Wenn man in der Stadt lebt und arbeitet, ist ein Auto Quatsch. Verschärft gilt das für St. Pauli. Es gibt wenig Parkplätze. Und wenn einer frei ist, gibt es bestimmt eine Einschränkung, die man garantiert übersieht, was einem ein Knöllchen einbringt. In der Seilerstraße existieren sogenannte Anwohnerparkplätze, auf denen wir - legitimiert durch einen speziellen Ausweis - zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens stehen dürften.
Zumindest in der Theorie. Denn diese Plätze sind in der Regel von Touristen- und Besucherautos illegal belegt. Wer es aus Buxtehude oder Pinneberg ins Amüsierviertel geschafft hat, dem ist es nicht sooo wichtig, ob ein St. Paulianer noch irgendwo parken kann. Außerdem findet auch ein Pinneberger in der Regel keinen Anwohnerparkplatz mehr frei vor, weil ein Buxtehuder ihn schon Stunden vorher okkupiert hat. Also parkt er im Halteverbot oder gleich auf dem Gehweg und wartet gottergeben aufs unvermeidliche Knöllchen.
Kurz: Für uns war der Betrieb eines Autos schlicht Nervkram. Der Wagen (ein Fiat Uno) hatte keinen besonderen Nutzen, aber Nachteile ohne Ende. Irgendwie waren wir fast erleichtert, als er uns eines Tages geklaut wurde. Er hatte direkt unter unserem Balkon gestanden, natürlich vollgetankt. Drei Wochen später tauchte er in Norderstedt wieder auf. Die Typen, die ihn geknackt hatten, schienen ihn nicht gerade geliebt zu haben, denn er taugte nur noch zum Verschrotten.
Schon in den Jahren zuvor hatte er einiges erdulden müssen: plattgestochene Reifen, zertrümmerte Seitenscheiben, zerkratzter Lack. Einmal schlug irgendwer das Fenster ein und packte den Inhalt des Handschuhfachs auf den Beifahrersitz, ohne was zu klauen. Schien so eine Art Warnung zu sein. Offenbar waren die Gäste der „Bar“ im Erdgeschoss (vgl. den gleichnamigen Eintrag) der Meinung, wir würden zu oft auf Parkplätzen stehen, die sie viel sinnvoller nutzen könnten. Doch wir blieben begriffsstutzig, auch noch viele kaputte Scheiben, Reifen und Lacksegmente später. Die liebevolle Behandlung unseres armen Uno hörte erst auf, als die „Bar“ der Großrazzia zum Opfer fiel.
Doch wenig später wurde der Wagen dann geklaut. Heute gehen wir mit dem Hackenporsche einkaufen und verfolgen die Entwicklung der Benzinpreise mit herzlichem Desinteresse.
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