Der Zwischenfall von vorgestern (ein Münchner Pendant dazu wird hier erzählt) hat eine Vorgeschichte, die ich erst jetzt, im Licht der aktuellen Ereignisse, richtig einstufen kann.
Vergangene Woche nämlich musste ich rennen, um an der Davidstraße den Bus noch zu erwischen. Er stand an der Haltestelle, als ich ihn erreichte. Doch die hintere Tür war zu. Ich betätigte den „Öffnen“-Knopf und nichts passierte. Noch mal drücken, nichts. Und plötzlich gibt der Fahrer Gas. Ich brülle irgendwas, das phonetisch an „Hey!“ erinnert und semantisch einen giftigen Mix aus Überraschung und Empörung ausdrücken soll.
Doch vergebens, weg ist er. Ärgerlich, aber solche Fahrer gibt es halt. Sie müssen offenbar mit einem nagenden Frust fertig werden, der ihr Leben vergiftet und sie von Zeit zu Zeit zu kleinen schäbigen Bösartigkeiten drängt.
Dachte ich zumindest. Doch dass auch diese Aktion mit der neuen Hamburger Regelung der Ticketpräsentation zusammenhing, ist mir erst jetzt aufgegangen. Wäre ich etwas sensibler gewesen, ich hätte schon vergangene Woche erahnt, was die Hochbahn mir durch die Schikane sagen wollte. Aber ich bin eben ein Holzklotz.
Die abgebildete Lampe hätte ich auch gern zu Hause stehen. Doch sie gehört der Geschäftsstelle der Aids-Hilfe in der Seilerstraße. Und sie steht dort gar nicht, sondern hängt von der Decke. Kleiner Drehtrick.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Bandy Bandy (feat. Erykah Badu)“ von Zap Mama, „Nighthawking“ von Tim Buckley und „Song #3“ von Marvin Gaye.
„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
17 Dezember 2005
16 Dezember 2005
Der Schäuble
Heute hat sich die neue Bundesregierung in Gestalt von Innenminister Wolfgang Schäuble ausdrücklich vom Völkerrecht verabschiedet.
Zwar möchte er ungern, dass deutsche Beamte foltern, soviel muss klar sein. Aber wenn ausländische Beamte das sowieso bereits getan haben, dann kann man die Geständnisse doch auch verwerten. Wo sie ja schon mal da sind.
Ja, ja, der gute Christ aus Baden. Mal davon abgesehen, wie perfide sein Vorschlag ist und wie leichthändig sich der Mann damit von den Menschenrechten und den Grundprinzipien der Humanität verabschiedet: Weiß er denn wirklich nicht, was von Geständnissen zu halten ist, die erfoltert wurden?
Mann, wenn man mit mir Ertrinken spielte, was nach Ansicht des guten texanischen Christen George W. Bush ja zu einem netten, legitimen Verhör dazugehört, dann würde ich alles gestehen, auch die Ermordung Kennedys. Oder den kompletten 11. September.
Sogar das Attentat auf Schäuble.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „The Postcard“ von Robbie Williams, „The world is a ghetto“ von War und „Druck“ von Richard Wahnfried.
Zwar möchte er ungern, dass deutsche Beamte foltern, soviel muss klar sein. Aber wenn ausländische Beamte das sowieso bereits getan haben, dann kann man die Geständnisse doch auch verwerten. Wo sie ja schon mal da sind.
Ja, ja, der gute Christ aus Baden. Mal davon abgesehen, wie perfide sein Vorschlag ist und wie leichthändig sich der Mann damit von den Menschenrechten und den Grundprinzipien der Humanität verabschiedet: Weiß er denn wirklich nicht, was von Geständnissen zu halten ist, die erfoltert wurden?
Mann, wenn man mit mir Ertrinken spielte, was nach Ansicht des guten texanischen Christen George W. Bush ja zu einem netten, legitimen Verhör dazugehört, dann würde ich alles gestehen, auch die Ermordung Kennedys. Oder den kompletten 11. September.
Sogar das Attentat auf Schäuble.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „The Postcard“ von Robbie Williams, „The world is a ghetto“ von War und „Druck“ von Richard Wahnfried.
15 Dezember 2005
Der Busfahrer
Nachdem ich die Zeisehallen (Foto) durchquert hatte, stellte ich mich an die Haltestelle Friedensallee. Bis zur Ankunft des Busses gab es noch keine Blog-Geschichte für heute. Wenig später schon.
Es begann damit, dass der Fahrer die hintere Tür nicht öffnete. Ich telefonierte gerade mit einem Freund und drückte gedankenverloren den Knopf, doch nichts geschah. Also hieß es nach vorne tapern, wo mich der Fahrer – ohne den Blick von der Straße zu wenden – mit den Worten begrüßte: „Statt telefonieren lieber Fahrkarte zeigen.“
Huch. Das war mir neu – und sein Tonfall vielleicht nicht hundertprozentig der Situation angemessen, denn immerhin sprach er mit einem Kunden, der mit einem nicht unerklecklichen Monatsbeitrag sein Gehalt finanzierte. Vielleicht hatte der gute Mann aber einfach diese Reflektionsebene noch nicht erreicht. Das sollte ihm allerdings auch im Lauf unserer Begegnung nicht mehr gelingen.
Bisher, wandte ich jedenfalls irritiert ein, habe man doch erst ab 21 Uhr die Karte zeigen müssen. Seit letzter Woche sei das eben anders, schnappte der Fahrer. Er schaute mich noch immer nicht an, sondern höchstens mal betont gelangweilt hoch zum Rückspiegel. Dabei gab es darin gar nichts zu sehen; immerhin konnte ja hinten keiner einsteigen, weil er die Tür nicht geöffnet hatte.
„Wo wurde diese Neuerung denn kommuniziert?“, fragte ich, nachdem ich meinem Freund gesagt hatte, ich riefe gleich zurück, derweil ich einhändig die Abokarte aus der Brieftasche fingerte. „In der BILD-Zeitung“, sagt er, „und im Hamburger Abendblatt.“
„Ich lese keine Springer-Zeitungen“, entgegnete ich dem Ignoranten recht giftig, obwohl ich manchmal doch in die eine oder andere reinluge, aber höchstens online. Zum Beispiel lese ich die Zitate im BILDblog (siehe links in der Blogroll), und die sind original Springer, nämlich allzu oft falsch, verdreht, verwechselt, dumm oder alles zusammen. Der Fahrer ratterte weitere Zeitungsnamen herunter.
„Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit“, demütigte ich ihn und zog mich in den hinteren Busteil zurück. Als wir uns zehn Minuten später der Davidstraße näherten, stellte ich mich zum Aussteigen vor die hintere Tür. Und zu meinem nicht geringen Erstaunen prangte dort der übliche riesigrunde Aufkleber: „Ab 21 Uhr bitte Karte vorne beim Fahrer vorzeigen.“ Es war 18:20 Uhr.
Also ging ich nach vorn und fragte den Fahrer, warum denn dieser Aufkleber da hinten noch klebe und ob er ihn nicht vielleicht mal entfernen wolle angesichts der doch per Springer kommunizierten veränderten Zusteigepraxis. „Wenden Sie sich an die Hochbahn“, sagte er und schaute schon wieder sinnlos in den Rückspiegel, „ich mache gar nichts weg.“
Um es noch mal zusammenzufassen: In ihren eigenen Bussen fordert mich die Hochbahn zu etwas auf, das sie per BILD-Zeitung untersagt hat. Doch der Fahrer hört auf BILD.Das ist Medienmacht.Große Musik, die heute durch den iPod floss: „A few minutes after trancefer“ von Klaus Schulze, „Scarborough fair“ von Walter Parks & Alan Dynin und „A stream with bright fish“ von Brian Eno & Harold Budd.
Es begann damit, dass der Fahrer die hintere Tür nicht öffnete. Ich telefonierte gerade mit einem Freund und drückte gedankenverloren den Knopf, doch nichts geschah. Also hieß es nach vorne tapern, wo mich der Fahrer – ohne den Blick von der Straße zu wenden – mit den Worten begrüßte: „Statt telefonieren lieber Fahrkarte zeigen.“
Huch. Das war mir neu – und sein Tonfall vielleicht nicht hundertprozentig der Situation angemessen, denn immerhin sprach er mit einem Kunden, der mit einem nicht unerklecklichen Monatsbeitrag sein Gehalt finanzierte. Vielleicht hatte der gute Mann aber einfach diese Reflektionsebene noch nicht erreicht. Das sollte ihm allerdings auch im Lauf unserer Begegnung nicht mehr gelingen.
Bisher, wandte ich jedenfalls irritiert ein, habe man doch erst ab 21 Uhr die Karte zeigen müssen. Seit letzter Woche sei das eben anders, schnappte der Fahrer. Er schaute mich noch immer nicht an, sondern höchstens mal betont gelangweilt hoch zum Rückspiegel. Dabei gab es darin gar nichts zu sehen; immerhin konnte ja hinten keiner einsteigen, weil er die Tür nicht geöffnet hatte.
„Wo wurde diese Neuerung denn kommuniziert?“, fragte ich, nachdem ich meinem Freund gesagt hatte, ich riefe gleich zurück, derweil ich einhändig die Abokarte aus der Brieftasche fingerte. „In der BILD-Zeitung“, sagt er, „und im Hamburger Abendblatt.“
„Ich lese keine Springer-Zeitungen“, entgegnete ich dem Ignoranten recht giftig, obwohl ich manchmal doch in die eine oder andere reinluge, aber höchstens online. Zum Beispiel lese ich die Zitate im BILDblog (siehe links in der Blogroll), und die sind original Springer, nämlich allzu oft falsch, verdreht, verwechselt, dumm oder alles zusammen. Der Fahrer ratterte weitere Zeitungsnamen herunter.
„Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit“, demütigte ich ihn und zog mich in den hinteren Busteil zurück. Als wir uns zehn Minuten später der Davidstraße näherten, stellte ich mich zum Aussteigen vor die hintere Tür. Und zu meinem nicht geringen Erstaunen prangte dort der übliche riesigrunde Aufkleber: „Ab 21 Uhr bitte Karte vorne beim Fahrer vorzeigen.“ Es war 18:20 Uhr.
Also ging ich nach vorn und fragte den Fahrer, warum denn dieser Aufkleber da hinten noch klebe und ob er ihn nicht vielleicht mal entfernen wolle angesichts der doch per Springer kommunizierten veränderten Zusteigepraxis. „Wenden Sie sich an die Hochbahn“, sagte er und schaute schon wieder sinnlos in den Rückspiegel, „ich mache gar nichts weg.“
Um es noch mal zusammenzufassen: In ihren eigenen Bussen fordert mich die Hochbahn zu etwas auf, das sie per BILD-Zeitung untersagt hat. Doch der Fahrer hört auf BILD.Das ist Medienmacht.Große Musik, die heute durch den iPod floss: „A few minutes after trancefer“ von Klaus Schulze, „Scarborough fair“ von Walter Parks & Alan Dynin und „A stream with bright fish“ von Brian Eno & Harold Budd.
14 Dezember 2005
Das Bürschchen
„Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich habe den Film gesehen.“ Dieser Satz ist geradezu Folklore: unter Kinokritikern. Erst heute habe ich ihn wieder gehört, am Rande der Pressevorstellung des Biopics „Capote". Reingehen bitte, ab 16. Februar.
Auf dem Weg ins Fitnessstudio passiere ich die abgebildeten Arkaden an der Ludwig-Erhard-Straße. Beim Bauchtraining liegt neben mir auf der Matte ein Bursche, der schwer von seiner Coolness überzeugt ist.
Alles an ihm ist geschniegelt und neu. Gel im frischfrisierten, von einem Band zurückgehaltenen Blondhaar, ein Bartstrich, der über Kiefernknochen und Kinn von einer Kotelette zur anderen huscht, als wollte er sich bei Bro'Sis bewerben. Futschneue Fila-Sneakers, blitzsaubere Adidas-Shorts, ein farblich darauf abgestimmter Knieschoner, den er wahrscheinlich bei einem Background-Tänzer in einem Madonna-Video entdeckt hat.
Alles perfekt also, wahrscheinlich war er vorm Training anderthalb Stunden bei Sport-Scheck. Aber beim Bauchtraining macht das Bürschchen nach zweieinhalb Minuten schlapp. Uff.
Es müsste ein Gesetz geben, das Anfänger darauf verpflichtete, in den ersten Trainingsstunden schäbige Lappen zu tragen. Im Lauf der Monate könnten sie sich dann hochcrunchen zu Markenklamotten. Eine große Koalition müsste das doch hinkriegen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Shadow blues“, „A shining lamp“ und „Snow camping“, alle von der unvergleichlichen Laura Veirs. Wie sagt der Amerikaner? Dig it!
Auf dem Weg ins Fitnessstudio passiere ich die abgebildeten Arkaden an der Ludwig-Erhard-Straße. Beim Bauchtraining liegt neben mir auf der Matte ein Bursche, der schwer von seiner Coolness überzeugt ist.
Alles an ihm ist geschniegelt und neu. Gel im frischfrisierten, von einem Band zurückgehaltenen Blondhaar, ein Bartstrich, der über Kiefernknochen und Kinn von einer Kotelette zur anderen huscht, als wollte er sich bei Bro'Sis bewerben. Futschneue Fila-Sneakers, blitzsaubere Adidas-Shorts, ein farblich darauf abgestimmter Knieschoner, den er wahrscheinlich bei einem Background-Tänzer in einem Madonna-Video entdeckt hat.
Alles perfekt also, wahrscheinlich war er vorm Training anderthalb Stunden bei Sport-Scheck. Aber beim Bauchtraining macht das Bürschchen nach zweieinhalb Minuten schlapp. Uff.
Es müsste ein Gesetz geben, das Anfänger darauf verpflichtete, in den ersten Trainingsstunden schäbige Lappen zu tragen. Im Lauf der Monate könnten sie sich dann hochcrunchen zu Markenklamotten. Eine große Koalition müsste das doch hinkriegen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Shadow blues“, „A shining lamp“ und „Snow camping“, alle von der unvergleichlichen Laura Veirs. Wie sagt der Amerikaner? Dig it!
13 Dezember 2005
Der Media Markt
Wenn du dich mal allein und verlassen fühlen willst, geh in den Media Markt. Auf der Suche nach einem bestimmten, mir allerdings in seiner genauen Ausformung unbekannten Kabel irre ich durch die Gänge der Filiale am Bahnhof Altona (davor kann ich unbemerkt das abgebildete Beinfoto schießen).
Doch kein Verkäufer in Sicht. Ich bin desorientiert und hilflos. Allen anderen Kunden scheint es genauso zu gehen. Ratlosigkeit schwebt über uns wie eine große schwarze Wolke. Ich finde schließlich die richtige Abteilung, sie liegt eine Etage höher.
Da, ein Verkäufer. Allerdings radebrecht er gerade ein Beratungsgespräch mit einem älteren Herrn auf Englisch. Ich warte. Und warte. Und warte. Es will kein Ende nehmen.
Ich entferne mich, um einen anderen Verkäufer zu finden. Das gelingt auch. Ich schildere das Problem, er sagt zu meiner spontan aufflammenden Freude: „Kommen Sie bitte mit“, was ich auch tue – und stehe plötzlich wieder vor dem Radebrecher. Ich fühle mich wie Sysyphos.
„Hier habe ich schon 20 Minuten aufs Ende seines Verkaufsgesprächs gewartet“, erkläre ich dem Hinbringer mit einem ersten Hauch von Frustration in der Stimme, „und ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen.“ Nun, das war eine Fehlannahme. Er sei vollkommen unzuständig und habe nicht den Schimmer einer Ahnung von jener merkwürdigen Welt der Kabel, erklärt er sinngemäß und schulterzuckend im eiligen Weggehen.
Während ich also schon wieder aufs Ende dieses zähen Kauderwelschs warte, sehe ich, wie eine Dame, die bereits vorhin mit mir gemeinsam um den kabelkundigen Verkäufer buhlte, einen weiteren Media-Markt-Mann anspricht. Sein Schulterzucken kommt mir inzwischen bekannt vor, doch seine Antwort ist mir neu: „Nein, ich kann Ihnen nicht helfen, ich bin nur ein Praktikant.“ Sein Lächeln wirkt triumphierend, aber ich kann mich täuschen. Die Dame dampft ab. Durch ihre schwarze Wolke zucken Blitze.
Irgendwann ist es soweit. Ich kann den richtigen Mann ansprechen. Und er identifiziert sogar mein Kabel. Trotzdem gehe ich da nicht mehr hin. Ich bin doch nicht blöd.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Untitled 3“ von Calexico/TLS, „Appalachian spring “ von Yo-Yo Ma und „Promenade sentimentale“ von Vladimir Costa.
Doch kein Verkäufer in Sicht. Ich bin desorientiert und hilflos. Allen anderen Kunden scheint es genauso zu gehen. Ratlosigkeit schwebt über uns wie eine große schwarze Wolke. Ich finde schließlich die richtige Abteilung, sie liegt eine Etage höher.
Da, ein Verkäufer. Allerdings radebrecht er gerade ein Beratungsgespräch mit einem älteren Herrn auf Englisch. Ich warte. Und warte. Und warte. Es will kein Ende nehmen.
Ich entferne mich, um einen anderen Verkäufer zu finden. Das gelingt auch. Ich schildere das Problem, er sagt zu meiner spontan aufflammenden Freude: „Kommen Sie bitte mit“, was ich auch tue – und stehe plötzlich wieder vor dem Radebrecher. Ich fühle mich wie Sysyphos.
„Hier habe ich schon 20 Minuten aufs Ende seines Verkaufsgesprächs gewartet“, erkläre ich dem Hinbringer mit einem ersten Hauch von Frustration in der Stimme, „und ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen.“ Nun, das war eine Fehlannahme. Er sei vollkommen unzuständig und habe nicht den Schimmer einer Ahnung von jener merkwürdigen Welt der Kabel, erklärt er sinngemäß und schulterzuckend im eiligen Weggehen.
Während ich also schon wieder aufs Ende dieses zähen Kauderwelschs warte, sehe ich, wie eine Dame, die bereits vorhin mit mir gemeinsam um den kabelkundigen Verkäufer buhlte, einen weiteren Media-Markt-Mann anspricht. Sein Schulterzucken kommt mir inzwischen bekannt vor, doch seine Antwort ist mir neu: „Nein, ich kann Ihnen nicht helfen, ich bin nur ein Praktikant.“ Sein Lächeln wirkt triumphierend, aber ich kann mich täuschen. Die Dame dampft ab. Durch ihre schwarze Wolke zucken Blitze.
Irgendwann ist es soweit. Ich kann den richtigen Mann ansprechen. Und er identifiziert sogar mein Kabel. Trotzdem gehe ich da nicht mehr hin. Ich bin doch nicht blöd.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Untitled 3“ von Calexico/TLS, „Appalachian spring “ von Yo-Yo Ma und „Promenade sentimentale“ von Vladimir Costa.
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12 Dezember 2005
Das WM-Spiel
Wir wurden schon gestern Abend per SMS vorgewarnt: Im Büro sei die Heizung ausgefallen. Wir sollten uns besser warm anziehen. Um halb zehn heute morgen gingen sie also los, die allgemeinen Schal- und Wollsockenfestspiele.
Wie sich allerdings herausstellte, war die Heizung bereits über Nacht repariert worden. Ich versuchte dennoch spaßeshalber, mit Strickhandschuhen meinen Namen in die Tastatur zu hacken. Ergebnis: „Ma tg g hiysxc Wabvnef“.
Seit Freitag muss ich mich mit Spötteleien über mein WM-Spiel herumschlagen. Costa Rica gegen Ecuador, hmpff. Aber man muss das mal so sehen: Ecuadorianerinnen und Costaricanerinnen, mit denen ich unzweifelhaft die Tribüne teilen werde, wollen sicherlich nächsten Juni die abgetakelten Sambaschabracken aus Brasilien vergessen machen. Immerhin ist das ihre einzige Chance. Und wo geht das am allerallerbesten? Bei genau dieser Partie. Costa Rica gegen Ecuador. Und ich mittendrin.
So.
Abends bin ich zum Weihnachtsessen einer großen Plattenfirma eingeladen. Im Restaurant Abendmahl am Hein-Köllisch-Platz (wo ich die abgebildete Telefonzelle mit Baumkorona entdeckte) ist es höllisch laut, obwohl keine Musik spielt, nicht mal die der großen Plattenfirma. Dennoch weht ein denkwürdiger Dialogfetzen zu uns herüber, und er klingt, findet Herr Rammoser, wie in Stein gemeißelt:
„Das kannst du vergessen!”
„Ich denk gar nicht dran!“
Darauf muss man erst mal kommen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Knife in the table“ von Beef Terminal, „Deep lake“ von Film School und „FM delight“ von Klaus Schulze.
Wie sich allerdings herausstellte, war die Heizung bereits über Nacht repariert worden. Ich versuchte dennoch spaßeshalber, mit Strickhandschuhen meinen Namen in die Tastatur zu hacken. Ergebnis: „Ma tg g hiysxc Wabvnef“.
Seit Freitag muss ich mich mit Spötteleien über mein WM-Spiel herumschlagen. Costa Rica gegen Ecuador, hmpff. Aber man muss das mal so sehen: Ecuadorianerinnen und Costaricanerinnen, mit denen ich unzweifelhaft die Tribüne teilen werde, wollen sicherlich nächsten Juni die abgetakelten Sambaschabracken aus Brasilien vergessen machen. Immerhin ist das ihre einzige Chance. Und wo geht das am allerallerbesten? Bei genau dieser Partie. Costa Rica gegen Ecuador. Und ich mittendrin.
So.
Abends bin ich zum Weihnachtsessen einer großen Plattenfirma eingeladen. Im Restaurant Abendmahl am Hein-Köllisch-Platz (wo ich die abgebildete Telefonzelle mit Baumkorona entdeckte) ist es höllisch laut, obwohl keine Musik spielt, nicht mal die der großen Plattenfirma. Dennoch weht ein denkwürdiger Dialogfetzen zu uns herüber, und er klingt, findet Herr Rammoser, wie in Stein gemeißelt:
„Das kannst du vergessen!”
„Ich denk gar nicht dran!“
Darauf muss man erst mal kommen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Knife in the table“ von Beef Terminal, „Deep lake“ von Film School und „FM delight“ von Klaus Schulze.
11 Dezember 2005
Das Knoblauchdesaster
Bin gerade während der Premiere-Bundesligakonferenz beim Kochen, als aus dem Wohnzimmer ein Moderatorenlärm ertönt, der mit der 1:0-Führung meines 1. FC Köln zusammenhängen könnte.
Ich stürme wie ein fideler Geißbock durch den Flur und finde zu meinem Entzücken den Höreindruck bestätigt. Euphorisiert betrachte ich das Tor aus allen Perspektiven und kehre beschwingt zurück in die Küche.
Hat schon mal jemand eine Pfanne mit verbranntem Knoblauch vorgefunden? Es sind sehr hässliche pechschwarze Flocken, die am Pfannenboden festkleben, weil das, was einst Olivenöl war, in einer thermodynamischen Reaktion zu einem nicht nur olfaktorisch eklen gelben Schmier verschmolzen ist.
Bremen gewinnt dann doch noch.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „World spins“ von Julee Cruise, „Acts of heroes“ von Washington und „Lobster“ von Red Snapper.
Ich stürme wie ein fideler Geißbock durch den Flur und finde zu meinem Entzücken den Höreindruck bestätigt. Euphorisiert betrachte ich das Tor aus allen Perspektiven und kehre beschwingt zurück in die Küche.
Hat schon mal jemand eine Pfanne mit verbranntem Knoblauch vorgefunden? Es sind sehr hässliche pechschwarze Flocken, die am Pfannenboden festkleben, weil das, was einst Olivenöl war, in einer thermodynamischen Reaktion zu einem nicht nur olfaktorisch eklen gelben Schmier verschmolzen ist.
Bremen gewinnt dann doch noch.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „World spins“ von Julee Cruise, „Acts of heroes“ von Washington und „Lobster“ von Red Snapper.
10 Dezember 2005
Der Besuch
In einem anderen Blog las ich unlängst, wie mulmig einem wird, wenn man direkt am Transenstrich in der Schmuckstraße wohnt und ein Elternbesuch ansteht. So ähnlich geht es mir dieses Wochenende.
Die beiden älteren Herrschaften kommen aus einem frommen hessischen Dörfchen und müssen jetzt zwischen Peepshows, Sexkinos und Betteljunkies hindurch slalomieren, um Sohn und Schwiegertochter in der Seilerstraße aufzusuchen. Wir lotsen sie möglichst um die neuralgischen Punkte herum, führen sie sogar in die beruhigend weit vom Sündenpfuhl entfernte AOL-Arena (Westtribüne, Block 16c), um den HSV gegen Hertha siegen zu sehen.
Statt heißer Ohren auf dem Kiez holen sie sich also nur kalte Füße im Stadion an der Müllverbrennungsanlage. Und müssen hinterher feststellen, dass dort nach dem Spiel genauso viele Taxis herumstehen wie in ihrem kleinen frommen hessischen Dörfchen an der Hauptstraße: nämlich null. Weltstadt Hamburg.
Also muss ich mich mit Frau und Eltern bang in die rücksichtslose Menschenmasse stürzen, die in einen der Shuttle-Busse eindringen will – und zwar alle Mann gleichzeitig, sofort und ohne Rücksicht auf Verluste oder ältere Herrschaften. Meine Mutter entpuppt sich indes als robuste Ellbogenscharfschützin, ich remple, schiebe und stoße staunend hinter ihr her.
Abends gibt es Hirschgulasch.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Cosmic trigger“ von Axiom Ambient, „Flammende Herzen“ von Michael Rother und „Clue“ von Roedelius.
Die beiden älteren Herrschaften kommen aus einem frommen hessischen Dörfchen und müssen jetzt zwischen Peepshows, Sexkinos und Betteljunkies hindurch slalomieren, um Sohn und Schwiegertochter in der Seilerstraße aufzusuchen. Wir lotsen sie möglichst um die neuralgischen Punkte herum, führen sie sogar in die beruhigend weit vom Sündenpfuhl entfernte AOL-Arena (Westtribüne, Block 16c), um den HSV gegen Hertha siegen zu sehen.
Statt heißer Ohren auf dem Kiez holen sie sich also nur kalte Füße im Stadion an der Müllverbrennungsanlage. Und müssen hinterher feststellen, dass dort nach dem Spiel genauso viele Taxis herumstehen wie in ihrem kleinen frommen hessischen Dörfchen an der Hauptstraße: nämlich null. Weltstadt Hamburg.
Also muss ich mich mit Frau und Eltern bang in die rücksichtslose Menschenmasse stürzen, die in einen der Shuttle-Busse eindringen will – und zwar alle Mann gleichzeitig, sofort und ohne Rücksicht auf Verluste oder ältere Herrschaften. Meine Mutter entpuppt sich indes als robuste Ellbogenscharfschützin, ich remple, schiebe und stoße staunend hinter ihr her.
Abends gibt es Hirschgulasch.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Cosmic trigger“ von Axiom Ambient, „Flammende Herzen“ von Michael Rother und „Clue“ von Roedelius.
09 Dezember 2005
Die Weihnachtsfeier
Das Gute an Weihnachtsfeiern? Temporär freie Kost und Logis sowie viel Zeit für die üblichen dummen Witze, aber ohne dass Arbeit liegen bleibt.
Heute Abend sitzt fast die ganze Welt – na gut, rund eine Drittelmilliarde Menschen – vor den Fernsehern und verfolgt die WM-Auslosung, während das Kollegium sich an Fischsuppe, Ziegenkäse im Speckgürtel und Ente auf Rotkohl mit Polenta und Bohnengemüse laben darf. Der präventiv eingerichtete SMS-Service von zu Hause liefert zunächst unbefriedigende Ergebnisse – „Heidi Klum hat breitere Schultern als Reinhold Beckmann“ ist zwar eine interessante Beobachtung, aber nicht gerade die Neuigkeit, nach der die Fußball-Aficionados am Tisch sehnlichst gieren. Ich muss telefonisch eine zielgenauere Informationspolitik anmahnen, was auch fruchtet.
In der ersten Auslosungsphase hatte ich ein Ticket für das WM-Spiel am 15. Juni in Hamburg ergattert, und gegen 22.30 Uhr ist dann endlich klar, welches es sein wird: Costa Rica gegen Ecuador. Dabeisein ist alles, argumentiere ich präventiv offensiv, muss aber ohnmächtig erleben, wie dieses Ergebnis die Spottlust der fröhlichen Zechrunde kräftig befeuert. Selbstbewusst verbuche ich das als blanken Neid und ordere trotzig einen Marc de Provence, eine Art französischen Grappa.
Irgendwann stehen mehrere Kollegen gestikulierend im Raum, während sie mit offenbar nur noch vegetativ gesteuerten Reflexen in beiden Händen Weingläser unterschiedlich kolorierten Inhalts ausbalancieren.
Es wird Zeit zu gehen, nicht ohne die spinnenartige Deckenlampe des Restaurants La Provence auf die SIM-Karte zu bannen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Love street“ von Nigel Kennedy, „Electric edwardians“ von In The Nursery und „Good times are back“ von TV Smith.
Heute Abend sitzt fast die ganze Welt – na gut, rund eine Drittelmilliarde Menschen – vor den Fernsehern und verfolgt die WM-Auslosung, während das Kollegium sich an Fischsuppe, Ziegenkäse im Speckgürtel und Ente auf Rotkohl mit Polenta und Bohnengemüse laben darf. Der präventiv eingerichtete SMS-Service von zu Hause liefert zunächst unbefriedigende Ergebnisse – „Heidi Klum hat breitere Schultern als Reinhold Beckmann“ ist zwar eine interessante Beobachtung, aber nicht gerade die Neuigkeit, nach der die Fußball-Aficionados am Tisch sehnlichst gieren. Ich muss telefonisch eine zielgenauere Informationspolitik anmahnen, was auch fruchtet.
In der ersten Auslosungsphase hatte ich ein Ticket für das WM-Spiel am 15. Juni in Hamburg ergattert, und gegen 22.30 Uhr ist dann endlich klar, welches es sein wird: Costa Rica gegen Ecuador. Dabeisein ist alles, argumentiere ich präventiv offensiv, muss aber ohnmächtig erleben, wie dieses Ergebnis die Spottlust der fröhlichen Zechrunde kräftig befeuert. Selbstbewusst verbuche ich das als blanken Neid und ordere trotzig einen Marc de Provence, eine Art französischen Grappa.
Irgendwann stehen mehrere Kollegen gestikulierend im Raum, während sie mit offenbar nur noch vegetativ gesteuerten Reflexen in beiden Händen Weingläser unterschiedlich kolorierten Inhalts ausbalancieren.
Es wird Zeit zu gehen, nicht ohne die spinnenartige Deckenlampe des Restaurants La Provence auf die SIM-Karte zu bannen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Love street“ von Nigel Kennedy, „Electric edwardians“ von In The Nursery und „Good times are back“ von TV Smith.
08 Dezember 2005
Der Umzug Israels
Der heute veröffentlichte Vorschlag des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad, Israel kurzerhand nach Deutschland zu verlegen, weil damit „das Kernproblem der Region“ gelöst sei, stieß bei mir auf spontane Gegenliebe. Zumal ich sofort eine Idee hatte, welche der „ein bis zwei Provinzen“ (Ahmadinedschad) wir dafür zur Verfügung stellen könnten. Also trabte ich vorfreudig zum Franken, doch der reagierte auf meinem Vorschlag recht muffig.
Auch mein Argument: „Dann haben wir endlich die Atombombe!“ wollte ihn in seiner Ablehnung nicht wankend machen. Selbst mein Ergänzungsangebot – Zurverfügungstellung der Provinzen Sachsen, meinetwegen auch Mecklenburg-Vorpommern – fruchtete nichts.
Dank Ahmadinedschad schlägt uns der Iran endlich auf der nach oben offenen Peinlichkeitsskala, deren Rekordmarke wir seit Bundespräsident Lübke („Meine Damen und Herren, liebe Neger“) und Kanzler Kohl („You can say you to me“) unangefochten inne hatten.
Einen solch denkwürdigen Tag sollte man kulinarisch beenden. Dabei half eine Einladung zum Showcase mit Dinner ins Café Lago, wo sie sehr schöne Bodenkacheln haben, wie man sieht. Durch die halb blickdichten Bastjalousien sahen wir die Elbe schimmern im Licht der Docks, während man u. a. Gänsekeulen auf Rotkohl servierte und ein italienischer Topten-Sänger uns mit einer Akustikversion von „Rhythm is a dancer“ überraschte.
Für einen schönen runden Abschluss dieses Tages sorgte schließlich die Enthüllung, dass der Italiener ein gebürtiger Israeli sei. Wir verbuchten ihn freudig als Vorhut im Sinne Ahmadinedschads.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Sally Ann“ von Natalie Merchant, „It takes a lot to laugh, it takes a train to cry“ von Jerry Garcia & Merle Saunders und „One“ von U2.
Auch mein Argument: „Dann haben wir endlich die Atombombe!“ wollte ihn in seiner Ablehnung nicht wankend machen. Selbst mein Ergänzungsangebot – Zurverfügungstellung der Provinzen Sachsen, meinetwegen auch Mecklenburg-Vorpommern – fruchtete nichts.
Dank Ahmadinedschad schlägt uns der Iran endlich auf der nach oben offenen Peinlichkeitsskala, deren Rekordmarke wir seit Bundespräsident Lübke („Meine Damen und Herren, liebe Neger“) und Kanzler Kohl („You can say you to me“) unangefochten inne hatten.
Einen solch denkwürdigen Tag sollte man kulinarisch beenden. Dabei half eine Einladung zum Showcase mit Dinner ins Café Lago, wo sie sehr schöne Bodenkacheln haben, wie man sieht. Durch die halb blickdichten Bastjalousien sahen wir die Elbe schimmern im Licht der Docks, während man u. a. Gänsekeulen auf Rotkohl servierte und ein italienischer Topten-Sänger uns mit einer Akustikversion von „Rhythm is a dancer“ überraschte.
Für einen schönen runden Abschluss dieses Tages sorgte schließlich die Enthüllung, dass der Italiener ein gebürtiger Israeli sei. Wir verbuchten ihn freudig als Vorhut im Sinne Ahmadinedschads.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Sally Ann“ von Natalie Merchant, „It takes a lot to laugh, it takes a train to cry“ von Jerry Garcia & Merle Saunders und „One“ von U2.
07 Dezember 2005
Die Frauennamen
Ach ja, Männergespräche in der Umkleidekabine … Heute im Fitnessstudio unterhielten sich zwei meiner Geschlechtsgenossen, natürlich über Frauen. Genauer gesagt: über eine bestimmte.
„Wie heißt die noch mal?“, fragt der eine.
Der andere: „Karina.“
„Wie?“
„Na, Karina. Wie die Damenbinden.“
Schon war die Sache klar, und das Gespräch konnte recht unfallfrei fortgeführt werden.
In einer „Seinfeld“-Folge hat Titelheld Jerry den Namen der Frau vergessen, mit der er ausgeht. Er weiß nur noch, dass ihr Name sich auf einen Teil der weiblichen Anatomie reimt. Am Ende ahnt sie seine Amnesie und stellt ihn ultimativ zur Rede. Seine Lage ist natürlich vollkommen verzweifelt und hoffnungslos, und er setzt kleinlaut alles auf eine Karte: „Mulva …?“
Sie hieß natürlich Uschi.
Der auf dem Foto vorbeihuschende Bus am Bahnhof Altona brachte mich übrigens nicht zum Fitnessstudio. Aber der nächste.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Mysterious ways“ von U2, „Feels like teen spirit“ von Makrosoft und „I'm never gonna sleep tonight“ von Asche & Spencer vom „Stay“-Soundtrack.
„Wie heißt die noch mal?“, fragt der eine.
Der andere: „Karina.“
„Wie?“
„Na, Karina. Wie die Damenbinden.“
Schon war die Sache klar, und das Gespräch konnte recht unfallfrei fortgeführt werden.
In einer „Seinfeld“-Folge hat Titelheld Jerry den Namen der Frau vergessen, mit der er ausgeht. Er weiß nur noch, dass ihr Name sich auf einen Teil der weiblichen Anatomie reimt. Am Ende ahnt sie seine Amnesie und stellt ihn ultimativ zur Rede. Seine Lage ist natürlich vollkommen verzweifelt und hoffnungslos, und er setzt kleinlaut alles auf eine Karte: „Mulva …?“
Sie hieß natürlich Uschi.
Der auf dem Foto vorbeihuschende Bus am Bahnhof Altona brachte mich übrigens nicht zum Fitnessstudio. Aber der nächste.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Mysterious ways“ von U2, „Feels like teen spirit“ von Makrosoft und „I'm never gonna sleep tonight“ von Asche & Spencer vom „Stay“-Soundtrack.
06 Dezember 2005
Die Suchabfragen
Es ist mmer wieder interessant, wie Leute über Suchmaschinen auf diesen Blog stoßen. In der Regel suchen sie bei Google nach Begriffen wie „Herbertstraße“, „Huren“, „Transen“ oder „Reeperbahn“. Doch zu ihrer Überraschung empfange ich sie hier mit launigen Bemerkungen über meinen Alltag, und sie müssen arg unbefriedigt wieder von dannen surfen.
Heute fand jemand den Weg hierher über die Suchabfrage „reeperbahn luden“. Er (ich bin sicher, dass es ein Er war) kam aus Bayern, und pikanterweise heißt sein Heimatörtchen (ich bin sicher, dass es ein Örtchen ist) ausgerechnet „Poppendorf“. Diese sinnige Kombination aus Suchbegriff und Herkunft ist bisher ungeschlagen. Ist ja noch weit besser, als würde ein Hamburger nach „McDonalds“ suchen.
Unglaublich viele Leute landen außerdem auf meiner Seite, nachdem sie nach „Zahnarztstuhl“ gegoogelt haben. „Zahnarztstuhl“? Anfangs erschien mir das seltsam, bis mir klar wurde, dass auch das wohl sexuell motiviert sein muss.
Es ist eine fremde und seltsame Welt.
Der abgebildete Table-Dance-Club auf der Reeperbahn ist hiermit jetzt auch erwähnt; mal sehen, wann der erste neugierige Moulin-Rouge-Googler aus St. Blasien hier vorbeischaut.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „The passenger“ von Iggy Pop, „Sounds of silence“ von Simon & Garfunkel und „The killers“ von Motörhead.
Heute fand jemand den Weg hierher über die Suchabfrage „reeperbahn luden“. Er (ich bin sicher, dass es ein Er war) kam aus Bayern, und pikanterweise heißt sein Heimatörtchen (ich bin sicher, dass es ein Örtchen ist) ausgerechnet „Poppendorf“. Diese sinnige Kombination aus Suchbegriff und Herkunft ist bisher ungeschlagen. Ist ja noch weit besser, als würde ein Hamburger nach „McDonalds“ suchen.
Unglaublich viele Leute landen außerdem auf meiner Seite, nachdem sie nach „Zahnarztstuhl“ gegoogelt haben. „Zahnarztstuhl“? Anfangs erschien mir das seltsam, bis mir klar wurde, dass auch das wohl sexuell motiviert sein muss.
Es ist eine fremde und seltsame Welt.
Der abgebildete Table-Dance-Club auf der Reeperbahn ist hiermit jetzt auch erwähnt; mal sehen, wann der erste neugierige Moulin-Rouge-Googler aus St. Blasien hier vorbeischaut.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „The passenger“ von Iggy Pop, „Sounds of silence“ von Simon & Garfunkel und „The killers“ von Motörhead.
05 Dezember 2005
Die Tanzhalle
Dass die Tanzhalle „Tanzhalle“ heißt, ist ungefähr so, als würde man die Londoner Royal Albert Hall „Engtanzschuppen“ nennen. Der Club ist echt klein, wahrscheinlich der kleinste auf dem Kiez.
Er liegt in der Silbersackstraße, und um von der Seilerstraße unbelästigt von einschlägigen Damen dorthin zu gelangen, muss ein Plan her. Dazu gehört essentiell das Fahrrad. Aus mehreren Gründen: weil es a) nur mäßig regnet, b) schneller geht und c) die unterwegs trotz der Umgehungsroute eventuell lauernden Abfangjägerinnen es schwerer haben mit Opfern, die unterwegs sind wie der Blitz.
Ich radle also die Seilerstraße hinab, biege am Hamburger Berg links ein und dann rechts in die Reeperbahn, folge ihr bis zur S-Bahn-Station und überquere sie an der Fußgängerampel. Somit habe ich die hochneuralgischen Punkte Davidstraße und Hans-Albers-Platz, wo die Gefahr sich vielbeinig ballt, links liegen gelassen.
Jetzt kann ich ungestört die Silbersackstraße hochfahren, wo die Tanzhalle liegt. Dort spielen heute Abend zwei Gitarren-Bands, Film School und The National, und wären sie schon größer und berühmter, würden sie höhnisch lachen über die Tanzhalle und sich lieber ums Ausschlürfen bretonischer Austern kümmern. So aber ist man als Zuschauer nirgends weiter als sechs, sieben Meter von den Musikern weg.
Das geht natürlich auf die Ohren; ich verkrümele mich daher ans hintere Ende des Raumes, wo zugleich der Tresen aufhört. Und dort auf der Anrichte entdecke ich dieses Arrangement aus Flasche, Spieß und grobem Zucker im Glas. Auch im größten Lärm ist eben Platz für ein Stilleben.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Neon lights“ von Kraftwerk, „This wheel's on fire“ von The Byrds und „In love with a view“ von Mojave 3.
Er liegt in der Silbersackstraße, und um von der Seilerstraße unbelästigt von einschlägigen Damen dorthin zu gelangen, muss ein Plan her. Dazu gehört essentiell das Fahrrad. Aus mehreren Gründen: weil es a) nur mäßig regnet, b) schneller geht und c) die unterwegs trotz der Umgehungsroute eventuell lauernden Abfangjägerinnen es schwerer haben mit Opfern, die unterwegs sind wie der Blitz.
Ich radle also die Seilerstraße hinab, biege am Hamburger Berg links ein und dann rechts in die Reeperbahn, folge ihr bis zur S-Bahn-Station und überquere sie an der Fußgängerampel. Somit habe ich die hochneuralgischen Punkte Davidstraße und Hans-Albers-Platz, wo die Gefahr sich vielbeinig ballt, links liegen gelassen.
Jetzt kann ich ungestört die Silbersackstraße hochfahren, wo die Tanzhalle liegt. Dort spielen heute Abend zwei Gitarren-Bands, Film School und The National, und wären sie schon größer und berühmter, würden sie höhnisch lachen über die Tanzhalle und sich lieber ums Ausschlürfen bretonischer Austern kümmern. So aber ist man als Zuschauer nirgends weiter als sechs, sieben Meter von den Musikern weg.
Das geht natürlich auf die Ohren; ich verkrümele mich daher ans hintere Ende des Raumes, wo zugleich der Tresen aufhört. Und dort auf der Anrichte entdecke ich dieses Arrangement aus Flasche, Spieß und grobem Zucker im Glas. Auch im größten Lärm ist eben Platz für ein Stilleben.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Neon lights“ von Kraftwerk, „This wheel's on fire“ von The Byrds und „In love with a view“ von Mojave 3.
04 Dezember 2005
Die Telefonbuchfrage
Gestern auf der Post unten an der Ecke, direkt gegenüber der legendären Kneipe Tippel II: Zwei Männer wollen ein Telefonbuch kaufen. Postangestellter: „Von A–K oder von L–Z?" 1. Mann zum 2. Mann: „Der schreibt sich doch mit I, oder?" Und zum Postmann: „Also das Buch mit I.“
Postmann läuft los (Er läuft immer. Er kann alles, nur nicht langsam.). Der zweite Mann hat inzwischen einen Zettel rausgekramt, stiert konzentriert darauf und sagt mit jener gewissen Langsamkeit, die auf ein Bildungsniveau deutlich unter Doktorgrad schließen lässt: „Nee, mit Ypsilon.“ Er hält dem Kumpel den Zettel hin: „Das ist doch ein Ypsilon?"
Der Postangestellte hat gute Ohren und eine sehr niedrige Genervtseintoleranz. Er stoppt und fragt mit jener zuschnappenden Geschwindigkeit, die auf ein Bildungsniveau von mindestens Abitur schließen lässt: „Also, was denn nun: von A–K oder von L–Z?" 1. Mann: „Ach, geben Se beide.“
Ich liebe St. Pauli.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Chosen one“ von Smog, „Steady as a rock“ von Deadbeat und „Are you goin with me“ von Pat Metheny.
Postmann läuft los (Er läuft immer. Er kann alles, nur nicht langsam.). Der zweite Mann hat inzwischen einen Zettel rausgekramt, stiert konzentriert darauf und sagt mit jener gewissen Langsamkeit, die auf ein Bildungsniveau deutlich unter Doktorgrad schließen lässt: „Nee, mit Ypsilon.“ Er hält dem Kumpel den Zettel hin: „Das ist doch ein Ypsilon?"
Der Postangestellte hat gute Ohren und eine sehr niedrige Genervtseintoleranz. Er stoppt und fragt mit jener zuschnappenden Geschwindigkeit, die auf ein Bildungsniveau von mindestens Abitur schließen lässt: „Also, was denn nun: von A–K oder von L–Z?" 1. Mann: „Ach, geben Se beide.“
Ich liebe St. Pauli.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Chosen one“ von Smog, „Steady as a rock“ von Deadbeat und „Are you goin with me“ von Pat Metheny.
03 Dezember 2005
Der Hackenporsche
Mensch, was hat sich für eine Menge Altglas in der Abstellkammer angesammelt! Also werden flaschenvolle Plastiktüten in den Hackenporsche verfrachtet, und los geht es zu den Containern an der Budapester Straße.
Es ist ein Weg mit Hindernissen, vor allem, weil gestern St. Pauli ein Heimspiel hatte. Überall auf den Gehwegen gilt es kleine Rotz- und Spuckpfützen zu umfahren. Zum Glück sind sie gefroren. Aber trotzdem.
Sie konkurrieren hart mit zahllosen Hundehaufen um die Hoheit über die Bürgersteige. Es ist ziemlich schwer, keine dieser Tretminen zu durchrollen. Doch ich will den Hackenporsche wieder mit in die Wohnung nehmen, also ist höchste Vorsicht und Fahrkunst vonnöten.
Es handelt sich übrigens schon um unser zweites Gefährt dieser Art. Das erste besaßen wir im Originalzustand nur rund 30 Minuten. Ich hatte es bei Wal-Mart gekauft und kurzerhand als Transportmittel für die restlichen Einkäufe eingesetzt. Ich zog das Ding also auf Jungfernfahrt Richtung Seilerstraße, doch kurz vorm Ziel touchierte es meinen rechten Fuß.
Kleine Ursache, große Wirkung. Es geriet nämlich daraufhin in eine sich unaufhaltsam aufschaukelnde Schlingerbewegung. Flieh- und Hebelkräfte wuchsen rapide an, wodurch sich der Trolley trotz aller Stabilisierungsversuche meiner Hand entwand und volle Lotte aufs Pflaster knallte. Drin war unter anderem Buttermilch. Jetzt allerdings nicht mehr im Becher, sondern fein verteilt auf allen Einkäufen, mit denen das Gefährt beladen war.
Die meisten konnte ich zu Hause säubern, wenngleich es eine langwierige und von vielen gemurmelten Verwünschungen begleitete Fronarbeit war. Doch das Trolleyinnere selbst ganz und gar von Buttermilchresten zu befreien, erwies sich als unmöglich. Also stopfte ich ihn am gleichen Tag, an dem ich ihn gekauft hatte, in den Mülleimer. Seitdem werden sämtliche Milchprodukte, Eier und andere verpackte Flüssigkeiten zuerst in eine Plastiktüte gesteckt und dann in den Trolley. Das hat sich schon mehrfach als sehr weise erwiesen. Denn Unfälle passieren mir immer noch, auch nach drei Jahren Fahrpraxis.
Abends Martha Wainwright im Grünspan, wo die Treppe nach oben trotz des Clubnamens in heimeliges Rot getunkt ist. Maue 50 Leute sind dabei, als Wainwright ihren berühmten Songwriter-Vater Loudon in einer Zugabe liebevoll „Mother fucking asshole“ nennt. Jede Familie hat eben so ihre Probleme.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Time passes“ von Paul Weller, „Clifton in the rain“ von Al Stewart und „California rain“ von Ryan Adams.
Es ist ein Weg mit Hindernissen, vor allem, weil gestern St. Pauli ein Heimspiel hatte. Überall auf den Gehwegen gilt es kleine Rotz- und Spuckpfützen zu umfahren. Zum Glück sind sie gefroren. Aber trotzdem.
Sie konkurrieren hart mit zahllosen Hundehaufen um die Hoheit über die Bürgersteige. Es ist ziemlich schwer, keine dieser Tretminen zu durchrollen. Doch ich will den Hackenporsche wieder mit in die Wohnung nehmen, also ist höchste Vorsicht und Fahrkunst vonnöten.
Es handelt sich übrigens schon um unser zweites Gefährt dieser Art. Das erste besaßen wir im Originalzustand nur rund 30 Minuten. Ich hatte es bei Wal-Mart gekauft und kurzerhand als Transportmittel für die restlichen Einkäufe eingesetzt. Ich zog das Ding also auf Jungfernfahrt Richtung Seilerstraße, doch kurz vorm Ziel touchierte es meinen rechten Fuß.
Kleine Ursache, große Wirkung. Es geriet nämlich daraufhin in eine sich unaufhaltsam aufschaukelnde Schlingerbewegung. Flieh- und Hebelkräfte wuchsen rapide an, wodurch sich der Trolley trotz aller Stabilisierungsversuche meiner Hand entwand und volle Lotte aufs Pflaster knallte. Drin war unter anderem Buttermilch. Jetzt allerdings nicht mehr im Becher, sondern fein verteilt auf allen Einkäufen, mit denen das Gefährt beladen war.
Die meisten konnte ich zu Hause säubern, wenngleich es eine langwierige und von vielen gemurmelten Verwünschungen begleitete Fronarbeit war. Doch das Trolleyinnere selbst ganz und gar von Buttermilchresten zu befreien, erwies sich als unmöglich. Also stopfte ich ihn am gleichen Tag, an dem ich ihn gekauft hatte, in den Mülleimer. Seitdem werden sämtliche Milchprodukte, Eier und andere verpackte Flüssigkeiten zuerst in eine Plastiktüte gesteckt und dann in den Trolley. Das hat sich schon mehrfach als sehr weise erwiesen. Denn Unfälle passieren mir immer noch, auch nach drei Jahren Fahrpraxis.
Abends Martha Wainwright im Grünspan, wo die Treppe nach oben trotz des Clubnamens in heimeliges Rot getunkt ist. Maue 50 Leute sind dabei, als Wainwright ihren berühmten Songwriter-Vater Loudon in einer Zugabe liebevoll „Mother fucking asshole“ nennt. Jede Familie hat eben so ihre Probleme.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Time passes“ von Paul Weller, „Clifton in the rain“ von Al Stewart und „California rain“ von Ryan Adams.
02 Dezember 2005
Der Stadionbesuch
Nach längerer Zeit mal wieder im Millerntorstadion, wo der FC St. Pauli gegen Werder Bremen II antritt – leiderleider in der Regionalliga, man muss es eingestehen. Ich profitiere davon, dass einer aus Andreas' Dauerkartenclique verhindert ist, also springe ich kostenfrei ein.
Die Clique steht traditionell in der Gegengerade unten am Zaun, seit vielen Jahren. Von dort aus sieht man vor allem meterhoch aufragende Drahtgitter und Nachwuchsfans, die am Zaun hochklettern. Aber auf St. Pauli ist Fußballgucken selbst auch gar nicht so wichtig. Sondern das Gefühl, bei minus fünf Grad eine bescheuerte Leidenschaft mit 17 824 anderen zu teilen.
„Der größte Augenblick“, sagt Andreas, „ist der, wenn die Glocken läuten.“ Das passiert immer vorm Spiel, nämlich beim Auflaufen der Teams, und es sind die mächtigen Donnerglocken aus AC/DCs Song „Hell's bells“.
Doch heute gibt es weitere Höhepunkte: Zur Halbzeit führen wir 2:0. Plötzlich holen die Bremer blitzartig auf – 2:2. Das weckt St. Pauli aus der vorauseilenden Lethargie des sicheren Sieges. Das Team dreht auf, und beim bald folgenden 3:2 erweist es sich als besonderer Nachteil, unten am Zaun zu stehen, denn der Inhalt der aus den hinteren Reihen euphorisch weggeschleuderten Bierbecher landet vor allem hier, auf meiner neuen Land's-End-Squall-Jacke. Beim 4:2 sind dann zum Glück alle Becher schon leer.
Nach dem Sieg ziehen wir traditionell in die Domschänke. Die gesamte Gegengerade kommt offenbar auf die gleiche Idee. Es sieht bald so aus wie in der Kabine der Marx Brothers im Film „Die Marx Brothers auf hoher See“, aber alle sind beseelt vom Sieg und somit erfüllt von Toleranz und geradezu postkoitalem Gleichmut.
Die Domschänke könnte sich an Heimspieltagen goldene Zapfhähne verdienen, doch aus irgendeinem Grund hält sie das Bier lachhaft billig: 1,40 Euro die Flasche! Vielleicht würde ja ein Preis von 2,80 die Zahl der Gäste halbieren – vielleicht aber auch nur das Mobiliar gefährden.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Time passes“ von Paul Weller, „Clifton in the rain“ von Al Stewart und „Outta my head“ von M. Ward.
Die Clique steht traditionell in der Gegengerade unten am Zaun, seit vielen Jahren. Von dort aus sieht man vor allem meterhoch aufragende Drahtgitter und Nachwuchsfans, die am Zaun hochklettern. Aber auf St. Pauli ist Fußballgucken selbst auch gar nicht so wichtig. Sondern das Gefühl, bei minus fünf Grad eine bescheuerte Leidenschaft mit 17 824 anderen zu teilen.
„Der größte Augenblick“, sagt Andreas, „ist der, wenn die Glocken läuten.“ Das passiert immer vorm Spiel, nämlich beim Auflaufen der Teams, und es sind die mächtigen Donnerglocken aus AC/DCs Song „Hell's bells“.
Doch heute gibt es weitere Höhepunkte: Zur Halbzeit führen wir 2:0. Plötzlich holen die Bremer blitzartig auf – 2:2. Das weckt St. Pauli aus der vorauseilenden Lethargie des sicheren Sieges. Das Team dreht auf, und beim bald folgenden 3:2 erweist es sich als besonderer Nachteil, unten am Zaun zu stehen, denn der Inhalt der aus den hinteren Reihen euphorisch weggeschleuderten Bierbecher landet vor allem hier, auf meiner neuen Land's-End-Squall-Jacke. Beim 4:2 sind dann zum Glück alle Becher schon leer.
Nach dem Sieg ziehen wir traditionell in die Domschänke. Die gesamte Gegengerade kommt offenbar auf die gleiche Idee. Es sieht bald so aus wie in der Kabine der Marx Brothers im Film „Die Marx Brothers auf hoher See“, aber alle sind beseelt vom Sieg und somit erfüllt von Toleranz und geradezu postkoitalem Gleichmut.
Die Domschänke könnte sich an Heimspieltagen goldene Zapfhähne verdienen, doch aus irgendeinem Grund hält sie das Bier lachhaft billig: 1,40 Euro die Flasche! Vielleicht würde ja ein Preis von 2,80 die Zahl der Gäste halbieren – vielleicht aber auch nur das Mobiliar gefährden.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Time passes“ von Paul Weller, „Clifton in the rain“ von Al Stewart und „Outta my head“ von M. Ward.
01 Dezember 2005
Der schwarze Riese
Auf der Reeperbahn gibt es einen neuen Discounter, einen Penny-Markt. Natürlich hat er sieben Tage die Woche geöffnet, sonst würde er hier ausgelacht.
Früher war in diesem Gebäude das Bayrisch-Zell untergebracht, eine auf hemdsärmelig und bierselig getrimmte Amüsierbrachialität mit weißblau gestrichener Fassade und ständig hervorbrechender „Oans, zwoa, gsuffa!“-Beschallung.
Als Koberer für diesen pseudo-urbayerischen Laden war ein schwarzer Riese tätig. Physiognomisch eine verblüffend treffsichere Mischung aus Gerald Asamoah und Roberto Blanco versah der Mann seinen Dienst mit verständlichem Missmut.
Sein von jeglichen Spuren der Hoffnung befreitetes „Wolle Se ma reinschaue?“ klingt mir noch recht gut im Ohr. Dazu schlenkerte der stets tadellos gekleidete Mann auf ungelenk herrische Weise den rechten Arm, was ich stets als einladende Geste deutete. Ganz sicher bin ich mir aber nicht.
Was er wohl jetzt macht, wo das Bayrisch-Zell einem Penny-Markt weichen musste? Wie beurteilt die Agentur für Arbeit sein Qualifikationsprofil?
Abends beim Konzert von Elbow in der Fabrik entstand das Foto. Oben in der Bar entdeckte ich diese ruhige Ecke, während drumherum die Schallwellen Purzelbäume schlugen. Leider hatte ich meine Ohrstöpsel vergessen und musste ein Papiertaschentuch zerknüllen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Meeting across the river“ von Bruce Springsteen, „Heart of glass“ von Blondie im Justus-Köhncke-Remix und „Scene of the crime“ von Les Sybarites.
Früher war in diesem Gebäude das Bayrisch-Zell untergebracht, eine auf hemdsärmelig und bierselig getrimmte Amüsierbrachialität mit weißblau gestrichener Fassade und ständig hervorbrechender „Oans, zwoa, gsuffa!“-Beschallung.
Als Koberer für diesen pseudo-urbayerischen Laden war ein schwarzer Riese tätig. Physiognomisch eine verblüffend treffsichere Mischung aus Gerald Asamoah und Roberto Blanco versah der Mann seinen Dienst mit verständlichem Missmut.
Sein von jeglichen Spuren der Hoffnung befreitetes „Wolle Se ma reinschaue?“ klingt mir noch recht gut im Ohr. Dazu schlenkerte der stets tadellos gekleidete Mann auf ungelenk herrische Weise den rechten Arm, was ich stets als einladende Geste deutete. Ganz sicher bin ich mir aber nicht.
Was er wohl jetzt macht, wo das Bayrisch-Zell einem Penny-Markt weichen musste? Wie beurteilt die Agentur für Arbeit sein Qualifikationsprofil?
Abends beim Konzert von Elbow in der Fabrik entstand das Foto. Oben in der Bar entdeckte ich diese ruhige Ecke, während drumherum die Schallwellen Purzelbäume schlugen. Leider hatte ich meine Ohrstöpsel vergessen und musste ein Papiertaschentuch zerknüllen.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Meeting across the river“ von Bruce Springsteen, „Heart of glass“ von Blondie im Justus-Köhncke-Remix und „Scene of the crime“ von Les Sybarites.
30 November 2005
Der Verdächtige
Am Bahnhof Altona sitze ich im 37er gegenüber der mittleren Tür, lese Spiegel und warte, dass der Bus abfährt. Mein Blick fällt auf einen Mann mit Bartschatten, der vor der Tür steht, obgleich noch Plätze frei sind. Er wirkt arabisch, trägt einen dicken Parka, Handschuhe und einen Rucksack auf dem Rücken. Er blickt unstet umher, und mir wird plötzlich unwohl. Was, wenn er … Ich höre auf zu lesen und überlege, ob ich aussteigen soll. Der nächste Bus fährt in zehn Minuten, und ich bin in Eile.
Soll ich? Quatsch! Oder doch?
Wir haben eine neue Kanzlerin, die noch einen braunen Hals hat von ihrem damaligen Besuch bei Irak-Krieger Bush, mit dem sie der deutschen Regierung in den Rücken fiel. Und im Irak wurde gestern eine deutsche Staatsbürgerin entführt. Kann es nicht sein, dass wir jetzt ebenso auf der Liste stehen wie England und Spanien?
Der Mann an der Tür schaut umher. Warum setzt er sich nicht? Sein Parka beult sich, der Rucksack ist prall. Ich bin wie versteinert. Die Türen flappen zu mit einem dumpfen Zischen, und der Bus fährt los. Die wahrscheinlich lächerliche Entscheidung, auszusteigen und auf den nächsten zu warten, ist mir abgenommen worden.
Der Spiegel liegt auf meinem Schoß. Ich beobachte den Mann, der sich jetzt umdreht und durch die Türscheiben in die Dunkelheit starrt. Sein Rucksack wölbt sich mir schwarz entgegen. Der Mann hält sich mit einer Hand an der Stange fest. Sein Körper schwankt im Zusammenspiel von Gravitation und Fliehkraft.
Wann würde es passieren? An einer Ampel? Wenn der Bus die Reeperbahn hochfährt? Vielleicht an der Haltestelle Davidstraße, wo die Sünde und Verderbtheit der westlichen Welt sich verdichtet zur grandiosen Verhöhnung seines Glaubens? Oder will er zur U-Bahn, in einen Tunnel, zum Hauptbahnhof?
Die nächste Haltestelle, Altonaer Poststraße. Der Bus stoppt, die Türen zischen auf. Der Mann steigt aus. Ich sehe, dass er ein steifes Bein hat. Er hätte sich gar nicht hinsetzen können, so eng, wie die Sitzreihen aneinander gebaut sind.
Ich bin beschämt und erleichtert. Abends im bretonischen Restaurant Ti Breizh in der historischen Deichstraße esse ich einen Schoko-Marzipan-Crêpe, für den Adam jederzeit den Garten Eden verlassen hätte. Über die Ost-West-Straße huschen die Lichter der Autos; und das würden sie auch, wenn abends irgendwo in der Stadt ein Bus explodiert wäre.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Two wrongs won't make things right“ von Tarnation, „Summer dress“ von Red House Painters und „Sight of you“ von Pale Saints.
Soll ich? Quatsch! Oder doch?
Wir haben eine neue Kanzlerin, die noch einen braunen Hals hat von ihrem damaligen Besuch bei Irak-Krieger Bush, mit dem sie der deutschen Regierung in den Rücken fiel. Und im Irak wurde gestern eine deutsche Staatsbürgerin entführt. Kann es nicht sein, dass wir jetzt ebenso auf der Liste stehen wie England und Spanien?
Der Mann an der Tür schaut umher. Warum setzt er sich nicht? Sein Parka beult sich, der Rucksack ist prall. Ich bin wie versteinert. Die Türen flappen zu mit einem dumpfen Zischen, und der Bus fährt los. Die wahrscheinlich lächerliche Entscheidung, auszusteigen und auf den nächsten zu warten, ist mir abgenommen worden.
Der Spiegel liegt auf meinem Schoß. Ich beobachte den Mann, der sich jetzt umdreht und durch die Türscheiben in die Dunkelheit starrt. Sein Rucksack wölbt sich mir schwarz entgegen. Der Mann hält sich mit einer Hand an der Stange fest. Sein Körper schwankt im Zusammenspiel von Gravitation und Fliehkraft.
Wann würde es passieren? An einer Ampel? Wenn der Bus die Reeperbahn hochfährt? Vielleicht an der Haltestelle Davidstraße, wo die Sünde und Verderbtheit der westlichen Welt sich verdichtet zur grandiosen Verhöhnung seines Glaubens? Oder will er zur U-Bahn, in einen Tunnel, zum Hauptbahnhof?
Die nächste Haltestelle, Altonaer Poststraße. Der Bus stoppt, die Türen zischen auf. Der Mann steigt aus. Ich sehe, dass er ein steifes Bein hat. Er hätte sich gar nicht hinsetzen können, so eng, wie die Sitzreihen aneinander gebaut sind.
Ich bin beschämt und erleichtert. Abends im bretonischen Restaurant Ti Breizh in der historischen Deichstraße esse ich einen Schoko-Marzipan-Crêpe, für den Adam jederzeit den Garten Eden verlassen hätte. Über die Ost-West-Straße huschen die Lichter der Autos; und das würden sie auch, wenn abends irgendwo in der Stadt ein Bus explodiert wäre.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Two wrongs won't make things right“ von Tarnation, „Summer dress“ von Red House Painters und „Sight of you“ von Pale Saints.
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29 November 2005
Das grelle Licht
Was vom Rade übrig blieb … Diese auf den Rahmen reduzierte Ruine fristet an der Kreuzung Rendsburger und Simon-von-Utrecht-Straße ihre Tage. Bianchi: gute Marke. Das Schloss scheint allerdings noch hochwertiger zu sein, sonst hätte der Fahrradteiledieb doch wohl das komplette Objekt seiner Begierde konfisziert.
Übrigens liegt dieses traurige Überbleibsel eines Fortbewegungsmittels in unmittelbarer Nähe eines Eckhauses, in dessen Souterrain eine Großfamilie gleichsam öffentlich lebt. Das weiß ich deshalb so genau, weil die Bewohner in der Regel auf jede Verschleierung ihres tagtäglichen Treibens verzichten.
Vorne, direkt an der zweispurigen Simon-von-Utrecht-Straße (Spitzname: „Stadtautobahn“), steht der Esstisch. Er ist meist reich gedeckt mit kleinen Schweinereien, und oftmals – eigentlich häufiger, als es die üblichen Essenszeiten nahelegen würden – sind an seinen Gestaden diverse Familienmitglieder traulich versammelt. Sie neigen übrigens alle nicht wenig zur Körperfülle.
Die Küche geht ohne Trennwand ins rückwärtig gelegene Wohnzimmer über, weshalb in der Regel mindestens ein dickes Kind auf die Couch gefläzt zu erleben ist, wo es mit Fernbedienungen herumhantiert. Dies alles sieht man unweigerlich im Vorübergehen.
Vor allem abends ist der Blick nahezu ungetrübt. Dann ist die ganze Pracht dieses geradezu holländischen Wohnkonzeptes in grellweißes Licht getaucht, von dessen Liebreiz auch türkische Kneipen und Bistros auf dem Kiez durchweg in den Bann geschlagen sind.
In diesen öffentlichen Treffs sitzen Männer – es sind immer Männer – beim Kartenspielen und Fußballgucken beisammen, und das schrille Licht der zahlreich anwesenden OP-Lampen bringt jedes einzelne ihrer üppigen Ohrhaare liebevoll zum Glänzen und Erglühen.
Ich wette, all diese Männer würden recht verunsichert herumdrucksen, wenn sie Gemütlichkeit definieren sollten.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Rialto“ von Laura Veirs, „Summer wine“ von Lee Hazlewood & Nancy Sinatra und „Deus ibi est“ von Isobel Campbell & Mark Lanegan.
Übrigens liegt dieses traurige Überbleibsel eines Fortbewegungsmittels in unmittelbarer Nähe eines Eckhauses, in dessen Souterrain eine Großfamilie gleichsam öffentlich lebt. Das weiß ich deshalb so genau, weil die Bewohner in der Regel auf jede Verschleierung ihres tagtäglichen Treibens verzichten.
Vorne, direkt an der zweispurigen Simon-von-Utrecht-Straße (Spitzname: „Stadtautobahn“), steht der Esstisch. Er ist meist reich gedeckt mit kleinen Schweinereien, und oftmals – eigentlich häufiger, als es die üblichen Essenszeiten nahelegen würden – sind an seinen Gestaden diverse Familienmitglieder traulich versammelt. Sie neigen übrigens alle nicht wenig zur Körperfülle.
Die Küche geht ohne Trennwand ins rückwärtig gelegene Wohnzimmer über, weshalb in der Regel mindestens ein dickes Kind auf die Couch gefläzt zu erleben ist, wo es mit Fernbedienungen herumhantiert. Dies alles sieht man unweigerlich im Vorübergehen.
Vor allem abends ist der Blick nahezu ungetrübt. Dann ist die ganze Pracht dieses geradezu holländischen Wohnkonzeptes in grellweißes Licht getaucht, von dessen Liebreiz auch türkische Kneipen und Bistros auf dem Kiez durchweg in den Bann geschlagen sind.
In diesen öffentlichen Treffs sitzen Männer – es sind immer Männer – beim Kartenspielen und Fußballgucken beisammen, und das schrille Licht der zahlreich anwesenden OP-Lampen bringt jedes einzelne ihrer üppigen Ohrhaare liebevoll zum Glänzen und Erglühen.
Ich wette, all diese Männer würden recht verunsichert herumdrucksen, wenn sie Gemütlichkeit definieren sollten.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Rialto“ von Laura Veirs, „Summer wine“ von Lee Hazlewood & Nancy Sinatra und „Deus ibi est“ von Isobel Campbell & Mark Lanegan.
28 November 2005
Der Blick ins Leere
Wir sahen den Hollywood-Thriller „Flightplan“ im Cinemaxx-Kino am Dammtor. Jodie Foster spielt eine traumatisierte Witwe, die den Sarg ihres Mannes von Berlin in die USA überführen will; und im Flugzeug geht ihr auch noch das einzige verloren, was ihr geblieben war: die kleine Tochter.
Kollege F., Hauptstadtfan und -kenner, monierte heute, es gebe gar keinen Direktflug von Berlin nach Amerika. Außerdem sei sogar mal kurz das Schild „Flughafen Leipzig“ zu sehen gewesen.
Was uns hingegen am meisten störte: Der komplette Plot steht und fällt damit, dass niemand an Bord das Mädchen bis zu seinem Verschwinden zu Gesicht bekommt – und der grotesk komplizierte Plan des perfiden Verbrecherduos basiert genau auf dieser Unwahrscheinlichkeit.
Vielleicht ist es im Licht einer solchen Drehbuchschwäche auch gar nicht mehr so schlimm, auf Neufundland plötzlich FBI-Agenten herumturnen zu sehen. Na, denen würden die Kanadier im richtigen Leben aber was husten.
Auf der Berlinale 1989 habe ich Jodie Foster mal fotografiert. Damals wusste ich noch nichts von meiner beginnenden Kurzsichtigkeit. So etwas entwickelt sich ja schleichend, und als erstes bemerken es gewöhnlich die Freunde und Bekannten – und zwar daran, dass man sie im Kino von Monat zu Monat in weiter vorne liegende Reihen zerren möchte. Am Ende dieses schleichenden Prozesses stehen dann Selbsterkenntnis, verletzte Eitelkeit, Kassenbrille und schließlich der Triumph, im Kino wieder Logenkarten kaufen zu können.
Wie auch immer: Damals auf der Berlinale war ich noch längst nicht so weit, was man dem Bild leider deutlich ansieht. Doch Jodies versonnener Blick ins Leere, ihr Lauschen nach innen auf den kleinen Knopf im Ohr: Das ist noch da, das ist zeitlos schön.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Life and death in the afternoon“ von Jack, „Success“ von Iggy Pop und „Nearly motionless“ von Jeff Klein.
Kollege F., Hauptstadtfan und -kenner, monierte heute, es gebe gar keinen Direktflug von Berlin nach Amerika. Außerdem sei sogar mal kurz das Schild „Flughafen Leipzig“ zu sehen gewesen.
Was uns hingegen am meisten störte: Der komplette Plot steht und fällt damit, dass niemand an Bord das Mädchen bis zu seinem Verschwinden zu Gesicht bekommt – und der grotesk komplizierte Plan des perfiden Verbrecherduos basiert genau auf dieser Unwahrscheinlichkeit.
Vielleicht ist es im Licht einer solchen Drehbuchschwäche auch gar nicht mehr so schlimm, auf Neufundland plötzlich FBI-Agenten herumturnen zu sehen. Na, denen würden die Kanadier im richtigen Leben aber was husten.
Auf der Berlinale 1989 habe ich Jodie Foster mal fotografiert. Damals wusste ich noch nichts von meiner beginnenden Kurzsichtigkeit. So etwas entwickelt sich ja schleichend, und als erstes bemerken es gewöhnlich die Freunde und Bekannten – und zwar daran, dass man sie im Kino von Monat zu Monat in weiter vorne liegende Reihen zerren möchte. Am Ende dieses schleichenden Prozesses stehen dann Selbsterkenntnis, verletzte Eitelkeit, Kassenbrille und schließlich der Triumph, im Kino wieder Logenkarten kaufen zu können.
Wie auch immer: Damals auf der Berlinale war ich noch längst nicht so weit, was man dem Bild leider deutlich ansieht. Doch Jodies versonnener Blick ins Leere, ihr Lauschen nach innen auf den kleinen Knopf im Ohr: Das ist noch da, das ist zeitlos schön.
Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Life and death in the afternoon“ von Jack, „Success“ von Iggy Pop und „Nearly motionless“ von Jeff Klein.
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