„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
21 Dezember 2009
Die gute Samariterin
Kälte, Eis und Schnee senken die Vollhorstquote auf dem Kiez erheblich, wie dieses Foto der Seilerstraße von heute Abend eindrucksvoll beweist: Kein einziger ist darauf zu sehen.
Doch es gibt ja auch eine erstaunlich hohe Anzahl furchtbar netter St. Paulianer, die aber auf diesem Foto ebenfalls nicht zu sehen sind. Einer Vertreterin dieser Spezis begegnete ich unlängst bei Edeka, und zwar an der Kasse.
Ich Vollhorst hatte meine Börse zu Hause vergessen, und nach dem Zusammenkramen all meines Kleingeldes kam ich auf genau 1,31 Euro zu wenig. Die Schlange hinter mir runzelte bereits die Stirn, doch was tat die Verkäuferin? Sie erbot sich, mir 1,31 Euro ihres Trinkgeldes zu leihen.
Ich wusste bis dahin schändlicherweise nicht einmal, das Supermarktverkäuferinnen überhaupt trinkgeldberechtigt sind. Doch so ist es; die 1,31, die sie mir herüberreichte, sprachen Bände. Verlegen und unter Rückzahlungsversicherungs- und Dankesgestammel nahm ich die Münzen an, nur um sie ihr kumuliert um meine eigenen kläglichen Vorräte sogleich wieder auszuhändigen.
„Bis 3 bin ich noch hier“, sagte sie. Ich huschte nach Hause, holte meine Börse und eine Flasche Weihnachtslikör, huschte wieder zu Edeka – und fand die Samariterin nicht mehr. Weder an der Kasse noch im Laden.
Ihren Namen hatte ich mir leider nicht gemerkt. Und um eine x-beliebige Kollegin mit einer Personenbeschreibung („Diese dralle Blonde mit Zopf“) zu belästigen, fehlte mir traditionellerweise der Mut.
Eine Stunde später unternahm ich den nächsten Versuch – diesmal mit Erfolg. Die auf 2 Euro aufgestockte Rückzahlung nahm dieser Engel des Advents ebenso erfreut entgegen wie den Weihnachtslikör.
Insgesamt waren das die teuersten vier Brötchen meines Lebens. Keine Ahnung, warum ich mich auf dem Nachhauseweg trotzdem reicher fühlte als vorher.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
"Insgesamt waren das die teuersten vier Brötchen meines Lebens. Keine Ahnung, warum ich mich auf dem Nachhauseweg trotzdem reicher fühlte als vorher."
AntwortenLöschenWeil geben seliger ist denn nehmen. Sie haben Gutes mit Gutem vergolten. Schauen bzw. lesen Sie ruhig mal "A Christmas Carol" von Charles Dickens. Da ist es noch ausführlicher erklärt.
Insofern. Ruhig weiter so.
Und schonmal ein frohes Weihnachtsfest.
Ihr
A. Nonym
Amen :)
AntwortenLöschenAber es erstaunt mich schon zu lesen, dass die äußerst nette Dame über 1,31EUR Trinkgeld bekommt.
„Geben ist seliger denn nehmen” sagte schon Muhammad Ali.
AntwortenLöschenDas klingt nach dem Fräulein S. Johansen (Scarlett?), wetten?
AntwortenLöschenA. Nonym, zu Ihren Ausführungen hat Germanpsycho alles gesagt.
AntwortenLöschenOle, ich werde ihr beim nächsten Mal unauffällig aufs Namensschild starren.
Ich kann Dich beruhigen.... auch bei Edeka dürften Verkäuferinnen nicht trinkgeldberechtigt sein, genauso wenig wie bei uns, allerdings sammelt sich schon manchmal was an Kleingeld an, was als solches gedacht ist und eigentlich im Büro abzugeben ist.
AntwortenLöschenSollte mich sehr wundern, wenn das bei Edeka anders ist.