25 September 2005

Die junge Stadt

Der HSV schlägt Bayern, aber wir sind auf Familienbesuch in Wolfsburg (wo der VfL parallel die Frankfurter Eintracht schlägt).

Wolfsburg ist ungefähr das Gegenteil von Venedig, nämlich unglaublich jung. Und friedlich: Die geduldeten Legionen von Kaninchen, die traulich über jede Wiese hoppeln, haben in ihrer Genen keine vererbbare Erinnerung mehr daran gespeichert, dass ihre Vorfahren einst abgeschossen und zu schmackhaften Braten verarbeitet wurden.

Anders als im kulturellen und medialen Leben gilt bei Städten Jugendlichkeit als Manko. Wolfsburg ist, dank VW (Foto: die Türme des Werks), aber unglaublich reich und deshalb eine einzige Spielwiese für Stadtplaner und Architekten, die der Stadt eine substanzielle und wie gewachsene Ästhetik zu verleihen versuchen.

Wolfsburg versucht mit Großzügigkeit und Grünflächen zu charmieren, ist blitzsauber und hochadrett. Doch alles Blitzeblanke und alle Adrettheit, jeder künstliche See, jeder Park und sogar die neue Wasserskianlage verweisen unfreiwillig auf die fehlende Tradition der Stadt, auf ihre vermaledeite Jugendlichkeit.

Zurück in Hamburg fallen einem die Vorzüge Wolfsburgs besonders ins Auge. Nein, in die Nase: In keiner Unterführung, an keiner Hauswand riecht es dort nach Pissoir.

Kein Zweifel, der Kiez hat uns wieder.

3 Kommentare:

  1. endlich mal einer der unsere schöne Stadt zu schätzen weiß...

    AntwortenLöschen
  2. NaJa..Ich bin ja auch Wolfsburger..aber gerade diese Sauberkeit und Oberflächlichkeit ist es, was einem hier gehörig auf den Sack geht. Leider zu wenig Subkultur, zuviel Schickimicki...Aber es gibt auch Dreck-Ecken...Das ist gut so!

    AntwortenLöschen
  3. Vai que é tua Tafarel!!!
    Filma nóis Galvão!
    Thanks!

    Pelé

    AntwortenLöschen