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11 März 2012

Fundstücke (155): Die hartnäckige Kortaffel



Wenn man „knadschgabutt“ (O-Ton meine Mutter) und vollzerflossen aus dem Bodyfitkurs von Chris, dem Schlächter, gekrochen kommt und an einem Plakat vorbei muss, auf dem steht „SWEAT IS WEAKNESS“, dann fühlt man sich sofort noch knatschkaputter und zudem unfein veräppelt.

Doch zum Glück gibt es
im öffentlichen Raum auch Kommunikationsversuche, die eher lustig sind als düpierend. Zum Beispiel die oben abgebildete Schaufensterwerbung in einer Schanzenboutique. Wer also demnächst vorhat, sich den ein oder anderen Menschen mit geschlechtsunabhängigen 50 Prozent Ermäßigung anzuschaffen, sollte dort einmal vorbeischauen.



Die Kumpir-Kette hingegen beharrt seit Jahren hochoffiziell per Leuchtreklame darauf, eine „Patoto“ statt „Potato“ zu backen, und zwar stadtteilübergreifend, denn ich habe das gleiche Schild schon vor Jahren im Grindelviertel entdeckt.

Mein Rat daher an die Kumpir-Kette: Verwendet doch einfach das hübsche Wort „Kartoffel“, dann dürften solche Blamagen bald Geschichte sein. Andererseits gibt es natürlich auch die Möglichkeit „Kortaffel“ …

Ach, macht doch, was ihr wollt.


06 Januar 2012

Fundstücke (151)



Inhaltlich möchte ich diesen am Hauptbahnhof entdeckten Aufkleber erst einmal nicht bewerten. Denn jede Exegese würde sowieso überstrahlt und kontaminiert von der bestürzenden Tautologie des Wortes „KACKSCHEISSE“.

Um das wieder aus dem Kopf zu kriegen, gehe ich am besten heute Vormittag zur Thaimassage. Es wird funktionieren, ich weiß es. Dank Joy.



25 November 2011

Motörhead, 30. 11., Sporthalle



Am 23.11.2011 um 22:06 schrieb Matt:

Lieber German Psycho,

den kommenden Mittwoch wir haben ein Datum mit Motörhead. Ist es, dass wir schon einen Plan der Anreise haben, der Sinn macht für die beiden von uns? Hoffe zu hören von dir bald.

Am 23.11.2011 um 22:58 schrieb German Psycho:

Ich denke, es ist gut zu sehen, du machst bereits Pläne.
Wann gehts los? Das Konzert? Sollen wir mit dem Auto fahren?

Am 23.11.2011 um 22:06 schrieb Matt:
Es startet an 8 Uhr nach dem Mittag. Es tut nicht kümmern mich, ob wir gehen bei Auto. Was tust du mögen am meisten?


Seither: Funkstille. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Wobei mir einfällt, dass ich in einer älteren Motörhead-Plattenkritik mal einen Song über einen Serienkiller besonders hervorgehoben habe. Unheimlich.

Foto: www.imotorhead.com


Nachtrag

Am 26.11.2011 um 8:13 schrieb German Psycho:

Ich denke, wir sollten gehen bei Zug. I mag sein Lust haben auf ein zweites Bier.

30 August 2011

Fundstücke (148): Kulinarisches



Selbstkritik ist eine feine Sache. Es gibt kaum etwas Honorigeres. Das Messe-Café ist mit seinen süßen Tüddelchen ums Frühstück herum aber etwas übers Ziel hinausgeschossen – oder die Betreiber wissen genau, dass sie das, was sie auf der Karte als „Frühstück“ anbieten, keinesfalls als solches bezeichnen dürfen, ohne sofort die Konzession zu verlieren. Also haben sie sich für den ehrlichen Weg entschieden. Respekt.



Im indischen Restaurant Raj Mahal in der Humboldtstraße gibt es das beste Mango Lassi diesseits von Kalkutta. Meinetwegen können sie es auch hundertmal auf der Karte so schreiben wie einen berühmten Fernsehhund: Das ändert nichts an seiner Qualität. Als Beilage servieren sie dort übrigens fast durchweg „Resi“. Da freut sich Lassie.



Reimen ist Glückssache, und mit dem Versmaß bestimmt man die Schuhgröße. Oder war’s andersrum? Ist ja auch Wurscht – Hauptsache, zwischen Leber und Milz passt noch ’n Deppenbindestrich.

06 Juli 2011

Fundstücke (141)



Ganz schön taff, dieser Sprayer, ganz schön gefährlich. Doch was hat er bloß gegen „männliche Schwäne“ oder „gedrungene Pferde“?

Vielleicht ist er aber auch nur Allergiker, denn „cob“ hat zu allem Überfluss auch noch eine dritte Bedeutung: „Haselnuss“.

Entdeckt am Hansaplatz, St. Georg.


24 März 2011

Fundstücke (128)



Eins der betrüblichen Probleme, die durchs Kiffen entstehen, ist nachlassende Artikulationsfähigkeit. Jedenfalls dürfte sich kein zufällig vorbeilaufender Politiker von diesem verunglückten Imperativ zu einer Gesetzesinitiative angespornt fühlen.

Zur Strafe muss der unbekannte Hanffan, der gern Teil einer Jugendbewegung wäre und diesen Spruch an eine Wand in Klein-Flottbek sprühte, auch weiterhin zehnmal so viel für seinen Joint zahlen, als wenn das Kraut legal wäre.

16 November 2010

Bin mit dem Fahrrad

In der Talstraße wohnen keine Pfeffersäcke. Hier sehen die Fassaden und Klingelschilder manchmal so aus wie auf diesem Bild.

Im Kioskcafé, wo sich manchmal missmutige Transen die Nachtschicht mit Koffein aus den Knochen spülen, residiert ein Chef, der nicht nur einen kapitalen anatolischen Schnauzer, sondern auch seine Laune stets offen zur Schau trägt. Wie auch immer sie gerade beschaffen ist.

Manchmal schaut er dich nicht mal mit der Kniekehle an, erwidert keinen Eintrittsgruß, grabscht mürrisch nach deinem Geld und fetzt dir die Hermes-Quittung hin, als wärst du Luft – und zwar sehr, sehr lästige Luft.

Und ein andermal, man weiß nie warum, grinst der Mann derart selig, dass sein Schnauzer so breit wird wie Jerry Garcia einst die ganze Zeit war. „Wie geht’s dir, mein Freund?“, strahlt der Chef dann mit seinem nonchalant entblößten Goldzahn um die Wette.

Heute war so ein „Wie geht’s dir, mein Freund?“-Tag. Als ich die Quittung einsteckte, fragte er sogar: „Willst du Kaffee?“ „Danke, sehr nett“, antwortete ich fast gerührt, „aber ich muss leider ins Büro.“ Er schaute mich beinah zärtlich an, als sei ich wirklich sein Freund und nicht nur irgendein Typ, der ab und zu mal vorbeikommt, um ein Hermes-Paket abzugeben.

„Becher mitnehmen?“, flötete er unter Aufbietung aller ihm möglichen Eloquenz, und außer Gold blickte mir dabei auch noch die ein oder andere Zahnlücke entgegen. „Nein“, hörte ich mich antworten, „ich bin mit dem Fahrrad.“

Ich bin mit dem Fahrrad???


Dieser verkrüppelte Satz aus meinem eigenen Mund hallte mir noch nach im Hirn, als ich schon längst wieder aufgesattelt hatte. Und auch jetzt noch ein bisschen, ehrlich gesagt.

Wo war denn da bloß das finale „da“ gewesen? Oder wenigstens ein etwas eleganteres „unterwegs“ – das Adverb halt? Dieses akute Summen und Surren à la „Ich bin Arbeit“, „Gehst du Disco?“ oder „Hab noch Vertrag“ macht mich anscheinend immer wuschiger.

Vielleicht bin ich auch einfach zu oft Blog von Fräulein Krise, vallah.


13 November 2010

Viva le Hirnriss



Irgendwann, während irgendeiner dieser endlos zähen und schon seit Monaten fruchtlosen Sitzungen, muss jemand gesagt haben: „Verdammt, Leute, so kommen wir wirklich nicht weiter. Dann können wir unseren Laden ja gleich VIVA LA WURST nennen!“

Alle müssen ihn angestarrt haben, als sei er das Rauchmonster aus „Lost“. Es kehrte Stille ein. Aber dann haben sie doch nicht die 112 angerufen, sondern einen Lichtreklamenhersteller.

Und wer hatte gestern Abend, als er in Sturm und Regen an der Reeperbahn arglos auf den Bus wartete, die Folgen zu tragen?

Einmal dürfen Sie raten.


08 Juni 2010

Kleines Missverstanding



Matt
: Guten Abend, ich habe eine Frage zu Ihrem Begrüßungsangebot.
Nespresso: Sie meinen die welcome offer?
Ms. Columbo (aus dem Hintergrund): Du musst dich schon präzise ausdrücken!

05 Juni 2010

Das blinde Gesicht

Kollegenschelte ist ja immer unfein. Deshalb deklariere ich das Folgende lieber als „Tipps“.

Also, lieber Christoph Forsthoff von der Mopo, sollten Sie dereinst noch mal über Eric Clapton berichten dürfen, dann nennen Sie ihn im Text besser nicht „Erik“. Und sein Spitzname ist „Slowhand“, nicht „Flow Hand“.

Zudem sollten Sie das Wort Gefährten nicht mit d schreiben, sonst gefährden Sie Ihren Ruf. Und „arkustisch“ ist zwar eigen, gebe ich zu, doch ohne r wirkt es massenkompatibler.

Claptons Band mit Steve Winwood, lieber Herr Forsthoff, hieß übrigens Blind Faith und keineswegs und unter gar keinen Umständen „Blind Face“. Sollten Sie mit dieser Neuschöpfung allerdings einen Killerspitznamen für sich selber kreieren wollen, dann könnten Sie damit durchaus erfolgreich sein.


Wenn Sie (also Sie Blogleser, nicht Herr Forsthoff) mich jetzt fragen, warum ich die Mopo überhaupt immer mal wieder kaufe, wo ich ihre eigenwillige Verwendung der Sprache doch schon seit längerem verbesserungswürdig finde, dann sage ich Ihnen klipp und klar:

keine Ahnung.

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02 Juni 2010

Geschmacklos



Also ich weiß ja nicht, ob man als Mercado-Fressbude die hungrigen Massen mit dem Killerslogan „Alle Gerichte sind ohne Geschmack“ an die Töpfe lockt.

Und was bedeutet bloß das zusammenhanglos dahintergeklatschte Wort „Verstärkel“? Wenn man schon chinesisch eingefärbtes Deutsch parodieren möchte, wie es wohl beabsichtigt war, dann hätte man auch konsequenterweise „Velstälkel“ schreiben müssen.

Am Ende folgt unversehens noch ein aus der Hüfte geschossenes „Glutamat“ ohne jeden Sinn und Verstand.

Also ich geh da nicht essen.



15 Mai 2010

Fundstücke (81): Deppenleerzeichen galore



Kommentar von Ms. Columbo zu dieser doppeltdepperten Bremer Kirchenschreibweise:

„Die haben offensichtlich das Fragezeichen vergessen.“

12 Mai 2010

Fundstücke (79): Immer schön scho(h)nen

Nach „Coffee to go“ (statt zum Trinken!) sowie einem kompletten „Café to go“ gibt es mitten auf St. Pauli (nämlich in der Paulinenstraße) jetzt auch einen „Gebetsteppich to go“.

Seine Zusatzfunktion als „Schuh Schohner“ erschließt sich mir nicht sofort, aber vielleicht ja den Schoschonen.

PS: Ein echtes Killerprodukt wäre hingegen ein „Gebetsteppich to fly“. Aber den baut mal wieder keiner.

24 April 2010

Stani raus!

So, nach dem heutigen gloriosen 6:1 meines bald 100-jährigen FC St. Pauli gegen Koblenz halte sogar ich Fußballpessimist und -schisser den Aufstieg unter gewissen, genau zu definierenden Umständen sowie Hinzuziehung von Zufall, Glück, Voodoo und Massenbeinbrüchen beim Gegner für nicht vollkommen ausgeschlossen.

Nach dem Spiel skandierte das ganze Stadion in fröhlicher Euphorie: „Stani raus!“ und „Wir ham die Schnauze voll!“. Stani(slawski) wurde gerade von Sky interviewt, als die paradoxen Sprechchöre hereinschwappten, und grinste: „Wahrscheinlich liegt’s am Gegentor.“

„Stani raus“ heißt natürlich nichts weiter als: raus aus der zweiten Liga. Das wünsche auch ich mir sehnlichst – und das trotz des peinsam denglischen Jubiläumsslogans „OUR WORLD is braunweiß“.

Doch mein Fremdschämpotenzial habe ich diesen Monat zum Glück schon komplett aufgebraucht.


Foto: FC St. Pauli


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23 April 2010

Wie das Partybild auf die Bahncard kam

Nein, nicht alle Kollegen sind eine Zierde meines Standes.

Manche scheinen sich trotz eines IQs, der Lothar Matthäus’ Lebensalter entspricht, geradezu verirrt zu haben in diese Welt des Denkens und Schreibens, ohne allerdings – und das ist das besonders Merkwürdige – sogleich zügig wieder hinausexpediert worden zu sein.

Zu diesen Journalisten gehört Regina.

Regina beklagt sich in einem Forum öffentlich über die Bahn. Die nämlich, schimpft sie am 3. 11. 2009, habe ihrer Bahncard statt des üblichen Passfotos etwas ganz anderes eingeschweißt: nämlich ein seltsames Partybild von ihr.

„Rätsel DB!“, schlägt sich Regina vor den überforderten Kopf – ohne auch nur ansatzweise zu begreifen, dass weltweit nur ein Mensch das Partybild beim Antragstellen versehentlich hochgeladen haben muss, und zwar sie höchstselbst: Regina.

Denn woher in Mehdorns Namen sollte die Bahn das Bildchen sonst wohl haben?

Ach, es ist ein Kreuz. Da lobe ich mir doch die Bauernschläue der Pennyfiliale in Ottensen, die einfach einen Aushang macht, wenn sie mal ein paar Ls billig loswerden will.
(Sowie ein Deppenleerzeichen.)

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18 März 2010

Fundstücke (73): Lose Zusammengekehrtes

1. Auf den Toiletten des CCH ist der verchromte Spülkasten (Foto) so geformt und geneigt, dass er die untere Körperhälfte spiegelt – und dabei doch wahrhaftig die Größenverhältnisse ins Schmeichelhafte verzerrt. Frauen kriegen das wahrscheinlich überhaupt nicht mit.

2. Mein Ranglistenplatz auf der Statistikseite Bloggerei entsprach heute Abend exakt unserer Kabinennummer auf der anstehenden Ostseekreuzfahrt: 222. Was soll mir das sagen?

3. Die saumseligen Kommentare aus dem alten Blog bequemen sich übrigens peu à peu ebenfalls umzuziehen. Somit könnte ich alsbald erwägen, den Status quo ante komplett zu entfernen, doch irgendetwas hält mich davon ab. Ich warte erst einmal, ob Blogspot/Google auch tittenlastige Beiträge wie diesen auf Dauer unzensiert lässt.

4. Die Transen in der Schmuckstraße dürften seit heute tief durchatmen, denn endlich sind die Straßenbauarbeiten weitgehend durch. Das ordnungsgemäße Kobern ist nämlich eine geradezu unbewältigbare Herkulesaufgabe, wenn derweil Presslufthammer-B-B-B-Bernie in den Untergrund vorstößt und das Jaulen der Asphaltfräsen die stichhaltigsten Argumente übertönt. Doch jetzt wird ja wieder alles gut.

5. Ein großer Hamburger Verlag unterzieht freie Journalisten einer ganz besonderen Behandlung. Er bestellt einen Artikel zu einem bestimmten Honorar. Wenn auf der vorgesehenen Seite nun zur Freude des Verlags jemand eine viertelseitengroße Anzeige schaltet, kürzt er das Honorar für den bereits gelieferten Artikel um 25 Prozent, denn es wird ja auch weniger Text gedruckt … Im Klartext: Weil der große Hamburger Verlag plötzlich mit der Seite Geld verdient, spart er parallel am Honorar für den Journalisten. Wollte man die Begriffe „paradox“, „perfide“ und „schäbig“ gemeinsam definieren: Mit dieser Geschichte schaffte man es mühelos.

6. Es gibt einen neuen Bewerber um den Jil-Sander-Gammelsprech-Preis des Jahres. Auch er ist Modedesigner und heißt Wolfgang Joop. In der Zeitschrift Tush sagt der Mann Sätze wie: „Wir sind totally equipped und totally Opfer vom Equipment.“ Es ist vollkommen offensichtlich, dass der exzessive Umgang mit Klamotten bestimmte Synapsen beschädigt, die bei normalen Menschen das Babylon-Syndrom verhindern helfen. Es sollte allmählich Betty-Ford-Kliniken für so was geben.


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12 Januar 2010

Ein Angebot, das man ablehnen muss



Herr Bosch hat es schon vor einem Jahr prophezeiht, doch erst jetzt ist das Phänomen auch in Ottensen angekommen: ein komplettes „Cafe to go“.

Das verblüffend immobile Angebot macht die Bäckerei H. von Allwörden. Mich würde echt mal die Einkaufstüte interessieren – und natürlich, ob das alles von einem x-beliebigen Stammkunden überhaupt zu wuppen wäre, transporttechnisch und vor allem finanziell.

Immerhin gilt die Bäckerei laut Aufkleber als „BILD Top-Händler“, und man weiß ja, an welche Schichten Kai Diekmann sein Blatt
vorwiegend verkloppt: an die so bildungs- wie einkommensfernen. Kurz: Das Verkaufsangebot müsste noch mal überarbeitet werden.

Vielleicht versucht Allwörden es einfach erst mal mit Kaffee zum Mitnehmen.


25 Oktober 2009

Fundstücke (61): Über Gott und die Welt



1. Wie betrüblich es um die monotheistischen Religionen bestellt ist, dokumentiert u. a. die beschämende Followerzahl von Gott bei Twitter: lediglich 116 Schäfchen wollen Sein Wort hören. Doch auch Er leidet unter Weltekel und interessiert sich nur noch für 49 seiner Geschöpfe. Konsequenterweise hat Er seit einem Monat nichts mehr getwittert. Ja, es ist ein Elend.

2. Budnikowsky bietet eins der hartnäckigsten Nester von Deppenleerzeichen auf ganz St. Pauli. Da müsste mal der Deppenleerzeichenkammerjäger durchmarodieren; ein Job, für den ich keineswegs unterqualifiziert wäre. „Dieser Bereich ist Kamera“, heißt es etwa kryptisch auf einem Schild über der Kasse. In einer weiteren Zeile hält uns das Schild dann ein unmotiviertes „überwacht“ vor die Nase, und man ahnt, was die Budnikowskys semantisch im Sinn hatten, als sie dem Schildermacher diesen debilen Auftrag erteilten. Die Deppenleerzeichenmarotte erstreckt sich sogar bis aufs Sortiment. Im Alnatura-Regal zum Beispiel findet sich ein „Berg Linsen“. Immerhin lässt das den Kilopreis von 3,98 Euro nicht gerade überteuert wirken.



3. „Pizza, ital. Art“ klingt wie „Eulen nach Vogelart“, jedenfalls betäubend tautologisch. Dafür sind aber immerhin weder Gott noch Budnikowsky verantwortlich, sondern ganz allein Würzburg.


14 September 2009

Fundstücke (57)



1. Für die krasseste Denglishdämlichkeit seit Jil Sander ist die Seite meebo.com verantwortlich. „… you agree to our Nutzungsbedingungen and Datenschutzrichtlinien …“: Sind die Gammelsprechler jetzt völlig am Durchdrehen?



2. Drei edelsüße Raritäten, entdeckt auf dem Flohmarkt am Eppendorfer Weg und nach harten Verhandlungen für insgesamt 20 Euro mitgenommen. Kann mir bitte mal ein Fachmann erklären, wie der 1981er Mühlhofener Rosenberg Eiswein ohne Doping auf sagenhafte 17 Prozent Alkohol kommen kann?


3. Schmerzliche Prognose (1). Entdeckt beim Komprimieren.



4. Schmerzliche Prognose (2). Entdeckt in Eimsbüttel.

30 August 2009

Fundstücke (55): Von Metaphernhöllen & Denglishgedengel

1. Die abgebildete Anzeige aus der Mopo stellt zweifellos einen neuen Höhepunkt in der Disziplin „Fisch sucht Fahrrad“ dar. So vieles geht da schief, von der widernatürlich süßen Zitrone über die Denunzierung des eigenen Kindes als „Schädling“ bis hin zum unfreiwillig derben „Entsafter“, der unbedingt „funktionsfähig“, also keineswegs impotent zu sein hat.

Doch sollte Letzterer nicht eher, um im metaphorischen Subtext zu bleiben, dahingehend funktionieren, dass er „Saft“ beisteuert statt ihn zu stibitzen? Und warum soll der Herr Entsafter bloß für einen abgerundeteren Geschmack sorgen, wo doch die Zitrone schon gar nicht mehr sauer, sondern verblüffenderweise süß ist?

Vielleicht sucht die 38-Jährige Anzeigenschalterin aber in Wahrheit auch nur nach einem Auftragskiller, der ihr den Schädling vom Hals schafft, möglichst mithilfe eines Entsafters. Allerdings gibt so was erfahrungsgemäß eine Riesensauerei – und kostet bestimmt Aufpreis in Auftragskillerkreisen.

2. In Kölle hat man nur eins im Kopp: Sex! Natürlich ist das eine unzulässige Verallgemeinerung, ich weiß – zumal die Basis nur ein einziger Leser darstellt, der sich allerdings anderthalb Stunden lang in jene Einträge meines Blogs vertiefte, die mit Sex etikettiert sind.

3. Jan Leube ist Berliner Kreativchef der Werbeagentur BBDO – und eindeutig die Jil Sander des neuen Jahrtausends. Und zwar wegen dieses Denglishgedengels:
„Gerade jetzt, da die klassischen Bezahlbühnen zunehmend in die Knie gehen“, salbaderte Leube nämlich vor einigen Wochen öffentlich, „wird Content, der so compelling ist, dass er sich von alleine durchsetzt, zur einzig wichtigen Währung in der Attention Industry formerly known as Advertising.“
Da Leube Anglist ist, steht zu vermuten, dass während seines Sprachstudiums einfach einige Synapsen falsch verdrahtet wurden und er sie jetzt nicht mehr entwirren kann. Zum Glück gilt das in seiner Branche nicht als Behinderung.

4. „Holt er nur die Zeitung rein/möcht ich seine Zeitung sein.“ Balzversuch von Uschi Glas im Song „Mein Wochenende“. Allerdings ist die Peinlichkeit verjährt, das Stück ist von 1973.