail geht in Kopie auch an Dr. Wolfgang Schäuble und das Bundesministerium des Innern, um sie in ihrem Dienst am deutschen Volk in optimaler Weise zu unterstützen. Ich zähle fest auf dein Verständnis. Es geht um so viel. Näheres unter http://www.mattwagner.de/2007/05/rechtzeitig-zum-g8-gipfel-blogger.htm.“
PS: Selbstverständlich bin ich bereits mit gutem Beispiel vorangegangen.
PPS: Vom heutigen Fotomotiv muss sich jeder an der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ Beteiligte natürlich scharf distanzieren. Ich zuallererst.
PPPS: Im Shirtshop gibt es zu diesem ganzen Themenkomplex neue Motive – und es werden noch mehr.
27 Mai 2007
Letzte Geheimnisse: Das Herrenklo (5)
Einiges wird sich auch in der 2. Liga im Stadion des FC St. Pauli nicht ändern. Zum Beispiel das konsequent durchgezogene Containerprinzip.
Das Pressezentrum: ein Container. Die Toiletten: ebenfalls Container, natürlich nach Geschlechtern getrennt.
Gästefans werden sich also an einiges gewöhnen müssen. Auch an Klosprüche wie den abgebildeten, den ich am Freitag an der Wand des Herrenklocontainers entdeckte.
In ihm steckt so etwas wie die politische Essenz des klassischen St.Pauli-Fans: Er ist durch und durch antifaschistisch, möchte diese Einstellung aber selbst gegen Rechte möglichst nicht mit einfacher körperlicher Gewalt durchsetzen. Also gibt er allen Nazis einfach einen gut gemeinten Rat, den sie doch bitte tunlichst selbst in die Tat umsetzen sollen: „Geht sterben.“
So ist der klassische St.Pauli-Fan: konsequent meinungsstark, doch immer bereit zur Deeskalation.
Die 2. Liga darf sich freuen auf uns.
Das Pressezentrum: ein Container. Die Toiletten: ebenfalls Container, natürlich nach Geschlechtern getrennt.
Gästefans werden sich also an einiges gewöhnen müssen. Auch an Klosprüche wie den abgebildeten, den ich am Freitag an der Wand des Herrenklocontainers entdeckte.
In ihm steckt so etwas wie die politische Essenz des klassischen St.Pauli-Fans: Er ist durch und durch antifaschistisch, möchte diese Einstellung aber selbst gegen Rechte möglichst nicht mit einfacher körperlicher Gewalt durchsetzen. Also gibt er allen Nazis einfach einen gut gemeinten Rat, den sie doch bitte tunlichst selbst in die Tat umsetzen sollen: „Geht sterben.“
So ist der klassische St.Pauli-Fan: konsequent meinungsstark, doch immer bereit zur Deeskalation.
Die 2. Liga darf sich freuen auf uns.
26 Mai 2007
Der Tag nach der Nacht nach dem Aufstieg
„Ein 2:2, das reicht für Liga zwei
Nie mehr, nie mehr Liga drei!
Gar noch höher soll’s bald gehen,
bis Liga eins – und sei's mit Wehen!”
Wenn ich den Satz, den ich gerade anfange zu schreiben, sprechen sollte, klänge das ungefähr nach „Wnn ch dn Stz, dn ch grde nfönge zu schrbn, sprchn slltö …“ oder so ähnlich, jedenfalls käme ein ziemlich tieffrequentes, vokalarmes Krächzen dabei raus.
Zunächst nämlich verlor ich gestern Abend im Stadion die erste Hälfte meiner Stimme beim Runterbrüllen von „You’ll never walk alone“ und „Niemand siegt am Millerntooooor!“ und die andere Hälfte dann nachts im Drafthouse beim Versuch, mich gegen den Höllenlärm der fantastischen Hausband zu verständigen.
Als ich noch mit dem üblichen Bariton reden konnte – also vorm Spiel –, waren indes auch schon Ausfälle aufgetreten, allerdings eher geistiger Art. Nach einer verwirrenden Diskussion mit dem Franken am Imbissstand orderte ich „Zwei Thüringer mit Bratwurst, bitte“, was die Frau hinterm Tresen zu einer Nachfrage und den Franken zum hämischen Grölen bewog.
Wenn ich es recht bedenke, gab es auch nachmittags im Transmontana am Schulterblatt bereits Probleme im Dienstleistungsbereich. Ich verließ den Laden nämlich voll beladen, doch ohne zu bezahlen, und wunderte mich noch, warum mir die Barportugiesin so seltsam hinterherblickte.
Draußen fiel mir mein zechprellendes Gebaren auf, ich ging zurück und sagte: „Ich habe ja noch gar nicht bezahlt!“, und sie sagte: „Ganz genau!“, und zwar unverhohlen vorwurfsvoll. Aber vorher nur seltsam gucken, klar.
Drei Tische weiter von uns saß übrigens Michel Friedman, zusammen mit einem unstandesgemäßen Typen, der eine schwarze Lederkappe trug und wie ein obdachloser Schanzenhippie wirkte. Doch auch Friedman war nicht völlig korrekt gekleidet; über seinem (immerhin schneeweißen) Oberhemd fehlte das Jackett.
German Psycho, der Friedman vor allem aus ästhetischen Gründen heillos bewundert („Er ist wahrscheinlich schon Mitte 50, aber wir müssen es beide zugeben: Er sieht jünger aus als wir!“), schnürte um seinen Tisch herum und bewunderte Friedmans feine Schuhe, fand aber nicht den richtigen Ansatz, den Mann dafür angemessen zu loben.
GP war auch nachts im Drafthouse dabei, als mir allmählich auch physisch die Lage entglitt. Da brüllt er dir was Unverständliches ins Ohr; du fragst dreimal nach, und am Ende entpuppt sich sein Gebrüll als simple Frage nach dem just zu hörenden Song: „IST DAS SLADE?“ Ich brülle korrigierend: „NEIN, AC/DC!“, nur um eine Halbsekunde später festzustellen, es ist doch Slade, und GP zuzubrüllen: „NEIN, ES IST DOCH SLADE!“
Wegen solcher Dinge sind Nächte wie diese für mich letztlich immer mit einer Hypothek belastet. Ausgerechnet bei „Summer of 69“ wurde ich kurz darauf von Terroristen aus meinem unmittelbaren Umfeld am Kragen des St.Pauli-T-Shirts gepackt und umstandslos auf die Tanzfläche gezerrt. Dort musste ich heftig hüpfen, wobei mir völlig zu Recht die Digitalkamera aus der Hosentasche flog und lautlos auf dem Boden zerschellte.
Na ja, immerhin hätte ich sonst diese ganzen Frauen nicht kennengelernt, die extra ihre ungleich geschmeidigeren Tanzaktivitäten unterbrachen und mir nacheinander die malträtierte Kamera, den Akku und die abgerissene Klappe des SIM-Schachtes reichten. Komischerweise funktioniert der Apparat seit dem Zusammenpuzzlen wieder tadellos.
Das Erste übrigens, was mir heute Morgen nach dem Aufwachen zustieß, war ein Wadenkrampf. Einer von den O-Säften letzte Nacht war wohl schlecht.
Nie mehr, nie mehr Liga drei!
Gar noch höher soll’s bald gehen,
bis Liga eins – und sei's mit Wehen!”
Wenn ich den Satz, den ich gerade anfange zu schreiben, sprechen sollte, klänge das ungefähr nach „Wnn ch dn Stz, dn ch grde nfönge zu schrbn, sprchn slltö …“ oder so ähnlich, jedenfalls käme ein ziemlich tieffrequentes, vokalarmes Krächzen dabei raus.
Zunächst nämlich verlor ich gestern Abend im Stadion die erste Hälfte meiner Stimme beim Runterbrüllen von „You’ll never walk alone“ und „Niemand siegt am Millerntooooor!“ und die andere Hälfte dann nachts im Drafthouse beim Versuch, mich gegen den Höllenlärm der fantastischen Hausband zu verständigen.
Als ich noch mit dem üblichen Bariton reden konnte – also vorm Spiel –, waren indes auch schon Ausfälle aufgetreten, allerdings eher geistiger Art. Nach einer verwirrenden Diskussion mit dem Franken am Imbissstand orderte ich „Zwei Thüringer mit Bratwurst, bitte“, was die Frau hinterm Tresen zu einer Nachfrage und den Franken zum hämischen Grölen bewog.
Wenn ich es recht bedenke, gab es auch nachmittags im Transmontana am Schulterblatt bereits Probleme im Dienstleistungsbereich. Ich verließ den Laden nämlich voll beladen, doch ohne zu bezahlen, und wunderte mich noch, warum mir die Barportugiesin so seltsam hinterherblickte.
Draußen fiel mir mein zechprellendes Gebaren auf, ich ging zurück und sagte: „Ich habe ja noch gar nicht bezahlt!“, und sie sagte: „Ganz genau!“, und zwar unverhohlen vorwurfsvoll. Aber vorher nur seltsam gucken, klar.
Drei Tische weiter von uns saß übrigens Michel Friedman, zusammen mit einem unstandesgemäßen Typen, der eine schwarze Lederkappe trug und wie ein obdachloser Schanzenhippie wirkte. Doch auch Friedman war nicht völlig korrekt gekleidet; über seinem (immerhin schneeweißen) Oberhemd fehlte das Jackett.
German Psycho, der Friedman vor allem aus ästhetischen Gründen heillos bewundert („Er ist wahrscheinlich schon Mitte 50, aber wir müssen es beide zugeben: Er sieht jünger aus als wir!“), schnürte um seinen Tisch herum und bewunderte Friedmans feine Schuhe, fand aber nicht den richtigen Ansatz, den Mann dafür angemessen zu loben.
GP war auch nachts im Drafthouse dabei, als mir allmählich auch physisch die Lage entglitt. Da brüllt er dir was Unverständliches ins Ohr; du fragst dreimal nach, und am Ende entpuppt sich sein Gebrüll als simple Frage nach dem just zu hörenden Song: „IST DAS SLADE?“ Ich brülle korrigierend: „NEIN, AC/DC!“, nur um eine Halbsekunde später festzustellen, es ist doch Slade, und GP zuzubrüllen: „NEIN, ES IST DOCH SLADE!“
Wegen solcher Dinge sind Nächte wie diese für mich letztlich immer mit einer Hypothek belastet. Ausgerechnet bei „Summer of 69“ wurde ich kurz darauf von Terroristen aus meinem unmittelbaren Umfeld am Kragen des St.Pauli-T-Shirts gepackt und umstandslos auf die Tanzfläche gezerrt. Dort musste ich heftig hüpfen, wobei mir völlig zu Recht die Digitalkamera aus der Hosentasche flog und lautlos auf dem Boden zerschellte.
Na ja, immerhin hätte ich sonst diese ganzen Frauen nicht kennengelernt, die extra ihre ungleich geschmeidigeren Tanzaktivitäten unterbrachen und mir nacheinander die malträtierte Kamera, den Akku und die abgerissene Klappe des SIM-Schachtes reichten. Komischerweise funktioniert der Apparat seit dem Zusammenpuzzlen wieder tadellos.
Das Erste übrigens, was mir heute Morgen nach dem Aufwachen zustieß, war ein Wadenkrampf. Einer von den O-Säften letzte Nacht war wohl schlecht.
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Nie mehr dritte Liga, nie mehr!
25 Mai 2007
Dylan und die toten Präsidenten
Ups, ich habe gestern glatt vergessen, meinem Lieblingskünstler Bob Dylan öffentlich zum 66. Geburtstag zu gratulieren … Deshalb jetzt ein Beitrag zur Wiedergutmachung.
Das Jubiläum von Dylans Wiegenfest fiel zusammen mit der erneuten barbarischen Tötung eines Gefangenen durch US-Behörden in Ohio – und in dieser Parallelität steckt eine niederschmetternde Widersprüchlichkeit: Dieses Land, die USA, brachte die Menschenrechtserklärung und Künstler wie Dylan hervor, und zugleich tritt es bis heute die Menschenrechte reinen christlichen Gewissens mit Füßen.
Dazu passt Dylans Song über ein Justizopfer in der Todeszelle. Er heißt „Hurricane“, und darin weint Scarlet Riveras tragische Geige voller Wehmut um die verlorenen Ideale George Washingtons.
Dylan selbst reagiert heute – wenn überhaupt – mit lakonischem Sarkasmus auf die unheilbaren Wunden seiner Nation. Zumindest meine ich das aus einer launigen Bemerkung rückschließen zu können, mit der er unlängst in seiner Radioshow die Stadt Dallas charakterisierte.
„Dallas, Texas“, witzelte er, „where they shoot presidents and shoot people who shot presidents …"
Okay, here comes the story of the Hurricane:
Das Jubiläum von Dylans Wiegenfest fiel zusammen mit der erneuten barbarischen Tötung eines Gefangenen durch US-Behörden in Ohio – und in dieser Parallelität steckt eine niederschmetternde Widersprüchlichkeit: Dieses Land, die USA, brachte die Menschenrechtserklärung und Künstler wie Dylan hervor, und zugleich tritt es bis heute die Menschenrechte reinen christlichen Gewissens mit Füßen.
Dazu passt Dylans Song über ein Justizopfer in der Todeszelle. Er heißt „Hurricane“, und darin weint Scarlet Riveras tragische Geige voller Wehmut um die verlorenen Ideale George Washingtons.
Dylan selbst reagiert heute – wenn überhaupt – mit lakonischem Sarkasmus auf die unheilbaren Wunden seiner Nation. Zumindest meine ich das aus einer launigen Bemerkung rückschließen zu können, mit der er unlängst in seiner Radioshow die Stadt Dallas charakterisierte.
„Dallas, Texas“, witzelte er, „where they shoot presidents and shoot people who shot presidents …"
Okay, here comes the story of the Hurricane:
24 Mai 2007
Hier alle Infos zum „Public Viewing“ St. Pauli gegen Dynamo Dresden!
Ja, kommt alle vorbei, die ihr mühselig und beladen seid – oder dir ihr Informationen über das morgen Abend stattfindende „public viewing“ auf dem Spielbudenplatz sucht.
(Ich konnte mit dem Wissen nicht mehr leben, dass die unzähligen „public viewing“-Googler frohgemut hier landen und dann wieder frustriert davonschlurfen müssen. Deshalb.)
Heute blau
Wir hatten mal ein ältliches Paar im Haus, das kam oft spätnachts vom Kiezbummel zurück und brauchte zehn Minuten für drei Stockwerke. Dabei sang es im Treppenhaus.
„Hoide wlau un moijen wlau und üwermoijen wieda!“ So informierten die beiden uns Nachbarn über ihr Ideal von Freizeitgestaltung.
Inzwischen sind sie ausgezogen. Manchmal treffe ich die Frau – eine blondierte Mittfünfzigerin mit zuviel Kajal um die Augen, als dass es nicht nach Verzweiflung röche – an der Bushaltestelle. Dann höre ich sofort ihr Lied wieder vorm inneren Ohr: „… hoide wlau …“
Davon ahnt sie nichts in ihrer verhärmten Ernsthaftigkeit, mit der sie auf den Bus wartet, denn sie erkennt mich nie. Ich habe einfach ein Durchschnittsgesicht, das ist das Problem.
Oder die Gnade.
„Hoide wlau un moijen wlau und üwermoijen wieda!“ So informierten die beiden uns Nachbarn über ihr Ideal von Freizeitgestaltung.
Inzwischen sind sie ausgezogen. Manchmal treffe ich die Frau – eine blondierte Mittfünfzigerin mit zuviel Kajal um die Augen, als dass es nicht nach Verzweiflung röche – an der Bushaltestelle. Dann höre ich sofort ihr Lied wieder vorm inneren Ohr: „… hoide wlau …“
Davon ahnt sie nichts in ihrer verhärmten Ernsthaftigkeit, mit der sie auf den Bus wartet, denn sie erkennt mich nie. Ich habe einfach ein Durchschnittsgesicht, das ist das Problem.
Oder die Gnade.
22 Mai 2007
Nur nicht drüber reden
Fußballcontent und kein Ende: Bloggerkollege Poodle hat zurzeit in Stuttgart das ernste Problem, von Meisterschaftswahnsinnigen umgeben zu sein.
Seine nicht ganz unwütende Beschreibung akuter schwäbischer Feierei gibt vielleicht einen kleinen Vorgeschmack auf das, was am kommenden Freitag hier auf dem Kiez geschehen könnte:
Denn mal ehrlich: ein Gefühl der Überlegenheit, auf St. Pauli? Nein, so was passt überhaupt nicht ins Viertel, das kriegt hier kein Asyl.
Foto: Mittelbayerische Zeitung
Seine nicht ganz unwütende Beschreibung akuter schwäbischer Feierei gibt vielleicht einen kleinen Vorgeschmack auf das, was am kommenden Freitag hier auf dem Kiez geschehen könnte:
Sie ahnen ja nicht, wie unerträglich es geworden ist in dieser Stadt. Stellen Sie sich eine Million oszillierender Pappnasen vor, und zwar von der allerstrunzdümmsten Art – haben Sie das? Jetzt malen Sie sich bitte noch aus, wie die alle schweißgebadet auf einem Haufen stehen und mit hochrotem Kopf und heiserer Stimme fortgesetzt Beteuerungen ihrer Überlegenheit in den Himmel brüllen. Die ganze Million, alle auf einmal. Um sie herum ein Verhau, den als Müllkippe zu bezeichnen hieße, ihm zu schmeicheln – ground zero würde es besser treffen.Also schweigen auch wir hinfort davon. Und hoffen, hier auf St. Pauli möge es anders zugehen. Nein: Ich bin mir sogar sicher.
Und angeführt wird der ganze Pulk vom brutalstdrögen OB Dr. Schusterle und dem geschichtsklitternden Burschenschaftler Dr. Oettingerle – beide kurz vor dem Überschnappen, als ob jedes Atom des Erfolgs ausschließlich auf ihrem Mist gediehen wäre. Das ist alles so schrecklich, da darf man gar nicht mehr drüber reden, man darf einfach nicht.
Denn mal ehrlich: ein Gefühl der Überlegenheit, auf St. Pauli? Nein, so was passt überhaupt nicht ins Viertel, das kriegt hier kein Asyl.
Foto: Mittelbayerische Zeitung
21 Mai 2007
Warum das Nationalteam gegen den FC St. Pauli keine Chance hat
Jetzt ist es also wirklich wahr geworden: Der Franke hat eine Karte übrig. Für Freitagabend. Für das Spiel.
Um halb acht wird der FC St. Pauli am Millerntor zum ultimativen Showdown gegen den Aufstiegskonkurrenten Dynamo Dresden antreten, und wenn dabei auch nur ein lächerliches, meinetwegen auch atomares Pünktchen herausspringen sollte, dann wird der Kiez beben wie einst im Mai (der ein Januar war), als mein kleiner Stadtteilverein in einer gloriosen Pokalschlacht Werder Bremen mit 3:1 aus dem Rotlichtviertel fegte.
Wenn also dieses eine winzige atomare Pünktchen hier bliebe am Freitagabend, dann wären wir – ja: wir! – zurück im Profifußball. Und der Franke hat für dieses Spiel, nach dem sich mehr als 50.000 Fans vergeblich verzehren, eine Karte, und zwar übrig.
Um den in moralischen Fragen schwankenden Franken vor einer von reiner Profitgier geprägten Entscheidung (ich sage nur: Schwarzmarkt!) zu bewahren und natürlich auch zur Rettung seines Seelenheils unterbreitete ich ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: Ich bot ihm im Tausch eine Karte fürs Länderspiel Deutschland–Slowakei am 6. Juni. Und der herzensgute Süddeutsche schlug ein.
Aber warum habe ich das überhaupt getan? Ich meine: Der Franke bekommt ein waschechtes EM-Qualifikationsspiel in der landesweit modernsten Arena vor 55 000 Leuten. Und was bietet er? Das:
Ein Spiel der dritten Liga in einem wackligen Stadiönchen mit Baulücke statt Südtribüne, in dem Leute auf einer hölzernen Plattform herumkrauchen und per Hand Zahlenschilder an Haken aufhängen, wenn ein Tor gefallen ist; ein Stadion, in dem man von manchem Ort aus die Spieler auf der gegenüberliegenden Seite nur wadenaufwärts sieht, weil der störrisch eigenwillige Rasen geruht, sich buckelartig zu wölben – wenn man überhaupt Spieler sieht, denn bei einem Stufengefälle von gefühlten zwei Zentimetern steht dir gewöhnlich ein stattlicher Norddeutscher fahnenschwenkend oder bierbecher(Foto)werfend vor der Nase, vor allem dann, wenn gerade ein Angriff erfolgreich abgeschlossen zu werden droht und gerne auch bei Ecken, Elfmetern, Syndesmoserissen oder jedweder anderen Spielsituation, die optisch wahrzunehmen durchaus einen gewissen Reiz hätte, wenn man genau für solche Momente Eintritt gezahlt hat.
Und dennoch, trotz alledem, gleichwohl, nichtsdestotrotz und verdammt noch eins tausche ich leichten, gar frohen Herzens meine Länderspielkarte gegen das Ticket für Freitagabend; ja, insgeheim befürchte ich sogar, den Franken damit übers Ohr gehauen zu haben.
Kann mir bitte mal jemand diesen Widersinn so erläutern, dass auch ich ihn verstehe?
Um halb acht wird der FC St. Pauli am Millerntor zum ultimativen Showdown gegen den Aufstiegskonkurrenten Dynamo Dresden antreten, und wenn dabei auch nur ein lächerliches, meinetwegen auch atomares Pünktchen herausspringen sollte, dann wird der Kiez beben wie einst im Mai (der ein Januar war), als mein kleiner Stadtteilverein in einer gloriosen Pokalschlacht Werder Bremen mit 3:1 aus dem Rotlichtviertel fegte.
Wenn also dieses eine winzige atomare Pünktchen hier bliebe am Freitagabend, dann wären wir – ja: wir! – zurück im Profifußball. Und der Franke hat für dieses Spiel, nach dem sich mehr als 50.000 Fans vergeblich verzehren, eine Karte, und zwar übrig.
Um den in moralischen Fragen schwankenden Franken vor einer von reiner Profitgier geprägten Entscheidung (ich sage nur: Schwarzmarkt!) zu bewahren und natürlich auch zur Rettung seines Seelenheils unterbreitete ich ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: Ich bot ihm im Tausch eine Karte fürs Länderspiel Deutschland–Slowakei am 6. Juni. Und der herzensgute Süddeutsche schlug ein.
Aber warum habe ich das überhaupt getan? Ich meine: Der Franke bekommt ein waschechtes EM-Qualifikationsspiel in der landesweit modernsten Arena vor 55 000 Leuten. Und was bietet er? Das:
Ein Spiel der dritten Liga in einem wackligen Stadiönchen mit Baulücke statt Südtribüne, in dem Leute auf einer hölzernen Plattform herumkrauchen und per Hand Zahlenschilder an Haken aufhängen, wenn ein Tor gefallen ist; ein Stadion, in dem man von manchem Ort aus die Spieler auf der gegenüberliegenden Seite nur wadenaufwärts sieht, weil der störrisch eigenwillige Rasen geruht, sich buckelartig zu wölben – wenn man überhaupt Spieler sieht, denn bei einem Stufengefälle von gefühlten zwei Zentimetern steht dir gewöhnlich ein stattlicher Norddeutscher fahnenschwenkend oder bierbecher(Foto)werfend vor der Nase, vor allem dann, wenn gerade ein Angriff erfolgreich abgeschlossen zu werden droht und gerne auch bei Ecken, Elfmetern, Syndesmoserissen oder jedweder anderen Spielsituation, die optisch wahrzunehmen durchaus einen gewissen Reiz hätte, wenn man genau für solche Momente Eintritt gezahlt hat.
Und dennoch, trotz alledem, gleichwohl, nichtsdestotrotz und verdammt noch eins tausche ich leichten, gar frohen Herzens meine Länderspielkarte gegen das Ticket für Freitagabend; ja, insgeheim befürchte ich sogar, den Franken damit übers Ohr gehauen zu haben.
Kann mir bitte mal jemand diesen Widersinn so erläutern, dass auch ich ihn verstehe?
20 Mai 2007
Hier werden skills gepostet
Wie das mit diesem Blog wohlvertraute Publikum seit langem weiß, geht es auf der Rückseite der Reeperbahn nicht immer nur um Sex & Drugs & Rock’n’Roll, sondern hie und da auch um dummbratzige Satzverhunzer und -zerhäcksler, die gleichwohl eine tragische biografische Fehlentscheidung dazu brachte, beruflich „irgendwas mit Sprache“ machen zu wollen.
Meist handelt es sich dabei um Werber oder Promoter, was also pimpe wäre, denn denen hört eh niemand zu. Sollte man meinen. Ist aber nicht so. Denn was diesen beiden Berufsgruppen den lieben langen Tag so an denglischen Sprachunfällen aus dem Mund purzelt, findet sich oftmals plötzlich in freier Wildbahn wieder.
Es gibt wirklich Menschen, die das nachplappern und sich – ähem – cool dabei fühlen. Das aber nur nebenbei; mein Blogpublikum ist zum Glück resistent. Ich auch. Neulich wollte mir ein Partypromoter mit diesen Worten den Mund wässrig machen:
Ein Restaurant hingegen, das mir versehentlich „Käse mit Oliver“ anbietet, werde ich stets von Herzen gern aufsuchen – und die Käseplatte trotzdem meiden.
Nur zur Sicherheit.
Meist handelt es sich dabei um Werber oder Promoter, was also pimpe wäre, denn denen hört eh niemand zu. Sollte man meinen. Ist aber nicht so. Denn was diesen beiden Berufsgruppen den lieben langen Tag so an denglischen Sprachunfällen aus dem Mund purzelt, findet sich oftmals plötzlich in freier Wildbahn wieder.
Es gibt wirklich Menschen, die das nachplappern und sich – ähem – cool dabei fühlen. Das aber nur nebenbei; mein Blogpublikum ist zum Glück resistent. Ich auch. Neulich wollte mir ein Partypromoter mit diesen Worten den Mund wässrig machen:
„Das roughe Spektrum überrascht diesmal mit Frequenzen von Fusion Drum n Bass bis Breakbeatz, Deep-House und rotzigem Elektrotrash auf 2 Floors.“Klang abschreckend, natürlich mied ich diese Party. Gegenüber dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper war der Partypromoter allerdings eine kümmerliche Wurst. Kopper nämlich hub mal folgendermaßen zu sprechen an und avancierte so schlagartig zur neuen Jil Sander:
„Jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate-identity, die mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird.“So zitiert es zumindest Ferris Goldenstein in seinem neuen Buch „Business-Denglisch“. Bei einer Bank, die Leute wie Kopper auf der Gehaltsliste hat, möchte ich jedenfalls kein Konto haben, so viel ist sicher.
Ein Restaurant hingegen, das mir versehentlich „Käse mit Oliver“ anbietet, werde ich stets von Herzen gern aufsuchen – und die Käseplatte trotzdem meiden.
Nur zur Sicherheit.
19 Mai 2007
Das Beste draus machen
Als Obdachloser wäre ich völlig fehlbesetzt. Die üblichen Annehmlichkeiten des Behaustseins (Dusche, Balkon, WLAN) scheinen mir gänzlich unverzichtbar.
Vor allem bekäme ich schlicht keinen Schlaf, da unsere Federkernmatraze meine Schlummerfähigkeit praktisch komplett monopolisiert hat. Selbst Hotelbetten vermögen es selten, mir ein Ambiente zu bieten, das Morpheus wohlgefällig wäre; ein Campingurlaub ist unter diesen Umständen natürlich erst recht undenkbar.
Nein, draußen auf der Straße fände ich keine Sekunde Schlaf, was mir tagsüber beim Betteln wohl viel Überzeugungskraft nähme.
Auf St. Pauli begegnen mir dagegen jeden Tag bockelharte Cracks, die im Gegensatz zu mir nicht mal komatös sein müssen, um stundenlang regungslos auf Betonmauern, Abluftgittern oder Gehwegplatten herzumzuliegen.
Und manchmal – wie der, den ich heute an der Simon-von-Utrecht-Straße unter einer Werbewand vorfand – tun sie das sogar an symbolträchtigen Stellen.
Vor allem bekäme ich schlicht keinen Schlaf, da unsere Federkernmatraze meine Schlummerfähigkeit praktisch komplett monopolisiert hat. Selbst Hotelbetten vermögen es selten, mir ein Ambiente zu bieten, das Morpheus wohlgefällig wäre; ein Campingurlaub ist unter diesen Umständen natürlich erst recht undenkbar.
Nein, draußen auf der Straße fände ich keine Sekunde Schlaf, was mir tagsüber beim Betteln wohl viel Überzeugungskraft nähme.
Auf St. Pauli begegnen mir dagegen jeden Tag bockelharte Cracks, die im Gegensatz zu mir nicht mal komatös sein müssen, um stundenlang regungslos auf Betonmauern, Abluftgittern oder Gehwegplatten herzumzuliegen.
Und manchmal – wie der, den ich heute an der Simon-von-Utrecht-Straße unter einer Werbewand vorfand – tun sie das sogar an symbolträchtigen Stellen.
Kubus, nicht Kaaba
Wer zu spät (nach Hause) kommt, den bestraft die Trägheit.
Wie gut, dass ich noch ein Foto von gestern in petto habe: wie die Sonne hinterm schwarzen Kubus an der Kunsthalle hervorlugt.
Hoffentlich stecken die Islamisten diese Provokation wortlos weg.
18 Mai 2007
Fette Karre
Beim Anblick der viel zu oft und zahlreich auf unserem Balkon herumlungernden Reeperbahntauben denke ich oft und völlig zu Recht: Dumm pickt gut …
Diese flatterhaften Geschöpfe muss man übrigens deutlich abgrenzen von den Reeperbahnbordsteinschwalben. Bei Ersteren nämlich ist die Rede von Vögeln, bei Letzeren vom … halt, STOP!
Ja, Sprache kann sehr derb und sehr fein zugleich sein, gerade im Detail – was man besonders in jener Branche weiß, die fürs richtig Derbe zuständig ist. Der, ähem, Erotikstreifen „Pornocchio“ beispielsweise soll dereinst mit folgendem Slogan beworben worden sein: „It's not his nose that grows …“
Warum mir ausgerechnet der heutige (Himmelfahrts)Text derart übel abrutscht ins Schlüpfrige, kann ich mir grad auch nicht erklären. Wir verbrachten doch den halben Tag in zwei tollen Ausstellungen (Daniel Richter, Erwin Wurm), die in nur geringem Maße sexuell aufgeladen waren.
Es sei denn, man findet Wurms adipösen Porsche geil. Wir jedenfalls schon, aber auf andere Art.
Diese flatterhaften Geschöpfe muss man übrigens deutlich abgrenzen von den Reeperbahnbordsteinschwalben. Bei Ersteren nämlich ist die Rede von Vögeln, bei Letzeren vom … halt, STOP!
Ja, Sprache kann sehr derb und sehr fein zugleich sein, gerade im Detail – was man besonders in jener Branche weiß, die fürs richtig Derbe zuständig ist. Der, ähem, Erotikstreifen „Pornocchio“ beispielsweise soll dereinst mit folgendem Slogan beworben worden sein: „It's not his nose that grows …“
Warum mir ausgerechnet der heutige (Himmelfahrts)Text derart übel abrutscht ins Schlüpfrige, kann ich mir grad auch nicht erklären. Wir verbrachten doch den halben Tag in zwei tollen Ausstellungen (Daniel Richter, Erwin Wurm), die in nur geringem Maße sexuell aufgeladen waren.
Es sei denn, man findet Wurms adipösen Porsche geil. Wir jedenfalls schon, aber auf andere Art.
17 Mai 2007
Nichts als Blutgrätschen
Der Franke hat auf prominente Sportler die gleiche Wirkung wie eine professionell geworfene Bowlingkugel auf die Kegel am Ende der Bahn. Womit fing es an? Ich glaube, mit Mehmet Scholl.
Diesen von ihm verehrten Fußballer plante der Franke zu interviewen, und kaum lag der Antrag beim Management, verdrehte sich Scholl das Knie und musste eine lange Zeit damit überbrücken, Rocksampler zusammenzustellen. Außerdem verstärkte sich sein Haarausfall.
Wenig später traf der Franke den belgischen Powerbrocken Daniel van Buyten, damals noch beim HSV; nach dem Interview allerdings musste der sonst so robuste Riese sich monatelang der unnachgiebigen Strenge orthopädischer Fachleute unterwerfen.
Als Benny Lauth auf dem Höhepunkt seiner Fußballkunst nach Hamburg wechselte, bat ihn der Franke um ein Gespräch, was das sofortige Ende von Lauths Nationalmannschaftskarriere bedeutete; selbst beim HSV drückte er die Ersatzbank hinfort öfter als seine Freundin. Noch heute rätselt Lauth-Fan Kramer, warum dieser hochtalentierte Spieler sein Potential nie ausschöpfte. Ich sage dazu nur zwei Worte: DER FRANKE.
Viel furchtbarer noch traf es aber bald darauf den damaligen Shootingstar Patrick Owomoyela, der nach einem Date mit dem Würzburger Unglücksraben aus dem WM-Kader flog.
Inzwischen hat sich der voodoohafte Einfluss des Franken sogar zu einer fatalen Fernwirkung erweitert. Als ich ihn neulich fragte, wo ich Pressefotos von Bastian Schweinsteiger herbekäme, reichte das bereits aus, um den Jagdtrieb einer bayerischen Zecke zu wecken, die wie ferngesteuert Schweini biss und ihn so mit einer hartnäckigen Knieentzündung versorgte – Folge: Der FC Bayern vermasselte die Meisterschaft.
Es gibt mittlerweile sogar ernste Anzeichen für eine pandemische Ausweitung des Frankenfluchs auf nichtsportliche Bereiche: Den seit Januar spurlos verschwundenen Schriftsteller Michael Rudolf hat er nämlich auch interviewt. In diesem Fall gäbe es sogar ein Motiv: Im November 2006 verfasste Rudolf eine scharfe Polemik gegen die Franken (wie zuvor allerdings auch gegen alle anderen deutschen Volksstämme).
Bald kommt übrigens Dirk Nowitzki nach Hamburg. Ich Naivling wies den Franken heute – trotz der geschilderten Ereignisse – auf die riesengroße Chance hin, den Weltstar zu interviewen. Doch er hat nur komisch geguckt.
Der Franke könnte mit Sicherheit reich damit werden, sich von bisher verschont gebliebenen Sportlern fürs Nichtinterviewen bezahlen zu lassen. Mal sehen, wann er selbst auf diese Idee kommt.
Diesen von ihm verehrten Fußballer plante der Franke zu interviewen, und kaum lag der Antrag beim Management, verdrehte sich Scholl das Knie und musste eine lange Zeit damit überbrücken, Rocksampler zusammenzustellen. Außerdem verstärkte sich sein Haarausfall.
Wenig später traf der Franke den belgischen Powerbrocken Daniel van Buyten, damals noch beim HSV; nach dem Interview allerdings musste der sonst so robuste Riese sich monatelang der unnachgiebigen Strenge orthopädischer Fachleute unterwerfen.
Als Benny Lauth auf dem Höhepunkt seiner Fußballkunst nach Hamburg wechselte, bat ihn der Franke um ein Gespräch, was das sofortige Ende von Lauths Nationalmannschaftskarriere bedeutete; selbst beim HSV drückte er die Ersatzbank hinfort öfter als seine Freundin. Noch heute rätselt Lauth-Fan Kramer, warum dieser hochtalentierte Spieler sein Potential nie ausschöpfte. Ich sage dazu nur zwei Worte: DER FRANKE.
Viel furchtbarer noch traf es aber bald darauf den damaligen Shootingstar Patrick Owomoyela, der nach einem Date mit dem Würzburger Unglücksraben aus dem WM-Kader flog.
Inzwischen hat sich der voodoohafte Einfluss des Franken sogar zu einer fatalen Fernwirkung erweitert. Als ich ihn neulich fragte, wo ich Pressefotos von Bastian Schweinsteiger herbekäme, reichte das bereits aus, um den Jagdtrieb einer bayerischen Zecke zu wecken, die wie ferngesteuert Schweini biss und ihn so mit einer hartnäckigen Knieentzündung versorgte – Folge: Der FC Bayern vermasselte die Meisterschaft.
Es gibt mittlerweile sogar ernste Anzeichen für eine pandemische Ausweitung des Frankenfluchs auf nichtsportliche Bereiche: Den seit Januar spurlos verschwundenen Schriftsteller Michael Rudolf hat er nämlich auch interviewt. In diesem Fall gäbe es sogar ein Motiv: Im November 2006 verfasste Rudolf eine scharfe Polemik gegen die Franken (wie zuvor allerdings auch gegen alle anderen deutschen Volksstämme).
Bald kommt übrigens Dirk Nowitzki nach Hamburg. Ich Naivling wies den Franken heute – trotz der geschilderten Ereignisse – auf die riesengroße Chance hin, den Weltstar zu interviewen. Doch er hat nur komisch geguckt.
Der Franke könnte mit Sicherheit reich damit werden, sich von bisher verschont gebliebenen Sportlern fürs Nichtinterviewen bezahlen zu lassen. Mal sehen, wann er selbst auf diese Idee kommt.
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