09 März 2006

Der billige Hunni

Schau mal an: Plus online verkauft einen Hunderteuroschein für günstige 89 Euro (entdeckt via lawblog). Einen echten Hunni! Okay, der Versand kommt noch hinzu (3,95) – und sogar noch ein Stück Acryl. In das der Schein allerdings eingegossen ist.

Das scheint der einzige, wenngleich nicht unwesentliche Nachteil des Angebots zu sein. Mehrere beachtenswerte Aspekte ergeben sich aus dieser Offerte. Zum einen: Ganz offensichtlich verkauft Plus sein Produkt deutlich unter Einkaufspreis – und das ist wettbewerbswidrig. Was macht eigentlich die Gewerbeaufsicht so den ganzen Tag?

Zum anderen: Wäre man in der Lage, das Acryl abzukriegen, ohne den Hunderter auf nicht mehr gesellschaftsfähige Weise zu beschädigen, könnte man mit dem Schein einkaufen gehen, zum Beispiel bei Plus. Man könnte einen weiteren in Acryl eingegossenen Hunderter erwerben, erhielte zum zweitenmal 7,05 Euro zurück, hätte dann schon 14,10 Euro gutgemacht. Und so weiter. Leider ist das Ensemble auf 2000 Stück limitiert, was den Gesamtgewinn auf 14.100 Euro begrenzt. Aber immerhin!

Also: Wer hat eine Idee, wie man das Acryl abkriegt? Und auch wenn das (noch) nicht machbar ist: Man könnte den kompletten Bestand aufkaufen (Kosten: 185.900 Euro) und auf rasche Fortschritte bei der schonenden Entacrylisierung setzen.


Vielleicht bekommt man für dieses Geschäftsmodell sogar Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt. Zumindest wüsste ich gern, wie die gucken, wenn man damit ankommt.

PS: Wie würde eigentlich Plus reagieren, wenn man einfach mit dem kompletten Acrylblock zur Kasse ginge und damit einen Kasten Astra kaufen wollte? Schließlich ist er ja echt, der billige Hunni. Auch wenn er kaum ohne rohe Gewalt in die Kasse passt.


Ex cathedra: Die Top 3 der Songs über Geld
1. „Money money money“ von Abba
2. „Brother can you spare me a dime“ von Bing Crosby
3. alles von Moneybrother


13 Kommentare:

  1. Dresden machte den ersten Deal perfekt:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,405194,00.html

    Hi, Matt, this is Joe McClocKinsey, would you please stop blogging negative attitudes? We just bought the so called "Reeperbahn" for a "Hunni".

    Regards,
    J.

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  2. Wozu gießt irgendjemand Geld in Acryl? Man lackiert ja auch keine Sachertorte . Und wer kauft so etwas, außer er hat einen todsicheren Trick zum entacrylisieren gefunden?

    Sollte sich ein Käufer in den Kommentaren outen, wird er eine Menge Fragen zu beantworten haben.

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  3. a) wer kennt schon den Einkaufspreis
    b) und wenn, wieso sollte das wettbewerbswidrig sein?

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  4. @anonym: wer bei einem Hunderteuroschein nach dessen Einkaufswert fragt, der tut auch besser daran, anonym zu bleiben.

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  5. Danke, ramses … ;-)

    Hier der Eintrag von Wikipedia zur Problematik der Dumpingpreise:

    „Der Verkauf einer Ware unter dem Einstandspreis ist durch die 6. Novelle zum GWB seit 1999 verboten (§ 20 (4) GWB), wenn es sich um ein Unternehmen mit überlegener Marktmacht handelt und der Verkauf unter Einstandspreis nicht nur gelegentlich erfolgt. Discounter verkaufen bislang kurzfristig unter dem Einstandspreis, um Kunden für andere Produkte anzulocken. Somit entsteht ein Wettbewerbsnachteil für kleinere Supermärkte, die nicht ein so großes Warenspektrum haben. Langfristig sind Verkäufe unter dem Einstandspreis kartellrechtlich verboten.“

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  6. Frau modeste, offenbar setzt Plus auf den statushebenden Effekt einer solchen Schreibtischdekoration. Wer es sich leisten kann, einen Hunderter aus dekorativen Gründen buchstäblich aus dem Verkehr zu ziehen, hat – so die beabsichtigte Botschaft – sicher keine ökonomischen Sorgen.

    Allerdings: Wenn das so ist, wieso kauft er dann bei Plus … ?

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  7. Das kann ich alles nicht begreifen. Wer kommt auf solche Ideen?

    Mein Tipp zum Thema Entacrylisieren wäre definitiv Beamen. Wenn wir in einer Welt leben, in der Hundert-Euro-Scheine in Plastik zum Preis von 89 Euro verkauft werden, und das auch noch funktioniert, dann ist ganz bestimmt auch Beamen möglich.

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  8. Vielleicht sollten wir die Tanten aus dem Nagelstudio mal fragen, ich meine, die, die einem neue Nägel aus Acryl verpassen. Den lösen sie angeblich immer mit Aceton, den man als Ottonormalverbraucher zwar nicht erwerben kann, aber sehr wohl als Nagelstudio. Also, wo ist die nächste Friseuse? (wollt' keiner/m aufn Schlips treten)

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  9. Was soll das denn? Einen Hunni als Schreibtischzierde? Ist das wirklich schlimmer als ein - sagen wir mal - palladiumbeschichteter Gürtel oder irgendein anderer Wertgegenstand? Ist es nur deswegen so verrucht, weil der Wert ostentativ aufgedruckt ist? Ein Materialwert ist besser, weil er weniger offensichtlich ist?

    Über den EK und VK dagegen kann man natürlich trefflich streiten. Und dabei gebe ich Ihnen auch sicher recht.

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  10. Mir kommt der Schein im Acryl einfach prollig vor. Würden Menschen mit Geschmack darauf verfallen?

    Sie jedenfalls nicht, Herr GP, da bin ich mir sicher …

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  11. Der Hinweis "Nicht umlauffähige Banknote" in der Offerte deutet aber wohl schon darauf hin, dass der EK nicht unbedingt €100+Acryl gewesen sein muss - Entacrylisieren wäre also ohnehin nutzlos - und die Schreibtischdekoration unter diesem Gescihtspunkt wohl auch eher teuer als billig.

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  12. Herr Herrner, ich denke ja, dass der nicht umlauffähige Charakter der Banknote gerade von ihrer Acrylisierung herrührt. Wenn man diesen Missstand behöbe, wäre sie sicherlich wieder umlauffähig – zumal Plus versichert, es handele sich um eine echte.

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