„Mal sehen, ob er gut gemacht ist.“ Der Kiezbäcker nimmt meinen 50-Euro-Schein, mit dem ich leicht verschämt die Samstagsbrötchen bezahlen möchte, und fährt ihn mit einem grauen, an einen USB-Stick erinnernden Lichtstift ab.
„Meine Falschgeldausrüstung zu Hause ist eigentlich spitze“, sage ich. „So“, sagt der Kiezbäcker, während er den Fuffi wegsteckt und nach Wechselgeld kramt, „hab ich Sie auch eingeschätzt.“
Dieser kleine Dialog mit einer St.-Pauli-Institution – wer den Kiezbäcker nicht kennt: Er vertickt seinen körnerreichen Stoff in der Silbersackstraße – passt gut zum heutigen Tag. Denn dieses ohne den Kiez undenkbare Blog feiert schon wieder sein Wiegenfest, und zwar zum zwölften Mal. Damit dürfte die Rückseite der Reeperbahn endgültig zu den Methusalems der deutschen Blogosphäre gehören.
Was die Besucherzahlen angeht, so liegen sie momentan recht stabil zwischen 1.700 und 2.000 täglich, mit Ausreißern nach oben und unten. Erstaunlich angesichts meiner seit Jahren rückläufigen Blogfrequenz (in den vergangenen zwölf Monaten hat sie immerhin wieder etwas angezogen).
Insgesamt waren seit 2010 (die Statistik davor ist leider verlorgengegangen) 3.490.328 Interessierte hier, viele natürlich mehrfach.
Jeder und jedem Einzelnen dafür demütigsten Dank! Ohne Sie und Ihre Kommentare wäre dieses Blog schon längst den Gang alles Irdischen gegangen. Man kann und muss sogar sagen: Nicht ich halte es am Leben, sondern Sie. Und das meine ich ernst.
Eines ungebrochenen Zulaufs erfreut sich noch immer einer der ältesten Texte überhaupt, der am 27. September 2005 veröffentlichte „Die Huren“. Mit knapp 37.000 Zugriffen ist diese kleine empirische Anleitung, wie man sich am besten der Avancen von Davidstraßendamen erwehrt, auch der mit riesigem Abstand meistgelesene. Der auf Platz zwei gelistete – „Die geschüttelte Unterhose“ vom 22. September 2013 – kommt auf 5.919.
Besonders erfreulich finde ich die 5.605 Leser von „Der weltweit mieseste Espresso von ganz Wien“, weil sie möglicherweise nicht in dieselbe Falle stolpern wie wir. Hier auf der Rückseite der Reeperbahn werden Sie nämlich nicht nur unterhalten, sondern auch geholfen!
Danksagungen, Beschimpfungen und gutgemeinte Ratschläge bitte in den Kommentaren.
PS: Das Foto zeigt die Abendsonne überm Millerntorstadion, neben dem Kiezbäcker eine weitere Institution auf St. Pauli.