30 September 2005

Das Fitnessstudio

Nur drei U-Bahn-Stationen von St. Pauli entfernt: unser Fitnessstudio. Zwei- bis dreimal die Woche wird hier geschwitzt, unter Dauerbeschallung.

Mittags gibt es schon mal Indierock, aber abends wird's oft gruselig. Eurodisco, Blümchentechno, abgedroschenster R’n’B - und zwar so laut, dass du dir die iPod-Ohrstöpsel derart tief in die Muscheln drücken musst, dass sie sich in der Mitte treffen.

Trotzdem herrscht in deinem Kopf die blanke Kakophonie aus Britney Spears und Tim Buckley. Immerhin fördert das die Aggression, was an manchen Geräten von Nutzen ist
.

Am schönsten ist es in der Umkleidekabine. Sie ist groß, die Bänke und Schränke sind aus Holz, es dominieren Erd- und Rottöne. Und es herrscht weitgehend Stille. Ein Refugium. An der Wand neben der Tür zu den Duschen steht eine altertümliche Waage, die man manuell ausbalancieren muss.

Wie sie so träumt vor der weinrot getünchten Wand, strahlt sie etwas Unvergängliches aus. Ein Relikt aus einer anderen Zeit, ein Solitär. Und sie verkörpert in ihrem ewigen duldsamen Dastehen für mich die Stille mitten in der Stadt.

2 Kommentare:

  1. Mit in-ear Kopfhörern wäre zumindest das Problem mit der Musik gelöst.

    Klappt bei mir wunderbar, die einfahrende S-Bahn muss ich immer bemerk ich erst, wenn die restlichen Wartenden zum Bahnsteig gehen.

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